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Gesundheitsbewusstsein liegt bei den Industrienationen weiter im Trend. Diese Entwicklung bekommt auch die Tabakbranche zu spüren. Die Aktien der großen Zigarettenkonzerne unterlagen in den letzten Jahren starken Schwankungen. Dennoch ist die Branche krisenresistenter als viele andere. Das Geschäftsmodell ist an sich nicht zyklisch und kann sogar von Krisen profitieren, denn geraucht (und getrunken) wird immer. Die Kapitalintensität ist sehr gering – lediglich die Ausgaben für Investitionen in die Zukunft durch Übernahmen oder die Sicherung von Anteilen an anderen Unternehmen erfordern Geld.

Ein Unternehmen sticht dabei in Sachen Anlegerattraktivität besonders heraus: der US-Tabakkonzern Altria. Als Inhaber der wertvollsten Zigarettenmarke der Welt ist das Unternehmen in den USA unangefochtener Marktführer für Tabakwaren. Trotz der immer stärker werdenden Antiraucher-Kampagnen kennt die Erfolgsgeschichte von Altria bis heute keine Unterbrechung. Daran konnten auch die Aktionäre stets teilhaben – Altria gilt als die erfolgreichste Aktie des vergangenen Jahrhunderts.

Der politische Gegenwind ist zwar hoch, dennoch ist auf absehbare Zeit nicht davon auszugehen, dass das Geschäftsmodell obsolet wird. In den USA wurde die Tabakwerbung bereits in den 1970ern verboten, in den 1980ern das Rauchen in Flugzeugen und öffentlichen Gebäuden. Dennoch haben Altria und die anderen Tabakfirmen weiter Bestand und verdienen so viel Geld wie noch nie.

Der Konzern mit der wertvollsten Tabakmarke der Welt

Die Marke Marlboro ist bis heute die wertvollste Tabakmarke der Welt. Laut einer aktuellen Studie von Statista wurde ihr Marktwert auf über 35 Mrd. USD geschätzt. Auf Platz 2 steht Pall Mall aus dem Hause British American Tobacco (BAT). Der Vorsprung von Marlboro ist aber haushoch. Der Marktwert von Pall Mall wird nur auf rund 7 Mrd. USD geschätzt – das ist gerade mal ein Fünftel davon.

Während Altria das US-Geschäft mit den Glimmstängeln in der bekannten rot-weißen Verpackung abwickelt, wird das internationale Geschäft von Philipp Morris International (PMI) abgedeckt. Bis 2008 war PMI einhundertprozentige Tochter von Altria – so wie dies Philipp Morris USA bis heute ist. Dann entschied man sich aber für eine vollständige Trennung, sodass seitdem PMI und Altria als eigenständige und unabhängige Konzerne agieren. Die Marken der beiden Unternehmen sind weitestgehend identisch, nur dass man die Märkte, auf denen man agiert, strikt abgegrenzt hat.

So macht Marlboro bei Altria ebenso wie bei PMI den Hauptanteil am Zigarettengeschäft aus. Der Marktanteil von Marlboro in den USA beläuft sich auf 43 %. Mit allen anderen Zigarettenmarken zusammen deckt Altria rund 50 % des Marktes ab. Einerseits konnte man dies als Klumpenrisiko bezeichnen, andererseits beherrscht die Marke Marlboro den Zigarettenmarkt seit Markteinführung. Auch der gesamte Marktanteil von Altria hält sich konstant.

Steigender Umsatz trotz sinkendem Raucheranteil

Der Konsum mit klassischen Zigaretten geht in den USA seit den 50er Jahren zurück. War dies jahrelang auf massive Antiraucherkampagnen der Regierung zurückzuführen, spielt hier heute vor allem der neue Megatrend „Gesundheitsbewusstsein“ hinein. In den USA – dem einzigen Markt von Altria – ging die Zahl der Raucher im internationalen Vergleich in den letzten zwölf Jahren mit am stärksten zurück. Waren 2009 noch 16,1 % der Bevölkerung Raucher, waren es 2015 schon nur noch 11,4 %. Heute greift nicht einmal mehr jeder zehnte Erwachsene in den USA zur klassischen Zigarette.

Dennoch steigerte Altria seinen Umsatz stetig weiter bzw. konnte diesen in den letzten fünf Jahren sehr stabil (mit nur noch geringen Wachstumsraten von knapp 1 %) halten. Trotz rückläufiger Raucherzahl nimmt das Marktvolumen für Tabakprodukte nämlich erstaunlicherweise zu. Diese auf den ersten Blick widersprüchliche Entwicklung hat zwei Gründe, von denen Altria profitiert: Zum einen nimmt der Konsum von Zigarettenalternativen (E-Zigaretten, Verdampfer, Kautabak) zu, zum anderen gelingt es Altria ganz hervorragend, Preissteigerungen durchzusetzen.

In den USA gibt es für Zigaretten keine Preisbindung wie in europäischen Ländern – so variiert der Preis für eine Schachtel von US-Bundesstaat zu Bundesstaat teilweise stark. Im Schnitt kann Altria aber höhere Preise verlangen als PMI für dieselben Marken auf den Märkten Europa und China. Zum Vergleich: In Deutschland kostet eine Schachtel Marlboro 7,00 EUR. In New York müssen Raucher dafür umgerechnet schon fast 14,00 EUR hinblättern. Altria kann dadurch höhere Margen erzielen als sein „Schwesterkonzern“.

Wachstumstreiber Kautabak

In den USA boomt das Geschäft mit Kautabak. Auch dies konnte den rückläufigen Zigarettenkonsum bisher gut kompensieren. Auch in diesem Segment ist Altria in den USA die Nr. 1. Der Umsatz im Bereich Kautabak wächst stetig und die operative Marge ist hier mit über 60 % am höchsten. Bei mittlerweile schon 12 % Umsatzanteil kann man allmählich nicht mehr von einem Nischengeschäft sprechen. In den USA erfreute sich Kautabak schon immer höherer Beliebtheit als in anderen Regionen der Welt. Mit seinen Marken (z.B. Copenhagen) hält Altria einen Marktanteil von 50 %. Die Konzerntochter, die dieses Geschäft betreibt, trägt einen Vorteil, den Kautabak gegenüber Zigaretten bietet, bereits im Namen. Das Unternehmen heißt nämlich U.S. Smokeless Tobacco Company.

Doch dass Kautabak (auch „Priem“ genannt) in den USA so beliebt ist, liegt nicht nur daran, dass diese Form des Tabakkonsums rauchfrei ist und damit weder Geruchsbelästigung noch Gesundheitsrisiken für Nichtkonsumenten mit sich zieht. Bis heute hat Kautabak für US-Amerikaner aufgrund einer sehr beliebten Mannschaftssportart einen starken Kultcharakter. Es geht um Baseball. Bis vor knapp vier Jahren war der Konsum von Kautabak in der Major League (die „1. Bundesliga“ im Baseball) während eines Matchs selbst für Spieler auf dem Feld gestattet. Viele ML-Spieler machten davon Gebrauch, was auch auf Fans abfärbte, die ihren Idolen nacheifern. Im Dezember 2017 wurde diesbezüglich zwar ein Verbot ausgesprochen, wie dies aber manchmal mit Verboten so ist, blieb der „Kultcharakter“ dadurch erst recht bei Fans erhalten.

IQOS in USA noch in den Kinderschuhen – aber auf dem Vormarsch

Entwickelt wird das Verdampfersystem IQOS von PMI. Das Unternehmen vertreibt das Gerät weltweit – einzige Ausnahme: der US-Markt. Dort ist das „Schwesterunternehmen“ Altria (als Lizenznehmer von PMI) zuständig. In den USA steht IQOS noch ganz am Anfang. Wenn Altria am US-Markt eine Marktdurchdringungen gelingt, wie PMI dies in den letzten Jahren in Europa schaffte würde dies einen großen Wachstumsschub für beide Konzerne bedeuten (Altria als Exklusivvertreiber, PMI durch Lizenzeinnahmen).

An der IQOS-Front in den USA geht es zwar in langsamen Schritten, aber sukzessive voran. Altria testete das „neue Produkt“ ganz bewusst erst einmal vor seiner Haustür aus. Die Nachfrage in den Testmärkten Richmond und Atlanta verliefen gut, sodass das Tempo allmählich hochgefahren wird. Nach Eröffnung des dritten IQOS-Store in Charlotte, North Carolina, wird das Geschäft mit den „HeatSticks“ – so die Konzernbezeichnung für die Verdampferstäbchen – im weiteren Verlauf dieses Jahres auf die Staaten Georgia, Virginia und South Carolina ausgedehnt. Auch in das Vertriebsnetz mit Händlern wird nun verstärkt investiert.

Damit sollte es auch kein Problem werden, die vom Lizenzgeber PMI gesteckten Ziele bis 2024 zu erreichen. Um die Exklusivrechte für den US-Markt über das Jahr 2024 hinaus verlängert zu bekommen, muss Altria eine Marktdurchdringung von 0,5 % erreichen. Wir halten dies für keine allzu hohe Hürde. Selbst wenn IQOS nur halb so gut bei den Amerikanern ankäme wie bei den Europäern und Asiaten, wäre das Wachstum riesig.

Option auf das Cannabis-Geschäft

Noch gibt es in den USA keine flächendeckende Legalisierung, wie sie die Regierung in Kanada umgesetzt hat. Die Gesetze sind weiterhin von US-Bundesstaat zu US-Bundesstaat unterschiedlich. Doch eine fortschreitende „Öffnung“ ist zu erkennen. Der US-Cannabis-Markt soll in den nächsten Jahren, vor allem im medizinischen Anwendungsbereich, stark wachsen.

Das mögliche Potenzial des Cannabis-Marktes hat auch Altria erkannt. Anfang 2019 übernahm der Konzern für 1,8 Mrd. USD 45 % der Anteile an Cronos, einem kanadischen Hanfunternehmen. Dank der großen Mittel von Altriahat Cronos nun gute Voraussetzungen für eine US-Expansion. Davon hätten Cronos und Altria als Großaktionär beide etwas. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Cronos seinem Wettbewerber Canopy Growth nacheifert und eine Hanfproduktionsstätte in den USA errichtet.

Klar ist: Die Zukunft von Hanfproduzenten hängt auch künftig vollständig an politischen Entscheidungen. Von einem direkten Investment in ein reines Cannabis-Unternehmen, dessen Existenz alleine an diesem Tropf hängt, halten wir daher weiterhin nichts. Im Fall von Altria ist dies aber nur eine Option. Geht diese auf, kann sich daraus interessantes Wachstum ergeben. Geht es nicht oder nicht mehr auf, bleibt immer noch das Tabakgeschäft, in dem Altria über eine Top-Position und jahrzehntelange Markterfahrung verfügt.

In Sachen Dividende kaum zu toppen

Altria ist ein Dividendenaristokrat wie er im Buche steht. In den letzten 52 Jahren hob der Konzern die Ausschüttung sage und schreibe 56-mal an! Im zweiten Quartal 2021 erwirtschaftete Altria einen Umsatz in Höhe von 6,6 Mrd. USD (Vorjahr: 6,4 Mrd. USD). Der US-amerikanische Tabakkonzern erhöhte daraufhin die Quartalsdividende um 4,7 % von 0,86 USD auf 0,90 USD. Ausbezahlt wird die nächste Dividende am 12. Oktober 2021 (Ex-Dividenden-Tag: 14. September 2021). Auf das Jahr hochgerechnet gibt es nun 3,60 USD. Beim derzeitigen Aktienkurs entspricht dies einer Dividendenrendite von 7,4 %.

Krisenresistentes Langfristinvestment

Das Geschäftsmodell von Altria hat sich in den letzten 100 Jahren als sehr robust erwiesen. Es ist – Regulierung hin, Werbeverbote her – weitgehend unabhängig von politischen Einflüssen. Auch konjunkturelle Schwächephasen können die Konsumenten kaum von ihrem gewohnheitsbedingten Konsum abbringen. Wir sind uns bewusst, dass die Branche, in der Altria aktiv ist, nicht allen unseren Leser schmecken wird. Die Tabakindustrie steht seit Jahrzehnten unter Beschuss und die neuerliche Marktöffnung für Cannabis wird kontrovers diskutiert. Ob ein Engagement aus diesen Gründen für Sie in Frage kommt oder nicht, können nur Sie selbst entscheiden.

Aktuell notiert die Aktie bei 48,03 USD (Stand 22.09.2021). Der Kurs ist selbstverständlich immer nur eine Momentaufnahme und steht – solange er nicht überbewertet ist – bei unserer Position gegenüber Altria auch nicht im Fokus. Wir halten Altria wegen seiner starken Dividende und seines krisenresistenten Geschäfts für ein interessantes Langfristinvestment.

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Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

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KERSTIN_FRANZISI_CHEFREDAKTION


Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

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Gesundheitsbewusstsein liegt bei den Industrienationen weiter im Trend. Diese Entwicklung bekommt auch die Tabakbranche zu spüren. Die Aktien der großen Zigarettenkonzerne unterlagen in den letzten Jahren starken Schwankungen. Dennoch ist die Branche krisenresistenter als viele andere. Das Geschäftsmodell ist an sich nicht zyklisch und kann sogar von Krisen profitieren, denn geraucht (und getrunken) wird immer. Die Kapitalintensität ist sehr gering – lediglich die Ausgaben für Investitionen in die Zukunft durch Übernahmen oder die Sicherung von Anteilen an anderen Unternehmen erfordern Geld.

Ein Unternehmen sticht dabei in Sachen Anlegerattraktivität besonders heraus: der US-Tabakkonzern Altria. Als Inhaber der wertvollsten Zigarettenmarke der Welt ist das Unternehmen in den USA unangefochtener Marktführer für Tabakwaren. Trotz der immer stärker werdenden Antiraucher-Kampagnen kennt die Erfolgsgeschichte von Altria bis heute keine Unterbrechung. Daran konnten auch die Aktionäre stets teilhaben – Altria gilt als die erfolgreichste Aktie des vergangenen Jahrhunderts.

Der politische Gegenwind ist zwar hoch, dennoch ist auf absehbare Zeit nicht davon auszugehen, dass das Geschäftsmodell obsolet wird. In den USA wurde die Tabakwerbung bereits in den 1970ern verboten, in den 1980ern das Rauchen in Flugzeugen und öffentlichen Gebäuden. Dennoch haben Altria und die anderen Tabakfirmen weiter Bestand und verdienen so viel Geld wie noch nie.

Der Konzern mit der wertvollsten Tabakmarke der Welt

Die Marke Marlboro ist bis heute die wertvollste Tabakmarke der Welt. Laut einer aktuellen Studie von Statista wurde ihr Marktwert auf über 35 Mrd. USD geschätzt. Auf Platz 2 steht Pall Mall aus dem Hause British American Tobacco (BAT). Der Vorsprung von Marlboro ist aber haushoch. Der Marktwert von Pall Mall wird nur auf rund 7 Mrd. USD geschätzt – das ist gerade mal ein Fünftel davon.

Während Altria das US-Geschäft mit den Glimmstängeln in der bekannten rot-weißen Verpackung abwickelt, wird das internationale Geschäft von Philipp Morris International (PMI) abgedeckt. Bis 2008 war PMI einhundertprozentige Tochter von Altria – so wie dies Philipp Morris USA bis heute ist. Dann entschied man sich aber für eine vollständige Trennung, sodass seitdem PMI und Altria als eigenständige und unabhängige Konzerne agieren. Die Marken der beiden Unternehmen sind weitestgehend identisch, nur dass man die Märkte, auf denen man agiert, strikt abgegrenzt hat.

So macht Marlboro bei Altria ebenso wie bei PMI den Hauptanteil am Zigarettengeschäft aus. Der Marktanteil von Marlboro in den USA beläuft sich auf 43 %. Mit allen anderen Zigarettenmarken zusammen deckt Altria rund 50 % des Marktes ab. Einerseits konnte man dies als Klumpenrisiko bezeichnen, andererseits beherrscht die Marke Marlboro den Zigarettenmarkt seit Markteinführung. Auch der gesamte Marktanteil von Altria hält sich konstant.

