Die Halbleiterindustrie ist eine Branche mit Zukunft. Es liegt auf der Hand: Ohne Rechenchips geht in der digitalen Welt nichts, denn die Voraussetzung dafür, dass Alltagsgegenstände künftig mehr und mehr mit uns und untereinander „kommunizieren“ können, sind nun mal die in ihnen verbauten Chips. Die Einsatzgebiete sind groß. Groß ist auch die Zahl der Unternehmen, die sich in dieser Branche tummeln und miteinander im Wettbewerb stehen. Für Anleger ist es da gar nicht so einfach, die richtigen Unternehmen herauszupicken. Wir haben uns daher für Sie in der Halbleiterbranche umgesehen.

Ein sehr interessantes Unternehmen in diesem Bereich ist u-blox. Als Spezialist für hochpräzise Positionierungs- und Konnektivitätschips bietet die voranschreitende Digitalisierung und insbesondere das Thema „Internet der Dinge“ (Internet of Things – IoT) dem Unternehmen sehr attraktive Wachstumschancen. Das IoT nimmt immer mehr Einzug in unser Leben und wird unseren Alltag in den nächsten Jahren massiv umkrempeln. Prognosen zufolge soll es bis zum Jahr 2025 bereits 75 Milliarden vernetzte Geräte weltweit geben. Unternehmen, die in diesem Bereich schon jetzt stark positioniert sind, haben da gute Karten.

Ein enorm gefragtes Geschäftsmodell

u-blox entwickelt Chips und Chipmodule, die für die Lokalisierung von Gegenständen eingesetzt werden. Die ständige Standortmitteilung (im Fachjargon „Positionierung“) ist eine wichtige Grundvoraussetzung für die meisten Funktionalitäten vernetzter Geräte. Derartige Chipmodule machen das Internet der Dinge überhaupt erst möglich. Das Schweizer Unternehmen u-blox ist Technologieführer für Positionierungschips und profitiert somit klar von der fortschreitenden Digitalisierung. Diese Technologieführerschaft zu behalten, ist für u-blox essenziell. Deshalb konzentriert sich das Unternehmen fast ausschließlich auf die Entwicklung. Rund 70 % der Belegschaft sind deshalb im F&E-Bereich beschäftigt.

Die Einsatzmöglichkeiten für die Module von u-blox sind sehr vielfältig. So lassen sich diese in tragbare Geräte (sogenannte „Wearables“) ebenso einbauen wie in Drohnen, selbstfahrende Autos, Smartwatches oder auch Ortungssysteme von Sicherheitsfirmen. Auch bei Lösungen zur Flottenverfolgung, Frachtüberwachung, für intelligente Straßenbeleuchtung, medizinische Geräte bis hin zu Konnektivitätskomponenten für 4G- und 5G-Mobilfunksysteme sind die Technologien von u-blox gefragt.

Der Kreis bestehender und potenzieller Kunden ist damit riesig. Der Bedarf wird zudem in den nächsten Jahren weiter zunehmen, da immer mehr Anwendungen und Produkte, die bisher (noch) „offline“ waren, künftig mit einer Cloud verbunden sein werden. Die Spezialität von u-blox ist es, die Chipmodule gebrauchsfertig zu konfigurieren. Kunden brauchen die fertigen Module also nur noch in ihre Produkte einbauen, um sie IoT-fähig zu machen.

Automobilsektor bleibt wichtiges Kundensegment

Rund ein Viertel des Umsatzes generiert u-blox mit Kunden aus dem Automobilsektor. Mit dem Thema „Konnektives und Autonomes Fahren“ bietet sich ein spannendes Wachstumsfeld. Trotz der ersten unbemannten Robo-Taxis, die Alphabet in seiner dafür auserkorenen Teststadt Phönix fahren lässt, steht die Entwicklung hier noch recht am Anfang. Die Weichen werden gerade erst gestellt. Bis wir jedoch tatsächlich alle ein vollautonomes KI-Roboter-Auto à la K.I.T.T. aus der 80er-Jahre-Serie Knight Rider haben, müssen noch viele Hürden genommen werden. Je weiter die Entwicklung ist, desto höher und komplexer werden die Anforderungen an Chipmodule sein. Wenn u-blox seine Technologieführerschaft hier hält, sind dies beste Voraussetzungen für das Unternehmen, davon zu profitieren.

Aktuell belastet der Nachfrageeinbruch des Automobilsektors jedoch erst einmal. Die gesamte Branche befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Hersteller haben wegen zwischenzeitlicher Produktionsunterbrechung und schleppendem Fahrzeugabsatz ihre Bestellungen für Kommunikationschips gesenkt. Infolge haben sich Auftragseingang und Umsatz bei u-blox verringert. Dies jedoch ist nur eine Momentaufnahme. Fahrzeuge werden auch in Zukunft immer benötigt werden – unabhängig vom Mobilitätskonzept. Denn mit der Antriebsfrage hat die Nachfrage nach den Produkten von u-blox nichts zu tun. Egal mit welcher Technologie Autos künftig auf den Straßen fahren werden, Positionierungschips werden dabei in jedem Fall verbaut werden.

Keine Abhängigkeit von Einzelbranchen

Über 60 % der Umsätze generiert u-blox mit Kunden anderer Branchen als der Automobilsparte. Großes Potenzial steckt auch hier im IoT-Bereich. Im Konsumgeschäft direkt, also B2C, ist u-blox kaum tätig. Die Kunden sind vor allem Industrieunternehmen. Darunter sind aber auch viele Hersteller von Konsumprodukten, beispielsweise Husqvarna. Der skandinavische Hersteller von Rasenmährobotern setzt in seine Produkte Positionierungschips von u-blox ein. Auch in der Mobilfunkbranche sind die Produkte von u-blox sehr gefragt.

Die Einsatzmöglichkeiten sind schier unendlich. Deshalb sind die Industriekunden außerhalb der Automobilsparte auch sehr unterschiedlich. Miet-Fahrräder oder E-Scooter, die via App lokalisiert und genutzt werden können, gehören heute zum Beispiel in vielen Innenstädten längst zum Alltag. Weitere Anwendungsbereiche sind Wearable-Produkte wie smarte Pulsuhren, für die das Unternehmen Leikr auf u-blox-Module zugreift. Auch das Unternehmen NetModule, ein führender Anbieter von Kommunikationsprodukten in den Bereichen M2M (Gerätekommunikation „Maschine zu Maschine“) und Telematik, ist Kunde von u-blox. NetModule verwendet die WiFi-Module von u-blox, ebenso wie dessen GNNS-Chips.

Vorteil: Schlanke Kostenstruktur

Wie auch NVIDIA, der bekannte Entwickler von Grafikkarten und GPU-Einheiten, produziert u-blox seine Chips und Module nicht selbst, sondern konzentriert sich rein auf deren Entwicklung. Die kapitalbindende Produktion wird lizenzierten Vertragspartner überlassen. Einer davon ist der taiwanische Halbleiterhersteller TSMC. Nach Intel und Samsung ist TSMC der drittgrößte Halbleiterproduzent der Welt.

u-blox ist für dieses Unternehmen ein vergleichsweise (noch) kleiner Auftraggeber. Oft ist es so, dass kleinere Auftraggeber bei einem solchen Big Player hintenanstehen und nur zweitrangig behandelt werden. Bei u-blox ist dies aber nicht der Fall. Das Schweizer Unternehmen pflegt eine langjährige und sehr intensive Geschäftsbeziehung zu TSMC und auch zu seinen anderen Produktionspartnern. Auf diese Weise kann sich u-blox hohe Fixkosten der Produktion vom Leib halten und sich ganz auf seine Forschung konzentrieren.



Aufschwung nach Pandemie-Jahr

Das Gesamtjahr 2020 wurde durch die Covid-19-Pandemie erheblich beeinträchtigt. Der Umsatz ging insgesamt um 13 % auf 333,5 Mio. CHF zurück. Beim Betriebsgewinn (EBIT) wurde ein Verlust von 64,8 Mio. CHF verbucht. Bereinigt um Einmaleffekte resultierte indes ein operativer Gewinn von 18,0 Mio. CHF. Unterm Strich blieb ein Verlust von 64,6 Mio. CHF. u-blox setzt die Dividende deshalb vorerst vollständig aus. Im Vorjahr hatten Aktionäre zumindest noch 0,60 CHF erhalten.

Umso hoffnungsvoller sah das erste Halbjahr 2021 aus – u-blox hob daraufhin kürzlich sogar die Umsatzprognose an. Bisher hatte der Halbleiterhersteller ein Umsatzwachstum zwischen 5 und 15 % angestrebt. Neu will das Unternehmen beim Umsatz zwischen 11 und 19 % wachsen. Bei der EBIT-Marge hingegen, korrigiert u-blox seine Erwartungen leicht nach unten von 9 bis 15 % auf 9 bis 11 %. Die EBITDA-Marge soll sich weiterhin zwischen 16 und 22 % bewegen. Während die positiven Nachfragetrends ermutigend seien, habe das Unternehmen jedoch weiterhin mit der knappen Komponentenverfügbarkeit zu kämpfen. Dieses Problem betrifft derzeit allerdings die gesamte Branche.

Ungebremstes Wachstumspotenzial

Die zunehmende Konnektivität von Alltagsgegenständen stellt gleichzeitig auch immer komplexere Anforderungen an die Kommunikation mit Geräten und von Geräten untereinander. Insofern erzeugt gerade der Innovationsdruck einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil für den Technologieführer aus der Schweiz. Die Entwicklungsstärke von u-blox ist das größte Asset im stark umkämpften Zukunftsmarkt IoT. Diesen Vorsprung verteidigt das Unternehmen sowohl durch große Inhouse-Kompetenz als auch durch strategische Kooperationen und Übernahmen.

Die Kundenstruktur ist stabil diversifiziert, Abhängigkeiten gegenüber einzelner Schlüsselbranchen bestehen somit nicht. Und auch die schwächelnde Automobilbranche bleibt ein grundsätzlicher Abnehmer von u-blox-Produkten, da diese völlig unabhängig von Antriebs- und Mobilitätskonzepten zukunftsrelevant bleiben.

Aktienkurs noch angeschlagen

Aus unserer Sicht ist u-blox ein Unternehmen mit langfristig interessanter Perspektive. Der aktuelle Kurs von 57,15 CHF (Stand 06.10.2021) ist jedenfalls immer noch recht niedrig nach dem Kurseinbruch im letzten Jahr als Folge einer unglücklichen Abschreibung von eingestellten Forschungsprojekten in Höhe von 74 Mio. CHF. Bilanzierungspolitisch kann man dieses Ereignis durchaus kritisch betrachten, unüblich ist ein derartiges Vorgehen allerdings nicht. Wir sehen das Geschäftsmodell von u-blox nach wie vor als vielversprechend an.

Zuletzt noch ein kleiner Hinweis an interessierte Anleger: Bitte beachten Sie unbedingt das Handelsvolumen und gehen Sie bei u-blox bei jeder Transaktion mit einem Limit vor, da u-blox ein marktenger Titel ist.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.

KERSTIN_FRANZISI_CHEFREDAKTION


Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Dass die Digitale Transformation durch die weltweite Corona-Pandemie einen maßgeblichen Beschleunigungsschub erfahren hat, ist keine Neuigkeit. Schaut man sich die prominenten Akteure mit digitalen Geschäftsmodellen an, ist nur mehr als deutlich ersichtlich, in welchen Bereichen die „Krisengewinner“ zu finden sind. Onlinehandel, Cloud-Dienste, Künstliche Intelligenz (KI), Internet der Dinge (Internet of Things – IoT), IT-Systeme, Software-Lösungen und Soziale Medien – das Internet als Verkehrsknotenpunkt für Handel und Kommunikation hat einen unumkehrbaren Boost erfahren, der die Marktmacht der großen Tech-Konzerne immer größer werden lässt.

Dagegen stellen sich nun weltweit mehr und mehr Initiativen aus politischer Richtung. Immer mehr Regierungen, Verbände und Institutionen haben sich auf die Fahnen geschrieben, der Konzentration von Marktmacht auf wenige Tech-Giganten durch Regulierungen und Kontrollen Einhalt zu gebieten. Die daraus entstehenden Strafzahlungen und Wettbewerbsschranken sollen das kaum zu bändigende Wachstum – vor allem auch durch weitere Übernahmen und Zusammenschlüsse – hin zu Monopolen beziehungsweise Oligopolen eindämmen.

Ob diese Bemühungen eine realistische Chance darstellen, mehr Wettbewerbsgerechtigkeit auf den digitalen Binnenmärkten zu erzielen oder auch anteilig protektionistischen Zwecken dienen, ist oft nicht trennscharf zu unterscheiden und muss wohl im jeweiligen Einzelfall analysiert werden. Sicher ist jedoch eines: Eine leichte Aufgabe ist das nicht.

Vorwürfe der Wettbewerbsverzerrung gegen Google

Eine der jüngsten Meldungen betraf Google. Die Alphabet-Tochter muss wegen Wettbewerbsverletzung in Südkorea eine Geldstrafe zahlen. Der Vorwurf betraf das hauseigene Smartphone-Betriebssystem Android. Der weltweite Marktanteil liegt bei über 80 % – es ist damit das am meisten verwendete Betriebssystem bei Smartphones. Diese Dominanz habe Google aber in Südkorea missbraucht.

Die Korea Fair Trade Commission wirft dem Unternehmen vor, dass deren Anti-Fragmentierungsvereinbarungen (AFA) mit Smartphoneherstellern wie Samsung und LG Electronics diese daran hindere, eine modifizierte Version des Android-Betriebssystems zu entwickeln und zu verwenden. Google muss derartige AFA-Verträge künftig unterlassen und zudem eine Strafzahlung in Höhe von 177 Mio. USD leisten.

Auch seitens der französischen Kartellbehörden wurde kürzlich eine Strafe von 220 Mio. EUR gegen Googleverhängt. Dem US-amerikanischen Tech-Riesen wurde vorgeworfen, seine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt und eigene Dienste bei Online-Werbung bevorzugt behandelt zu haben.

