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„Who cares?“ („Wen interessiert das?“) hört man häufig im englischsprachigen Raum. Vor allem wenn Schwierigkeiten zur Sprache kommen, die keine oder nur geringe Bedeutung besitzen. Mit Blick auf den Apple-Aktienkurs dürfte auch vielen Anlegern diese Redewendung wieder in den Sinn gekommen zu sein. Denn trotz zahlreicher Hiobsbotschaften aus den zurückliegenden Wochen zeigt der Chart des iPhone-Anbieters keine große Schwäche. Sprich: Mr. Market ist wenig beeindruckt.

Gründe für jüngste Rücksetzer

Zunächst war Apple etwa Anfang September im Handelsstreit zwischen den USA und China zwischen die Fronten geraten. Die Volksrepublik hatte nach Zeitungsmeldungen das Nutzungsverbot für iPhones auf Beschäftigte von Lokalregierungen und staatlichen Konzernen ausgeweitet. Apple drohte so ein wichtiger Absatzmarkt wegzubrechen. Bislang trägt dieser etwa 20 % zum Umsatz des Tech-Riesen bei.

Wenige Tage später erklärte eine Sprecherin der chinesischen Regierungen, man habe keine Nutzungsverbote für iPhones erlassen: „China hat keine Gesetze, Regelungen oder Dokumente mit Maßnahmen eingeführt, die den Kauf oder die Nutzung von ausländischen Smartphone-Marken wie Apple verbieten.“ Allerdings habe man kürzlich wahrgenommen, dass Sicherheitslücken im Zusammenhang mit dem Verkaufsschlager iPhone aufgetreten seien. Dies jedoch, ohne konkreter darauf einzugehen.

Dem Kurs der Apple-Aktie half das halbherzige Dementi erst mal nicht viel. Denn wenige Tage später tauchten erneut negative Presseberichte auf. Die französische Aufsichtsbehörde, Agence nationale des fréquences (ANFR), drohte mit dem Rückruf des drei Jahre alten iPhone 12 und, dass Geräte des Modells aus den Verkaufskanälen entfernt werden müssten. Apple soll die Werte „so schnell wie möglich“ mit einem Update korrigieren. Der Konzern hatte den Vorwürfen unverzüglich widersprochen.

Einführung iPhone 15

Das Apple-Management dürfte die negativen Meldungen relativ gelassen aufgenommen haben. Schließlich platzte die Fan-Community mal wieder vor Aufregung. Denn Ende September brachte Apple die neueste Version seines Smartphones, des iPhone 15, auf den Markt (Verkaufsstart: 22.09.23). Dadurch erreichte der Tech-Gigant auf jeden Fall erneut eine ganze Menge Publicity.

Vermeintlich kam der Hype um das neue iPhone für das Unternehmen zur rechten Zeit. Denn die Turbulenzen aus der jüngeren Vergangenheit waren für den Apple-Aktienkurs nicht gerade förderlich. Seit Anfang September musste der Chart einen Rücksetzer um bis zu neun Prozent hinnehmen. 

Quelle: finanzen.net

Allerdings verlief der Start der neuesten iPhone-Generation ebenfalls nicht völlig reibungslos. Einige User berichteten von Überhitzungsproblemen beim Laden der Geräte. Diese würden auch auftreten, wenn viele oder leistungsintensive Apps genutzt würden, z.B. bei Spielen. Zu direkten Ausfällen komme es jedoch nicht. Anerkannte Experten hatten sich dahingehend geäußert, dass sich das Problem durch Software-Updates lösen lasse.

Dazu passt auch, dass sich die aktuellen Presseberichte in wahren Lobeshymnen über die neueste iPhone-Version „15 Pro“ ergehen. So titelte das bekannte Computer-Fachmagazin CHIP: „Apple liefert mächtig ab.“ Die Mehrheit der technischen Fachleute scheint einer Meinung: Offenbar handelt es sich bei den anfänglich aufgetretenen Problemen nur um Kinderkrankheiten. CHIP bewertet das Gerät mit der Schulnote 1,2 (sehr gut).   



Jüngste Quartalszahlen wie erwartet

Die Zahlen des 3. Quartals des Apple-Geschäftsjahres, das am 30.06.23 endete, lagen im Rahmen der Erwartungen. Dabei erzielte der Konzern einen Nettoumsatz in Höhe von 81,8 Mrd. USD. Dies entsprach einem leichten Rückgang um 1,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (82,9 Mrd. USD). Der Hintergrund: Beim iPhone, dem wichtigsten Produkt im Portfolio des Unternehmens, ging der Umsatz von 40,7 Mrd. USD im Vorjahr auf 39,7 Mrd. USD.

Allerdings waren die Analysten – vor allem wegen der baldigen Einführung des neuen iPhone 15 – alles andere als enttäuscht. Die Prognosen der Experten lagen mit 81,7 Mrd. USD sogar noch etwas niedriger. Die entsprechenden Einbußen konnte der US-amerikanische Tech-Gigant besonders durch leichte Zuwächse in den Bereichen Services (u.a. App Store und Apple Music),Wearables und Home and Accessories (u.a. Apple Watch) ausgleichen.

Apple weiterhin wertvollstes Unternehmen der Welt

Nach wie vor behauptet Apple den Titel als wertvollstes Unternehmen der Welt. Obwohl die Marktkapitalisierung des Tech-Riesen im „Sommerloch“ liegt diese mit knapp 2,8 Billionen USD immer noch unangefochten an der Spitze. Dahinter rangiert Microsoft mit einem Wert von rund 2,5 Billionen USD und auf Platz nimmt Saudi Aramco mit einer Marktkapitalisierung von ca. 2,2 Billionen USD ein.  

Fazit: Die zum Verkaufsstart aufgetretenen technischen Probleme beim neuen iPhone 15 scheinen unter Experten und Nutzern wenig Eindruck zu machen. Vielmehr scheint sich hier eine „who cares“-Haltung breitzumachen. Und auch die vorherigen irritierenden Pressemeldungen interessieren offenbar niemand mehr. Dies zusammen mit den Verkaufschancen des neuen iPhone 15 im kommenden Weihnachtsgeschäft dürften sich auf die Spitzenposition von Apple und die Perspektiven des Aktienkurses alles andere als negativ auswirken.  

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Ihr Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

Titelbild: shutterstock.com / John Gress Media Inc

Sehr geehrte Privatanleger,

ein regelmäßiges passives Einkommen in Form von Dividenden – das ist eine tolle Sache. Können Sie mit den Dividendeneinnahmen eine Rentenlücke schließen, sonstige zusätzliche Ausgaben (z. B. Urlaubsreisen) finanzieren oder sogar ganz davon leben, dann können Sie sich entspannt zurücklehnen. Kursbewegungen werden dann für Sie immer mehr zur Nebensache.

Dies, weil Ihr passives Dividendeneinkommen gleichbleibt oder sogar wächst – ganz unabhängig davon, wo die Aktienkurse stehen. Insofern hilft Ihnen eine Dividendenstrategie auch dabei, dass Sie in einer hektischen Börsenphase „cool“ bleiben.

Eine solche Strategie geht auf, wenn die Unternehmen, die Sie der Dividende wegen in Ihrem Portfolio halten, zuverlässig ausschütten. Im Idealfall investieren Sie in Unternehmen, die die Dividende jährlich erhöhen. Doch wie sicher sind künftige Dividendenauszahlungen? Die Coronajahre sowie der Ausbruch des Ukraine-Krieges, brachte jedenfalls die Ausschüttungspolitik von so manchem Unternehmen ins Wanken, das bis dato als absolut zuverlässiger Dividendenwert galt.

Bei welchen Unternehmen können wir uns wirklich auf die Dividende verlassen? Als Anleger müssen Sie wissen: Eine 100 %ige Sicherheit gibt es beim Investieren nie. Je länger allerdings ein Unternehmen schon eine Dividende zahlt und diese regelmäßig erhöht, ohne dabei die Substanz anzutasten, desto wahrscheinlicher sind steigende Dividendenzahlungen in der Zukunft.

