Selbst wenn Sie dieses Bibelzitat auf Anhieb nicht zuordnen können, als Internet-User kennen Sie es garantiert: Sie möchten nähere Informationen zu einem Sachverhalt, interessieren sich für ein bestimmtes Produkt oder wollen ein Reiseziel vorab kennenlernen. Da gibt es für viele nur eins: Sie googeln. Der Begriff hat es sogar schon in den Duden geschafft.

Die beliebteste Suchmaschine im Netz

Google wird als Suchmaschine weltweit am häufigsten genutzt. Sie ist in über 130 Sprachen am Markt. Die zahlreichen Produkte des Internetsuchdienstes haben das Ziel, den Usern das Informationsangebot des World Wide Web zugänglich zu machen. Beispielsweise gehören zu den angebotenen Applikationen der Webbrowser Google Chrome, der Emaildienst Google Mail und die Social-Network-Plattform Google+.

Der Mega-Konzern Alphabet wurde im Oktober 2015 gegründet und löste damit das bestehende Unternehmen Google ab. Google-Aktien wurden bei diesem Vorgang in Alphabet-Anteilscheine umgewandelt. Auf diese Weise sollen die einzelnen Unternehmensteile wie das Web-Geschäft (weiterhin unter dem Namen Google) oder beispielsweise die Entwicklung selbstfahrender Autos unabhängiger als einzelne Tochtergesellschaften arbeiten.

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Zu Alphabet zählen auch die Video-Plattform YouTube, der Kartendienst Google Maps und die Satellitenkarten von Google Earth. Darüber hinaus ist das Unternehmen im Hard- und Softwaremarkt für Smartphones und Tablets aktiv, welche es mit dem Betriebssystem Android und eigenen Smartphones wie dem Nexus bedient. Die Innovationen von Google in der Suchmaschinen-, Smartphone- und Internetwerbungsindustrie haben den Konzern zu einer der bekanntesten Marken weltweit gemacht. Außerdem gehören zur Alphabet-Holding das Bio-Unternehmen Calico und das Technologieunternehmen NestLabs.

Überragendes Wachstum

Alphabet erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 182,4 Mrd. USD und einen Gewinn von 41,0 Mrd. USD. Mit einem Börsenwert von rund 1,6 Billionen USD (Stand: März 2021) gehört Alphabet Inc. zu den sogenannten Big Five. Auf der Liste der größten Unternehmen der Welt, der Forbes Global 2000, nimmt der Konzern Platz 13 ein (Stand: Mai 2020).

In den zurückliegenden Jahren hat Alphabet beim Umsatz und beim operativen Gewinn ein geradezu atemberaubendes Wachstum hingelegt. Seit 2012 haben sich die Ergebnisse verfünffacht.

Erstklassige Zahlen auch im zweiten Quartal

Im Bericht zum 2. Quartal 2021, der Ende Juli bekannt gegeben wurde, belief sich der Umsatz von Alphabet auf 61,9 Mrd. USD. Gegenüber dem Vorjahr (38,3 Mrd. USD) entspricht dies einem Plus von sage und schreibe 61,6 %. Der Gewinn stieg sogar um 166 %. Auch wenn das Wachstum von Alphabet nicht auf ewig so spektakulär ausfallen kann – für die nächste Zeitgibt es noch genügend Entfaltungspotenzial.

Wachstumsmotor Werbegeschäft

50,4 Mrd. USD und damit über 80 % des Umsatzes erlöste der Konzern mit seinem Google-Werbegeschäft. Darin sind die Werbeerlöse über die Videoplattform YouTube integriert, welche nun über 7 Mrd. USD ausmachen. Das sind immerhin schon 11,3 % des Konzernumsatzes. Tendenz weiter steigend. Das Wachstum bei den YouTube-Umsätzen liegt derzeit im Übrigen bei sensationellen 84 %.

Die Zahlen verdeutlichen, welch starker Wachstumsmotor das Werbegeschäft für Alphabet ist. Dies wird auch nach Corona so bleiben. Im Netzt präsent zu sein wird für Unternehmen immer wichtiger.

„Zukunftswetten“ bis jetzt noch allesamt defizitär

Sogenannte „andere Wetten“ (Segment Other Bets) – davon betreibt Alphabet so einige. Dazu gehören Waymo (autonomes Fahren), DeepMind (Quantencomputer), Calico (Biochemie) und Verily (KI-basierte Wearables im Gesundheits-Bereich).

Alle Projekte zusammen generierten im Zeitraum April bis Juni 2021 Umsätze in Höhe von 192 Mio. USD. Die Erlöse aus den „Wetten“ stiegen damit immerhin um fast 30 %. Zugleich weitete sich der operative Verlust im Segment Other Bets aber auf 1,4 Mrd. USD aus. Das sind fast 300 Mio. USD mehr als ein Jahr zuvor.

Dank des florierenden Werbegeschäfts kann sich Alphabet dies aber ohne Probleme leisten. Geht eine Wette auf, ist das wunderbar. Klappt es nicht, ist es aber auch nicht tragisch. Sollte eines Tages auch nur eine Idee zünden und diese kommerzialisiert werden, kann dies völlig neue Wachstumsimpulse freisetzen. Lassen Sie uns einen näheren Blick auf zwei dieser „Wetten“ werfen.

Waymo startet Robotaxi-Service in San Francisco

Die auf autonomes Fahren spezialisierte Tech-Firma Waymo will ihre Robotaxi-Dienste in San Francisco jetzt endlich in größerem Stil anbieten. Nach mehr als zwölfjähriger Testphase in der kalifornischen Metropole  wird der Service nun für ein breiteres Publikum geöffnet.

Wer sich im Rahmen des Pilotprojekts kostenlos im selbstfahrenden Elektro-SUV vom Typ Jaguar I-Pace durch San Francisco befördern lassen will, kann sich über das „Trusted Tester“-Programm der Waymo-App bewerben. Im Gegenzug müssen Nutzer allerdings eine Geheimhaltungserklärung abgeben und die Firma mit Daten und Feedback versorgen. Obwohl die Wagen vollautonom unterwegs sind, bleibt zunächst ein Sicherheitsfahrer mit an Bord.

Spannende Alphabet-Tochter

Auch DeepMind ist eine spannende Tochter von Alphabet. DeepMind wurde 2014 von Google für 400 Mio. USD übernommen und hat sich auf Forschungsarbeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz spezialisiert. Zum Beispiel ist die britische Firma verantwortlich für ein Computerprogramm wie AlphaFold, das mit Hilfe von KI präzise vorhersagen kann, wie sich lange Proteinketten zusammenfalten – ein Meilenstein im Bereich der Molekularbiologie.

Das Unternehmen liefert nicht nur wichtige KI-Software für Dienste wie Google Maps oder YouTube, sondern in jüngster Zeit auch Gewinne. Die Zahlen von DeepMind zeigen, dass sich das Investment von Alphabet langsam aber sicher auszahlen könnte. Zunächst fallen allerdings die 60 Mio. USD angesichts des Konzerngewinns in Höhe von 62,9 Mrd. USD in 2020 noch kaum ins Gewicht. Was noch nicht ist, kann ja aber noch werden.

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Es wurde aber auch Zeit – so lange stand unsere Erde gefühlt noch nie still. Veranstaltungen, Events, Konzerte auf der einen, Reisen, Kongresse und Urlaube auf der anderen Seite: Die Zeit des Däumchendrehens und In-Die-Luft-Starrens (nichts anderes blieb den Reise- und Event-Veranstaltern im letzten Jahr übrig) scheint langsam dem Ende zuzugehen.

Die Pandemie ist zwar noch nicht vorbei und die mittel- bis langfristigen wirtschaftlichen Folgeschäden sind für viele Akteure der betroffenen Branchen noch nicht absehbar, dennoch verzeichnen die Schlüssel-Player einen klaren Aufschwung. Dieser zeigt sich deutlich in den Ergebnissen der ersten beiden Quartale 2021 – vor allem aber auch in den perspektivischen Investitionen und Geschäftsanbahnungen der letzten Zeit.

Die Veranstaltungsbranche ist insgesamt eine der Branchen, die unter den Corona-Beschränkungen am meisten gelitten haben. Zu ihr zählen nicht nur die Konzertveranstalter, sondern auch Messeunternehmen, Kongressveranstalter und Eventagenturen. Mit einem Umsatz von knapp 130 Mrd. EUR und etwa 1,5 Mio. Beschäftigten ist sie die sechstgrößte Branche in Deutschland.

Die ganze Welt der Veranstaltungen

Nehmen wir das Beispiel CTS Eventim: Der Entertainment-Gigant ist nahezu allgegenwärtig, wenn es um Veranstaltungen geht. Egal, ob Sie auf ein Konzert gehen, ein Festival besuchen, ein Musical, einen Comedy-Auftritt, das nächste Formel-1-Rennen oder sonst irgendeine Veranstaltung: die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie Ihr Ticket – als physische Eintrittskarte, selbstausgedruckt von zuhause oder als elektronische Variante mit QR-Code auf dem Smartphone – über eine Verkaufsstelle oder ein Onlineportal von CTS Eventim erstanden haben.

Daneben ist das Unternehmen selbst als Veranstalter und Betreiber etlicher großer Veranstaltungshallen in Europa aktiv. Das Geschäftsmodell von CTS Eventim bespielt also quasi sämtliche Stationen der Veranstaltungsbranche. Und wenn auch die Durchführung von Veranstaltungen selbst aktuell noch erst zaghaft ins Leben zurückzukehren beginnt – das Ticketing, der Vorverkauf für die verschiedensten Event-Formate in den nächsten Monaten bzw. im nächsten Jahr ist im vollen Gange.

Es geht bergauf durch die Tickets für die Zukunft

Gerade präsentierte CTS Eventim neue Zahlen. Im zweiten Quartal 2021 verdreifachte sich der Umsatz auf 45,7 Mio. EUR. Vom Vorkrisenniveau mit mehr als 400 Mio. EUR zwischen April und Ende Juni 2019 ist das Unternehmen zwar noch weit weg, aber immerhin werden wieder schwarze Zahlen geschrieben. Im zweiten Quartal 2020 wies CTS Eventim einen operativen Verlust in Höhe von 16,2 Mio. EUR aus, jetzt verbuchte das Unternehmen ein Plus von immerhin 99,1 Mio. EUR. Diese Angaben beziehen sich auf das bereinigte EBITDA.

Dass auch CTS Eventim selbst den positiven Trend als Auftakt der langfristigen Wiedererstarkung begreift, zeigen die jüngsten Schlagzeilen. Europas größter Ticketanbieter plant für die Zukunft nach Corona und setzt mit strategischen Expansionen klaren Kurs auf Wachstum.

CTS Eventim baut größte Multifunktionsarena Italiens

Der Ticketverkäufer und Eventexperte macht Nägel mit Köpfen und fügt seinem Portfolio eine neue Multifunktionsarena hinzu. Es handelt sich hierbei um die in Mailand geplante MSG Arena. Diese soll ihre Türen 2025 öffnen. CTS Eventim wird den kompletten Bau übernehmen und die Arena anschließend betreiben. 2026 ist dort die Austragung der Olympischen Winterspiele geplant. Die Arena wird zudem die größte Multifunktionsarena Italiens werden.

Das Außengelände ist mehr als 10.000 Quadratmeter groß und kann für großangelegte Open-Air-Veranstaltungen genutzt werden. In der Halle selbst sollen 16.000 Menschen Platz finden. Die Investitionssumme beträgt rund 180 Mio. EUR. Das neue Objekt reiht sich damit in die Liste der prominenten Veranstaltungsorte des Entertainment-Riesen ein wie beispielsweise die Lanxess-Arena in Köln, die Waldbühne Berlin, die Apollo Hall in London und viele andere.

Strategische Zukäufe und Großprojekte in der Pipeline

CTS Eventim versteht nur zu gut, die Krise der Veranstaltungsbranche zu nutzen, um die eigene Position zu stärken. Die Einkaufstour des Ticketing-Riesen geht daher weiter. Nun erwarb CTS Eventim die Mehrheit an Simply-X. Dabei handelt es sich um einen Anbieter von Scan-Säulen und Drehkreuzen zur digitalen Einlasskontrolle. Wie hoch genau die Beteiligung von CTS Eventim ist, wurde nicht öffentlich. Ebenso machten die Unternehmen keine Angaben zu finanziellen Details.

Den Investitionen auf der einen, stehen jedenfalls riesige Geschäftspotenziale für die Zukunft auf der anderen Seite gegenüber. Aktuell verhandelt CTS Eventim über den Zuschlag für das Ticketing bei Olympia 2024. Dies könnte der größte Deal für den deutschen Ticketing-Anbieter bis heute sein. Als Teil eines Konsortiums, dem auch France Billet SA und Business Services SA angehören, bewirbt sich CTS Eventim um die komplette Abwicklung des Ticketverkaufs für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Der Zuschlag könnte dem deutschen Ticketing-Spezialisten Umsatzerlöse in zweistelliger Millionenhöhe einbringen.

Wenn aktuell auch vieles noch auf zukünftige Erwartungen gestützt ist: Die gesamte Branche und alle damit verbundenen Akteure schöpfen neue Hoffnung und bereiten sich auf die sukzessive immer weiter gehende Öffnung und Erholung des Marktes vor. Der aktuelle Kurs der Aktie von CTS Eventim zeigt, dass die Anleger ähnlicher Ansicht sind: mit 66,54 EUR (Stand 14.10.2021) ist das Unternehmen so hoch bewertet wie noch nie zuvor. Nicht nur wir erwarten also hier für die Zukunft noch einiges.

Ob Reise, Urlaub oder Event – Übernachtungen sind wieder stark gefragt

Unmittelbar verbunden mit der Veranstaltungsbranche in all seinen Facetten ist die Reisebranche. Wenn die Welt sich wieder öffnet, steigt auch das Reiseaufkommen. Als Gradmesser für diese Entwicklung brauchen wir uns nur den Branchenprimus Booking.com anschauen. Das größte Online-Reise-Portal der Welt meldet einen sprunghaften Anstieg bei Reisereservierungen. Die Zahl der Zimmerreservierungen stieg im zweiten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um sage und schreibe 458 %. Und noch etwas ist uns aufgefallen: Die Preise für Urlaubsreisen haben im Vergleich zu der Zeit vor Corona spürbar angezogen. Booking.com profitiert auch davon.