Privatinvestor Börsenbrief Testabo

Politik gegen die Macht der Tech-Giganten

Naturgemäß richten sich die meisten Klagen und Initiativen gegen die absoluten Giganten der Tech-Branche. Und egal ob es gegen Apple, Facebook, Alphabet oder Amazon geht – die Richtung der Vorwürfe und Beschränkungsversuche ist im Groben stets die gleiche. Die große Konzentration von Vertriebsstrukturen (Online Market Places), Kommunikationsreichweite (Cloud-Dienste und Social Media) und relevanter Kundeninformation (Big Data) begünstigt die Platzhirsche zwangsläufig und macht sie sukzessive immer mächtiger. Aus der dominierenden Marktposition seien fragwürdige Geschäftspraktiken möglich geworden. Wenn beispielsweise Amazon die Daten von externen Verkäufern auf seiner Plattform sammelt und dann selbst als Verkäufer nutzt, um die gleichen Waren zu besseren Bedingungen anzubieten, wird der Wettbewerb verzerrt. Andere Akteure oder alternative digitale Angebote haben so kaum Chancen.

Sowohl die EU-Kommission als auch sogar die dahingehend bislang sehr freizügige US-Regierung – namentlich vertreten durch die Kartellbehörde Federal Trade Commission (FTC) – haben umfängliche Initiativen ins Leben gerufen, um dieser Entwicklung ein systematisches Gegengewicht zu bieten. Die FTC verfolgt aktuell das Ziel der Zerschlagung des Facebook-Konzerns, der nach Argumentation der US-Behörde durch den Kauf der Foto-Plattform Instagram und des populären Messenger-Dienstes WhatsApp eine Monopolstellung erlangt habe. Auch gegen Google und Apple bestehen aktuelle Klagen und gesetzliche Beschränkungsinitiativen seitens der US-Regierung.

Nicht nur die Branchen-Stars stehen unter Beschuss

Im asiatischen Raum geht vor allem die chinesische Regierung derzeit verstärkt gegen Technologiekonzerne wegen Monopolverhaltens und der Verletzung von Verbraucherrechten vor. Dabei stehen in erster Linie chinesische Unternehmen, zum Beispiel Baidu, Tencent Holdings, Didi Chuxing, Softbank sowie ein vom Tiktok-Eigner Bytedance gestütztes Unternehmen, im Fokus.

Auch in Europa trifft es nicht nur die „Big 4“. Viele weitere Unternehmen in zweiter Reihe stehen auf den Beobachtungslisten der nationalen und internationalen Behörden und Verbände. Die EU-Kommission hat in ihrer jüngsten Offensive über 20 Unternehmen im Visier. Die zen­tra­le Idee des sogenannten Di­gi­tal Mar­kets Act ist, Un­ter­neh­men mit be­son­ders gro­ßer Markt­macht und vie­len Zugän­gen zu Ver­brau­chern als „Gate­kee­per“ (Tor­wäch­ter) zu be­wer­ten und mit Wettbewerbsvorgaben zu be­le­gen

Digitale Expansion bleibt ungebremst

Im Moment häufen sich zwar die Wettbewerbsstrafen gegen große Tech-Konzerne, wesentliche Einschnitte für die Geschäftsmodelle von Google und Konsorten bedeuten sie bisher aber nicht, denn einzeln betrachtet sind die Beträge für die Internetgiganten eher „Peanuts“. Bleiben wir beim Beispiel Google: Allein im zweiten Quartal 2021 stieg der Umsatz der Konzern-Mutter Alphabet auf fast 62 Mrd. USD. Das entspricht einer Steigerung von 62 % zum Vorjahreszeitraum. Die Werbeerlöse durch Googles Suchmaschine stiegen auf über 50 Mrd. USD. Da dürfte die ein oder andere Strafzahlung wohl drin sein.

Das Wachstum der Tech-Riesen ist jedenfalls ungebremst, die Investitionen in weitere Expansion und Innovation sprudeln. Amazon eröffnete noch jüngst in Deutschland ein umgebautes Logistikzentrum mit Roboterbetrieb. Am Standort Graben im Landkreis Augsburg werden die dort beschäftigten 1.900 Mitarbeiter künftig von Transportrobotern unterstützt. Der Umbau des Logistikzentrums kostete rund 150 Mio. EUR. Und auch in den USA läuft es weiterhin tadellos. Hier hat der weltgrößte Onlinehändler aktuell den Stundenlohn erhöht. Durchschnittlich beläuft sich dieser nun auf 18,00 USD. Zudem will der Konzern auf seinem Heimatmarkt 125.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Allein diesen Monat will Amazon 100 Lager in den USA eröffnen.

Die politischen Initiativen zur weltweiten Regulierung der Tech-Riesen sind von ihrer grundsätzlichen Stoßrichtung her sicherlich begrüßenswert. Verbraucherschutz auf der einen Seite und transparente Maßnahmenkataloge zur Förderung eines fairen Wettbewerbs sowie die Eindämmung von Monopolbildung sind wichtig. Speziell auf dem Feld von Big Tech und Digitalisierung sind die Kräfte zwischen Politik und Wirtschaft allerdings derart ungleich verteilt, dass die aktuellen Wettbewerbsschranken und Strafzahlungen eher wie ein Kampf gegen Windmühlen wirken. Dennoch ist der dahingehend entstehende Dialog zwischen Politik und Tech-Konzernen ein wichtiger Impuls. An unseren Bewertungen der Tech-Branche hinsichtlich Zukunftspotenzialen ändert sich dadurch freilich nichts.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.



Auf gute Investments!

Prof. Dr. Max Otte

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Die schwachen Konjunkturdaten aus China in den letzten Wochen haben an den asiatischen Börsen für einigen Wirbel – und damit einhergehenden Kurskorrekturen – gesorgt. Deltavariante, lokale Lockdowns und wirtschaftspolitische Maßnahmen haben Unsicherheiten erzeugt, die auch auch die ansonsten gerade pandemietechnisch sehr krisenresistenten Techwerte unter Druck setzen. Dabei ist ein Teil der Herausforderungen hausgemacht: Mit immer härteren Regulierungsmaßnahmen schränkt die Regierung aus Peking die Marktposition chinesischer Internet-Giganten und Onlinehändler im eigenen Land ein. Angezählt ist deren Ära trotzdem noch lange nicht.

Einen Namen hat man in der Regel als ersten im Kopf, wenn man an Online-Unternehmen in China denkt: Alibaba. Der Konzern gilt im chinesischen Raum noch als unangefochtener Cloud- und E-Commerce-Platzhirsch. Nicht wenige sprechen sogar vom „Amazon Chinas“. Doch so ganz stimmt diese Einschätzung nicht. Alibaba ist in erster Linie ein Marktplatz wie Ebay, auf dem Händler ihre Waren anpreisen. Produkte werden weder kuratiert noch aktiv vertrieben. Insbesondere die Lieferketten sind entsprechend schwach ausgeprägt. Im Übrigen liegt der Hauptfokus der Alibaba-Gruppe seit jeher im B2B-Bereich.

Im Bereich E-Commerce hat Alibaba über seinen B2C-Marktplatz Tmall einen Marktanteil von rund 58 % und liegt damit noch klar in Führung. Das größte Potenzial des zukünftigen Marktwachstums liegt jedoch bereits seit einiger Zeit nicht mehr in den großen Städten, sondern in den ländlichen Regionen Chinas. Hier ist die Alibaba-Gruppe nicht wirklich gut vernetzt. Auf dem zweiten Platz schließt genau daher ein Verfolger mehr und mehr auf: der Onlinehändler JD.com hat bereits einen Marktanteil von 23 %, Tendenz steigend.

Null-Toleranz für Produktfälschungen

Imitationen und Fälschungen, insbesondere von Luxusmarken, sind in China – wie in ganz Asien – weit verbreitet. Ausländische Kunden hegen daher häufig von vornherein Misstrauen gegenüber chinesischen Onlinehändlern. Auch westliche Unternehmen überlegen sich gründlich, ob sie mit einem chinesischen Handelspartner zusammenarbeiten wollen. Ihnen ist wichtig, dass der Händler neben der Originalware nicht auch Fälschungen verkauft. Dies schädigt nämlich nicht nur den Ruf der Handelsplattform, sondern auch den der Markenhersteller.

JD.com unterscheidet sich hier deutlich von anderen chinesischen Händlern. Denn von Anfang an setzte das Unternehmen auf eine Null-Toleranzpolitik gegenüber Fälschungen. Um ihre Markenware auch auf dem Online-Weg der chinesischen Kundschaft zugänglich zu machen, arbeiten daher schon seit Jahren viele Luxusgüterhersteller, wie beispielsweise GUCCI oder TagHeuer, mit JD.com zusammen. Auch Apple verkauft seine Produkte in China über JD.com. Dieses aufgebaute Vertrauen und hohe Image setzt sich nun auch auf der internationalen Shop-Seite joybuy.com fort. So sollte es auch machbar sein, das Vertrauen der internationalen Endkunden zu gewinnen.

Schier endlose Wachstumsmöglichkeiten

Der chinesische Einzelhandelsmarkt ist vom Gesamtvolumen her mittlerweile fast so groß wie der in den USA. Der Markt ist allerdings nach wie vor deutlich fragmentierter. Während in den USA die größten zwanzig Anbieter 52 % des Marktvolumens abdecken, kommen in der Volksrepublik die Top 20 Unternehmen gerade mal auf einen Marktanteil von 17 %.

Dies unterstreicht, wie groß das Expansionspotenzial für JD.com noch ist. Auch die Tatsache, dass JD.com mit seinen Dienstleistungen in vielen Randregionen Chinas noch unterrepräsentiert ist, bietet Wachstumschancen. Nachdem JD.com seine Wachstumsstrategie zunächst auf Metropolstädte und Ballungsgebiete konzentrierte, will das Unternehmen diesen Zustand nun ändern. Deshalb schiebt JD.com seine Investitionen in die Logistikinfrastruktur bei kleineren Städten derzeit massiv an. Kurzfristig dämpft dies zwar die Margen, aber mittel- und langfristig wird das Unternehmen davon profitieren.

Onlinehändler kann auch offline

Die jüngste Schlagzeile des Unternehmens betrifft ausnahmsweise mal nicht den Onlinehandel: JD.com eröffnete am 30. September 2021 in China sein erstes eigenes Einkaufszentrum. Damit auch jeder weiß, wem dieses gehört, trägt es den Namen JD Mall. Das Einkaufszentrum soll mit Hilfe von Virtual Reality (VR) und interaktiven Elementen den Spagat zwischen E-Commerce und physischem Store schaffen, um das Einkaufserlebnis insgesamt zu steigern.

Rund 42.000 Quadratmeter, verteilt auf fünf Etagen stehen als Fläche zur Verfügung. Verbraucher können zudem über das offizielle WeChat Mini-Programm von Tencent Bestellungen aufgeben, indem sie die QR-Codes auf den einzelnen Artikeln scannen. JD.com wird die Lieferung bis zur Haustür abwickeln.

Prominenter Vertriebskanal durch Ankeraktionär Tencent

Mit dem chinesischen Internet-Unternehmen Tencent hat JD.com einen starken Partner in Sachen Datenbeschaffung und -analyse an seiner Seite. Dank des Einstieges der chinesischen Holding Tencent im Jahr 2014 kann der Onlinehändler seine Kunden auch via WeChat erreichen. Die „Alles-App“ dominiert den chinesischen Markt nicht nur als Nachrichtendienst, sondern geht dabei sehr viel weiter als das, was wir in Europa kennen.

Über WeChat lässt sich nahezu das gesamte Konsumleben abbilden. Für sehr viele Chinesen ist es in gewisser Weise Alltag, über WeChat Produkte zu bestellen und zu bezahlen. JD.com verfügt hiermit über einen hocheffizienten Kanal zu seinen Konsumenten.

Wachstum auf allen Ebenen

Die Zahlen, die das Unternehmen zum zweiten Quartal 2021 vorgelegt hat, sprechen ebenfalls für sich: Der Umsatz durch den Verkauf von Waren (JD Retail) stieg um 23 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf über 280 Mrd. HKD. Der Bereich JD Logistics stieg um 46 % auf 31,4 Mrd. HKD. Insgesamt ist der Umsatz im zweiten Quartal auf über 304 Mrd. HKD angestiegen, was einem Wachstum von 26 % entspricht.

Ebenso rasant wie die Umsätze steigt auch die Zahl der Nutzer. JD.com hat im zweiten Quartal des laufenden Jahres die Zahl von 500 Millionen aktiven Kunden überschritten. Aktuell verfügt JD.com über 531,9 Millionen aktive Kundenkonten. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Zuwachs von über 27 %. Wenn das Unternehmen dieses Tempo beibehält, wären es per Ende 2021 schon über 600 Millionen Nutzerkonten. Wir sind schon jetzt sehr gespannt, welche Nutzerkontenzahl JD.com am Jahresende tatsächlich vorweisen wird.

Herzstück: erstklassige Logistik

Was das Online-Angebot von JD.com betrifft, kann das Unternehmen gut mit Amazon mithalten. Die Angebotspalette ist sehr breit: von Kleidung, Büchern, Elektronik, Haushaltswaren bis hin zu Luxusgütern wie Schmuck und Uhren. Dabei profitieren die Kunden von den effizienten Lieferketten des Onlinehändlers: Über 90 % aller Sendungen von JD.com kommen am gleichen oder am nächsten Tag bei den Kunden an. Sie kennen es womöglich selbst: Bei Amazon warten Nicht-Prime-Kunden oft mehrere Tage auf ihr Päckchen.

JD.com verfügt über ein eigenes Logistiknetzwerk mit inzwischen mehr als 1.200 Lagerhallen, auch Warehouses genannt. Dies führt zu mehr Kontrolle über den gesamten E-Commerce-Prozess, bedeutet gleichzeitig mehr Aufwand und mehr Kosten. Aber langfristig zeigt das Beispiel Amazon, dass Investitionen in die Logistik sehr wertvoll sind. JD.com ist dadurch in einer exzellenten Situation, langfristig weiter zu wachsen und die Qualität in den Vordergrund rücken zu können.

Strukturausbau und Börsen-Spin-Offs

Sobald wie möglich will JD.com sein komplettes Versandgeschäft und die Lagerwirtschaft mit Robotern bewerkstelligen. Es wird auch mit neuen Lieferdrohnensystemen und selbstfahrenden Autos experimentiert. Außerdem gibt es eine Partnerschaft mit Tianjin Air Cargo (HNA Group). In dieser Partnerschaft verbindet ein Boeing-737-Frachter mit JD.com-Logistics-Logo sechs Mal pro Woche Tianjin und Guangzhou in beide Richtungen. JD.com kann mit dieser Kooperation die Kapazitäten für landesweite Zustellungen am selben oder nächsten Tag zusätzlich ausbauen.