Steigender Umsatz trotz sinkendem Raucheranteil

Der Konsum mit klassischen Zigaretten geht in den USA seit den 50er Jahren zurück. War dies jahrelang auf massive Antiraucherkampagnen der Regierung zurückzuführen, spielt hier heute vor allem der neue Megatrend „Gesundheitsbewusstsein“ hinein. In den USA – dem einzigen Markt von Altria – ging die Zahl der Raucher im internationalen Vergleich in den letzten zwölf Jahren mit am stärksten zurück. Waren 2009 noch 16,1 % der Bevölkerung Raucher, waren es 2015 schon nur noch 11,4 %. Heute greift nicht einmal mehr jeder zehnte Erwachsene in den USA zur klassischen Zigarette.

Dennoch steigerte Altria seinen Umsatz stetig weiter bzw. konnte diesen in den letzten fünf Jahren sehr stabil (mit nur noch geringen Wachstumsraten von knapp 1 %) halten. Trotz rückläufiger Raucherzahl nimmt das Marktvolumen für Tabakprodukte nämlich erstaunlicherweise zu. Diese auf den ersten Blick widersprüchliche Entwicklung hat zwei Gründe, von denen Altria profitiert: Zum einen nimmt der Konsum von Zigarettenalternativen (E-Zigaretten, Verdampfer, Kautabak) zu, zum anderen gelingt es Altria ganz hervorragend, Preissteigerungen durchzusetzen.

In den USA gibt es für Zigaretten keine Preisbindung wie in europäischen Ländern – so variiert der Preis für eine Schachtel von US-Bundesstaat zu Bundesstaat teilweise stark. Im Schnitt kann Altria aber höhere Preise verlangen als PMI für dieselben Marken auf den Märkten Europa und China. Zum Vergleich: In Deutschland kostet eine Schachtel Marlboro 7,00 EUR. In New York müssen Raucher dafür umgerechnet schon fast 14,00 EUR hinblättern. Altria kann dadurch höhere Margen erzielen als sein „Schwesterkonzern“.

Wachstumstreiber Kautabak

In den USA boomt das Geschäft mit Kautabak. Auch dies konnte den rückläufigen Zigarettenkonsum bisher gut kompensieren. Auch in diesem Segment ist Altria in den USA die Nr. 1. Der Umsatz im Bereich Kautabak wächst stetig und die operative Marge ist hier mit über 60 % am höchsten. Bei mittlerweile schon 12 % Umsatzanteil kann man allmählich nicht mehr von einem Nischengeschäft sprechen. In den USA erfreute sich Kautabak schon immer höherer Beliebtheit als in anderen Regionen der Welt. Mit seinen Marken (z.B. Copenhagen) hält Altria einen Marktanteil von 50 %. Die Konzerntochter, die dieses Geschäft betreibt, trägt einen Vorteil, den Kautabak gegenüber Zigaretten bietet, bereits im Namen. Das Unternehmen heißt nämlich U.S. Smokeless Tobacco Company.

Doch dass Kautabak (auch „Priem“ genannt) in den USA so beliebt ist, liegt nicht nur daran, dass diese Form des Tabakkonsums rauchfrei ist und damit weder Geruchsbelästigung noch Gesundheitsrisiken für Nichtkonsumenten mit sich zieht. Bis heute hat Kautabak für US-Amerikaner aufgrund einer sehr beliebten Mannschaftssportart einen starken Kultcharakter. Es geht um Baseball. Bis vor knapp vier Jahren war der Konsum von Kautabak in der Major League (die „1. Bundesliga“ im Baseball) während eines Matchs selbst für Spieler auf dem Feld gestattet. Viele ML-Spieler machten davon Gebrauch, was auch auf Fans abfärbte, die ihren Idolen nacheifern. Im Dezember 2017 wurde diesbezüglich zwar ein Verbot ausgesprochen, wie dies aber manchmal mit Verboten so ist, blieb der „Kultcharakter“ dadurch erst recht bei Fans erhalten.

IQOS in USA noch in den Kinderschuhen – aber auf dem Vormarsch

Entwickelt wird das Verdampfersystem IQOS von PMI. Das Unternehmen vertreibt das Gerät weltweit – einzige Ausnahme: der US-Markt. Dort ist das „Schwesterunternehmen“ Altria (als Lizenznehmer von PMI) zuständig. In den USA steht IQOS noch ganz am Anfang. Wenn Altria am US-Markt eine Marktdurchdringungen gelingt, wie PMI dies in den letzten Jahren in Europa schaffte würde dies einen großen Wachstumsschub für beide Konzerne bedeuten (Altria als Exklusivvertreiber, PMI durch Lizenzeinnahmen).

An der IQOS-Front in den USA geht es zwar in langsamen Schritten, aber sukzessive voran. Altria testete das „neue Produkt“ ganz bewusst erst einmal vor seiner Haustür aus. Die Nachfrage in den Testmärkten Richmond und Atlanta verliefen gut, sodass das Tempo allmählich hochgefahren wird. Nach Eröffnung des dritten IQOS-Store in Charlotte, North Carolina, wird das Geschäft mit den „HeatSticks“ – so die Konzernbezeichnung für die Verdampferstäbchen – im weiteren Verlauf dieses Jahres auf die Staaten Georgia, Virginia und South Carolina ausgedehnt. Auch in das Vertriebsnetz mit Händlern wird nun verstärkt investiert.

Damit sollte es auch kein Problem werden, die vom Lizenzgeber PMI gesteckten Ziele bis 2024 zu erreichen. Um die Exklusivrechte für den US-Markt über das Jahr 2024 hinaus verlängert zu bekommen, muss Altria eine Marktdurchdringung von 0,5 % erreichen. Wir halten dies für keine allzu hohe Hürde. Selbst wenn IQOS nur halb so gut bei den Amerikanern ankäme wie bei den Europäern und Asiaten, wäre das Wachstum riesig.

Option auf das Cannabis-Geschäft

Noch gibt es in den USA keine flächendeckende Legalisierung, wie sie die Regierung in Kanada umgesetzt hat. Die Gesetze sind weiterhin von US-Bundesstaat zu US-Bundesstaat unterschiedlich. Doch eine fortschreitende „Öffnung“ ist zu erkennen. Der US-Cannabis-Markt soll in den nächsten Jahren, vor allem im medizinischen Anwendungsbereich, stark wachsen.

Das mögliche Potenzial des Cannabis-Marktes hat auch Altria erkannt. Anfang 2019 übernahm der Konzern für 1,8 Mrd. USD 45 % der Anteile an Cronos, einem kanadischen Hanfunternehmen. Dank der großen Mittel von Altriahat Cronos nun gute Voraussetzungen für eine US-Expansion. Davon hätten Cronos und Altria als Großaktionär beide etwas. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Cronos seinem Wettbewerber Canopy Growth nacheifert und eine Hanfproduktionsstätte in den USA errichtet.

Klar ist: Die Zukunft von Hanfproduzenten hängt auch künftig vollständig an politischen Entscheidungen. Von einem direkten Investment in ein reines Cannabis-Unternehmen, dessen Existenz alleine an diesem Tropf hängt, halten wir daher weiterhin nichts. Im Fall von Altria ist dies aber nur eine Option. Geht diese auf, kann sich daraus interessantes Wachstum ergeben. Geht es nicht oder nicht mehr auf, bleibt immer noch das Tabakgeschäft, in dem Altria über eine Top-Position und jahrzehntelange Markterfahrung verfügt.

In Sachen Dividende kaum zu toppen

Altria ist ein Dividendenaristokrat wie er im Buche steht. In den letzten 52 Jahren hob der Konzern die Ausschüttung sage und schreibe 56-mal an! Im zweiten Quartal 2021 erwirtschaftete Altria einen Umsatz in Höhe von 6,6 Mrd. USD (Vorjahr: 6,4 Mrd. USD). Der US-amerikanische Tabakkonzern erhöhte daraufhin die Quartalsdividende um 4,7 % von 0,86 USD auf 0,90 USD. Ausbezahlt wird die nächste Dividende am 12. Oktober 2021 (Ex-Dividenden-Tag: 14. September 2021). Auf das Jahr hochgerechnet gibt es nun 3,60 USD. Beim derzeitigen Aktienkurs entspricht dies einer Dividendenrendite von 7,4 %.

Krisenresistentes Langfristinvestment

Das Geschäftsmodell von Altria hat sich in den letzten 100 Jahren als sehr robust erwiesen. Es ist – Regulierung hin, Werbeverbote her – weitgehend unabhängig von politischen Einflüssen. Auch konjunkturelle Schwächephasen können die Konsumenten kaum von ihrem gewohnheitsbedingten Konsum abbringen. Wir sind uns bewusst, dass die Branche, in der Altria aktiv ist, nicht allen unseren Leser schmecken wird. Die Tabakindustrie steht seit Jahrzehnten unter Beschuss und die neuerliche Marktöffnung für Cannabis wird kontrovers diskutiert. Ob ein Engagement aus diesen Gründen für Sie in Frage kommt oder nicht, können nur Sie selbst entscheiden.

Aktuell notiert die Aktie bei 48,03 USD (Stand 22.09.2021). Der Kurs ist selbstverständlich immer nur eine Momentaufnahme und steht – solange er nicht überbewertet ist – bei unserer Position gegenüber Altria auch nicht im Fokus. Wir halten Altria wegen seiner starken Dividende und seines krisenresistenten Geschäfts für ein interessantes Langfristinvestment.

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Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

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Die Digitalisierung schreitet – oder eher rast –immer weiter voran. Ein Trend, der noch vor wenigen Jahren nicht einmal ausgewiesenen Experten ein Begriff war, prescht besonders kraftvoll vor: die Auslagerung von Daten in sogenannte Clouds (Wolken). Vorteil: Dokumente müssen nicht mehr auf der eigenen Festplatte gespeichert werden. Dies schont Speicherkapazitäten auf dem eigenen Rechner und noch dazu gibt es keinen Datenverlust, sollte der heimische Computer oder der Unternehmens-Server den Geist aufgeben.

Datenkrake und Lieferant für alles

Amazon ist längst weit mehr als nur ein gigantischer Onlinehändler. Mit digitalen Bezahllösungen, der Cloud-Tochter AWS (Amazon Web Services), Alexa, einem eigenen Kosmetik-Kanal und Projekten wie dem Autonomen Fahren dringt der Konzern in immer mehr Märkte und Bereiche unseres täglichen Lebens vor. Das hat auch eine Schattenseite und macht zahlreichen Verbrauchern Angst. (In der Tat setzt sich Amazon als Datenkrake überall fest.) Doch so vielen Verbrauchern dies auch Furcht einflößt, deutlich mehr Kunden akzeptieren es. Amazon Prime gewann im vergangenen Jahr so viele neue Nutzer wie nie zuvor.

Die Cloud-Dienste AWS und auch das Kundenbindungsprogramm Prime sind für den Konzern wahre Wachstumsmaschinen. Millionen von Firmen lagern ihre ausufernden Datenbestände in „die Wolke“ aus. Netflix, Facebook, BBC und viele andere Großkonzerne nehmen die Cloud-Dienste von Amazon in Anspruch. Mittlerweile erwirtschaften AWS bereits 12 % des Konzernumsatzes und 60 % des operativen Gewinns. Im letzten Jahr wuchs dieses Geschäft um 30 %. Übertroffen werden konnte dies im letzten Jahr nur von den Umsatzanstiegen im Online-Store (+51 %).

Während der Online-Handel 2020 vor allem durch Corona so massiv zulegte, wird das Cloud- Geschäft auch nach der Pandemie sein hohes zweistelliges Wachstum halten können. In jedem Fall konzentriert Amazon seine Wachstumsstrategie folgerichtig auch künftig auf das Cloud-Business. Ein Zeichen dafür ist auch die Anfang Juli erfolgte Ernennung von Andy Jassy, dem ehemaligen Leiter der Cloud-Sparte, zum neuen Amazon-CEO als Nachfolger von Jeff Bezos.

Amazon Web Services erwirtschaftete im Jahr 2020 mehr als doppelt so viel Umsatz wie die Nummer zwei im Markt Microsoft. Die Cloud-Computing-Sparte des Tech-Giganten konnte den Umsatz auf 26,2 Mrd. USD steigern. Der Marktanteil ist, laut einer Gartner-Studie, durch den gewachsenen Gesamtmarkt allerdings etwas gesunken.

Amazon erfindet sich immer wieder neu

Ständige Innovationen, die von oben angetrieben werden, sind einer der Wachstumsmotoren des Unternehmens, das Ideen als Vermögenswerte betrachtet, unaufhörlich experimentiert und über die verfügbaren Daten schon heute zu verstehen sucht, was der Kunde morgen kaufen möchte. Das Geschäftsmodell, den „virtuosen Kreislauf“, den Jeff Bezos einst auf einer Serviette verewigte, kommt einem Perpetuum Mobile zumindest schon recht nahe: Einmal in Gang gebracht, läuft es und treibt sich von selbst an.

Unternehmenskonzept zum Zunge schnalzen!

Der enorme Erfolg von Amazon beruht auf einem fantastisch guten Geschäftsmodell: eine äußerst benutzerfreundliche Plattform mit riesiger Produktauswahl, günstigen Preisen, schneller Lieferung und großer Kulanz bei Reklamationen. Der größte Online-Händler der Welt hält so gut wie alles, was das Herz begehrt, in seinen Regalen bereit: Computerspiele, Windeln, Autoreifen, Videos, Werkzeuge, Solarpanels, Abendkleider, Tablets, Kochtöpfe, Kameras und Bücher. Während der Corona-Krise durfte und darf ein schier unendlich großes Angebot an Schutzmasken und Desinfektionsmitteln nicht fehlen.

Geschäftsmodell läuft wie geschmiert

Trotz sehr wahrscheinlich nie endender Aktienoptionsprogramme ähnelt das Geschäftsmodell von Amazon einem Perpetuum Mobile, es läuft wie ein gut geschmierter Motor und treibt sich dabei von selbst an. Aufgrund der Skaleneffekte führt eine steigende Kundenanzahl bei Amazon zu Kostensenkungen. Diese ermöglichen, das Amazon seine Preise weiter senkt, was wiederum den Nutzen für die Kunden erhöht. Dies führt zu mehr Kunden, was die Kosten weiter senkt usw., usw.

Für Aktionäre ist ein solches Geschäftsmodell ein Traum. Einziges Manko: Jahr für Jahr vergibt Amazon neue Aktienoptionen an das Management. Um diese später bedienen zu können, bringt der Konzern jährlich neue Aktien in Umlauf. Das Aktienkapital, das gleich bleibt, teilt sich dadurch auf immer mehr Anteile auf. Im Umkehrschluss hat eine einzelne Aktie einen immer geringeren Anteil am Aktienkapital. Im Fachjargon spricht man von „Verwässerung“. Das starke Wachstum, das Amazon hinlegt, wirkt diesem „Entwertungs-Effekt“ allerdings entgegen. Schließlich wird das Geschäftsmodell (und damit auch die Anteile, auf die sich dieses verteilt) immer wertvoller.

Bei einem KGV von über 60 massiv überbewertet?

Amazon weist derzeit ein KGV von 60,8 auf. Für sich alleine erscheint dies erst einmal sehr hoch. Bei Amazon hat ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis aber nur eine bedingte Aussagekraft. Denn Amazon schreibt bis heute, in Relation zu seinen gigantischen Umsätzen, nur sehr kleine Gewinne. Der Fokus liegt auf Wachstum. Anstatt hohe Gewinne im Unternehmen anzuhäufen, entspricht es D

der Mentalität von Amazon-Gründer und -CEO Jeff Bezos viel mehr, das Kapital im Fluss zu halten. Gewinne müssten ja schließlich auch noch versteuert werden. Bezos investiert da lieber sofort wieder in neues Wachstum.

So bleibt der Gewinn bei Amazon kontinuierlich auf einem niedrigen Niveau, während Umsätze und Cashflows jedes Jahr stark steigen. Ein hohes KGV ist somit nur eine mathematische Konsequenz.

Die PEG-Ratio, eine Kennzahl die das KGV ins Verhältnis zum prognostizierten jährlichen Gewinnwachstum setzt, steht bei 1,5. Ein Wert von über 1 kann tendenziell schon ein Indiz für eine  Überbewertung sein, es gibt aber Unternehmen, die weisen eine PEG-Ration von 5 oder noch höher auf. 1,5 ist da noch relativ moderat.