Das Volumen der Bruttoreisebuchungen kletterte im zweiten Quartal 2021 um 852 % auf 22 Mrd. USD. Das operative Ergebnis war zwar immer noch negativ, –56 Mio. USD sind aber schon deutlich besser als –484 Mio. USD, die das Unternehmen ein Jahr zuvor ausweisen musste. Um seine Finanzierung muss sich Booking.com weiterhin keine Sorgen machen. Per Ende des zweiten Quartals standen dem Konzern 11,2 Mrd. USD zur Verfügung. Gegenüber dem Vorjahr (10,6 Mrd. USD) hat sich das Polster also sogar wieder erhöht.

Insgesamt hat die Buchungsplattform für die Zukunft gute Karten. Das schlanke Geschäftsmodell ließ Booking.com besser durch die Krise kommen als klassische Reisebüros. Zudem passt das Geschäft perfekt in die „neue digitale Welt“. Dies hat auch der Markt längst erkannt: Mit über 2.514 USD hat der Titel ein neues Allzeithoch erreicht.

Markt im Aufschwung, Anleger erwartungsvoll

Beide Bereiche – die Veranstaltungsbranche und die Tourismussparte – mussten lange Zeit viel einstecken. Und auch wenn Corona mit all seinen Einschränkungen noch nicht vorbei ist, die Zeichen stehen auf Erholung und Wachstum. Inwieweit die aktuellen Erwartungshaltungen und damit verbundenen Kurssteigerungen mit den tatsächlichen Entwicklungen und Ergebnissen auszubalancieren sind, kann nur die Zukunft zeigen. Wir bleiben in jedem Fall mit Argusaugen dran und halten unsere Analysemethodik scharf geschaltet.

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Ihre Kerstin Franzisi

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Die anhaltende Wachstumsabkühlung in China, befeuert durch die Probleme des hoch verschuldeten chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande ist nur ein Grund für den derzeitigen Seitwärtstrend an den internationalen Aktienmärkten. Der stetige Anstieg der Preise für Transport, Energie und Rohstoffe überall auf der Welt setzt die Margen vieler Unternehmen unter Druck. Dies beeinflusst deren Kursentwicklung an der Börse zusätzlich. Dennoch gibt es Branchen, die dem aktuellen Trend trotzen. Eine davon ist die Medizintechnik.

Medtronic ragt heraus

Ein Unternehmen ragt dabei als dominantester Player der Branche heraus. Medtronic ist mit einem Jahresumsatz von über 30 Mrd. USD das Schwergewicht des Medizintechniksektors. Dabei ist der Konzern alles andere als schwerfällig oder träge. Kluge Zukäufe und Investitionen in zukunftsträchtige Bereiche, z.B. minimalinvasive Eingriffe sowie Hirn- und Wirbelsäulenchirurgie, sorgen für ordentlich Wachstumsmusik. Und dann ist da noch das Segment Kardiologie. Dies ist im wahrsten Sinne des Wortes das „Herzstück“ des Konzerns. Medizinischer Fortschrift und erweiterte Anwendungsbereiche sorgen dafür, dass Medtronic nie zum Stillstand kommt.

Während selbst namenhafte Techriesen  in den letzten Wochen teils herbe Rücksetzer am Aktienmarkt hinnehmen mussten, hielt sich der Kurs der Medtronic-Aktie bemerkenswert gut. Dafür gibt es zahlreiche Ursachen. Im Laufe der Pandemie ist für viele Investoren das Thema Medizin und Medizintechnik wesentlich näher in das Blickfeld gerückt. Und das nahezu unbemerkt. Checken Sie nicht auch seit etlichen Monaten Inzidenzdaten oder Impfquoten? Und hätten Sie vorher gedacht, dies einmal zu tun? Nein, sicherlich nicht. Aber nicht nur der Kampf gegen Corona bestimmt unseren Alltag, der gesamte Themenbereich Gesundheit und diesbezügliche Innovationen interessiert wesentlich mehr Menschen als früher.

Vorreiter bei patientenorientierten Technologien 

Nach Unternehmensangaben hat sich die Zahl der Menschen, die mit vernetzten Geräten ihre Gesundheit überwachen, geschätzt von 7,1 Millionen im Jahr 2016 auf über 50 Millionen im Jahr 2021 versiebenfacht. Mit telemetrischer Fernüberwachung, mobilen Geräten, Telemedizin und einem Verwaltungskostenanteil von 30 % an den aktuellen Gesundheitsausgaben besteht ein großes Potenzial. Neue digitale Lösungen im Bereich Patientenmonitoring und neue Behandlungsmöglichkeiten dank technischem Fortschritt ermöglichen nicht nur eine bessere medizinische Versorgung für Patienten, auch die Verwaltungskosten in Kliniken und medizinischen Einrichtungen könnten dadurch weiter gesenkt werden.

Dank neuester Möglichleiten der telemetrischen Fernüberwachung sinkt bei Patienten mit Herzinsuffizienz das Risiko für Vorhofflimmern um 46 %, wie Medtronic in einer aktuellen Studie nachweisen konnte. Auch die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Hospitalisierung der Betroffenen sinkt. Medtronic ist jedenfalls von sich überzeugt: „Die individuelle Therapie auf Basis des Algorithmus sorgt dafür, dass weniger Patienten ins Krankenhaus kommen. Auf Systemebene führt das zu Einsparungen und schont die Gesundheitsressourcen.“

Die Dividende steigt und steigt und steigt

Die Dividendenhistorie von Medtronic ist beeindruckend. Der Medizintechnikspezialist hat seine Ausschüttung in der Vergangenheit ohne Unterbrechung in jedem Jahr immer wieder erhöht. Im Mai diesen Jahres wurde die Dividende das 44. Jahr in Folge angehoben. Die Steigerungsrate der letzten zehn Jahre liegt bei 7 % p.a. Das Unternehmen hat Ende August eine Quartalsdividende von 0,63 USD bekannt gegeben. Auf Jahressicht hochgerechnet erhalten die Anteilsinhaber 2,52 USD. Beim aktuellen Aktienkurs beträgt die Dividendenrendite rund 2 %. Die nächste Auszahlung erfolgt am 15. Oktober 2021.

Erneutes Umsatzwachstum und Sieg bei Patentstreit

Das Unternehmen meldete Ende August für das erste Quartal des aktuellen Geschäftsjahres 2021/22 einen weltweiten Umsatz von rund 8 Mrd. USD. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 23 %. Die Ergebnisse spiegeln eine starke Erholung von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie wider, die das Unternehmen im Jahr 2020 erlebte. Um die Intensivbetten für Covid-Patienten frei zu halten, wurden viele andere Operationen, die nicht lebensnotwendig waren, verschoben. Diese werden nun nachgeholt.

Derweil setzt sich Medtronic im Patentstreit mit Axonics durch. Axonics hatte gegen mehrere Patente geklagt, die Medtronic im Bereich der sakralen Neuromodulation, also an  sogenannten Beckenbodenschrittmachern hält. Diese werden unter anderem zur Behandlung von Inkontinenz eingesetzt. Dabei werden feine Nervenbahnen elektrisch stimuliert. Dadurch sollen jene Reflexe wiederhergestellt werden, die zur korrekten Funktion von Harnblase und Schließmuskel notwendig sind. Das US-Patentgericht entschied zugunsten von Medtronic. Damit bleiben die Produkte des Medizintechnikkonzerns weiter geschützt.

Innovative Insulinpumpen

Eine weitere Innovation gelang Medtronic dieses Jahr im Bereich von Insulinpumpen. Ende September 2021 hat Medtronic die Markteinführung des MiniMedTM 780G Systems in Deutschland bekannt gegeben. Dieses Advanced-Hybrid-Closed-Loop (AHCL) Insulinpumpensystem der nächsten Generation umfasst einen neuen automatisierten Korrekturbolus, Smartphone-Konnektivität und eine anpassbare Zieleinstellungsmöglichkeit bis auf 100 mg/dl (5,5 mmol/l).

Dies ist ein weiteres Beispiel, dass Medtronic fortlaufend  an neuen Technologien und Produktinnovation forscht. Stillstand ist daher bei Medtronic auch in Zukunft kein Thema.

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Die Halbleiterindustrie ist eine Branche mit Zukunft. Es liegt auf der Hand: Ohne Rechenchips geht in der digitalen Welt nichts, denn die Voraussetzung dafür, dass Alltagsgegenstände künftig mehr und mehr mit uns und untereinander „kommunizieren“ können, sind nun mal die in ihnen verbauten Chips. Die Einsatzgebiete sind groß. Groß ist auch die Zahl der Unternehmen, die sich in dieser Branche tummeln und miteinander im Wettbewerb stehen. Für Anleger ist es da gar nicht so einfach, die richtigen Unternehmen herauszupicken. Wir haben uns daher für Sie in der Halbleiterbranche umgesehen.

Ein sehr interessantes Unternehmen in diesem Bereich ist u-blox. Als Spezialist für hochpräzise Positionierungs- und Konnektivitätschips bietet die voranschreitende Digitalisierung und insbesondere das Thema „Internet der Dinge“ (Internet of Things – IoT) dem Unternehmen sehr attraktive Wachstumschancen. Das IoT nimmt immer mehr Einzug in unser Leben und wird unseren Alltag in den nächsten Jahren massiv umkrempeln. Prognosen zufolge soll es bis zum Jahr 2025 bereits 75 Milliarden vernetzte Geräte weltweit geben. Unternehmen, die in diesem Bereich schon jetzt stark positioniert sind, haben da gute Karten.

Ein enorm gefragtes Geschäftsmodell

u-blox entwickelt Chips und Chipmodule, die für die Lokalisierung von Gegenständen eingesetzt werden. Die ständige Standortmitteilung (im Fachjargon „Positionierung“) ist eine wichtige Grundvoraussetzung für die meisten Funktionalitäten vernetzter Geräte. Derartige Chipmodule machen das Internet der Dinge überhaupt erst möglich. Das Schweizer Unternehmen u-blox ist Technologieführer für Positionierungschips und profitiert somit klar von der fortschreitenden Digitalisierung. Diese Technologieführerschaft zu behalten, ist für u-blox essenziell. Deshalb konzentriert sich das Unternehmen fast ausschließlich auf die Entwicklung. Rund 70 % der Belegschaft sind deshalb im F&E-Bereich beschäftigt.

Die Einsatzmöglichkeiten für die Module von u-blox sind sehr vielfältig. So lassen sich diese in tragbare Geräte (sogenannte „Wearables“) ebenso einbauen wie in Drohnen, selbstfahrende Autos, Smartwatches oder auch Ortungssysteme von Sicherheitsfirmen. Auch bei Lösungen zur Flottenverfolgung, Frachtüberwachung, für intelligente Straßenbeleuchtung, medizinische Geräte bis hin zu Konnektivitätskomponenten für 4G- und 5G-Mobilfunksysteme sind die Technologien von u-blox gefragt.

Der Kreis bestehender und potenzieller Kunden ist damit riesig. Der Bedarf wird zudem in den nächsten Jahren weiter zunehmen, da immer mehr Anwendungen und Produkte, die bisher (noch) „offline“ waren, künftig mit einer Cloud verbunden sein werden. Die Spezialität von u-blox ist es, die Chipmodule gebrauchsfertig zu konfigurieren. Kunden brauchen die fertigen Module also nur noch in ihre Produkte einbauen, um sie IoT-fähig zu machen.

Automobilsektor bleibt wichtiges Kundensegment

Rund ein Viertel des Umsatzes generiert u-blox mit Kunden aus dem Automobilsektor. Mit dem Thema „Konnektives und Autonomes Fahren“ bietet sich ein spannendes Wachstumsfeld. Trotz der ersten unbemannten Robo-Taxis, die Alphabet in seiner dafür auserkorenen Teststadt Phönix fahren lässt, steht die Entwicklung hier noch recht am Anfang. Die Weichen werden gerade erst gestellt. Bis wir jedoch tatsächlich alle ein vollautonomes KI-Roboter-Auto à la K.I.T.T. aus der 80er-Jahre-Serie Knight Rider haben, müssen noch viele Hürden genommen werden. Je weiter die Entwicklung ist, desto höher und komplexer werden die Anforderungen an Chipmodule sein. Wenn u-blox seine Technologieführerschaft hier hält, sind dies beste Voraussetzungen für das Unternehmen, davon zu profitieren.

Aktuell belastet der Nachfrageeinbruch des Automobilsektors jedoch erst einmal. Die gesamte Branche befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Hersteller haben wegen zwischenzeitlicher Produktionsunterbrechung und schleppendem Fahrzeugabsatz ihre Bestellungen für Kommunikationschips gesenkt. Infolge haben sich Auftragseingang und Umsatz bei u-blox verringert. Dies jedoch ist nur eine Momentaufnahme. Fahrzeuge werden auch in Zukunft immer benötigt werden – unabhängig vom Mobilitätskonzept. Denn mit der Antriebsfrage hat die Nachfrage nach den Produkten von u-blox nichts zu tun. Egal mit welcher Technologie Autos künftig auf den Straßen fahren werden, Positionierungschips werden dabei in jedem Fall verbaut werden.

Keine Abhängigkeit von Einzelbranchen

Über 60 % der Umsätze generiert u-blox mit Kunden anderer Branchen als der Automobilsparte. Großes Potenzial steckt auch hier im IoT-Bereich. Im Konsumgeschäft direkt, also B2C, ist u-blox kaum tätig. Die Kunden sind vor allem Industrieunternehmen. Darunter sind aber auch viele Hersteller von Konsumprodukten, beispielsweise Husqvarna. Der skandinavische Hersteller von Rasenmährobotern setzt in seine Produkte Positionierungschips von u-blox ein. Auch in der Mobilfunkbranche sind die Produkte von u-blox sehr gefragt.