Ein Unternehmen, bei dem wir die Dividende inklusive Steigerung für sehr sicher halten, ist Coca-Cola (WKN: 850663). Seit 104 Jahren zahlt der Konzern eine Dividende aus. Die erste Ausschüttung erfolgte 1920 – ein Jahr nach dem Börsengang. Die letzten 61 Jahre steigerte der Getränkeriese den Dividendenbetrag je Aktie mindestens einmal jährlich. Damit ist Coca-Cola in der Liga der Dividendenaristokraten weit vorne dabei.

Wenn Sie in solche Dividenden-Klassiker zu einem halbwegs angemessenen Preis einsteigen, ist dies für Ihre Dividendenstrategie schon die halbe Miete. Erst recht, wenn es sich um ein krisenfestes und konjunkturunabhängiges Geschäftsmodell wie im Fall von Coca-Cola handelt. Weder Corona noch der Ukraine-Krieg oder die weltweit stark gestiegene Inflation konnten der Umsatz- und Gewinnentwicklung von Coca-Cola etwas anhaben. Auch dies ist ein guter Indikator für relativ sichere Dividendenzahlungen in der Zukunft.

Klar ist: Dividenden sind kein Selbstläufer und – anders als der Kupon bei Anleihen – nicht garantiert. Auch langjährige und verlässliche Dividendenzahler müssen bei Gewinneinbrüchen ihre Dividenden kürzen. Falls Sie als Investor großen Wert auf Dividenden legen, sollten Sie daher die Unternehmensentwicklung gut analysieren.

Der Privatinvestor bietet Ihnen hierfür die passende Unterstützung. Wir liefern Ihnen Woche für Woche fundierte Analysen ausgewählter Qualitätsunternehmen. Werden Sie jetzt Mitglied und sichern Sie sich den exklusiven Videokurs „Endlich mit Aktien Geld verdienen“ im Wert von 1.990 Euro als Willkommensgeschenk.

Auf gute Investments!

Ihr Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor


Unternehmen, die über Jahre hinweg starkes Wachstum aufweisen, sind bei Investoren beliebt. Und wenn sich der wirtschaftliche Aufschwung auch noch im Aktienkurs des Unternehmens spiegelt, ist die Freude bei den Anlegern umso größer. Der schwedische Technologiekonzern Addtech gehört zweifellos in diese Kategorie. Das nicht nur, weil die erwirtschafteten Gewinne konsequent in aussichtsreiche Akquisitionen gesteckt werden. Auch das organische Wachstum hat es in sich.

Der Aktienkurs stieg in den letzten sechs Monaten um 13 %. Auf 3-Jahressicht steht die Aktie fast 65 % im Plus.

Addtech mit Firmensitz in Stockholm ist in Nischenmärkten für High-Tech-Produkte und -Lösungen aktiv. Das Unternehmen besteht aus etwa 140 Tochtergesellschaften mit insgesamt etwa 3.500 Mitarbeitern. Wenn wir uns die Akquisitionsaktivitäten von Addtech alleine im ersten Quartal 2023 ansehen, sollte klar sein: dabei wird es nicht bleiben.

Jüngste Quartalzahlen: alles im „grünen Bereich“

Addtech legte vor Kurzem seine Zahlen für das 1. Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 vor, das die Monate April bis Juni 2023 umfasst. (Das Geschäftsjahr von Addtech ist gegenüber dem Kalenderjahr um ein Quartal verschoben, endet also immer am 31. März).   Die Zahlen sind eine Augenweide. Der operative Gewinn in Höhe von 595 Mio. SEK, weist ein Wachstum von 23,4 % auf. Die operative Marge erhöhte sich von 11,0 (Q1 2022/23) auf jetzt 11,7 %. Zukäufe trugen maßgeblich zu diesem Wachstum bei. Doch auch diese herausgerechnet, muss sich Addtech nicht verstecken. Akquisitionsbereinigt lag die Marge bei 7 %:

Beim Umsatz verbucht das Unternehmen im 1.  Quartal 5,1 Mrd. SEK, was einem Plus von 16,3 % gegenüber dem Vorjahresergebnis entspricht.

Akquisitionen sind ein wichtiger Teil der Wachstumsgleichung

Allein seit Beginn des Geschäftsjahres (Anfang April 2023) schloss Addtech bereits sechs Akquisitionen mit einem Gesamtumsatzvolumen von etwa 465 Mio. SEK ab. So übernahm der schwedische Spezialist für Industriekonsolidierung Anfang Juni den Autositzhersteller Darby Manufacturing (Canada) und tätigte damit seine erste Akquisition „in Übersee“.

Ende Juni kaufte Addtech 100 % der Anteile an S. Tygesen Energi („Tygesen“) und schlägt damit ein weiteres Mal im skandinavischen Raum zu. Tygesen ist bislang vor allem in seinem Heimatland Dänemark tätig und verkauft dort Ausrüstung und Stromübertragungsmaterialien für Stromverteilungsnetze, Eisenbahnen und Bahnhöfe.

Anfang Mai unterzeichnete Addtech eine Vereinbarung zum Erwerb von 90 % der ausstehenden Aktien von Feritech Global Ltd. unterzeichnet. Feritech entwickelt und fertigt maßgeschneiderte technische Lösungen für den geotechnischen Unterwassersektor. In erster Linie ist das Unternehmen weltweit im Bereich des Ausbaus der Offshore-Windenergie tätig. Der Firmensitz von Feritech befindet sich in Cornwall, Großbritannien.

Ende April unterzeichnete Addtech Electrification, ein Geschäftsbereich der Addtech-Gruppe, eine Vereinbarung zum Kauf von 100 % der ausstehenden Anteile an Electrum Automation AB unterzeichnet. Electrum entwickelt, produziert und vertreibt mobile Elektronik und Komplettlösungen für führende Hersteller von Maschinen und Fahrzeugen. Electrum hat seinen Hauptsitz in Umeå, Schweden, und erzielt einen Jahresumsatz von ca. 80 Mio. SEK.

Vorbildliche Dividendenpolitik

Addtech hat seine Dividende in den zurückliegenden zehn Jahren nur einmal (2019/20) leicht gekürzt. Ansonsten wurde der Ausschüttungsbetrag jedes Jahr gesteigert. Angesichts der starken Entwicklung im letzten Jahr gibt sich Addtech in diesem Jahr bei der Dividendensteigerung besonders großzügig. Von 1,80 SEK wird die Auszahlung je Anteilsschein auf 2,50 SEK angehoben. Das entspricht einer Steigerung um fast 40 %. Somit reicht der Konzern das Gewinnwachstum nahezu 1:1 an seine Aktionäre weiter.

CEO mit optimistischem Ausblick

Bei der Präsentation der Zahlen für das 1. Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 zeigte sich Niklas Stenberg recht zuversichtlich: „Derzeit erkennen wir keine Anzeichen einer allgemeinen Schwäche des Marktes und verfügen über eine gut gefüllte, qualitativ hochwertige Orderliste, die sich im Laufe des Quartals verbessert hat. Obwohl die Situation der verschiedenen Marktsegmente variiert, bin ich fest davon überzeugt, dass unsere Fähigkeit sich schnell an die Schwankungen der Märkte anzupassen bedeutet, dass unsere Unternehmen weiterhin in der Lage sein werden, ein langfristiges profitables Wachstum zu generieren.“

Auf gute Investments

Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

Wir führen die erwähnten Aktien von Addtech in unserer Unternehmensdatenbank. Als Mitglied haben Sie darauf jederzeit Zugriff wie auch zu unserem Heftarchiv Zugriff. Hier können Sie die Bewertungen unserer Titel (u.a. Kaufschwelle, Verkaufsschwelle, fairer Wert) jederzeit nachlesen und somit nachprüfen, ob sich ein Einstieg für Sie aktuell lohnt. Sichern Sie sich heute noch Ihren Zugang mit einem Abonnement oder Club-Mitgliedschaft.    

