Auf den Bühnen der Welt wird wieder gespielt. Das haben nach einer langen Zeit pandemiebedingter Auszeiten wohl mittlerweile die meisten in diesem Jahr schon mindestens einmal genossen. Am 24.08.2022 veröffentlichte CTS Eventim, der größte Konzertveranstalter und Ticketverkäufer in Europa, seine Zahlen zum zweiten Quartal. Diese jedenfalls sprechen eine deutliche Sprache: CTS Eventim hat sämtliche Erwartungen getoppt und mit dem ersten Halbjahr 2022 sogar den entsprechenden Vor-Corona-Zeitraum im Jahr 2019 übertroffen.
In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres erzielte CTS Eventim knapp über 734 Mio. EUR Umsatz. Das ist mehr als elfmal so viel wie in der ersten Hälfte des Lockdown-Jahres 2021 (65,3 Mio. EUR waren es hier). Insgesamt erwirtschaftete der Konzern 2021 vor dem Hintergrund von Verboten und Einschränkungen von Veranstaltungen durch die Corona-Pandemie einen Umsatz von 407,8 Mio. EUR. Im Jahr 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, betrug der Umsatz mehr als 1,4 Mrd. EUR. Mehr als die Hälfte davon ist im laufenden Jahr schon erreicht (der Umsatz in der ersten Jahreshälfte 2019 lag bei 696,6 Mio. EUR). Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass CTS Eventim wieder richtig auf Betriebstemperatur ist.
Geschäftsmodell: Umsatzmaschine
Das Geschäftsmodell von CTS Eventim ist atemberaubend in Bezug auf Umsätze und Cashflows. Sie kennen es vielleicht aus eigener Erfahrung oder haben es schon mal gelesen: Es gibt Veranstaltungen, die sind schon nach nur wenigen Stunden ausverkauft. Als Europas führender Ticketanbieter, über den der Verkauf in den meisten Fällen abgewickelt wird, generiert also auch CTS Eventim binnen kürzester Zeit gigantische Umsätze (die Grenze von 1 Mrd. EUR wurde bereits 2017 erstmalig überschritten). Wie hoch genau der Anteil am Ticketpreis ist, der bei der Eventim-Gruppe hängenbleibt, ist zwar ein vom Unternehmen bis heute wohl gehütetes Geheimnis, ein Anteil von bis zu 10 % ist aber durchaus denkbar. Im Segment Ticketing lag der Umsatz in der ersten Jahreshälfte 2022 bei 201,5 Mio. EUR.
Neben dem Ticketing generiert das Unternehmen große Umsätze im Segment Live Entertainment. Hier agiert CTS Eventim als Veranstalter von großen Festivals wie beispielsweise Rock am Ring, Rock im Park, Hurricane oder Southside. Dabei tritt der Konzern oft gar nicht namentlich in Erscheinung. Der nach außen auftretendem Veranstalter ist häufig eine Tochtergesellschaft. Außerdem ist der Konzern europaweit als Betreiber von sehr gefragten Eventhallen wie etwa die Kölner LANXESS Arena, die K.B. Hallen in Kopenhagen, die Berliner Waldbühne und das EVENTIM Apollo in London involviert. Im Segment Live Entertainment stieg der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2022 auf 541,5 Mio. EUR (im Vergleich: die ersten 6 Monate 2021 brachten nur 18,3 Mio. EUR ein!) und lag damit klar über dem Vergleichszeitraum 2019 mit 505 Mio. EUR.
Viel Musik im ersten Halbjahr
„Der kraftvolle Neustart von Kulturveranstaltungen und Live Events macht uns sehr optimistisch, dass für unsere Branche nach über zwei sehr schwierigen Jahren nun endlich der Wendepunkt zum Besseren erreicht ist“, kommentierte Konzernchef Klaus-Peter Schulenberg das Zwischenergebnis zum ersten Halbjahr am 24.08. in München.
Doch bei aller Euphorie über das gelungene Wiederaufleben des gesamten Veranstaltungsbetriebs nach Ende der europaweiten Lockdowns: Es bestehen weiterhin Unsicherheiten mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf. Aus diesem Grund hat das Management von CTS Eventim auch keine Prognose für das Gesamtjahr abgegeben. Inflation und deutlich gestiegene Kostenstrukturen, Fachkräftemangel sowie drohende Energieknappheit sind bremsende Faktoren, die in ihrem Ausmaß, Stand heute, kaum zu beziffern sind. Dazu kommt die komplette Unvorhersehbarkeit bezüglich einer neuen Corona-Welle im Herbst mit all ihren potenziellen Einschränkungen für die durch die letzten zwei Jahre stark gebeutelte Veranstaltungsbranche. Deshalb hält sich CTS Eventim mit konkreten Ausblicken zurück, auch wenn seit Frühling dieses Jahres der Veranstaltungsbetrieb wieder ohne wesentliche Einschränkungen ablaufen konnte.
Ungebrochener Expansionskurs – auch während der Krise
Auch wenn das Geschäft kurzfristig aufgrund äußerlicher Faktoren beeinflusst werden könnte, langfristig sind die Perspektiven intakt.
CTS Eventim hat sich seine starke Marktpräsenz und seine führende Position in Europa über die Jahre durch eine intelligente Expansionsstrategie aufgebaut. Auf der einen Seite hat sich der Konzern immer wieder andere größere oder auch kleinere Konzertveranstalter einverleibt beziehungsweise Beteiligungen an umsatzstarken Locations erreicht. Mit dem Bau der größten Multifunktionsarena in Italien fügt CTS Eventim seinem Portfolio eine weitere Bühne für Großveranstaltungen aller Art hinzu.