Hohe Preisdynamik und kurze Lieferzeiten

Bei Amazon stellt sich die Preisgestaltung sehr dynamisch dar. Schätzungen zufolge werden jeden Tag für bis zu 20 % der annähernd 500 Mio. Produkte die Preise geändert. So kann der Konzern quasi unmittelbar auf Schwankungen von Angebot und Nachfrage reagieren und ist der Konkurrenz die berühmte Nasenlänge voraus.

Daneben ist die blitzschnelle Auslieferung zu einem Kernstück des Geschäftsmodells geworden. Gerade entsteht in Deutschland im niedersächsischen Achim ein neues High-Tech Logistikzentrum. Dort werden Roboter der neuesten Generation eingesetzt, um die Warenregale zu steuern und die benötigten Produkte in Windeseile hervorzuholen.

Die zunehmende Verlagerung auf „Dienstleistungen“ wie Prime steigert die Renditen zusätzlich. Im Verlauf seiner Expansion bemüht sich das Unternehmen, bisherige Partner nicht nur zu kopieren, sondern auch die Wertschöpfungskette deren Geschäfts weitgehend zu übernehmen. So werden ehemalige Partner geschluckt oder verdrängt. Dabei nutzt Amazon scheinbar nicht immer faire Methoden, wie diverse Gerichtsverfahren wiederholt zeigen. Der Stärke von Amazon tut dies etwas fragwürdige Geschäftsgebaren dennoch keinen Abbruch. Strafen in Millionenhöhe bleiben angesichts eines Jahresumsatzes von 386 Mrd. USD lediglich Peanuts.

Jüngste Quartalszahlen mehr als im „grünen Bereich“

Amazon hat an Juli seine Zahlen für das jüngste Quartal vorgelegt. Dabei hatte die Wall Street für das erste Quartal 2021 im Schnitt mit einem Umsatz von 104 Mrd. USD und einem Gewinn von 9,54 USD je Aktie erwartet. Der Konzern selbst stellte Umsätze von 100 bis 106 Mrd. USD in Aussicht. In der Realität erwirtschaftete Amazonzwischen Januar und März insgesamt 108,5 Mrd. USD. Beim Gewinn schlug der Konzern die Erwartungen sogar um Längen: Unterm Strich blieben 15,79 USD je Aktie, 65 % mehr als erwartet. Operativ blieben insgesamt 8,9 Mrd. USD, gut 45 % mehr als erwartet.

Neueste Amazon-Akquise: MGM-Filmstudios

Amazon hat unlängst den Erwerb der MGM-Filmstudios (Metro-Goldwyn-Mayr) offiziell bestätigt. Der Kaufpreis für das Unternehmen, das unter anderem die James Bond Filme produziert, beträgt rund 8,5 Mrd. USD. Amazon will damit u. a. seinen Streaming-Dienst Prime Video mit gefragten Inhalten stärken. MGM war eines der wenigen noch nicht von einem Großkonzern geschluckten Hollywood-Filmstudios.

Expansion geht weiter

Wie der Konzern ganz aktuell mitteilte, will Amazon in den USA weitere 125.000 Mitarbeiter einstellen. Bereits Anfang September hatte der Konzern angekündigt, 40.000 neue Stellen zu schaffen. Dies zeigt: Der neue CEO Andy Jassy hat die Philosophie seines Vorgängers Jeff Bezos verinnerlicht: think big. Der Krake Amazon ist wohl noch lange nicht satt. Nach eigenen Angaben hat Amazon seit Beginn der Pandemie allein in den USA neue 450.000 Mitarbeiter eingestellt. So soll vor allem die Position im E-Commerce-Bereich weiter gestärkt werden.

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Auf gute Investments!

Prof. Dr. Max Otte

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Die Pharmabranche ist für Anleger kein einfaches Pflaster. Zwar steigt der Bedarf für medizinische Versorgung stetig – eine zunehmende Weltbevölkerung, steigender Wohlstand in den Schwellenländern und die Alterung der Gesellschaft in den Industrienationen sind hier die Treiber.

Dennoch wachsen die großen Player, wenn überhaupt, nur noch sehr verhalten. Harte Konkurrenz und ein brutaler Preiskampf machen den Pharmakonzernen zu schaffen. Um ihre bisherige Marktposition verteidigen zu können, werden vermehrt Übernahmen getätigt und der Bereich Forschung/Entwicklung gewinnt mehr und mehr an Bedeutung.

Druck am Generikamarkt hält die Branche unter Spannung

Die Pharmabranche war schon immer wettbewerbsintensiv. Der Wettbewerb ist jedoch schneller und harter geworden. Einen Wettbewerbsvorteil kann man sich praktisch nur durch Herausbringen neuer, patentgeschützter und auch häufig benötigter Medikamente verschaffen. Dies ist also nur ein Vorteil auf Zeit. Sobald ein Patent ausläuft, stehen heute direkt preisgünstigere Nachahmerpräparate von Wettbewerbern in den Startlöchern, um den Markt zu fluten. Auch bei biotechnologisch hergestellten Präparaten kommen mittlerweile sehr schnell sogenannte Biosimilars auf den Markt. Regierungen üben zusätzlich Druck auf die Medikamentenpreise, insbesondere auf Generika, aus.

Unternehmen wie der Pharmagigant Roche, die viele (noch) patentgeschützte Medikamente am Markt haben, sehen sich einem erhöhten Druck ausgesetzt. Sie müssen nämlich auch künftig dafür sorgen, dass die Pipeline prall gefüllt bleibt. Es müssen regelmäßig neue Präparate auf den Markt gebracht werden.

Geschäftsmodell mit zwei operativen Segmenten

Roche zählt zu den größten Pharmakonzernen der Welt. Im Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von über 58 Mrd. CHF. Das seit Gründung im Jahr 1896 in Basel, Schweiz, beheimatete Unternehmen beschäftigt weltweit über 100.000 Mitarbeiter – davon allein 17.200 in Deutschland – und ist in mehr als 150 Ländern aktiv.

Der Schweizer Pharmagigant Roche ist auf oberster Ebene unterteilt in zwei „Wirkungsbereiche“. Der Bereich Pharmaceuticals umfasst die Herstellung sämtlicher Medikamente und Biopharmaka. Biopharmaka sind Medikamente, die mittels Bio- und Gentechnologie hergestellt werden. Hierzu gehört beispielsweise die Produktion von Proteinen inklusive bestimmter Antikörper etc. Der Pharma-Bereich von Roche ist weltweit führend in der Onkologie (Krebsforschung). Weitere Anwendungsgebiete, auf der Konzern in den letzten Jahren Forschung und Entwicklung sowie Investitionen konzentriert, sind unter anderem Virologie, Rheumatologie, Transplantationsmedizin und Anämie (Blutarmut).

Der Geschäftsbereich Diagnostics beinhaltet eine breite Palette an Instrumenten und Testverfahren, die im Bereich der Diagnostik, aber auch bei der Überwachung von Krankheiten Anwendung finden. Die Unternehmenssparte Diagnostics ist weltweit führend in der In-vitro-Diagnostik. Sie hat ihren Hauptsitz in Rotkreuz (Schweiz) und besitzt weitere Standorte in Mannheim und Penzberg (Deutschland), Indianapolis und Pleasanton (USA) sowie Sant Cugat del Vallès (Spanien).

Das Produktportfolio reicht von einfachen Diagnostik-Geräten mit Display-Anzeige (z. B. zur Anzeige des Blutzuckerspiegels), über Analysesysteme hin zu vollständigen Systemlösungen für Großlabore, Blutspendezentren etc. Das Segment ist in die Untersegmente Professional Diagnostics, Molecular Diagnostics, Tissue Diagnostics (Gewebediagnostik) und Diabetes Care (durch die Tochtergesellschaft Roche Diabetes Care GmbH) unterteilt.

Schwerpunkt Onkologie – mit Innovation gegen Biosimilars

Betrachtet man den Umsatz nach Medikamenten, ist die Stärke von Roche schnell gefunden: Es ist der Bereich Onkologie. Denn unter den Top-5-Medikamenten des Konzerns befinden sich 4 Krebsmedikamente. Die derzeitigen Blockbuster – Perjeta, Avastin, Herceptin und Tecentriq (Onkologie) sowie Actemra/RoActemra (Immunologie), Ocrevus (Neurologie) und Hemlibra (Hämophilie A) – stehen aktuell für über 55 % der Gesamtumsätze der Pharma-Sparte.

Das langjährig top-verkaufte Krebsmedikament MabThera/Rituxan hingegen scheint seine beste Zeit hinter sich zu haben. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Verkäufe im ersten Halbjahr 2021 um 40 % zurückgegangen. Dies ist dem Markteintritt von Biosimilars und den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zuzuschreiben. Die Konkurrenz durch Biosimilars hatte insgesamt negative Auswirkungen auf die Verkaufsergebnisse des Pharma-Bereichs. Allein die Verkäufe von MabThera/Rituxan, Herceptin und Avastin verzeichneten einen Rückgang, hauptsächlich in den USA, im ersten Halbjahr 2021 von 2,8 Mrd. CHF auf 4,4 Mrd. CHF, was einer Abnahme um 39 % im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht.

Dies macht deutlich, wohin die Reise für Roche gehen muss, um seine jetzige Marktposition dauerhaft verteidigen zu können. Bei einigen Top-Sellern handelt es sich um Medikamente, die schon jahrelang am Markt sind. Ihren Umsatz-Peak haben diese oft bereits überschritten. Seitdem gehen die Umsätze tendenziell zurück, da die Patente ausgelaufen sind und Nachahmermedikamente Marktanteile hinzugewinnen.

Da die Medikamente sich am Markt aber etabliert haben und einen gewissen „Vertrauensbonus“ genießen, gehen die Umsätze in der Regel kontrolliert zurück und brechen nicht von heute auf morgen auf null ein. Laufende Behandlungen werden oftmals mit den teureren Originalmedikamenten fortgesetzt, wenn der Patient gut mit ihnen zurechtkommt. Dennoch ist es wichtig für Roche, neue Medikamente zu entwickeln oder gegebenenfalls einzukaufen, die diesen Umsatzrückgang auffangen und für weiteres Wachstum sorgen. Zwei Bereiche, die Roche seit einiger Zeit ausbaut, sind die Diagnostik allgemein und die Gentherapien.

COVID-19 beeinflusst immer noch stark den Markt

Die COVID-19-Pandemie beeinträchtigte auch im ersten Halbjahr 2021 die Umsätze über alle Geschäftsbereiche hinweg, vor allem auf den Bereich Pharmaceuticals aus, da Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche unter dem normalerweise üblichen Niveau blieben. Auch die bereits angesprochene starke Konkurrenz durch Nachahmermedikamente hat die Verkaufszahlen einiger „Patentausläufer“ stark einbrechen lassen. Das anhaltende Wachstum der neu eingeführten Medikamente (z.B. Hemlibra und Tecentriq) trug jedoch dazu bei, diesen Rückgang auszugleichen. Insgesamt ging der Umsatz im Pharma-Bereich aufgrund des Wettbewerbsdrucks durch Biosimilars, insbesondere in den USA, um 3 % zurück.

Im ersten Halbjahr 2021 verzeichnete der Konzern zu konstanten Wechselkursen (CER = Constant Exchange Rates – Wachstumsraten zu konstanten Wechselkursen bei Durchschnittskursen des Gesamtjahres 2020) dennoch ein Umsatzwachstum von 8 %. Dies ist dem Bereich Diagnostics zu verdanken. Der Bereich steigerte seine Umsätze um 51 % auf 9 Mrd. CHF. Grund für dieses Wachstum ist die anhaltende Absatzzunahme von Produkten in Zusammenhang mit COVID-19. Dazu gehörten insbesondere der cobas SARS-CoV-2 PCR-Test sowie der SARS-CoV-2 Rapid Antigen Test. Ein weiterer Faktor war, dass sich die Routinediagnostik in allen Regionen erholte, was auf die Lockerung von pandemiebedingten Maßnahmen zurückzuführen ist.

Konzern setzt klar auf Forschung und Entwicklung

Um dem Umsatzrückgang im Pharma-Bereich und dem Druck durch den Generikamarkt begegnen zu können, setzt Roche klar auf Innovation. Der Konzern unterstreicht dies eindrucksvoll durch seine strategische Entscheidung, die Ausgaben für diesen Bereich um 19 % zu erhöhen. Dabei geht ein Großteil der Investitionen in späte Entwicklungsphasen der Bereiche Onkologie, Ophthalmologie und personalisierte Medizin. Weitere Investitionen betreffen Produkte in Zusammenhang mit COVID-19.

Obwohl die erhöhten F&E-Ausgaben das Nettoergebnis schmälern, erfüllen sie dennoch ihren Zweck. So ist die Innovations-Pipeline gut bestückt und Roche kann Umsatzrückgänge bei seinen nicht mehr patentgeschützten Medikamenten und eigenen Generika dank neuer Medikamente gut ausgleichen. Das Unternehmen stellt sich dadurch aus unserer Sicht gut für die Zukunft auf.


Erstklassige Dividende mit kontinuierlicher Steigerung

Roche hat seine Dividende seit 1990 kontinuierlich von Jahr zu Jahr gesteigert – durchschnittlich um 15 % je Jahr. Damit reiht sich Roche eindeutig in die Liga der Dividendenaristokraten ein. Jährlich die Dividende steigern, das können sich nur Unternehmen leisten, die solide Gewinne erwirtschaften.

Dies ist bei Roche trotz leicht rückläufiger Entwicklung des Nettoergebnisses in den letzten Jahren weiterhin der Fall, wenngleich die letzten Dividendensteigerungen dadurch automatisch zu einer Erhöhung der Ausschüttungsquote führten. Für das aktuelle Jahr geht der Konzern von einer Dividende in Höhe von 9,10 CHF je Anteilsschein aus.

Stabile Position für Dividendenfreunde

Insgesamt besitzt Roche weiterhin eine gute Qualität und Marktstellung. Es gibt im Portfolio keine erheblichen Klumpenrisiken, da keine hohe Abhängigkeit von nur einem oder zwei Medikamenten besteht. Einziger Schwachpunkt ist derzeit das Wachstum. Der Ausbau des Diagnostik-Geschäfts – organisch wie auch durch diverse Übernahmen – ergibt Sinn und kann hier neue Wachstumschancen eröffnen. Auch gefällt uns, dass Rocheunter anderem auf das Zukunftsfeld der Gentherapien setzt.

Mit Roche haben Sie einen soliden Dividendentitel im Portfolio. Die demografische Entwicklung stärkt der Pharmaindustrie auch in Zukunft den Rücken und auch, wenn Produktportfolio und Pipeline nicht ganz an Novartis – unsere Nr. 1 der Branche – herankommt, ist der Konzern doch breit aufgestellt.

Hinweis Aktiengattungen bei Roche

Neben der stimmberechtigten Inhaberaktie, die wir in unserer Datenbank führen, gibt es bei Roche auch die Beteiligungsmöglichkeit über nicht stimmberechtigte Genussscheine. Da ein wesentlicher Anteil der Inhaberaktien im Besitz der Gründerfamilien ist, ist hier das Handelsvolumen geringer als bei den Genussscheinen. Für Privatanleger ist das Handelsvolumen aber unproblematisch. Zwar haben die Genussscheine das gleiche Ausschüttungsrecht wie die Aktie, sie haben jedoch keinen Nennwert und gehören damit nicht zum Aktienkapital. Wir ziehen daher die echte Aktie vor.

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Während in Deutschland und vielen anderen Ländern die Impfkampagnen gegen die Corona-Infektionskrankheit auf vollen Touren laufen, verursachen ganz andere Viren bei Unternehmen und Institutionen große Schäden. Dabei greifen die Erreger in diesen Fällen nicht etwa Menschen an, sondern befallen Computersysteme. Um zum Normalzustand zurückzukehren, müssen die so attackierten Betriebe häufig hohe Geldbeträge aufwenden.