Wir hatten vor einigen Wochen bereits eine Überprüfung des Kaffee- und Espressomaschinenherstellers De’Longhi (WKN: 694642) angekündigt. Als wir das Unternehmen im Herbst 2021 erstmals in unserer damaligen Jahresausgabe vorstellten, lautete die Überschrift unserer Analyse: „Die weltweite Nr. 1 bei Kaffeemaschinen“. Trotz Konkurrenz, etwa durch die Anbieter JURA und Krups, konnte das italienische Unternehmen seine führende Position im B2C-Segment verteidigen.

Im Geschäftsjahr 2022 ging der Umsatz zwar leicht um 2 % zurück und im Bericht zum ersten Quartal 2023 steht ein Erlösrückgang von 7,7 %, dies ist aber eine Entwicklung, von der die gesamte Branche betroffen ist. Der coronabedingte Nachfrage-Boom in den zwei Jahren davor ist mittlerweile abgeflacht. Weil Cafés, Bars und Restaurants wieder geöffnet haben und weil sich viele Haushalte eben gerade erst in den letzten zwei Jahren eine neue Espresso- oder Kaffeemaschine zugelegt haben, hat sich der Absatz einfach nur wieder normalisiert.

Entscheidend für uns ist, dass der Umsatz 2022 in Höhe von 3,16 Mrd. EUR gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 deutlich im Plus steht – nämlich um 50 %. Auch das Nettoergebnis von 177,4 Mio. EUR, das im Vorjahresvergleich ein Minus von fast 44 % aufweist, übertrifft den Gewinn 2019 um 10,2 %. Dieses Wachstum stellt uns absolut zufrieden. „Mr. Market“ sieht das im Moment offensichtlich anders. Die Aktie gab in den letzten zwölf Monaten um rund 14 % nach. Damit straft die Börse das Unternehmen aus unserer Sicht ungerechtfertigt ab.



Verlässliches Management und starke Bilanz

Die Gesamtqualität ist bei De’Longhi solide. Hierfür haben wir die Kriterien Geschäftsmodell, Management sowie Bilanzqualität und Kapitalmanagement geprüft.

Beim Geschäftsmodell überzeugt DeLonghi nicht. Eine Kaffee- oder Espressomaschine schafft man sich nicht jedes Jahr an. Gewisses Zubehör (z. B. Kalkfilter für den Wassertank) muss zwar regelmäßig gekauft werden, doch gibt De’Longhi nicht an, welchen Anteil diese wiederkehrenden Einnahmen am Gesamtumsatz haben. Da De’Longhi aber kein Kapsel-Business wie Nespresso hat, sondern vor allem auf Siebträgermaschinen und Kaffeevollautomaten setzt, die mit Bohnen befüllt werden, halten auch wir das „Abo“-Geschäft bei De’Longhi für vernachlässigbar. Zwar hat DeLonghi eine führende Marktposition, doch keinen klaren Vorsprung zum Wettbewerb.

Was De’Longhi an Punkten bei seinem Geschäftsmodell einbüßt, macht das Unternehmen beim Management wieder wett. Wir haben es mit einem börsennotierten Familienunternehmen zu tun. Die Gründerfamilie De’Longhi hält bis heute die Zügel fest in der Hand. Dies zum einen als Mehrheitsaktionär – die Familie hält indirekt über ihre Beteiligungsholding rund 70 % der Firmenanteile. Zudem dominiert sie das Management. Im Executive Board sind gleich drei Familienmitglieder aktiv. Neben dem CEO Fabio De’Longhi noch Guiseppe De’Longhi und Silvia De’Longhi. Mehr Eigentümerperspektive geht nicht.

Auch in Sachen Bilanz schneidet De’Longhi exzellent ab. Das Unternehmen weist seit 2015 ununterbrochen eine Nettoliquidität auf. Per Ende des Geschäftsjahres 2022 stand diese bei 174 Mio. EUR. In den aktuellen Zwölf-Monatszahlen, die den Zeitraum Q2/2022 bis Q1/2023 umfassen, stieg sie wieder auf 317 Mio. EUR an. Das sind rund 10 % des Jahresumsatzes. Gleiches gilt entsprechend auch für unser Kriterium Nettoschulden zu operativem Cashflow. Nicht zuletzt kommen die Aktionäre in den Genuss einer stabilen Dividende.

Lohnt sich aktuell ein Einstieg bei DeLonghi?

DeLonghi ist Teil unserer Unternehmensdatenbank, die exklusiv für Mitglieder und Clubmitglieder zur Verfügung steht. In der Ausgabe 21/2023 vom 26.05.2023 finden Sie eine ausführliche Analyse mit dem aktuellen Bewertungsniveau und dem Inneren Wert der Aktie. Wenn Sie unseren Börsenbrief unverbindlich kennenlernen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren vierwöchigen Testbezug.

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Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

Titelbild: 8th.creator / shutterstock.com


Zeit des Umdenkens: Die von der Politik beschlossene Abkehr von den fossilen Brennstoffen wirkt sich ganz besonders auf die Strategie von Ölgesellschaften aus. Konzerne, die diese Entwicklung verschlafen, könnten über kurz oder lang vom Markt verschwinden. Die Branche ist im Umbruch. Ein Unternehmen, das sich hierbei positiv hervortut, ist TotalEnergies aus Frankreich.

TotalEnergies ist nach der britischen Shell plc der zweitgrößte Ölkonzern Europas. Das französische Unternehmen hat offenbar die Zeichen der Zeit erkannt. TotalEnergies verringert aktuell mit verschiedenen Maßnahmen seine große Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas bzw. optimiert deren Förderung. Darüber hinaus präsentiert der Konzern regelmäßig gute Geschäftszahlen und zahlt zur Freude seiner Investoren eine ausgezeichnete Dividende.

Hoher Gewinn, leichter Umsatzrückgang

Nach eigenen Angaben erzielte TotalEnergies im ersten Quartal 2023 einen Nettogewinn von 5,6 Mrd. USD nach 4,9 Mrd. USD im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auf bereinigter Basis lag der Nettogewinn bei 6,5 Mrd. USD. Der Umsatz sank im ersten Quartal von 68,6 Mrd. USD im Vorjahreszeitraum auf 62,6 Mrd. USD. Der geringere Umsatz des Unternehmens liegt in erster Linie am deutlich niedrigeren Ölpreis.

Experten gehen aktuell von einem durchschnittlichen Ölpreis für die führende US-Sorte WTI in Höhe von 71,4 USD und für das europäische Pendant Brent 73,6 USD aus. Im Vergleich zu der letzten Umfrage wurden damit die Ölpreisprognosen für WTI um 1,93 USD und für Brent um 1,76 USD gesenkt.

Die Öl- und Gasproduktion von TotalEnergies lag mit 2,5 Mio. Barrel Öläquivalent pro Tag um 11 % unter dem Vorjahresniveau. Die Produktion stieg bereinigt um den Beitrag aus der inzwischen beendeten Partnerschaft mit dem russischen Gaskonzern Novatek um 1 %. Diese profitierte von An- und Hochläufen vor allem in Brasilien und Nigeria sowie von der Erhöhung der OPEC+-Förderquoten.

Dividendenerhöhungen und Aktienrückkäufe

Bereits für das Geschäftsjahr 2022 wurde die Schlussdividende um etwas mehr als 7 % von 0,69 auf 0,74 EUR je Aktie angehoben. Zusammen mit der im Dezember ausgezahlten Sonderdividende in Höhe von 1,00 EUR erhalten Aktionäre damit aus dem Rekordjahr 2022 eine Gewinnbeteiligung von insgesamt 3,78 EUR je Anteilsschein. Dies entspricht zum aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von 6,8 %.

