Essen und Trinken geht immer. Wir haben es in den Corona-Krisenzeiten erlebt. Und das wird sich wohl auch jetzt nicht ändern, wo in vielen Regionen Europas neue Lockdowns drohen oder bereits umgesetzt werden. Kein Wunder, dass die Konsumgüterindustrie hervorragende Zahlen feiert – wie der Getränkekonzern Diageo (ISIN GB0002374006/WKN 851247).

Beinahe in jeder Hausbar griffbereit

Diageo aus Großbritannien ist einer der weltweit führenden Anbieter von Spirituosen bekannter Marken wie Johnnie Walker, Captain Morgan, Smirnoff, Bailey’s, Tanqueray Gin und José Curvo. Daneben hält das Unternehmen Anteile an Moet Hennessy, dem führenden französischen Hersteller und Exporteur von Champagner und Cognac. Das Portfolio von Diageo wird durch kleinere Alkoholmarken wie Bundaberg Rum, Bell’s Scotch Whisky und Yeni Raki sowie Biersorten wie Guiness oder Harp Lager komplettiert.

Diageo weist für 2020/21 (Geschäftsjahr endet jeweils Ende Juni) einen Umsatz von rund 12,7 Mrd. GBP aus. Das Unternehmen ist in mehr als 180 Ländern tätig, beschäftigt weltweit fast 28.000 Mitarbeiter und seine Aktien werden in London und New York gehandelt.

Der Kursverlauf der Diageo-Aktie spiegelt die robuste Umsatzentwicklung der vergangenen Jahre. So stiegen die Anteilscheine des Spirituosenanbieters seit dem Höhepunkt von Covid-19 im Frühjahr 2020 um nahezu 100 %.

Unternehmensstrategien ähneln sich

Die Unternehmensstrategien der großen Lebensmittel- und Getränkeanbieter ähneln sich besonders in einem Punkt. Bei allen Unternehmen scheint eine wichtige Devise zu lauten: Nur ja keinen aktuellen Trend verschlafen. Für uns Verbraucher wird dies vor allem beim Einkauf im Supermarkt deutlich. Egal, ob es sich um das neueste Superfood oder eine innovative Entwicklung im veganen Bereich dreht, Konzerne wie Nestlé oder Danone haben diese prompt im Angebot.

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Die Riesen der Branche reagieren auf neue Trends mit gezielten Akquisitionen. Die Neulinge werden einfach aufgekauft. Und so kommt es dann auch dazu, dass neue Produkte wesentlich schneller in den Regalen unserer Geschäfte auftauchen als es ohne die Aktivitäten der Konzerne der Fall wäre. Klar, kleinere Anbieter wie stark spezialisierte Startups haben es ungleich schwerer in die Angebotspalette der alles beherrschenden Supermarktketten zu gelangen.

Diageo verfolgt ebenfalls dieses Prinzip. Auch wenn es hierbei in erster Linie um die Verschiedenartigkeit der Geschmäcker geht. Und das gilt insbesondere für Whisky. Allein in Schottland besitzt der Konzern 28 Brennereien und ist zudem vor allem mit Johnnie Walker und Whisky-Mixgetränken in den USA vertreten.

Anlegerfreundliche Dividendenpolitik

Die Dividendenpolitik von Diageo kann durchaus als anlegerfreundlich bezeichnet werden, auch wenn die aktuelle Rendite der Ausschüttung nur knapp über 2 % liegt. In der Vergangenheit hob das Unternehmen die Dividende je Aktie regelmäßig an. Zuletzt wurde sie immerhin beibehalten.

Momentan gibt es 0,70 GBP je Anteilsschein. Die Payout Ratio lag dabei bei 62 %. Es ist sinnvoll, dass Diageo einen Teil der Gewinne einbehält. Dies gibt dem Unternehmen einen komfortablen Puffer, sollte es doch mal eine Durststrecke zu überbrücken geben.

Davon war letzten Jahr nichts zu spüren. Im Gegenteil, das Unternehmen erzielte einen Rekordumsatz und der Gewinn in Höhe von 2,7 Mrd. GBP ist der drittbeste in der aktuellen Dekade.  (Lediglich in den Geschäftsjahren 2017/18 und 2018/19 war das Nettoergebnis leicht höher.)

Optimistische Erwartungen

Wie die Diageo aktuell meldet, geht die Unternehmensführung in den kommenden Jahren von einer besseren Entwicklung seiner Geschäfte als noch vor der Pandemie aus. Wie das Unternehmen erklärt, soll der Umsatz in den nächsten drei Geschäftsjahren aus eigener Kraft um 5 bis 7 % jährlich steigen. Im gleichen Zeitraum soll der operative Gewinn um 6 bis 9 % pro Jahr zulegen. Die mittelfristigen Prognosen des Konzerns übersteigen damit die Wachstumsraten der Jahre 2016/17 bis 2018/19.

Dabei schöpft Diageo Hoffnung aus der Erholung des Handels und aus der Wiedereröffnung von Kneipen und Restaurants, auch wenn diese derzeit durch das Aufflackern von Covid-19 in einigen Teilen Europas Rückschläge hinnehmen muss.

Auf jeden Fall wird die optimistische Haltung bereits heute durch entsprechende Trends untermauert. Demnach soll der Umsatz in den ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres aus eigener Kraft um mindestens 16 % steigen. Im Vorjahreszeitraum hatte Diageo 7,2 Mrd. GBP umgesetzt. Wie Finanzvorstand Lavanya Chandrashekar in Aussicht gestellt hat, soll das organische Wachstum beim operativen Ergebnis noch höher ausfallen. Die Konzernspitze hofft darauf, dass die bislang starke Entwicklung auch im zweiten Teil des Geschäftsjahres anhalten wird.

Auf dem diesjährigen Kapitalmarkttag Mitte November, den Diageo alle zwei Jahre veranstaltet, erklärte CEO Ivan Menezes: „Seit unserem letzten Kapitalmarkttag haben wir weiterhin in unsere Marken investiert, unseren Fokus auf die Beschleunigung des Wachstums geschärft und schnell auf Veränderungen im Verbraucherverhalten reagiert.“

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Der schlaue Fuchs“ – so heißt es in der Fabelwelt. Tatsächlich kann man dieses Attribut auch dem Unternehmen Fuchs Petrolub zusprechen. Der Schmierstoffexperte verstand es ganz hervorragend, die Corona-Krise als Chance zu nutzen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Mannheim tätigte seitdem mehrere clevere Zukäufe. Auch sonst stellt sich Fuchs Petrolub seinen Herausforderungen mit neuen innovativen Lösungen.

Wie die Geschäfte von Fuchs Petrolub laufen, hängt in erster Linie davon ab, wie es den Industriekunden des Schmierstoffspezialisten geht. Ein wichtiger Abnehmer ist mitunter die Automobilbranche. Genau diese Branche hat derzeit einen gewaltigen Durchhänger. Durch den weitweiten Chipmangel ausgebremst, mussten die Fahrzeughersteller ihre Produktionsmengen deutlich drosseln. Von diesem Sektor wird die Nachfrage nach Schmierstoffen und Spezialölen künftig aber sowieso nachlassen, denn elektrifizierte Fahrzeuge, auf die immer mehr gesetzt wird, brauchen kein Motorenöl mehr. Als „schlauer Fuchs“ ist das Unternehmen aber vorbereitet.

Neue Produktlinie für E-Mobilität

30 % des Konzernumsatzes generiert Fuchs Petrolub bislang mit Kunden aus der Automobilbranche. Abnehme sind dabei sowohl die Autohersteller als auch deren Zulieferer. Fahrzeuge mit E-Antrieb (egal ob rein elektrifiziert oder durch Wasserstoffbrennzellen betrieben) brauchen kein Motorenöl mehr, zumindest nicht wie bisher.

Gewieft wie Fuchs Petrolub ist, entwickelte der Konzern nun eine erste Produktlinie für Elektrofahrzeuge. Auch einen neuen Markennamen gibt es gleich mit dazu: Fuchs BlueEV. Die neue Produktlinie umfasst zunächst drei Produktkategorien: BlueEV Drive Fluid sind dabei spezifische Getriebeöle für hybride Antriebe. BlueEV MotorGreasebietet speziell für E-Mobilitätsanwendungen konzipierte E-Motorenfette. Last but not least wäre da noch BlueEV ThermaFluid – dielektrische Wärmeübertragungsmedien für automotive Anwendungen.

Fuchs Petrolub wird dieses Angebot mit Sicherheit weiter ausbauen. In jedem Fall zeigt diese neue Produktlinie, dass das Management wach ist und es versteht, auf Veränderungen am Markt mit innovativen Lösungen zu reagieren.

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Clevere Zukäufe in der Krise

Krisen bieten immer auch Chancen. Fuchs Petrolub hat diese Chancen hervorragend genutzt. Im November 2020 verleibte sich der Konzern den US-amerikanischen Wettbewerber PolySi Technologies ein. Einen Monat zuvor kaufte Fuchs Petrolub in Italien einen langjährigen Handelspartner (Welponer SRL).

Im Juli 2021 wurde das Schmierstoffgeschäft der schwedischen Gleitmo Technik AB übernommen. Fuchs Petrolubschluckt damit einen bisherigen Handelspartner. Der Deal umfasst neben dem Kundenstamm und Produktportfolio auch die komplette Belegschaft und sämtliche Mietverträge für Büros und Lager. Das Geschäft wird in die schwedische Konzerntochter Fuchs Lubricants Sweden AB integriert.

Erweiterung der Geschäftsaktivitäten in Afrika und in Asien

Seit einiger Zeit weitet Fuchs Petrolub seine Aktivitäten in Afrika weiter aus. Im März gründete der Konzern gemeinsam mit Alhamrani Gruppe ein neues Joint Venture. Die Unternehmen arbeiten bereits seit den 80er Jahren in der Region eng zusammen, so dass ein Joint Venture zwischen diesen beiden Parteien nun nahe lag. Das neue Gemeinschaftsunternehmen Fuchs Egypt Lubricants LLC ist eine Vertriebsgesellschaft, mit Hauptgeschäftsstelle und Zentrallager in Kairo. Produkte werden aus Saudi-Arabien und Europa importiert.

Für den Standort Ägypten entschieden sich die Unternehmen, weil das Land „gemessen am BIP eine der drei größten Volkswirtschaften in Afrika und einer der am stärksten industrialisierten Märkte auf dem Kontinent“ ist, so Alf Untersteller, der bei Fuchs Petrolub die Regionen Türkei, Afrika und Naher Osten verantwortet.

Auch in Asien expandiert Fuchs Petrolub. Eines der jüngsten Projekte ist ein Joint Venture in Vietnam mit STD & S, das im Februar 2021 ins Leben gerufen wurde. Auch dieses Gemeinschaftsunternehmen ist die Folge einer jahrelangen Zusammenarbeit. Fuchs Petrolub hält daran 70 %, STD & S 30 %.

Seit 2020 bereits in der Produktion CO2-neutral

CO2-neutral produzieren – dieses Ziel stecken sich derzeit viele Unternehmen. Coca-Cola etwa will bis 2040 klimaneutral sein. Google will dies bis immerhin bis 2030 schaffen und dabei auch tatsächlich nur noch vollständig kohlenstofffreie Energiequellen nutzen. Microsoft strebt bis dahin sogar eine negative CO2-Bilanz an. Das bedeutet, der Techriese will ab dann sogar mehr Kohlenstoffdioxid binden als auszustoßen.

So ambitioniert die Ziele auch sind, in den meisten Fällen umfasst der Zeithorizont zehn, wenn nicht gar zwanzig oder noch mehr Jahre. Fuchs Petrolub ist bei seiner Produktion bereits seit letztem Jahr CO2-neutral. Ab 2025 will das Unternehmen sogar sämtliche nicht-produzierenden Tochtergesellschaften und Joint Ventures an denen man beteiligt ist, in den Geltungsbereich der CO2-Neutralität einbeziehen.