Nachdem der chinesische Onlinehändler im letzten Jahr einen Teil-Spin-Off seiner Versandapotheke JD Health durchführte, war es dieses Jahr auch mit der Unternehmenseinheit JD Logistics an der Zeit. Das Versandgeschäft ist ebenfalls in Hongkong an die Börse gegangen und hat dabei 40,36 Mrd. HKD (entspricht ca. 3,2 Mrd. USD) zur Finanzierung weiteren Wachstums eingesammelt. Auch eine mögliche Auslagerung samt Börsengang der Cloud Computing- und KI-Sparte des chinesischen Onlinehändlers ist bereits angekündigt.

Innovative Angebote im medizinischen Bereich

Ein weiteres Highlight von JD.com ist der hauseigene Telemedizin-Dienst JD Health, der mit Medikamentenlieferungen und Video-Sprechstunden bereits um über 400 % wachsen konnte. Mit dem Dienst Family Doctor können sich bis zu acht Familienmitglieder ein „Hausarzt-Dienstleistungspaket“ teilen, das eine unbegrenzte 24/7-Online-Beratung mit sofortiger Reaktion eines Allgemeinmediziners, eine medizinische Beratung durch Experten innerhalb von 48 Stunden und persönliche Termine mit renommierten Ärzten aus 3A-Krankenhäusern beinhaltet. 3A ist dabei das bestmögliche Rating für ein chinesisches Krankenhaus.

Gerade in den ländlichen Gebieten Chinas stößt das Angebot auf viel Gegenliebe. Hier ist es oft schwierig, Zugang zu Spitzenkrankenhäusern zu erhalten. Family Doctor stellt für die dortige Bevölkerung eine interessante Alternative dar, um schnell online und offline mit medizinischen Spezialisten und führenden Ärzten in Kontakt zu treten. Neben der Möglichkeit, Ärzte online oder offline zu sehen, können die Nutzer auf der JD-Health-Plattform Medikamente kaufen und den schnellen Lieferservice nutzen. Es gibt über 220.000 Gesundheitsprodukte auf JD Health, die von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, Medikamenten für chronische Krankheiten über medizinische Geräte bis hin zu Nahrungsergänzungsmitteln reichen.

Strategische Partnerschaften mit Walmart und Alphabet

Bis vor wenigen Jahren war JD.com ausschließlich am Heimatmarkt aktiv. Die Expansion außerhalb Chinas macht seitdem am Umsatz bislang noch kaum etwas aus (um die 1 %), aber dank starker Kooperationspartner kann sich dies ändern. Und dass chinesische Unternehmen sehr stark und schnell darin sind, neu erlangtes Knowhow optimal für neues Wachstum zu nutzen, ist bekannt. Mit Walmart und Google an der Seite könnte eine Expansion am US-Markt gelingen. Umgekehrt erhoffen sich Walmart und Google mit der Zusammenarbeit natürlich auch, am chinesischen Markt Fuß fassen zu können.

Die Zusammenarbeit umfasst den Ausbau neuer Infrastrukturen. Beispielsweise sollen JD.com-Produkte in einem Flagship Store auf der Shopping-Plattform von Google beworben werden. So kann der chinesische E-Commerce-Anbieter auf neue Kunden in den USA und Europa hoffen. Walmart will die Zusammenarbeit mit JD.com in Zukunft weiter intensivieren und seine Waren in China nur noch über die Plattform von JD.com anbieten. Dies wird die Bedeutung von JD.com weiter heben und die Marktposition auch gegen Alibaba weiter stärken.

Ein interessantes Unternehmen mit großen Möglichkeiten

JD.com ist das wahre „Amazon Chinas“, ein starker Händler mit hoher Produktqualität und exzellenter Infrastruktur. Die heute schon starke Logistik und die attraktiven Angebote von JD Health werden das Wachstum noch ordentlich voranbringen. Die Kooperationen mit Walmart und Alphabet stärken die Wettbewerbsposition gegenüber Alibaba und ermöglichen auch, dass JD.com einen Fuß in den US-Markt bekommt. Allen Kurskorrekturen und konjunkturbedingten Schwankungen zum Trotz verdient die Entwicklung der Aktie unserer Meinung nach in jedem Fall wache Aufmerksamkeit.

Unabhängig vom aktuellen Aktienkurs und damit verbundenen Transaktionstipps haben wir noch einen grundsätzlichen Hinweis für Anleger mit Blick auf chinesische Aktien: Aufgrund drohender Delistings chinesischer Unternehmen an US-Börsen empfehlen wir, wenn möglich den Kauf der Original-Aktie an der Börse Hongkong anstatt des American Deposits zu wählen.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.

KERSTIN_FRANZISI_CHEFREDAKTION


Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Nachhaltigkeit: Für dieses Thema lassen sich in jüngster Zeit immer mehr Investoren begeistern. Daher verleihen sich zahlreiche, vielfach nur mit diesem Attribut neu aufgelegte Fonds einen grünen Anstrich. Aber was wirklich dahintersteckt, bleibt vielfach intransparent. Fondsgesellschaften, Banken und Online-Broker werben teilweise besonders aggressiv damit. Wie weit man deren Marketingversprechen trauen kann, bleibt dahingestellt.

ESG in aller Munde

Per Definition ist ESG (Environmental, Social and Corporate Governance) eine Bewertung des kollektiven Bewusstseins eines Unternehmens für soziale und ökologische Faktoren. Allerdings verunsichern derzeit die Ermittlungen der US-Börsenaufsicht gegen eine der größten deutschen Fondsgesellschaften wegen Verdachts auf sogenanntes Greenwashing so manch einen Anleger. Verbraucherzentralen vertreten die Meinung, weil es keine eindeutige, allgemein akzeptierte Definition für nachhaltige Investments gibt, Greenwashing sehr verbreitet ist. Viele Anleger lassen sich ohnehin kaum von einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema Geldanlage begeistern.

Privatinvestor Börsenbrief Testabo

Dabei sind Investoren oft von Schlagworten wie „clean“ und „nachhaltig“ beeindruckt und einfacher zu einer Unterschrift oder zum Kauf eines Fonds bewegen. Aber selbst für den, der umfangreich recherchiert, ist es nicht leicht herauszufinden, wie eine Fondsgesellschaft beispielsweise bei einem “best-in-class”-Ansatz das „beste“ Einzelinvestment einer Branche ermittelt. Letztlich sind Investoren an die Nachhaltigkeitsdefinition der Anlagegesellschaft gebunden, die selbstverständlich auch ihren eigenen finanziellen Vorstellungen nachgeht.

Was bedeutet Greenwashing?

Der Duden definiert den Begriff Greenwashing als „Versuch (von Firmen, Institutionen), sich durch PR- und Marketing als auch durch Geldspenden für ökologische Projekte sowie deren Initiierung als besonders umweltbewusstes, – freundliches und hohes Interesse an Nachhaltigkeit darzustellen.“ Er bezeichnet also das Vorgehen von Unternehmen, sich selbst, ihre Dienstleistungen oder Produkte rein und somit sauber zu waschen. Wobei hier das Wort „rein“ eben mit „grün“ (der Farbe der Nachhaltigkeit) gleichzusetzen ist.

In der Realität wird deutlich, dass Greenwashing in sehr vielen Varianten daherkommt. Das macht es für Anleger und Konsumenten so schwer, ein solches Gebaren unmittelbar zu erkennen. Es ist nicht alles was grün, und was als solches präsentiert und verkauft wird, tatsächlich nachhaltig. Allerdings sollte an dieser Stelle fairerweise angemerkt werden, dass es bei fast allen Produkten eine 100 %ige Nachhaltigkeit auch (vielleicht noch) nicht geben kann. Sogar wenn eine Jeans aus Baumwolle, die aus einem als „nachhaltig zertifizierten Produktionsbetrieb“ stammt, muss das nicht automatisch heißen, dass die verwendete Baumwolle im Anbauprozess nicht mit Pestiziden oder chemischem Dünger belastet ist.

Nachhaltigkeit als Fake

Im Lauf der Zeit ist deutlich geworden, dass eine ganze Reihe von Vorgehensweisen allein das Ziel haben, dem Konsumenten „grüne“ Dienstleistungen und Produkte zur verkaufen, obwohl es sich hier bei näherem Hinsehen um Schönfärberei und bloße Irreführung handelt. Das „Tierwohl“, das „Schützt unsere Umwelt“ oder das „Fair gehandelt – Gerecht geteilt“ – Siegel habe sich allesamt als Fake erwiesen.

Aber ist so etwas unter gesetzlichen Aspekten überhaupt zulässig? Ist es, denn diese Begriffe sind allesamt nicht geschützt geschweige denn irgendwie an eine Norm gebunden. Und das bedeutet, dass auch diese Bezeichnungen genutzt werden können, auch wenn damit beworbene Waren eine solche Bezeichnung faktisch nicht verdienen. Immerhin unterstützen sie den Verkauf derart „gebrandeter“ Produkte an entsprechend nachhaltig orientierte Kunden.

Nachhaltig ist nicht immer nachhaltig

Vielfach weicht die Definition des Anbieters von der des Anlegers ab. Wenn Menschen von nachhaltigen Anlagen sprechen, meinen sie, dass gegen Kinderarbeit, in erneuerbare Energien oder vegetarische Ernährung investiert wird. Dagegen verwenden Fonds-Emittenten oft Negativlisten, definieren tolerierte Umsatzanteile und schließen beispielsweise Waffen, Alkohol oder Atomkraft aus. Allerdings bleiben dann immer noch relativ viele Unternehmen, die für so manch einen Verbraucher oder Investor nicht nachhaltig erscheinen.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuels Index. Dieser beinhaltet Unternehmen aus Industrieländern auf dem gesamten Globus. Dabei werden lediglich Gesellschaften berücksichtigt, die im Vergleich zu der Konkurrenz aus ihrem Sektor über ein hohes Rating in den Bereichen Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung (ESG) verfügen und bestimmte Kriterien hinsichtlich des Klimaschutzes erfüllen. Lange Zeit war in den Top-Positionen des MSCI World SRI die Aktie von McDonalds enthalten. Dabei hätten wohl nur die wenigsten Verbraucher die Fast-Food-Kette – vor allem unter dem Aspekt der Müllvermeidung – mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht.

Greenwashing entschärfen 

Greenwashing lässt sich wahrscheinlich nur eindämmen, wenn eine neutrale Institution die Kontrolle darüber übernähme. Dahingehende Initiativen sind bereits auf dem Weg, aber noch lange nicht am Ziel. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen Investoren und Konsumenten eben sehr genau hinschauen. Die EU-Offenlegungsverordnung verbessert die Situation im Hinblick darauf, dass sie ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist, jedoch noch wenig konkret daherkommt. Im Sommer 2022 sollen die nächsten Schritte erfolgen. Allerdings sind Details zur Umsetzung bislang noch nicht bekannt.

Weitere Schritte zur Transparenz

Die beiden internationalen Orientierungshilfen bei der Auswahl nachhaltiger Investments ESG (ESG steht für Environmental, Social, Governance, also Umweltschutz, soziales Verhalten / faire Arbeitsbedingungen sowie transparente Unternehmensführung) und SRI (SRI steht für Socially Responsible Investment (auch: Sustainable Responsible Investment), also nachhaltiges und verantwortungsvolles Anlegen) dienen Investoren bereits seit längerem in eingeschränkter Form. Darüber hinaus hat die EU vor wenigen Monaten die sogenannte EU-Taxonomie beschlossen. Hier sind Kriterien für klimaverträgliche Investments festgelegt.

Allerdings ist es in jedem Fall empfehlenswert, die Aussagen von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu hinterfragen und ganzheitlich zu betrachten. Gleichgültig, ob als Konsument oder Investor.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.



Auf gute Investments!

Prof. Dr. Max Otte

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Der deutsche IT-Dienstleister Bechtle scheint derzeit nicht zu stoppen zu sein, von Quartal zu Quartal präsentiert der Konzern ein Rekordergebnis nach dem anderen und auch die Aktie jagt von einem Hoch zum nächsten. Erst letzte Woche erklomm der Kurs einen neues Allzeithoch. Ist jetzt allmählich Vorsicht angesagt? Schließlich weiß ein erfahrener Investor: In aller Regeln wachsen selbst die grünsten Bäume nicht in den Himmel. Die Kursentwicklung von Bechtle können wir nicht vorhersehen. Was die Geschäftsperspektiven betrifft, scheint aber das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht zu sein.

Paradepferd der deutschen IT-Branche

Bechtle ist das größte IT-Systemhaus in Deutschland. Das Unternehmen ist ein IT-Systemhaus mit 75 Standorten in der DACH-Region sowie Handelsgesellschaften in 14 weiteren europäischen Ländern. Der Hauptsitz der Gesellschaft ist im baden-württembergischen Neckarsulm. Das Geschäftsmodell verbindet IT-Dienstleistungen mit dem Direktvertrieb von IT-Produkten. Schwerpunkte sind der Betrieb und die Wartung von IT-Infrastruktur bei gewerblichen und öffentlichen Auftraggebern sowie der Handel mit Hard- und Software. Zudem bietet Bechtle Beratungsleistungen, Systemintegration und Schulungen an. Der IT-Dienstleister konnte sich durch Akquisitionen außerdem auf dem Gebiet spezialisierter IT-Lösungen, wie beispielsweise CAD, Navision oder SharePoint, positionieren.

Die Bechtle-Gruppe gliedert sich organisatorisch in zwei Bereiche mit jeweils eigener Vorstandsverantwortung: Systemhaus & Managed Services in der DACH-Region und E-Commerce. Im ersteren betreut das Unternehmen Kunden von der IT-Strategieberatung über die Lieferung von Hard- und Software, die Projektplanung und -durchführung bis hin zum Komplettbetrieb der IT. Dabei vertreibt Bechtle Cloud-Produkte und -Services über die Vertriebsgesellschaften und eine eigene Plattform. Komplettiert wird das Leistungsspektrum durch überregional tätige Competence Center und Schulungszentren.

Im Segment E-Commerce bietet Bechtle im Direktvertrieb unter den Marken Bechtle direct, ARP und Comsoft mehr als 70.000 IT-Produkte über Webshop, Telesales und Katalog an. Zudem verfügen die Kunden über ein maßgeschneidertes Onlinebeschaffungssystem.