Ganz so hoch wird die Dividende für das laufende Jahr 2023 nicht ausfallen, dennoch ist mit einer üppigen Ausschüttung zu rechnen. Der Konzern hat sich bereits zu einer Ausschüttungsquote von 35 bis 40 % bekannt. Den Rekordgewinn, den TotalEnergies im letzten Jahr erzielte, will das Unternehmen auch teilweise für Aktienrückkäufe nutzen.

Der Verwaltungsrat beschloss am 26. April 2023 die Ausschüttung einer ersten Zwischendividende von 0,74 EUR je Aktie für das Geschäftsjahr 2023, eine Erhöhung von 7,3 % im Vergleich zu den drei für das Geschäftsjahr 2022 gezahlten Zwischendividenden. 

Schritte aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen

Um die starke Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas zu reduzieren, hat TotalEnergies bereits eine Reihe von Maßnahmen und Aktivitäten gestartet. TotalEnergies verkauft alle seine 1.200 Tankstellen in Deutschland. Käufer soll das kanadische Unternehmen Couche-Tard sein. Allerdings bleiben die Tankstellen für noch mindestens fünf Jahre unter der Marke TotalEnergies erhalten und werden so lange von TotalEnergies mit Kraftstoff versorgt. Als Grund für den geplanten Verkauf nennt der Konzern die von der Gesellschaft angestrebte CO2-Neutralität bis 2050.

Das geplante Aus für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren in der EU 2035 werde zu immer mehr Elektro-Autos führen. Wegen des sinkenden Kraftstoffbedarfs befürchtet man erhebliche Umsatzeinbußen. Um sich an den schrumpfenden Markt anzupassen, will der Konzern daher seine Strategie umstellen. Tankstellen sollten sich aus Sicht von TotalEnergies künftig in Service-Stätten und Orte zum Verweilen mit Geschäften, Restaurants und Dienstleistungen verwandeln.

Eine weitere Maßnahme: TotalEnergies hat sich mit der irakischen Regierung geeinigt, um
ein lange verzögertes Energieprojekt voranzutreiben. Das Projekt war bereits für 2021 geplant, konnte aber aufgrund von Streitigkeiten über die Bedingungen bislang nicht umgesetzt werden. Die irakische Basrah Oil Company wird einen Anteil von 30 % am Gasentwicklungsprojekt GGIP übernehmen, während QatarEnergy eingeladen wurde, eine 25-prozentige Beteiligung zu übernehmen.

TotalEnergies hält einen Anteil von 45 %. Die Partner werden rund 10 Mrd. USD investieren, um abgefackeltes Gas aus drei Ölfeldern zurückzugewinnen. Damit sollen Kraftwerke versorgt sowie eine Meerwasseraufbereitungsanlage gebaut werden. TotalEnergies will zudem auch eine 1-Gigawatt-Solaranlage entwickeln, die Strom in das regionale Netz von Basrah einspeisen soll.

Darüber hinaus startet TotalEnergies die größte Biogasanlage Frankreichs. Die im Département Pyrénées-Atlantiques errichtete Anlage soll in diesem Jahr eine Leistung von 69 GWh erreichen und bei voller Auslastung schließlich 160 GWh liefern. Nach Angaben des Unternehmens kann die Anlage den Energiebedarf von bis zu 32.000 Personen decken. Vergoren werden können jährlich mehr als 220.000 Tonnen organische Abfälle, die vor allem aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft bezogen werden sollen.

Neben Gas beziehungsweise Energie sollen außerdem bei voller Auslastung fast 200.000 Tonnen Gärreste pro Jahr anfallen, die als Düngemittel eingesetzt werden und dadurch 5.000 Tonnen mineralische Düngemittel einsparen sollen. Die Anlage wird zunächst vor allem mit Nebenprodukten aus der Maiserzeugung und -verarbeitung betrieben. Mit der neuen Anlage produziert TotalEnergies insgesamt 700 GWh Biogas. Bis 2030 sollen es 20 TWh sein. Dazu soll die Anzahl der Anlagen von derzeit acht auf 40 bis 50 erweitert werden.

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Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

Die Dekarbonisierung, die Abkehr von den fossilen Energieträgern in allen Bereichen der Wirtschaft, gilt als größte Herausforderung unserer Zeit. Ein möglicher Ausweg ist die Wasserstoff-Technologie. Kein Wunder, dass Unternehmen, die sich in diesem Bereich engagieren, an der Börse und bei den Anlegern hoch im Kurs stehen. Einer der bedeutendsten Player dieses Sektors ist Air Liquide

Air Liquide ist insgesamt einer der führenden Anbieter von Gasen aller Art – für die Industrie und die Medizin. Der Konzern mit Hauptsitz in Paris, erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von knapp 30 Mrd. EUR. Nach eigenen Angaben verfügt das Unternehmen über einzigartiges Know-how im Bereich gasförmiger und flüssiger Wasserstoff und beherrscht die gesamte H2-Wertschöpfungskette. Air Liquide sieht sich in den Bereichen der kohlenstoffarmen Produktion, der Speicherung und der Distribution als Technologieführer.

Grünem Wasserstoff gilt Priorität

Welche Bedeutung die Wasserstoff-Technologie aktuell in der Politik besitzt, hat der jüngste Staatsbesuch von Bundeskanzler Scholz und Bundeswirtschaftsminister Habeck in Kanada gezeigt. Dabei unterzeichneten Habeck und der kanadische Energieminister Jonathan Wilkinson Mitte Februar ein Abkommen, das den Export von Wasserstoff von Kanada nach Deutschland ab dem Jahr 2025 sicherstellen soll.

Nicht nur in Deutschland, auch in anderen europäischen Staaten wird die Wasserstofferzeugung aus erneuerbaren Energiequellen hochgefahren. Frankreich verfolgt im Hinblick auf die H2-Wirtschaft einen eigenen Weg. Das Land setzt zwar auch auf die Wasserstoffwirtschaft, möchte jedoch erreichen, dass die EU auch mit Atomstrom hergestellten Wasserstoff als „erneuerbar“ anerkennt.

Trotz der vorhandenen Diskrepanzen fördern Frankreich wie Deutschland ehrgeizige Wasserstoff-Projekte in Milliardenhöhe. Die diversen ambitionierten Klimaziele sollen und müssen erreicht werden. Das hilft Unternehmen, die im Sektor Wasserstoff-Technologie tätig sind, wie eben Air Liquide – und das sogar auf direkte Art und Weise.

Hervorragende Zahlen im Jahr 2022

Ebenfalls Mitte Februar hat Air Liquide seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 präsentiert. Der französische Industriegase-Konzern weist einen Umsatz in Höhe von 29,9 Mrd. EUR aus. Das sind 28,3 % mehr als ein Jahr zuvor. Auf vergleichbarer Basis, also um Währungs-, Akquisitions- und Energiepreiseffekte bereinigt, stieg der Umsatz um 7 %.

Mit einem Umsatzvolumen von nun 11,4 Mrd. EUR generierte das Unternehmen in Europa nun erstmals den größten Umsatzanteil (38 %). Die USA, der bislang größte Markt, bleibt mit 10,7 Mrd. EUR Umsatz jedoch dicht dahinter. Der Umsatz mit Kunden aus der Großindustrie legte von 6,9 auf 10,5 Mrd. EUR zu (+51 %). Mit Kunden aus der Elektronikbranche steigerte Air Liquide seine Erlöse um 22 %, während in der Gesundheitsbranche immerhin 6 % mehr umgesetzt wurde. Der operative Gewinn stieg um 16,9 % und das Nettoergebnis um 7,3 %.

Beim Cashflow ist Wachstum ebenfalls Programm. Der operative Cashflow stieg von 5,3 auf 6,3 Mrd. EUR. Dies ist ein Plus von über 18 %. Die operative Cashflowmarge steht mit 20,9 % hervorragend da.