Natürlich kommt ein Produktionsunternehmen wie Fuchs Petrolub um bestimmte Emissionen (zumindest nach derzeitigen Verfahren) nicht herum. Um die CO2-Neutralität dennoch zu erreichen, spielen deshalb auch CO2-Zertifikate für ausgewählte Klimaschutzprojekte eine Rolle. Dabei greift Fuchs Petrolub nicht etwa auf Tesla-Zertifikate zurück. Stattdessen unterstützt der Konzern weltweit diverse Umweltschutzprojekte. Gerne wählt das Unternehmen Projekte in Regionen, in denen es selbst tätig ist und die auch soziale Ziele verfolgen.

Fuchs Petrolub ist in jedem Fall aber auch ernsthaft bestrebt, seine Emissionen kontinuierlich weiter zu verringern. Dies gelingt. Im Zeitraum 2010 bis 2019 konnten die energiebedingten Emissionen je produzierte Tonne bereits um 26 % gesenkt werden.

Die Geschäftsentwicklung kann sich sehen lassen

Mit einem Umsatzrückgang von 7 % kam der Konzern recht gut durch das letzte Jahr. Seitdem hat sich das Geschäft wieder gut erholt. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres gelang ein Umsatzplus von 22 % gegenüber 2020. Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 ging es 9 % nach oben.

Fuchs Petrolub hat die Krise für sich gut genutzt und in den letzten 20 Monaten gleich mehrere strategisch kluge Übernahmen getätigt. So verleibte man sich also den einen oder anderen kleineren Konkurrenten ein oder man erweiterte die Wertschöpfungstiefe durch den Aufkauf früherer Zulieferer. Mit anderen Worten: Fuchs Petrolub hat verstanden, wie Krise geht!

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Ein bewegungsreiches Börsenjahr nähert sich allmählich dem Ende. Und schon jetzt kann man sagen: 2021 war ein Jahr der Börsengänge. Die Zahl der Initial Public Offerings (IPOs) und die Emissionsvolumina sind in Höhen gestiegen, die es in den letzten 20 Jahren nicht gegeben hat. Allein im dritten Quartal dieses Jahres sind laut EY weltweit 547 Unternehmen per regulärem IPO an die internationalen Börsen gegangen. Dies entspricht einer Steigerung von 23 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das aggregierte Emissionsvolumen stieg um 11 % auf 106,3 Mrd. USD.

Diese Werte fassen den Zeitraum zwischen Juli und September 2021 zusammen. Das vierte Quartal wird diese Tendenz sicher bestätigen bis ausbauen – vor allem, wenn wir uns das Zahlenwerk rund um den jüngsten Hype bei den Neubörsianern anschauen. Der Börsengang des US-amerikanischen Elektro-Autobauers Rivian hat am 10. November sämtliche Rekorde dieses Jahres gesprengt. 

Größter Börsengang 2021

Rivian hatte am 10. November 153 Mio. Anteile zum Ausgabepreis von 78 USD an der New Yorker Tech-Börse Nasdaq platziert. Bei Handelsstart lag der Kurs bereits auf der Marke von 106,75 USD und damit etwa 37 % über dem Ausgabepreis. Rivian hat damit aus dem Stand knapp 12 Mrd. USD eingenommen, was einer Marktbewertung des Unternehmens von über 75 Mrd. USD entsprach. In der unmittelbaren Folge explodierte die Aktie förmlich. Am 16.11.2021 lag der Kurs zwischenzeitlich bei knapp 175 USD. Zwei Tage später ist der Kurs bereits wieder stark gesunken, liegt aber immer noch über 127 USD.

Dass es bei Neuemissionen schnell mal rauf und runter gehen kann, haben wir schon oft erlebt. Der Hype um Riviannimmt allerdings Dimensionen an, die zumindest zum Staunen einladen. Aktuell wird Rivian mit einer Marktkapitalisierung von über 91 Mrd. USD bewertet (Stand: 18.11.2021). Damit ist der Autobauer höher bewertet als BMW, Ford und GM – nachdem zwischenzeitlich auch bereits die Giganten Daimler und VW auf die Plätze verwiesen wurden. Dieser kometenhafte Aufstieg gelingt Rivian übrigens, obwohl der Autobauer gerade erst angefangen hat, die ersten Fahrzeuge auszuliefern. Bis Ende Oktober wurden gerade einmal 189 Autos produziert.

Große Erwartungen, große Ankerinvestoren

Eine Frage drängt sich auf: Wie ist es möglich, dass ein absoluter Newcomer – noch dazu ohne bislang nennenswerte Produktion – so schnell in derart hohe Bewertungsbereiche steigt? Ein gewichtiger Faktor ist sicher, dass Rivian zwei Großinvestoren in der Hinterhand hat, die sowohl für finanzkräftigen Rückhalt sorgen als auch durch ihr starkes Engagement Vertrauen bei den Anlegern erzeugen.

Die Rede ist von Ford (hält aktuell 12 % der Rivian-Aktien) und Amazon (hält etwa 20 %). Amazon ist bereits seit 2019 in Rivian investiert und hat eine weitere wichtige Rolle für Rivian: der Onlinehänder ist gleichzeitig auch der größte Kunde des Autobauers. Bis 2030 sollen 100.000 Elektrolieferfahrzeuge, die Rivian gemeinsam mit Amazon entwickelt, produziert und ausgeliefert werden. Bis Ende 2022 sollen bereits die ersten 10.000 Fahrzeuge für Paketlieferungen zur Verfügung stehen. Daneben stützt sich die Geschäftsstrategie von Rivian auf die allgemeine Serienfahrzeugproduktion im E-Mobility-Sektor.

Marktlücke E-Pick-up  

Das Alleinstellungsmerkmal des US-Autobauers liegt in der Konzentration auf einen ganz bestimmten Fahrzeugtyp: Rivian will mit seinem ersten Modell die Fahrzeugklasse der Kleinlaster mit offener oder abgedeckter Ladefläche – die sogenannten Pick-ups – erobern. Mit diesem Ziel vor Augen hat das Start-up mit Hauptsitz im kalifornischen Irvine den Pick-up-Truck R1T und das SUV R1S entwickelt. Hiermit visiert Rivian selbstbewusst den Massenmarkt der Zukunft an. Vor allem in den USA sind Pick-ups sehr beliebte Fahrzeuge. Im Jahr 2020 waren hier rund 20 % aller Neuzulassungen Pick-ups.

Der R1T von Rivian ist der erste Serien-Pick-up mit Elektroantrieb auf dem Markt. Seit September läuft die Produktion des E-Pick-ups im ehemaligen Mitsubishi-Werk im US-Staat Illinois. Der R1T hat eine Leistung von starken 800 PS, erzeugt durch vier Elektromotoren, einer für jedes Rad. Der R1T ist mit drei verschiedenen Batteriekapazitäten erhältlich, die eine Reichweite von etwa 400, 480 beziehungsweise 640 Kilometer ermöglichen sollen. Alle Batteriepakete sollen an einer Schnellladestation innerhalb von etwa 50 Minuten auf bis zu 80 % Kapazität geladen werden können.

Die erste Version des R1T kostet 75.000 USD. Daneben ist eine ausstattungstechnisch abgespeckte Basisversion in Planung, die für 67.500 USD auf den Markt kommen soll. Aktuell hat Rivian bereits 50.000 Vorbestellungen für den R1T in den Auftragsbüchern. Bei der zweiten Modellreihe, dem E-SUV R1S, sollen die ersten Auslieferungen von Fahrzeugen zum Jahreswechsel hin starten.

Ist Rivian das nächste Tesla? 

In den Medien und Börsenforen werden viele Vergleiche zwischen Rivian und Tesla gezogen und in der Tat sind hier einige Gemeinsamkeiten zu verzeichnen: Beide Autobauer sind ausschließlich auf die Produktion von Elektrofahrzeugen konzentriert. Und beide flankieren diese Kernkompetenz mit anschließenden Plänen, eigene Batteriezellen entwickeln sowie eigene Ladeinfrastrukturen aufbauen zu wollen. Diese Geschäftsmodellnähe erzeugt daher sicher weiteres Futter für den Hype um Rivian.

Der Vergleich mit Tesla lässt bei den Anlegern vermutlich die Hoffnung entstehen, hier zu einem sehr frühen Zeitpunkt in eine ebenso steile Börsenkarriere einsteigen zu können, wie es beim Unternehmen von Elon Musk retrospektiv geglückt ist. Hinterher ist man schließlich immer schlauer. Bis jedoch aus dem komplexen Vorhaben von Rivian – und nichts anderes ist es ja zurzeit, das an der Börse bewertet wird – ein profitables Unternehmen wird, kann es auch im besten Fall noch einige Jahre dauern. Bei Tesla hat es zum Beispiel die Entwicklung bis zu einer stabilen Jahresproduktion von mehreren 100.000 Autos gebraucht, bis das Unternehmen nachhaltig in den Gewinnbereich gewachsen ist. Dies dürfte für Rivian noch in weiter Ferne liegen.

R. J. Scaringe, der CEO von Rivian, hat vor kurzem eine langfristige Produktionsprognose für sein Unternehmen bekanntgegeben: Bis zum Ende des Jahrzehnts soll Rivian eine Produktionskapazität von einer Million Autos pro Jahr erreichen. Von null auf eine Million in neun Jahren ist ein ambitioniertes Ziel, vor allem im Vergleich: Tesla liegt bei 14 Jahren, wenn es voraussichtlich nächstes Jahr die Millionenmarke knackt.

Riskante Rally mit offenem Ausgang

Wie bei vielen IPOs in diesem Jahr ist der anfängliche Hype eine Mischung aus hohen Erwartungen, einer offenbar übergreifend erhöhten Risikobereitschaft der Anleger sowie der Angst, eine einzigartige Gelegenheit zu verpassen – neudeutsch auch FOMO („Fear Of Missing Out“). Insgesamt ist das Thema E-Mobilität eh schon stark befeuert, die Nähe zu Börsenstar Tesla/Musk und das großflächige Engagement seitens Amazon bei Rivian lassen die Erwartungen – und damit den Aktienkurs – weiter steigen.

Auf der anderen Seite wird hier ein Unternehmen mit einem schwankenden Wert um die 100 Mrd. USD beziffert, welches in der ersten Jahreshälfte noch keinen Cent Umsatz, wohl aber 100 Mrd. USD Verlust zu verzeichnen hat. Und dabei steht noch in den Sternen, ob und in welcher Produktivität Rivian den hochgradig komplexen Schritt von Entwicklung und Prototypenbau in die Massenproduktion mit all ihren Implikationen – allein das Lieferketten-Management im Automobilsektor ist ein Thema für sich – meistern wird.

Dass der Börsenneuling schon jetzt weit höher bewertet ist als viele etablierte Konzerne der Automobilindustrie, sollte zumindest zu Vorsicht mahnen. Denn eins ist sicher: auch die großen Autobauer werden in Zukunft mehr und mehr auf Elektrofahrzeuge setzen und damit sukzessive den Konkurrenzdruck erhöhen. Und das innerhalb von gewachsenen Prozessstrukturen und Produktionskapazitäten, die beim Start-up Rivian bislang nur auf dem Reißbrett bestehen.

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Seit Jahren gilt er als der US-Großinvestor, der einen riesigen Geldspeicher á la Onkel Dagobert sein Eigen nennt: Warren Buffett. Nach neuesten Zahlen sind die Barreserven seiner Holding weiter nach oben geklettert – und dies, obwohl auch die Aktienrückkäufe von Berkshire Hathaway einen neuen Rekord markieren.

Bereits seit geraumer Zeit muss Warren Buffett immer wieder Kritik einstecken: Er habe die Marktrallye im weiteren Verlauf der Pandemie nicht für Käufe genutzt, um den riesigen Cashberg endlich abzubauen, den Berkshire Hathaway seit Jahren vor sich herschiebt. Auch nach der Bekanntgabe der jüngsten Quartalsdaten dürfte die Zahl der Kritiker nicht kleiner geworden sein.