Die Einsatzmöglichkeiten sind schier unendlich. Deshalb sind die Industriekunden außerhalb der Automobilsparte auch sehr unterschiedlich. Miet-Fahrräder oder E-Scooter, die via App lokalisiert und genutzt werden können, gehören heute zum Beispiel in vielen Innenstädten längst zum Alltag. Weitere Anwendungsbereiche sind Wearable-Produkte wie smarte Pulsuhren, für die das Unternehmen Leikr auf u-blox-Module zugreift. Auch das Unternehmen NetModule, ein führender Anbieter von Kommunikationsprodukten in den Bereichen M2M (Gerätekommunikation „Maschine zu Maschine“) und Telematik, ist Kunde von u-blox. NetModule verwendet die WiFi-Module von u-blox, ebenso wie dessen GNNS-Chips.

Vorteil: Schlanke Kostenstruktur

Wie auch NVIDIA, der bekannte Entwickler von Grafikkarten und GPU-Einheiten, produziert u-blox seine Chips und Module nicht selbst, sondern konzentriert sich rein auf deren Entwicklung. Die kapitalbindende Produktion wird lizenzierten Vertragspartner überlassen. Einer davon ist der taiwanische Halbleiterhersteller TSMC. Nach Intel und Samsung ist TSMC der drittgrößte Halbleiterproduzent der Welt.

u-blox ist für dieses Unternehmen ein vergleichsweise (noch) kleiner Auftraggeber. Oft ist es so, dass kleinere Auftraggeber bei einem solchen Big Player hintenanstehen und nur zweitrangig behandelt werden. Bei u-blox ist dies aber nicht der Fall. Das Schweizer Unternehmen pflegt eine langjährige und sehr intensive Geschäftsbeziehung zu TSMC und auch zu seinen anderen Produktionspartnern. Auf diese Weise kann sich u-blox hohe Fixkosten der Produktion vom Leib halten und sich ganz auf seine Forschung konzentrieren.



Aufschwung nach Pandemie-Jahr

Das Gesamtjahr 2020 wurde durch die Covid-19-Pandemie erheblich beeinträchtigt. Der Umsatz ging insgesamt um 13 % auf 333,5 Mio. CHF zurück. Beim Betriebsgewinn (EBIT) wurde ein Verlust von 64,8 Mio. CHF verbucht. Bereinigt um Einmaleffekte resultierte indes ein operativer Gewinn von 18,0 Mio. CHF. Unterm Strich blieb ein Verlust von 64,6 Mio. CHF. u-blox setzt die Dividende deshalb vorerst vollständig aus. Im Vorjahr hatten Aktionäre zumindest noch 0,60 CHF erhalten.

Umso hoffnungsvoller sah das erste Halbjahr 2021 aus – u-blox hob daraufhin kürzlich sogar die Umsatzprognose an. Bisher hatte der Halbleiterhersteller ein Umsatzwachstum zwischen 5 und 15 % angestrebt. Neu will das Unternehmen beim Umsatz zwischen 11 und 19 % wachsen. Bei der EBIT-Marge hingegen, korrigiert u-blox seine Erwartungen leicht nach unten von 9 bis 15 % auf 9 bis 11 %. Die EBITDA-Marge soll sich weiterhin zwischen 16 und 22 % bewegen. Während die positiven Nachfragetrends ermutigend seien, habe das Unternehmen jedoch weiterhin mit der knappen Komponentenverfügbarkeit zu kämpfen. Dieses Problem betrifft derzeit allerdings die gesamte Branche.

Ungebremstes Wachstumspotenzial

Die zunehmende Konnektivität von Alltagsgegenständen stellt gleichzeitig auch immer komplexere Anforderungen an die Kommunikation mit Geräten und von Geräten untereinander. Insofern erzeugt gerade der Innovationsdruck einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil für den Technologieführer aus der Schweiz. Die Entwicklungsstärke von u-blox ist das größte Asset im stark umkämpften Zukunftsmarkt IoT. Diesen Vorsprung verteidigt das Unternehmen sowohl durch große Inhouse-Kompetenz als auch durch strategische Kooperationen und Übernahmen.

Die Kundenstruktur ist stabil diversifiziert, Abhängigkeiten gegenüber einzelner Schlüsselbranchen bestehen somit nicht. Und auch die schwächelnde Automobilbranche bleibt ein grundsätzlicher Abnehmer von u-blox-Produkten, da diese völlig unabhängig von Antriebs- und Mobilitätskonzepten zukunftsrelevant bleiben.

Aktienkurs noch angeschlagen

Aus unserer Sicht ist u-blox ein Unternehmen mit langfristig interessanter Perspektive. Der aktuelle Kurs von 57,15 CHF (Stand 06.10.2021) ist jedenfalls immer noch recht niedrig nach dem Kurseinbruch im letzten Jahr als Folge einer unglücklichen Abschreibung von eingestellten Forschungsprojekten in Höhe von 74 Mio. CHF. Bilanzierungspolitisch kann man dieses Ereignis durchaus kritisch betrachten, unüblich ist ein derartiges Vorgehen allerdings nicht. Wir sehen das Geschäftsmodell von u-blox nach wie vor als vielversprechend an.

Zuletzt noch ein kleiner Hinweis an interessierte Anleger: Bitte beachten Sie unbedingt das Handelsvolumen und gehen Sie bei u-blox bei jeder Transaktion mit einem Limit vor, da u-blox ein marktenger Titel ist.

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Dass die Digitale Transformation durch die weltweite Corona-Pandemie einen maßgeblichen Beschleunigungsschub erfahren hat, ist keine Neuigkeit. Schaut man sich die prominenten Akteure mit digitalen Geschäftsmodellen an, ist nur mehr als deutlich ersichtlich, in welchen Bereichen die „Krisengewinner“ zu finden sind. Onlinehandel, Cloud-Dienste, Künstliche Intelligenz (KI), Internet der Dinge (Internet of Things – IoT), IT-Systeme, Software-Lösungen und Soziale Medien – das Internet als Verkehrsknotenpunkt für Handel und Kommunikation hat einen unumkehrbaren Boost erfahren, der die Marktmacht der großen Tech-Konzerne immer größer werden lässt.

Dagegen stellen sich nun weltweit mehr und mehr Initiativen aus politischer Richtung. Immer mehr Regierungen, Verbände und Institutionen haben sich auf die Fahnen geschrieben, der Konzentration von Marktmacht auf wenige Tech-Giganten durch Regulierungen und Kontrollen Einhalt zu gebieten. Die daraus entstehenden Strafzahlungen und Wettbewerbsschranken sollen das kaum zu bändigende Wachstum – vor allem auch durch weitere Übernahmen und Zusammenschlüsse – hin zu Monopolen beziehungsweise Oligopolen eindämmen.

Ob diese Bemühungen eine realistische Chance darstellen, mehr Wettbewerbsgerechtigkeit auf den digitalen Binnenmärkten zu erzielen oder auch anteilig protektionistischen Zwecken dienen, ist oft nicht trennscharf zu unterscheiden und muss wohl im jeweiligen Einzelfall analysiert werden. Sicher ist jedoch eines: Eine leichte Aufgabe ist das nicht.

Vorwürfe der Wettbewerbsverzerrung gegen Google

Eine der jüngsten Meldungen betraf Google. Die Alphabet-Tochter muss wegen Wettbewerbsverletzung in Südkorea eine Geldstrafe zahlen. Der Vorwurf betraf das hauseigene Smartphone-Betriebssystem Android. Der weltweite Marktanteil liegt bei über 80 % – es ist damit das am meisten verwendete Betriebssystem bei Smartphones. Diese Dominanz habe Google aber in Südkorea missbraucht.

Die Korea Fair Trade Commission wirft dem Unternehmen vor, dass deren Anti-Fragmentierungsvereinbarungen (AFA) mit Smartphoneherstellern wie Samsung und LG Electronics diese daran hindere, eine modifizierte Version des Android-Betriebssystems zu entwickeln und zu verwenden. Google muss derartige AFA-Verträge künftig unterlassen und zudem eine Strafzahlung in Höhe von 177 Mio. USD leisten.

Auch seitens der französischen Kartellbehörden wurde kürzlich eine Strafe von 220 Mio. EUR gegen Googleverhängt. Dem US-amerikanischen Tech-Riesen wurde vorgeworfen, seine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt und eigene Dienste bei Online-Werbung bevorzugt behandelt zu haben.

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Politik gegen die Macht der Tech-Giganten

Naturgemäß richten sich die meisten Klagen und Initiativen gegen die absoluten Giganten der Tech-Branche. Und egal ob es gegen Apple, Facebook, Alphabet oder Amazon geht – die Richtung der Vorwürfe und Beschränkungsversuche ist im Groben stets die gleiche. Die große Konzentration von Vertriebsstrukturen (Online Market Places), Kommunikationsreichweite (Cloud-Dienste und Social Media) und relevanter Kundeninformation (Big Data) begünstigt die Platzhirsche zwangsläufig und macht sie sukzessive immer mächtiger. Aus der dominierenden Marktposition seien fragwürdige Geschäftspraktiken möglich geworden. Wenn beispielsweise Amazon die Daten von externen Verkäufern auf seiner Plattform sammelt und dann selbst als Verkäufer nutzt, um die gleichen Waren zu besseren Bedingungen anzubieten, wird der Wettbewerb verzerrt. Andere Akteure oder alternative digitale Angebote haben so kaum Chancen.

Sowohl die EU-Kommission als auch sogar die dahingehend bislang sehr freizügige US-Regierung – namentlich vertreten durch die Kartellbehörde Federal Trade Commission (FTC) – haben umfängliche Initiativen ins Leben gerufen, um dieser Entwicklung ein systematisches Gegengewicht zu bieten. Die FTC verfolgt aktuell das Ziel der Zerschlagung des Facebook-Konzerns, der nach Argumentation der US-Behörde durch den Kauf der Foto-Plattform Instagram und des populären Messenger-Dienstes WhatsApp eine Monopolstellung erlangt habe. Auch gegen Google und Apple bestehen aktuelle Klagen und gesetzliche Beschränkungsinitiativen seitens der US-Regierung.

Nicht nur die Branchen-Stars stehen unter Beschuss

Im asiatischen Raum geht vor allem die chinesische Regierung derzeit verstärkt gegen Technologiekonzerne wegen Monopolverhaltens und der Verletzung von Verbraucherrechten vor. Dabei stehen in erster Linie chinesische Unternehmen, zum Beispiel Baidu, Tencent Holdings, Didi Chuxing, Softbank sowie ein vom Tiktok-Eigner Bytedance gestütztes Unternehmen, im Fokus.

Auch in Europa trifft es nicht nur die „Big 4“. Viele weitere Unternehmen in zweiter Reihe stehen auf den Beobachtungslisten der nationalen und internationalen Behörden und Verbände. Die EU-Kommission hat in ihrer jüngsten Offensive über 20 Unternehmen im Visier. Die zen­tra­le Idee des sogenannten Di­gi­tal Mar­kets Act ist, Un­ter­neh­men mit be­son­ders gro­ßer Markt­macht und vie­len Zugän­gen zu Ver­brau­chern als „Gate­kee­per“ (Tor­wäch­ter) zu be­wer­ten und mit Wettbewerbsvorgaben zu be­le­gen

Digitale Expansion bleibt ungebremst

Im Moment häufen sich zwar die Wettbewerbsstrafen gegen große Tech-Konzerne, wesentliche Einschnitte für die Geschäftsmodelle von Google und Konsorten bedeuten sie bisher aber nicht, denn einzeln betrachtet sind die Beträge für die Internetgiganten eher „Peanuts“. Bleiben wir beim Beispiel Google: Allein im zweiten Quartal 2021 stieg der Umsatz der Konzern-Mutter Alphabet auf fast 62 Mrd. USD. Das entspricht einer Steigerung von 62 % zum Vorjahreszeitraum. Die Werbeerlöse durch Googles Suchmaschine stiegen auf über 50 Mrd. USD. Da dürfte die ein oder andere Strafzahlung wohl drin sein.

Das Wachstum der Tech-Riesen ist jedenfalls ungebremst, die Investitionen in weitere Expansion und Innovation sprudeln. Amazon eröffnete noch jüngst in Deutschland ein umgebautes Logistikzentrum mit Roboterbetrieb. Am Standort Graben im Landkreis Augsburg werden die dort beschäftigten 1.900 Mitarbeiter künftig von Transportrobotern unterstützt. Der Umbau des Logistikzentrums kostete rund 150 Mio. EUR. Und auch in den USA läuft es weiterhin tadellos. Hier hat der weltgrößte Onlinehändler aktuell den Stundenlohn erhöht. Durchschnittlich beläuft sich dieser nun auf 18,00 USD. Zudem will der Konzern auf seinem Heimatmarkt 125.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Allein diesen Monat will Amazon 100 Lager in den USA eröffnen.

Die politischen Initiativen zur weltweiten Regulierung der Tech-Riesen sind von ihrer grundsätzlichen Stoßrichtung her sicherlich begrüßenswert. Verbraucherschutz auf der einen Seite und transparente Maßnahmenkataloge zur Förderung eines fairen Wettbewerbs sowie die Eindämmung von Monopolbildung sind wichtig. Speziell auf dem Feld von Big Tech und Digitalisierung sind die Kräfte zwischen Politik und Wirtschaft allerdings derart ungleich verteilt, dass die aktuellen Wettbewerbsschranken und Strafzahlungen eher wie ein Kampf gegen Windmühlen wirken. Dennoch ist der dahingehend entstehende Dialog zwischen Politik und Tech-Konzernen ein wichtiger Impuls. An unseren Bewertungen der Tech-Branche hinsichtlich Zukunftspotenzialen ändert sich dadurch freilich nichts.

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Die schwachen Konjunkturdaten aus China in den letzten Wochen haben an den asiatischen Börsen für einigen Wirbel – und damit einhergehenden Kurskorrekturen – gesorgt. Deltavariante, lokale Lockdowns und wirtschaftspolitische Maßnahmen haben Unsicherheiten erzeugt, die auch auch die ansonsten gerade pandemietechnisch sehr krisenresistenten Techwerte unter Druck setzen. Dabei ist ein Teil der Herausforderungen hausgemacht: Mit immer härteren Regulierungsmaßnahmen schränkt die Regierung aus Peking die Marktposition chinesischer Internet-Giganten und Onlinehändler im eigenen Land ein. Angezählt ist deren Ära trotzdem noch lange nicht.