Fulminante Kursentwicklung

Auf Sicht von drei Jahren hat sich der Kurs der Bechtle-Aktie etwa verdreifacht. Zu der fulminanten Entwicklung beigetragen hat auch die vom Vorstand vorgeschlagene Kapitalerhöhung aus Eigenmitteln. In der Umsetzung entspricht diese einem Aktiensplit im Verhältnis 1:3. Mitte August dieses Jahres haben Aktionäre für jede gehaltene Bechtle-Aktie zusätzlich zwei neue Aktien, sogenannte Gratisaktien, erhalten.

Dadurch hat sich die Zahl der Aktien natürlich verdreifacht. Gleichzeitig wurde der Kurs je Aktie gedrittelt. Auf den berechneten Unternehmenswert hat diese Kapitalmaßnahme keinen Einfluss, allerdings musste der Innere Wert pro Aktie auf die neue Aktienanzahl angepasst werden. Seit Bekanntgabe der Maßnahme Mitte Juni hat der Kurs der Bechtle-Aktie ca. 30 % zugelegt. Derartigen Aktiensplits folgt oft ein Kursanstieg, da die Papiere nun auch wieder für Kleinanleger erschwinglicher bzw. leichter handelbar sind.

Anhaltend starke Geschäftsentwicklung

Wie das Unternehmen mitteilte, hat Bechtle das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2021 mit sehr starken Zahlen abgeschlossen. Trotz der weltweiten Lieferengpässe auf dem IT-Markt und der anhaltenden Einschränkungen aufgrund der COVID-Pandemie konnte das IT-Unternehmen den Umsatz im zweiten Quartal 2021 um 9,3 % auf 1,43 Mrd. EUR steigern. Das Vorsteuerergebnis (EBT) erhöhte sich überproportional um 39,8 % auf 81,2 Mio. EUR. Die EBT-Marge verbesserte sich damit auf 5,7 %.

Dr. Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG erklärte: „Es ist uns gut gelungen, das Geschäft trotz der schwierigen Rahmenbedingungen weiter stark voranzubringen. Die Nachfrage unserer Kunden nach leistungsfähigen IT-Lösungen und Services ist in allen Geschäftsfeldern ungebrochen hoch.”

Free Cashflow mit positiver Entwicklung

Der operative Cashflow erhöhte sich im ersten Halbjahr 2021 auf 47,3 Mio. EUR (Vorjahr: 40,5 Mio. EUR). Auch der Free Cashflow entwickelte sich positiv und stieg von -31,6 Mio. EUR auf 23,3 Mio. EUR. Die Gesamtliquidität lag stichtagsbezogen mit 286,6 Mio. EUR nach wie vor auf einem komfortablen Niveau.

Bechtle baut Marktposition in Österreich weiter aus

Das Bechtle IT-Systemhaus Österreich übernimmt den IT-Dienstleister Open Networks GmbH mit Sitz in Wien. Damit stärkt das Unternehmen die Wettbewerbsposition als IT-Lösungsanbieter und Dienstleister im österreichischen Markt weiter. Open Networks ist auf die Realisierung von IT-Infrastrukturlösungen sowie Application Services, Datacenter, Security und Netzwerk spezialisiert. Der 2008 gegründete IT-Dienstleister erwartet für das Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von rund 12,5 Mio. EUR. Open Networks bleibt zunächst unverändert am Markt tätig. Mittelfristig plant Bechtle, die Aktivitäten vollständig in die Wiener Geschäftsstelle zu integrieren.

Anlass zu Optimismus: Dividendenentwicklung

Bezogen auf den aktuellen Kurs bietet Bechtle derzeit eine Dividendenrendite von etwa 0,8 %. Die Ausschüttungsquote liegt aktuell bei knapp 30 % des Gewinns und einem Viertel des Free Cashflows. Dies bietet Luft nach oben. Immerhin wurde unlängst die Dividende um 12,5 % auf nun 1,35 EUR je Aktie angehoben. Positiv zu vermerken ist, dass das Unternehmen seine Aktionäre an dem erneuten Rekordergebnis auf diese Weise teilhaben lässt.

Zudem zeigt der Konzern mit der nun elften jährlichen Dividendensteigerung in ununterbrochener Folge, dass er auf eine nachhaltige und stetige Dividendenpolitik viel Wert legt. Für einen Wachstumstitel wie Bechtle, der in Sachen Expansion noch am Anfang steht, ist dies eher die Ausnahme. Außerdem gut nachvollziehbar ist die weiterhin zurückhaltend Ausschüttungsquote. Schließlich will Bechtle weiterhin wachsen. Hierfür muss Bechtle Kapital im Unternehmen behalten. In Jedem Fall ist die – zugeben – kleine Dividende ein nettes Zubrot.

Weiterhin gute Perspektiven

Bechtle rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum bei Umsatz und Vorsteuerergebnis zwischen 5 und 10 %. Bislang hat das Management mit seinen Prognosen nie enttäuschst, eher sogar etwas tiefgestapelt. Der IT-Markt in Europa ist weiterhin stark fragmentiert, das Entfaltungspotenzial für Bechtle damit riesig. Seine führende Marktposition in Europa baut der Konzern, der sowohl als IT-Systemhaus auftritt, als auch eine florierende IT-Handelssparte (selbstverständlich eine E-Commerce-Plattform) für Firmenkunden betreibt, kontinuierlich aus. Darüber hinaus interessant: Der Konzern erhöht über die von ihm gegründete IT-Allianz namens GITA (= Global IT Alliance) seine Reichweite langsam aber sicher auch auf globaler Ebene.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.



Auf gute Investments!

Prof. Dr. Max Otte

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Gesundheitsbewusstsein liegt bei den Industrienationen weiter im Trend. Diese Entwicklung bekommt auch die Tabakbranche zu spüren. Die Aktien der großen Zigarettenkonzerne unterlagen in den letzten Jahren starken Schwankungen. Dennoch ist die Branche krisenresistenter als viele andere. Das Geschäftsmodell ist an sich nicht zyklisch und kann sogar von Krisen profitieren, denn geraucht (und getrunken) wird immer. Die Kapitalintensität ist sehr gering – lediglich die Ausgaben für Investitionen in die Zukunft durch Übernahmen oder die Sicherung von Anteilen an anderen Unternehmen erfordern Geld.

Ein Unternehmen sticht dabei in Sachen Anlegerattraktivität besonders heraus: der US-Tabakkonzern Altria. Als Inhaber der wertvollsten Zigarettenmarke der Welt ist das Unternehmen in den USA unangefochtener Marktführer für Tabakwaren. Trotz der immer stärker werdenden Antiraucher-Kampagnen kennt die Erfolgsgeschichte von Altria bis heute keine Unterbrechung. Daran konnten auch die Aktionäre stets teilhaben – Altria gilt als die erfolgreichste Aktie des vergangenen Jahrhunderts.

Der politische Gegenwind ist zwar hoch, dennoch ist auf absehbare Zeit nicht davon auszugehen, dass das Geschäftsmodell obsolet wird. In den USA wurde die Tabakwerbung bereits in den 1970ern verboten, in den 1980ern das Rauchen in Flugzeugen und öffentlichen Gebäuden. Dennoch haben Altria und die anderen Tabakfirmen weiter Bestand und verdienen so viel Geld wie noch nie.

Der Konzern mit der wertvollsten Tabakmarke der Welt

Die Marke Marlboro ist bis heute die wertvollste Tabakmarke der Welt. Laut einer aktuellen Studie von Statista wurde ihr Marktwert auf über 35 Mrd. USD geschätzt. Auf Platz 2 steht Pall Mall aus dem Hause British American Tobacco (BAT). Der Vorsprung von Marlboro ist aber haushoch. Der Marktwert von Pall Mall wird nur auf rund 7 Mrd. USD geschätzt – das ist gerade mal ein Fünftel davon.

Während Altria das US-Geschäft mit den Glimmstängeln in der bekannten rot-weißen Verpackung abwickelt, wird das internationale Geschäft von Philipp Morris International (PMI) abgedeckt. Bis 2008 war PMI einhundertprozentige Tochter von Altria – so wie dies Philipp Morris USA bis heute ist. Dann entschied man sich aber für eine vollständige Trennung, sodass seitdem PMI und Altria als eigenständige und unabhängige Konzerne agieren. Die Marken der beiden Unternehmen sind weitestgehend identisch, nur dass man die Märkte, auf denen man agiert, strikt abgegrenzt hat.

So macht Marlboro bei Altria ebenso wie bei PMI den Hauptanteil am Zigarettengeschäft aus. Der Marktanteil von Marlboro in den USA beläuft sich auf 43 %. Mit allen anderen Zigarettenmarken zusammen deckt Altria rund 50 % des Marktes ab. Einerseits konnte man dies als Klumpenrisiko bezeichnen, andererseits beherrscht die Marke Marlboro den Zigarettenmarkt seit Markteinführung. Auch der gesamte Marktanteil von Altria hält sich konstant.

Steigender Umsatz trotz sinkendem Raucheranteil

Der Konsum mit klassischen Zigaretten geht in den USA seit den 50er Jahren zurück. War dies jahrelang auf massive Antiraucherkampagnen der Regierung zurückzuführen, spielt hier heute vor allem der neue Megatrend „Gesundheitsbewusstsein“ hinein. In den USA – dem einzigen Markt von Altria – ging die Zahl der Raucher im internationalen Vergleich in den letzten zwölf Jahren mit am stärksten zurück. Waren 2009 noch 16,1 % der Bevölkerung Raucher, waren es 2015 schon nur noch 11,4 %. Heute greift nicht einmal mehr jeder zehnte Erwachsene in den USA zur klassischen Zigarette.

Dennoch steigerte Altria seinen Umsatz stetig weiter bzw. konnte diesen in den letzten fünf Jahren sehr stabil (mit nur noch geringen Wachstumsraten von knapp 1 %) halten. Trotz rückläufiger Raucherzahl nimmt das Marktvolumen für Tabakprodukte nämlich erstaunlicherweise zu. Diese auf den ersten Blick widersprüchliche Entwicklung hat zwei Gründe, von denen Altria profitiert: Zum einen nimmt der Konsum von Zigarettenalternativen (E-Zigaretten, Verdampfer, Kautabak) zu, zum anderen gelingt es Altria ganz hervorragend, Preissteigerungen durchzusetzen.

In den USA gibt es für Zigaretten keine Preisbindung wie in europäischen Ländern – so variiert der Preis für eine Schachtel von US-Bundesstaat zu Bundesstaat teilweise stark. Im Schnitt kann Altria aber höhere Preise verlangen als PMI für dieselben Marken auf den Märkten Europa und China. Zum Vergleich: In Deutschland kostet eine Schachtel Marlboro 7,00 EUR. In New York müssen Raucher dafür umgerechnet schon fast 14,00 EUR hinblättern. Altria kann dadurch höhere Margen erzielen als sein „Schwesterkonzern“.

Wachstumstreiber Kautabak

In den USA boomt das Geschäft mit Kautabak. Auch dies konnte den rückläufigen Zigarettenkonsum bisher gut kompensieren. Auch in diesem Segment ist Altria in den USA die Nr. 1. Der Umsatz im Bereich Kautabak wächst stetig und die operative Marge ist hier mit über 60 % am höchsten. Bei mittlerweile schon 12 % Umsatzanteil kann man allmählich nicht mehr von einem Nischengeschäft sprechen. In den USA erfreute sich Kautabak schon immer höherer Beliebtheit als in anderen Regionen der Welt. Mit seinen Marken (z.B. Copenhagen) hält Altria einen Marktanteil von 50 %. Die Konzerntochter, die dieses Geschäft betreibt, trägt einen Vorteil, den Kautabak gegenüber Zigaretten bietet, bereits im Namen. Das Unternehmen heißt nämlich U.S. Smokeless Tobacco Company.

Doch dass Kautabak (auch „Priem“ genannt) in den USA so beliebt ist, liegt nicht nur daran, dass diese Form des Tabakkonsums rauchfrei ist und damit weder Geruchsbelästigung noch Gesundheitsrisiken für Nichtkonsumenten mit sich zieht. Bis heute hat Kautabak für US-Amerikaner aufgrund einer sehr beliebten Mannschaftssportart einen starken Kultcharakter. Es geht um Baseball. Bis vor knapp vier Jahren war der Konsum von Kautabak in der Major League (die „1. Bundesliga“ im Baseball) während eines Matchs selbst für Spieler auf dem Feld gestattet. Viele ML-Spieler machten davon Gebrauch, was auch auf Fans abfärbte, die ihren Idolen nacheifern. Im Dezember 2017 wurde diesbezüglich zwar ein Verbot ausgesprochen, wie dies aber manchmal mit Verboten so ist, blieb der „Kultcharakter“ dadurch erst recht bei Fans erhalten.

IQOS in USA noch in den Kinderschuhen – aber auf dem Vormarsch

Entwickelt wird das Verdampfersystem IQOS von PMI. Das Unternehmen vertreibt das Gerät weltweit – einzige Ausnahme: der US-Markt. Dort ist das „Schwesterunternehmen“ Altria (als Lizenznehmer von PMI) zuständig. In den USA steht IQOS noch ganz am Anfang. Wenn Altria am US-Markt eine Marktdurchdringungen gelingt, wie PMI dies in den letzten Jahren in Europa schaffte würde dies einen großen Wachstumsschub für beide Konzerne bedeuten (Altria als Exklusivvertreiber, PMI durch Lizenzeinnahmen).

An der IQOS-Front in den USA geht es zwar in langsamen Schritten, aber sukzessive voran. Altria testete das „neue Produkt“ ganz bewusst erst einmal vor seiner Haustür aus. Die Nachfrage in den Testmärkten Richmond und Atlanta verliefen gut, sodass das Tempo allmählich hochgefahren wird. Nach Eröffnung des dritten IQOS-Store in Charlotte, North Carolina, wird das Geschäft mit den „HeatSticks“ – so die Konzernbezeichnung für die Verdampferstäbchen – im weiteren Verlauf dieses Jahres auf die Staaten Georgia, Virginia und South Carolina ausgedehnt. Auch in das Vertriebsnetz mit Händlern wird nun verstärkt investiert.

Damit sollte es auch kein Problem werden, die vom Lizenzgeber PMI gesteckten Ziele bis 2024 zu erreichen. Um die Exklusivrechte für den US-Markt über das Jahr 2024 hinaus verlängert zu bekommen, muss Altria eine Marktdurchdringung von 0,5 % erreichen. Wir halten dies für keine allzu hohe Hürde. Selbst wenn IQOS nur halb so gut bei den Amerikanern ankäme wie bei den Europäern und Asiaten, wäre das Wachstum riesig.