Zahlen zum 3. Quartal dennoch überzeugend

Auch wenn Analysten im Vorfeld etwas mehr erwartet hatten, erwirtschaftete Berkshire Hathaway im dritten Quartal 2021 mit knapp 6,5 Mrd. USD dennoch einen recht ordentlichen operativen Gewinn. Dass die Ergebnisse hinter den Erwartungen lagen, liegt unter anderem an gestiegenen Material- und Frachtkosten aufgrund von Problemen bei den Lieferketten. Damit haben derzeit viele Unternehmen zu kämpfen, so eben auch Gesellschaften, an denen Berkshire Hathaway beteiligt ist. Zudem belasteten höhere Schadenaufkommen (z.B. aufgrund des Hurrikans Ida oder der Überschwemmungen in Europa) das Versicherungsgeschäft.

Geldreserven – so hoch wie nie zuvor

Im Rahmen des Berichts zum dritten  Quartal 2021 wurde deutlich, wie hoch die Cash-Reserven der Holding derzeit wirklich sind: Berkshire Hathaway hortete rund 143 Mrd. USD an Geldreserven. Das „Orakel von Omaha“ investiert jedoch weiterhin nicht in Übernahmen anderer Unternehmen. Stattdessen kauft Buffett massenweise Anteile der eigenen Holding.

Im zurückliegenden Quartal steckte Buffett rund 7,6 Mrd. USD der Cash-Reserven in sein Aktienrückkaufprogramm. Wie bekannt wurde, investierte Berkshire Hathaway in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 bereits 20,2 Mrd. USD in eigene Aktien. Hintergrund: Der Börsenguru will das Angebot von Berkshire Hathaway-Aktien schmälern. Das Kalkül dahinter ist ganz einfach: Auf je weniger Stücke ein Kuchen aufgeteilt wird, desto größer (wertvoller) ist jedes einzelne Stück. Mit den Aktienrückkäufen will Buffett also den Wert der verbleibenden Aktien steigern.

Doch warum ist Warren Buffett bei Neuinvestments seit langem so zögerlich? Sehr wahrscheinlich hat er ganz genaue Vorstellungen davon, was er gerne kaufen möchte. Aber auch der Preis muss für ihn stimmen. Seine Philosophie ist eindeutig: Grundsätzlich kauft der Star-Anleger keine Aktien, die zum aktuellen Zeitpunkt überbewertet sind. Da sich derzeit die internationalen Börsen auf einem Höhenflug befinden, wartet er wohl lieber ab.

Eher ein Luxusproblem

Mit Aktienrückkaufen wird – wenn richtig angewendet – Mehrwert für Aktionäre geschaffen. Bei Berkshire Hathawayist dies definitiv der Fall. Doch warum scheint sich Buffett lieber darauf zu konzentrieren, als andere Deals zu tätigen?

Berkshire Hathaway hat seit vielen Jahren ein Luxusproblem: Schon lange hat die Holding eine Größe erreicht, bei der kleine und mittelgroße Unternehmen für einen Kauf tabu sind. Im Grunde bleiben nur Blue-Chips oder die Möglichkeit, ganze Unternehmen zu kaufen.

Keine Dividende

Wem Dividenden wichtig sind, wird bei Berkshire Hathaway nach wie vor vergeblich hoffen. Ein Grundprinzip von Buffett ist es, unnötige Steuern möglichst zu vermeiden. Bei einer Ausschüttung würden zwangsläufig Kapitalertragssteuern anfallen. Indem die Gewinne im Unternehmen bleiben, vermeidet Buffett diesen Aufwand. Er schafft lieber Mehrwert für sich und alle Aktionäre über Aktienrückkäufe.

Nachfolge geklärt

Seit langem fragt sich die Öffentlichkeit mit Spannung, wen Warren Buffett zu seinem Nachfolger küren wird. Als gesetzt galten dabei schon länger Greg Abel, Leiter der Energiesparte von
Berkshire Hathaway sowie Versicherungschef Ajit Jain, ein Cousin des ehemaligen Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain. Bei der diesjährigen Hauptversammlung war es so weit: Der 90-jährige Star-Investor überließ Abel und Jain zeitweise die Bühne. Beide stellten sich zum ersten Mal den Fragen der virtuell zugeschalteten Aktionäre. Damit haben die beiden Manager einen wichtigen Schritt in Richtung Buffett-Erbe getan.

Über das 282 Mrd. USD schwere Aktienportfolio sollen die beiden Manager jedoch nicht bestimmen dürfen. Dieses soll eines Tages von den Berkshire-Hathaway-Investment-Managern Ted Weschler und Todd Combs verwaltet werden. Sie managen schon jetzt jeweils rund 10 % des Portfolios.

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Langsam geht das kulturelle Leben wieder los – es werden aktuell wieder viele Konzerte und Tourneen angekündigt. Lange lag das Live-Geschäft aufgrund der pandemiebedingten Lockdowns und Kontaktbeschränkungen auf Eis. Jetzt geht es mit zunehmender Geschwindigkeit wieder los, so die Hoffnung vieler Künstler, Veranstalter und anderer Kulturschaffender. Was während der gesamten Zeit jedoch nie verstummte, ist die Musik selbst. Im Gegenteil: Wenn es eins gab, was man in den vergangenen anderthalb Jahren die ganze Zeit über verstärkt machen konnte, um eine positive Stimmung halten zu können, war es – neben ausgiebigen Film- und Serienabenden – der Genuss von Musik.

Und genauso, wie in Sachen TV-Unterhaltung Netflix, Amazon Prime und Co. den klassischen DVD-Verkäufen längst den Rang abgelaufen haben, wird Musik mehr und mehr über Streaming-Plattformen wie Spotify, Apple Music und andere Wettbewerber gehört. Ganz gleich, ob Film- oder Musikindustrie: Das Geschäftsmodell Streaming boomt. Und, obwohl auch schon lange vor COVID ein Megatrend, wird hier für die Zukunft noch ein großes Wachstums- und Entwicklungspotenzial erwartet. Einer Studie von Statista zufolge wird im Segment Digitale Musik bis Ende dieses Jahres ein weltweiter Umsatz in Höhe von mehr als 20 Mrd. € erwartet. Dieser soll bis zum Jahr 2025 ein Marktvolumen von knapp 29 Mrd. € erreichen.

Wachstumsmarkt Musik-Streaming

Das Musik-Streaming verdrängt Downloads und CD-Verkäufe immer mehr. Der Branchen-Primus Spotify beispielsweise kann sich vor Neukunden kaum retten: Über 356 Millionen monatlich aktive Nutzer vermeldete der schwedische Anbieter Ende Juli im Bericht zum zweiten Quartal. Fast jeder zweite davon ist ein Premiumkunde mit entsprechendem Premium Account. Sowohl Umsatz als auch Zahl der Kundenkonten wuchsen mit einer Rate von über 20 %. Bisherigen Prognosen zufolge soll sich dieses Wachstum fortsetzen. Bei Amazon Music und Apple Music sieht es ganz ähnlich aus. Doch die Streaming-Dienste sind nicht die Einzigen, die ordentlich absahnen. Ihnen vorgeschaltet sind die Musik-Labels, die die Mehrheit der Künstler bei sich unter Vertrag haben und deshalb über die weltweiten Vermarktungsrechte ihrer Songs verfügen.

Um ein attraktives und breites Angebot bieten zu können, kommen die Streaming-Dienste nicht um dauerhafte Lizenzzahlungen an die Musik-Labels herum (was diese wiederum an ihre Kunden über die Abogebühren weiterreichen). Tatsächlich gelang den Plattenfirmen durch diese neue Einnahmequelle die Trendwende. Umsatz und Gewinn wachsen wieder – und das recht ordentlich. In den nächsten Jahren wird Musik-Streaming weiter an Bedeutung gewinnen. Damit bietet sich auch für die Musik-Labels ein spannendes Potenzial steigender Lizenzeinnahmen.

Frisch an der Börse – die Nummer 1 der Musikkonzerne

Das starke Wachstum des Streaming-Marktes im Bereich Musik ist natürlich auch für Anleger hochinteressant – vor allem jetzt, wo auch ein direktes Engagement in die Nr. 1 der Branche möglich ist: Universal Music Group. Bis vor kurzem war das Unternehmen eine hundertprozentige Tochter des Medienkonzerns Vivendi. Am 21. September gliederte Vivendi diesen Bereich jedoch als eigenständiges Unternehmen aus und seitdem ist die Universal Music Group an der Euronext Amsterdam gelistet. Der Börsengang der Universal Music Group war bislang der größte Börsengang an einem europäischen Handelsplatz in diesem Jahr.

Der erste offizielle Börsenkurs von rund 25 EUR lag dabei starke 35 % über dem Ausgabepreis von 18,50 EUR. 60 % der Anteile wurden im Zuge des IPO an die Aktionäre des ehemaligen Mutterkonzerns Vivendi ausgegeben. Vivendi selbst ist mit 10 % der Aktien weiterhin an der Universal Music Group beteiligt. Die restlichen 30 % gingen an neue Investoren, darunter zum Beispiel US-Investor William Ackman oder den chinesischen Technologiekonzern Tencent.

Die Historie des Musikgiganten reicht bis in die 30er-Jahre zurück. Neun Jahrzehnte und zahlreiche Fusionen später ist die Universal Music Group heute der größte Musikkonzern der Welt. Insgesamt sind es fast 100 Labels und Sublabels, die das Unternehmen unter seinem Dach vereint, darunter legendäre Labels wie Blue Note, Def Jam Recordings, Deutsche Grammophon, Geffen Records, Motown Records, Virgin und viele andere. Je nachdem, welche Quelle wir heranziehen, wird der Universal Music Group ein Marktanteil von 30 bis 32 % zugesprochen. Der Abstand zur Nr. 2 und 3 ist in jedem Fall groß. Während Sony Music über einen Marktanteil von 21 % verfügt, sind es bei Warner Music 16 %. Der Rest entfällt auf wesentlich kleinere Independent Labels.

Musik-Business heute: Lizenzgeschäft statt Plattenverkäufe

Die Universal Music Group verfügt über den umfangreichsten Musikkatalog der Welt. Er enthält die populärsten Künstler und Aufnahmen aus allen Genres und damit die wichtigsten Werke aus über 100 Jahren Musikgeschichte. Die Liste der Künstler, über deren Werke das Unternehmen die Verwertungsrechte besitzt, ist schier unendlich. Dazu gehören unter anderem: Bon Jovi, Mariah Carey, Eminem, Sarah Connor, Robbie Williams, Helene Fischer, Tokio Hotel, die Rolling-Stones, ABBA, Nirvana und die Beatles. Die Universal Music Group mit ihrem gigantischen Musikkatalog profitiert von Lizenzgebühren (im Fachjargon „Royalties“), sobald die Songs beispielsweise über Streaming-Plattformen, im Radio oder im TV abgerufen werden.

Auch die Royalties für Bob-Dylan-Songs kassiert seit kurzem die Universal Music Group. Bis letztes Jahr hielt der Künstler die Rechte an seinen mehr als 600 Songs selbst. Im Dezember 2020 trat der die Rechte jedoch für 300 Mio. USD ab. Der Preis mag sich im ersten Moment nach sehr viel anhören, tatsächlich glauben viele Experten aber, dass sich diese Investition für die Universal Music Group auszahlen wird. Bob Dylan ist einer der meistgecoverten Künstler der Welt. Und jedes Mal, wenn nun einer seiner Songs im Radio oder TV gespielt wird, von einem anderen Künstler neu interpretiert wird oder Teile daraus in der Werbung verwendet werden, verdient die Universal Music Group daran.

Streaming bedeutet Abomodell

Letztes Jahr lag der Umsatz der Musikindustrie weltweit bei rund 21,6 Mrd. USD. Dies umfasst Einkünfte aus dem physischen (z. B. CDs) und digitalen (Downloads) Musikverkauf, Streaming sowie Performance-Rechte und Synchronisation. Gegenüber dem Vorjahreswert kam es dabei zu einer Steigerung in Höhe von 7,4 %. Dabei nimmt Streaming einen immer größeren Teil ein. 2019 waren es bereits 11,2 Mrd. USD. 2020 stiegen die Streaming-Umsätze auf 13,4 Mrd. USD.