Einen Namen hat man in der Regel als ersten im Kopf, wenn man an Online-Unternehmen in China denkt: Alibaba. Der Konzern gilt im chinesischen Raum noch als unangefochtener Cloud- und E-Commerce-Platzhirsch. Nicht wenige sprechen sogar vom „Amazon Chinas“. Doch so ganz stimmt diese Einschätzung nicht. Alibaba ist in erster Linie ein Marktplatz wie Ebay, auf dem Händler ihre Waren anpreisen. Produkte werden weder kuratiert noch aktiv vertrieben. Insbesondere die Lieferketten sind entsprechend schwach ausgeprägt. Im Übrigen liegt der Hauptfokus der Alibaba-Gruppe seit jeher im B2B-Bereich.

Im Bereich E-Commerce hat Alibaba über seinen B2C-Marktplatz Tmall einen Marktanteil von rund 58 % und liegt damit noch klar in Führung. Das größte Potenzial des zukünftigen Marktwachstums liegt jedoch bereits seit einiger Zeit nicht mehr in den großen Städten, sondern in den ländlichen Regionen Chinas. Hier ist die Alibaba-Gruppe nicht wirklich gut vernetzt. Auf dem zweiten Platz schließt genau daher ein Verfolger mehr und mehr auf: der Onlinehändler JD.com hat bereits einen Marktanteil von 23 %, Tendenz steigend.

Null-Toleranz für Produktfälschungen

Imitationen und Fälschungen, insbesondere von Luxusmarken, sind in China – wie in ganz Asien – weit verbreitet. Ausländische Kunden hegen daher häufig von vornherein Misstrauen gegenüber chinesischen Onlinehändlern. Auch westliche Unternehmen überlegen sich gründlich, ob sie mit einem chinesischen Handelspartner zusammenarbeiten wollen. Ihnen ist wichtig, dass der Händler neben der Originalware nicht auch Fälschungen verkauft. Dies schädigt nämlich nicht nur den Ruf der Handelsplattform, sondern auch den der Markenhersteller.

JD.com unterscheidet sich hier deutlich von anderen chinesischen Händlern. Denn von Anfang an setzte das Unternehmen auf eine Null-Toleranzpolitik gegenüber Fälschungen. Um ihre Markenware auch auf dem Online-Weg der chinesischen Kundschaft zugänglich zu machen, arbeiten daher schon seit Jahren viele Luxusgüterhersteller, wie beispielsweise GUCCI oder TagHeuer, mit JD.com zusammen. Auch Apple verkauft seine Produkte in China über JD.com. Dieses aufgebaute Vertrauen und hohe Image setzt sich nun auch auf der internationalen Shop-Seite joybuy.com fort. So sollte es auch machbar sein, das Vertrauen der internationalen Endkunden zu gewinnen.

Schier endlose Wachstumsmöglichkeiten

Der chinesische Einzelhandelsmarkt ist vom Gesamtvolumen her mittlerweile fast so groß wie der in den USA. Der Markt ist allerdings nach wie vor deutlich fragmentierter. Während in den USA die größten zwanzig Anbieter 52 % des Marktvolumens abdecken, kommen in der Volksrepublik die Top 20 Unternehmen gerade mal auf einen Marktanteil von 17 %.

Dies unterstreicht, wie groß das Expansionspotenzial für JD.com noch ist. Auch die Tatsache, dass JD.com mit seinen Dienstleistungen in vielen Randregionen Chinas noch unterrepräsentiert ist, bietet Wachstumschancen. Nachdem JD.com seine Wachstumsstrategie zunächst auf Metropolstädte und Ballungsgebiete konzentrierte, will das Unternehmen diesen Zustand nun ändern. Deshalb schiebt JD.com seine Investitionen in die Logistikinfrastruktur bei kleineren Städten derzeit massiv an. Kurzfristig dämpft dies zwar die Margen, aber mittel- und langfristig wird das Unternehmen davon profitieren.

Onlinehändler kann auch offline

Die jüngste Schlagzeile des Unternehmens betrifft ausnahmsweise mal nicht den Onlinehandel: JD.com eröffnete am 30. September 2021 in China sein erstes eigenes Einkaufszentrum. Damit auch jeder weiß, wem dieses gehört, trägt es den Namen JD Mall. Das Einkaufszentrum soll mit Hilfe von Virtual Reality (VR) und interaktiven Elementen den Spagat zwischen E-Commerce und physischem Store schaffen, um das Einkaufserlebnis insgesamt zu steigern.

Rund 42.000 Quadratmeter, verteilt auf fünf Etagen stehen als Fläche zur Verfügung. Verbraucher können zudem über das offizielle WeChat Mini-Programm von Tencent Bestellungen aufgeben, indem sie die QR-Codes auf den einzelnen Artikeln scannen. JD.com wird die Lieferung bis zur Haustür abwickeln.

Prominenter Vertriebskanal durch Ankeraktionär Tencent

Mit dem chinesischen Internet-Unternehmen Tencent hat JD.com einen starken Partner in Sachen Datenbeschaffung und -analyse an seiner Seite. Dank des Einstieges der chinesischen Holding Tencent im Jahr 2014 kann der Onlinehändler seine Kunden auch via WeChat erreichen. Die „Alles-App“ dominiert den chinesischen Markt nicht nur als Nachrichtendienst, sondern geht dabei sehr viel weiter als das, was wir in Europa kennen.

Über WeChat lässt sich nahezu das gesamte Konsumleben abbilden. Für sehr viele Chinesen ist es in gewisser Weise Alltag, über WeChat Produkte zu bestellen und zu bezahlen. JD.com verfügt hiermit über einen hocheffizienten Kanal zu seinen Konsumenten.

Wachstum auf allen Ebenen

Die Zahlen, die das Unternehmen zum zweiten Quartal 2021 vorgelegt hat, sprechen ebenfalls für sich: Der Umsatz durch den Verkauf von Waren (JD Retail) stieg um 23 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf über 280 Mrd. HKD. Der Bereich JD Logistics stieg um 46 % auf 31,4 Mrd. HKD. Insgesamt ist der Umsatz im zweiten Quartal auf über 304 Mrd. HKD angestiegen, was einem Wachstum von 26 % entspricht.

Ebenso rasant wie die Umsätze steigt auch die Zahl der Nutzer. JD.com hat im zweiten Quartal des laufenden Jahres die Zahl von 500 Millionen aktiven Kunden überschritten. Aktuell verfügt JD.com über 531,9 Millionen aktive Kundenkonten. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Zuwachs von über 27 %. Wenn das Unternehmen dieses Tempo beibehält, wären es per Ende 2021 schon über 600 Millionen Nutzerkonten. Wir sind schon jetzt sehr gespannt, welche Nutzerkontenzahl JD.com am Jahresende tatsächlich vorweisen wird.

Herzstück: erstklassige Logistik

Was das Online-Angebot von JD.com betrifft, kann das Unternehmen gut mit Amazon mithalten. Die Angebotspalette ist sehr breit: von Kleidung, Büchern, Elektronik, Haushaltswaren bis hin zu Luxusgütern wie Schmuck und Uhren. Dabei profitieren die Kunden von den effizienten Lieferketten des Onlinehändlers: Über 90 % aller Sendungen von JD.com kommen am gleichen oder am nächsten Tag bei den Kunden an. Sie kennen es womöglich selbst: Bei Amazon warten Nicht-Prime-Kunden oft mehrere Tage auf ihr Päckchen.

JD.com verfügt über ein eigenes Logistiknetzwerk mit inzwischen mehr als 1.200 Lagerhallen, auch Warehouses genannt. Dies führt zu mehr Kontrolle über den gesamten E-Commerce-Prozess, bedeutet gleichzeitig mehr Aufwand und mehr Kosten. Aber langfristig zeigt das Beispiel Amazon, dass Investitionen in die Logistik sehr wertvoll sind. JD.com ist dadurch in einer exzellenten Situation, langfristig weiter zu wachsen und die Qualität in den Vordergrund rücken zu können.

Strukturausbau und Börsen-Spin-Offs

Sobald wie möglich will JD.com sein komplettes Versandgeschäft und die Lagerwirtschaft mit Robotern bewerkstelligen. Es wird auch mit neuen Lieferdrohnensystemen und selbstfahrenden Autos experimentiert. Außerdem gibt es eine Partnerschaft mit Tianjin Air Cargo (HNA Group). In dieser Partnerschaft verbindet ein Boeing-737-Frachter mit JD.com-Logistics-Logo sechs Mal pro Woche Tianjin und Guangzhou in beide Richtungen. JD.com kann mit dieser Kooperation die Kapazitäten für landesweite Zustellungen am selben oder nächsten Tag zusätzlich ausbauen.

Nachdem der chinesische Onlinehändler im letzten Jahr einen Teil-Spin-Off seiner Versandapotheke JD Health durchführte, war es dieses Jahr auch mit der Unternehmenseinheit JD Logistics an der Zeit. Das Versandgeschäft ist ebenfalls in Hongkong an die Börse gegangen und hat dabei 40,36 Mrd. HKD (entspricht ca. 3,2 Mrd. USD) zur Finanzierung weiteren Wachstums eingesammelt. Auch eine mögliche Auslagerung samt Börsengang der Cloud Computing- und KI-Sparte des chinesischen Onlinehändlers ist bereits angekündigt.

Innovative Angebote im medizinischen Bereich

Ein weiteres Highlight von JD.com ist der hauseigene Telemedizin-Dienst JD Health, der mit Medikamentenlieferungen und Video-Sprechstunden bereits um über 400 % wachsen konnte. Mit dem Dienst Family Doctor können sich bis zu acht Familienmitglieder ein „Hausarzt-Dienstleistungspaket“ teilen, das eine unbegrenzte 24/7-Online-Beratung mit sofortiger Reaktion eines Allgemeinmediziners, eine medizinische Beratung durch Experten innerhalb von 48 Stunden und persönliche Termine mit renommierten Ärzten aus 3A-Krankenhäusern beinhaltet. 3A ist dabei das bestmögliche Rating für ein chinesisches Krankenhaus.

Gerade in den ländlichen Gebieten Chinas stößt das Angebot auf viel Gegenliebe. Hier ist es oft schwierig, Zugang zu Spitzenkrankenhäusern zu erhalten. Family Doctor stellt für die dortige Bevölkerung eine interessante Alternative dar, um schnell online und offline mit medizinischen Spezialisten und führenden Ärzten in Kontakt zu treten. Neben der Möglichkeit, Ärzte online oder offline zu sehen, können die Nutzer auf der JD-Health-Plattform Medikamente kaufen und den schnellen Lieferservice nutzen. Es gibt über 220.000 Gesundheitsprodukte auf JD Health, die von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, Medikamenten für chronische Krankheiten über medizinische Geräte bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln reichen.

Strategische Partnerschaften mit Walmart und Alphabet

Bis vor wenigen Jahren war JD.com ausschließlich am Heimatmarkt aktiv. Die Expansion außerhalb Chinas macht seitdem am Umsatz bislang noch kaum etwas aus (um die 1 %), aber dank starker Kooperationspartner kann sich dies ändern. Und dass chinesische Unternehmen sehr stark und schnell darin sind, neu erlangtes Knowhow optimal für neues Wachstum zu nutzen, ist bekannt. Mit Walmart und Google an der Seite könnte eine Expansion am US-Markt gelingen. Umgekehrt erhoffen sich Walmart und Google mit der Zusammenarbeit natürlich auch, am chinesischen Markt Fuß fassen zu können.

Die Zusammenarbeit umfasst den Ausbau neuer Infrastrukturen. Beispielsweise sollen JD.com-Produkte in einem Flagship Store auf der Shopping-Plattform von Google beworben werden. So kann der chinesische E-Commerce-Anbieter auf neue Kunden in den USA und Europa hoffen. Walmart will die Zusammenarbeit mit JD.com in Zukunft weiter intensivieren und seine Waren in China nur noch über die Plattform von JD.com anbieten. Dies wird die Bedeutung von JD.com weiter heben und die Marktposition auch gegen Alibaba weiter stärken.

Ein interessantes Unternehmen mit großen Möglichkeiten

JD.com ist das wahre „Amazon Chinas“, ein starker Händler mit hoher Produktqualität und exzellenter Infrastruktur. Die heute schon starke Logistik und die attraktiven Angebote von JD Health werden das Wachstum noch ordentlich voranbringen. Die Kooperationen mit Walmart und Alphabet stärken die Wettbewerbsposition gegenüber Alibaba und ermöglichen auch, dass JD.com einen Fuß in den US-Markt bekommt. Allen Kurskorrekturen und konjunkturbedingten Schwankungen zum Trotz verdient die Entwicklung der Aktie unserer Meinung nach in jedem Fall wache Aufmerksamkeit.

Unabhängig vom aktuellen Aktienkurs und damit verbundenen Transaktionstipps haben wir noch einen grundsätzlichen Hinweis für Anleger mit Blick auf chinesische Aktien: Aufgrund drohender Delistings chinesischer Unternehmen an US-Börsen empfehlen wir, wenn möglich den Kauf der Original-Aktie an der Börse Hongkong anstatt des American Deposits zu wählen.

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Ihre Kerstin Franzisi

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Nachhaltigkeit: Für dieses Thema lassen sich in jüngster Zeit immer mehr Investoren begeistern. Daher verleihen sich zahlreiche, vielfach nur mit diesem Attribut neu aufgelegte Fonds einen grünen Anstrich. Aber was wirklich dahintersteckt, bleibt vielfach intransparent. Fondsgesellschaften, Banken und Online-Broker werben teilweise besonders aggressiv damit. Wie weit man deren Marketingversprechen trauen kann, bleibt dahingestellt.

ESG in aller Munde

Per Definition ist ESG (Environmental, Social and Corporate Governance) eine Bewertung des kollektiven Bewusstseins eines Unternehmens für soziale und ökologische Faktoren. Allerdings verunsichern derzeit die Ermittlungen der US-Börsenaufsicht gegen eine der größten deutschen Fondsgesellschaften wegen Verdachts auf sogenanntes Greenwashing so manch einen Anleger. Verbraucherzentralen vertreten die Meinung, weil es keine eindeutige, allgemein akzeptierte Definition für nachhaltige Investments gibt, Greenwashing sehr verbreitet ist. Viele Anleger lassen sich ohnehin kaum von einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema Geldanlage begeistern.

