Der DAX wird zum DAX 40 – warum wir diesbezüglich cool bleiben

Der Privatinvestor Blogartikel DAX

33 Jahre nach seiner Auflegung will sich der deutsche Leitindex neu erfinden. Im September wird der „DAX 30“ zum „DAX 40“. Zu den jetzigen Index-Titeln kommen also zehn weitere hinzu.

Auch am Regelwerk, also an den Kriterien die Unternehmen überfüllen müssen, um in den DAX aufgenommen zu werden und um darin bleiben zu können, wird es Änderungen geben. Von einer historischen Reform (Manager Magazin) oder gar Revolution (BILD) ist die Rede.

Der DAX soll frischen Wind bekommen. Er soll zeitgemäßer und vor allem auch wieder populärer werden. Das Image des deutschen Leitindex hat zuletzt gelitten. Insbesondere seit dem Wirecard-Skandal sah sich die Deutsche Börse zunehmender Kritik ausgesetzt. Im Juni 2020 meldete Wirecard Insolvenz an, im DAX blieb das Unternehmen trotzdem noch fast zwei Monate. Der Grund: Lücken im Regelwerk.

Größer und schneller = besser?

Die erkannten Lücken im Regelwerk sollen nun geschlossen werden. Auch sonst soll alles besser werden. Der DAX wird größer, die Kriterien strenger und auch die Überprüfung der Indexzusammensetzung wird künftig häufiger erfolgen. Dies könnte den Leitindex „lebendiger“ machen, weil womöglich häufiger der eine oder andere Titel im Index wechselt.

Doch wie gut sind die neuen Regeln wirklich? Statt wie bisher einmal jährlich wird die Zusammensetzung des DAX in Zukunft zweimal jährlich erfolgen – jeweils im März und September. Zu den strengeren Aufnahme- und Verweilkriterien gehört, dass die Index-Unternehmen sowohl testierte Geschäftsberichte als auch Quartalsmitteilungen veröffentlichen – und das fristgerecht. Wirecard hatte die Veröffentlichung seiner Zahlen im letzten Jahr mehrfach verschoben, was jedoch hinsichtlich der DAX-Zugehörigkeit keine Konsequenzen hatte.

Auch müssen alle DAX-Aufsteiger vor der Aufnahme mindestens zwei Jahre hintereinander ein positives EBITDA aufweisen. EBITDA steht für Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization. Dies ist also der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzaufwendungen.

Was jedoch für „Aufsteiger“ gilt, gilt bei bestehende DAX-Mitgliedern nicht von Bedeutung. Tatsächlich befindet sich mit Delivery Hero seit rund einem Jahr ein Unternehmen im DAX, das bis heute keine Gewinne schreibt. Der Essenslieferant war im letzten Jahr nach dem Rauswurf von Wirecard in den Index nachgerückt. Obwohl das Unternehmen bis heute rote Zahlen schreibt, darf es im deutschen Leitindex bleiben.

Warum uns Indizes egal sind

Welche Titel werden in den DAX „aufsteigen“? Seit Wochen wird darüber diskutiert und spekuliert. Eines hat die Deutsche Börse mit ihren Regeländerungen also schon mal bewirkt: Der DAX ist wieder im Gespräch. In vielen Finanzforen ist der sogar Thema Nr. 1. Spannung liegt in der Luft. Die Aufregung und Vorfreude, die an der Börse im Moment herrscht, können wir nahezu fühlen. Dennoch bleiben wir gelassen.

Erstens dürften die meisten aus dem MDAX kommen. Gleichzeitig mit der DAX-Erweiterung wird dessen „kleiner Bruder“ nämlich von 60 auf 50 Titel reduziert werden. Zweitens, ob ein Titel nun im DAX, im MDAX oder irgendeinem anderen Index ist, interessiert und als Stock-Picker reichlich wenig. Unsere Strategie wird davon nicht beeinflusst.

Um für uns als Investment von Interesse zu sein, muss uns ein Unternehmen mit seiner Qualität und Bewertung überzeugen. Die Qualität soll hoch, die Bewertung (also der Preis an der Börse) möglichst niedrig sein. Die Zugehörigkeit zu einem Index ist weder Qualitätsgarant noch lässt der Indexstand Rückschlüsse auf die Bewertung eines einzelnen Unternehmens zu.

Darum halten wir uns bei DAX-Titeln zurück

Ob ein Titel nun in einem bekannten Index ist oder nicht, hat für uns keine Relevanz. Dies schließt umgekehrt nicht aus, dass wir uns auch Index-Unternehmen ansehen und etwa in S&P– oder DAX-Werte investieren.

Was die Titel des „alten“ DAX betrifft, halten wir uns tatsächlich seit längerem zurück. Weder unsere Musterdepots noch unsere Datenbank sind derzeit mit vielen DAX-Titeln bestückt. Mit Henkel haben wir zurzeit nur ein einziges DAX-Unternehmen in unserer Datenbank. Und da wir bei uns die Stammaktie und nicht die Vorzugsaktie von Henkel führen, lautet die Anzahl an DAX-Titeln in unserer Datenbank streng genommen Null.

Von den DAX-Unternehmen der ersten Stunde sind heute noch elf dabei, wenn wir die aus Veba und Viag hervorgegangene E.ON mit dazu zählen, sind es zwölf.  Etliche Unternehmen, die bei der Geburtsstunde des Leitindex dabei waren, existieren gar nicht mehr. Die Mannesmann AG wurde von Vodafone geschluckt und anschließend zerschlagen. Auch Nixdorf ist längst Geschichte. 1968 in Essen gegründet galt das Unternehmen einst als das Zukunftsunternehmen der Computerindustrie. Siemens versuchte später zu retten, was zu retten ist. Vergeblich.

Mehr Indizes als Einzeltitel

Statt die Regeln für einen einzelnen Index zu ändern, müsste sich an der gesamten Index-Denke, die in den letzten Jahren enorm zugenommen hat, etwas ändern. Wussten Sie, dass es seit 2017 mehr Indizes als Einzeltitel existieren?Der Hype auf passive Produkte (ETF, ETC, ETN…) treibt diese Absurdität immer weiter voran.

Selbst wenn es diese Entwicklung nicht gäbe, halten wir Indizes für überschätzt. Ein Index kann allenfalls Stimmungsbarometer für die allgemeine Börsenstimmung sein. Nur wenn der Index hoch steht, heißt das noch lange nicht, dass jedes Unternehmen im Index oder am Markt teuer ist. Der Index gibt schließlich nur den Durchschnittswert seiner Bestandstitel wieder.

Wir machen daher weiter wie gehabt. Wir analysieren vielversprechende Geschäftsmodelle. Investitionsentscheidungen treffen wir auf Basis unserer Qualitätseinschätzung und Bewertung.

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