Das Unternehmen hat den Bau der MSG Arena, die gerade in Mailand entsteht, übernommen und wird auch diese Multifunktionshalle künftig betreiben. Sie soll 2025 ihre Türen öffnen. Das Außengelände ist mehr als 10.000 Quadratmeter groß und kann für großangelegte Open-Air-Veranstaltungen genutzt werden. In der Halle selbst sollen 16.000 Menschen Platz finden. Ein Mega-Event ist jetzt schon mal sicher. 2026 ist dort die Austragung der Olympischen Winterspiele geplant.
Die zweite „Expansionssäule“ ist das Ticketing – ob angeschlossen an eigene Veranstaltungen und Locations oder davon losgelöst. Kaum ein Veranstalter kommt am Branchengiganten CTS Eventim vorbei, wenn es darum geht, Tickets für größere Veranstaltungen effektiv an das Publikum zu verkaufen. Im Gegenteil: Viele Akteure gehen sogar exklusive Partnerschaften ein. Die jüngste: Die Rudolf Weber-ARENA in Oberhausen ist seit dem 16. August 2022 offizieller Ticketing-Partner von CTS Eventim.
Wachstum durch intelligentes Ticketing
Auf dem Gebiet Ticketing punktet CTS Eventim neben seiner mächtigen Marktposition auch durch clevere Innovationen wie den neuen fälschungssicheren Digital-Tickets, dem sogenannten Eventim.Pass. Diese Tickets können ausschließlich mit der zugehören Eventim.App auf dem Smartphone erworben und abgerufen werden. Die Tickets werden in der App gespeichert, der für die Einlasskontrolle erforderliche QR-Code bleibt dabei aber zunächst unsichtbar. Dieser wird erst kurz vor Veranstaltungstermin angezeigt. Damit sind die Tickets fälschungssicher.
Die neue Tickettechnologie hat aber insbesondere für CTS Eventim noch einen weiteren Vorteil. Diese Tickets können ausschließlich auf dem konzerneigenen Zweitmarkt fanSALE weiterverkauft werden. Damit stärkt das Unternehmen seine diesbezügliche Position deutlich. Bisher testet CTS Eventim diese neue Ticket-Generation bei ausgewählten Veranstaltungen. Wenn der Konzern seinen Ticketverkauf irgendwann komplett auf den neuen Eventim.Pass umstellt, kontrolliert der Anbieter den Zweitmarkt bei allen Tickets, die über seine Plattformen laufen, vollständig.
Ticket-Software für Olympische Spiele 2024
Im Ticketing-Bereich konnte CTS Eventim noch einen weiteren hochkaratigen Deal abschließen: CTS Eventim soll gemeinsam mit Partnern die Ticket-Software und verbundene Dienstleistungen für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris 2024 liefern. Das Konsortium aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit der französischen Fnac Darty Gruppe namens France Billet und Orange Business Service habe einen entsprechenden Vertrag unterschrieben. Aus dem Vorhaben erwartet der Vorstand von CTS Eventim einen Umsatz in zweistelliger Millionenhöhe. Der Vertrag betrifft zunächst die für 2024 in Paris geplanten Sommerspiele. Im besten Falle könnte sich hieraus jedoch eine langfristige Kooperation mit dem Internationalen Olympischen Komitee entwickeln.
Gute Aussichten trotz Unwägbarkeiten für die Branche
CTS Eventim hat in der Krise gezeigt, wie stabil der Konzern ist und stetig weiter nach vorne gearbeitet. Die aktuellen Zahlen der ersten sechs Monate des laufenden Jahres zeigen eindrucksvoll, wie schnell der Konzern wieder auf der Überholspur sein kann. Die Vorsicht, mit der das Management den weiteren Jahresverlauf einordnet, spricht dabei nur für die vernünftige Perspektive der Konzernleitung: Nach zwei Jahren Quasi-Stillstand einer gesamten Branche und inmitten der Herausforderungen des aktuellen Weltgeschehens darf man zugestehen, nicht per Kristallkugel in die Zukunft sehen zu können.
Nichtsdestotrotz sind die Weichen gestellt, sodass es je nach Beeinträchtigungsgrad im Stile des ersten Halbjahres weitergehen kann. Und dass der Konzern auch Krise kann, hat er in den letzten Jahren mehr als bewiesen.
An der Börse wird dies recht volatil beurteilt. Wenn man sich das letzte Jahr anschaut, sieht man starke Kursschwankungen. Von seinem letzten Hoch bei 67,70 EUR im April dieses Jahres ist der Kurs der Aktie bis Auf 53 EUR am 22.08. gefallen. Die starken Halbjahreszahlen vom 24.08. ließen den Kurs in der direkten Folge bis auf 57,60 EUR steigen. Seitdem schwankt er leicht wieder nach unten. Aktuell liegt der Titel bei 54,30 EUR (Stand: 29.08.).
Wie sich die genannten Unwägbarkeiten für die Veranstaltungsbranche – und für CTS Eventim insbesondere – darstellen werden, weiß keiner genau. In jedem Fall haben wir mit CTS Eventim ein Unternehmen, dass für jegliches Szenario mehr als gut aufgestellt ist.
Ihre Kerstin Franzisi
Chefredakteurin | Der Privatinvestor
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