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Dabei sind Investoren oft von Schlagworten wie „clean“ und „nachhaltig“ beeindruckt und einfacher zu einer Unterschrift oder zum Kauf eines Fonds bewegen. Aber selbst für den, der umfangreich recherchiert, ist es nicht leicht herauszufinden, wie eine Fondsgesellschaft beispielsweise bei einem “best-in-class”-Ansatz das „beste“ Einzelinvestment einer Branche ermittelt. Letztlich sind Investoren an die Nachhaltigkeitsdefinition der Anlagegesellschaft gebunden, die selbstverständlich auch ihren eigenen finanziellen Vorstellungen nachgeht.

Was bedeutet Greenwashing?

Der Duden definiert den Begriff Greenwashing als „Versuch (von Firmen, Institutionen), sich durch PR- und Marketing als auch durch Geldspenden für ökologische Projekte sowie deren Initiierung als besonders umweltbewusstes, – freundliches und hohes Interesse an Nachhaltigkeit darzustellen.“ Er bezeichnet also das Vorgehen von Unternehmen, sich selbst, ihre Dienstleistungen oder Produkte rein und somit sauber zu waschen. Wobei hier das Wort „rein“ eben mit „grün“ (der Farbe der Nachhaltigkeit) gleichzusetzen ist.

In der Realität wird deutlich, dass Greenwashing in sehr vielen Varianten daherkommt. Das macht es für Anleger und Konsumenten so schwer, ein solches Gebaren unmittelbar zu erkennen. Es ist nicht alles was grün, und was als solches präsentiert und verkauft wird, tatsächlich nachhaltig. Allerdings sollte an dieser Stelle fairerweise angemerkt werden, dass es bei fast allen Produkten eine 100 %ige Nachhaltigkeit auch (vielleicht noch) nicht geben kann. Sogar wenn eine Jeans aus Baumwolle, die aus einem als „nachhaltig zertifizierten Produktionsbetrieb“ stammt, muss das nicht automatisch heißen, dass die verwendete Baumwolle im Anbauprozess nicht mit Pestiziden oder chemischem Dünger belastet ist.

Nachhaltigkeit als Fake

Im Lauf der Zeit ist deutlich geworden, dass eine ganze Reihe von Vorgehensweisen allein das Ziel haben, dem Konsumenten „grüne“ Dienstleistungen und Produkte zur verkaufen, obwohl es sich hier bei näherem Hinsehen um Schönfärberei und bloße Irreführung handelt. Das „Tierwohl“, das „Schützt unsere Umwelt“ oder das „Fair gehandelt – Gerecht geteilt“ – Siegel habe sich allesamt als Fake erwiesen.

Aber ist so etwas unter gesetzlichen Aspekten überhaupt zulässig? Ist es, denn diese Begriffe sind allesamt nicht geschützt geschweige denn irgendwie an eine Norm gebunden. Und das bedeutet, dass auch diese Bezeichnungen genutzt werden können, auch wenn damit beworbene Waren eine solche Bezeichnung faktisch nicht verdienen. Immerhin unterstützen sie den Verkauf derart „gebrandeter“ Produkte an entsprechend nachhaltig orientierte Kunden.

Nachhaltig ist nicht immer nachhaltig

Vielfach weicht die Definition des Anbieters von der des Anlegers ab. Wenn Menschen von nachhaltigen Anlagen sprechen, meinen sie, dass gegen Kinderarbeit, in erneuerbare Energien oder vegetarische Ernährung investiert wird. Dagegen verwenden Fonds-Emittenten oft Negativlisten, definieren tolerierte Umsatzanteile und schließen beispielsweise Waffen, Alkohol oder Atomkraft aus. Allerdings bleiben dann immer noch relativ viele Unternehmen, die für so manch einen Verbraucher oder Investor nicht nachhaltig erscheinen.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuels Index. Dieser beinhaltet Unternehmen aus Industrieländern auf dem gesamten Globus. Dabei werden lediglich Gesellschaften berücksichtigt, die im Vergleich zu der Konkurrenz aus ihrem Sektor über ein hohes Rating in den Bereichen Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung (ESG) verfügen und bestimmte Kriterien hinsichtlich des Klimaschutzes erfüllen. Lange Zeit war in den Top-Positionen des MSCI World SRI die Aktie von McDonalds enthalten. Dabei hätten wohl nur die wenigsten Verbraucher die Fast-Food-Kette – vor allem unter dem Aspekt der Müllvermeidung – mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht.

Greenwashing entschärfen 

Greenwashing lässt sich wahrscheinlich nur eindämmen, wenn eine neutrale Institution die Kontrolle darüber übernähme. Dahingehende Initiativen sind bereits auf dem Weg, aber noch lange nicht am Ziel. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen Investoren und Konsumenten eben sehr genau hinschauen. Die EU-Offenlegungsverordnung verbessert die Situation im Hinblick darauf, dass sie ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist, jedoch noch wenig konkret daherkommt. Im Sommer 2022 sollen die nächsten Schritte erfolgen. Allerdings sind Details zur Umsetzung bislang noch nicht bekannt.

Weitere Schritte zur Transparenz

Die beiden internationalen Orientierungshilfen bei der Auswahl nachhaltiger Investments ESG (ESG steht für Environmental, Social, Governance, also Umweltschutz, soziales Verhalten / faire Arbeitsbedingungen sowie transparente Unternehmensführung) und SRI (SRI steht für Socially Responsible Investment (auch: Sustainable Responsible Investment), also nachhaltiges und verantwortungsvolles Anlegen) dienen Investoren bereits seit längerem in eingeschränkter Form. Darüber hinaus hat die EU vor wenigen Monaten die sogenannte EU-Taxonomie beschlossen. Hier sind Kriterien für klimaverträgliche Investments festgelegt.

Allerdings ist es in jedem Fall empfehlenswert, die Aussagen von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu hinterfragen und ganzheitlich zu betrachten. Gleichgültig, ob als Konsument oder Investor.

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Der deutsche IT-Dienstleister Bechtle scheint derzeit nicht zu stoppen zu sein, von Quartal zu Quartal präsentiert der Konzern ein Rekordergebnis nach dem anderen und auch die Aktie jagt von einem Hoch zum nächsten. Erst letzte Woche erklomm der Kurs einen neues Allzeithoch. Ist jetzt allmählich Vorsicht angesagt? Schließlich weiß ein erfahrener Investor: In aller Regeln wachsen selbst die grünsten Bäume nicht in den Himmel. Die Kursentwicklung von Bechtle können wir nicht vorhersehen. Was die Geschäftsperspektiven betrifft, scheint aber das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht zu sein.

Paradepferd der deutschen IT-Branche

Bechtle ist das größte IT-Systemhaus in Deutschland. Das Unternehmen ist ein IT-Systemhaus mit 75 Standorten in der DACH-Region sowie Handelsgesellschaften in 14 weiteren europäischen Ländern. Der Hauptsitz der Gesellschaft ist im baden-württembergischen Neckarsulm. Das Geschäftsmodell verbindet IT-Dienstleistungen mit dem Direktvertrieb von IT-Produkten. Schwerpunkte sind der Betrieb und die Wartung von IT-Infrastruktur bei gewerblichen und öffentlichen Auftraggebern sowie der Handel mit Hard- und Software. Zudem bietet Bechtle Beratungsleistungen, Systemintegration und Schulungen an. Der IT-Dienstleister konnte sich durch Akquisitionen außerdem auf dem Gebiet spezialisierter IT-Lösungen, wie beispielsweise CAD, Navision oder SharePoint, positionieren.

Die Bechtle-Gruppe gliedert sich organisatorisch in zwei Bereiche mit jeweils eigener Vorstandsverantwortung: Systemhaus & Managed Services in der DACH-Region und E-Commerce. Im ersteren betreut das Unternehmen Kunden von der IT-Strategieberatung über die Lieferung von Hard- und Software, die Projektplanung und -durchführung bis hin zum Komplettbetrieb der IT. Dabei vertreibt Bechtle Cloud-Produkte und -Services über die Vertriebsgesellschaften und eine eigene Plattform. Komplettiert wird das Leistungsspektrum durch überregional tätige Competence Center und Schulungszentren.

Im Segment E-Commerce bietet Bechtle im Direktvertrieb unter den Marken Bechtle direct, ARP und Comsoft mehr als 70.000 IT-Produkte über Webshop, Telesales und Katalog an. Zudem verfügen die Kunden über ein maßgeschneidertes Onlinebeschaffungssystem.

Fulminante Kursentwicklung

Auf Sicht von drei Jahren hat sich der Kurs der Bechtle-Aktie etwa verdreifacht. Zu der fulminanten Entwicklung beigetragen hat auch die vom Vorstand vorgeschlagene Kapitalerhöhung aus Eigenmitteln. In der Umsetzung entspricht diese einem Aktiensplit im Verhältnis 1:3. Mitte August dieses Jahres haben Aktionäre für jede gehaltene Bechtle-Aktie zusätzlich zwei neue Aktien, sogenannte Gratisaktien, erhalten.

Dadurch hat sich die Zahl der Aktien natürlich verdreifacht. Gleichzeitig wurde der Kurs je Aktie gedrittelt. Auf den berechneten Unternehmenswert hat diese Kapitalmaßnahme keinen Einfluss, allerdings musste der Innere Wert pro Aktie auf die neue Aktienanzahl angepasst werden. Seit Bekanntgabe der Maßnahme Mitte Juni hat der Kurs der Bechtle-Aktie ca. 30 % zugelegt. Derartigen Aktiensplits folgt oft ein Kursanstieg, da die Papiere nun auch wieder für Kleinanleger erschwinglicher bzw. leichter handelbar sind.

Anhaltend starke Geschäftsentwicklung

Wie das Unternehmen mitteilte, hat Bechtle das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2021 mit sehr starken Zahlen abgeschlossen. Trotz der weltweiten Lieferengpässe auf dem IT-Markt und der anhaltenden Einschränkungen aufgrund der COVID-Pandemie konnte das IT-Unternehmen den Umsatz im zweiten Quartal 2021 um 9,3 % auf 1,43 Mrd. EUR steigern. Das Vorsteuerergebnis (EBT) erhöhte sich überproportional um 39,8 % auf 81,2 Mio. EUR. Die EBT-Marge verbesserte sich damit auf 5,7 %.

Dr. Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG erklärte: „Es ist uns gut gelungen, das Geschäft trotz der schwierigen Rahmenbedingungen weiter stark voranzubringen. Die Nachfrage unserer Kunden nach leistungsfähigen IT-Lösungen und Services ist in allen Geschäftsfeldern ungebrochen hoch.”

Free Cashflow mit positiver Entwicklung

Der operative Cashflow erhöhte sich im ersten Halbjahr 2021 auf 47,3 Mio. EUR (Vorjahr: 40,5 Mio. EUR). Auch der Free Cashflow entwickelte sich positiv und stieg von -31,6 Mio. EUR auf 23,3 Mio. EUR. Die Gesamtliquidität lag stichtagsbezogen mit 286,6 Mio. EUR nach wie vor auf einem komfortablen Niveau.

Bechtle baut Marktposition in Österreich weiter aus

Das Bechtle IT-Systemhaus Österreich übernimmt den IT-Dienstleister Open Networks GmbH mit Sitz in Wien. Damit stärkt das Unternehmen die Wettbewerbsposition als IT-Lösungsanbieter und Dienstleister im österreichischen Markt weiter. Open Networks ist auf die Realisierung von IT-Infrastrukturlösungen sowie Application Services, Datacenter, Security und Netzwerk spezialisiert. Der 2008 gegründete IT-Dienstleister erwartet für das Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von rund 12,5 Mio. EUR. Open Networks bleibt zunächst unverändert am Markt tätig. Mittelfristig plant Bechtle, die Aktivitäten vollständig in die Wiener Geschäftsstelle zu integrieren.

Anlass zu Optimismus: Dividendenentwicklung

Bezogen auf den aktuellen Kurs bietet Bechtle derzeit eine Dividendenrendite von etwa 0,8 %. Die Ausschüttungsquote liegt aktuell bei knapp 30 % des Gewinns und einem Viertel des Free Cashflows. Dies bietet Luft nach oben. Immerhin wurde unlängst die Dividende um 12,5 % auf nun 1,35 EUR je Aktie angehoben. Positiv zu vermerken ist, dass das Unternehmen seine Aktionäre an dem erneuten Rekordergebnis auf diese Weise teilhaben lässt.

Zudem zeigt der Konzern mit der nun elften jährlichen Dividendensteigerung in ununterbrochener Folge, dass er auf eine nachhaltige und stetige Dividendenpolitik viel Wert legt. Für einen Wachstumstitel wie Bechtle, der in Sachen Expansion noch am Anfang steht, ist dies eher die Ausnahme. Außerdem gut nachvollziehbar ist die weiterhin zurückhaltend Ausschüttungsquote. Schließlich will Bechtle weiterhin wachsen. Hierfür muss Bechtle Kapital im Unternehmen behalten. In Jedem Fall ist die – zugeben – kleine Dividende ein nettes Zubrot.

Weiterhin gute Perspektiven

Bechtle rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum bei Umsatz und Vorsteuerergebnis zwischen 5 und 10 %. Bislang hat das Management mit seinen Prognosen nie enttäuschst, eher sogar etwas tiefgestapelt. Der IT-Markt in Europa ist weiterhin stark fragmentiert, das Entfaltungspotenzial für Bechtle damit riesig. Seine führende Marktposition in Europa baut der Konzern, der sowohl als IT-Systemhaus auftritt, als auch eine florierende IT-Handelssparte (selbstverständlich eine E-Commerce-Plattform) für Firmenkunden betreibt, kontinuierlich aus. Darüber hinaus interessant: Der Konzern erhöht über die von ihm gegründete IT-Allianz namens GITA (= Global IT Alliance) seine Reichweite langsam aber sicher auch auf globaler Ebene.