Starker Jahresauftakt 2023

Auch im ersten Quartal 2023, über das Air Liquide am Donnerstag, den 27. April berichtete, lief es gut. Der Konzernumsatz legte um 4,2 % um. Auf vergleichbarer Basis, also bereinigt um die Folgen der hohen Energiepreise und des schwachen Euro betrug das Wachstum 6,2 %. Der Cashflow stieg um 14,3 %.

Der Kurs der Air Liquide-Aktie spiegelt die hervorragende Entwicklung. Insbesondere seit Herbst 2022 zog die Aktie deutlich an. Seit dem Jahrestief Ende September 2022 bei ca. 115 EUR stieg die Aktie bis dato auf etwa 162,50 EUR (Stand: 27.04.23). Das entspricht einem Plus von über 40 %.

Großzügige Dividendensteigerung

Air Liquide kann es sich leisten. Das Unternehmen lässt seine Aktionäre am Erfolg teilhaben. Die diesjährige Dividendensteigerung fällt üppig aus. Air Liquide hebt den Ausschüttungsbetrag je Aktie um fast 12 % von 2,64 EUR auf jetzt 2,95 EUR an. Bei dem aktuellen Kurs beträgt die Dividendenrendite rund 2,0 %. Zahltag ist der 17. Mai. Ex-Dividenden-Tag ist der 15. Mai. Aktionäre, die im Bonus-Programm registriert sind, werden auf diese reguläre Dividende noch einmal 10 % zusätzlich erhalten. Das bedeutet 3,245 EUR je Anteilsschein.

Joint Venture mit TotalEnergies

Wie beide Unternehmen vor wenigen Wochen mitteilten, planen TotalEnergies und Air Liquide die Gründung eines Joint Ventures zu gleichen Teilen. Ziel ist der Aufbau eines Netzes von Wasserstofftankstellen für schwere Nutzfahrzeuge entlang wichtiger europäischer Transportrouten. Die mehr als 100 Wasserstofftankstellen sollen an strategisch bedeutenden Korridoren in Frankreich, den Benelux-Ländern und Deutschland aufgebaut werden.

Dabei wird TotalEnergies seine Expertise über den Betrieb und das Management von Tankstellennetzen und den Vertrieb von Energie an Endkunden einbringen. Air Liquide wird sein technologisches Know-how entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette beitragen.

Investitionen in China

Air Liquide investiert in China 60 Mio. EUR in Modernisierung von Luftzerlegungsanlagen. Ziel des Umbaus ist es, den CO2-Fußabdruck der Anlagen in Tianjin zu reduzieren. Statt mit Dampf sollen die Anlagen künftig mit Strom betrieben werden – idealerweise aus erneuerbaren oder zumindest kohlenstoffarmen Energiequellen. Die Luftzerlegungsanlagen, die unter anderem Sauerstoff produzieren, versorgen die in Tianjin angesiedelten Chemie- und Industrieunternehmen.

Aus gute Investments

Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin | Der Privatinvestor

Linde (WKN: A2DSYC) ist nicht mehr im DAX gelistet. In Zukunft will der Industriekonzern seine Aktie nur noch am New York Stock Exchange notieren. Das ist folgerichtig: Bereits 2018 hatte Linde seinen Firmensitz in das irische Dublin verlegt. Nun löst sich der deutsche Traditionskonzern vollständig vom Standort Deutschland. Ist Linde also jetzt ein attraktives Investment? Wir setzen in unserem Langfristdepot schon lange auf den Wettbewerber Air Liquide (WKN: 850133). Er ist in der Branche technischer Gase die weltweite Nummer 2 – nach Linde. Lesen weiter, um einen direkten Vergleich zu sehen.

Linde & Air Liquide: Gleichstarke Bilanzqualität

Wir werden gefragt, ob das Unternehmen eine Alternative zu unserem Datenbanktitel ist. Oder, warum wir uns überhaupt für die Nr. 2 anstatt die Nr. 1 der Industriegase-Branche entschieden haben. Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Wettbewerber beim operativen Geschäft sowie der Bilanzqualität kaum.

Während Linde im Zeitraum 01.10.2021 bis 30.09.2022 einen Umsatz in Höhe von umgerechnet 31,1 Mrd. EUR generierte, waren es bei Air Liquide im gleichen Zeitraum 29,1 Mrd. EUR. Der Abstand ist somit marginal. Auch in Sachen Wachstum, Margen und Eigenkapitalquote liegen beide Unternehmen nahe beieinander. Beim Verhältnis der Nettoschulden zum operativen Cashflow schneidet Linde im Moment sogar ein bisschen besser ab.

Dennoch haben wir einen triftigen Grund, warum wir Air Liquide gegenüber Linde bevorzugen: Es liegt am Management.

Beim Management fehlt es an Vertrauen

Bei Linde müssen wir leider die Kommunikation mit den Aktionären in Frage stellen. Damit haben wir auch Zweifel an der Eigentümerperspektive des Managements. Schon bei der Fusion von Linde mit Praxair missfiel uns die Kommunikation. Die ganze Art und Weise, wie der damalige Aufsichtsratsvorsitzende von Linde, Wolfang Reitzle, den Deal trotz starken Widerstands in den eigenen Reihen durchpaukte, war skandalös.

Verkauft wurde uns der Zusammenschluss dann auch noch als „Fusion unter Gleichen“. In Wahrheit handelte es sich aber um eine Übernahme durch den US-Wettbewerber. Von Linde ist heute nur noch der Name geblieben. Das neue Management wurde von Anfang an überwiegend durch Praxair-Personal besetzt. Führungsstil und Unternehmenskultur sind heute ebenfalls typisch amerikanisch.

Auch jetzt gerade wieder kommuniziert Linde aus unserer Sicht nicht offen und ehrlich. Vor wenigen Tagen machte in den Medien die Runde, dass Linde sein Doppel-Listing beenden und sich von einer Quotierung an der Deutschen Börse zurückziehen wird. Damit verlässt das einstige Vorzeigeunternehmen der deutschen Industrie nun auch den DAX.

So stark wir das operative Geschäft von Linde finden, die Art und Weise wie das Management kommuniziert, hinterlässt bei uns schon wieder einen faden Beigeschmack. In unserer Königsanalyse schneidet Linde insgesamt bei den Managementkriterien schlechter ab. Damit ist und bleibt Air Liquide für uns die erste Wahl.

In unserer Unternehmensdatenbank finden Sie neben Air Liquide noch viele weitere spannende Titel. Die Entwicklung können Sie in unseren drei Musterdepots (Wachstums-, Dividenden- und Langfristdepots) sowie dem wöchentlichen Börsenbrief nachvollziehen.

In diesem Sinne: Auf gute Investments!

„Wer gut schmiert, der gut fährt“. Dieser Spruch klingt für die meisten Unternehmen zwar etwas despektierlich, passt allerdings als Motto sehr gut zu dem Mannheimer MDAX-Konzern Fuchs Petrolub. Denn der Produzent und Anbieter für Schmierstoffe aller Art hat mit diesem Segment eine äußerst lukrative Nische besetzt. Damit hat sich das Unternehmen eine solide Finanzbasis erarbeitet. Fuchs Petrolub ist der weltweit größte unabhängige Anbieter von innovativen Schmierstofflösungen für nahezu alle Industrien und Anwendungsbereiche.

Im Portfolio sind mehrere tausend verschiedene Schmierstoffe vertreten. Beliefert werden Kunden aus dem Haushaltsbereich, dem Bergbau, der Landwirtschaft sowie der Stahl- und der Fahrzeugindustrie. Die jüngsten Entwicklungen – besonders im Hinblick auf die wirtschaftlichen Daten und den Kursverlauf der Aktie – geben Anlass zum Optimismus.

