Corona verschärft Risiken von Geschlossenen Fonds

Geschlossene Fonds sind für Privatanleger schon immer mit erheblichen Risiken behaftet. Totalverluste sind keine Seltenheit. Eine Einlagensicherung, wie sie bei Offenen Investmentfonds existiert, gibt es nicht. Corona hat die Risiken Geschlossener Fonds nochmals verschärft. Gerade für Flugzeug- oder Hotelfonds ist die Gefahr einer Insolvenz derzeit hoch.

Ein Fonds, der es infolge von Corona nicht geschafft hat, ist der Flugzeugfonds II der Offenbacher Fondsgesellschaft Doric.

Im Februar stellte die Gesellschaft für diesen Fonds einen Insolvenzantrag. Das Fondsvermögen besteht aus einem Airbus A330, der seit Fondsauflage im Jahr 2007 von der Fluggesellschaft Air Mauritius geleast war. Seit April 2020 befindet sich die Air Mauritius in einem Restrukturierungsprogramm und hat seitdem keine Leasingraten mehr bezahlt. Die Liquidität des Fonds reicht wohl nicht mehr aus, den Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten. Ungewiss ist, wieviel die Investoren von ihren ursprünglich eingezahlten 32,8 Mio. EUR wiedersehen.

Neben allgemeinen Risiken einer Geldanlage wie Währungs- oder Renditerisiken aufgrund eines schwachen wirtschaftlichen Umfelds weisen Geschlossene Fonds besondere Gefahren auf.

Risiko Nr. 1: zu geringe bis gar keine Streuung

Geschlossene Fonds investieren oft nur in ein einziges Projekt wie einen Hotelkomplex, ein Containerschiff oder ein Linienflugzeug. Wenn diese Investitionen, aus welchen Gründen auch immer, schief gehen, haben Anleger das Nachsehen. Da während der Pandemie der Tourismus stark gelitten hat, gab und gibt es vor allem bei Hotel- und Flugzeug-Fonds viele Verlierer.

Offene Fonds streuen das Kapital ihrer Anleger möglichst breit. Entwickelt sich ein Titel einmal nicht wie erwartet, ist dadurch nicht gleich der gesamte Fonds gefährdet. Bei den meistens Fonds dürften es zwischen 50 und 70 Positionen sein. Es gibt Fonds, die halten sogar noch mehr Positionen.

Achtung: Zu viel Streuung kann hinsichtlich Performance auch kontraproduktiv sein (hierzu mehr im Abschnitt „Diversifikation“), alles auf eine Karte zu setzen bedeutet jedoch in jedem Fall ein viel zu hohes Risiko. Wie fatal dies enden kann, zeigt das obige Beispiel des Flugzeugfonds II.

Exkurs: Diversifikation

Streuung ist beim Investieren absolut sinnvoll. Diversifikation hat aber auch Grenzen, zumindest bringt es Ihnen ab einer gewissen Titelanzahl nicht mehr viel zusätzliche Risikostreuung, wenn sie noch weitere Titel aufnehmen.

Je mehr Positionen sich im Portfolio befinden, desto geringer ist jede einzelne Position gewichtet. Wunderbar denken Sie vielleicht, das reduziert dann ja auch mein Risiko, dass sich diese Position bei einer unerwünschten Kurskorrektur negativ auf die Gesamtperformance auswirkt. Das stimmt. Der Haken ist jedoch: ist eine Position derart geringe gewichtet, dass sie quasi keinen markanten Einfluss mehr auf die Gesamtperformance ausüben kann, gilt dies auch für die umgekehrte Richtung: wenn der Kurs steigt und sich die Position positiv entwickelt.

Wir von Der Privatinvestor sprechen uns für einen gesunden Mittelweg aus. Eine Streuung auf 25-30 Titel halten wir bei Fonds und auch bei selbst zusammengestellten Portfolios für sinnvoll. Eine Titelanzahl die weit darüber hinaus geht erachten wir als zu viel. Dabei macht es natürlich einen Unterschied wie sie streuen und welche Kriterien Sie dabei beachten. Wenn Sie 25 Titel derselben Branche auswählen ist das nicht dasselbe als wenn Sie sich für Titel unterschiedlicher Branchen und Geschäftsmodelle entscheiden. Der Streuungsgrad ist bei letzterem deutlich höher. Dies ist der Ansatz, den die Publikumsfonds nach der Strategie von Prof. Dr. Max Otte umsetzen.

Risiko Nr. 2: hohe Kosten, wenig Transparenz

Die Kosten von Geschlossenen Fonds werden vom Anbieter in der Regel erst am Ende eines Geschäftsjahres publik gemacht und in Rechnung gestellt. Dabei ist einem eventuellen Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Investoren müssen sich voll und ganz auf den Anbieter verlassen können. Den meisten Anlegern jedenfalls dürfte es schwer fallen einzuschätzen, wie hoch beispielsweise die Wartungskosten oder Standgebühren eines Flugzeuges oder Containerschiffs anfallen.

Risiko Nr. 3: Sie binden Ihr Kapital auf sehr lange Zeit

Anleger von Geschlossenen Fonds binden sich und ihr Kapital extrem lang. Manchmal zwischen 10 und 20 Jahre. Ein etwaiger Ausstieg ist nahezu ausgeschlossen, da die Fondsgesellschaft die Anteile nicht jederzeit zurücknimmt.

Eine Möglichkeit, sich von einem Geschlossenen Fonds vorzeitig zu trennen ist der Zweitmarkt. In der Regel ist dies aber nur mit hohen Verlusten möglich. Probleme für Anleger wie bei dem Flugzeugfonds II sind derzeit keine Seltenheit. Auch viele Hotel-Fonds sind während der Pandemie wegen des ausbleibenden Tourismus unter Druck geraten. Infolge dessen versuchen zahlreiche Investoren ihre Anteile zu niedrigen Preisen auf dem Sekundär- oder Zweitmarkt los zu werden.

Risiko Nr. 4: Platzierungsrisiko

Bei jedem Geschlossenen Fonds gibt es eine sogenannte Kapitalbeschaffungs- oder Platzierungsphase. In dieser sammelt die emittierende Gesellschaft Kapital von Investoren, das zur Finanzierung des Projekts benötigt wird. Gelingt ihr das nicht oder nur unvollständig, kommt das Vorhaben nicht zustande. Nachteil: Die Anleger, die schon Kapital bereitgestellt haben, bekommen nur einen Teil ihres Geldes zurück. Die Kosten des Vorgangs, auch die der Rückabwicklung, werden ihnen in Rechnung gestellt.

Unser Fazit: Lassen Sie von Geschlossenen Fonds die Finger

Auch wenn sich Geschlossene Fonds von Offenen Fonds vom Namen nach kaum unterscheiden, können sie im Hinblick auf Chancen und Risiken unterschiedlicher nicht sein.

Schon im Jahr 2015 hat die Stiftung Warentest mehr als 1.100 Geschlossene Fonds unter die Lupe genommen. Ergebnis: 69 % aller derartigen Investments bescherten ihren Anlegern Verluste. Gerade einmal 6 % konnten ihr Renditeversprechen einhalten.

Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.

Auf gute Investments!

Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

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