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Gesundheitsbewusstsein liegt bei den Industrienationen weiter im Trend. Diese Entwicklung bekommt auch die Tabakbranche zu spüren. Die Aktien der großen Zigarettenkonzerne unterlagen in den letzten Jahren starken Schwankungen. Dennoch ist die Branche krisenresistenter als viele andere. Das Geschäftsmodell ist an sich nicht zyklisch und kann sogar von Krisen profitieren, denn geraucht (und getrunken) wird immer. Die Kapitalintensität ist sehr gering – lediglich die Ausgaben für Investitionen in die Zukunft durch Übernahmen oder die Sicherung von Anteilen an anderen Unternehmen erfordern Geld.

Ein Unternehmen sticht dabei in Sachen Anlegerattraktivität besonders heraus: der US-Tabakkonzern Altria. Als Inhaber der wertvollsten Zigarettenmarke der Welt ist das Unternehmen in den USA unangefochtener Marktführer für Tabakwaren. Trotz der immer stärker werdenden Antiraucher-Kampagnen kennt die Erfolgsgeschichte von Altria bis heute keine Unterbrechung. Daran konnten auch die Aktionäre stets teilhaben – Altria gilt als die erfolgreichste Aktie des vergangenen Jahrhunderts.

Der politische Gegenwind ist zwar hoch, dennoch ist auf absehbare Zeit nicht davon auszugehen, dass das Geschäftsmodell obsolet wird. In den USA wurde die Tabakwerbung bereits in den 1970ern verboten, in den 1980ern das Rauchen in Flugzeugen und öffentlichen Gebäuden. Dennoch haben Altria und die anderen Tabakfirmen weiter Bestand und verdienen so viel Geld wie noch nie.

Der Konzern mit der wertvollsten Tabakmarke der Welt

Die Marke Marlboro ist bis heute die wertvollste Tabakmarke der Welt. Laut einer aktuellen Studie von Statista wurde ihr Marktwert auf über 35 Mrd. USD geschätzt. Auf Platz 2 steht Pall Mall aus dem Hause British American Tobacco (BAT). Der Vorsprung von Marlboro ist aber haushoch. Der Marktwert von Pall Mall wird nur auf rund 7 Mrd. USD geschätzt – das ist gerade mal ein Fünftel davon.

Während Altria das US-Geschäft mit den Glimmstängeln in der bekannten rot-weißen Verpackung abwickelt, wird das internationale Geschäft von Philipp Morris International (PMI) abgedeckt. Bis 2008 war PMI einhundertprozentige Tochter von Altria – so wie dies Philipp Morris USA bis heute ist. Dann entschied man sich aber für eine vollständige Trennung, sodass seitdem PMI und Altria als eigenständige und unabhängige Konzerne agieren. Die Marken der beiden Unternehmen sind weitestgehend identisch, nur dass man die Märkte, auf denen man agiert, strikt abgegrenzt hat.

So macht Marlboro bei Altria ebenso wie bei PMI den Hauptanteil am Zigarettengeschäft aus. Der Marktanteil von Marlboro in den USA beläuft sich auf 43 %. Mit allen anderen Zigarettenmarken zusammen deckt Altria rund 50 % des Marktes ab. Einerseits konnte man dies als Klumpenrisiko bezeichnen, andererseits beherrscht die Marke Marlboro den Zigarettenmarkt seit Markteinführung. Auch der gesamte Marktanteil von Altria hält sich konstant.

Steigender Umsatz trotz sinkendem Raucheranteil

Der Konsum mit klassischen Zigaretten geht in den USA seit den 50er Jahren zurück. War dies jahrelang auf massive Antiraucherkampagnen der Regierung zurückzuführen, spielt hier heute vor allem der neue Megatrend „Gesundheitsbewusstsein“ hinein. In den USA – dem einzigen Markt von Altria – ging die Zahl der Raucher im internationalen Vergleich in den letzten zwölf Jahren mit am stärksten zurück. Waren 2009 noch 16,1 % der Bevölkerung Raucher, waren es 2015 schon nur noch 11,4 %. Heute greift nicht einmal mehr jeder zehnte Erwachsene in den USA zur klassischen Zigarette.

Dennoch steigerte Altria seinen Umsatz stetig weiter bzw. konnte diesen in den letzten fünf Jahren sehr stabil (mit nur noch geringen Wachstumsraten von knapp 1 %) halten. Trotz rückläufiger Raucherzahl nimmt das Marktvolumen für Tabakprodukte nämlich erstaunlicherweise zu. Diese auf den ersten Blick widersprüchliche Entwicklung hat zwei Gründe, von denen Altria profitiert: Zum einen nimmt der Konsum von Zigarettenalternativen (E-Zigaretten, Verdampfer, Kautabak) zu, zum anderen gelingt es Altria ganz hervorragend, Preissteigerungen durchzusetzen.

In den USA gibt es für Zigaretten keine Preisbindung wie in europäischen Ländern – so variiert der Preis für eine Schachtel von US-Bundesstaat zu Bundesstaat teilweise stark. Im Schnitt kann Altria aber höhere Preise verlangen als PMI für dieselben Marken auf den Märkten Europa und China. Zum Vergleich: In Deutschland kostet eine Schachtel Marlboro 7,00 EUR. In New York müssen Raucher dafür umgerechnet schon fast 14,00 EUR hinblättern. Altria kann dadurch höhere Margen erzielen als sein „Schwesterkonzern“.

Wachstumstreiber Kautabak

In den USA boomt das Geschäft mit Kautabak. Auch dies konnte den rückläufigen Zigarettenkonsum bisher gut kompensieren. Auch in diesem Segment ist Altria in den USA die Nr. 1. Der Umsatz im Bereich Kautabak wächst stetig und die operative Marge ist hier mit über 60 % am höchsten. Bei mittlerweile schon 12 % Umsatzanteil kann man allmählich nicht mehr von einem Nischengeschäft sprechen. In den USA erfreute sich Kautabak schon immer höherer Beliebtheit als in anderen Regionen der Welt. Mit seinen Marken (z.B. Copenhagen) hält Altria einen Marktanteil von 50 %. Die Konzerntochter, die dieses Geschäft betreibt, trägt einen Vorteil, den Kautabak gegenüber Zigaretten bietet, bereits im Namen. Das Unternehmen heißt nämlich U.S. Smokeless Tobacco Company.

Doch dass Kautabak (auch „Priem“ genannt) in den USA so beliebt ist, liegt nicht nur daran, dass diese Form des Tabakkonsums rauchfrei ist und damit weder Geruchsbelästigung noch Gesundheitsrisiken für Nichtkonsumenten mit sich zieht. Bis heute hat Kautabak für US-Amerikaner aufgrund einer sehr beliebten Mannschaftssportart einen starken Kultcharakter. Es geht um Baseball. Bis vor knapp vier Jahren war der Konsum von Kautabak in der Major League (die „1. Bundesliga“ im Baseball) während eines Matchs selbst für Spieler auf dem Feld gestattet. Viele ML-Spieler machten davon Gebrauch, was auch auf Fans abfärbte, die ihren Idolen nacheifern. Im Dezember 2017 wurde diesbezüglich zwar ein Verbot ausgesprochen, wie dies aber manchmal mit Verboten so ist, blieb der „Kultcharakter“ dadurch erst recht bei Fans erhalten.

IQOS in USA noch in den Kinderschuhen – aber auf dem Vormarsch

Entwickelt wird das Verdampfersystem IQOS von PMI. Das Unternehmen vertreibt das Gerät weltweit – einzige Ausnahme: der US-Markt. Dort ist das „Schwesterunternehmen“ Altria (als Lizenznehmer von PMI) zuständig. In den USA steht IQOS noch ganz am Anfang. Wenn Altria am US-Markt eine Marktdurchdringungen gelingt, wie PMI dies in den letzten Jahren in Europa schaffte würde dies einen großen Wachstumsschub für beide Konzerne bedeuten (Altria als Exklusivvertreiber, PMI durch Lizenzeinnahmen).

An der IQOS-Front in den USA geht es zwar in langsamen Schritten, aber sukzessive voran. Altria testete das „neue Produkt“ ganz bewusst erst einmal vor seiner Haustür aus. Die Nachfrage in den Testmärkten Richmond und Atlanta verliefen gut, sodass das Tempo allmählich hochgefahren wird. Nach Eröffnung des dritten IQOS-Store in Charlotte, North Carolina, wird das Geschäft mit den „HeatSticks“ – so die Konzernbezeichnung für die Verdampferstäbchen – im weiteren Verlauf dieses Jahres auf die Staaten Georgia, Virginia und South Carolina ausgedehnt. Auch in das Vertriebsnetz mit Händlern wird nun verstärkt investiert.

Damit sollte es auch kein Problem werden, die vom Lizenzgeber PMI gesteckten Ziele bis 2024 zu erreichen. Um die Exklusivrechte für den US-Markt über das Jahr 2024 hinaus verlängert zu bekommen, muss Altria eine Marktdurchdringung von 0,5 % erreichen. Wir halten dies für keine allzu hohe Hürde. Selbst wenn IQOS nur halb so gut bei den Amerikanern ankäme wie bei den Europäern und Asiaten, wäre das Wachstum riesig.

Option auf das Cannabis-Geschäft

Noch gibt es in den USA keine flächendeckende Legalisierung, wie sie die Regierung in Kanada umgesetzt hat. Die Gesetze sind weiterhin von US-Bundesstaat zu US-Bundesstaat unterschiedlich. Doch eine fortschreitende „Öffnung“ ist zu erkennen. Der US-Cannabis-Markt soll in den nächsten Jahren, vor allem im medizinischen Anwendungsbereich, stark wachsen.

Das mögliche Potenzial des Cannabis-Marktes hat auch Altria erkannt. Anfang 2019 übernahm der Konzern für 1,8 Mrd. USD 45 % der Anteile an Cronos, einem kanadischen Hanfunternehmen. Dank der großen Mittel von Altriahat Cronos nun gute Voraussetzungen für eine US-Expansion. Davon hätten Cronos und Altria als Großaktionär beide etwas. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Cronos seinem Wettbewerber Canopy Growth nacheifert und eine Hanfproduktionsstätte in den USA errichtet.

Klar ist: Die Zukunft von Hanfproduzenten hängt auch künftig vollständig an politischen Entscheidungen. Von einem direkten Investment in ein reines Cannabis-Unternehmen, dessen Existenz alleine an diesem Tropf hängt, halten wir daher weiterhin nichts. Im Fall von Altria ist dies aber nur eine Option. Geht diese auf, kann sich daraus interessantes Wachstum ergeben. Geht es nicht oder nicht mehr auf, bleibt immer noch das Tabakgeschäft, in dem Altria über eine Top-Position und jahrzehntelange Markterfahrung verfügt.

In Sachen Dividende kaum zu toppen

Altria ist ein Dividendenaristokrat wie er im Buche steht. In den letzten 52 Jahren hob der Konzern die Ausschüttung sage und schreibe 56-mal an! Im zweiten Quartal 2021 erwirtschaftete Altria einen Umsatz in Höhe von 6,6 Mrd. USD (Vorjahr: 6,4 Mrd. USD). Der US-amerikanische Tabakkonzern erhöhte daraufhin die Quartalsdividende um 4,7 % von 0,86 USD auf 0,90 USD. Ausbezahlt wird die nächste Dividende am 12. Oktober 2021 (Ex-Dividenden-Tag: 14. September 2021). Auf das Jahr hochgerechnet gibt es nun 3,60 USD. Beim derzeitigen Aktienkurs entspricht dies einer Dividendenrendite von 7,4 %.

Krisenresistentes Langfristinvestment

Das Geschäftsmodell von Altria hat sich in den letzten 100 Jahren als sehr robust erwiesen. Es ist – Regulierung hin, Werbeverbote her – weitgehend unabhängig von politischen Einflüssen. Auch konjunkturelle Schwächephasen können die Konsumenten kaum von ihrem gewohnheitsbedingten Konsum abbringen. Wir sind uns bewusst, dass die Branche, in der Altria aktiv ist, nicht allen unseren Leser schmecken wird. Die Tabakindustrie steht seit Jahrzehnten unter Beschuss und die neuerliche Marktöffnung für Cannabis wird kontrovers diskutiert. Ob ein Engagement aus diesen Gründen für Sie in Frage kommt oder nicht, können nur Sie selbst entscheiden.

Aktuell notiert die Aktie bei 48,03 USD (Stand 22.09.2021). Der Kurs ist selbstverständlich immer nur eine Momentaufnahme und steht – solange er nicht überbewertet ist – bei unserer Position gegenüber Altria auch nicht im Fokus. Wir halten Altria wegen seiner starken Dividende und seines krisenresistenten Geschäfts für ein interessantes Langfristinvestment.

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Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

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Die Digitalisierung schreitet – oder eher rast –immer weiter voran. Ein Trend, der noch vor wenigen Jahren nicht einmal ausgewiesenen Experten ein Begriff war, prescht besonders kraftvoll vor: die Auslagerung von Daten in sogenannte Clouds (Wolken). Vorteil: Dokumente müssen nicht mehr auf der eigenen Festplatte gespeichert werden. Dies schont Speicherkapazitäten auf dem eigenen Rechner und noch dazu gibt es keinen Datenverlust, sollte der heimische Computer oder der Unternehmens-Server den Geist aufgeben.

Datenkrake und Lieferant für alles

Amazon ist längst weit mehr als nur ein gigantischer Onlinehändler. Mit digitalen Bezahllösungen, der Cloud-Tochter AWS (Amazon Web Services), Alexa, einem eigenen Kosmetik-Kanal und Projekten wie dem Autonomen Fahren dringt der Konzern in immer mehr Märkte und Bereiche unseres täglichen Lebens vor. Das hat auch eine Schattenseite und macht zahlreichen Verbrauchern Angst. (In der Tat setzt sich Amazon als Datenkrake überall fest.) Doch so vielen Verbrauchern dies auch Furcht einflößt, deutlich mehr Kunden akzeptieren es. Amazon Prime gewann im vergangenen Jahr so viele neue Nutzer wie nie zuvor.