Aktuelle Quartalszahlen überzeugen

Im aktuellen Quartalsbericht findet sich für die ersten neun Monate 2022 ein Umsatz von 2.542 Mio. EUR (2.129), der 19 % über dem starken Vorjahreszeitraum mit 2.129 Mio. EUR lag. Das EBIT lag mit 280 Mio. EUR gegenüber 279 Mio. EUR leicht über dem Niveau des Vorjahres. Der freie Cashflow vor Akquisitionen lag hingegen deutlich unter dem des Vorjahreszeitraums, nämlich bei -31 Mio. EUR gegenüber 44 Mio. EUR.

Die Unternehmensführung begründet den negativen Effekt auf den freien Cashflow mit den weiterhin hohen Rohstoffpreisen und der starken Nachfrage. Dies habe zu einer erhöhten Mittelbindung im Nettoumlaufvermögen geführt. Alle Regionen hatten dabei überwiegend preisgetriebene Steigerungen gegenüber den ersten neun Monaten des Vorjahres verzeichnet. Dagegen befindet sich der chinesische Market im laufenden Jahr in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Vor allem die beharrlich durchgesetzte Null-Covid-Strategie macht der Wirtschaft noch immer zu schaffen. Auch Fuchs Petrolub musste in diesem Bereich spürbare Geschäftsrückgänge verzeichnen.

Stefan Fuchs, Vorstandsvorsitzender bei Fuchs Petrolub, stellt die positiven Entwicklung heraus: Das letzte Quartal „lag dank eines sehr guten dritten Quartals auf dem Niveau des sehr guten Vorjahres, welches von Nachholeffekten aus der Pandemiezeit sowie Rückenwind bei den Rohstoffpreisen profitiert hatte. Zum guten Ergebnis trug neben der Währungsentwicklung insbesondere die Region Nord- und Südamerika bei.“

Aktienkurs stark beflügelt

Der Kurs der Fuchs Petrolub-Aktie hat in der jüngeren Vergangenheit stark zugelegt – seit Anfang Oktober sogar einen neuen Aufwärtstrend ausgebildet. Unter den Einflüssen des Ukraine-Krieges und der Wende bei den Leitzinsen war der Aktienkurs des Schmierstoffherstellers in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 stark unter Druck geraten.

Quelle: finanzen.net (Fuchs Petrolub-Chart)

Sinkender Ölpreis wirkt unterstützend

Natürlich ist der Ölpreis für einen Produzenten von Schmierstoffen ein entscheidender Kostenfaktor. Und weil der Preis für das schwarze Gold zu Beginn des Jahres infolge des Wegfalls des Öllieferanten Russland geradezu explodiert ist, hatte dies auch gravierende Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Bedingungen und Kurs der Fuchs Petrolub-Aktie. Zur Erinnerung: Anfang März des Jahres 2022 kostete der Barrel Rohöl knapp 125 USD, aktuell (Stand: 02.12.22) nur noch rund 86 USD.

Quelle: finanzen.net (Ölpreisentwicklung (WTI))

Angesichts immer höherer Preise für Verbrauchsgüter und nach wie vor kaum sinkender Inflationszahlen ist dieser Umstand bislang allerdings noch längst nicht im Bewusstsein vieler Verbraucher und vor allem von Privatinvestoren angekommen. Da es sich bei der Inflationsrate um eine nachlaufende Kennzahl handelt wird es wohl auch noch einige Zeit dauern, bis diese Umstände für alle sichtbar werden.

Ein niedrigerer Ölpreis und damit sinkende Inflationsdaten werden selbstverständlich auch anderen Unternehmen helfen und mit einiger Sicherheit auch den Zentralbanken die Möglichkeit eröffnen, die Leitzinsen weniger stark steigen zu lassen. Der Performance der Fuchs Petrolub-Aktie hat diese Entwicklung jedenfalls zunächst einmal nicht geschadet.

Aktienrückkaufprogramm: Fuchs Petrolub betreibt Kurspflege 

Das Aktienrückkaufprogramm ließ sich der Konzern bereits im Mai auf der diesjährigen Hauptversammlung genehmigen. Seitdem machte das Management von dieser Möglichkeit fleißig Gebrauch. Im Zeitraum 14. bis 18. November kaufte Fuchs Petrolub knapp 54.300 Stammaktien und 26.200 Vorzugsaktien zurück. Seit dem Start des Programms am 27. Juni 2022 nahm das Unternehmen nun bereits über 1 Million Stammaktien und 853.100 Vorzugsaktien vom Markt. Insgesamt ist Fuchs Petrolub zu einem Rückkauf von jeweils bis zu 3 Millionen Stammaktien und 3 Millionen Vorzugsaktien berechtigt.

Einer der großen Trümpfe für Anteilseigner der Fuchs Petrolub-Aktie ist allerdings die konstant steigende Dividende. Für das Jahr 2022 dürfen die Aktionäre eine Ausschüttung von 1,05 EUR erwarten, was einer aktuellen Dividendenrendite von 3,66 % entspricht. Bemerkenswert ist auch die Prognose des Managements. Diese lautet: „Unsere globale Aufstellung und solide Finanzbasis sind unverändert robust, und Fuchs fokussiert sich weiterhin auf profitables Wachstum sowie die konsequente Umsetzung der Fuchs 2025-Strategie.“ 

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Auf gute Investments

Chefredakteurin Kerstin Franzisi | Der Privatinvestor

Ob kleine oder große Investoren, alle haben sie in diesen schwierigen Zeiten erfahren müssen, dass es mit den einst so erfolgreichen Wachstumswerten gar nicht mehr so reibungslos aufwärts geht. Auch die jüngste Kurserholung etwa an der NASDAQ kann darüber nicht hinwegtäuschen. Allerdings gibt es inzwischen auch bei kleineren Softwareanbietern – besonders bei jenen, die eine Nische besetzen – berechtigten Grund zu Optimismus: wie bei Atoss Software.

Atoss Software ist führender Anbieter im Hinblick auf Personalmanagement-Software in Europa. Damit hat das Unternehmen die perfekte Nische für sich gefunden und ist das Paradebeispiel eines exzellenten, inhabergeführten Hidden Champions. Atoss ist seit über 30 Jahren der Spezialist für Personalmanagement-Software. Nicht ohne Grund ist das Unternehmen in der DACH-Region in diesem Bereich die Nr. 1. Vielen größeren Softwarehäusern schien diese Sparte zu speziell zu sein. Sie haben diesen Bereich deshalb lange Zeit vernachlässigt.

Die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre spricht Bände. Mittlerweile präsentierte Atoss Software 16 Rekordjahre in Folge und auch der Jahresauftakt 2022 war beeindruckend.#

atoss-software-umsatz-und-gewinnentwicklung-von-2012-bis-2021-in-prozent

Kursentwicklung hinkt Geschäftsentwicklung hinterher

Während die Geschäftszahlen von Atoss Software wie von der Unternehmensführung kommuniziert von einem Rekord zum nächsten eilen, hinkt die Entwicklung des Aktienkurses dem deutlich hinterher. Auf Sicht von 12 Monaten müssen die Aktionäre einen (Buch-)Verlust von rund 32 % hinnehmen. Allerdings deutet der Chart an, dass sich etwa seit Anfang Oktober ein neuer Aufwärtstrend etabliert hat.

Die Diskrepanz zwischen der Entwicklung der wirtschaftlichen Zahlen und der Performance des Kurses könnte auch ein Indiz für eine starke Zurückhaltung der Börsianer in einem noch immer sehr schwierigen Marktumfeld sein. Das lässt wiederum auf ein recht hohes Nachholpotential schließen.

Atoss-Vorstand sehr zuversichtlich

Nach den erfreulichen Quartalszahlen ist der Vorstand nunmehr der Meinung, dass er seine zu Jahresbeginn angehobene Prognose für das Gesamtjahr 2022 von 110 Mio. EUR Gesamtumsatz und einer EBIT-Marge von über 25 % leicht zu übertreffen. Die zunehmende Cloud Fokussierung sowie eine verstärkte internationale Ausrichtung des Konzerns wird der Gesellschaft auch darüber hinaus langfristig nachhaltige Wachstumsperspektiven sichern. Dabei soll die EBIT-Marge bis 2025 auf 30 % ansteigen.

