Linde: Wirklich besser als die Nummer 2?

Linde (WKN: A2DSYC) ist nicht mehr im DAX gelistet. In Zukunft will der Industriekonzern seine Aktie nur noch am New York Stock Exchange notieren. Das ist folgerichtig: Bereits 2018 hatte Linde seinen Firmensitz in das irische Dublin verlegt. Nun löst sich der deutsche Traditionskonzern vollständig vom Standort Deutschland. Ist Linde also jetzt ein attraktives Investment? Wir setzen in unserem Langfristdepot schon lange auf den Wettbewerber Air Liquide (WKN: 850133). Er ist in der Branche technischer Gase die weltweite Nummer 2 – nach Linde. Lesen weiter, um einen direkten Vergleich zu sehen.

Linde & Air Liquide: Gleichstarke Bilanzqualität

Wir werden gefragt, ob das Unternehmen eine Alternative zu unserem Datenbanktitel ist. Oder, warum wir uns überhaupt für die Nr. 2 anstatt die Nr. 1 der Industriegase-Branche entschieden haben. Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Wettbewerber beim operativen Geschäft sowie der Bilanzqualität kaum.

Während Linde im Zeitraum 01.10.2021 bis 30.09.2022 einen Umsatz in Höhe von umgerechnet 31,1 Mrd. EUR generierte, waren es bei Air Liquide im gleichen Zeitraum 29,1 Mrd. EUR. Der Abstand ist somit marginal. Auch in Sachen Wachstum, Margen und Eigenkapitalquote liegen beide Unternehmen nahe beieinander. Beim Verhältnis der Nettoschulden zum operativen Cashflow schneidet Linde im Moment sogar ein bisschen besser ab.

Dennoch haben wir einen triftigen Grund, warum wir Air Liquide gegenüber Linde bevorzugen: Es liegt am Management.

Beim Management fehlt es an Vertrauen

Bei Linde müssen wir leider die Kommunikation mit den Aktionären in Frage stellen. Damit haben wir auch Zweifel an der Eigentümerperspektive des Managements. Schon bei der Fusion von Linde mit Praxair missfiel uns die Kommunikation. Die ganze Art und Weise, wie der damalige Aufsichtsratsvorsitzende von Linde, Wolfang Reitzle, den Deal trotz starken Widerstands in den eigenen Reihen durchpaukte, war skandalös.

Verkauft wurde uns der Zusammenschluss dann auch noch als „Fusion unter Gleichen“. In Wahrheit handelte es sich aber um eine Übernahme durch den US-Wettbewerber. Von Linde ist heute nur noch der Name geblieben. Das neue Management wurde von Anfang an überwiegend durch Praxair-Personal besetzt. Führungsstil und Unternehmenskultur sind heute ebenfalls typisch amerikanisch.

Auch jetzt gerade wieder kommuniziert Linde aus unserer Sicht nicht offen und ehrlich. Vor wenigen Tagen machte in den Medien die Runde, dass Linde sein Doppel-Listing beenden und sich von einer Quotierung an der Deutschen Börse zurückziehen wird. Damit verlässt das einstige Vorzeigeunternehmen der deutschen Industrie nun auch den DAX.

So stark wir das operative Geschäft von Linde finden, die Art und Weise wie das Management kommuniziert, hinterlässt bei uns schon wieder einen faden Beigeschmack. In unserer Königsanalyse schneidet Linde insgesamt bei den Managementkriterien schlechter ab. Damit ist und bleibt Air Liquide für uns die erste Wahl.

In unserer Unternehmensdatenbank finden Sie neben Air Liquide noch viele weitere spannende Titel. Die Entwicklung können Sie in unseren drei Musterdepots (Wachstums-, Dividenden- und Langfristdepots) sowie dem wöchentlichen Börsenbrief nachvollziehen.

In diesem Sinne: Auf gute Investments!