Option auf das Cannabis-Geschäft

Noch gibt es in den USA keine flächendeckende Legalisierung, wie sie die Regierung in Kanada umgesetzt hat. Die Gesetze sind weiterhin von US-Bundesstaat zu US-Bundesstaat unterschiedlich. Doch eine fortschreitende „Öffnung“ ist zu erkennen. Der US-Cannabis-Markt soll in den nächsten Jahren, vor allem im medizinischen Anwendungsbereich, stark wachsen.

Das mögliche Potenzial des Cannabis-Marktes hat auch Altria erkannt. Anfang 2019 übernahm der Konzern für 1,8 Mrd. USD 45 % der Anteile an Cronos, einem kanadischen Hanfunternehmen. Dank der großen Mittel von Altriahat Cronos nun gute Voraussetzungen für eine US-Expansion. Davon hätten Cronos und Altria als Großaktionär beide etwas. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Cronos seinem Wettbewerber Canopy Growth nacheifert und eine Hanfproduktionsstätte in den USA errichtet.

Klar ist: Die Zukunft von Hanfproduzenten hängt auch künftig vollständig an politischen Entscheidungen. Von einem direkten Investment in ein reines Cannabis-Unternehmen, dessen Existenz alleine an diesem Tropf hängt, halten wir daher weiterhin nichts. Im Fall von Altria ist dies aber nur eine Option. Geht diese auf, kann sich daraus interessantes Wachstum ergeben. Geht es nicht oder nicht mehr auf, bleibt immer noch das Tabakgeschäft, in dem Altria über eine Top-Position und jahrzehntelange Markterfahrung verfügt.

In Sachen Dividende kaum zu toppen

Altria ist ein Dividendenaristokrat wie er im Buche steht. In den letzten 52 Jahren hob der Konzern die Ausschüttung sage und schreibe 56-mal an! Im zweiten Quartal 2021 erwirtschaftete Altria einen Umsatz in Höhe von 6,6 Mrd. USD (Vorjahr: 6,4 Mrd. USD). Der US-amerikanische Tabakkonzern erhöhte daraufhin die Quartalsdividende um 4,7 % von 0,86 USD auf 0,90 USD. Ausbezahlt wird die nächste Dividende am 12. Oktober 2021 (Ex-Dividenden-Tag: 14. September 2021). Auf das Jahr hochgerechnet gibt es nun 3,60 USD. Beim derzeitigen Aktienkurs entspricht dies einer Dividendenrendite von 7,4 %.

Krisenresistentes Langfristinvestment

Das Geschäftsmodell von Altria hat sich in den letzten 100 Jahren als sehr robust erwiesen. Es ist – Regulierung hin, Werbeverbote her – weitgehend unabhängig von politischen Einflüssen. Auch konjunkturelle Schwächephasen können die Konsumenten kaum von ihrem gewohnheitsbedingten Konsum abbringen. Wir sind uns bewusst, dass die Branche, in der Altria aktiv ist, nicht allen unseren Leser schmecken wird. Die Tabakindustrie steht seit Jahrzehnten unter Beschuss und die neuerliche Marktöffnung für Cannabis wird kontrovers diskutiert. Ob ein Engagement aus diesen Gründen für Sie in Frage kommt oder nicht, können nur Sie selbst entscheiden.

Aktuell notiert die Aktie bei 48,03 USD (Stand 22.09.2021). Der Kurs ist selbstverständlich immer nur eine Momentaufnahme und steht – solange er nicht überbewertet ist – bei unserer Position gegenüber Altria auch nicht im Fokus. Wir halten Altria wegen seiner starken Dividende und seines krisenresistenten Geschäfts für ein interessantes Langfristinvestment.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.

KERSTIN_FRANZISI_CHEFREDAKTION


Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Die Digitalisierung schreitet – oder eher rast –immer weiter voran. Ein Trend, der noch vor wenigen Jahren nicht einmal ausgewiesenen Experten ein Begriff war, prescht besonders kraftvoll vor: die Auslagerung von Daten in sogenannte Clouds (Wolken). Vorteil: Dokumente müssen nicht mehr auf der eigenen Festplatte gespeichert werden. Dies schont Speicherkapazitäten auf dem eigenen Rechner und noch dazu gibt es keinen Datenverlust, sollte der heimische Computer oder der Unternehmens-Server den Geist aufgeben.

Datenkrake und Lieferant für alles

Amazon ist längst weit mehr als nur ein gigantischer Onlinehändler. Mit digitalen Bezahllösungen, der Cloud-Tochter AWS (Amazon Web Services), Alexa, einem eigenen Kosmetik-Kanal und Projekten wie dem Autonomen Fahren dringt der Konzern in immer mehr Märkte und Bereiche unseres täglichen Lebens vor. Das hat auch eine Schattenseite und macht zahlreichen Verbrauchern Angst. (In der Tat setzt sich Amazon als Datenkrake überall fest.) Doch so vielen Verbrauchern dies auch Furcht einflößt, deutlich mehr Kunden akzeptieren es. Amazon Prime gewann im vergangenen Jahr so viele neue Nutzer wie nie zuvor.

Die Cloud-Dienste AWS und auch das Kundenbindungsprogramm Prime sind für den Konzern wahre Wachstumsmaschinen. Millionen von Firmen lagern ihre ausufernden Datenbestände in „die Wolke“ aus. Netflix, Facebook, BBC und viele andere Großkonzerne nehmen die Cloud-Dienste von Amazon in Anspruch. Mittlerweile erwirtschaften AWS bereits 12 % des Konzernumsatzes und 60 % des operativen Gewinns. Im letzten Jahr wuchs dieses Geschäft um 30 %. Übertroffen werden konnte dies im letzten Jahr nur von den Umsatzanstiegen im Online-Store (+51 %).

Während der Online-Handel 2020 vor allem durch Corona so massiv zulegte, wird das Cloud- Geschäft auch nach der Pandemie sein hohes zweistelliges Wachstum halten können. In jedem Fall konzentriert Amazon seine Wachstumsstrategie folgerichtig auch künftig auf das Cloud-Business. Ein Zeichen dafür ist auch die Anfang Juli erfolgte Ernennung von Andy Jassy, dem ehemaligen Leiter der Cloud-Sparte, zum neuen Amazon-CEO als Nachfolger von Jeff Bezos.

Amazon Web Services erwirtschaftete im Jahr 2020 mehr als doppelt so viel Umsatz wie die Nummer zwei im Markt Microsoft. Die Cloud-Computing-Sparte des Tech-Giganten konnte den Umsatz auf 26,2 Mrd. USD steigern. Der Marktanteil ist, laut einer Gartner-Studie, durch den gewachsenen Gesamtmarkt allerdings etwas gesunken.

Amazon erfindet sich immer wieder neu

Ständige Innovationen, die von oben angetrieben werden, sind einer der Wachstumsmotoren des Unternehmens, das Ideen als Vermögenswerte betrachtet, unaufhörlich experimentiert und über die verfügbaren Daten schon heute zu verstehen sucht, was der Kunde morgen kaufen möchte. Das Geschäftsmodell, den „virtuosen Kreislauf“, den Jeff Bezos einst auf einer Serviette verewigte, kommt einem Perpetuum Mobile zumindest schon recht nahe: Einmal in Gang gebracht, läuft es und treibt sich von selbst an.

Unternehmenskonzept zum Zunge schnalzen!

Der enorme Erfolg von Amazon beruht auf einem fantastisch guten Geschäftsmodell: eine äußerst benutzerfreundliche Plattform mit riesiger Produktauswahl, günstigen Preisen, schneller Lieferung und großer Kulanz bei Reklamationen. Der größte Online-Händler der Welt hält so gut wie alles, was das Herz begehrt, in seinen Regalen bereit: Computerspiele, Windeln, Autoreifen, Videos, Werkzeuge, Solarpanels, Abendkleider, Tablets, Kochtöpfe, Kameras und Bücher. Während der Corona-Krise durfte und darf ein schier unendlich großes Angebot an Schutzmasken und Desinfektionsmitteln nicht fehlen.

Geschäftsmodell läuft wie geschmiert

Trotz sehr wahrscheinlich nie endender Aktienoptionsprogramme ähnelt das Geschäftsmodell von Amazon einem Perpetuum Mobile, es läuft wie ein gut geschmierter Motor und treibt sich dabei von selbst an. Aufgrund der Skaleneffekte führt eine steigende Kundenanzahl bei Amazon zu Kostensenkungen. Diese ermöglichen, das Amazon seine Preise weiter senkt, was wiederum den Nutzen für die Kunden erhöht. Dies führt zu mehr Kunden, was die Kosten weiter senkt usw., usw.

Für Aktionäre ist ein solches Geschäftsmodell ein Traum. Einziges Manko: Jahr für Jahr vergibt Amazon neue Aktienoptionen an das Management. Um diese später bedienen zu können, bringt der Konzern jährlich neue Aktien in Umlauf. Das Aktienkapital, das gleich bleibt, teilt sich dadurch auf immer mehr Anteile auf. Im Umkehrschluss hat eine einzelne Aktie einen immer geringeren Anteil am Aktienkapital. Im Fachjargon spricht man von „Verwässerung“. Das starke Wachstum, das Amazon hinlegt, wirkt diesem „Entwertungs-Effekt“ allerdings entgegen. Schließlich wird das Geschäftsmodell (und damit auch die Anteile, auf die sich dieses verteilt) immer wertvoller.

Bei einem KGV von über 60 massiv überbewertet?

Amazon weist derzeit ein KGV von 60,8 auf. Für sich alleine erscheint dies erst einmal sehr hoch. Bei Amazon hat ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis aber nur eine bedingte Aussagekraft. Denn Amazon schreibt bis heute, in Relation zu seinen gigantischen Umsätzen, nur sehr kleine Gewinne. Der Fokus liegt auf Wachstum. Anstatt hohe Gewinne im Unternehmen anzuhäufen, entspricht es D

der Mentalität von Amazon-Gründer und -CEO Jeff Bezos viel mehr, das Kapital im Fluss zu halten. Gewinne müssten ja schließlich auch noch versteuert werden. Bezos investiert da lieber sofort wieder in neues Wachstum.

So bleibt der Gewinn bei Amazon kontinuierlich auf einem niedrigen Niveau, während Umsätze und Cashflows jedes Jahr stark steigen. Ein hohes KGV ist somit nur eine mathematische Konsequenz.

Die PEG-Ratio, eine Kennzahl die das KGV ins Verhältnis zum prognostizierten jährlichen Gewinnwachstum setzt, steht bei 1,5. Ein Wert von über 1 kann tendenziell schon ein Indiz für eine  Überbewertung sein, es gibt aber Unternehmen, die weisen eine PEG-Ration von 5 oder noch höher auf. 1,5 ist da noch relativ moderat.

Hohe Preisdynamik und kurze Lieferzeiten

Bei Amazon stellt sich die Preisgestaltung sehr dynamisch dar. Schätzungen zufolge werden jeden Tag für bis zu 20 % der annähernd 500 Mio. Produkte die Preise geändert. So kann der Konzern quasi unmittelbar auf Schwankungen von Angebot und Nachfrage reagieren und ist der Konkurrenz die berühmte Nasenlänge voraus.

Daneben ist die blitzschnelle Auslieferung zu einem Kernstück des Geschäftsmodells geworden. Gerade entsteht in Deutschland im niedersächsischen Achim ein neues High-Tech Logistikzentrum. Dort werden Roboter der neuesten Generation eingesetzt, um die Warenregale zu steuern und die benötigten Produkte in Windeseile hervorzuholen.

Die zunehmende Verlagerung auf „Dienstleistungen“ wie Prime steigert die Renditen zusätzlich. Im Verlauf seiner Expansion bemüht sich das Unternehmen, bisherige Partner nicht nur zu kopieren, sondern auch die Wertschöpfungskette deren Geschäfts weitgehend zu übernehmen. So werden ehemalige Partner geschluckt oder verdrängt. Dabei nutzt Amazon scheinbar nicht immer faire Methoden, wie diverse Gerichtsverfahren wiederholt zeigen. Der Stärke von Amazon tut dies etwas fragwürdige Geschäftsgebaren dennoch keinen Abbruch. Strafen in Millionenhöhe bleiben angesichts eines Jahresumsatzes von 386 Mrd. USD lediglich Peanuts.

Jüngste Quartalszahlen mehr als im „grünen Bereich“

Amazon hat an Juli seine Zahlen für das jüngste Quartal vorgelegt. Dabei hatte die Wall Street für das erste Quartal 2021 im Schnitt mit einem Umsatz von 104 Mrd. USD und einem Gewinn von 9,54 USD je Aktie erwartet. Der Konzern selbst stellte Umsätze von 100 bis 106 Mrd. USD in Aussicht. In der Realität erwirtschaftete Amazonzwischen Januar und März insgesamt 108,5 Mrd. USD. Beim Gewinn schlug der Konzern die Erwartungen sogar um Längen: Unterm Strich blieben 15,79 USD je Aktie, 65 % mehr als erwartet. Operativ blieben insgesamt 8,9 Mrd. USD, gut 45 % mehr als erwartet.

Neueste Amazon-Akquise: MGM-Filmstudios

Amazon hat unlängst den Erwerb der MGM-Filmstudios (Metro-Goldwyn-Mayr) offiziell bestätigt. Der Kaufpreis für das Unternehmen, das unter anderem die James Bond Filme produziert, beträgt rund 8,5 Mrd. USD. Amazon will damit u. a. seinen Streaming-Dienst Prime Video mit gefragten Inhalten stärken. MGM war eines der wenigen noch nicht von einem Großkonzern geschluckten Hollywood-Filmstudios.

Expansion geht weiter

Wie der Konzern ganz aktuell mitteilte, will Amazon in den USA weitere 125.000 Mitarbeiter einstellen. Bereits Anfang September hatte der Konzern angekündigt, 40.000 neue Stellen zu schaffen. Dies zeigt: Der neue CEO Andy Jassy hat die Philosophie seines Vorgängers Jeff Bezos verinnerlicht: think big. Der Krake Amazon ist wohl noch lange nicht satt. Nach eigenen Angaben hat Amazon seit Beginn der Pandemie allein in den USA neue 450.000 Mitarbeiter eingestellt. So soll vor allem die Position im E-Commerce-Bereich weiter gestärkt werden.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.



Auf gute Investments!

Prof. Dr. Max Otte

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Die Pharmabranche ist für Anleger kein einfaches Pflaster. Zwar steigt der Bedarf für medizinische Versorgung stetig – eine zunehmende Weltbevölkerung, steigender Wohlstand in den Schwellenländern und die Alterung der Gesellschaft in den Industrienationen sind hier die Treiber.