Der Anteil der wiederkehrenden Erlöse an den gesamten Umsatzerlösen – und damit das zentrale Schlüsselelement des künftigen Wachstums des Atoss Konzerns – erhöhte sich in der Folge weiter deutlich und beläuft sich nun auf insgesamt 58 % (Vorjahr 51 %). Die Umsätze mit Beratungsleistungen konnten auf 20,4 Mio. EUR (Vorjahr 18,0 Mio. EUR) ausgebaut werden.

Sollte sich die Erfolgsstory von Atoss Software im bisherigen Tempo fortsetzen, können auch Privatinvestoren relativ sicher sein, dass bald wieder schwarze Zahlen auf ihrem Kurszettel erscheinen.

Verkaufsgerüchte beeinflussen die Kursentwicklung

Zu achten ist dabei nicht zuletzt auf die Eigentümerperspektive.  Der Gründer Andreas Obereder führt das Unternehmen seit 1987. Als zu Beginn dieser Woche Gerüchte aufkamen, dass Obereder seine Unternehmensanteile verkaufen will, sprang der Kurs um über 12 Prozent nach oben. Allerdings konkretisierte sich dies nicht, der Kurs korrigierte wieder. Sollte es aus Altersgründen zu einem Verkauf oder Wechsel kommen, bleibt zu beobachten, an wen die Anteile übergehen.

In der Ausgabe 23/2022 unseres Börsenbriefs haben wir Atoss einer gründlichen Prüfung nach der Königsanalyse® unterzogen. Wenn Sie Ihr Depot mit Qualitätstiteln nach der wertorientierten Kapitalanlage erfolgreich pflegen wollen, empfehlen wir Ihnen eines unserer Abonnements. Als Vollabonnent oder Clubmitglied haben Sie Zugriff auf unser Archiv.

Auf gute Investments

Kerstin Franzisi

Chefredaktion | Der Privatinvestor

Als wertorientierte Investoren mögen wir grundsätzlich Unternehmen, die bei Zukäufen auf den Preis achten und ihre Expansionspläne nicht um jeden Preis durchdrücken. Noch besser gefallen uns Unternehmen, bei denen beides zutrifft: Preismacht und Preisdisziplin. Ein solches Unternehmen ist Essity (WKN: A2DS20). Der Hersteller von Haushalts- und Hygienepapieren sowie Inkontinenzprodukten erhöhte seine Preise im dritten Quartal um fast 15 %. Und dennoch wurden die neuen Preise der Essity-Produkte von den Verbrauchern anstandslos akzeptiert. Das Absatzvolumen stieg um 1,5 %.

Im kumulierten Neunmonatszeitraum setzte Essity Preissteigerungen von über 12 % durch. Der Absatz legte 4,1 % zu. Dass sich die Absatzentwicklung im jüngsten Quartal verlangsamt hat, könnte zwar darauf hindeuten, dass die Preissteigerungen allmählich an ihre Grenzen stoßen. Da es sich um Produkte des täglichen Bedarfs handelt, auf die wir alle kaum verzichten können, gehen wir aber davon aus, dass weitere moderate Anpassungen problemlos möglich sein werden. Essity-Chef Magnus Groth kündigte bereits weitere Preisanpassungen in den nächsten Monaten an. Die Insolvenz von Hakle spielt dem Konzern dabei zusätzlich in die Karten.

Essity war schon zuvor die Nr. 1 in Europa und den USA. Jetzt, wo ein weiterer Konkurrent wegfällt, ist das Unternehmen noch stärker. Damit nimmt auch die Preismacht weiter zu. Kommen wir zur Preisdisziplin. Im August und September schloss Essity zwei Akquisitionen ab. Der Konzern übernahm 100 % des australischen Unternehmens Modibodi und 80 % der kanadischen Firma Knix. Bei beiden handelt es sich um Hersteller von spezieller Menstruations- und Inkontinenzwäsche. Infolge der weltweiten demographischen Entwicklung sowie dem steigenden Umweltbewusstsein von Verbrauchern (weniger Wegwerfartikel) wächst dieses Segment stark.

In der letzten Ausgabe unseres Börsenbriefs haben wir Essity einer gründlichen Prüfung nach der Königsanalyse® unterzogen. Wenn Sie Ihr Depot mit Qualitätstiteln nach der wertorientierten Kapitalanlage erfolgreich pflegen wollen, empfehlen wir Ihnen eines unserer Abonnements. Falls Sie uns erst unverbindlich kennenlernen möchten, bieten wir Ihnen unseren kostenlosen Testbezug  über 4 Ausgaben hinweg an.

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Kerstin Franzisi

Chefredakteurin | Der Privatinvestor

Vor rund fünf Monaten kündigte Philip Morris (WKN: A0NDBJ) an, Swedish Match (WKN: A3CNFX) übernehmen zu wollen. Jetzt ist der Deal über die Bühne gegangen. Die EU-Wettbewerbskommission gab grünes Licht. Am 4. November entschieden die Swedish-Match-Aktionäre mehrheitlich, das Angebot anzunehmen. Auf Managementebene waren sich die beiden Tabakkonzerne schon seit Monaten einig. Swedish Match riet seinen Aktionären zu diesem Schritt und wurde nun bestätigt.

Swedish-Match-Investor Elliott steht hinter dem Deal

Der jetzige Übernahmepreis von 116 SEK je Aktie dürfte auch den aktivistischen Investor Elliott zufriedenstellen. Denn immerhin hat Philip Morris sein ursprüngliches Kaufgebot von 106 SEK je Aktie nun um fast 10 % erhöht. Damit geht der Plan von Elliott auf. Kurz nachdem Philip Morris sein erstes Übernahmegebot für Swedish Match abgab, ging Elliott eine Beteiligung von 5,5 % an Swedish Match ein und prompt forderte er daraufhin einen höheren Übernahmepreis.

Diese Strategie wenden Elliott und andere aktivistische Hedgefonds seit einigen Jahren immer wieder an, wenn sich größere Übernahmen anbahnen. Sie steigen mit einer Minderheitsbeteiligung in das Unternehmen, das übernommen werden soll, ein und verlangen anschließend eine Nachbesserung des Kaufangebots. Ihnen geht es lediglich darum, aus der Übernahme möglichst viel Kapital zu schlagen. Damit haben Elliott und Co. – wie jetzt auch – in den meisten Fällen Erfolg.

Im September erhöhte Elliott seine Beteiligung an Swedish Match auf 7,25 %. Das nun von 106 auf 116 SEK erhöhte Kaufangebot bringt Elliott Mehreinnahmen in Höhe rund 100 Mio. USD. Insgesamt erlöst er mit der Andienung seiner rund 110,6 Millionen Swedish-Match-Aktien an Philip Morris nun 10,2 Mrd. USD.

Philipp Morris steht für Innovationen im Tabakgeschäft

Während selbstverständlich alle Swedish-Match-Aktionäre von dem nachgebesserten Kaufpreis profitieren, wäre aus Perspektive der Philip-Morris-Aktionäre der ursprüngliche Preis besser gewesen. Immerhin zahlt der US-Konzern nun rund 15,2 Mrd. SEK bzw. 1,4 Mrd. USD mehr. Insgesamt bewertet Philip Morris Swedish Match nun mit 16,3 Mrd. USD. Dies entspricht etwa dem 9,5-fachen Jahresumsatz, den Swedish Match im letzten Jahr erwirtschaftete. Günstig sieht anders aus, aber wir halten den Preis noch gerade so für vertretbar.