Die Cloud-Dienste AWS und auch das Kundenbindungsprogramm Prime sind für den Konzern wahre Wachstumsmaschinen. Millionen von Firmen lagern ihre ausufernden Datenbestände in „die Wolke“ aus. Netflix, Facebook, BBC und viele andere Großkonzerne nehmen die Cloud-Dienste von Amazon in Anspruch. Mittlerweile erwirtschaften AWS bereits 12 % des Konzernumsatzes und 60 % des operativen Gewinns. Im letzten Jahr wuchs dieses Geschäft um 30 %. Übertroffen werden konnte dies im letzten Jahr nur von den Umsatzanstiegen im Online-Store (+51 %).

Während der Online-Handel 2020 vor allem durch Corona so massiv zulegte, wird das Cloud- Geschäft auch nach der Pandemie sein hohes zweistelliges Wachstum halten können. In jedem Fall konzentriert Amazon seine Wachstumsstrategie folgerichtig auch künftig auf das Cloud-Business. Ein Zeichen dafür ist auch die Anfang Juli erfolgte Ernennung von Andy Jassy, dem ehemaligen Leiter der Cloud-Sparte, zum neuen Amazon-CEO als Nachfolger von Jeff Bezos.

Amazon Web Services erwirtschaftete im Jahr 2020 mehr als doppelt so viel Umsatz wie die Nummer zwei im Markt Microsoft. Die Cloud-Computing-Sparte des Tech-Giganten konnte den Umsatz auf 26,2 Mrd. USD steigern. Der Marktanteil ist, laut einer Gartner-Studie, durch den gewachsenen Gesamtmarkt allerdings etwas gesunken.

Amazon erfindet sich immer wieder neu

Ständige Innovationen, die von oben angetrieben werden, sind einer der Wachstumsmotoren des Unternehmens, das Ideen als Vermögenswerte betrachtet, unaufhörlich experimentiert und über die verfügbaren Daten schon heute zu verstehen sucht, was der Kunde morgen kaufen möchte. Das Geschäftsmodell, den „virtuosen Kreislauf“, den Jeff Bezos einst auf einer Serviette verewigte, kommt einem Perpetuum Mobile zumindest schon recht nahe: Einmal in Gang gebracht, läuft es und treibt sich von selbst an.

Unternehmenskonzept zum Zunge schnalzen!

Der enorme Erfolg von Amazon beruht auf einem fantastisch guten Geschäftsmodell: eine äußerst benutzerfreundliche Plattform mit riesiger Produktauswahl, günstigen Preisen, schneller Lieferung und großer Kulanz bei Reklamationen. Der größte Online-Händler der Welt hält so gut wie alles, was das Herz begehrt, in seinen Regalen bereit: Computerspiele, Windeln, Autoreifen, Videos, Werkzeuge, Solarpanels, Abendkleider, Tablets, Kochtöpfe, Kameras und Bücher. Während der Corona-Krise durfte und darf ein schier unendlich großes Angebot an Schutzmasken und Desinfektionsmitteln nicht fehlen.

Geschäftsmodell läuft wie geschmiert

Trotz sehr wahrscheinlich nie endender Aktienoptionsprogramme ähnelt das Geschäftsmodell von Amazon einem Perpetuum Mobile, es läuft wie ein gut geschmierter Motor und treibt sich dabei von selbst an. Aufgrund der Skaleneffekte führt eine steigende Kundenanzahl bei Amazon zu Kostensenkungen. Diese ermöglichen, das Amazon seine Preise weiter senkt, was wiederum den Nutzen für die Kunden erhöht. Dies führt zu mehr Kunden, was die Kosten weiter senkt usw., usw.

Für Aktionäre ist ein solches Geschäftsmodell ein Traum. Einziges Manko: Jahr für Jahr vergibt Amazon neue Aktienoptionen an das Management. Um diese später bedienen zu können, bringt der Konzern jährlich neue Aktien in Umlauf. Das Aktienkapital, das gleich bleibt, teilt sich dadurch auf immer mehr Anteile auf. Im Umkehrschluss hat eine einzelne Aktie einen immer geringeren Anteil am Aktienkapital. Im Fachjargon spricht man von „Verwässerung“. Das starke Wachstum, das Amazon hinlegt, wirkt diesem „Entwertungs-Effekt“ allerdings entgegen. Schließlich wird das Geschäftsmodell (und damit auch die Anteile, auf die sich dieses verteilt) immer wertvoller.

Bei einem KGV von über 60 massiv überbewertet?

Amazon weist derzeit ein KGV von 60,8 auf. Für sich alleine erscheint dies erst einmal sehr hoch. Bei Amazon hat ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis aber nur eine bedingte Aussagekraft. Denn Amazon schreibt bis heute, in Relation zu seinen gigantischen Umsätzen, nur sehr kleine Gewinne. Der Fokus liegt auf Wachstum. Anstatt hohe Gewinne im Unternehmen anzuhäufen, entspricht es D

der Mentalität von Amazon-Gründer und -CEO Jeff Bezos viel mehr, das Kapital im Fluss zu halten. Gewinne müssten ja schließlich auch noch versteuert werden. Bezos investiert da lieber sofort wieder in neues Wachstum.

So bleibt der Gewinn bei Amazon kontinuierlich auf einem niedrigen Niveau, während Umsätze und Cashflows jedes Jahr stark steigen. Ein hohes KGV ist somit nur eine mathematische Konsequenz.

Die PEG-Ratio, eine Kennzahl die das KGV ins Verhältnis zum prognostizierten jährlichen Gewinnwachstum setzt, steht bei 1,5. Ein Wert von über 1 kann tendenziell schon ein Indiz für eine  Überbewertung sein, es gibt aber Unternehmen, die weisen eine PEG-Ration von 5 oder noch höher auf. 1,5 ist da noch relativ moderat.

Hohe Preisdynamik und kurze Lieferzeiten

Bei Amazon stellt sich die Preisgestaltung sehr dynamisch dar. Schätzungen zufolge werden jeden Tag für bis zu 20 % der annähernd 500 Mio. Produkte die Preise geändert. So kann der Konzern quasi unmittelbar auf Schwankungen von Angebot und Nachfrage reagieren und ist der Konkurrenz die berühmte Nasenlänge voraus.

Daneben ist die blitzschnelle Auslieferung zu einem Kernstück des Geschäftsmodells geworden. Gerade entsteht in Deutschland im niedersächsischen Achim ein neues High-Tech Logistikzentrum. Dort werden Roboter der neuesten Generation eingesetzt, um die Warenregale zu steuern und die benötigten Produkte in Windeseile hervorzuholen.

Die zunehmende Verlagerung auf „Dienstleistungen“ wie Prime steigert die Renditen zusätzlich. Im Verlauf seiner Expansion bemüht sich das Unternehmen, bisherige Partner nicht nur zu kopieren, sondern auch die Wertschöpfungskette deren Geschäfts weitgehend zu übernehmen. So werden ehemalige Partner geschluckt oder verdrängt. Dabei nutzt Amazon scheinbar nicht immer faire Methoden, wie diverse Gerichtsverfahren wiederholt zeigen. Der Stärke von Amazon tut dies etwas fragwürdige Geschäftsgebaren dennoch keinen Abbruch. Strafen in Millionenhöhe bleiben angesichts eines Jahresumsatzes von 386 Mrd. USD lediglich Peanuts.

Jüngste Quartalszahlen mehr als im „grünen Bereich“

Amazon hat an Juli seine Zahlen für das jüngste Quartal vorgelegt. Dabei hatte die Wall Street für das erste Quartal 2021 im Schnitt mit einem Umsatz von 104 Mrd. USD und einem Gewinn von 9,54 USD je Aktie erwartet. Der Konzern selbst stellte Umsätze von 100 bis 106 Mrd. USD in Aussicht. In der Realität erwirtschaftete Amazonzwischen Januar und März insgesamt 108,5 Mrd. USD. Beim Gewinn schlug der Konzern die Erwartungen sogar um Längen: Unterm Strich blieben 15,79 USD je Aktie, 65 % mehr als erwartet. Operativ blieben insgesamt 8,9 Mrd. USD, gut 45 % mehr als erwartet.

Neueste Amazon-Akquise: MGM-Filmstudios

Amazon hat unlängst den Erwerb der MGM-Filmstudios (Metro-Goldwyn-Mayr) offiziell bestätigt. Der Kaufpreis für das Unternehmen, das unter anderem die James Bond Filme produziert, beträgt rund 8,5 Mrd. USD. Amazon will damit u. a. seinen Streaming-Dienst Prime Video mit gefragten Inhalten stärken. MGM war eines der wenigen noch nicht von einem Großkonzern geschluckten Hollywood-Filmstudios.

Expansion geht weiter

Wie der Konzern ganz aktuell mitteilte, will Amazon in den USA weitere 125.000 Mitarbeiter einstellen. Bereits Anfang September hatte der Konzern angekündigt, 40.000 neue Stellen zu schaffen. Dies zeigt: Der neue CEO Andy Jassy hat die Philosophie seines Vorgängers Jeff Bezos verinnerlicht: think big. Der Krake Amazon ist wohl noch lange nicht satt. Nach eigenen Angaben hat Amazon seit Beginn der Pandemie allein in den USA neue 450.000 Mitarbeiter eingestellt. So soll vor allem die Position im E-Commerce-Bereich weiter gestärkt werden.

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Die Pharmabranche ist für Anleger kein einfaches Pflaster. Zwar steigt der Bedarf für medizinische Versorgung stetig – eine zunehmende Weltbevölkerung, steigender Wohlstand in den Schwellenländern und die Alterung der Gesellschaft in den Industrienationen sind hier die Treiber.

Dennoch wachsen die großen Player, wenn überhaupt, nur noch sehr verhalten. Harte Konkurrenz und ein brutaler Preiskampf machen den Pharmakonzernen zu schaffen. Um ihre bisherige Marktposition verteidigen zu können, werden vermehrt Übernahmen getätigt und der Bereich Forschung/Entwicklung gewinnt mehr und mehr an Bedeutung.

Druck am Generikamarkt hält die Branche unter Spannung

Die Pharmabranche war schon immer wettbewerbsintensiv. Der Wettbewerb ist jedoch schneller und harter geworden. Einen Wettbewerbsvorteil kann man sich praktisch nur durch Herausbringen neuer, patentgeschützter und auch häufig benötigter Medikamente verschaffen. Dies ist also nur ein Vorteil auf Zeit. Sobald ein Patent ausläuft, stehen heute direkt preisgünstigere Nachahmerpräparate von Wettbewerbern in den Startlöchern, um den Markt zu fluten. Auch bei biotechnologisch hergestellten Präparaten kommen mittlerweile sehr schnell sogenannte Biosimilars auf den Markt. Regierungen üben zusätzlich Druck auf die Medikamentenpreise, insbesondere auf Generika, aus.

Unternehmen wie der Pharmagigant Roche, die viele (noch) patentgeschützte Medikamente am Markt haben, sehen sich einem erhöhten Druck ausgesetzt. Sie müssen nämlich auch künftig dafür sorgen, dass die Pipeline prall gefüllt bleibt. Es müssen regelmäßig neue Präparate auf den Markt gebracht werden.

Geschäftsmodell mit zwei operativen Segmenten

Roche zählt zu den größten Pharmakonzernen der Welt. Im Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von über 58 Mrd. CHF. Das seit Gründung im Jahr 1896 in Basel, Schweiz, beheimatete Unternehmen beschäftigt weltweit über 100.000 Mitarbeiter – davon allein 17.200 in Deutschland – und ist in mehr als 150 Ländern aktiv.

Der Schweizer Pharmagigant Roche ist auf oberster Ebene unterteilt in zwei „Wirkungsbereiche“. Der Bereich Pharmaceuticals umfasst die Herstellung sämtlicher Medikamente und Biopharmaka. Biopharmaka sind Medikamente, die mittels Bio- und Gentechnologie hergestellt werden. Hierzu gehört beispielsweise die Produktion von Proteinen inklusive bestimmter Antikörper etc. Der Pharma-Bereich von Roche ist weltweit führend in der Onkologie (Krebsforschung). Weitere Anwendungsgebiete, auf der Konzern in den letzten Jahren Forschung und Entwicklung sowie Investitionen konzentriert, sind unter anderem Virologie, Rheumatologie, Transplantationsmedizin und Anämie (Blutarmut).

Der Geschäftsbereich Diagnostics beinhaltet eine breite Palette an Instrumenten und Testverfahren, die im Bereich der Diagnostik, aber auch bei der Überwachung von Krankheiten Anwendung finden. Die Unternehmenssparte Diagnostics ist weltweit führend in der In-vitro-Diagnostik. Sie hat ihren Hauptsitz in Rotkreuz (Schweiz) und besitzt weitere Standorte in Mannheim und Penzberg (Deutschland), Indianapolis und Pleasanton (USA) sowie Sant Cugat del Vallès (Spanien).

Das Produktportfolio reicht von einfachen Diagnostik-Geräten mit Display-Anzeige (z. B. zur Anzeige des Blutzuckerspiegels), über Analysesysteme hin zu vollständigen Systemlösungen für Großlabore, Blutspendezentren etc. Das Segment ist in die Untersegmente Professional Diagnostics, Molecular Diagnostics, Tissue Diagnostics (Gewebediagnostik) und Diabetes Care (durch die Tochtergesellschaft Roche Diabetes Care GmbH) unterteilt.

Schwerpunkt Onkologie – mit Innovation gegen Biosimilars

Betrachtet man den Umsatz nach Medikamenten, ist die Stärke von Roche schnell gefunden: Es ist der Bereich Onkologie. Denn unter den Top-5-Medikamenten des Konzerns befinden sich 4 Krebsmedikamente. Die derzeitigen Blockbuster – Perjeta, Avastin, Herceptin und Tecentriq (Onkologie) sowie Actemra/RoActemra (Immunologie), Ocrevus (Neurologie) und Hemlibra (Hämophilie A) – stehen aktuell für über 55 % der Gesamtumsätze der Pharma-Sparte.