Dennoch wachsen die großen Player, wenn überhaupt, nur noch sehr verhalten. Harte Konkurrenz und ein brutaler Preiskampf machen den Pharmakonzernen zu schaffen. Um ihre bisherige Marktposition verteidigen zu können, werden vermehrt Übernahmen getätigt und der Bereich Forschung/Entwicklung gewinnt mehr und mehr an Bedeutung.

Druck am Generikamarkt hält die Branche unter Spannung

Die Pharmabranche war schon immer wettbewerbsintensiv. Der Wettbewerb ist jedoch schneller und harter geworden. Einen Wettbewerbsvorteil kann man sich praktisch nur durch Herausbringen neuer, patentgeschützter und auch häufig benötigter Medikamente verschaffen. Dies ist also nur ein Vorteil auf Zeit. Sobald ein Patent ausläuft, stehen heute direkt preisgünstigere Nachahmerpräparate von Wettbewerbern in den Startlöchern, um den Markt zu fluten. Auch bei biotechnologisch hergestellten Präparaten kommen mittlerweile sehr schnell sogenannte Biosimilars auf den Markt. Regierungen üben zusätzlich Druck auf die Medikamentenpreise, insbesondere auf Generika, aus.

Unternehmen wie der Pharmagigant Roche, die viele (noch) patentgeschützte Medikamente am Markt haben, sehen sich einem erhöhten Druck ausgesetzt. Sie müssen nämlich auch künftig dafür sorgen, dass die Pipeline prall gefüllt bleibt. Es müssen regelmäßig neue Präparate auf den Markt gebracht werden.

Geschäftsmodell mit zwei operativen Segmenten

Roche zählt zu den größten Pharmakonzernen der Welt. Im Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von über 58 Mrd. CHF. Das seit Gründung im Jahr 1896 in Basel, Schweiz, beheimatete Unternehmen beschäftigt weltweit über 100.000 Mitarbeiter – davon allein 17.200 in Deutschland – und ist in mehr als 150 Ländern aktiv.

Der Schweizer Pharmagigant Roche ist auf oberster Ebene unterteilt in zwei „Wirkungsbereiche“. Der Bereich Pharmaceuticals umfasst die Herstellung sämtlicher Medikamente und Biopharmaka. Biopharmaka sind Medikamente, die mittels Bio- und Gentechnologie hergestellt werden. Hierzu gehört beispielsweise die Produktion von Proteinen inklusive bestimmter Antikörper etc. Der Pharma-Bereich von Roche ist weltweit führend in der Onkologie (Krebsforschung). Weitere Anwendungsgebiete, auf der Konzern in den letzten Jahren Forschung und Entwicklung sowie Investitionen konzentriert, sind unter anderem Virologie, Rheumatologie, Transplantationsmedizin und Anämie (Blutarmut).

Der Geschäftsbereich Diagnostics beinhaltet eine breite Palette an Instrumenten und Testverfahren, die im Bereich der Diagnostik, aber auch bei der Überwachung von Krankheiten Anwendung finden. Die Unternehmenssparte Diagnostics ist weltweit führend in der In-vitro-Diagnostik. Sie hat ihren Hauptsitz in Rotkreuz (Schweiz) und besitzt weitere Standorte in Mannheim und Penzberg (Deutschland), Indianapolis und Pleasanton (USA) sowie Sant Cugat del Vallès (Spanien).

Das Produktportfolio reicht von einfachen Diagnostik-Geräten mit Display-Anzeige (z. B. zur Anzeige des Blutzuckerspiegels), über Analysesysteme hin zu vollständigen Systemlösungen für Großlabore, Blutspendezentren etc. Das Segment ist in die Untersegmente Professional Diagnostics, Molecular Diagnostics, Tissue Diagnostics (Gewebediagnostik) und Diabetes Care (durch die Tochtergesellschaft Roche Diabetes Care GmbH) unterteilt.

Schwerpunkt Onkologie – mit Innovation gegen Biosimilars

Betrachtet man den Umsatz nach Medikamenten, ist die Stärke von Roche schnell gefunden: Es ist der Bereich Onkologie. Denn unter den Top-5-Medikamenten des Konzerns befinden sich 4 Krebsmedikamente. Die derzeitigen Blockbuster – Perjeta, Avastin, Herceptin und Tecentriq (Onkologie) sowie Actemra/RoActemra (Immunologie), Ocrevus (Neurologie) und Hemlibra (Hämophilie A) – stehen aktuell für über 55 % der Gesamtumsätze der Pharma-Sparte.

Das langjährig top-verkaufte Krebsmedikament MabThera/Rituxan hingegen scheint seine beste Zeit hinter sich zu haben. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Verkäufe im ersten Halbjahr 2021 um 40 % zurückgegangen. Dies ist dem Markteintritt von Biosimilars und den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zuzuschreiben. Die Konkurrenz durch Biosimilars hatte insgesamt negative Auswirkungen auf die Verkaufsergebnisse des Pharma-Bereichs. Allein die Verkäufe von MabThera/Rituxan, Herceptin und Avastin verzeichneten einen Rückgang, hauptsächlich in den USA, im ersten Halbjahr 2021 von 2,8 Mrd. CHF auf 4,4 Mrd. CHF, was einer Abnahme um 39 % im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht.

Dies macht deutlich, wohin die Reise für Roche gehen muss, um seine jetzige Marktposition dauerhaft verteidigen zu können. Bei einigen Top-Sellern handelt es sich um Medikamente, die schon jahrelang am Markt sind. Ihren Umsatz-Peak haben diese oft bereits überschritten. Seitdem gehen die Umsätze tendenziell zurück, da die Patente ausgelaufen sind und Nachahmermedikamente Marktanteile hinzugewinnen.

Da die Medikamente sich am Markt aber etabliert haben und einen gewissen „Vertrauensbonus“ genießen, gehen die Umsätze in der Regel kontrolliert zurück und brechen nicht von heute auf morgen auf null ein. Laufende Behandlungen werden oftmals mit den teureren Originalmedikamenten fortgesetzt, wenn der Patient gut mit ihnen zurechtkommt. Dennoch ist es wichtig für Roche, neue Medikamente zu entwickeln oder gegebenenfalls einzukaufen, die diesen Umsatzrückgang auffangen und für weiteres Wachstum sorgen. Zwei Bereiche, die Roche seit einiger Zeit ausbaut, sind die Diagnostik allgemein und die Gentherapien.

COVID-19 beeinflusst immer noch stark den Markt

Die COVID-19-Pandemie beeinträchtigte auch im ersten Halbjahr 2021 die Umsätze über alle Geschäftsbereiche hinweg, vor allem auf den Bereich Pharmaceuticals aus, da Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche unter dem normalerweise üblichen Niveau blieben. Auch die bereits angesprochene starke Konkurrenz durch Nachahmermedikamente hat die Verkaufszahlen einiger „Patentausläufer“ stark einbrechen lassen. Das anhaltende Wachstum der neu eingeführten Medikamente (z.B. Hemlibra und Tecentriq) trug jedoch dazu bei, diesen Rückgang auszugleichen. Insgesamt ging der Umsatz im Pharma-Bereich aufgrund des Wettbewerbsdrucks durch Biosimilars, insbesondere in den USA, um 3 % zurück.

Im ersten Halbjahr 2021 verzeichnete der Konzern zu konstanten Wechselkursen (CER = Constant Exchange Rates – Wachstumsraten zu konstanten Wechselkursen bei Durchschnittskursen des Gesamtjahres 2020) dennoch ein Umsatzwachstum von 8 %. Dies ist dem Bereich Diagnostics zu verdanken. Der Bereich steigerte seine Umsätze um 51 % auf 9 Mrd. CHF. Grund für dieses Wachstum ist die anhaltende Absatzzunahme von Produkten in Zusammenhang mit COVID-19. Dazu gehörten insbesondere der cobas SARS-CoV-2 PCR-Test sowie der SARS-CoV-2 Rapid Antigen Test. Ein weiterer Faktor war, dass sich die Routinediagnostik in allen Regionen erholte, was auf die Lockerung von pandemiebedingten Maßnahmen zurückzuführen ist.

Konzern setzt klar auf Forschung und Entwicklung

Um dem Umsatzrückgang im Pharma-Bereich und dem Druck durch den Generikamarkt begegnen zu können, setzt Roche klar auf Innovation. Der Konzern unterstreicht dies eindrucksvoll durch seine strategische Entscheidung, die Ausgaben für diesen Bereich um 19 % zu erhöhen. Dabei geht ein Großteil der Investitionen in späte Entwicklungsphasen der Bereiche Onkologie, Ophthalmologie und personalisierte Medizin. Weitere Investitionen betreffen Produkte in Zusammenhang mit COVID-19.

Obwohl die erhöhten F&E-Ausgaben das Nettoergebnis schmälern, erfüllen sie dennoch ihren Zweck. So ist die Innovations-Pipeline gut bestückt und Roche kann Umsatzrückgänge bei seinen nicht mehr patentgeschützten Medikamenten und eigenen Generika dank neuer Medikamente gut ausgleichen. Das Unternehmen stellt sich dadurch aus unserer Sicht gut für die Zukunft auf.


Erstklassige Dividende mit kontinuierlicher Steigerung

Roche hat seine Dividende seit 1990 kontinuierlich von Jahr zu Jahr gesteigert – durchschnittlich um 15 % je Jahr. Damit reiht sich Roche eindeutig in die Liga der Dividendenaristokraten ein. Jährlich die Dividende steigern, das können sich nur Unternehmen leisten, die solide Gewinne erwirtschaften.

Dies ist bei Roche trotz leicht rückläufiger Entwicklung des Nettoergebnisses in den letzten Jahren weiterhin der Fall, wenngleich die letzten Dividendensteigerungen dadurch automatisch zu einer Erhöhung der Ausschüttungsquote führten. Für das aktuelle Jahr geht der Konzern von einer Dividende in Höhe von 9,10 CHF je Anteilsschein aus.

Stabile Position für Dividendenfreunde

Insgesamt besitzt Roche weiterhin eine gute Qualität und Marktstellung. Es gibt im Portfolio keine erheblichen Klumpenrisiken, da keine hohe Abhängigkeit von nur einem oder zwei Medikamenten besteht. Einziger Schwachpunkt ist derzeit das Wachstum. Der Ausbau des Diagnostik-Geschäfts – organisch wie auch durch diverse Übernahmen – ergibt Sinn und kann hier neue Wachstumschancen eröffnen. Auch gefällt uns, dass Rocheunter anderem auf das Zukunftsfeld der Gentherapien setzt.

Mit Roche haben Sie einen soliden Dividendentitel im Portfolio. Die demografische Entwicklung stärkt der Pharmaindustrie auch in Zukunft den Rücken und auch, wenn Produktportfolio und Pipeline nicht ganz an Novartis – unsere Nr. 1 der Branche – herankommt, ist der Konzern doch breit aufgestellt.

Hinweis Aktiengattungen bei Roche

Neben der stimmberechtigten Inhaberaktie, die wir in unserer Datenbank führen, gibt es bei Roche auch die Beteiligungsmöglichkeit über nicht stimmberechtigte Genussscheine. Da ein wesentlicher Anteil der Inhaberaktien im Besitz der Gründerfamilien ist, ist hier das Handelsvolumen geringer als bei den Genussscheinen. Für Privatanleger ist das Handelsvolumen aber unproblematisch. Zwar haben die Genussscheine das gleiche Ausschüttungsrecht wie die Aktie, sie haben jedoch keinen Nennwert und gehören damit nicht zum Aktienkapital. Wir ziehen daher die echte Aktie vor.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.



Auf gute Investments!

Prof. Dr. Max Otte

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Was Produkte des Grundbedarfs in unserem täglichen Leben bedeuten, ist vielen von uns im letzten Jahr erst wieder bewusst geworden. Als Mehl, Nudeln, Reis sowie Reinigungs- und Hygienemittel (allen voran das dadurch berühmt berüchtigte Toilettenpapier) wurden während der ersten Lockdowns regelrecht gehamstert. Supermarktregale waren zwischenzeitlich wie leer gefegt, so dass auch Sie sich vielleicht fragten: „Was ist denn jetzt los?“

Ein Unternehmen, das dafür sorgt, dass wir uns diese Frage für gewöhnlich nicht stellen müssen, ist Unilever. Der weltweit agierende britische Konzern mit Firmensitz London befasst sich in seinen verschiedenen Geschäftsbereichen mit der Produktion von Nahrungsmitteln, Kosmetika, Körperpflege- sowie Haushalts- und Textilpflegeprodukten. Für Unilever arbeiten weltweit mehr als 150.000 Mitarbeiter in über 100 Ländern. Im Jahr 2020 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 45 Mrd. GBP.

Clevere Kombination von Food und Non-Food

Wie wir bereits in unserem Blog-Beitrag vom 26.05.2021 ausführten, kann Unilever mit einer spannenden Unternehmenshistorie aufwarten: 1929 schlossen sich der niederländische Margarinehersteller Unie und der britische Seifenhersteller Lever Brothers zusammen. In den kommenden Jahrzehnten stieg das so entstandene Unternehmen, das seine Herkunft bis heute im Namen trägt, zu einem der größten Player im Konsumgüter-Business auf.



Anders als beispielsweise Procter & Gamble oder Henkel, die rein auf Non-Food-Produkte konzentriert sind, oder der Konzern Nestlé, der quasi ausschließlich im Nahrungsmittelsegment tätig ist, decken die Geschäftsbereiche von Unilever sowohl den Food- als auch den Non-Food-Bereich ab – eine clevere Kombi.

Starke Marken schaffen Kundenbindung

Das Angebotsspektrum vor allem starker Marken des Konzerns ist beachtlich. Das unterstreicht ein kleines Experiment: Wenn Sie heute einmal Ihren Vorratsschrank öffnen, finden Sie höchstwahrscheinlich eine der oben aufgeführten Marken. Oder nicht? Wenn ja, sind Sie vielleicht schon längst „Stammkunde“ von Unilever.

Wenn Kunden erst einmal mit einem hochwertigen Produkt zufrieden sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie dies regelmäßig kaufen. Der Preisaspekt spielt für überzeugte Kunden eine weniger bedeutende Rolle als für Erstkäufer, die zunächst testen möchten. Diese Kundenbindung fördert insbesondere den Absatz neuer Produkte einer Marke. So wird sich ein zufriedener Langnese-Kunde leichter von einer neuen Langnese-Sorte überzeugen lassen. Auf diesem Weg entsteht für Unilever ein großer Vorteil bei den Margen. Denn für bekannte Marken lassen sich höhere Preise durchsetzen als für No-Name-Ware ohne Wiedererkennungswert.

