Nach eigenen Angaben registrierte PayPal Ende vergangenen Jahres In Deutschland 29,1 Mio. Kunden. Das ist ein Zuwachs von 3,5 Mio. oder knapp 14% binnen eines Jahres und 70 % mehr als vor fünf Jahren. Weltweit hat der Konzern mittlerweile 403 Mio. aktive Kundenkonten (Stand per Ende des zweiten Quartals 2021). Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Bis zum Jahresende rechnet PayPal mit insgesamt rund 430 Millionen aktiver Accounts, denn gegenüber dem Vorjahr (377 Millionen Konten) sollen im Gesamtjahr zwischen 52 und 55 Millionen neue Konten hinzukommen.
PayPal profitiert rund um den Globus von dem ausgeprägten Boom beim Onlineshopping. Die Zahl der abgewickelten Transaktionen schoss förmlich nach oben. PayPal ist im vergangenen Jahr so stark gewachsen wie noch nie. Der Bezahldienst konnte den Umsatz um 22 % steigern. Der Nettogewinn wuchs von 2,5 auf 4,2 Mrd. USD. Der Aktienkurs hat sich seit Anfang 2020 weit mehr als verdoppelt.
Potenzial bei Weitem nicht ausgereizt
Noch ist das Potenzial beim Online-Handel enorm. Erst 10 bis 15 % aller Einkäufe werden weltweit online abgewickelt. Corona hat hier natürlich für einen ordentlichen Schub gesorgt: Für die kommenden Jahre rechnen Analysten der UBS in den USA bei den digitalen Zahlungslösungen mit einer Wachstumsrate von 7 bis 8 %. Global erwarten die Experten sogar einen Anstieg um 8 bis 10 %.
PayPal kommt zudem ein starker Netzwerkeffekt zugute. Je mehr Verbraucher PayPal nutzen, desto mehr Händler bieten diese Bezahloption an und wiederum desto mehr Verbraucher nutzen den Dienst usw. Erkennen Sie die Aufwärtsspirale des Geschäftsmodells, sie sich quasi von selbst antreibt?
Horizontal, vertikal und diagonal – Expansion in alle Richtungen
Von „horizontaler“ Expansion spricht man, wenn ein Unternehmen seine Angebotspalette um eng verwandte Produkte bzw. Dienstleistungen erweitert. Dies tat PayPal beispielsweise mit der Einführung bzw. Ausweitung von Optionen zur Ratenzahlung. Als „vertikale“ Expansion bezeichnet man eine Vertiefung der Wertschöpfungskette, wenn ein Unternehmen z. B. einen Zulieferer übernimmt. „Diagonal“ ist dann, wenn etwas komplett Neues hinzukommt.
Smart und clever, wie das Management ist, nimmt es auch diese Gelegenheiten wahr, wenn sie sich bieten. So wagte PayPal dieses Jahr den Sprung ins Logistik-Geschäft. Im Mai 2021 übernahm PayPal in den USA den Retouren-Logistiker Happy Returns. Auf diese Weise verdient das Unternehmen am zunehmenden Online-Handel gleich doppelt – bei der Zahlungsabwicklung und am steigenden Rücksendeaufkommen.
„Freudige Rücksendung“ – der Name ist Programm: Happy Returns wurde vor knapp sechs Jahren mit der Mission gegründet, Rücksendungen von Online-Bestellungen für Käufer und Händler einfacher und kostengünstiger zu gestalten. Das Unternehmen führte dazu eine kartonlose Rückgabe an speziellen Happy-Return-Abgabestellen ein. Bisher ist das Unternehmen ausschließlich am US-Markt aktiv. Dort gibt es immerhin landesweit schon 2.600 solcher Abgabestellen in über 1.200 Stadtgebieten. Zudem bedient Happy Returns seit Oktober 2020 zusätzlich 2.000 FedEx-Service-Stelle, 300 davon befinden sich in Walmart-Filialen. Kunden können ihre online bestellten Waren damit einfach beim nächsten Einkauf abgeben. PayPal hat die notwendige Power (auch finanziell), das Rückgabenetz noch engmaschiger und womöglich auch international aufzustellen.
PayPal mit Honig
In 2020 hatte PayPal mit dem Rabatt-Dienst Honey einen anderen vielversprechenden Zukauf realisiert. Hierfür hat der Konzern 4 Mrd. USD ausgegeben. Vor allem unter dem Aspekt Datensammlung kann Honey noch sehr hilfreich werden. Das Start-up sucht nach Rabattgutscheinen für Online-Schnäppchenjäger. Besonders in den USA ist das Sammeln und Einlösen von Gutscheinen wesentlich verbreiteter als etwa in Deutschland.
Wer etwa auf Amazon einkauft, kann mithilfe eines Plugins in seinem Browser einen Gutschein für das begehrte Produkt finden. Bevor Honey zu PayPal kam, war der Dienst relativ unbekannt. Rund 20 Mio. Menschen in Nordamerika, Kanada und Australien nutzten die Browser-Erweiterung bis dahin. Nun winken die weltweit aktuell mehr als 400 Mio. aktiven Accounts von PayPal.
Kreditgeschäft und Kooperation mit Visa
Zunehmend entdecken Online-Bezahlungsdienste das Kreditgeschäft für sich. Einige Start-ups sind bereits vorangegangen. PayPal hat im August 2020 mit seiner neuen Ratenkauf-Option „Pay in 4“ nachgezogen. User können an der Online-Kasse auswählen, ob Sie den Kaufpreis sofort komplett oder in vier aufeinander folgenden Raten begleichen möchten. Schon seit 2014 bietet PayPal seinen Kunden die Möglichkeit ein, Einkäufe auf Rechnung zu bezahlen. Der Händler bekommt den Kaufbetrag sofort ausbezahlt und der Kunde seine Ware zugeschickt.
Darüber hinaus hat PayPal Anfang September 2020 seine Zusammenarbeit mit Visa verkündet. Dessen Auszahlungsdienst Visa Direct wird mit den Diensten von PayPal verknüpft und in wenigen Monaten für alle PayPal-Kunden verfügbar sein. Diese können dann Gelder auf ihre Visa-Kreditkarten überweisen.
PayPal und Kryptowährungen
Die Möglichkeit, mit Krypotwährungen zu handeln, haben PayPal-Kunden in den USA schon eine Weile. Das PayPal-Konto kann dazu genutzt werden, Bitcoin, Ethereum oder Litecoin zu erwerben, zu halten oder zu verkaufen. Letzte Woche weitete PayPal dieses Angebot auf Großbritannien aus. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Dienst auch in anderen Ländern verfügbar sein wird.
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