Cyberabgriffe in 2021

Gerade in diesem Jahr waren viele Unternehmen und zahlreiche öffentliche Einrichtungen Ziele von Angriffen durch Computerviren. Meist hatten Hacker ganze Netzwerke lahmgelegt, um hohe Summen fordern zu können, indem die Freigabe der Daten angeboten wurde. Mitte Juli wurde beispielsweise ein kleiner Versicherer aus der Nähe von Darmstadt Opfer einer Ransomware-Attacke. Der Geschäftsbetrieb der Haftpflichtkasse stand rund zwei Wochen weitgehend still oder war stark eingeschränkt. Außerdem ist eine offenbar nicht unerhebliche Menge an Daten abgeflossen.

Ebenfalls im Juli 2021 gab es auch einen Hackerangriff auf das niedersächsische Klinikum Wolfenbüttel. Durch die Cyberattacke waren Teile des IT-Systems der Klinik lahmgelegt. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) bezeichnete Cyberangriffe dieser Art als “aktuell eine der größten Bedrohungen” für die Gesellschaft bezeichnet.

Check Point Software bietet Schutz

Für Unternehmen, die Sicherheitssoftware liefern, bietet der Trend steigender Kriminalität optimale Bedingungen. Die Check Point Software mit Firmensitz in Tel Aviv ist mit einem Jahresumsatz von mehr als 2,0 Mrd. USD einer der Marktführer im Bereich Internetsicherheit. Die von dem Unternehmen entwickelte Secure Virtuel Networking Architektur (SVN) bildet die Basis für die zuverlässige und vertrauliche Kommunikation im Internet. SVN gewährleistet sichere Business-to-Business-Verbindungen zwischen Netzen, Systemen, Applikationen und Anwendern.

Das Software-Unternehmen aus Israel schreibt jedes Jahr solide Gewinne und steigert diese ebenso zuverlässig. Bei den Konkurrenten wie Palo Alto gleicht die Ergebniskurve eher einer Achterbahn. Wenn es in einem Jahr mal einen kleinen Gewinn gibt, wird der im Folgejahr direkt wieder von einem Verlust abgelöst. Kontinuität und Kalkulierbarkeit sind nicht die Regel. Die Umsatzentwicklung von Check Point hingegen kommt eher Rolltreppe gleich – es geht gemächlich, dafür aber stetig nach oben.

Größter Vorteil: Kundenbindung

Check Point darf sich allerdings nicht auf dem bislang Erreichten ausruhen, auch wenn der Netzwerkeffekt, von dem der Konzern bis heute profitieren kann, stark und von Wettbewerbern nur schwer zu durchbrechen ist. Check Point ist bei vielen Unternehmen als Geschäftspartner fest verankert. Insbesondere bei großen Kunden würde ein Wechsel auf Konkurrenzprodukte enorme Wechselkosten verursachen. Schließlich müssen sämtliche IT-Systeme, und das weltweit, mit den neuen Lösungen und Infrastrukturen der Konkurrenz ausgestattet werden.

Solange Check Point seine Arbeit gut macht und die Kunden zufrieden sind, besteht kein Grund zu einem Wechsel. Der engen Kundenbindung, die auf einer Zusammenarbeit über sehr viele Jahre beruht, verdankt Check Point es auch, dass deutlich geringere Marketing- und Vertriebsaufwendungen getätigt werden müssen, als dies etwa bei Palo Alto und anderen der Fall ist. Auch bei Check Point haben sich diese Ausgaben in den letzten Jahren erhöht, liegen aber weiterhin deutlich unter denen der Konkurrenz.

Forcierung des Abo-Modells 

Check Point forciert die Kundenbindung durch langfristige Verträge und über ein Abo-Modell. Dies führt zu zuverlässigen und gut kalkulierbaren Einnahmen über lange Zeiträume. Mittlerweile werden 31 % der Umsätze über Abo-Verträge (Segment Subscriptions) generiert. Seit sich Check Point 2013 für diesen Strategiewechsel entschied, haben sich die Umsätze in diesem Bereich prozentual verdoppelt. Diese Verschiebung soll sich in den nächsten Jahren weiter fortsetzen.

Jüngste Quartalszahlen – stetiger Aufwärtstrend ungebrochen

Check Point Software hat Ende Juli seine Daten für das jüngste Quartal vorgelegt. Das Unternehmen hat dabei einen Gewinn je Aktie von 1,61 USD ausgewiesen. Im Vorjahresquartal hatten 1,58 USD je Aktie in den Büchern gestanden. Der Umsatz belief sich auf 526,1 Mio. USD. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen 505,6 Millionen USD umgesetzt.

Übernahme im Sektor Cloud-Email-Sicherheit

Ende August hat Check Point die Übernahme von Avanan, dem am schnellsten wachsenden Unternehmen für Cloud-E-Mail-Sicherheit, bekanntgegeben. Die Avanan-Technologie bietet das höchste Maß an Sicherheit für E-Mails und SaaS-Collaboration-Suites. Avanan wird in die konsolidierte Architektur von Check Point Infinity integriert, um das weltweit sicherste E-Mail-Sicherheitsangebot zu bieten. Mit patentierter Technologie, die für Cloud-E-Mail-Umgebungen entwickelt und entwickelt wurde, wird dies die einzige einheitliche Lösung auf dem Markt sein, um Remote-Mitarbeiter vor bösartigen Dateien, URLs und Phishing über E-Mail, Collaboration-Suites, Web, Netzwerk und Endpunkt hinweg zu schützen.

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Ihre Kerstin Franzisi

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Wenn das der Verhüllungskünstler Christo noch hätte erleben dürfen: Als der bulgarische Exzentriker 1995 den Berliner Reichstag mithilfe riesiger Stoffbahnen versteckte, hatte er sich wahrscheinlich nicht träumen lassen, was heutzutage alles verpackt wird. Online-Händler wie Amazon haben allein 2019 in Deutschland rund 1,9 Mrd. Pakete verschickt. Die Pandemie hat diese Zahl sicher nochmals deutlich gesteigert. Und davon profitieren selbstverständlich die Hersteller von Verpackungsmaterial.

Flaggschiff unter vollen Segeln

Ganz besonderes gilt das für den in Europa führenden Faltschachtelproduzenten Mayr-Melnhof. Das 1950 in der österreichischen Steiermark gegründete Unternehmen gilt heute mit einer Marktkapitalisierung von etwa 3,6 Mrd. EUR als Marktführer der Branche. Der Konzern erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von ca. 2,5 Mrd. EUR und beschäftigt weltweit mehr als 10.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen besteht aus den beiden Geschäftsbereichen MM-Karton und MM-Packaging.

Gute Perspektiven

Mayr-Melnhof kann sich freuen, die Nachfrage nach Kartonschachteln zieht nicht nur durch den zunehmenden Versandhandel an. Auch Hersteller – insbesondere im Konsumgüterbereich denken um und fragen mehr Kartonverpackungen nach. Die Unternehmen wollen ihren Kunden damit zeigen, dass ihnen das Thema Umweltschutz wichtig ist. Viele Hersteller steigen deshalb von Plastik- auf Kartonverpackungen um. Diese Entwicklung wird auch nach Corona weiter gehen. Auch das mittlerweile von vielen Verbrauchern angenommene „Click & Collect“-Konzept wird bleiben.

All dies führt dazu, dass mehr Kartonverpackungen benötigt werden. Viele Verbraucher haben sich an das „neue“ Einkaufen gewöhnt. Daher ist kaum zu erwarten, dass sich der Trend bald wieder abschwächt. Immer mehr Unternehmen sind darauf angewiesen, ihre Produkte in Webshops anzubieten. Es ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach Kartonverpackungen auch nach der Pandemie weiter ansteigt.

Nachhaltigkeit als weiterer Wachstumstreiber

Wie in unserem Blog-Beitrag aus dem April 2021 erklärt, spielt das Thema Nachhaltigkeit in unserer Wirtschaft und bei den Verbrauchern eine immer größere Rolle. Die Verpackungsindustrie als Schlüsselbranche ist daher in Bewegung: Selbst Coca-Cola experimentiert derzeit mit einer Getränkeflasche aus Papier.

Der Mayr-Melnhof-Geschäftsbereich MM-Karton produziert hauptsächlich Recyclingkarton (zu 87 %). Auch das kommt gut an und trifft den Zeitgeist. Zudem sichert dies Mayr-Melnhof entscheidende Kostenvorteile, den die Produktion von Karton aus recyceltem Material ist gegenüber der Herstellung aus Frischfasern auch noch günstiger.

Zukäufe in Finnland und Polen

Mayr-Melnhof will nicht nur organisch wachsen. Auch selektive Zukäufe spielen eine Rolle. In Südfinnland erwarb das Unternehmen vergangenes Jahr den Wettbewerber Kotkamills für 425 Mio. EUR. Die Produktionskapazität von Kotkamills lag zuletzt bei 260.000 Tonnen Karton. Diese kann aber noch auf 400.000 Tonnen hochgefahren werden.

In Polen verleibte sich Mayr-Melnhof den Konkurrenten Kwidzyn ein. Damit steigt der Konzern nun auch in die Produktion von Frischfaserkarton ein. Bislang setzte Mayr-Melnhof ausschließlich auf Karton aus recyceltem Material. Dies verlieh dem Unternehmen bislang einen interessanten Kostenvorteil – denn die Herstellung von Frischfaserkarton ist teurer als die Produktion aus Recyclingkarton. Durch die Kombination aus beidem werden die Produktionskosten aber dennoch insgesamt niedriger als bei anderen Wettbewerbern bleiben. Die meisten Konkurrenten produzieren nämlich ausschließlich aus Frischfasern.

Umsatz im 1. Halbjahr 2021 erneut gestiegen

Im Hinblick auf das 1. Halbjahr 2021 stiegen die konsolidierten Umsatzerlöse des Konzerns gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht von 1.266 Mio. EUR auf 1.290 Mio. EUR. Mit 92,1 Mio. EUR lag das betriebliche Ergebnis um 24,8 % bzw. 30,4 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert (1. HJ 2020: 122,5 Mio. EUR).

Dieser Rückgang resultiert im Wesentlichen aus dem rasanten Kostenanstieg im Kartongeschäft mit nur zeitversetzter Möglichkeit zur Weitergabe. Einmalaufwendungen aus Anpassungs- und Restrukturierungsmaßnahmen lagen mit 26,1 Mio. EUR auf ähnlicher Höhe wie die Einmaleffekte im 1. Halbjahr des Vorjahres (1. HJ 2020: 29,5 Mio. EUR). Die Operating Margin des Konzerns betrug damit 7,1 % (1. HJ 2020: 9,7 %).

Verlässlich in Sachen Dividende

Als im zurückliegenden Jahr viele Unternehmen die Dividende gekürzt oder gar ausgesetzt hatten, behielt Mayr-Melnhof die Höhe seiner seine Ausschüttung gegenüber dem Vorjahr bei. Das Unternehmen weist eine gesunde Bilanz auf und konnte bislang auf Staatshilfen verzichten. Auch in diesem Jahr ist das Unternehmen in Sachen Dividende standhaft geblieben. Wie in den Jahren 2019 und 2020 wurden auch in diesem Jahr 3,20 EUR je Aktie ausgeschüttet. Beim derzeitigen Börsenkurs entspricht der Ausschüttungsbetrag je Aktie einer Dividendenrendite von 1,8 %.

Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor


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Wer träumt nicht davon? Risikolos und maximal komfortabel Geld anlegen, dabei kontinuierlich stabile Gewinne einstreichen und das Ganze quasi ohne nennenswerte Gebühren. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es wohl auch. Und doch ist dies letztlich die ungefähre Bottom Line, des seit mehr als zehn Jahren anhaltenden ETF-Booms.

ETFs (Exchange Traded Funds) sind passiv gemanagte Fonds. „Passiv“ bedeutet, dass keine aktive Titelselektion seitens des Fondsmanagements stattfindet. Stattdessen bilden ETFs einen bestehenden Index ab, beispielsweise den DAX. Ein ETF, das den DAX abbildet, setzt sich also genau aus den 30 (demnächst 40) DAX-Titeln zusammen. Wird im DAX ein Titel durch einen anderen ersetzt, wird auch das ETF-Portfolio daran angepasst. Dadurch, dass ETFs einen bestimmten Index nachbilden, passen sie sich auch der Wertentwicklung dieses Index automatisch an. Dies bedeutet auch, wer in einen ETF investiert, läuft immer automatisch „mit dem Markt“. Sie finden das eine gute Sache? Aus Value-Investoren-Sicht gibt es einen entscheidenden Einwand: Wer den Markt abbildet, kann auch niemals besser als der Markt sein. Abgesehen davon haben ETFs auch so manche Tücken.

Vorteil niedrigere Kosten

Der Wegfall jeglichen aktiven Fondsmanagements resultiert in erheblich niedrigeren laufenden Kosten als dies bei aktiv gemanagten Produkten der Fall ist. Sie gelten deshalb als günstige Renditebringer. Das ist jedoch nicht unbedingt der Fall. Als Anleger sollten Sie nämlich nicht nur auf die offensichtlichen Kosten schauen. Die Finanzbranche war in den letzten Jahren sehr kreativ und hat fleißig neue Indizes geschafften – um darauf ständig neue ETFs anzubieten. Je exotischer der Index, desto teurer kann es unter Umständen werden. Und auch die Rendite ist nicht immer garantiert. Wenn der Index nicht performt, können es auch die zugehörigen ETFs nicht.

Einer Studie von Statista zufolge ist die weltweite Zahl an ETFs von 453 im Jahr 2005 bis auf 7.607 im Jahr 2020 gestiegen. Das ruft ein weiteres Problem hervor: Es fällt Anlegern immer schwerer, den Überblick zu behalten. Das weltweit verwaltete ETF-Vermögen lag 2020 bei rund 7.737 Mrd. USD!

Index-Schwemme und ETF-Wildwuchs

Diese steigende Zahl an Börsenindizes ist die Grundlage jeglichen passiven Investments. In den USA gibt es mittlerweile mehr Börsenindizes als einzelne Aktien und auch in Deutschland gibt es tausende Indizes. Und ihre Zahl nimmt rasant zu. Allein der Anbieter STOXX Ltd., der Index-Arm der Deutschen Börse, berechnet nach eigenen Angaben täglich tausende von Indizes. Der Grund, dass es eine solche Index-Schwemme gibt, ist folgender: Es ist heutzutage sehr einfach, einen Index zu erstellen. Früher waren Auflage sowie laufende Berechnung und Pflege von Indizes exklusiv den Börsen, spezialisierten Anbietern wie STOXX, Dow Jones, Reuters oder Bloomberg sowie einigen großen Investmentbanken vorenthalten. Indexdaten wurden mit erheblichem, manuellen Aufwand berechnet und – meist zeitverzögert – verarbeitet. Heute hat die Digitalisierung längst die Indexwelt erobert. Dadurch können tausende von Indizes voll automatisiert in Echtzeit berechnet werden.

Gleichzeitig dienen Indizes heute nicht mehr nur dazu, die Wertentwicklung eines Gesamtmarktes abzubilden und als Messlatte für Fondsmanager zu fungieren. In den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren wurden u.a. mit ETFs so viele Produkte des passiven Indexinvestments aufgelegt, dass die zugrundeliegenden Indizes quasi selbst zum Produkt geworden sind. Die heute weit verbreitete Meinung, dass kein Fondsmanager auf Dauer „den Markt“ schlagen kann, hat den Hype zusätzlich verstärkt.

Es ist kein Geheimnis, dass eine passive Strategie die Mehrzahl der Fondsmanager schlägt. Sogar Warren Buffett hat vor kurzem eine langfristige Wette gegen einen Dachhedgefondsmanager mit einen Indexprodukt auf den S&P 500 gewonnen. (Der Standard & Poor’s 500 ist ein Aktienindex, der die Aktien der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen beinhaltet und nach Marktkapitalisierung gewichtet. Er gehört zu den meistbeachteten Aktienindizes der Welt.) Das war nicht so schwer, denn: der Dachhedgefondsmanager hat mit Gebühren von 6 % p. a. – in guten Jahren mit noch deutlich mehr – zu kämpfen. ETF-Fonds dagegen liegen im Schnitt bei etwa 0,3 bis 0,5 % im Jahr.

Wo ist der Haken?