Übernahme der Hautpflegemarke Paula‘s Choice nun abgeschlossen

Im Juni gab Unilever die Übernahme der Hautpflegemarke Paula’s Choice bekannt. Anfang August wurde diese abschlossen. Zwei Aspekte machen den Zukauf interessant: Erstens ist Paula’s Choice sehr stark im Bereich E-Commerce und Direktmarketing. Zweitens spricht Unilever gezielt umweltbewusste und tierliebe Verbraucher an, denn die Produkte sind vollständig frei von Tierversuchen.

Robuste Perspektiven für die Zukunft

Wenn Unternehmen nicht nur durch Übernahmen wachsen, sondern auch aus eigener Kraft, ist das immer ein gutes Zeichen. Getrieben wurde das Wachstum von Unilever im 1. Halbjahr 2021 von einer sehr erfreulichen Absatzentwicklung (5,4 %). Auch kleinere Preiserhöhungen waren drin.

Während die Nachfrage nach Kosmetikartikeln nur leicht anstieg, konnte der britische Konzern vor allem seine Lebensmittelprodukte gut verkaufen. Da die Gastronomie geschlossen hatte, gönnten sich Verbraucher eben mehr Eiscreme zu Hause.



Wie Alan Jope, Chief Executive Officer, erklärt das Ergebnis: „Wir machen gute Fortschritte bei den strategischen Entscheidungen, die wir Anfang des Jahres getroffen haben, einschließlich der Entwicklung unseres Portfolios in Bereichen mit hohem Wachstum. [… ] Wettbewerbsfähiges Wachstum hat für uns Priorität, und wir sind zuversichtlich, dass wir im Jahr 2021 ein zugrunde liegendes Umsatzwachstum von 3 bis 5 % erzielen werden

Auslagerungen geplant

Bei einem großen Konzern wie Unilever ist es vollkommen normal, dass das Produktportfolio regelmäßig überprüft und nachjustiert wird. Aktuell steht das Teegeschäft (Marken wie Brooke Bond, Beseda) zur Disposition. Es machte bisher ca. 2 Mrd. GBP Umsatz aus. Das sind gerade einmal ca. 4 % des Gesamtumsatzes. Für Unilever ist es somit ein Randgeschäft, auf das das Unternehmen ohne Reue verzichten kann. Noch berät das Management, ob es zu einem klassischen Verkauf kommen soll oder zu einer Abspaltung vom Mutterkonzern mit anschließendem Börsengang. Die Chancen, mithilfe eines IPO einen höheren Preis erzielen zu können, sind gegeben.

Auch von einigen Marken im Segment Körperpflege – u. a. Impulse, Timotei und Q-Tips – will sich Unilever möglicherweise trennen. Jedenfalls wird ein Spin-Off in eine eigene Geschäftseinheit mit Namen Elida Beauty vorbereitet. Von einem Verkauf ist zwar noch nicht die Rede, wenn es aber Absicht wäre, die auserkorenen Marken langfristig zu behalten, wären die jetzigen Umstrukturierungen wenig sinnvoll. Schließlich würde dies die Konzernstruktur, die eigentlich verschlankt werden soll, unnötig verkomplizieren. Ein Verkauf „en bloc“ hingegen wäre durch die jetzigen Maßnahmen sogar deutlich einfacher, da das Geschäft dafür bereits separiert ist.

Stabile Dividende

Unilever zahlte am 08. September die Dividende für das zweite Quartal aus. Der Ausschüttungsbetrag beläuft sich auf 0,37 GBP (0,43 EUR). Unilever zahlt seine Dividende vierteljährlich. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden aktuell 1,50 GBP (1,71 EUR) bezahlt. Beim derzeitigen Aktienkurs von 39,59 GBP (Börse London; Schlusskurs per 10.09.2021) entspricht dies einer aktuellen Dividendenrendite von 3,8 %. Das ist ordentlich.

Überhaupt macht Unilever als Dividendentitel eine exzellente Figur. Seit 1937 schüttet das Unternehmen eine Dividende aus. Wir haben diese bis ins Jahr 1996 zurückverfolgt. In EUR  ist der Ausschüttungsbetrag während dieser 25 Jahre jedes Jahr gestiegen. Es gibt freilich keine Garantie, dass dies auch in Zukunft jedes Jahr eine Anhebung geben wird, langfristig sollte es für die Dividende aber nur eine Richtung geben: nach oben.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.

KERSTIN_FRANZISI_CHEFREDAKTION


Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin “Der Privatinvestor”

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Die Touristikbranche lebt langsam wieder auf. Nach größtenteils katastrophalen Einbrüchen in 2020 durch die pandemiebedingten Einreisebeschränkungen, flächendeckenden Lockdowns und Abstandsregelungen kommt das Geschäft langsam wieder in Bewegung. Kein Wunder, nach so viel Klausur und Social Distancing sind die Menschen hungrig nach Reisen und Ausflügen. Die fortschreitende Durchimpfung der Bevölkerung und die damit einhergehenden schrittweisen Öffnungen geben der Branche Hoffnung.

So wie Reiseveranstalter, Hotels, Gastronomie und viele andere Bereiche der Touristikbranche von den Einbußen betroffen waren und sind, ergeht es auch den angeschlossenen Transportunternehmen – speziell in Gebieten, die nahezu ausschließlich zu touristischen Zwecken besucht werden. Ein besonders anschauliches Beispiel ist die Jungfraubahn in der Schweiz.

Höchster Halt: „Top of Europe“

3.454 Meter über dem Meeresspiegel. Auf dieser Höhe befindet sich der höchstgelegene Bahnhof Europas. Top of Europe ist daher sein passender Name. Bereits seit dem 1. August 1912 wird die Station einzig und allein von der Jungfraubahn angefahren, die Touristen und Einheimische zur berühmten Aussichtsplattform auf das Jungfraujoch transportiert.

Einmal dort stehen und den berühmten Aletschgletscher und die atemberaubende Bergwelt (Eiger, Mönch, Jungfrau) bewundern – das ist ein Traum, den sich jährlich rund eine Million Besucher erfüllen. So zumindest in nicht-pandemischen Zeiten. Die Bahnfahrt selbst, zum Beispiel ab Interlaken Ost bis hinauf zum höchstgelegenen Bahnhof der Welt, ist ein traumhaftes Naturerlebnis, das als Publikumsmagnet internationale Besucherströme anzieht. Dem Betreiber der Bergbahnen und der angeschlossenen Erlebniswelt am Top of Europe lässt dies ordentlich die Kasse klingeln.

Die Betreiber der Berge

Die Jungfraubahn Holding AG, das bedeutendste Bergbahnunternehmen in der Schweiz, umfasst acht Tochtergesellschaften, die ganzjährig Bergbahnen und Wintersportanlagen in der Jungfrau-Region südlich des Thunersees und des Brienzersees betreiben. Das Bergbahnnetz umfasst die Berge Jungfrau (inklusive Jungfraujoch) Eiger und Mönch. Das Jungfraujoch, der tiefste Punkt im Verbindungsgrat zwischen dem Mönch und der Jungfrau, ist das ganze Jahr über eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Schweiz.

Um sich möglichst breit aufzustellen, hat sich das Unternehmen so einiges einfallen lassen. Neben dem Betrieb von Bergbahnen unterhält die Jungfraubahn Holding AG auch ein eigenes Wasserkraftwerk, vermietet in der Umgebung der Bergbahnstationen Räumlichkeiten an die Gastronomie und betreibt Souvenir-Shops. In Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen werden zudem vollständig zusammengestellte Pauschalreiseangebote zur Jungfrau-Region angeboten.

Ganzjähriger Besuchermagnet

Ein wesentlicher Vorteil der Jungfraubahn Holding AG ist, dass keine Abhängigkeit von der Wintersaison besteht. Dies ist bei den meisten Bergbahnen der Fall, sie machen den entscheidenden Umsatz während der Ski-Saison. Bei Jungfraubahn wird der größte Umsatz hingegen nicht während der Winter-, sondern während der Sommersaison generiert. Dies liegt daran, dass das Jungfraujoch ein sehr beliebtes Ganzjahresreiseziel ist. Der Aletschgletscher, der von dort aus zu sehen ist, geht im Zuge der Klimaerwärmung natürlich zurück.

Irgendwann einmal wird dieser Gletscher – wie alle anderen auf der Erde – verschwunden sein. Diese „Attraktion“ würde dann freilich wegfallen, aber die Erlebniswelt insgesamt, ein einmaliger Blick auf viele Viertausender der Berner Alpen, bleibt auch dann. Und noch sind hier viele Jahre Zeit (wenn rund 80 Jahre auch für die Geschichte der Erde sehr kurz sind). Nach Hochrechnung von Experten soll der Gletscher bis Ende 2100 bis auf kleinere Teile in hohen Lagen verschwunden sein.

Natürliches Monopol als Burggraben

Wie auch andere Bergbahnbetreiber verfügt die Jungfraubahn Holding AG über ein natürliches Monopol an ihrem Standort. Kein anderes Unternehmen könnte hier eine Konkurrenzbahn eröffnen. Selbst wenn dies von der geografischen Beschaffenheit möglich wäre, würde es an unüberwindbaren Infrastrukturkosten scheitern. Hinzukommt, dass die Jungfraubahn Holding AG unter normalen Bedingungen (die Corona-Krise ist eine Ausnahmesituation, die von außen kommt) nicht nur mit dem Verkauf der Bahntickets horrende Summen einnimmt. Eine wichtige Einnahmequelle sind auch die Gastronomie und Souvenirs der Top-of-Europe-Erlebniswelt.

Kein Wunder also, dass die Margen in der Historie enorm hoch waren. Die EBIT-Marge lag im Schnitt der letzten zehn Jahre vor Corona bei beeindruckenden 26 %. Die Nettomarge kann mit einem Durchschnittswert von 20 % aufwarten. Ohne Corona wäre das Wachstum absolut intakt und nach der Krise wird sich das Unternehmen dem früheren Wachstum gewiss wieder annähern können.

Lichtblicke im ersten Semester 2021

Im ersten Halbjahr 2021 strömten vor allem Schweizer Gäste in Scharen auf das Top of Europe. Dabei schwankten die täglichen Zahlen der Besucherinnen und Besucher des Jungfraujochs stark. Das lag am oftmals schlechten Wetter und den unsicheren Wetterprognosen. Insgesamt wurden in diesen ersten sechs Monaten 137.400 Besucher auf das Jungfraujoch befördert. Dies entspricht einer Zunahme von 36,6 % im Vergleich zum Vorjahr, in dem es einen historischen Einbruch gab – der Ausflugsverkehr war durch den verordneten Lockdown ab Mitte März 2020 für 83 Tage zum Erliegen gekommen.

Das Geschäft wurde im ersten Halbjahr durch Spezialangebote und Promotionen im Heimatmarkt stark belebt. Die höhere Nachfrage aus dem Inland hat aber den pandemiebedingten Wegfall der vorwiegend aus Asien stammenden internationalen Touristen nicht kompensieren können. Rund 70 % der Reisenden kommen nach wie vor aus dem Fernen Osten. Die starke Nachfrage aus Asien stellt also ein gewisses „Klumpenrisiko“ dar.

Außerdem hat sich gerade diese Besuchergruppe in der Vergangenheit als sensibel in Bezug auf politische Unsicherheiten oder Terrorängste gezeigt. Corona hat diese Reisesensibilität – neben faktischen Ein- und Ausreiseverboten – auf ein ganz neues Level gehoben. Es ist dennoch davon auszugehen, dass sich auch diese große Besuchergruppe nach der Pandemie wieder sukzessive stabilisieren und steigern wird.

Die Wintersaison stimmt zuversichtlich

Nach einem schwachen Start im Januar mit schlechtem Wetter und der Absage der Lauberhornrennen folgte ab Februar ein Aufschwung. Dank der guten Schnee- und Wetterverhältnisse konnte die Wintersportsaison 2020/2021 teils bis zum 25. April 2021 verlängert werden. Vor allem dank der Eröffnung der V-Bahn hat das Unternehmen im Vergleich mit anderen Regionen der Schweiz gut abgeschnitten.

Die Zahl der Wintersportbesuche (das Unternehmen spricht hier von „Skier Visits“) in der gesamten Jungfrau-Ski-Region sank im Vergleich zum Vorjahr zwar um 5,2 % auf 706.000. Im Kerngebiet Kleine Scheidegg-Männlichen lagen die Skier Visits jedoch dank der neuen V-Bahn bei 457.900. Dies entspricht einer Zunahme um 5,2 %. Der anteilige Verkehrsertrag blieb in der Berichtsperiode in diesem Gebiet mit CHF 11,9 Mio. CHF praktisch gleich wie im selben Zeitraum 2020 (11,7 Mio. CHF). Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Restaurants geschlossen waren, ist dies sicher ein erfreuliches Ergebnis.

Mammutprojekt „V-Bahn“ fast abgeschlossen

Am 05. Dezember 2021 wurde die neue V-Bahn eröffnet. Die neue und hochmoderne Gondelbahn – das Herzstück eines fast eine halbe Milliarde schweren Investitionsprojekts – weitet die Transportkapazität deutlich aus und verkürzt darüber hinaus die Fahrtzeit zum Jungfraujoch um bis zu 47 Minuten.

Das Großinvestitionsprojekt V-Bahn umfasste neben dem Ausbau der bereits bestehenden Bergbahninfrastruktur (Kapazitätsausbau, Modernisierung etc.) den Bau einer neuen Verbindungsbahn, dem Eiger-Express, die nun eine direkte Verbindung zwischen Grindenwald Grund und dem Eigergletscher ermöglicht. Die Fertigstellungs- und Rückbauarbeiten der V-Bahn werden voraussichtlich im Herbst 2021 abgeschlossen sein.

Bereits jetzt hat sich bestätigt, dass die V-Bahn für den Wintersport in der Jungfrau-Ski-Region klar eine Attraktivitätssteigerung bedeutet. Als Ergänzung zur V-Bahn wird der Wengen-Shuttle 2023 in Betrieb genommen. Mit dieser Investition in die Zukunft wird die Anfahrt mit dem Zug ins autofreie Wengen nochmals optimiert. 