Das ist ein Zuwachs von 19,6 %. Streaming wächst damit auch deutlich stärker als der Gesamtmarkt. Downloads gingen indes weiter auf 1,2 Mrd. USD zurück. Der Verkauf klassischer Tonträger brachte noch 4,2 Mrd. USD ein (–4,5 %). Die gesamte Branche wird damit immer mehr zu einem Abogeschäft. Aus Anlegersicht entsteht dadurch eine größere Planungssicherheit, da die Umsätze der Universal Music Group immer kalkulierbarer werden.

Skalierbares Geschäftsmodell mit Zukunft

Weil die Universal Music Group gerade erst an die Börse ging, gehen die zurückgerechneten Geschäftszahlen lediglich bis 2018 zurück. Dies reicht jedoch aus, um eindeutig feststellen zu können: Einen negativen Corona-Effekt gab es nicht. Im Gegenteil, die Umsätze stiegen auch während der Pandemie munter weiter. Ebenso der Gewinn. Dieser stieg sogar überproportional zum Umsatz, sodass die operative Marge sowie die Nettomarge weiter ausgebaut wurden.

2020 verbuchte die Universal Music Group bei Umsätzen von 7,4 Mrd. EUR einen Nettogewinn in Höhe von 1,4 Mrd. EUR. Gute Aussichten bei den prognostizierten Entwicklungen speziell auf dem Streaming-Markt. „Ich glaube, dass wir erst am Anfang der Wachstumswelle stehen, da Musik-Abos und werbefinanziertes Streaming weltweit zunehmen werden“, so die Einschätzung von Universal-Chef Lucian Grainge.

Außerdem winkt eine solide Dividende. Das Management jedenfalls hat sich zu einer jährlichen Ausschüttung von mindestens 50 % des Gewinns bekannt. So wie die Gewinne sich derzeit entwickeln, würde dies auch jährlich steigende Dividenden bedeuten. Ausgehend von den bisher verfügbaren Daten ergibt sich aus dem für das Jahr 2020 rückgerechneten Gewinn ein Ergebnis je Aktie von 0,75 EUR. Eine Ausschüttungsquote von 50 % wären also 0,375 %. Zum jetzigen Kurs von 26,46 EUR (Stand 09.11.2021) ergäbe dies eine Dividendenrendite von grob 1,5 %. Selbst wenn die aktuelle Dividendenrendite noch gering wäre, bei jährlichen Steigerungen wird es in einigen Jahren interessant. Wir bleiben bei diesem sehr interessanten Börsenneuling in jedem Fall für Sie am Ball!

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Seit Jahren liefern sich Apple und Microsoft einen heißen Kampf um den Titel „wertvollstes Unternehmen der Welt“. Meistens hatte Apple die Nase vorn, doch vor Kurzem konnte Microsoft wieder einmal den Platz an der Sonne erobern. Mit einer Marktkapitalisierung von 2,49 Billionen USD gelang es dem von Bill Gates gegründeten Konzern es das erste Mal seit 16 Monaten, Apple (Marktwert 2,46 Billionen) hinter sich zu lassen.

Das Geschäftsmodell von Microsoft ist vielschichtig. Der Konzern bietet Anwendungsprogramme und Betriebssysteme sowie Hardware (z.B. Laptops, Tastaturen, Joysticks, Mäuse etc.). Daneben vertreibt der Konzern sogenannte ERP-Software. Zudem ist Microsoft mit seiner Spielekonsole Xbox in der Gaming-Sparte aktiv.

Es ist das dritte Mal, dass Microsoft Apple als „wertvollste Unternehmen der Welt“ vom Thron stößt. Dies gelang dem Software-Riesen schon einmal 2018 und auch im Juli 2020. Die erneute Ablösung kommt nicht von ungefähr. Der iPhone-Hersteller bekommt den aktuellen Chipmangel und die Lieferengpässe offensichtlich viel stärker zu spüren, als Microsoft. Apple musste deshalb auch seine ursprünglich geplante Produktionsmenge für das iPhone 13 erheblich drosseln.

Deutliche Unterschiede beim Umsatz

Wenn wir das Umsatzvolumen beider Unternehmen vergleichen, hat Apple weiterhin die Nase vorn. Während der iPhone-Hersteller zuletzt einen Jahresumsatz von fast 366 Mrd. USD erwirtschaftete, sind es bei Microsoft 168 Mrd. USD. Unter diesem Aspekt ist Apple mehr als doppelt so groß wie Microsoft.

Bei der Bilanzsumme ist die Differenz wiederum weniger evident – Apple rund 351 Mrd. USD, Microsoft knapp 334 Mrd. USD (jeweils Geschäftsjahr 2020/21). Bei der Eigenkapitalquote geht der Punkt eindeutig an Microsoft. Während der Konzern eine Eigenkapitalquote von über 40 % aufweist, liegt sie bei Apple nur bei rund 18 %.

Magische Grenze überschritten

Erst im Sommer 2021 gelang es Microsoft nach Apple als zweites Unternehmen der Welt, mit seiner Marktkapitalisierung die magische Grenze von 2 Billionen USD zu überschreiten. Der Konzern betrachtet das starke, auch durch Corona induzierte Wachstum als dauerhaften Trend. Klassische Felder wie Windows, Computer und auch Xbox sinken im Umsatz, die sehr margenstarken Geschäftsmodelle um Cloud und Services wachsen dafür rasant.

Die Umsätze mit dem Cloud-Dienst Azure stiegen im vierten Quartal 2020/21 (endete am 30.09.2021) um 51 %. Seit dem letzten Jahr ist Azure zudem eine größere Einnahmequelle als das Windows-Betriebssystem. Als sehr lukrativ entpuppt sich mittlerweile auch das soziale Netzwerk LinkedIn. Das Umsatzwachstum lag hier im Schlussquartal bei 46 % und der Bereich LinkedIn Marketing Solutions steigerte die Erlöse um 97 %.

Einkaufstour á la Microsoft

Auch in diesem Jahr war Microsoft fleißig auf Einkaufstour. Gerade erst kam Chipchamp dazu. Das Startup aus Australien, das ein Programm zur Bearbeitung von Videos im Browser entwickelt hat, ergänzt das Angebot von Microsoft clever, denn da das Programm quasi von jedem (auch ohne große Vorkenntnisse) bedient werden können soll, ist die Zielgruppe groß. Da Chipchamp bereits als Webapplikation entwickelt wurde, ist es für Microsoft ein Klacks, damit seine Cloud-basierten Produktivitätsangebote in Microsoft 365 zu ergänzen.

Chipchamp hat ein Programm zur Erstellung und Bearbeitung von Videos im Browser entwickelt. Zielgruppen sind Kleinunternehmer, Vermarkter, Influencer, Studenten, Pädagogen, Familien und Informationsarbeiter aller Art. Der technische Ansatz von Chipchamp besteht darin, die Einfachheit einer Web-App mit der Fähigkeit zu kombinieren, Videos mit der vollen Rechenleistung eines PCs mit Grafikprozessor-Beschleunigung zu verarbeiten, etwas, das bisher auf traditionelle Videoanwendungen beschränkt war.

Im Juni übernahm Microsoft für eine nicht veröffentlichte Summe das Unternehmen ReFirm Labs. Dabei handelt es sich um einen Spezialisten für Firmware-Analyse. Nur einen Monat später kam der Cyber-Security- Spezialist RiskIQ dazu. Der Kaufpreis lag bei 500 Mio. USD. Zu den Kunden zählen unter anderem Facebook, BMW und American Express. Dass sich Microsoft im Bereich der Cyber-Sicherheit verstärkt, ist nachvollziehbar. Die Produkte des Softwareriesen gehören zu den beliebtesten Zielen von Cyberangriffen weltweit. Erst vor wenigen Wochen wurden ein Angriff auf die Microsoft Exchange Server bekannt.

Jüngste Microsoft-Quartalszahlen übertreffen Erwartungen

Bei den Zahlen für das erste Quartal 2021/22 (Zeitraum 01.07. – 30.09.2021) konnte Microsoft die Erwartungen der Branche mit einem Umsatzzuwachs von 22 % im Hinblick auf das Vorjahr übertreffen. Insgesamt belief sich die Summe der Umsätze in Q1 2021/22 auf 45,3 Mrd. USD. Zu diesem Wachstum trug vor allen Dingen erneut der Cloud-Service Azure bei. Hier stieg der Umsatz um satte 50 % im Jahresvergleich.

Auf zu neuen Ufern

Microsoft kontert Mark Zuckerbergs Metaverse. Nur wenige Tage nach der Metaverse-Präsentation von Apple zeigte Microsoft auf seiner eigenen Entwicklerkonferenz Ignite einen eigenen, relativ konkreten Gegenentwurf zu den Plänen von Facebook. Microsoft nennt seinen neuen Dienst Mesh. Mesh ist im Prinzip eine Weiterentwicklung des Dienstes Teams, durch die Konferenzen auch in einen komplett virtuellen Raum verlagert werden können. Notwendig ist dafür eine VR-Brille wie etwa die HoloLens von Microsoft. Die Teilnehmer erscheinen dadurch im virtuellen Konferenzraum als Avatar.

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Es war nicht zu überhören beziehungsweise zu überlesen: Ex-US-Präsident Donald Trump plant eine eigene Social-Media-Plattform – „Truth Social“ wird sie heißen – und sorgte damit für einen neuen Börsenhype. Nach eigenen Aussagen soll sein soziales Netzwerk frei von Zensur und sonstiger Informationssteuerung sein. „Truth Social“ soll mehr als nur eine Alternative zu Facebook, Twitter, YouTube und Co. sein – es sei ein bewusster Gegenentwurf zur „Tyrannei“ der großen Tech-Konzerne, so Trump.

Eine Bewertung, die sicherlich nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass eben die zuletzt genannten Riesen-Netzwerke seine dort geführten Konten und Kommunikationskanäle Anfang des Jahres komplett gesperrt hatten. Und auch schon während seiner Amtszeit als US-Präsident kam Trump aufgrund von „Fakenews“ immer wieder in Konflikt mit Medien und sozialen Netzwerken. Die vollständige Sperrung seiner prominenten Netzwerk-Kanäle ist eine schmerzhafte Beschneidung seiner kommunikativen Reichweite. Allein auf seinem wichtigsten Kommunikationskanal Twitter hatten über 80 Mio. Nutzer seinen Kanal abonniert. Nun will Trump mit „Truth Social“ eine vermeintlich unabhängige Plattform ins Leben rufen. Eine zugangsbegrenzte erste Probeversion soll noch im November 2021 an den Start gehen. Ein offizieller Start für jeden gewillten Nutzer ist im nächsten Jahr geplant.

Doch was hat dies mit der Börse zu tun? Für sein geplantes Netzwerk „Truth Social“ gründete Trump eine neue Firma: die Trump Media & Technology Group (TMTG). Eben diese soll so schnell wie möglich an die Börse gehen. Jedoch nicht über einen regulären Börsengang. Stattdessen wählt Trump beziehungsweise die Trump Media & Technologie Group die Hintertür mittels eines SPAC ( „Special Purpose Acquisition Company“). Kurz nach Bekanntwerden dieser Nachricht hob der Kurs des SPAC regelrecht ab. Was in den letzten Wochen an der Börse geschehen ist, zeigt exemplarisch, wie verbreitet die Tendenz zum Pokern bei den Anlegern mittlerweile ist. Doch eins nach dem anderen …

Per Abkürzung an die Börse

Ein SPAC ist ein Unternehmenskonstrukt, welches zunächst über einen eigenen Börsengang Geld einsammelt, um dann im nächsten Schritt andere Unternehmen zu übernehmen und diese an der Börse zu platzieren. Ein SPAC ist also eine Mantelfirma, die selbst weder etwas produziert noch eine Dienstleistung anbietet. Ein derartiges Konstrukt ist für Firmen wie die Neugründung von Trump natürlich sehr interessant, denn ein klassischer Börsengang ist aufwendig. Es müssen ganz bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu gehört auch ein vorhandenes operatives Geschäft. Schließlich gilt es, potenzielle Anleger, aber auch Banken und Wirtschaftsprüfer, die den IPO begleiten, von der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells zu überzeugen.