Steve Bregman, Gründer von Horizon Kinetics, schreibt: „In den letzten beiden Jahren haben die besten Fondsmanager mit den unterschiedlichsten Stilen und sehr begrenzten Überschneidungen in ihren Portfolios in Summe nicht die Performance des S&P 500 erreicht. … Dafür gibt es keinen Präzedenzfall. Es ist niemals zuvor geschehen. Es ist sehr wichtig, zu verstehen, warum das passiert ist. Ist es wirklich, weil sie schlecht investiert haben? Ist es glaubwürdig, dass sie alle ihr Händchen zum selben Zeitpunkt verloren haben, dass sie alle zusammen blöd wurden? Oder war der S&P Index selbst die Ursache? Ein Grund ist klar: Wenn aktive Manager auf Dauer schlecht arbeiten, sieht man es und sie werden vom Markt bestraft. Wenn passive Manager als Gruppe schlecht arbeiten, sieht man es nicht! Denn sie investieren ja in den Index.“

Manager geben also Verantwortung ab und werden weniger nachprüfbar. Im Dickicht der stetig wachsenden Indizes – die ganz nebenbei mit immer höheren Spezifizierungen das Prinzip des breit gestreuten Passivinvestments ad absurdum führen – können Verluste oder schwache Performances kaum noch punktuellen Entscheidungen oder strategischen Fehleinschätzungen zugeordnet werden. Der Index war’s ja. Transparenz und Konsequenz für die jeweiligen Berater besteht nicht mehr.

ETFs blasen die Kurse künstlich auf

Ein plakatives Beispiel des Einflusses von ETFs ist der Kursunterschied zwischen der Vorzugsaktie und der Stammaktie von Autoverleiher Sixt. Beide Aktiengattungen weisen den gleichen Anteil am Grundkapital auf. Bis Anfang 2016 lagen die Kurse beider Aktien immer sehr eng beieinander. Seitdem notierte die Stammaktie lange Zeit relativ konstant rund 10 EUR über der Vorzugsaktie. Mittlerweile ist die Preisschere zwischen beiden Aktiengattungen aber immer größer geworden. Während die Stammaktie aktuell bei rund 116 EUR (Stand 24.08.2021) notiert, liegt der Kurs der Vorzugsaktie bei nur 68,00 EUR.

Wie kommt diese Bewertungsdiskrepanz zustande? Eine mögliche Erklärung könnten die massiv zugenommenen ETFs auf den SDAX sein. Im SDAX ist die Stammaktie von Sixt enthalten. Alle ETFs, die den SDAX nachbilden, investieren folglich in diese Aktiengattung. Dies treibt den Kurs der Stammaktie im Gegensatz zu dem der Vorzugsaktie nach oben. Dasselbe Phänomen ist auch bei anderen Aktien zu beobachten. Beispielsweise bei den Stamm- und Vorzugsaktien von Henkel und Drägerwerk. Immer die Aktiengattung, die sich in einem Index befindet (auf die es wiederum jede Menge ETFs gibt), ist die mit dem höheren Kurs.

Ein cleverer Investor will eigentlich immer möglichst günstig einsteigen. Er würde sich also für die niedriger bewertete Aktiengattung entscheiden. Da der Fonds“manager“ eines ETFs aber keine aktiven Entscheidungen treffen, sondern nur dem Index folgen kann, muss er die teurere Aktiengattung wählen, die eben im Index enthalten ist. Hart ausgedrückt zeigt dies, wie „dumm“ ETFs im Grunde sind. Und hier wären wir wieder beim Thema Rendite. Wenn Sie sich für die teurere Aktie entscheiden, reduziert dies auch Ihr Renditepotenzial.

Das Risiko steigt in bullischen Zeiten

Wenn wie aktuell einige Sektoren – z.B. Technologie – über einen längeren Zeitraum heißdrehen, führt das zwangsläufig zu einer Anteilszunahme im zugrundeliegenden Index. Schaut man sich im Nachgang die auf Bullenmärkte folgenden Bärenmärkte an, so zählen häufig die Branchen zu den größten Verlierern, die zuvor den Markt anführten. Risikomanagement ist also insbesondere dann wichtig, wenn sich die Marktzeichen zu ändern drohen. Beim Wechsel von Bullen- zu Bärenmärkten können erhebliche Mehrwerte geschaffen werden – oder Verluste entstehen. Der „Aufblas-Effekt“ durch die Vielzahl an ETFs kann hier im schlimmsten Fall verheerend multiplikativ wirken. Im Jahr 2015 sackten zum Beispiel ETFs kurzfristig um ca. 30 % ab, während der zugrundeliegende Index nur 10 % nachgab.

Wir als Value Investoren suchen unterbewertete Aktien von gut aufgestellten Unternehmen, keine Momentum-Aktien oder Hype-Themen. Wir wollen keine kurzfristigen Trends melken, sondern Werte mit langfristigen Perspektiven finden. Passives Investment kann ein zusätzliches Standbein Ihres Sparplans sein – eine umfassende wertbasierte Strategie für langfristigen Vermögensaufbau ersetzt es unserer Ansicht nach jedoch nicht.

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Prof. Dr. Max Otte


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Ein Bereich, der uns und viele Anleger immer wieder bewegt, ist das Thema Nachhaltigkeit und Ethik beim Investieren. Gerade bei vielen Großkonzernen lassen sich hier immer wieder kritische Aspekte finden. Nehmen wir beispielsweise die Wasserpolitik von Nestlé. Der Konzern kaufte jahrelang in Entwicklungsländern Trinkwasserquellen auf. Die dortige Bevölkerung verlor damit den freien Zugang zu diesen Quellen. Das gesunde Wasser, das von Nestlé in den Supermärkten angeboten wird, können sich diese Menschen nicht leisten.

Auch beim Thema Rohstoffabbau – zum Beispiel bei seltenen Metallen wie Kobalt für die Batterieherstellung für Smartphones, Tablets und Elektroautos – sind die gesellschaftssozialen und umweltpolitischen Kollateralschäden in den Abbauländern teilweise verheerend. Dabei sind die genannten Beispiele nur stellvertretend für viele Branchen und Unternehmen. Ob und wo dabei eine Beteiligungsgrenze für Sie als Investor (und auch als Verbraucher) besteht, kann und muss jeder für sich selbst entscheiden.

Insgesamt drängt sich bei all diesen Überlegungen schnell die Frage auf: Geldanlage und Ethik bzw. Nachhaltigkeit – geht das überhaupt zusammen? Oder schließt sich das grundsätzlich nicht eher aus? Tatsächlich wird es schwierig, Unternehmen zu finden, die in allen Aspekten absolut nachhaltig und ethisch einwandfrei aufgestellt sind. Ein Bereich, der speziell hier zu Lande stark unter Kritik steht, ist der Pflegesektor – oder genauer gesagt: die Bedingungen in Pflegeeinrichtungen.

Nachhaltig ist, wenn alle gewinnen

Die steigende Lebenserwartung und gleichzeitige Alterung der Gesellschaft ist eine Tatsache und lässt die Nachfrage nach Betreuungs- und Pflegedienstleistungen steigen. In Deutschland gehen Menschen für bessere Bedingungen und mehr Personal in der Pflege auf die Straße, denn es herrscht Pflegenotstand. Natürlich ist diese kontinuierlich weiter auseinanderklaffende Schere ein gesamtgesellschaftliches Problem, für das vor allem die Politik stark in der Pflicht steht. Aber können und sollten wir uns darauf verlassen? Wir sind der Ansicht, dass man sich auch bei erfolgreichen Unternehmen in diesem Bereich etwas abschauen muss.

Immer mehr solcher Einrichtungen sind heute im Besitz von Investmentgesellschaften, die nahezu alles in erster Linie auf Profit setzen. Häufig steht hier in der Kritik, dass die Unternehmen nur noch auf Kostensenkung und Gewinnmaximierung getrimmt werden und das Wohl der Patienten und Mitarbeiter weit hintenansteht. Dass dies nicht so sein muss, zeigt Ryman Healthcare. Das neuseeländische Unternehmen ist ein absolutes Positivbeispiel, wie höchster Pflegestandard, gute Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter und Aktionärsinteressen doch Hand in Hand gehen können. Das neuseeländische Unternehmen Ryman Healthcare schafft eine Win-Win-Situation für Bewohner, Mitarbeiter, die Gesellschaft und zu guter Letzt auch für die Aktionäre. Ja, das ist möglich!

Das Village-Konzept – ein ganzheitliches Geschäftsmodell

Die von Ryman Healthcare betriebenen „Retirement Villages“ unterscheiden sich sowohl in ihrer Größe als auch ihrem Dienstleistungsangebot sehr von unseren in Europa bekannten Seniorenresidenzen. Vor allem das den Kunden gebotene Freizeitangebot ist viel weitläufiger und größer. Es wird von Schwimmbädern, Wellness, Tanz- und Fitnesskursen, Kinos, bis hin zum Golfplatz je nach verfügbarer Fläche alles geboten. Dadurch, dass sich die Seniorenzentren oft in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum befinden und neben Pflege- und Ärztehäusern auch Geschäfte, Cafés und Restaurants anbieten, können sie schon fast wie ein eigener, kleiner Stadtteil angesehen werden, dessen Infrastruktur optimal auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet ist.

Bei uns werden Seniorenresidenzen, in denen ein selbständiges Leben möglich ist, oftmals völlig getrennt von Pflege- und Betreuungseinrichtungen geführt. Bei dem Konzept von Ryman Healthcare sind die unterschiedlichsten Wohnsituationen auf einer Fläche vereint. Für die Bewohner bedeutet dies den Vorteil, dass sie ihre vertraute Umgebung nicht verlassen müssen, wenn sich ihre Lebenssituation und ihr Pflegebedarf ändert.

Die Bewohner der Häuser und Apartments erhalten so die Gewissheit, dass für sie gesorgt wird und sie nicht wieder umziehen müssen, weil das Fürsorgekonzept alle Pflegestufen abdeckt. Die Mitarbeiter haben wenig Bürokratie zu bewerkstelligen und erhalten vernünftige Gehälter. Dadurch sind sie zufrieden und motiviert. Die Gesellschaft hat die Sicherheit, dass für die Älteren verlässlich gesorgt wird und am Ende profitiert auch der langfristige Aktionär vom guten Unternehmenszweck und den Wachstumsperspektiven des Unternehmens.

Das gesamte Spektrum an Fürsorge und Pflege unter einem Dach

Im Mittelpunkt der Strategie von Ryman Healthcare steht das Fürsorgekonzept. Die Gründer Kevin Hickman und John Ryder haben früher als Polizisten für Recht und Ordnung gesorgt. Als sie nach einem Brand in einem Seniorenheim ermittelten, waren sie von den dortigen Bedingungen geschockt. Sie wollten es besser machen und mit ihrem Unternehmen Ryman Healthcare der Welt zeigen, dass es auch anders geht.

Das Unternehmen sollte vom vollkommen unabhängigen und selbstorganisierten Wohnen bis hin zur höchsten Pflegestufe alle Betreuungsformen abdecken. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Ehepaare müssen nicht getrennt werden, wenn sich die Gesundheit eines Partners verschlechtert. Somit können die Bewohner in Frieden leben und dieses Leben wie im früheren Mehrgenerationenhaus genießen.

Organisches Wachstum durch mehrdimensionale Einnahmenstruktur

Ryman Healthcare plant, baut und managt all seine Seniorenzentren selbst. Sowohl das Land als auch die kompletten Immobilien auf den Arealen sind in Besitz des Unternehmens. Während diverse Shops, gastronomische Einrichtungen etc. verpachtet sein können, agiert Ryman Healthcare im Pflegesektor selbst. Seine Einnahmen generiert das Unternehmen zum einen durch den Verkauf von Wohnrechten („Occupation Rights“) und zum anderen durch laufende Einnahmen aus seinen Pflegedienstleistungen („Care Fees“). Dritte, aber von der Höhe geringste Einnahmeart sind Gebühren für Verwaltung und sonstige Dienstleistungen (z. B. hinzubuchbarer Reinigungsservice, Einkaufsdienst etc.) Die Einnahmen aus den Pflegedienstleistungen hingegen generieren sehr gut kalkulierbare und wiederkehrende Cashflows.

Die tatsächlich mit Abstand größte Einnahmequelle ist der Verkauf von Wohnrechten, der aber nicht als operative Umsätze verbucht wird, sondern nur am realisierten Gewinn abzulesen ist. Diese Erlöse können aber von Jahr zu Jahr stark schwanken, je nachdem wie viele Wohneinheiten in einem Jahr zum Wiederverkauf stehen und welche zusätzliche Kapazität neu eröffnete Wohnzentren bieten. Die Bewohner erkaufen sich bei Vertragsaufnahme ein Wohnrecht auf Lebenszeit in einer von Ryman Healthcare geführten Wohnparkanlage. Sie zahlen dabei eine hohe Summe auf einmal und im Voraus, ähnlich wie bei einem Immobilienerwerb. Die jüngsten Kunden sind dabei 60 bis 65 Jahre alt und sie gestalten zunächst ihren Lebensalltag selbstständig und unabhängig. Je nach Gesundheitszustand wechseln sie später in ein Betreuungssystem.

Hohe Nachfrage durch Immobilienblase in Neuseeland 

Die Wohnrechte bedeuten für die Bewohner zwar am Anfang der Vertragsaufnahme hohe einmalige Kosten. In den letzten Jahren sind die Immobilienpreise in Neuseeland und Australien aber explodiert. Ein Wohnrecht in einem Bungalow oder Apartment von Ryman Healthcare ist deutlich günstiger als eine Immobilie vergleichbarer Größe und Ausstattung in derselben Gegend am freien Immobilienmarkt. Der Preisdiscount bei Ryman Healthcarebeträgt oftmals mehr als 30 %. Dies, zusammen mit dem umfassenden Freizeit- und Pflegedienstangebot, macht das Wohnmodell von Ryman Healthcare so attraktiv.

Die Nachfrage ist im Moment derart hoch, dass ein neuer Wohnpark in der Regel schon lange vor der Fertigstellung so gut wie ausgebucht ist. Ryman Healthcare ist damit in der sehr komfortablen Situation, dass die Baukosten schon direkt im ersten Jahr der Eröffnung nicht nur gedeckt, sondern auch überkompensiert sind. Seit 2008 ist die Zahl der von Ryman Healthcare gemanagten Wohnparks von 16 auf 43 gestiegen. Dreizehn weitere Retirement Villages befinden sich derzeit im Bau bzw. in Planung.

Bessere Pflege und weniger Bürokratie durch digitale Innovation

Ryman Healthcare investiert auch in neue Technologien. Beispielsweise wurde MyRyman entwickelt, eine App für die Bereitstellung von Pflege- und Dienstplänen. Diese App erlaubt es, dass dem Pflegepersonal mehr Zeit mit den Bewohnern bleibt und der Papierkrieg reduziert wird. Auch andere Pflegeheime klagen über das immense Ausmaß an Schriftlichkeit in der Pflege und könnten so auch eine neue Zielgruppe für die App darstellen.

Zusätzlich experimentiert Ryman Healthcare mit künstlicher Intelligenz. Mittels der durch die App erhobenen Daten soll eine Verschlechterung der Gesundheit eines Bewohners erkannt und Maßnahmen zu Besserung eingeleitet werden. Zusätzlich ist ein Netzwerk für Mitarbeiter implementiert, wodurch die Pflegekraft Hilfe bei Problemen anfordern kann. Die besten Hilfestellungen, wie besondere Stühle mit Vorrichtungen, kleinere Tricks zur Erleichterung der Arbeit oder andere Lösungsansätze, werden konzernweit geteilt. Das Unternehmen möchte die Daten nutzen, um das Wohl der Patienten zu steigern und könnte so einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil aufbauen.