Aus zwei Gründen halten wir die Akquisition für strategisch sehr sinnvoll. Erstens nimmt Philip Morris damit einen Konkurrenten vom Markt. Zweitens stärkt der Konzern seine schon jetzt gute Position im Wachstumssegment „rauchfreie Tabakalternativen“ noch einmal deutlich. Mit seinem Verdampfersystem IQOS konnte Philip Morris in Europa bereits voll durchstarten.

Dank Swedish Match wird das Unternehmen nun auch zu einem international dominanten Player für Kau- und Schnupftabak sowie Nikotin-Pouches. Letzteres ist die neueste Erfindung der Tabakindustrie. Es handelt sich dabei um teebeutelähnliche Täschchen, die mit Nikotin (oftmals aber sogar ohne Tabak) gefüllt sind, und die man sich unter die Oberlippe klemmt. Der dafür im Moment wichtigste Markt sind die USA. Genau dort ist Swedish Match mit derartigen Produkten – und damit künftig Philip Morris – die Nr. 1.

Ein internationaler Konzern mit Schlagkraft

Der Deal könnte auch die Wettbewerbssituation gegenüber dem bisherigen „Schwesterunternehmen“ Altria verändern. Einst unter einem gemeinsamen Dach, grenzten die beiden Konzerne ihre Märkte bislang klar voneinander ab. Während Altria bis jetzt exklusiv den US-Markt bediente, gehörte Philip Morris der Rest der Welt.

Wird Philip Morris künftig mit den Marken von Swedish Match selbst auf dem US-Markt auftreten?

Oder wird auch dies zu einem neuen Lizenzgeschäft für Altria?

Dies bleibt noch abzuwarten. Doch egal wie, Philip Morris ist das Tabakunternehmen, das sich aus unserer Sicht bisher am besten auf den Wandel in der Tabakindustrie (Stichwort „rauchfreier Tabak- und Nikotinkonsum) eingestellt hat. Der Kauf von Swedish Match ist in dieser Hinsicht ein weiterer Meilenstein.

Auf gute Investments

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Ihre Kerstin Franzisi
Chefredakteurin Der Privatinvestor

Sie interessiert, wie wir die Aktie von Philip Morris im Detail einschätzen?

Bereits vor Abschluss des Swedish-Match-Geschäfts, haben wir Philip Morris in unserem Börsenbrief Der Privatinvestor Ausgabe 43-2022 anhand unserer neuen Königsanalyse® überprüft. Wir haben sowohl die Qualität ermittelt als auch, ob die Aktie derzeit eine Kauf-, Halte- oder Verkaufsposition ist. Sie möchten unsere Analyseergebnisse einsehen? Testen Sie unseren Börsenbrief 4 Wochen lang gratis und unverbindlich.

Die Zeichen stehen eindeutig auf Rezession. Damit steckt auch der Einzelhandel tief in der Krise. In Deutschland etwa sank der GFK-Konsumklima-Index im September auf einen Wert von -36,9 Punkten. Der Index belegt damit nicht nur einen starken Einbruch im Einzelhandel – dies ist der schlechteste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 1991. Und dabei wird es sehr wahrscheinlich nicht bleiben. Für den Oktober prognostiziert GfK ein neues Rekordtief bei -42,5 Punkten.

Die Ursachen liegen auf der Hand. Wegen der hohen Inflation – aktuell 10,9 % – achten viele Menschen stärker auf die Preise. Sie überlegen genau, welche Anschaffungen wirklich nötig sind. Darüberhinausgehenden Konsum schrauben sie zurück. Zudem machen die gestiegenen Energiekosten dem stationären Einzelhandel erheblich zu schaffen.

Luxus bleibt von der Krise verschont

Es gibt allerdings ein Einzelhandelsunternehmen, bei dem von Krise jede Spur fehlt: LVMH. Der Luxusgüterkonzern veröffentlichte gerade seine Zahlen für das dritte Quartal. Das Unternehmen mit Marken wie Louis Vuitton, Moët & Chandon, Hennessy, Cartier usw. setzt sein Umsatzwachstum ungebremst fort. Die Erlöse stiegen im dritten Quartal um 27,4 %. Im zweiten Quartal waren es 27 % und im ersten Quartal 29 %. Das organische Umsatzwachstum liegt aktuell bei 19 %. In der größten Sparte Mode & Lederwaren wuchs der Umsatz organisch sogar um 22 %. Auch alle anderen Segmente legten zweistellig zu.

Noch etwas ist an den neuen Zahlen von LVMH interessant: Während das Geschäft in Asien sich weiter erholte und moderat zulegte, fiel das Wachstum in den USA und Europa besonders stark aus. Ausgerechnet Europa – wo die Energiekrise sich am stärksten auswirkt…

Dies verdeutlicht ein interessantes Phänomen: Luxus ist und bleibt auch in der Krise gefragt. Als absoluter Platzhirsch im Luxussegment profitiert LVMH davon. Das Kundensegment, das der Konzern mit seinen zahlreichen Marken in den Bereichen Mode, Accessoires, Lederwaren, Schmuck und Spirituosen anspricht, verfügt auch jetzt über eine ausreichend starke Kaufkraft. Es sieht zudem ganz danach aus, als will sich die Klientel von LVMH gerade jetzt etwas gönnen. Ganz nach dem Motto „wer hat, der hat“ oder vielleicht auch, um sich von der weltweit pessimistischen Marktstimmung abzulenken.

lvmh-umsatz-nach-segmenten-h1-2021

Operative Marge gesteigert

Auch für LVMH haben sich die Einkaufspreise (insbesondere von Rohstoffen) und damit die Produktionskosten erhöht. Bisher hat LVMH aber keinerlei Problem, die gestiegenen Kosten an seine Endkonsumenten weiterzugeben.

Deshalb konnte auch der Gewinn in der ersten Jahreshälfte kräftig wachsen. Der operative Gewinn legte um 33,4 % zu. Das Wachstum fiel hier sogar stärker aus als auf der Umsatzseite. Die operative Marge hat sich damit von zuvor bereits hohen 26,6 % (H1 2022) auf jetzt 27,9 % erhöht. LVMH gelingt es also, während die Weltwirtschaft in eine Krise schlittert, seine Margen zu steigern. Einen besseren Beleg für die erstklassige Qualität dieses Unternehmens gibt es nicht.

Aktie für Langfristinvestoren

Mit LVMH im Portfolio können Sie der aktuellen Krise trotzen. Auf Jahressicht hat die Aktie zwar auch leicht nachgeben. Mit derzeit -5,9 % hat sie sich aber deutlich stabiler entwickelt, als viele andere Aktien – selbst die Tech-Werte.

Wir lieben krisenresistente Geschäftsmodelle wie das von LVMH. In unserem Langfristdepot ist die Aktie deshalb seit rund zwei Wochen eine Position. Bereits jetzt ist die Aktie leicht im Plus (+3,6 %). Auch im Max Otte Multiple Opportunities Fund ist LVMH im Moment unter den zehn größten Positionen.[1]

Insbesondere freuen wir uns auch auf die künftigen Dividendenzahlungen, die wir bei LVMH erhalten werden. Schon in weniger als zwei Monaten erfolgt die nächste Ausschüttung. Am 5.12. zahlt der Konzern eine Zwischendividende für das Geschäftsjahr 2022 in Höhe von 5,00 EUR je Aktie aus. Die Schlussdividende wird dann im April 2023 fällig. Nach jetzigem Stand bietet LVMH auf das Gesamtjahr hochgerechnet eine Dividendenrendite von 2 %. Das ist überschaubar. Da der Konzern die Dividende aber regelmäßig steigert, wird es dabei nicht bleiben. Bei langfristigem Engagement steigt die Dividendenrendite auf Ihren Einstiegskurs von Jahr zu Jahr. Insgesamt stufen wir LVMH als Investment ein, bei dem sich ein langfristiges Engagement auszahlen sollte.

Auf gute Investments

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Kerstin Franzisi


[1] Gem. Factsheet per 30.09.2022