Noch nüchterne Ergebnisse, hoffnungsvoller Blick nach vorne

Allen Positivmeldungen zum Trotz: die Pandemie belastet nach wie vor das Unternehmensergebnis. Der Verlust in der ersten Jahreshälfte beläuft sich auf 9,8 Mio. CHF (zum Vergleich: im Vorjahreszeitraum waren es 11,5 Mio. CHF). Dabei gelang es der Jungfraubahn Holding AG, inmitten der Herausforderungen der Corona-Pandemie ein positives EBITDA in Höhe von 10,5 Mio. CHF zu erwirtschaften. Das entspricht einer Steigerung von 77 % zum Vorjahr. Aus heutiger Sicht geht das Unternehmen davon aus, dass auch für das Gesamtjahr 2021 mit einem positiven EBITDA gerechnet werden kann.

Mit Blick auf die gesunde Unternehmenserholung bleibt die Dividende dennoch weiterhin ausgesetzt. Davor hatte die Jungfraubahn Holding AG seit 2003 ohne Unterbrechung ausgeschüttet. Und wenn auch nicht jedes Jahr erhöht wurde, so gab es noch nie eine Kürzung mit langfristig klarer Tendenz nach oben. Seit 2019 wurde dann ergebnisbedingt auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet. Aufgrund der Dividendenhistorie, der finanziellen Aufstellung des Unternehmens sowie seines stabilen Geschäftsmodells ist jedoch davon auszugehen, dass sich auch der Anleger mit Wiedererstarken der Unternehmensperformance wieder über künftige Erträge freuen darf.

Perspektivisch nach der Pandemie: on Top again

Das Geschäftsmodell der Jungfraubahn Holding AG ist leicht verständlich. Den überwiegenden Teil ihres Umsatzes erzielt sie mit der Beför­derung von Touristen in beliebte Urlaubs­regionen der Schweiz. Hierbei stellt die Beförderung zur Touristenattraktion Jung­fraujoch das wichtigste und umsatzstärkste Segment dar. Die Tatsache, dass es sich beim Jungfraujoch um eine der beliebtesten Tou­ristenattraktionen in der Schweiz handelt, die vor allem im Sommer stark besucht wird, garantiert der Jungfraubahn Holding AG einen immensen Standort- und damit Wettbe­werbsvorteil.

Aufgrund der Alleinstellungsmerkmale der Region, die zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört, und aufgrund der tiefen Veran­kerung der Jungfraubahn Holding AG in die Infrastruktur der Region, handelt es sich um ein Unternehmen mit tiefem Burggraben und Langfristcharakter.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.



Auf gute investments!

Prof. Dr. Max Otte

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Während in Deutschland und vielen anderen Ländern die Impfkampagnen gegen die Corona-Infektionskrankheit auf vollen Touren laufen, verursachen ganz andere Viren bei Unternehmen und Institutionen große Schäden. Dabei greifen die Erreger in diesen Fällen nicht etwa Menschen an, sondern befallen Computersysteme. Um zum Normalzustand zurückzukehren, müssen die so attackierten Betriebe häufig hohe Geldbeträge aufwenden.

Cyberabgriffe in 2021

Gerade in diesem Jahr waren viele Unternehmen und zahlreiche öffentliche Einrichtungen Ziele von Angriffen durch Computerviren. Meist hatten Hacker ganze Netzwerke lahmgelegt, um hohe Summen fordern zu können, indem die Freigabe der Daten angeboten wurde. Mitte Juli wurde beispielsweise ein kleiner Versicherer aus der Nähe von Darmstadt Opfer einer Ransomware-Attacke. Der Geschäftsbetrieb der Haftpflichtkasse stand rund zwei Wochen weitgehend still oder war stark eingeschränkt. Außerdem ist eine offenbar nicht unerhebliche Menge an Daten abgeflossen.

Ebenfalls im Juli 2021 gab es auch einen Hackerangriff auf das niedersächsische Klinikum Wolfenbüttel. Durch die Cyberattacke waren Teile des IT-Systems der Klinik lahmgelegt. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) bezeichnete Cyberangriffe dieser Art als “aktuell eine der größten Bedrohungen” für die Gesellschaft bezeichnet.

Check Point Software bietet Schutz

Für Unternehmen, die Sicherheitssoftware liefern, bietet der Trend steigender Kriminalität optimale Bedingungen. Die Check Point Software mit Firmensitz in Tel Aviv ist mit einem Jahresumsatz von mehr als 2,0 Mrd. USD einer der Marktführer im Bereich Internetsicherheit. Die von dem Unternehmen entwickelte Secure Virtuel Networking Architektur (SVN) bildet die Basis für die zuverlässige und vertrauliche Kommunikation im Internet. SVN gewährleistet sichere Business-to-Business-Verbindungen zwischen Netzen, Systemen, Applikationen und Anwendern.

Das Software-Unternehmen aus Israel schreibt jedes Jahr solide Gewinne und steigert diese ebenso zuverlässig. Bei den Konkurrenten wie Palo Alto gleicht die Ergebniskurve eher einer Achterbahn. Wenn es in einem Jahr mal einen kleinen Gewinn gibt, wird der im Folgejahr direkt wieder von einem Verlust abgelöst. Kontinuität und Kalkulierbarkeit sind nicht die Regel. Die Umsatzentwicklung von Check Point hingegen kommt eher Rolltreppe gleich – es geht gemächlich, dafür aber stetig nach oben.

Größter Vorteil: Kundenbindung

Check Point darf sich allerdings nicht auf dem bislang Erreichten ausruhen, auch wenn der Netzwerkeffekt, von dem der Konzern bis heute profitieren kann, stark und von Wettbewerbern nur schwer zu durchbrechen ist. Check Point ist bei vielen Unternehmen als Geschäftspartner fest verankert. Insbesondere bei großen Kunden würde ein Wechsel auf Konkurrenzprodukte enorme Wechselkosten verursachen. Schließlich müssen sämtliche IT-Systeme, und das weltweit, mit den neuen Lösungen und Infrastrukturen der Konkurrenz ausgestattet werden.

Solange Check Point seine Arbeit gut macht und die Kunden zufrieden sind, besteht kein Grund zu einem Wechsel. Der engen Kundenbindung, die auf einer Zusammenarbeit über sehr viele Jahre beruht, verdankt Check Point es auch, dass deutlich geringere Marketing- und Vertriebsaufwendungen getätigt werden müssen, als dies etwa bei Palo Alto und anderen der Fall ist. Auch bei Check Point haben sich diese Ausgaben in den letzten Jahren erhöht, liegen aber weiterhin deutlich unter denen der Konkurrenz.

Forcierung des Abo-Modells 

Check Point forciert die Kundenbindung durch langfristige Verträge und über ein Abo-Modell. Dies führt zu zuverlässigen und gut kalkulierbaren Einnahmen über lange Zeiträume. Mittlerweile werden 31 % der Umsätze über Abo-Verträge (Segment Subscriptions) generiert. Seit sich Check Point 2013 für diesen Strategiewechsel entschied, haben sich die Umsätze in diesem Bereich prozentual verdoppelt. Diese Verschiebung soll sich in den nächsten Jahren weiter fortsetzen.

Jüngste Quartalszahlen – stetiger Aufwärtstrend ungebrochen

Check Point Software hat Ende Juli seine Daten für das jüngste Quartal vorgelegt. Das Unternehmen hat dabei einen Gewinn je Aktie von 1,61 USD ausgewiesen. Im Vorjahresquartal hatten 1,58 USD je Aktie in den Büchern gestanden. Der Umsatz belief sich auf 526,1 Mio. USD. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen 505,6 Millionen USD umgesetzt.

Übernahme im Sektor Cloud-Email-Sicherheit

Ende August hat Check Point die Übernahme von Avanan, dem am schnellsten wachsenden Unternehmen für Cloud-E-Mail-Sicherheit, bekanntgegeben. Die Avanan-Technologie bietet das höchste Maß an Sicherheit für E-Mails und SaaS-Collaboration-Suites. Avanan wird in die konsolidierte Architektur von Check Point Infinity integriert, um das weltweit sicherste E-Mail-Sicherheitsangebot zu bieten. Mit patentierter Technologie, die für Cloud-E-Mail-Umgebungen entwickelt und entwickelt wurde, wird dies die einzige einheitliche Lösung auf dem Markt sein, um Remote-Mitarbeiter vor bösartigen Dateien, URLs und Phishing über E-Mail, Collaboration-Suites, Web, Netzwerk und Endpunkt hinweg zu schützen.

Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.

KERSTIN_FRANZISI_CHEFREDAKTION


Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter

Wenn das der Verhüllungskünstler Christo noch hätte erleben dürfen: Als der bulgarische Exzentriker 1995 den Berliner Reichstag mithilfe riesiger Stoffbahnen versteckte, hatte er sich wahrscheinlich nicht träumen lassen, was heutzutage alles verpackt wird. Online-Händler wie Amazon haben allein 2019 in Deutschland rund 1,9 Mrd. Pakete verschickt. Die Pandemie hat diese Zahl sicher nochmals deutlich gesteigert. Und davon profitieren selbstverständlich die Hersteller von Verpackungsmaterial.

Flaggschiff unter vollen Segeln

Ganz besonderes gilt das für den in Europa führenden Faltschachtelproduzenten Mayr-Melnhof. Das 1950 in der österreichischen Steiermark gegründete Unternehmen gilt heute mit einer Marktkapitalisierung von etwa 3,6 Mrd. EUR als Marktführer der Branche. Der Konzern erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von ca. 2,5 Mrd. EUR und beschäftigt weltweit mehr als 10.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen besteht aus den beiden Geschäftsbereichen MM-Karton und MM-Packaging.

Gute Perspektiven

Mayr-Melnhof kann sich freuen, die Nachfrage nach Kartonschachteln zieht nicht nur durch den zunehmenden Versandhandel an. Auch Hersteller – insbesondere im Konsumgüterbereich denken um und fragen mehr Kartonverpackungen nach. Die Unternehmen wollen ihren Kunden damit zeigen, dass ihnen das Thema Umweltschutz wichtig ist. Viele Hersteller steigen deshalb von Plastik- auf Kartonverpackungen um. Diese Entwicklung wird auch nach Corona weiter gehen. Auch das mittlerweile von vielen Verbrauchern angenommene „Click & Collect“-Konzept wird bleiben.

All dies führt dazu, dass mehr Kartonverpackungen benötigt werden. Viele Verbraucher haben sich an das „neue“ Einkaufen gewöhnt. Daher ist kaum zu erwarten, dass sich der Trend bald wieder abschwächt. Immer mehr Unternehmen sind darauf angewiesen, ihre Produkte in Webshops anzubieten. Es ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach Kartonverpackungen auch nach der Pandemie weiter ansteigt.

Nachhaltigkeit als weiterer Wachstumstreiber

Wie in unserem Blog-Beitrag aus dem April 2021 erklärt, spielt das Thema Nachhaltigkeit in unserer Wirtschaft und bei den Verbrauchern eine immer größere Rolle. Die Verpackungsindustrie als Schlüsselbranche ist daher in Bewegung: Selbst Coca-Cola experimentiert derzeit mit einer Getränkeflasche aus Papier.

Der Mayr-Melnhof-Geschäftsbereich MM-Karton produziert hauptsächlich Recyclingkarton (zu 87 %). Auch das kommt gut an und trifft den Zeitgeist. Zudem sichert dies Mayr-Melnhof entscheidende Kostenvorteile, den die Produktion von Karton aus recyceltem Material ist gegenüber der Herstellung aus Frischfasern auch noch günstiger.

Zukäufe in Finnland und Polen

Mayr-Melnhof will nicht nur organisch wachsen. Auch selektive Zukäufe spielen eine Rolle. In Südfinnland erwarb das Unternehmen vergangenes Jahr den Wettbewerber Kotkamills für 425 Mio. EUR. Die Produktionskapazität von Kotkamills lag zuletzt bei 260.000 Tonnen Karton. Diese kann aber noch auf 400.000 Tonnen hochgefahren werden.

In Polen verleibte sich Mayr-Melnhof den Konkurrenten Kwidzyn ein. Damit steigt der Konzern nun auch in die Produktion von Frischfaserkarton ein. Bislang setzte Mayr-Melnhof ausschließlich auf Karton aus recyceltem Material. Dies verlieh dem Unternehmen bislang einen interessanten Kostenvorteil – denn die Herstellung von Frischfaserkarton ist teurer als die Produktion aus Recyclingkarton. Durch die Kombination aus beidem werden die Produktionskosten aber dennoch insgesamt niedriger als bei anderen Wettbewerbern bleiben. Die meisten Konkurrenten produzieren nämlich ausschließlich aus Frischfasern.

Umsatz im 1. Halbjahr 2021 erneut gestiegen

Im Hinblick auf das 1. Halbjahr 2021 stiegen die konsolidierten Umsatzerlöse des Konzerns gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht von 1.266 Mio. EUR auf 1.290 Mio. EUR. Mit 92,1 Mio. EUR lag das betriebliche Ergebnis um 24,8 % bzw. 30,4 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert (1. HJ 2020: 122,5 Mio. EUR).

Dieser Rückgang resultiert im Wesentlichen aus dem rasanten Kostenanstieg im Kartongeschäft mit nur zeitversetzter Möglichkeit zur Weitergabe. Einmalaufwendungen aus Anpassungs- und Restrukturierungsmaßnahmen lagen mit 26,1 Mio. EUR auf ähnlicher Höhe wie die Einmaleffekte im 1. Halbjahr des Vorjahres (1. HJ 2020: 29,5 Mio. EUR). Die Operating Margin des Konzerns betrug damit 7,1 % (1. HJ 2020: 9,7 %).

Verlässlich in Sachen Dividende

Als im zurückliegenden Jahr viele Unternehmen die Dividende gekürzt oder gar ausgesetzt hatten, behielt Mayr-Melnhof die Höhe seiner seine Ausschüttung gegenüber dem Vorjahr bei. Das Unternehmen weist eine gesunde Bilanz auf und konnte bislang auf Staatshilfen verzichten. Auch in diesem Jahr ist das Unternehmen in Sachen Dividende standhaft geblieben. Wie in den Jahren 2019 und 2020 wurden auch in diesem Jahr 3,20 EUR je Aktie ausgeschüttet. Beim derzeitigen Börsenkurs entspricht der Ausschüttungsbetrag je Aktie einer Dividendenrendite von 1,8 %.

Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor


Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug

Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).

Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.

Weitere Blogbeiträge

Immer auf dem Laufenden bleiben:
Der Privatinvestor Newsletter