Bei einem SPAC sind die Hürden viel niedriger. Dies ermöglicht es, Unternehmen an die Börse gehen, die noch gar kein operatives Geschäft haben oder aus anderen Gründen die Voraussetzungen für einen regulären IPO nicht erfüllen würden. Für Unternehmen eröffnen sich dabei verlockende Chancen – und für Anleger schier unkalkulierbare Risiken. Eine detaillierte Ausführung über die Funktionsweise eines SPAC finden Sie hier in einem früheren Artikel von uns.

SPAC – und der Wahnsinn nimmt seinen Lauf

Am 21.10.2021 hat sich ein SPAC zum Thema „Truth Social“ gemeldet. Die Digital World Acquisition Corporation (DWAC) hat die Meldung rausgeschickt, Trumps Unternehmen akquirieren zu wollen. Was dann in unmittelbarer Folge an der Börse passiert ist, schildert eindrucksvoll, wie irrational und hochspekulativ Investitionen in das Finanzkonstrukt SPAC sein können. Die Ankündigungen von Trumps Vorhaben und dem geplanten Börsengang via SPAC haben unmittelbar für große Kurssprünge der Aktie von DWAC geführt.

Die Kursexplosion folgte dabei dem typischen Verbreitungsschema einer sogenannten „Meme-Aktie“ – also einem Börsentitel, der sich ähnlich wie ein virales Bild oder Video in den sozialen Netzwerken verbreitet. Auf Portalen wie beispielsweise Reddit oder Stocktwits war der Trump-SPAC die meistdiskutierte Aktie. Mehr und mehr Kleinanleger stiegen ein und pushten dadurch den Kurs nach oben. Noch am Tag der Meldung selbst wurden fast 500 Mio. Anteile von DWAC gehandelt. Am Folgetag waren es immer noch 130 Mio. Anteile, die den Besitzer gewechselt haben. Zum Vergleich: in den vergangenen zwei Wochen zuvor wurden durchschnittlich jeweils nur etwa 145.000 Aktien des SPAC gehandelt.

Die Macht und die schiere Zahl der Influencer und Social-Media-Kanäle mit ihren impulsgebenden Botschaften und hanebüchenen Insider-Informationen trifft offensichtlich auf eine Investitionsbereitschaft, für die pure Zockerei fast schon eine Beschönigung darstellen dürfte. Unterm Strich repräsentiert dieser irrationale Aktionismus eine Börsendynamik, die es so zuvor noch nie gab. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit gibt es dafür genug.

Der Kater nach dem Hype

Der Kurswert der Aktien von DWAC führte an den beiden Tagen nach der Ankündigung zur Akquise der neuen Trump-Firma zu einer regelrechten Explosion der Euphorie. Zuvor lag der SPAC lange bei rund 10 USD. Bei Handelsschluss am 22.10.2021 an der Nasdaq notierte die Aktie bei 94,2 USD. Wohlgemerkt ausschließlich aufgrund des geäußerten Interesses eines SPAC an einem von vielen Börsenexperten zumindest als fragwürdig einzustufenden Geschäftsvorhaben des polarisierenden Ex-Präsidenten Donald Trump.

Und heute? Ist die Luft raus. Am 29.11.2021 meldete die New York Times einen möglichen Verstoß gegen die Bundeswertpapiergesetze der USA seitens DWAC. Der Vorwurf lautet, der Financier und Gründer von DWAC, Patrick Orlando, könnte bereits Monate vor dem Börsengang des SPAC mit Donald Trump über eine mögliche Akquisition gesprochen haben. Die US-Wertpapiergesetzgebung untersagt jedoch SPACs jegliche Absprache oder Planung von Übernahmen vor der Durchführung ihrer eigenen Börsengänge. Derzeit prüfen verschiedene Anwaltskanzleien Klageverfahren zu eventuellen Ansprüchen auf Investorenseite, die ein solcher Verstoß nach sich ziehen könnte.

Ein Ergebnis ist hier zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Die Börse hat aber natürlich dennoch sofort reagiert: Der Aktienkurs von DWAC ist wieder gefallen. Aktuell liegt die SPAC-Aktie bei knapp unter 59 USD (Stand 04.11.2021). Einen Teil der seit dem 21. Oktober erreichten Gewinne hat DWAC also bereits wieder verloren. Das Tief vor dem Hype ist zwar noch nicht wieder erreicht, aber die Angst vor dem Komplettverlust ist bei den Anlegern angekommen.

Beiersdorf: Hort der Liquidität

Und auch Beiersdorf selbst steht nicht auf Experimente, was dem Konzern bereits einiges an Kritik von Seiten der Aktionäre eingebracht hat. Denn bei der Dividendenpolitik ist der Kosmetik- und Klebstoffkonzern ausgesprochen zurückhaltend. Seit einer gefühlten Ewigkeit hält Beiersdorf den Ausschüttungsbetrag je Aktie konstant bei 0,70 EUR je Anteilsschein. Mit gerade einmal 0,7 % ist die aktuelle Dividendenrendite alles andere als üppig. Dabei könnte durchaus mehr drin sein, denn von seinem Gewinn schüttet Beiersdorf seit Jahren nicht mehr als 20 bis 25% aus.

Und da Beiersdorf die einbehaltenen Gewinne nicht etwa in die Entwicklung neuer Produkte steckte, sondern die Liquidität stattdessen lieber hortete, ist die Forderung der Aktionäre nach einer höheren Dividende verständlich. Ende 2019 wies der Konzern eine Nettoliquidität in Höhe von fast 4,3 Mrd. EUR aus. Zum Ende des Geschäftsjahres 2020 waren es sogar 4,7 Mrd. EUR.

Obwohl Spötter Beiersdorf schon einmal als ein Geldinstitut mit angeschlossenem Kosmetik- und Klebstoffgeschäft bezeichnet haben, hat sich diese außerordentlich konservative Strategie gerade in den unsicheren Zeiten der Pandemie als vorteilhaft erwiesen. Durch die außerordentlich hohe Cash-Position hat sich der Konzern während der Krise als einer der robustesten Werte im Konsumgütersegment gezeigt. Selbst 2020 konnte Beiersdorf seine Eigenkapitalquote um rund einen Prozentpunkt auf etwas über 60 % steigern.

Stichwort: hochspekulativ

Sicher, finanziell breit aufgestellte Großspekulanten – wie die SPAC-Betreiber selbst – und bestimmt auch der ein oder andere glückliche Zocker mögen hier zwischenzeitlich mit einem satten Plus aus der Sache rausgehen (oder bereits rausgegangen sein). Mit einer langfristigen Investment-Strategie hat das aber rein gar nichts zu tun. Eines muss jedem Anleger klar sein: Ein Investment wie das hier Beschriebene ist ein rein gefühlsmäßig geleitetes Glücksspiel. Eine Entscheidungsgrundlage auf Basis von Daten oder Analyse gibt es nicht, schließlich existiert das – ohnehin zumindest fragwürdige – Unternehmensprojekt ja noch gar nicht.

Übrigens ging es beim letzten Mal, als Donald Trump ein börsennotiertes Unternehmen leitete, nicht gut für die Anleger aus. Sein Casino-Unternehmen, Trump Entertainment Resorts, verlor über die Jahre mehrere Hunderte Millionen USD und ging schließlich in die Insolvenz. Trump selbst hingegen verdiente Medienberichten zufolge im gleichen Zeitraum rund 82 Mio. USD durch Gebühren, Gehälter und Bonuszahlungen. Da bleiben wir doch mit größter Überzeugung wertbasiert investiert und setzen weiterhin auf Aktien etablierter Unternehmen mit Börsenerfahrung.

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Vor sechs Monaten musste Beiersdorf vom DAX in den MDAX wechseln. Nun ist der Nivea-Hersteller zurück im großen Index. In den Top 40 verdrängt das Hamburger Unternehmen die Aktie der Deutsche Wohnen. Nach der Mega-Fusion mit Wettbewerber Vonovia verabschiedet sich das Immobilienunternehmen (im DAX seit Juni 2020) schon wieder aus dem deutschen Leitindex.

Der Hintergrund: Nach Angaben der Börse befinden sich inzwischen weniger als 10 % der Deutsche-Wohnen-Aktien im Streubesitz. Nach den Regularien des Aktienmarktes fällt das Unternehmen daher nicht nur aus dem DAX, sondern aus allen namhaften Indizes heraus. Konkurrent Vonovia hat für die Aktien der Deutsche Wohnen rund 17 Mrd. EUR bezahlt und bewirtschaftet nach der Übernahme insgesamt 568.000 Wohnungen.

Mit Beiersdorf kehrt nun ein langjähriges DAX-Mitglied in den Leidindex zurück. Als Beiersdorf den Index im März 2021 verließ, war der Konzern nämlich über zwölf Jahre im DAX (die Aufnahme erfolgte 2008).

Anlässlich der Rückkehr in den deutschen Leitindex sehen wir uns Beiersdorf einmal näher an.

Covid-Krise gut verdaut

Beiersdorf erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von etwas mehr als 7 Mrd. EUR. Pandemiebedingt musste das norddeutsche Unternehmen 2020 erstmals seit vielen Jahren einen Umsatzrückgang von 8,2 % hinnehmen. Der organische Umsatz gab fast 6 % nach. Im aktuellen Geschäftsjahr hat sich diese Entwicklung wieder umgekehrt. Das Wachstum ist zurück. Die erst kürzlich vorgelegten Neun-Monatszahlen übertreffen nicht nur die Ergebnisse des Krisenjahrs 2020 sondern liegen auch leicht über dem Vorkrisenniveau von 2019. Gegenüber 2020 stieg der  Umsatz nominal um knapp 10 %. Das organische Wachstum lag sogar bei 12 %.

Die EBIT-Marge, die im vergangenen Jahr bei etwas mehr als 13 % gelegen hatte, wird vom Unternehmen auch für 2021 erwartet. Beim organischen Umsatzwachstum geht der Konzern für 2021 geht der zwischen 8 % und 10 % aus.

Wachstum in allen Segmenten

Das Konsumgütersegment weist ein organisches Umsatzwachstum von 10,5 % auf. Nominal stieg der Umsatz um 8%. Das stärkste organische Wachstum gab es mit Produkten der Marken La Prairie (+26,2 %) sowie Eucerin und Aquaphor (+20,8 %). Die bis heute wichtigste Marke des Konzerns – NIVEAU – erreichte ein organisches Umsatzplus von 6,8 %.

Auch der Unternehmensbereich tesa entwickelte sich gut. Das organische Wachstum lag hier bei 19,4 %. Es liegt damit deutlich über dem Niveau von 2019. (+13,9 % verglichen mit 2019). Wachstumstreiber waren dabei insbesondere die Geschäftsfelder Electronics (vor allem in China) und Automotive.

Starke Marken, die jeder kennt

Beiersdorf verfügt dank seiner Marken über einen starken Burggraben. Die meisten Markenprodukte von Beiersdorf kennt nicht nur in Deutschland beinahe jedes Kind. NIVEA ist eine der bekanntesten Kosmetikmarken der Welt. Das weltweit führende Markenbewertungs- und Beratungsunternehmen Brand Finance stuft NIVEA als stärkste Marke Deutschlands ein. Auch Eucerin, Labello , 8×4 oder eben die praktische Kleberolle namens Tesa sind so gut wie jedem ein Begriff.

Der hohe Bekanntheitsgrad der Beiersdorf-Marken garantiert hohe, solide Umsätze. Wenn Verbraucher einer Marke vertrauen, greifen Sie gerne immer wieder zu den Produkten. Das gilt besonders im Bereich Körperpflege. Hand aufs Herz: Wer möchte da schon Experimente machen?

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Und auch Beiersdorf selbst steht nicht auf Experimente, was dem Konzern bereits einiges an Kritik von Seiten der Aktionäre eingebracht hat. Denn bei der Dividendenpolitik ist der Kosmetik- und Klebstoffkonzern ausgesprochen zurückhaltend. Seit einer gefühlten Ewigkeit hält Beiersdorf den Ausschüttungsbetrag je Aktie konstant bei 0,70 EUR je Anteilsschein. Mit gerade einmal 0,7 % ist die aktuelle Dividendenrendite alles andere als üppig. Dabei könnte durchaus mehr drin sein, denn von seinem Gewinn schüttet Beiersdorf seit Jahren nicht mehr als 20 bis 25% aus.