Rekordumsätze im ersten Quartal

Das erste Quartal 2021 (entspricht dem letzten Quartal des am 31. März 2021 geendeten Geschäftsjahrs) stellte für Ryman Healthcare einen neuen Umsatzrekord dar. Mit 403 Mio. NZD legte der Umsatz verglichen mit dem stark COVID-belasteten ersten Quartal 2020 um sage und schreibe 82 % zu. Bei einer Gesamtauslastung der Pflegeeinrichtungen von 97 % stehen alle Zeichen bei Ryman Healthcare auf Wachstum. Der Gewinn aus der operativen Geschäftstätigkeit (in der Berichterstattung von Ryman Healthcare: „Underlying Profit“) ist im zurückliegenden Geschäftsjahr insgesamt um 7,3 % auf 224,4 Mio. NZD gesunken. Gemessen an den pandemiebedingten Hemmnissen in 2020 halten wir diesen punktuellen Einbruch perspektivisch für klar vernachlässigbar – zumal der Gewinn des Unternehmens von 326 Mio. NZD in 2019 auf 423,1 Mio. NZD im Geschäftsjahr 2021 gestiegen ist.

Die Dividende beträgt aktuell 0,22 NZD pro Aktie, was nach etlichen Jahren kontinuierlicher Steigerung ein erstmaliger Dip ist (im Vorjahr betrug die Dividende 0,24 NZD pro Aktie) – wir gehen jedoch davon aus, dass sich die Anleger mit dem sich aktuell mehr als erholenden Geschäft in Zukunft wieder über regelmäßige Steigerungen freuen können.

Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor


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Immer wieder werden wir nach krisenfesten und konjunkturunabhängigen Investments gefragt. Eine Branche, die quasi als Grundlage ihres Geschäftsmodells eine kontinuierlich stabile Absatzrate verzeichnen kann, ist die Tabakbranche. Die Geschäftslage ist nicht von der Konjunktur abhängig. Wer dem Laster nachgeht, findet auch Wege, es zu finanzieren. Die Kundenbindung funktioniert sozusagen wie ein Abo-Modell mit Suchtfaktor als Laufzeitbasis. Moralisch-ethisch mag man davon halten, was man will – für das Geschäftsmodell kommt dies einer Absatzgarantie gleich.

Auch Corona hat Tabakkonzernen weniger geschadet als vielen anderen Großunternehmen. Die Produkte werden in Supermärkten und Tankstellen verkauft, in Geschäftsstellen also, die auch während der weltweiten Lockdowns geöffnet blieben. Manche Länder, wie die Schweiz schränkten die Waren, die während des Lockdowns in Supermärkten und Kiosken verkauft werden durften, zwar etwas ein. Zigaretten waren davon aber nicht betroffen. Während Spielwaren, Bekleidung oder auch Pflanzen als „Luxus“ oder „Freizeitkonsum“ nicht über die Ladentheken gegen durften, zählte Tabak hingegen zum „Grundbedarf“.

Die Politik schützt unfreiwillig die Marktposition

Die Gesetzgeber weltweit versuchen den Gefahren des Rauchens permanent entgegenzuwirken. Doch all die Regulierungen, die wir in den vergangenen Jahrzehnten im Tabaksektor beobachten konnten, bringen auch einen entscheidenden Vorteil für die Großkonzerne mit sich: Neue Unternehmen haben es immer schwerer, in den Markt einzutreten. Vor allem die zahlreichen und vielgestaltigen Werbeverbote sorgen am Ende des Tages für eine noch stärkere Dominanz all der Player, die seit jeher den Markt bespielen.

Letztendlich existieren heute nur noch vier große Tabakkonzerne: Altria, Imperial Brands, British American Tobacco und Philip Morris International. Sie verfügen über eine exzellente Preissetzungsmacht. Als Folge dessen steigen die Gewinne und Dividenden zuverlässig an, obwohl die Zahl der verkauften Zigaretten stetig sinkt.

Für eine „rauchfreie Zukunft“ bestens gerüstet

Der klassische Zigarettenkonsum nimmt ab. Einer Studie des medizinischen Fachmagazins „The Lancet“ aus dem Jahr 2017 zufolge sank der Raucheranteil an der Weltbevölkerung zwischen 1990 und 2015 um fast ein Drittel. Philip Morris International hat diese Entwicklung frühzeitig erkannt und clever darauf reagiert. Seit 2016 arbeitet der Konzern an der Geschäftsumwandlung, weg von der klassischen Zigarette, hin zu Erhitzern und Verdampfern.

Philip Morris International unternimmt selbst mittlerweile vieles, um die eigenen Kunden vom Rauchen abzubringen. Natürlich mit dem Ziel, diese auf ein Produkt der „nächsten Generation“ umzustellen. Bis 2025 sollen es 40 Millionen Kunden sein, die diesen Wechsel vollzogen haben. Laut Schätzungen des Unternehmens nutzen weltweit bereits 15 Millionen Menschen die Erhitzer. Zwei Drittel von ihnen sollen nach Unternehmensangaben Umsteiger sein.

Weltweiter Marktführer mit wenigen Ausnahmen

Der Tabakmarkt in den USA wird mit großem Abstand zur Konkurrenz durch den Konzern Altria (bis 2008 gehörte Philip Morris International zu Altria, dann spaltete sich das Unternehmen von seinem einstigen Mutterkonzern ab) abgedeckt. Philip Morris International dominiert die Märkte im Rest der Welt. Eine der wenigen Ausnahmen: China. Der Markt ist in sich geschlossen. Nur chinesische Staatskonzerne dürfen dort Tabakprodukte herstellen und vertreiben. Philip Morris International bleibt dieser Markt daher bislang verwehrt.

Weltweit (die USA und China ausgenommen) beläuft sich der Marktanteil von Philip Morris International auf 28 %. Mit seinen Marken Marlboro, L&M, Parliament und Chesterfield ist der Konzern in 180 Ländern vertreten. Die Verdampfer-Lösung IQOS ist noch nicht so weit verbreitet, aber gut auf dem Vormarsch. Die Markenstärke überzeugt schon jetzt. Während Marlboro als die Zigaretten-Marke schlechthin die Tabakwelt weiterhin dominiert, rangiert IQOS schon auf Platz 3 (in Ländern, in denen IQOS bereits am Markt ist).

Im Jahr 2020 wurde IQOS in fünf weiteren Ländern eingeführt, u. a. Saudi-Arabien und Österreich. Damit ist die Verdampfer-Marke schon in über 50 Märkten präsent. Einige wichtige Märkte wie Südamerika, Indien, Indonesien und Afrika fehlen noch, daran arbeitet Philip Morris International aber. Gerade in den Schwellenländern liegt noch viel Potenzial verborgen. Auch hinsichtlich des „alten“ Geschäfts. Denn entgegen der Entwicklung in den Industrienationen steigt dort auch die Zahl der Raucher weiter an. Philip Morris International hat also sogar in beide Richtungen noch Luft nach oben.

Das nächste Level – die „rauchfreie Zigarette“ 2.0

Nach der der erfolgreichen Markteinführung von IQOS hat Philip Morris International nun die nächste Innovationsstufe auf dem Weg in eine rauchfreie Zukunft gezündet. IQOS VEEV – so lautet der vollständige Name der neuen E-Zigaretten, die der Tabakkonzern im dritten Quartal 2020 zunächst in Neuseeland einführte. Mittlerweile ist IQOS VEEV auch in Europa angekommen. Der Name ist ein cleverer Schachzug. IQOS ist in Europa als Marke bereits bekannt und etabliert. In dem nun auch in dem neuen Produkt dieser Name steckt, nutzt der Konzern die Bekanntheit von IQOS aus. Ohne seine Hauptmarke im Segment Rauchfreie Produkte zu schwächen, bringt Philip Morris International eine neue Alternative dazu auf den Markt.

Denn anders als IQOS enthält VEEV keinen herkömmlichen Tabak mehr, sondern nur noch eine Flüssigkeit, ein sogenanntes E-Liquid, das erhitzt wird und dadurch Aerosole freisetzt. Während Sie bei IQOS tatsächlich noch den Tabak „herauspulen“ können (Sie werden erstaunt sein, wie wenig Tabak im Vergleich zu klassischen Zigaretten dies noch ist), sind VEEV-Produkte vollständig versiegelt. Auch müssen an den Geräten keine Einstellungen mehr vorgenommen werden – VEEV ist komplett konsumfertig. Die unkomplizierte Handhabe von VEEV macht den Umstieg vom klassischen Glimmstängel auf eine rauchfreie Alternative auch für diejenigen einfach, denen andere E-Zigaretten bislang zu umständlich waren.



Innovationen jenseits von Rauch und Dampf

Als neusten Coup hat der Erfinder von Marlboro nun tatsächlich einen Spezialisten für inhalierbare Medikamente in seinem Portfolio. OtiTopic hat Acetylsalicylsäure (Aspirin) in inhalierbarer Form entwickelt, die als Mittel zur Herzinfarkt-Prävention eingesetzt werden soll. OtiTopic macht geltend: Anstatt permanent Aspirintabletten zur Herzinfarkt-Prävention einzunehmen, solle die Einnahme aus medizinischer Sicht auf den Bedarfsfall beschränkt werden. Gegenüber dem Kauen entsprechender Tabletten ist der Weg über die Lunge zudem schneller. Eine interessante Überlegung: Falls künftig Millionen Patienten mit einer Art elektronischer Aspirin-Zigarette ausgestattet würden, kann Philip Morris International ordentlich davon profitieren.

Daneben will Philip Morris International den Nikotinkaugummi- und Tablettenhersteller Fertin Pharma kaufen und damit sein Portfolio an rauchfreien Produkten ausweiten. Mit dem Verkäufer EQT sei ein Kaufpreis von umgerechnet 820 Millionen US-Dollar vereinbart worden, erklärte der Tabakkonzern. Das US-Unternehmen hat in den vergangenen Jahren mehr als acht Milliarden Dollar in rauchfreie Produkte investiert – hauptsächlich in die Eigenentwicklung von IQOS – die bis 2025 mehr als 50 % des Konzernumsatzes ausmachen sollen.

Wachstum deutlich über den Erwartungen

Das Unternehmenswachstum im ersten Quartal 2021 war mit 6,0 % (Umsatz) sehr ordentlich. Auch wenn es hierbei kräftige Unterstützung von der Währungsseite gab, war ebenfalls das organische Wachstum gut. Mit 2,9 % lag dies sogar deutlich über den Erwartungen. Was den Gewinn je Aktie anbelangt, war es das Rekordquartal schlechthin: Das Ergebnis je Aktie stieg um 32,5 % auf jetzt 1,55 USD. Um Währungseffekte bereinigt, bleibt noch ein Plus von 23,9 %. Die Dividendenrendite ist zwar mit aktuell 4,9 % nicht ganz so hoch wie bei seinem amerikanischen „Schwesterunternehmen“ Altria, dafür ist das Unternehmen hinsichtlich IQOS und anderer rauchfreier Tabakalternativen aber schon deutlich weiter.

Beim Absatz seiner rauchfreien Produkte – hauptsächlich IQOS, aber auch die neue E-Zigarette VEEV – macht Philip Morris International weiter große Schritte. Mittlerweile macht dieser Bereich 28 % des Konzernumsatzes aus. Im Vorjahr waren es noch 21,7 %. Bis 2025 sollen die rauchfreien Alternativen für die Hälfte der Erlöse verantwortlich sein. Angesichts des aktuellen Wachstums in diesem Segment ist dies kein unrealistisches Ziel.

IQOS ersetzt nicht nur das leicht rückläufige Zigarettengeschäft, es bietet auch deutlich höhere Margen: Rund 70 % gegenüber 50 %. Beeindruckend: Ein Glimmstängel der „Next Generation“ kann in puncto Umsatz rund zwei bis drei klassische Zigaretten ersetzen. Zudem bindet die zum Konsum notwendige E-Zigarette den Kunden noch stärker an eine Marke. IQOS ist auf lange Sicht vielleicht die stärkste Waffe gegen den Nichtraucher-Trend. Denn IQOS ist mehr als nur ein Substitut für klassische Zigaretten. Indem auch ehemalige Raucher und sogar Nichtraucher Geschmack an der Verdampfer-Variante finden, entsteht neues Wachstumspotenzial.

Beste Perspektiven für die rauchfreie Zukunft

Die starke Entwicklung im ersten Quartal veranlasste das Management, die Jahresprognose anzuheben. Der Gewinn je Aktie soll jetzt organisch zwischen 11 und 13 % wachsen. Bisher wurde ein Wachstum zwischen 9 und 11 % prognostiziert. Allerdings will der Konzern nun auch auf Aktienrückkäufe setzen. Diesen Sommer soll es damit losgehen. Dies kann unter Umständen 1-2 % zum Wachstum beitragen. Die Kursentwicklung der Aktie seit Beginn des Jahres – von knapp über 80 USD Anfang Januar auf mittlerweile über 100 USD – ist bereits jetzt beeindruckend.

Wir begrüßen die Investitionen, die Philip Morris International in den Bereich Rauchfreie Tabakprodukte steckt, denn nach Schweden verfolgen nun auch andere Länder – so zum Beispiel Neuseeland – das Ziel, eine „rauchfreie Gesellschaft“ zu werden. Auch in Großbritannien soll der Verkauf von Marlboro-Zigaretten bereits in ein paar Jahren komplett vorbei sein. Wir sind uns sicher, diese Entwicklung wird weitergehen.

Ihre Kerstin Franzisi
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Nescafé ist Ihnen sicherlich ein Begriff. Mit dieser Marke sorgte der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlébei Verbrauchern erstmals 1938 für Furore. Den in heißem Wasser löslichen Instantkaffee kannte nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland buchstäblich jedes Kind. Na ja, wenn es halt mal schnell gehen muss. Heute hat die Angebotspalette des Konsumgüterkonzerns fast jede Grenze gesprengt. Nicht nur im Kaffee-Business hat sich viel getan. Das Markenportfolio ist derart groß, dass man als Konsument schon mal den Überblick verlieren kann. Viele Verbraucher konsumieren tagtäglich Nestlé-Produkte, ohne dies zu wissen.

Markenvielfalt im Konsumgütersektor

Nestlé ist der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt und das größte Industrieunternehmen der Schweiz. Laut Forbes Global 2000 (Stand: Mai 2019) steht Nestlé auf Platz 42 der größten Unternehmen auf dem Erdball. Rund 293.000 Mitarbeiter sind derzeit bei dem Konzern beschäftigt. Die Marktkapitalisierung an der Börse beträgt rund 314 Mrd. CHF.

Bei vielen Produkten, mit denen wir unsere Kühlschränke und Vorratsschränke füllen, ist uns nicht immer bewusst, dass diese zum Nestlé-Universum gehören. Nach eigenen Angaben bietet Nestlé seinen Kunden über 2.000 Marken. Hierzu zählen in Deutschland Maggi, Buitoni, Wager, Nespresso, Perrier, Vittel, Thomy, Schöller, After Eight, Kitkat, Alete oder Beba. Was viele nicht wissen: Das Unternehmen ist auch ein bedeutender Anbieter von Tiernahrung. Darüber hinaus hält der Konzern rund 23 % an L´Oréal, dem größten Kosmetikhersteller der Welt.

Auf zu neuen Ufern

Ein so großes Unternehmen wie Nestlé kann auch behäbig und träge wirken. Tatsächlich ist das Wachstum bei dem Schweizer Konzern zwischenzeitlich fast zum Erliegen gekommen. Das wird aber auch daran liegen, dass Nestlé den Markt seit Jahrzehnten dominiert. Sicherlich ist es bei einer derart exponierten Marktstellung schwierig, das Wachstum immer weiter auszudehnen.

Ulf Schneider, der 2017 die Führung übernahm, brachte frischen Wind. Seither siebt er das Produkt- und Markenportfolio konsequent aus. Weniger lukrative Marken oder Geschäftsbereiche werden abgestoßen. Die Wachstums- und Expansionsstrategie konzentriert sich auf drei vielversprechende Bereiche: Tiernahrung, Kaffee und vegetarische oder sogar vegane Alternativen zu Milch und Fleisch. Der einstige Slogan des Konzerns „We feed the world“ ist von der Realität nicht weit entfernt.

Neue Kaffee-Trends

Nestlé hat bereits mit Nespresso die Kaffee-Branche aufgemischt und sich eine eigene Kultmarke erschaffen. Diese bringt dem Konzern hohe Margen ein. Auch am neuen Trend zum „High-End-Kaffee“ will Nestlé verdienen – zum Beispiel mit der Café-Kette Blue Bottle, die der Konzern 2017 aufkaufte.

