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Die Aktie von Zalando hat seit dem Hoch im Sommer 2021 stark eingebüßt. Insbesondere letzten Monat ging es nochmal zweistellig nach unten.

Zalando hat sich ein klares Ziel vor Augen: Das Unternehmen will in ganz Europa die Nr. für Mode im E-Commerce-Geschäft werden. Deshalb fährt Zalando derzeit auch einen aggressiven Expansionskurs und investiert auch sonst massiv in Wachstum.

Das Bruttowarenvolumen soll bis 2025 auf über 30 Mrd. EUR ansteigen. Auf Basis des zuletzt realisierten Volumens bedeutet dies ein durchschnittliches jährliches Wachstum von über 20 %. Greift Zalando damit zu den Sternen? Ist dieses Ziel zu hochgesteckt?

„Mr. Market“ zumindest scheint daran so seine Zweifel zu haben. Dabei läuft es operativ bei Zalando gut und das Tempo, das der Konzern im letzten Jahr in Sachen „Osterweiterung“ hinlegte, beeindruckt. Tatsächlich bietet der europäische Modemarkt für Online-Händler noch spannendes Potenzial. Zalando hat schon jetzt einen klaren Größenvorteil und versteht es deshalb, dieses Potenzial auch zu heben.

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Auf nach Osteuropa: Sechs auf einen Streich!

Bis Mitte 2021 war Zalando ausschließlich in Westeuropa vertreten. Im Juni hat sich dies mit einem Schlag geändert. Zunächst expandierte der Online-Modehändler nach Litauen, Slowenien und die Slowakei. Einen Monat später folgte die Ausbreitung nach Estland, Kroatien und Lettland. Eine solche „Osterweiterung“ in so kurzer Zeit ist beeindruckend.

Zum einen erfordert dies langfristige Planung. Zum anderen zeigt dies, wie ernst Zalando es mit seinem Ziel ist, ganz Europa zu dominieren. Auf dem Weg dahin macht das Unternehmen jedenfalls keine halben Sachen.

Gerade errichtet Zalando zwei neue Logistikzentren in Polen mit einer Gesamtfläche von 240.000 Quadratmetern. Das Logistikzentrum am Standort Białe Błota, mit einer Fläche von 100.000 Quadratmetern, wird voraussichtlich schon im März 2022 seinen Betrieb aufnehmen. Das zweite Zentrum am Standort Bydgoszcz wird eine Gesamtfläche von etwa 140.000 Quadratmetern umfassen. Die Eröffnung wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2023 erfolgen.

Des Weiteren schloss Zalando eine Partnerschaft mit dem tschechischen Lieferdienst Zásilkovna ein. Die Kooperation ist für Zalando von strategischer Relevanz, denn sie ermöglicht, die Marktposition auszubauen. Zásilkovna verfügt in Tschechien nämlich über ein engmaschiges Netzwerk an Abholstationen, sowohl Paketstationen als auch Pick-Up-Stellen. Diese Zustellmethode ist in Tschechien sehr beliebt. Fast schon jeder dritte Kunde, der online bestellt, lässt diese an eine Pick-Up-Stelle liefern.

Auch Nachhaltigkeit kommt nicht zu kurz

Nachhaltigkeit ist derzeit ein Thema, das alle Branchen beschäftigt – auch die Bekleidungsindustrie. Auch Zalando sucht deshalb Wege, seinen Kunden zu zeigen, dass man diesbezüglich Verantwortung übernimmt.

Ein Beispiel ist die Investition in Ambercycle, ein Unternehmen, das Recycle-Textilfasern entwickelt. Für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft werden dabei Textilabfälle genutzt. Wie hoch das finanzielle Engagement von Zalando genau ist, wurde nicht öffentlich. Der Online-Händler war bzw. ist jedoch Teil einer Finanzierungsrunde, zu der u.a. auch die Bekleidungskette H&M angehörte und die Ambercycle insgesamt 21,6 Mio. USD zur Verfügung stellte.

Ausbau des Partnerprogramms Zalando Plus

Exklusives Vorkaufsrecht für limitierte Konditionen – das ist ein Vorteil, den Zalando in seinem Kundenbindungsprogramm Zalando Plus bietet. Doch nicht nur Konsumenten, die sich in dieses Programm einschreiben, kann Zalando dadurch an sich binden. Auch für Modelabels ist dies attraktiv und je stärker die Präsenz von Zalando in ganz Europa wird, desto mehr Modeunternehmen werden sich diesbezüglich auf eine Kooperation mit Zalando einlassen.