Und da Beiersdorf die einbehaltenen Gewinne nicht etwa in die Entwicklung neuer Produkte steckte, sondern die Liquidität stattdessen lieber hortete, ist die Forderung der Aktionäre nach einer höheren Dividende verständlich. Ende 2019 wies der Konzern eine Nettoliquidität in Höhe von fast 4,3 Mrd. EUR aus. Zum Ende des Geschäftsjahres 2020 waren es sogar 4,7 Mrd. EUR.

Obwohl Spötter Beiersdorf schon einmal als ein Geldinstitut mit angeschlossenem Kosmetik- und Klebstoffgeschäft bezeichnet haben, hat sich diese außerordentlich konservative Strategie gerade in den unsicheren Zeiten der Pandemie als vorteilhaft erwiesen. Durch die außerordentlich hohe Cash-Position hat sich der Konzern während der Krise als einer der robustesten Werte im Konsumgütersegment gezeigt. Selbst 2020 konnte Beiersdorf seine Eigenkapitalquote um rund einen Prozentpunkt auf etwas über 60 % steigern.

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Online-Apotheken werden immer populärer. Gleichzeitig schreitet das Aussterben der Vor-Ort-Apotheken fort. Der Branchenverband ABDA bestätigt eine Verlagerung des Geschäfts ins Internet und meldet In Deutschland für das Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang bei den Niederlassungen um 322 auf nur noch 18.753 stationäre Verkaufsstätten.

Zur Rose: Nicht nur wegen der Pandemie immer stärker

Einer der großen Profiteure der Verlagerung auf den Online-Sektor ist der Schweizer Zur Rose-Konzern mit Firmensitz in Frauenfeld im Kanton Thurgau. Das Unternehmen ist in erster Linie im Bereich des Arzneimittelvertriebs mit starken Marken wie DocMorris, Medpex und Apotal in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich tätig. Darüber hinaus betreibt Zur Rose einen Marktplatz für Gesundheits- und Kosmetikprodukte (BPC) in Spanien, Frankreich und Italien. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben europaweit führend im Arzneimittelversand. Ursprünglich 1993 als Medikamentengroßhändler für Arztpraxen gegründet, stieg das Unternehmen 2001 in das B2C-Geschäft ein.

Das spannende bei Zur Rose ist, dass das Unternehmen sein Geschäftsmodell als Versandapotheke geschickt um weitere Dienstleistungen ergänzt. Über seine Tochter eHealthTec bietet die Unternehmensgruppe nämlich auch Softwarelösungen für das Gesundheitswesen an. Dazu gehört unter anderem Abrechnungs- und Verwaltungssoftware für Arztpraxen. Zudem entwickelte Zur Rose eine softwareübergreifende Schnittstelle, die es allen Arztpraxen, Apotheken und Kliniken ermöglicht, sich dem neuen E-Rezept-Prozess anzuschließen, egal welche Software sie bisher verwenden und ohne, dass sie diese wechseln müssen. Auch anderweitig gestaltete die Zur-Rose-Tochter den Prozess zur Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland aktiv mit. Des Weiteren ist auch der Telemedizinanbieter TeleClinic Teil der Zur-Rose-Gruppe.

Steile Umsatzentwicklung

Der Konzern wies 2020 einen Umsatz in Höhe von knapp 1,5 Mrd. CHF aus. Inklusive Medpex und Apotal waren es fast 1,8 Mio. CHF. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Plus von 9 %. Im ersten Halbjahr 2021 hat sich das Umsatzwachstum deutlich beschleunigt. Die Erlöse stiegen um mehr als 20 %.

Und auch die Zur Rose-Aktie befindet sich, wenn auch unter Schwankungen, in einem Aufwärtstrend. Schon im Mai stellten wir das Unternehmen als Gewinner der Pandemie und der dadurch beschleunigten Digitalisierung vor. Der Aktienkurs ist seitdem weiter gestiegen. Damals notierte die Aktie bei rund 308 CHF. Jetzt, nur fünf Monate später, steht der Kurs bei 340 CHF (Schlusskurs 25.10.21).

Wachstum hat Priorität

Noch hat Zur Rose sie Gewinnschwelle nicht erreicht. Zur Rose weist beim Nettoergebnis im ersten Halbjahr 2021 einen Verlust in Höhe von 77 Mio. CHF aus. Statt dies zu verringern, erhöhte sich der Fehlbetrag um rund 25 Mio. CHF. Auch das operative Ergebnis (EBIT) bleibt vorerst defizitär: Vor einem Jahr waren es –42,0 Mio. CHF, jetzt sind es –73,1 Mio. CHF.

Die Aktie geriet deshalb unter Druck. Dafür, dass Zur Rose weiterhin defizitär ist, liegt nur daran, dass das Unternehmen im Moment kräftig in seine Zukunft investiert. Im Moment steht der Medikamentenmarkt vor einem gewaltigen Umbruch. Für Online-Apotheken bietet dies großes Potenzial – und eben diese Chance will Zur Rosenutzen. Unter anderem investierte das Unternehmen in den ersten sechs Monaten 2021 massiv in den Bereich des E-Rezepts. Auch die Plattform-Strategie und der Bereich Telemedizin wurden ausgeweitet.

Zweistelliges Umsatzwachstum setzt sich fort

Zur Rose meldete jüngst erneut ein signifikantes Umsatzplus Die Erlöse erhöhten sich in den ersten neun Monaten 2021 um 19,7%. Mit nun kumuliert 1,5 Mio. CHF ist der Jahresumsatz (ohne Medpex und  Apotal) aus dem Vorjahr bereits nach drei Quartalen erreicht.

Im dritten Quartal 2021 belief sich das Wachstum auf 11,9 % in Lokalwährung im Vergleich zur Vorjahresperiode. Die Zahl aktiver Kunden stieg um 400.000 auf nun 12,1 Millionen.

Einführung des E-Rezepts steht unmittelbar bevor

Die Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland schreitet planmäßig voran. Per 30. Juni 2021 wurden alle technischen Komponenten termingerecht bereitgestellt. Dazu gehören die Gematik-App zur E-Rezept-Weiterleitung, der Identity Provider als zentrales Zugangssystem sowie der E-Rezept-Fachdienst, auf dem alle E-Rezepte verschlüsselt abgelegt werden. An letzterem war auch die Zur Rose-Tochter eHealthTec beteiligt.


Damit Arztpraxen, Apotheken und Kliniken ihre Verwaltungssoftware und Informationssysteme bzw. Anbieter derartiger Software auf den benötigten technischen Stand bringen können, auch, wenn sie noch nicht an einen E-Rezept-Fachdienst angeschlossen sein sollten, entwickelte eHealthTec ein kompatibles Software-Development-Kit (SDK).

Vom 1. Juli bis 30. September wurde zudem der gesamte E-Rezept-Prozess in der Region Berlin-Brandenburg während einer dreimonatigen Testphase erprobt. Seit Oktober läuft eine deutschlandweite Testphase. Dabei erproben ausgewählte Ärzte in ihren Praxen oder per Telemedizin, Standort- und Versandapotheken sowie Patienten den neuen Verordnungs- und Einlösevorgang. In beiden Testphasen war bzw. ist die Zur Rose-Tochter DocMorris beteiligt.

Telemedizin etabliert sich

Zur Rose erwarb im Juli vergangenen Jahres den deutschen Telemedizinanbieter TeleClinic. Die Akquisition erfolgte genau zum richtigen Zeitpunkt. Online-Sprechstunden nahmen durch Corona im letzten Jahr spürbar zu. Noch legten bestehende Gesetze der Telemedizin aber Steine in den Weg. Eine Hürde ist nun genommen. Im Mai 2021 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG). Ärzte dürfen in Deutschland nun bis zu 30 % ihrer Sprechstunden per Video durchführen und abrechnen.

Krankenkassen sind in diesem Zusammenhang verpflichtet, ein digitales Authentifizierungsverfahren für die Videosprechstunde festzulegen. Das neue Gesetz dürfte die Nachfrage nach Online-Konsultationen weiter beschleunigen und damit der Plattform von TeleClinic in die Hände spielen.

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Die Digitalisierung ist auch auf vermeintlich „händischer“ Ebene unaufhaltbar. Immer mehr Arbeitsschritte werden in Produktionsbetrieben online gesteuert, vernetzt und auch von Robotern unterstützt oder sogar komplett übernommen. Das japanische Unternehmen Fanuc ist mit seinen Industrierobotern bei diesem großen Zukunftsthema seit vielen Jahren die unangefochtene Nummer 1. Die Corona-Pandemie hat dabei zwei gegenläufige Einflussfaktoren gezeigt: Zum einen haben sich Unternehmen in der Krise mit teuren Investitionen im Bereich Robotik wohl eher zurückgehalten. Zum anderen hätte so manch eine Betriebsstätte durch robotergesteuerte Produktionsstraßen während der Lockdowns nicht stillstehen müssen.

Auch wenn Corona leichte Bremseffekte bewirkt hat, das Geschäftsmodell von Fanuc ist in jedem Fall perspektivisch mehr als stabil. Das Thema „Industrie 4.0“ ist die Zukunft. Das zeigte sich plakativ daran, dass BMW im März vergangenen Jahres 3.500 Roboter bei Fanuc geordert hat. Es hat verdeutlicht, dass der Automobilhersteller auch in schwierigster wirtschaftlicher Lage auf dem Schirm behalten hat, welche Investitionen für die Zukunft wirklich wichtig sind, um weiter mitspielen zu können.

Fortschritt durch Kollaboration

Fanuc ist Weltmarktführer für Industrieroboter. Bisher sprach das Unternehmen vor allem die Großindustrie an. Neben Robotermaschinen, die bestimmte Arbeitsschritte erledigen (und damit dort den Menschen ablösen), bietet Fanuc auch kollaborierende Roboter. Es handelt sich dabei um Roboter, die mit Menschen zusammenarbeiten und bei bestimmten Arbeitsschritten unterstützen. Denn auch wenn Automatisierung und Robotisierung die Industrie in den kommenden Jahren deutlich verändern werden, alle menschlichen Arbeitsplätze werden nicht wegfallen.

Mit seinen neuen Cobots – „Cobot“ ist ein Kunstwort aus den beiden englischen Begriffen „collaboration“ (Zusammenarbeit) und „robot“ (Roboter) – wendet sich der japanische Hersteller nun auch an Zielgruppen jenseits der Großindustrie. Damit eröffnet sich Fanuc neue Märkte, denn diese neue Robotergeneration ermöglicht auch mittelständischen Unternehmen den Einstieg in Automation und Digitalisierung. Zudem treibt Fanuc aktuell seine Expansion in Europa stark voran. Der Konzern weiß, welchen Nachholbedarf dortige Unternehmen noch in Sachen „Industrie 4.0“ haben. Dieses Potenzial will Fanuc in den nächsten Jahren erschließen.

Cobots – eine neue Robotergeneration

Robotik-Lösungen sind jenseits der Industrie noch nicht in der Breite angekommen. Einmal stellten die Anschaffungskosten für mittelgroße und kleinere Betriebe bislang oft eine Hürde dar. Außerdem standen mittelständische Betriebe, die oftmals bis heute gründergeführt sind und die in der Regel eine sehr enge Bindung zu ihrer Belegschaft haben, dem Thema „Robotisierung“ zunächst skeptischer gegenüber. Dies hat sich seit Corona geändert.

In der Pandemie ermöglichten es Roboter vielerorts, Produktionsprozesse aufrechtzuerhalten. Unternehmen, die diesbezügliche Investitionen bereits gewagt hatten, waren klar im Vorteil. Viele Firmen haben nun erkannt, dass die zunehmende Automatisierung nicht aufzuhalten ist. Doch nicht nur die generellen Ressentiments sind mehr und mehr abgebaut. Auch die Einstiegshürden in die Automation werden immer niedriger, sowohl was die Anschaffungskosten als auch die Bedienbarkeit betrifft.


