DeLonghi: Von Mr. Market derzeit unterschätzt?

Wir hatten vor einigen Wochen bereits eine Überprüfung des Kaffee- und Espressomaschinenherstellers De’Longhi (WKN: 694642) angekündigt. Als wir das Unternehmen im Herbst 2021 erstmals in unserer damaligen Jahresausgabe vorstellten, lautete die Überschrift unserer Analyse: „Die weltweite Nr. 1 bei Kaffeemaschinen“. Trotz Konkurrenz, etwa durch die Anbieter JURA und Krups, konnte das italienische Unternehmen seine führende Position im B2C-Segment verteidigen.

Im Geschäftsjahr 2022 ging der Umsatz zwar leicht um 2 % zurück und im Bericht zum ersten Quartal 2023 steht ein Erlösrückgang von 7,7 %, dies ist aber eine Entwicklung, von der die gesamte Branche betroffen ist. Der coronabedingte Nachfrage-Boom in den zwei Jahren davor ist mittlerweile abgeflacht. Weil Cafés, Bars und Restaurants wieder geöffnet haben und weil sich viele Haushalte eben gerade erst in den letzten zwei Jahren eine neue Espresso- oder Kaffeemaschine zugelegt haben, hat sich der Absatz einfach nur wieder normalisiert.

Entscheidend für uns ist, dass der Umsatz 2022 in Höhe von 3,16 Mrd. EUR gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 deutlich im Plus steht – nämlich um 50 %. Auch das Nettoergebnis von 177,4 Mio. EUR, das im Vorjahresvergleich ein Minus von fast 44 % aufweist, übertrifft den Gewinn 2019 um 10,2 %. Dieses Wachstum stellt uns absolut zufrieden. „Mr. Market“ sieht das im Moment offensichtlich anders. Die Aktie gab in den letzten zwölf Monaten um rund 14 % nach. Damit straft die Börse das Unternehmen aus unserer Sicht ungerechtfertigt ab.



Verlässliches Management und starke Bilanz

Die Gesamtqualität ist bei De’Longhi solide. Hierfür haben wir die Kriterien Geschäftsmodell, Management sowie Bilanzqualität und Kapitalmanagement geprüft.

Beim Geschäftsmodell überzeugt DeLonghi nicht. Eine Kaffee- oder Espressomaschine schafft man sich nicht jedes Jahr an. Gewisses Zubehör (z. B. Kalkfilter für den Wassertank) muss zwar regelmäßig gekauft werden, doch gibt De’Longhi nicht an, welchen Anteil diese wiederkehrenden Einnahmen am Gesamtumsatz haben. Da De’Longhi aber kein Kapsel-Business wie Nespresso hat, sondern vor allem auf Siebträgermaschinen und Kaffeevollautomaten setzt, die mit Bohnen befüllt werden, halten auch wir das „Abo“-Geschäft bei De’Longhi für vernachlässigbar. Zwar hat DeLonghi eine führende Marktposition, doch keinen klaren Vorsprung zum Wettbewerb.

Was De’Longhi an Punkten bei seinem Geschäftsmodell einbüßt, macht das Unternehmen beim Management wieder wett. Wir haben es mit einem börsennotierten Familienunternehmen zu tun. Die Gründerfamilie De’Longhi hält bis heute die Zügel fest in der Hand. Dies zum einen als Mehrheitsaktionär – die Familie hält indirekt über ihre Beteiligungsholding rund 70 % der Firmenanteile. Zudem dominiert sie das Management. Im Executive Board sind gleich drei Familienmitglieder aktiv. Neben dem CEO Fabio De’Longhi noch Guiseppe De’Longhi und Silvia De’Longhi. Mehr Eigentümerperspektive geht nicht.

Auch in Sachen Bilanz schneidet De’Longhi exzellent ab. Das Unternehmen weist seit 2015 ununterbrochen eine Nettoliquidität auf. Per Ende des Geschäftsjahres 2022 stand diese bei 174 Mio. EUR. In den aktuellen Zwölf-Monatszahlen, die den Zeitraum Q2/2022 bis Q1/2023 umfassen, stieg sie wieder auf 317 Mio. EUR an. Das sind rund 10 % des Jahresumsatzes. Gleiches gilt entsprechend auch für unser Kriterium Nettoschulden zu operativem Cashflow. Nicht zuletzt kommen die Aktionäre in den Genuss einer stabilen Dividende.

Lohnt sich aktuell ein Einstieg bei DeLonghi?

DeLonghi ist Teil unserer Unternehmensdatenbank, die exklusiv für Mitglieder und Clubmitglieder zur Verfügung steht. In der Ausgabe 21/2023 vom 26.05.2023 finden Sie eine ausführliche Analyse mit dem aktuellen Bewertungsniveau und dem Inneren Wert der Aktie. Wenn Sie unseren Börsenbrief unverbindlich kennenlernen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren vierwöchigen Testbezug.

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Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

Titelbild: 8th.creator / shutterstock.com


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