Ein sehr geschätzter Abonnent unseres ? Börsenbriefes antwortete mir gestern auf meinen Beitrag vom vergangenen Dienstag zum Thema Biontech:
„Der ‚Goldgrube-Impfstoff‘ hat einen entscheidenden Nachteil. Er muss bei weniger als –70° Celsius gelagert werden. Eine Bevorratung in Hausarztpraxen ist so unmöglich. Angedacht sind rund 60 Impfzentren in ganz Deutschland, sodass die Menschen zum Impfstoff transportiert werden müssen und der Impfstoff nicht zum Menschen kommt. Das ist ein wahnsinniger logistischer Aufwand, insbesondere wenn man an Senioren oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen denkt. Kann man so viele Menschen in möglichst kurzer Zeit impfen? Kommt ein weiterer Impfstoff auf den Markt, der weit weniger Aufwand benötigt, dann ist das mit der ‚Goldgrube‘ vorbei.“
Ein sehr guter Einwand!
Unser Abonnent hat vollkommen recht. In seiner aktuellen Zusammensetzung muss der Impfstoff von Biontech bei ungefähr –75° Celsius gelagert und transportiert werden, wodurch auch die Lieferung in Entwicklungsländer ohne robuste logistische Infrastruktur erschwert wird. Die überwiegende Mehrheit der verfügbaren Dosen des nächsten Jahres wurden jedoch bereits von den USA, der EU und Japan gekauft. Hier ist die Logistik belastbarer, steht aber dennoch vor Hindernissen.
Sobald er in den Kliniken ankommt, wird der Impfstoff bis zu 5 Tage lang haltbar sein. Pfizer gab bekannt, dass es ein Netzwerk bereits bestehender Vertriebszentren in den USA nutzen werde. Der Impfstoff werde direkt an Krankenhäuser und Arztpraxen in sogenannten „Thermal Shippers“, isolierten Versandkartons, die jeweils zwischen 200 und 1.000 Dosen tragen können, verschickt. Die Temperatur und der Standort werden dabei permanent per GPS überwacht.
Wird jetzt alles wieder gut?
Nein.
Natürlich atmen jetzt viele Menschen angesichts der guten Nachrichten von der pharmazeutischen Front auf. Auch die Börsen wollen nach oben. Aktienkurse springen.
Doch lassen Sie sich davon bitte nicht allzu sehr anstecken, werte Leser. Auch SARS-CoV-2 wird nicht gänzlich verschwinden. Wie viele andere Viren auch wird er bleiben und wir müssen uns irgendwie mit ihm arrangieren.
Die emotionale Achterbahnfahrt der Medien machen Sie besser nicht mit!
Denken Sie daran: Wer Erfolg an der Börse haben will, muss lernen, relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden. Die allgegenwärtige Informationsflut macht nämlich auch vor den Finanzmedien nicht halt. Das Problem dabei ist, dass zahllose Zeitschriften und Blogs ständig eine Unzahl von Kaufempfehlungen und Hypes aus dem Boden stampfen. Sie können fast nicht anders und müssen andauernd etwas veröffentlichen, um relevant zu bleiben. Doch dabei kommen natürlich auch eine Menge nutzloser Ratschläge zustande. Wenn Sie langfristig erfolgreich sein möchten, sollten Sie besser selbst denken.
Angesichts der positiven Meldungen aus Mainz ist es heute natürlich verständlich, dass Fluggesellschaften, Reisebüros und Hotels sowie Shopping-Malls aufatmen und wieder besseren Zeiten entgegensehen. Es ist nachvollziehbar, dass die Anleger entsprechende Aktien wieder nachfragen. Die Hoffnung ist zurück.
Aber schichten Sie nun bitte nicht wild um! Kurzfristig orientierte Trader sind darauf konditioniert und gut trainiert, zwischen Branchen und Aktien hin- und herzuwechseln.
Wir Value-Investoren verzichten hingegen auf solche Stunts. Wir setzen auf Qualitätsaktien mit verständlichem Geschäftsmodell, relevanten Produkten, einer herausragenden Position am Markt, steigenden Cashflows und einer soliden Bilanz.
Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.
Auf gute Investments!
Prof. Dr. Max Otte