Leichter, günstiger, direkt einsatzbereit

Die neuen kollaborierenden Leichtbauroboter (Cobots) sind ein idealer Robotik-Einstiegspunkt für mittelständische Betriebe. Das Flagschiffmodell CRX-10iA ist gerade einmal 40 Kilogramm schwer und eignet sich hervorragend für sich ständig wiederholende Abläufe, zum Beispiel Palletieraufgaben, die Entnahme von Teilen aus Regalen oder Förderbändern sowie Schraub- oder Schweißarbeiten. Dabei müssen Roboter, die mit Menschen zusammenarbeiten, ganz besondere Sicherheitsanforderungen erfüllen. Der CRX-10iA reagiert sehr sensibel auf den Kontakt mit Menschen und Gegenständen. Trifft er auf einen harten Gegenstand, bewegt sich der Leichtbauroboter automatisch zurück. Der kollaborierende Roboter lässt sich intuitiv über ein Touchpanel bedienen und braucht keine langen Roboterschulungen. Um dem Cobot den gewünschten Bewegungsablauf beizubringen, kann der Bediener den CRX-10iA zudem manuell führen.

Fanuc erwartet eine stark steigende Nachfrage nach kollaborierenden Robotern. Und nicht nur ihr Gewicht ist deutlich leichter als bei den großen Industrierobotern. Leichter ist auch ihr Preis. Sie bieten damit gerade für mittelgroße Unternehmen attraktive Möglichkeiten, in Sachen Automatisierung voranzukommen.

Neues europäisches Entwicklungszentrum bei Stuttgart

Die Deutschland-Zentrale von Fanuc ist in Neuhausen auf den Fildern, rund 20 km von Stuttgart. Hier ist das japanische Unternehmen seit fast 30 Jahren ansässig. Von anfänglich 100 Mitarbeitern hat sich die Belegschaft mittlerweile vervierfacht. Dies zeigt, wie wichtig der Standort für Fanuc ist und wie stark die Nachfrage nach Automationslösungen in Europa anzieht. „Wir sind hier nah am Puls der Zeit – denn Deutschland ist und bleibt der Innovationsmotor im Herzen Europas“, erklärt Ralf Winkelmann, Geschäftsführer der deutschen Konzerntochter Fanuc Deutschland GmbH.

Aus diesem Grund errichtete Fanuc vor vier Jahren auf dem Firmengelände in Neuhausen ein eigenes Entwicklungszentrum für den gesamten europäischen Markt. Dieses „European Development Center“, kurz „EDC“, ist seitdem Teil der Hauptentwicklungsabteilung in Japan. Das Interesse an Robotik-Lösungen steigt bei europäischen Kunden im Moment derart an, dass das EDC an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Bis 2023 wird deshalb in Neuhausen ein neues, hochmodernes Entwicklungszentrum für den europäischen Markt entstehen. Vor allem die Kapazitäten für Versuchsreihen und die Entwicklung kundenspezifischer Applikationen sollen dabei deutlich ausgeweitet werden.

Im Rahmen der sich ebenfalls am Standort Neuhausen befindenden Fanuc-Akademie können Kunden direkt vor Ort in Theorie und Praxis aus- und weitergebildet werden. Dies hilft nicht nur den Kunden, sondern auch Fanuc. Auf eventuelle Anwendungsschwierigkeiten wird der Hersteller sofort aufmerksam. Auf diese Weise kann der Konzern seine Roboter und Maschinen kontinuierlich verbessern und optimal auf die Kundenbedürfnisse anpassen.

Fanuc weitet Vertriebs- und Servicenetz in Deutschland aus

Um den Markt in Europa perfekt erreichen und bedienen zu können, weitet Fanuc auch seine Vertriebsstrukturen aus. Hierzu eröffnete der japanische Hersteller eine neue Niederlassung im südwestfälischen Meinerzhagen. Der Ort befindet sich mitten im Märkischen Kreis. Dieser gilt in Deutschland als mittelstandsstärkste Region. Und nachdem Fanuc bei den Großkonzernen bereits bestens bekannt ist, hat das Unternehmen es genau auf diese Zielgruppe nun abgesehen.

Die neue Vertriebs- und Service-Niederlassung in Meinerzhagen hat eine Fläche von knapp 1.000 Quadratmetern und bietet Platz für die Ausstellung von Robotern und Maschinen. Außerdem gibt es dort Kapazitäten für Schulungen und Applikationstests.


Starkes 2. Quartal

Im zweiten Quartal 2021 (für Fanuc das 1. Quartal im Geschäftsjahr 2021/22) wies der Konzern einen Umsatz in Höhe von 185,3 Mrd. JPY (ca. 1,4 Mrd. EUR) aus. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von fast 70 %. Da der Umsatz im zweiten Quartal 2020 aber von einem Corona-Schock gedämpft war, vergleichen wir die aktuellen Zahlen auch mit denen von vor zwei Jahren. Im zweiten Quartal 2019 erwirtschaftete Fanuc Erlöse in Höhe von 134,6 Mrd. JPY (ca. 1, 02 Mrd. EUR). Die jetzigen Ergebnisse bedeuten dem gegenüber also ebenfalls ein deutliches Plus von 37,7 %.

Fanuc hat sich also nicht nur von dem Einbruch im letzten Jahr erholt, der Konzern ist auch wieder deutlich zurück auf Wachstumskurs. Eine kleine Dividende bietet die Aktie ebenfalls. Letzten Monat gab es die Zwischendividende für das laufende Geschäftsjahr. Zusammen mit der Schlussdividende für das Geschäftsjahr 2020, die es im Frühling gab, kam es in diesem Kalenderjahr zu einer Ausschüttung in Höhe von 437,62 JPY (ca. 3, 30 EUR) je Anteilsschein. Bei dem aktuellen Kurs entspricht dies einer Dividendenrendite (brutto) knapp unter 2 %.

Gut gerüstet für die die digitale Zukunft

Fanuc ist ein Unternehmen, das von „Industrie 4.0“ noch stark profitieren wird. Während Robotik-Lösungen in der Großindustrie schon längst fest verankert sind, haben nicht zuletzt durch die Stillstände während der Pandemie auch viele mittelständische Akteure feststellen müssen, dass es gute Gründe gibt, über neue Wege und Produktionsprozesse nachzudenken. Und natürlich ist das Thema „Industrie 4.0“ losgelöst von COVID 19 zu betrachten. Wie bei allen Digitalisierungsbereichen hat die Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen und dadurch bedingten Stillständen hier natürlich einen kollektiven Beschleunigungseffekt bewirkt.

Dennoch reden wir über einen globalen Trend, der sich generell nicht aufhalten lässt. Früher oder später werden sich die Unternehmen, die die Potenziale der digitalen Transformation rechtzeitig in ihre Geschäftsmodelle und Betriebsprozesse integriert haben, mit klaren Wettbewerbsvorteilen von der Konkurrenz absetzen. Fanuc hat dies klar erkannt und in seine Produktentwicklungs- und Vertriebsstrategie integriert. Wir bleiben in jedem Fall für Sie bei diesem spannenden Unternehmen in erster Analyse-Reihe dabei.

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Ihre Kerstin Franzisi

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Überall um uns herum steigen die Preise. Die zunehmende Inflation ist längst in den Geldbeuteln der Verbraucher spürbar. Und auch die Unternehmen sind mit an allen Ecken und Enden steigenden Kosten konfrontiert – die letztlich dann eben auch an die Endverbraucher weitergegeben werden. Eine Kostenstelle, die sowohl private Haushalte als auch Unternehmen direkt betrifft, ist die Energieversorgung. Energie wird schließlich immer benötigt – egal ob im industriellen oder privaten Umfang. Hier sind die Preissteigerungen besonders stark. Übrigens nicht nur bei uns: Auf der ganzen Welt hört man von steigenden Energiepreisen und von Versorgungsproblemen.

Ein Rohstoff ist in diesem Zusammenhang unverzichtbar: Erdgas. Erdgas ist eine tragende Säule in der Energieversorgung. Ein knappes Viertel der weltweiten Primärenergie wird in Form von Erdgas verbraucht. In Deutschland ist Erdgas nach Mineralöl der zweitwichtigste Energieträger. Der größte Einsatzbereich ist Wärmeerzeugung. Daneben spielt Erdgas bei der Stromversorgung eine wichtige Rolle im Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien. Auch in den Bereichen Logistik und Mobilität kommt Erdgas als Primärenergieträger mehr und mehr zum Einsatz, da es im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern wesentlich klimafreundlicher ist.

Gasnachfrage steigt flächendeckend

In Europa sind die Speicher bereits unterdurchschnittlich gefüllt. Gas wird knapp und damit sehr teuer. Mit zunehmender Öffnung nach den langen Restriktionen im Verlauf der Corona-Pandemie zieht auch die Wirtschaft weltweit wieder sukzessive an. Damit steigt unweigerlich auch der Energiebedarf, allem voran der enorme Erdgasbedarf im asiatischen Raum. Hierdurch steigen die Gaspreise bereits seit Beginn des Jahres und es scheint noch längst nicht vorbei zu sein. Der Großhandelspreis für Erdgas hat sich seit Beginn des Jahres mehr als verdreifacht. Die Nachfrage in Europa ist nach wie vor hoch.

Was bei Unternehmen und Privatverbrauchern für Kopfschmerzen sorgt, lässt bei Energiekonzernen wie dem Marktführer Gazprom die Kassen klingeln. Nach dem Krisenjahr 2020 geht es für den russischen Erdgasförderer und Pipelinebetreiber aktuell mehr als steil bergauf. Passenderweise geht es auch beim umstrittenen Pipelineprojekt Nord Stream 2 voran, nachdem unterschiedliche politische und juristische Widerstände zwischenzeitlich für monatelange Baustopps gesorgt hatten. Vor allem US-amerikanische Sanktionsdrohungen seitens der Regierung unter Ex-Präsident Trump gegen am Pipelinebau beteiligte Unternehmen und Institutionen hatten in der Vergangenheit für erhebliche Verzögerungen gesorgt. Diese Hindernisse sind nun aufgrund der Rücknahme der Drohungen durch die Regierung Biden vorerst vom Tisch.

Bau von Nord Stream 2 ist abgeschlossen

Am Nord Stream 2-Projekt hängt nicht nur Gazprom, auch etliche westeuropäische Firmen sind involviert. So zum Beispiel E.ON, Shell und die österreichische OMV. Mittlerweile ist die über 1.200 Kilometer lange Ostseepipeline fertiggestellt. Im September wurden das letzte noch fehlende Rohrsegment 40 Kilometer östlich vor Rügen auf dem Meeresboden platziert und anschließend verschweißt. Damit ist das 10 Mrd. EUR schwere Projekt bautechnisch abgeschlossen. In der Folge wurde die Pipeline für den Betrieb vorbereitet und getestet.

Zunächst wurde ein durchfahrender Reinigungsroboter eingesetzt, um mögliche Reibungswiderstände zu eliminieren. Im Anschluss wurde die Pipeline mit einem technischen Gas gefüllt, um Druck- und Dichtigkeitstests gemäß den regulatorischen Vorgaben, unter anderem von der EU, zu entsprechen. Diese letzten Tests wurden nach Angaben des Betreibers abgeschlossen. Gazprom verkündete am 18.10.2021, dass Nord Stream 2 technisch betriebsbereit sei. Damit kommt das Unternehmen seinem erklärten Ziel ein Stück näher, noch in diesem Jahr mehr als fünf Mrd. Kubikmeter Erdgas durch die neue Pipeline nach Europa liefern zu können.


Letzte formale Hürden vor Betriebsstart

Neben letzten technischen Zertifizierungen beziehungsweise Ratifizierungen durch die deutschen Behörden ist eine juristische Frage auf europäischer Ebene noch nicht geklärt: Die Gasmarktrichtlinie der EU besagt, dass ein Unternehmen nicht gleichzeitig Pipelinebetreiber und Lieferant des transportierten Erdgases sein darf. Aktuell ist die Betreibergesellschaft Nord Stream 2 AG eine 100-prozentige Tochter von Gazprom. Der russische Erdgaskonzern muss seine Tochtergesellschaft der EU-Richtlinie zufolge aber nicht veräußern. Es reicht, sie strukturell außerhalb der eigenen Kontrollmöglichkeiten zu positionieren.