Ein weiterer Coup: 2018 erwarb Nestlé für rund 7 Mrd. USD das Handelsgeschäft von Starbucks. Der Kauf umfasste nicht nur umfassende Vermarktungsrechte im Einzelhandel sondern auch das B2B-Geschäft (Gastronomie). Einzig die Starbucks-Cafés sind von dem Deal ausgenommen. Diese werden weiterhin von Starbucks selbst betrieben.

2020 setzte Nestlé mit Starbucks-Produkten 2,7 Mrd. CHF um. In den USA und Europa ist die Marke in Supermärkten mittlerweile schon recht präsent. Jetzt soll das Geschäft auf Südostasien und Lateinamerika ausgeweitet werden. Wie der Konzern jüngst mitteilte, ist dort die Markteinführung  von Ready-to-Drink-Produkten unter dem Starbucks-Label geplant. Mit derartigen Fertigkaffeegetränken zielt Nestlé auf neue und jüngere Konsumenten ab. Außerdem rückt der Schweizer Konzern in Asien der noch eigenständigen Café-Kette Starbucks mit Blue Bottle Filialen allmählich auf die Pelle.

Enorme Wachstumsperspektiven bei pflanzlicher Ernährung

Vegetarische und vegane Produkte fristen in unseren Supermarktregalen schon lange nicht mehr nur ein stiefmütterliches Dasein. Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis werden bei Verbrauchern aus zwei Gründen immer beliebter. Erstens besteht ein Megatrend zur „gesunden Ernährung“. Und zweitens: Ethik und Umweltschutz werden im Bewusstsein der Menschen immer wichtiger. Denn Alternativen zu Fleisch haben in der Produktion einen deutlich geringeren Klima-Fußbadruck. Darüber hinaus lehnen immer mehr Verbraucher die Massentierhaltung ab.

Nestlé rangiert in Deutschland in diesem Segment mit Garden Gourmet derzeit bereits auf Platz 2. Bald könnte die Marke den Thron erobern, den aktuell noch das nicht börsennotierte Unternehmen Rügenwalder Mühle beansprucht. Die Wachstumsraten in diesem Sektor sind fulminant. Schon 2019 lag der Zuwachs des Schweizer Konzerns auf diesem Gebiet bei 67 %.

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Eine weitere Wachstumskomponente: Tiernahrung

Haustiere haben – auch und gerade während der Pandemie – in unserer modernen Gesellschaft enorm an Stellenwert gewonnen. Tierhalter geben heute viel mehr Geld für ihre vierbeinigen Freunde aus, als noch vor zehn oder zwanzig Jahren.

Durch die Übernahme von Purina in 2002 ist Nestlé als Tierfutterhersteller schon lange einer der großen Player, denn auch hier ist das Markenportfolio, das unter dem Dach des Schweizer Konzerns vermarktet wird, groß. Bekannte Namen sind neben Purina unter anderem Felix und Gourmet. Um auch im Luxussegment mitzumischen, erwarbNestlé die britische Edelmarke Lily’s Kitchen samt Vertriebsnetz.

Neue Marktchancen durch kreative Produkte

Zusätzlich zu einer bestehenden Institution in Lausanne eröffnete Nestlé ein neues Kreativitätslabor in Bern. Ziel ist es, neue Milchprodukte aber vor allem pflanzenbasierte Milchalternativen zu entwickeln. Nach Möglichkeit sollen Produkte innerhalb von sechs Monaten zur Marktreife gebracht werden.

Ein Beispiel für eine neue Marke und Produktlinie, die Nestlé selbst entwickelt hat, ist nesQino. Dabei wird das Erfolgsrezept von Nespresso auf den Smoothie-Trend übertragen. nesQino ist ein praktischer Smoothie-Zubereiter, zu dem es gleich die vorportionierten Geschmacksrichtungen gibt. Die Markteinführung erfolgte in China, es ist aber zu erwarten, dass nesQino früher oder später auch in anderen Regionen erhältlich sein wird.

Überzeugende Dividendenhistorie und glänzende Aussichten

Viele der „echten“ Dividendenaristokraten finden sich in den USA. Europäische Unternehmen, die seit über 25 Jahren ihre Dividende jährlich steigern, sind erheblich seltener. Nestlé gehört jedoch dazu. In den zurückliegenden 27 Jahren erhöhte der Lebensmittelkonzern seine Dividende jedes Jahr – ohne Ausnahme. Die Steigerungsrate der letzten zehn Jahre beträgt 4,3 % p.a. Auch was das zukünftige Dividendenwachstum angeht, sind die Aussichten alles andere als schlecht..

Nestlé legt nach Wachstumssprung Messlatte höher

Jüngst hat sich Nestlé nach einem Wachstumsspurt im ersten Halbjahr 2021 höhere Ziele gesetzt. Nach Angaben des Managements betrug das organische Umsatzwachstum 8,1 % – mehr als Analysten erwartet hatten. Der berichtete Umsatz stieg um 1,5 % auf 41,8 Mrd. CHF. Der Nettogewinn erhöhte sich um gut 1 % auf 5,9 Mrd. CHF.

Der Schweizer Lebensmittelriese profitierte in diesem Zeitraum von einer hohen Nachfrage nach Kaffeeprodukten, Heimtiernahrung, Süßigkeiten und vegetarischen Produkten. Nun rechnet Konzernchef Mark Schneider für 2021 mit einem organischen Umsatzwachstum von 5 bis 6 %.

Bislang hatte Nestlé hier ein Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt.

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33 Jahre nach seiner Auflegung will sich der deutsche Leitindex neu erfinden. Im September wird der „DAX 30“ zum „DAX 40“. Zu den jetzigen Index-Titeln kommen also zehn weitere hinzu.

Auch am Regelwerk, also an den Kriterien die Unternehmen überfüllen müssen, um in den DAX aufgenommen zu werden und um darin bleiben zu können, wird es Änderungen geben. Von einer historischen Reform (Manager Magazin) oder gar Revolution (BILD) ist die Rede.

Der DAX soll frischen Wind bekommen. Er soll zeitgemäßer und vor allem auch wieder populärer werden. Das Image des deutschen Leitindex hat zuletzt gelitten. Insbesondere seit dem Wirecard-Skandal sah sich die Deutsche Börse zunehmender Kritik ausgesetzt. Im Juni 2020 meldete Wirecard Insolvenz an, im DAX blieb das Unternehmen trotzdem noch fast zwei Monate. Der Grund: Lücken im Regelwerk.

Größer und schneller = besser?

Die erkannten Lücken im Regelwerk sollen nun geschlossen werden. Auch sonst soll alles besser werden. Der DAX wird größer, die Kriterien strenger und auch die Überprüfung der Indexzusammensetzung wird künftig häufiger erfolgen. Dies könnte den Leitindex „lebendiger“ machen, weil womöglich häufiger der eine oder andere Titel im Index wechselt.

Doch wie gut sind die neuen Regeln wirklich? Statt wie bisher einmal jährlich wird die Zusammensetzung des DAX in Zukunft zweimal jährlich erfolgen – jeweils im März und September. Zu den strengeren Aufnahme- und Verweilkriterien gehört, dass die Index-Unternehmen sowohl testierte Geschäftsberichte als auch Quartalsmitteilungen veröffentlichen – und das fristgerecht. Wirecard hatte die Veröffentlichung seiner Zahlen im letzten Jahr mehrfach verschoben, was jedoch hinsichtlich der DAX-Zugehörigkeit keine Konsequenzen hatte.

Auch müssen alle DAX-Aufsteiger vor der Aufnahme mindestens zwei Jahre hintereinander ein positives EBITDA aufweisen. EBITDA steht für Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization. Dies ist also der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzaufwendungen.

Was jedoch für „Aufsteiger“ gilt, gilt bei bestehende DAX-Mitgliedern nicht von Bedeutung. Tatsächlich befindet sich mit Delivery Hero seit rund einem Jahr ein Unternehmen im DAX, das bis heute keine Gewinne schreibt. Der Essenslieferant war im letzten Jahr nach dem Rauswurf von Wirecard in den Index nachgerückt. Obwohl das Unternehmen bis heute rote Zahlen schreibt, darf es im deutschen Leitindex bleiben.

Warum uns Indizes egal sind

Welche Titel werden in den DAX „aufsteigen“? Seit Wochen wird darüber diskutiert und spekuliert. Eines hat die Deutsche Börse mit ihren Regeländerungen also schon mal bewirkt: Der DAX ist wieder im Gespräch. In vielen Finanzforen ist der sogar Thema Nr. 1. Spannung liegt in der Luft. Die Aufregung und Vorfreude, die an der Börse im Moment herrscht, können wir nahezu fühlen. Dennoch bleiben wir gelassen.

Erstens dürften die meisten aus dem MDAX kommen. Gleichzeitig mit der DAX-Erweiterung wird dessen „kleiner Bruder“ nämlich von 60 auf 50 Titel reduziert werden. Zweitens, ob ein Titel nun im DAX, im MDAX oder irgendeinem anderen Index ist, interessiert und als Stock-Picker reichlich wenig. Unsere Strategie wird davon nicht beeinflusst.

Um für uns als Investment von Interesse zu sein, muss uns ein Unternehmen mit seiner Qualität und Bewertung überzeugen. Die Qualität soll hoch, die Bewertung (also der Preis an der Börse) möglichst niedrig sein. Die Zugehörigkeit zu einem Index ist weder Qualitätsgarant noch lässt der Indexstand Rückschlüsse auf die Bewertung eines einzelnen Unternehmens zu.

Darum halten wir uns bei DAX-Titeln zurück

Ob ein Titel nun in einem bekannten Index ist oder nicht, hat für uns keine Relevanz. Dies schließt umgekehrt nicht aus, dass wir uns auch Index-Unternehmen ansehen und etwa in S&P– oder DAX-Werte investieren.

Was die Titel des „alten“ DAX betrifft, halten wir uns tatsächlich seit längerem zurück. Weder unsere Musterdepots noch unsere Datenbank sind derzeit mit vielen DAX-Titeln bestückt. Mit Henkel haben wir zurzeit nur ein einziges DAX-Unternehmen in unserer Datenbank. Und da wir bei uns die Stammaktie und nicht die Vorzugsaktie von Henkel führen, lautet die Anzahl an DAX-Titeln in unserer Datenbank streng genommen Null.

Von den DAX-Unternehmen der ersten Stunde sind heute noch elf dabei, wenn wir die aus Veba und Viag hervorgegangene E.ON mit dazu zählen, sind es zwölf.  Etliche Unternehmen, die bei der Geburtsstunde des Leitindex dabei waren, existieren gar nicht mehr. Die Mannesmann AG wurde von Vodafone geschluckt und anschließend zerschlagen. Auch Nixdorf ist längst Geschichte. 1968 in Essen gegründet galt das Unternehmen einst als das Zukunftsunternehmen der Computerindustrie. Siemens versuchte später zu retten, was zu retten ist. Vergeblich.

Mehr Indizes als Einzeltitel

Statt die Regeln für einen einzelnen Index zu ändern, müsste sich an der gesamten Index-Denke, die in den letzten Jahren enorm zugenommen hat, etwas ändern. Wussten Sie, dass es seit 2017 mehr Indizes als Einzeltitel existieren?Der Hype auf passive Produkte (ETF, ETC, ETN…) treibt diese Absurdität immer weiter voran.

Selbst wenn es diese Entwicklung nicht gäbe, halten wir Indizes für überschätzt. Ein Index kann allenfalls Stimmungsbarometer für die allgemeine Börsenstimmung sein. Nur wenn der Index hoch steht, heißt das noch lange nicht, dass jedes Unternehmen im Index oder am Markt teuer ist. Der Index gibt schließlich nur den Durchschnittswert seiner Bestandstitel wieder.

Wir machen daher weiter wie gehabt. Wir analysieren vielversprechende Geschäftsmodelle. Investitionsentscheidungen treffen wir auf Basis unserer Qualitätseinschätzung und Bewertung.

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FIVERR gab vor zwei Wochen seinen Zahlen zum zweiten Quartal 2021 bekannt. Die Reaktion an der Börse glich einem Erdrutsch: innerhalb eines Tages sackte der Kurs von 230 auf 180 USD und damit um 20 % ab. Auch in den Folgetagen ging es weiter nach unten. Zeitweise stand die Aktie von FIVERR nur noch bei 168 USD. Zur Erinnerung: im Februar notierten die Anteilsscheine sogar schon mal zu 320 USD.

Was ist nun passiert, dass die Aktie von einem Tag auf den anderen vom „Superstar“ zum „Parier“ wurde? Der Umsatz legte im zweiten Quartal um 60% zu. Im ersten Quartal ging es noch mehr als 70 % – scheinbar war das jetzige Wachstum „Mr. Market“ nicht genug.

Doch noch etwas anderes scheint vielen Anlegern nicht gefallen zu haben. FIVERR hat seine Jahresprognose gesenkt. So etwas kommt an der Börse meistens nicht gut an. Doch wie gravierend sind die Anpassungen? Wir haben uns die Zahlen sowie die neue Prognose genauer angesehen und finden: ein Drama liegt hier nicht vor.

Vor drei Monaten ging das Management für das Gesamtjahr 2021 von einem Umsatz zwischen 302 und 308 Mio. USD aus. Jetzt rechnet die Konzernspitze nur noch mit einer Umsatzspanne von 280 bis 288 Mio. USD. so weit so gut. Die jetzigen Erwartungen liegen aber immer noch oberhalb der Prognose, die FIVERR im Februar zeitgleich mit Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2020 abgab. Und gegenüber dem Umsatz in Höhe von 189,5 Mio. USD, den FIVERR im letzten Jahr schaffte, bedeuten Erlöse zwischen 280 und 288 Mio. USD immer noch ein stolzes Wachstum von 48 bis 52%.

Das Geschäftsmodell

FIVERR wurde 2010 in Israel gegründet und ist grob ausgedrückt ein Online-Marktplatz für digitale Dienstleistungen. Die Plattform bringt Freelancer und Auftraggeber zusammen. FIVERR funktioniert im Grunde wie der Marketplace von Amazon, nur dass es nicht um Waren, sondern um Arbeitsleistung geht. Auf der einen Seite stehen Freiberufler, die ihr Dienste anbieten (= „Verkäufer“). Auf der anderen Seite stehen Firmen, die diese Dienste projektbezogen in Anspruch nehmen (= „Käufer). FIVERR streicht sich dabei eine Vermittlungsgebühr ein.

2019 wurden bereits mehr als 50 Millionen Dienstleistungen abgewickelt. Im selben Jahr entschied sich das Unternehmen dann auch für einen Börsengang. Seitdem sind die Aktien an der NYSE gelistet.

Besonders gefragt sind auf der Plattform Freelancer-Dienste in den Bereichen Videobearbeitung, Übersetzungen, Programmierungen und Grafikdesign. Diese Geschäftsidee kam im letzten Jahr so gut an, dass FIVERR sein Konzept auf länger laufende, komplexe Großprojekte ausweitete. Ein einzelner Freelancer reicht dafür nicht aus. Mittlerweile können über die Plattform ganze Teams gebucht werden. Auch das Thema Weiterbildungen hat FIVERR für sich entdeckt. Das Hauptsegment Marketplace wird deshalb seit kurzem durch das neue Segment FIVERR Businessergänzt. Das neue Segment macht bereits 5 % des Konzernumsatz aus – Tendenz weiter steigend, denn dieser neue Bereich wächst stärker als das Kerngeschäft Marketplace.

Wachstum wo man nur hinsieht

Nicht nur der Umsatz wächst bei FIVERR weiter zweistellig. Auch andere Kennzahlen zeigen Wachstum pur. So stieg die Zahl der Käufer, also der Unternehmen bzw. Auftraggeber im zweiten Quartal um 43 % auf jetzt 4 Millionen. Ebenso nahmen die Durchschnittsausgaben je Käufer zu. Gab jeder Käufer vor einem Jahr auf der Plattform von FIVERR durchschnittlich 184 USD aus, sind es jetzt 226 USD. Fast zwei Drittel der Käufer (61 %) gaben mehr als 500 USD aus.

Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass die Komplexität der Projekte, die über die Plattform abgewickelt werden, weiter zunimmt. Daraus wiederum schließen wir, dass der Umsatzanteil von FIVERR Business in den nächsten Jahren noch spürbar an Bedeutung gewinnen wird. Des Weiteren rechnen wir damit, dass bei den Kunden die Zahl der „Wiederholungstäter“ ebenfalls steigt. Sind Firmen zufrieden, werden Sie die Plattform auch für künftige Projekte nutzen.

Partnerschaft mit Wix.com und SalesForce

Um in neues Wachstum zu investieren sind auch strategische Partnerschaften recht. Seit April 2021 besteht eine Partnerschaft mit Wix.com. Auch mit Salesforce gab FIVERR eine Zusammenarbeit bekannt.

Konkret geht es bei der Zusammenarbeit zwischen Wix.com und FIVERR um Barrierefreiheit bei Webseiten. Schon lange gibt es für Menschen mit Beeinträchtigung sprachbasierte Hilfsprogramme zum Lesen und Verfassen von E-Mails, beim Besuch von Webseiten bestehen aber nach wie vor Hürden. Eventuell können Hilfsprogramme den Text erkennen und vorlesen, doch selbst dies gelingt nicht auf allen Webseiten einwandfrei. Zudem bestehen weiterhin große Schwierigkeiten bei Bildern und der allgemeinen Bedienung von Webseiten. Wix.com nimmt sich dem Thema gezielt an und hat nun ein Ausbildungsprogramm entwickelt, um Menschen mit Behinderung zu schulen, wie sie selbst barrierefreie Webseiten erstellen.

Wo kommt jetzt FIVERR ins Spiel? Das Schulungsprogramm wird auf der Plattform des Unternehmens beworben. Da sich auf der Plattform bereits 4 Millionen aktive Käufer (Firmen) tummeln, wird auf das Thema aufmerksam gemacht und in der Folge der Bedarf geweckt und die Nachfrage gesteigert. Ist den Unternehmen die Notwendigkeit einmal bewusst, werden sie ihren Webauftritt dahingehend nach und nach optimieren wollen. Hierfür braucht es wieder Freelancer mit entsprechendem Knowhow. Wie praktisch, wenn diese Experten dann gleich auf der FIVERR-Plattform zu finden sind.

Das Ausbildungsprogramm zielt nämlich auch darauf ab, dass die Teilnehmer, die dieses absolviert haben, im Anschluss daran ihre erworbenen Fähigkeiten als Dienstleistung auf der FIVERR -Plattform anbieten. FIVERReröffnet beeinträchtigten Menschen dadurch eine neue Berufsperspektive und hat davon wiederum selbst etwas, weil das Unternehmen dadurch neue Freelancer (= Verkäufer) für seine Plattform gewinnt. Das Programm startet zunächst in den USA und soll dann nach und nach auf andere Länder ausgeweitet werden.

Hohe Nachfrage deutscher KMUs

FIVERR ist mittlerweile in mehreren Ländern – auch in Europa – aktiv. Die Plattform gibt es bereits in sieben Sprachen. Im letzten Jahr hat sich der Traffic in Deutschland vom zweiten auf das dritte Quartal bereits verdoppelt, die Anzahl der Verkäufer ist dort um 76 % und die der Käufer um 81 % Prozent gestiegen. Anfänglich war der Auftritt in Deutschland noch englischsprachig. Aufgrund der hohen Nachfrage hat FIVERR schnell reagiert und den zunächst englischsprachigen Marketplace nach nur einem Jahr Marktpräsenz durch eine deutschsprachige Webseite ersetzt.

FIVERR ist ein noch recht junges Unternehmen, das mit seiner eigenen Idee ein neues Geschäftsmodell geschaffen hat. Die Wachstumsphase ist noch nicht abgeschlossen. Deshalb investiert das Unternehmen auch einen nicht unerheblichen Teil seines Umsatzes in Marketingmaßnahmen. Der Gewinn ist damit in der jetzigen Phase für FIVERR noch zweitrangig. Das ist typisch für Wachstumsunternehmen. Irgendwann wird sich dies ändern. Je mehr das Unternehmen sich etablieren und seine Märkte durchdringen kann, desto mehr sollte irgendwann auch die Profitabilität und Gewinnsteigerung in den Vordergrund rücken. Auch dies sollten Anleger bedenken, die womöglich auch über die jetzige Gewinnentwicklung enttäuscht waren.

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Produkte des Grundbedarfs sind krisenfest und durch nichts zu erschüttern. Was zum täglichen oder zumindest regelmäßigen Verbrauch im Alltag zählt, ist nicht konjunkturabhängig, sondern wird im Groben und Ganzen kontinuierlich konsumiert. Keine großen Erschütterungen zu erwarten für Unternehmen, die in diesem Bereich angesiedelt sind. Das klingt aus Anlegersicht natürlich herrlich sicher. Aber gilt das wirklich immer?

Gerade bei einem Lieblingsverbrauchsgut der Deutschen waren die letzten zwei Jahre alles andere als stabil und stetig. Es geht um’s Bier. Das Geschäftsmodell eines Brauereikonzerns ist klar und verständlich: Die Produkte gehören zu den hochfrequentierten Konsumprodukten des alltäglichen Bedarfs. „Gegessen und getrunken wird immer“ – gerade in einer Wirtschaftskrise könnte das Bier besonders fließen, sollte man impulsartig denken. Aber wo nicht gefeiert wird oder zumindest Menschen zusammenkommen dürfen, wird auch nicht so viel Bier getrunken wie zu „normalen“ Zeiten.

Anheuser-Busch InBev (AB InBev), mit Sitz in Löwen, Belgien, ist der größte Brauereikonzern der Welt. Er entstand 2008 durch den Zusammenschluss der belgisch-brasilianischen InBev-Gruppe mit dem US-Brauereikonzern Anheuser-Busch. Heute ist AB InBev mit rund 200.000 Mitarbeiter in über 50 Ländern die weltweit führende Brauereigruppe und zählt zu den fünf größten Konsumgüterherstellern der Welt.

Der Konzern vertreibt mehr als 500 Marken in über 100 Ländern, darunter die globalen Premium-Marken Beck’s, Stella Artois, Corona und Budweiser. Weltweit belegt AB InBev in 19 Schlüsselmärkten mit seinen Produkten die Positionen eins oder zwei – mehr als jedes andere Brauereiunternehmen. Mit der Übernahme des vormaligen Konkurrenten SABMiller im Jahr 2016 ist die Marktführerschaft des Konzerns heute gefestigter denn je.

Harte Zeiten für den Bier-Giganten

Schon vor Corona stand AB InBev unter erheblichem Druck. Viele Aktionäre waren mit dem Wachstum nicht mehr zufrieden und auf einmal störte sie auch der Schuldenberg, den das Unternehmen seit der SABMiller-Übernahme vor sich herschob. Auch die Dividendenkürzung als eine Maßnahme zur schnelleren Schuldentilgung machte die Stimmung am Markt nicht unbedingt besser. Und dann kam Corona. Die Pandemie bescherte dem Unternehmen einen noch nie dagewesenen Ergebniseinbruch.

Letzte Woche legte AB InBev seine Zahlen für das zweite Quartal und das erste Halbjahr 2021 vor. Dank der Lockerungen in vielen Regionen konnte sich das Geschäft wieder spürbar erholen. Die Geschäftsentwicklung, die das Management für das Gesamtjahr erwartet, müsste ebenfalls positiv stimmen. Dennoch legte der Aktienkurs, der sich von Ende Februar bis Mitte Juli eigentlich ganz gut erholte, erneut den Rückwärtsgang ein. Der Grund: „Mr. Market“ hätte einfach mehr erwartet.

In den Startlöchern für die Zeit nach der Pandemie

Ohne Corona wären die Weichen für Wachstum längst gestellt. Dabei spielen jegliche Arten von Großveranstaltungen – seien es Musikfestivals, Konzerte oder Sportveranstaltungen – für das Geschäft des Brauereikonzerns eine zentrale Rolle. In vielen europäischen Ländern und auch anderswo auf der Welt waren und sind große Teile der Veranstaltungslandschaft abgesagt – oder sind aktuell im besten Fall mit stark reduzierten Zuschauerzahlen möglich. Diese Umsatzeinbußen haben natürlich auch bei AB InBev stark zu Buche geschlagen.

Aus dem Hauptsponsoring für die Olympischen Spiele in Tokio wurde beispielsweise leider nichts (ohne Zuschauer kein Absatz), aber es werden auch wieder bessere Zeiten für den Bier-Giganten kommen. In Großbritannien könnte es schon bald einen Schub geben. Die dort aufgehobenen Corona-Maßnahmen führen wieder zu gefüllten Fußballstadien. Für AB InBev bedeutet dies, dass dort ordentlich Budweiser – eine der drei globalen Premium-Marken – ausgeschenkt werden wird.

Im September 2020 und somit nur wenige Monate vor Ausbruch der Pandemie einigten sich AB InBev und die britische Fußballliga Premier League über eine langfristige und exklusive Ausschanklizenz. Bei Heimspielen von Vereinen wie Manchester United, Arsenal London oder Chelsea FC wird es kein anderes Bier geben. Auch in der spanischen La Liga bestehen langfristige Exklusivverträge.

Für die Zukunft – sobald also wieder Veranstaltungen mit Live-Publikum durchgeführt werden – ist AB InBev sehr gut aufgestellt. Sobald die beiden Top-Ligen wieder ihren Spielbetrieb mit Publikum im Stadion aufnehmen können, wird AB InBev ebenfalls kräftig absahnen. Die Spiele von Top-Vereinen wie Manchester United, FC Liverpool, Real Madrid, FC Barcelona sind stark besucht. Hochgerechnet kann AB InBev mit der neuen Partnerschaft rund 3 Mrd. Konsumenten erreichen. Da es auch in China einige leidenschaftliche Fußballfans gibt, hat dieser Deal auch eine große Strahlkraft um den gesamten Globus.

Langsamer, aber stetiger Aufstieg aus dem Absatztal

Es geht wieder aufwärts. Das erste Halbjahr 2021 lief gut für der größten Bierbrauer der Welt, die Zahlen stimmen zuversichtlich. Wegen des coronabedingt eingefrorenen Gastronomie- und Eventsektors brachen Umsatz und Gewinn vor einem Jahr auf Tiefstwerte ein. Nun erholte sich der Nettogewinn wieder spürbar. Wo AB InBev im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von gerade mal 351 Mio. USD ausweisen konnte, stehen nun immerhin wieder 1,9 Mrd. USD.

Der Konzernumsatz konnte um 27,6 % zulegen und nun einen Wert von immerhin wieder 13,5 Mrd. USD erreichen. Die drei Premium-Marken (Budweiser, Stella Artois, Corona) legten weltweit um 23 % zu. Die Erholung hat sich im zweiten Quartal beschleunigt, sodass man in diesem Dreimonatszeitraum auch wieder von „echtem“ Wachstum sprechen kann. So fulminant die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2021 gegenüber 2020 auch aussieht, viel aussagekräftiger ist der zusätzliche Vergleich mit Ergebnisse von vor zwei Jahren – also vor der Pandemie. Es wurde nämlich nicht nur das zweite Quartal 2020 übertroffen, sondern auch das zweite Quartal 2019. Gegenüber letzterem erreichte AB InBev immerhin ein Plus von 3,2 %.

Der Umsatz erreichte im ersten Halbjahr 2021 wieder das Niveau von 2019, das Absatzvolumen gegenüber dem vor zwei Jahren konnte sogar wieder leicht gesteigert werden. Dies war zudem an fast allen Märkten der Fall. In Lateinamerika, dem nach Volumen größten Absatzmarkt des Konzerns, wurden die Verkaufsmengen gegenüber 2019 um 7,6 % gesteigert. Am zweitgrößten Markt Mittelamerika (inkl. Mexiko) stieg der Absatz um 5,0 %. Die Gewinne liegen weiterhin hinter den Werten von vor zwei Jahren zurück, sind aber auf Erholungskurs.

Innovationen mit Bedacht, aber dann dafür richtig 

Anfang 2020 warfen aktivistische Aktionäre AB InBev vor, das Seltzer-Geschäft verschlafen zu haben. Dabei handelt es sich um einen neuen Getränketrend aus den USA. Sprudelwasser wird mit Alkohol und (meistens) Fruchtgeschmack gemischt und schon hat man „hartes Sprudelwasser“ (engl.: hard seltzer). Tatsächlich waren Wettbewerber in diesen Markt schon einige Jahre zuvor eingetreten. AB InBev hielt sich zunächst zurück.

Mittlerweile hat der weltgrößte Bierbrauer die einstigen Pioniere dieser neuen Marktnische abgehängt. Die anfängliche Zurückhaltung, als sich diese Nische noch in einer sehr frühen Phase befand, war nur Strategie. Manchmal können Trends schneller verfliegen, als wir gucken können. Statt also von Anfang an viel Geld in den Aufbau neuer Marken zu stecken, kann es sich als klug erweisen, sich erst einmal zurückzulehnen und die Sache aus der Ferne zu beobachten.

Jetzt wo sich abzeichnet, dass aus der Seltzer-Sache ein langfristiges Geschäft werden kann, ist AB InBev voll dabei. Wichtigste Marken, mit denen AB InBev nun auch den europäischen Markt erobert, sind Bud Light Seltzer und Mike‘s Hard Seltzer. Bei letzterem war der Produktstart in Großbritannien ein voller Erfolg. Nun ist das europäische Festland dran. Erste Länder, in denen es das sprudelnde Trend-Getränk gibt, sind Belgien, Frankreich, Deutschland und die Niederlande.

Der Markt wurde 2020 auf ein weltweites Gesamtvolumen von 4,5 Mrd. USD geschätzt. In den nächsten Jahren wird ein jährliches Wachstum von grob 16 % erwartet. Sollte dem so sein, würde der Seltzer-Markt im Jahr 2027 ein Volumen von 14,5 Mrd. USD erreichen. AB InBev schaffte zuletzt in diesem Segment ein Wachstum von 28 %. Der Konzern wächst in diesem Segment also deutlich stärker als der Gesamtmarkt.

Dividende im Moment schwach, aber mit Perspektive

Die Dividende lässt im Moment zu wünschen übrig. Diesen April erfolgte erneut eine herbe Kürzung. Bislang war die Schlussdividende für das abgelaufene Geschäftsjahr immer höher als die Zwischendividenden, die es üblicherweise schon im November, also noch während des vierten Quartals, gibt. Dem ist jetzt nicht mehr so. Nachdem es im November des letzten Jahres 0,50 EUR gab, blieb dieser Betrag auch bei der Schlussdividende.

Insgesamt gibt es im Moment also 1,00 EUR je Anteilsschein. Zuvor waren es immerhin noch 1,50 EUR. Die jetzige Ausschüttungsquote, sowohl zum Gewinn (41 %) als auch zum freien Cashflow (26 %) sind nun aber derart niedrig, dass dies zumindest mittelfristig auf eine Wiederanhebung der Dividende hoffen lässt. Spätestens, wenn das Management seinem Ziel, die Schulden zu reduzieren, näher ist, sollte es wieder eine höhere Ausbeute geben.

Die starke Markposition ist stabil

Bei allen Herausforderung, denen sich AB InBev in den letzten Jahren stellen musste – der Bier-Gigant sollte dies packen. Dafür spricht schon allein die starke Marken- und Marktposition. Trotz Absatzkrise – die nicht hausgemacht ist – genießen die Marken des Konzerns bei den Verbrauchern eine hohe Akzeptanz. Sobald die Erholung einsetzt und AB InBev sich seinem normalen Verkaufsvolumen wieder annähert, wird der Konzern wieder zu alter Absatz-Blüte zurückkehren. Für das eine oder andere Craft-Beer- oder Hard-Selters-Startup kann es bis dahin zu eng geworden sein. Der Wegfall solcher Konkurrenten würde dem weltgrößten Brauereikonzern nur zusätzlich in die Hände spielen.

Bier wird überall auf der Welt getrunken und überall auf der Welt dominieren die Marken von AB InBev. Schätzungsweise jedes dritte auf der Welt getrunkene Bier stammt aus den Produktionsanlagen dieses amerikanisch-belgischen Brauereikonzerns. Wir sind überzeugt: Als Nr. 1 der Branche wird AB InBev seinen Weg gehen und so gut wie jede Krise überstehen.

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