5 Kommentare
  1. Controller
    Controller sagte:

    Guten Tag! Bin ein begeisterter Leser ihres Newsletters. Danke für diesen interessanten Beitrag, jedoch für mich als Österreicher wird Linde erst mit US-ISDN interessant. Zahle so nur “27,5%” Dividendensteuer anstatt die 35,.. Steuer in D. Eine Rückforderung ist mir zu aufwändig. Und zweitens hatte ich in den letzten 20 Jahren kein Glück mit D Aktien aber einen Supererfolg mit US Titeln. EON ist bei mir mit minus 35% im Depot seit über 15 Jahren!. Bei Adlergroup bin ich voll eingefahren.. Ein Gaunermanagement bis zum geht nicht mehr. Die deutsche Finanzaufsicht war nicht aktiv. Einzige Ausnahme ist bei mir die Deutsche Telekom Aktie. Bin mit 8 Euro beim absoluten Tief eingestiegen. War halt Glück.. Auch BionTech ist negativ. Aber das wird schon. Nachteil bei BionTech ist, dass als ADR-US Titel ausgegeben wurde. Ich zahle 65% Dividendensteuer! Ein Witz. Linde wäre für mich nur als reiner US Titel mit US Managern interessant und keinesfalls als ADR Titel.
    In Europa gibt es keine Aktienkultur. Auch nicht in Asien. Natürlich auch nicht in Österreich. Die USA hat die beste Aktienkultur. US Manager haben diese Kultur in sich aufgesogen. Ich fremschäme mich für die beiden österreichischen zwei Topmanager von Wirecard. Da bin ich nie eingestiegen.
    Die Aktienzukunft sehe ich am besten in den USA. Nicht umsonst sagt Warren Buffet: Never bet against America Beste Grüsse.
    Ich selbst habe Betriebswirtschaft studiert und bin seit ca 20 Jahren ein begeisterter Aktienfan.

    Antworten
    • Controller
      Controller sagte:

      Ergänzung von Controller. Linde notiert als IE. Das heisst in Irland. Die Quellensteuer auf Dividenden bei Aktien in Irland für Österreicher beträgt 0% lt ChatGPT. Wenn schon jetz US Manager das sagen haben, dann ist Linde für mich ein weit interessanter Wert als Airliquide. Ich als Österreicher zahle 37,5% Kest inkl zu hoher Quellensteuer für Sanofi seit “ewig”. Das über 15 Jahre. Müsste ich eigentlich verkaufen. Die 10 % zurück holen hat keinen Sinn. Aber auf deutsche Aktien ist die Steuer für deutsche Anleger sicher fairer. Soviel ich weiss auch 27,5%. Auf Veräußerungsgewinne und Dividenden. Österreich hat das leider nachgemacht. Für mich ist die steuerlichliche Sicht sehr wichtig bei Dividendentitel.

      Antworten
  2. Wolfgang Dubiel
    Wolfgang Dubiel sagte:

    Hallo Frau Franzisi, ich möchte anmerken, dass ein Investment in AIR LIQUIDE einen, für die Dividendenrendite entscheidenden Nachteil hat, der leider in der Diskussion häufige nicht angesprochen wird. Es handelt sich um die Quellensteuer, die in Frankreich bei 30 Prozent liegt und in deutschen Depots einbehalten wird. Davon werden aber nur noch 12,8 und nicht mehr 15 Prozent auf die deutsche Abgeltungsteuer von 25 Prozent angerechnet. Anleger müssen 17,2 Prozent aus Frankreich zurückholen. Ein zeit- und arbeitsaufwendiges Unterfangen. Diesen ertragreduizierenden Aufwand hat man bei einem Investment in LINDE nicht zu vollziehen.

    Antworten
    • Kerstin Franzisi
      Kerstin Franzisi sagte:

      Sehr geehrter Herr Dubiel,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Die Quellensteuer bei französischen Titeln ist in der Tat lästig. Im Fokus unserer Strategie steht jedoch immer zu allererst die Gesamtqualität des Geschäftsmodells und die Qualität des Managements. Wie ich in meinem Beitrag erläuterte ist das Geschäftsmodell von Linde und Air Liquide gleichwertig. In Sachen Management geht für uns jedoch der Punkt eindeutig an Air Liquide.

      Mit freundlichen Grüssen,

      Kerstin Franzisi

      Chefredakteurin Der Privatinvestor

      Antworten
  3. steve
    steve sagte:

    Guten Tag, danke für den Appetithappen bzw. Ihre Meinung zu Linde und AL.
    Ich setze ebenfalls auf AL, auch dank Ihrer Analyse vor einigen Jahren.

    AL hat ja ein tolles Shareholder -Programm mit extra Bonus-Dividende für langjährige Aktionäre etc. Auch schreibt der CEO “persönlich” noch einen “Papier-Brief” an sie. Muss nicht sein, zeigt aber Wertschätzung. Man hat fühlt sich wirklich als Teilhaber und es schafft Vertrauen. Sowas gibt’s selten.
    Einziger Nachteil ist die Quellensteuer in Frankreich, man kann sich aber vorab befreien lassen mit ein wenig Aufwand.

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert