Vor der Rendite hat der liebe Gott den flinken Bleistift gesetzt. Und die Prognose des Cashflows ist eines der Herzstücke der fundamentalen Unternehmensanalyse.
Möchten Sie wissen, wie die Berechnung funktioniert?
Bevor wir beginnen, sollten wir zuerst definieren, was der Cashflow, auf Deutsch der „Kapitalfluss“, überhaupt ist.
Der Free Cashflow (FCF) ist der Betrag an Bargeld, der übrig bleibt, nachdem ein Unternehmen seine Rechnungen bezahlt hat, um das Tagesgeschäft am Laufen zu halten.
Diese Rechnungen umfassen Löhne und Gehälter des Personals, Versorgungsleistungen, Lieferungen und alle anderen Betriebsausgaben. Im Allgemeinen ist ein Unternehmen desto besser dran, je mehr Free Cashflow generiert wird. Das macht Sinn, denn es bedeutet, dass das Unternehmen mehr Geld verdient, als es zum Betrieb benötigt, dass sich also seine Produkte auf dem Markt gut verkaufen und das Unternehmen seine Kosten unter Kontrolle hat.
Nun zu Schritt Nummer 1:
Besorgen Sie sich die Kapitalflussrechnung des Unternehmens!
Für börsennotierte Unternehmen können Sie die Kapitalflussrechnung kostenlos von Websites wie Google Finance oder Yahoo Finance erhalten, oder aber von der Website des Unternehmens selbst. Schauen Sie einfach mal auf die Seite „Investor Relations“. Hier werden Dokumente für Investoren, wie Jahresberichte und Jahresabschlüsse, veröffentlicht.
Die Kapitalflussrechnung enthält viele Informationen, aber die Teile, die bei der Berechnung des FCF besonders wichtig sind, hören auf diese englischen Namen:
Cash from Operating Activities
Capital Expenditures
Schritt 2:
Berechnen Sie den Free Cashflow!
Die Formel lautet:
FCF = (Cash from Operating Activities) – (Capital Expenditures)
Auf den ersten Blick recht einfach, doch wenn Sie den FCF zur Berechnung des inneren Wertes einer Aktie verwenden möchten, dürfen Sie sich nicht nur auf das letzte Geschäftsjahr verlassen. Stattdessen müssen Sie die Konsistenz über mehrere Jahre hinweg betrachten, um sicherzustellen, dass das letzte Jahr kein Zufall oder etwas Außergewöhnliches war.
Schritt 3 lautet daher:
Achten Sie auf Konsistenz beim Free Cashflow!
Um ein langfristig zuverlässiges Bild zu erhalten, ist es die Mühe wert, Daten aus 10 Jahren zu recherchieren. Die Zahlen erhalten Sie auf den „Investor Relations“-Seiten des zu analysierenden Unternehmens.
Apropos: An diesem Punkt erkennen Sie bereits erste Anzeichen für die Qualität des Managements. Gute Vorstände und Manager kommunizieren transparent und verständlich. Sie scheuen sich nicht, die Daten langer Zeiträume leicht auffindbar zu präsentieren.
Die Berechnung des prozentualen Anstiegs im Vergleich zum Vorjahr ermöglicht es Ihnen, das zukünftige FCF-Wachstum zu prognostizieren. Die Formel lautet:
Prozentualer Anstieg = ( FCF1 – FCF0) / FCF0 * 100
FCF0 ist hier das Basisjahr, FCF1 das Folgejahr.
Diese Berechnung führen Sie für mindestens 10 aufeinanderfolgende Jahre durch. Stieg der FCF durchweg an, ist dies ein großartiges Zeichen. Ein solches Ergebnis bedeutet, dass es dem Unternehmen nicht nur gelungen ist, einen konstant positiven Free Cashflow zu generieren, sondern dass es auch in der Lage war, den erwirtschafteten FCF-Betrag Jahr für Jahr zu erhöhen.
Schritt 4:
Überprüfen Sie die aktuelle Leistung!
Zur Abrundung dieses Teils der Analyse sollten Sie sich auch ansehen, wie das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr abschneidet, um sicherzustellen, dass sich die positive Entwicklung auch fortsetzen kann. Dazu benötigen Sie die aktuellen Quartalszahlen zum Cashflow.
Schritt 5:
Ist die Fortentwicklung des Free Cashflows realistisch?
Stellen Sie sich abschließend die folgenden Fragen:
Sind nach dem, was Sie über das Unternehmen nun herausgefunden haben, Ihre Annahmen überhaupt realistisch?
Wie wahrscheinlich ist es, dass das Unternehmen diese Höhe von Free Cashflow weiterhin erzielen kann?
Der beste Weg, diese Fragen zu beantworten, ist ein Blick in den Jahresbericht des Unternehmens. Suchen Sie nach einer Beschreibung des Geschäftsmodells und des Produktportfolios sowie nach einer Akquise-Strategie.
Gibt es neue Konkurrenten, die in den Markt eintreten und einen Anteil an den zukünftigen Gewinnen haben werden?
Ist mit einem Anstieg der Rohstoff- oder Arbeitskosten zu rechnen?
Verfügt das Unternehmen über eine stabile Managementstruktur?
Hat das Management-Team eine lange Amtszeit hinter sich, und sind die bisherigen Pläne erfolgreich gewesen?
Die Eigenkapitalrendite dient oft als Messgröße für die Effektivität des Managements. Auch die Höhe der Schulden ist relevant.
Hat das Unternehmen neben dem wachsenden Free Cashflow eine starke Bilanz und eine stabile Managementstruktur könnte die Annahme richtig sein, dass das Unternehmen auch zukünftig in der Lage sein wird, seine Leistungen der Vorjahre zu wiederholen.
Doch seien Sie vorsichtig!
Vergangene Leistungen sind kein Indikator für zukünftige Leistungen. Tatsächlich ist es nicht ratsam, langfristig Wachstumsraten von 10 Prozent oder mehr vorherzusagen. Höhere Werte sind äußerst selten.
Das liegt in der Natur der Sache: Wenn ein Unternehmen sehr groß wird, wird seine Wachstumsrate sinken, da die schiere Größe des Unternehmens es wesentlich erschwert, hohe Wachstumsraten zu erzielen. Aus diesen Gründen sollte die langfristige FCF-Wachstumsrate fast immer unter 10 Prozent liegen. Ein immer noch sehr stolzer Wert.