Das langjährig top-verkaufte Krebsmedikament MabThera/Rituxan hingegen scheint seine beste Zeit hinter sich zu haben. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Verkäufe im ersten Halbjahr 2021 um 40 % zurückgegangen. Dies ist dem Markteintritt von Biosimilars und den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zuzuschreiben. Die Konkurrenz durch Biosimilars hatte insgesamt negative Auswirkungen auf die Verkaufsergebnisse des Pharma-Bereichs. Allein die Verkäufe von MabThera/Rituxan, Herceptin und Avastin verzeichneten einen Rückgang, hauptsächlich in den USA, im ersten Halbjahr 2021 von 2,8 Mrd. CHF auf 4,4 Mrd. CHF, was einer Abnahme um 39 % im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht.

Dies macht deutlich, wohin die Reise für Roche gehen muss, um seine jetzige Marktposition dauerhaft verteidigen zu können. Bei einigen Top-Sellern handelt es sich um Medikamente, die schon jahrelang am Markt sind. Ihren Umsatz-Peak haben diese oft bereits überschritten. Seitdem gehen die Umsätze tendenziell zurück, da die Patente ausgelaufen sind und Nachahmermedikamente Marktanteile hinzugewinnen.

Da die Medikamente sich am Markt aber etabliert haben und einen gewissen „Vertrauensbonus“ genießen, gehen die Umsätze in der Regel kontrolliert zurück und brechen nicht von heute auf morgen auf null ein. Laufende Behandlungen werden oftmals mit den teureren Originalmedikamenten fortgesetzt, wenn der Patient gut mit ihnen zurechtkommt. Dennoch ist es wichtig für Roche, neue Medikamente zu entwickeln oder gegebenenfalls einzukaufen, die diesen Umsatzrückgang auffangen und für weiteres Wachstum sorgen. Zwei Bereiche, die Roche seit einiger Zeit ausbaut, sind die Diagnostik allgemein und die Gentherapien.

COVID-19 beeinflusst immer noch stark den Markt

Die COVID-19-Pandemie beeinträchtigte auch im ersten Halbjahr 2021 die Umsätze über alle Geschäftsbereiche hinweg, vor allem auf den Bereich Pharmaceuticals aus, da Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche unter dem normalerweise üblichen Niveau blieben. Auch die bereits angesprochene starke Konkurrenz durch Nachahmermedikamente hat die Verkaufszahlen einiger „Patentausläufer“ stark einbrechen lassen. Das anhaltende Wachstum der neu eingeführten Medikamente (z.B. Hemlibra und Tecentriq) trug jedoch dazu bei, diesen Rückgang auszugleichen. Insgesamt ging der Umsatz im Pharma-Bereich aufgrund des Wettbewerbsdrucks durch Biosimilars, insbesondere in den USA, um 3 % zurück.

Im ersten Halbjahr 2021 verzeichnete der Konzern zu konstanten Wechselkursen (CER = Constant Exchange Rates – Wachstumsraten zu konstanten Wechselkursen bei Durchschnittskursen des Gesamtjahres 2020) dennoch ein Umsatzwachstum von 8 %. Dies ist dem Bereich Diagnostics zu verdanken. Der Bereich steigerte seine Umsätze um 51 % auf 9 Mrd. CHF. Grund für dieses Wachstum ist die anhaltende Absatzzunahme von Produkten in Zusammenhang mit COVID-19. Dazu gehörten insbesondere der cobas SARS-CoV-2 PCR-Test sowie der SARS-CoV-2 Rapid Antigen Test. Ein weiterer Faktor war, dass sich die Routinediagnostik in allen Regionen erholte, was auf die Lockerung von pandemiebedingten Maßnahmen zurückzuführen ist.

Konzern setzt klar auf Forschung und Entwicklung

Um dem Umsatzrückgang im Pharma-Bereich und dem Druck durch den Generikamarkt begegnen zu können, setzt Roche klar auf Innovation. Der Konzern unterstreicht dies eindrucksvoll durch seine strategische Entscheidung, die Ausgaben für diesen Bereich um 19 % zu erhöhen. Dabei geht ein Großteil der Investitionen in späte Entwicklungsphasen der Bereiche Onkologie, Ophthalmologie und personalisierte Medizin. Weitere Investitionen betreffen Produkte in Zusammenhang mit COVID-19.

Obwohl die erhöhten F&E-Ausgaben das Nettoergebnis schmälern, erfüllen sie dennoch ihren Zweck. So ist die Innovations-Pipeline gut bestückt und Roche kann Umsatzrückgänge bei seinen nicht mehr patentgeschützten Medikamenten und eigenen Generika dank neuer Medikamente gut ausgleichen. Das Unternehmen stellt sich dadurch aus unserer Sicht gut für die Zukunft auf.


Erstklassige Dividende mit kontinuierlicher Steigerung

Roche hat seine Dividende seit 1990 kontinuierlich von Jahr zu Jahr gesteigert – durchschnittlich um 15 % je Jahr. Damit reiht sich Roche eindeutig in die Liga der Dividendenaristokraten ein. Jährlich die Dividende steigern, das können sich nur Unternehmen leisten, die solide Gewinne erwirtschaften.

Dies ist bei Roche trotz leicht rückläufiger Entwicklung des Nettoergebnisses in den letzten Jahren weiterhin der Fall, wenngleich die letzten Dividendensteigerungen dadurch automatisch zu einer Erhöhung der Ausschüttungsquote führten. Für das aktuelle Jahr geht der Konzern von einer Dividende in Höhe von 9,10 CHF je Anteilsschein aus.

Stabile Position für Dividendenfreunde

Insgesamt besitzt Roche weiterhin eine gute Qualität und Marktstellung. Es gibt im Portfolio keine erheblichen Klumpenrisiken, da keine hohe Abhängigkeit von nur einem oder zwei Medikamenten besteht. Einziger Schwachpunkt ist derzeit das Wachstum. Der Ausbau des Diagnostik-Geschäfts – organisch wie auch durch diverse Übernahmen – ergibt Sinn und kann hier neue Wachstumschancen eröffnen. Auch gefällt uns, dass Rocheunter anderem auf das Zukunftsfeld der Gentherapien setzt.

Mit Roche haben Sie einen soliden Dividendentitel im Portfolio. Die demografische Entwicklung stärkt der Pharmaindustrie auch in Zukunft den Rücken und auch, wenn Produktportfolio und Pipeline nicht ganz an Novartis – unsere Nr. 1 der Branche – herankommt, ist der Konzern doch breit aufgestellt.

Hinweis Aktiengattungen bei Roche

Neben der stimmberechtigten Inhaberaktie, die wir in unserer Datenbank führen, gibt es bei Roche auch die Beteiligungsmöglichkeit über nicht stimmberechtigte Genussscheine. Da ein wesentlicher Anteil der Inhaberaktien im Besitz der Gründerfamilien ist, ist hier das Handelsvolumen geringer als bei den Genussscheinen. Für Privatanleger ist das Handelsvolumen aber unproblematisch. Zwar haben die Genussscheine das gleiche Ausschüttungsrecht wie die Aktie, sie haben jedoch keinen Nennwert und gehören damit nicht zum Aktienkapital. Wir ziehen daher die echte Aktie vor.

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Prof. Dr. Max Otte

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Was Produkte des Grundbedarfs in unserem täglichen Leben bedeuten, ist vielen von uns im letzten Jahr erst wieder bewusst geworden. Als Mehl, Nudeln, Reis sowie Reinigungs- und Hygienemittel (allen voran das dadurch berühmt berüchtigte Toilettenpapier) wurden während der ersten Lockdowns regelrecht gehamstert. Supermarktregale waren zwischenzeitlich wie leer gefegt, so dass auch Sie sich vielleicht fragten: „Was ist denn jetzt los?“

Ein Unternehmen, das dafür sorgt, dass wir uns diese Frage für gewöhnlich nicht stellen müssen, ist Unilever. Der weltweit agierende britische Konzern mit Firmensitz London befasst sich in seinen verschiedenen Geschäftsbereichen mit der Produktion von Nahrungsmitteln, Kosmetika, Körperpflege- sowie Haushalts- und Textilpflegeprodukten. Für Unilever arbeiten weltweit mehr als 150.000 Mitarbeiter in über 100 Ländern. Im Jahr 2020 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 45 Mrd. GBP.

Clevere Kombination von Food und Non-Food

Wie wir bereits in unserem Blog-Beitrag vom 26.05.2021 ausführten, kann Unilever mit einer spannenden Unternehmenshistorie aufwarten: 1929 schlossen sich der niederländische Margarinehersteller Unie und der britische Seifenhersteller Lever Brothers zusammen. In den kommenden Jahrzehnten stieg das so entstandene Unternehmen, das seine Herkunft bis heute im Namen trägt, zu einem der größten Player im Konsumgüter-Business auf.



Anders als beispielsweise Procter & Gamble oder Henkel, die rein auf Non-Food-Produkte konzentriert sind, oder der Konzern Nestlé, der quasi ausschließlich im Nahrungsmittelsegment tätig ist, decken die Geschäftsbereiche von Unilever sowohl den Food- als auch den Non-Food-Bereich ab – eine clevere Kombi.

Starke Marken schaffen Kundenbindung

Das Angebotsspektrum vor allem starker Marken des Konzerns ist beachtlich. Das unterstreicht ein kleines Experiment: Wenn Sie heute einmal Ihren Vorratsschrank öffnen, finden Sie höchstwahrscheinlich eine der oben aufgeführten Marken. Oder nicht? Wenn ja, sind Sie vielleicht schon längst „Stammkunde“ von Unilever.

Wenn Kunden erst einmal mit einem hochwertigen Produkt zufrieden sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie dies regelmäßig kaufen. Der Preisaspekt spielt für überzeugte Kunden eine weniger bedeutende Rolle als für Erstkäufer, die zunächst testen möchten. Diese Kundenbindung fördert insbesondere den Absatz neuer Produkte einer Marke. So wird sich ein zufriedener Langnese-Kunde leichter von einer neuen Langnese-Sorte überzeugen lassen. Auf diesem Weg entsteht für Unilever ein großer Vorteil bei den Margen. Denn für bekannte Marken lassen sich höhere Preise durchsetzen als für No-Name-Ware ohne Wiedererkennungswert.

Übernahme der Hautpflegemarke Paula‘s Choice nun abgeschlossen

Im Juni gab Unilever die Übernahme der Hautpflegemarke Paula’s Choice bekannt. Anfang August wurde diese abschlossen. Zwei Aspekte machen den Zukauf interessant: Erstens ist Paula’s Choice sehr stark im Bereich E-Commerce und Direktmarketing. Zweitens spricht Unilever gezielt umweltbewusste und tierliebe Verbraucher an, denn die Produkte sind vollständig frei von Tierversuchen.

Robuste Perspektiven für die Zukunft

Wenn Unternehmen nicht nur durch Übernahmen wachsen, sondern auch aus eigener Kraft, ist das immer ein gutes Zeichen. Getrieben wurde das Wachstum von Unilever im 1. Halbjahr 2021 von einer sehr erfreulichen Absatzentwicklung (5,4 %). Auch kleinere Preiserhöhungen waren drin.

Während die Nachfrage nach Kosmetikartikeln nur leicht anstieg, konnte der britische Konzern vor allem seine Lebensmittelprodukte gut verkaufen. Da die Gastronomie geschlossen hatte, gönnten sich Verbraucher eben mehr Eiscreme zu Hause.



Wie Alan Jope, Chief Executive Officer, erklärt das Ergebnis: „Wir machen gute Fortschritte bei den strategischen Entscheidungen, die wir Anfang des Jahres getroffen haben, einschließlich der Entwicklung unseres Portfolios in Bereichen mit hohem Wachstum. [… ] Wettbewerbsfähiges Wachstum hat für uns Priorität, und wir sind zuversichtlich, dass wir im Jahr 2021 ein zugrunde liegendes Umsatzwachstum von 3 bis 5 % erzielen werden

Auslagerungen geplant

Bei einem großen Konzern wie Unilever ist es vollkommen normal, dass das Produktportfolio regelmäßig überprüft und nachjustiert wird. Aktuell steht das Teegeschäft (Marken wie Brooke Bond, Beseda) zur Disposition. Es machte bisher ca. 2 Mrd. GBP Umsatz aus. Das sind gerade einmal ca. 4 % des Gesamtumsatzes. Für Unilever ist es somit ein Randgeschäft, auf das das Unternehmen ohne Reue verzichten kann. Noch berät das Management, ob es zu einem klassischen Verkauf kommen soll oder zu einer Abspaltung vom Mutterkonzern mit anschließendem Börsengang. Die Chancen, mithilfe eines IPO einen höheren Preis erzielen zu können, sind gegeben.

Auch von einigen Marken im Segment Körperpflege – u. a. Impulse, Timotei und Q-Tips – will sich Unilever möglicherweise trennen. Jedenfalls wird ein Spin-Off in eine eigene Geschäftseinheit mit Namen Elida Beauty vorbereitet. Von einem Verkauf ist zwar noch nicht die Rede, wenn es aber Absicht wäre, die auserkorenen Marken langfristig zu behalten, wären die jetzigen Umstrukturierungen wenig sinnvoll. Schließlich würde dies die Konzernstruktur, die eigentlich verschlankt werden soll, unnötig verkomplizieren. Ein Verkauf „en bloc“ hingegen wäre durch die jetzigen Maßnahmen sogar deutlich einfacher, da das Geschäft dafür bereits separiert ist.

Stabile Dividende

Unilever zahlte am 08. September die Dividende für das zweite Quartal aus. Der Ausschüttungsbetrag beläuft sich auf 0,37 GBP (0,43 EUR). Unilever zahlt seine Dividende vierteljährlich. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden aktuell 1,50 GBP (1,71 EUR) bezahlt. Beim derzeitigen Aktienkurs von 39,59 GBP (Börse London; Schlusskurs per 10.09.2021) entspricht dies einer aktuellen Dividendenrendite von 3,8 %. Das ist ordentlich.

Überhaupt macht Unilever als Dividendentitel eine exzellente Figur. Seit 1937 schüttet das Unternehmen eine Dividende aus. Wir haben diese bis ins Jahr 1996 zurückverfolgt. In EUR  ist der Ausschüttungsbetrag während dieser 25 Jahre jedes Jahr gestiegen. Es gibt freilich keine Garantie, dass dies auch in Zukunft jedes Jahr eine Anhebung geben wird, langfristig sollte es für die Dividende aber nur eine Richtung geben: nach oben.

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Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin “Der Privatinvestor”

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