Eine recht weiche Formulierung. Die Pipelinetochter hat jedenfalls bereits bei der Bundesnetzagentur eine Zertifizierung als unabhängiger Betreiber beantragt. Außerdem besagt die EU-Richtlinie, dass Gazprom anderen Unternehmen den Zugang zu den Pipelinekapazitäten gewähren muss. Zumindest in der Theorie, denn der Staatskonzern in Russland hat dort das Monopol auf Erdgasexporte. Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Es ist aber davon auszugehen, dass auch diese letzten formaljuristischen Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, nachdem sogar die großen transkontinentalen politischen Hürden überwunden sind.

Ein offizieller Starttermin für den Betrieb der neuen Ostseepipeline ist also noch offen. Die aktuellen Engpässe und die damit steigende Gasnachfrage spielt dem russischen Konzern aber dabei stark in die Hände. Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte Russland kürzlich aufgefordert, mehr Erdgas nach Europa zu liefern, um dort die aktuelle Knappheit und die damit einhergehende Preissteigerung abzufedern. Diesen Ball nimmt die russische Regierung natürlich gerne auf hinsichtlich der noch laufenden juristischen Auseinandersetzungen. Russlands Präsident Wladimir Putin hat erst kürzlich in Aussicht gestellt, dass die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 den unter Druck stehenden Gasmarkt entspannen würde. Durch die Pipeline sollen jährlich 55 Mrd. Kubikmeter Gas von Russland nach Deutschland und weiteren Ländern in Europa geliefert werden. Damit können nach Angaben der Betreibergesellschaft 26 Mio. Haushalte versorgt werden.


Riesenpotenziale – neben Nord Stream 2

Unabhängig von der aktuellen Lage in Europa und den letzten Verzögerungen des Betriebsstarts von Nord Stream 2 ist Gazprom mehr als gut aufgestellt für die Zukunft. Der chinesische Markt wird perspektivisch ein Vielfaches des Gasbedarfs erreichen verglichen mit Deutschland. Schon jetzt ist der Bedarf in China 3,5-mal so hoch wie in Deutschland. Bis 2035 soll sich der Gasbedarf nochmals in etwa verdoppeln. Spätestens 2030 will China 20 % seines Energiebedarfs über die bestehende Gazprom-Pipeline „Power of Siberia“ abdecken. Und der Bau einer weiteren Pipeline durch die Mongolei ist bereits geplant.

Neben dem großen Nachfragepotenzial von China hat Gazprom ein weiteres interessantes Geschäftsfeld: Die Heliumproduktion. Die vielfältigen industriellen Einsatzzwecke des Edelgases machen es zu einem gefragten Gut. Helium wird weltweit nur von wenigen Ländern produziert. Führend sind die USA, welche auch die größten Reserven besitzen. An zweiter Stelle steht Algerien und auf Platz 3 Russland. So der aktuelle Stand, doch die russische Regierung hat erst Ende September verkündet, diesen Bereich massiv (die Kapazitäten sollen sich verdreizehnfachen) ausbauen zu wollen.

Wachstumstreiber ohne sichtbares Ende

Unabhängig von den verschiedenen hoch interessanten Zukunftsaussichten des Unternehmens haben die steigenden Öl- und Gaspreise seit Jahresbeginn auch den Kurs der Aktie von Gazprom steigen lassen. Im letzten Herbst hatte die Aktie von Gazprom noch ein Mehrjahrestief bei 3,22 EUR. Seitdem konnte sich der Kurs mehr als verdoppeln. Und der aktuelle Kurs von 8,91 EUR (Stand 20.10.2021) stellt dabei wohl nicht das Ende der Fahnenstange dar, so wie sich der Energiemarkt aktuell entwickelt.

In jedem Fall stehen die Zeichen bei Gazprom klar auf Aufschwung. Der Konzernumsatz dürfte sich 2021 auf ca. 36 Mrd. USD, nach etwa 20 Mrd. USD im letzten Jahr, erhöhen. Diese Entwicklung ist natürlich auch aus Anlegersicht überaus interessant. Mit den richtigen Energie- und Rohstoffunternehmen ist man als Investor in der kommenden Phase strategisch sicherlich gut aufgestellt. Wir behalten die aktuellen Entwicklungen am Markt und bei Gazprom im Auge und bleiben für Sie am Ball.

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Prof. Dr. Max Otte

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Kaffee ist ein profitables Geschäft. Dies gilt nicht nur für Lebensmittelkonzerne. Wer den Geschmack der gerösteten Bohnen voll genießen will, braucht dafür auch die richtige Maschine. Die Nachfrage nach Kaffeevollautomaten und traditionellen Siebträgermaschinen für den Heimbedarf ist im letzten Jahr deutlich gestiegen. Kein Wunder: Cafés und Restaurants waren während des Lockdowns schließlich monatelang geschlossen. Verbraucher holten sich den perfekten Kaffeegenuss also nachhause.

Ein Hersteller, der davon stark profitiert hat, ist De’Longhi. Das italienische Unternehmen ist in Sachen Kaffee- und Espressomaschinen für den Heimbedarf der globale Marktführer. Besonders gefragt sind die Vollautomaten dieser Marke.

Apropos Marke: Wussten Sie, dass zu De’Longhi mittlerweile auch andere sehr gefragte Haushaltsmarken gehören? Damit hat das Unternehmen weit mehr als nur Kaffeemaschinen zu bieten. Wenn Sie sich eine Küchenmaschine von Kenwood oder einen Stabmixer der Marke Braun zulegen, sind Sie ebenfalls Kunde von De’Longhi. . Während Rasierer, Epilierer und sonstige Körperpflegegeräte von Braun weiterhin zu Procter & Gamble gehören, kaufte De’Longhi die Haushaltsgerätesparte vor Jahren auf. Selbiges gilt für Geräte von Ariete. Vor knapp einem Jahr verleibte sich das Unternehmen zudem Nutribullet ein. Dieser Anbieter ist in den USA Marktführer im Segment Smoothie-Mixer.

Wachstum hat sich 2021 nochmals beschleunigt

Im letzten Jahr stieg der Umsatz um 12,4 %. Das bereinigte EBITDA wuchs um 27,6 % und der Gewinn um 24,3 %. Das zweistellige Wachstum hat sich im aktuellen Jahr nicht nur fortgesetzt, sondern nochmals massiv beschleunigt. So legte der Umsatz um 60 % zu. Operativer Gewinn und Nettoergebnis warten mit Wachstumsraten von 125 bzw. 320 % auf.

Ein solch starkes Wachstum kann das Unternehmen nicht dauerhaft schaffen. Mit einem zweistelligen Wachstum ist in den nächsten Jahren aber sicherlich zu rechnen. Eine ordentliche Kaffeemaschine gehört heute zum guten Stil. Vor allem die Nachfrage nach Vollautomaten ist intakt. Konsumenten lieben es, wenn sie auch zuhause ihr Lieblings-Kaffeegetränk wie zum Beispiel Americano oder Café Latte zubereiten können.

Mit Kaffeemaschinen generiert De’Longhi über die Hälfte seines Umsatzes. Rund zwei Drittel davon wiederum ist dem Geschäft mit Kaffeevollautomaten zuzurechnen. Damit entfällt rund ein Drittel des Konzernumsatzes auf diesen Kaffeemaschinentyp. Solange die Nachfrage anhält – und davon ist für die nächste Zeit auszugehen – geht es De’Longhi prächtig.

Der für das Unternehmen größte und wichtigste Markt ist derzeit Europa. Das Unternehmen konnte hier im ersten Halbjahr 2021 mit einem Umsatzplus von 50 % aufwarten.


Marktanteile „smart“ ausgebaut

Sowohl im Segment Kaffeemaschinen als auch der Haushaltsgerätesparte konnte De’Longhi seine Marktanteile ausbauen. Den Markt mit Kaffeemaschinen dominiert das Unternehmen nun mit einem globalen Marktanteil von 34,7 % (Vorjahr 33,4 %). Bei Küchenmaschinen und Co. stieg der Anteil von 15,1 auf 15,3 %.

Um dies auch künftig steigern zu können, setzt das Unternehmen selbstverständlich auch auf Digitalisierung. De’Longhi hat immer mehr „smarte“ Geräte in seiner Angebotspalette. Mit der zugehörigen App können Sie Ihren Kaffeevollautomaten bequem aus der Ferne steuern. Zudem sind unzählige individuelle Einstellungen möglich, um die Maschine optimal auf die bevorzugt verwendeten Kaffeebohnen zu justieren. Es können sogar eigene Rezepte (durch Individualisierung der Temperatur, zugeführte Milchmenge etc.) abgespeichert werden.

Natürlich helfen auch selektive Zukäufe bei der Wachstumsstrategie. Hier trifft das Management ebenfalls „smarte“ Entscheidungen. Mit dem Zukauf von Capital Brands im November 2020 kam die Marke Nutribullet dazu. De’Longhi entschied sich für die Akquisition aber nicht nur, um das Produktportfolio um Smoothie-Mixer zu ergänzen. HinterNutribullet steckt auch eine gefragte Life-Style-Plattform, und großes E-Commerce-Knowhow. Dies kann De’Longhi künftig für sein gesamtes Portfolio nutzen.

Eversys – der jüngste Zukauf

Auch High-End-Kaffeemaschinen hat De’Longhi zu bieten. Um das Premium-Segment zu stärken, übernahm das Unternehmen im Mai 2021 den Hersteller Eversys. Der Anbieter aus der Schweiz bietet die Profi-Maschine für zuhause – und auch die Gastronomie ist Kunde. Das neueste Modell der Reihe „Shotmaster“ ist das ultimative Barista-Tool. Es kann bis zu acht Kaffeegetränke gleichzeitig zubereiten.

Seit 2017 war De’Longhi bereits mit 40 % daran beteiligt, nun wurden die restlichen 60 % für 100 Mio. CHF einverleibt. Das gesamte Unternehmen Eversys wurde damit von De’Longhi mit 183 Mio. CHF bewertet. Der Preis ist in Ordnung. Eversys generierte im letzten Jahr Erlöse in Höhe von 65 Mio. CHF, die Italiener zahlen also weniger als das Dreifache vom Umsatz.


Komfortables Cashpolster

Auch in Zukunft wird De’Longhi selektiv nach geeigneten Zukäufen Ausschau halten. Diese kann sich der Konzern auch ohne weiteres leisten. Die Bilanz ist dank eines komfortablen Cashpolsters gesund. Die Nettoliquidität stand per 30.06.2021 bei 218 Mio. EUR. Als Cash und sonstige Barwerte weist De’Longhi im Halbjahresbericht mit 930 Mio. EUR aus. Gegenüber dem Stand von Dezember 2020 (267 Mio. EUR) ist dies das 3,5-Fache.

Aufgrund von Investitionen wies das Unternehmen im Halbjahresbericht einen negativen freien Cashflow aus. Dies ist aber sehr wahrscheinlich nur ein kurzfristiger Effekt. Der operative Cashflow wartet mit 180 Mio. EUR auf. Gegenüber dem Vorjahr stieg er um 54 %.

Darüber kann De’Longhi auch seine Dividende finanzieren. Mindestens 40 % des Gewinns will das Unternehmen künftig jedes Jahr ausschütten. Zuletzt gab es 0,54 EUR je Aktie. Bei dem aktuellen Kurs von 32,14 EUR (Schlusskurs 19.10.2021) entspricht dies einer Dividendenrendite von 1,7 %. Das ist nicht wahnsinnig hoch, aber langfristig könnte die Dividendenrendite auch steigen.

So gut wie des derzeit für De’Longhi jedenfalls läuft, könnte im nächsten Jahr durchaus eine höhere Ausschüttung drin sein. Dies muss selbstverständlich abgewartet werden. Perspektive besteht aber – für das Geschäftsmodell und die Dividende.

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