Seit 2019 gibt es Zalando Plus in Deutschland und der Schweiz. 2020 ging der Online-Händler damit auch in Frankreich an den Markt, bot dort aber noch nicht den vollen Service-Umfang an. Seit November 2021 ist dies nun der Fall. Gleichzeitig führte Zalando sein Kundenbindungsprogramm Ende letzten Jahres auch in Italien und den Niederlanden ein. Weitere Länder sollen folgen.

Wachstum im Zielkorridor

Zurück zu den ambitionierten Zielen von Zalando. Jährlich mit 20 % und mehr zu wachsen, das ist schon eine Hausnummer. Es gibt Branchen und Unternehmen, da ist dies von vornherein nicht möglich. Zalando jedoch kann das. Das stellte der Konzern nicht zuletzt bei seinen jüngsten Quartalszahlen (Ergebnisse zum dritten Quartal 2021) unter Beweis.

Der Umsatz stieg um 23,4 %. Dazu trugen sowohl im Quartal gewonnene Neukunden bei als auch eine positive Entwicklung bei Bestandskunden. Auch für das Gesamtjahr geht das Management von einem Umsatzwachstum zwischen 26 und 31 % aus. Trotz zunehmender Unsicherheiten in Bezug auf Inflation und Lieferketten zeigte sich Zalando weiter zuversichtlich, beim bereinigten EBIT die obere Hälfte der Spanne von 400 bis 475 Mio. EUR zu erreichen.

Dass Anlegern trotz einer solchen Prognose die Zuversicht fehlt, könnte daran liegen, dass operativer Gewinn und Nettoergebnis zuletzt stark einbrachen. Obwohl der Umsatz zweistellig zulegte, sackte der operative Gewinn von 118,2 Mio. EUR im Vorjahrsquartal auf 9,8 Mio. EUR ab. Beim Nettoergebnis rutschte Zalando sogar in die roten Zahlen (-8,4 Mio. EUR). Natürlich belasteten höhere Logistikkosten. Der Gewinneinbruch im dritten Quartal liegt aber vor allem daran, dass Zalando hohe Investitionen tätigte. Diese Investitionen drücken kurzfristig auf den Gewinn, sie sind jedoch die Saat für künftiges Wachstum.

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Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.

Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.

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Ihre Kerstin Franzisi

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Die Aktie von Zalando hat seit dem Hoch im Sommer 2021 stark eingebüßt. Insbesondere letzten Monat ging es nochmal zweistellig nach unten.

Zalando hat sich ein klares Ziel vor Augen: Das Unternehmen will in ganz Europa die Nr. für Mode im E-Commerce-Geschäft werden. Deshalb fährt Zalando derzeit auch einen aggressiven Expansionskurs und investiert auch sonst massiv in Wachstum.

Das Bruttowarenvolumen soll bis 2025 auf über 30 Mrd. EUR ansteigen. Auf Basis des zuletzt realisierten Volumens bedeutet dies ein durchschnittliches jährliches Wachstum von über 20 %. Greift Zalando damit zu den Sternen? Ist dieses Ziel zu hochgesteckt?

„Mr. Market“ zumindest scheint daran so seine Zweifel zu haben. Dabei läuft es operativ bei Zalando gut und das Tempo, das der Konzern im letzten Jahr in Sachen „Osterweiterung“ hinlegte, beeindruckt. Tatsächlich bietet der europäische Modemarkt für Online-Händler noch spannendes Potenzial. Zalando hat schon jetzt einen klaren Größenvorteil und versteht es deshalb, dieses Potenzial auch zu heben.

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Auf nach Osteuropa: Sechs auf einen Streich!

Bis Mitte 2021 war Zalando ausschließlich in Westeuropa vertreten. Im Juni hat sich dies mit einem Schlag geändert. Zunächst expandierte der Online-Modehändler nach Litauen, Slowenien und die Slowakei. Einen Monat später folgte die Ausbreitung nach Estland, Kroatien und Lettland. Eine solche „Osterweiterung“ in so kurzer Zeit ist beeindruckend.

Zum einen erfordert dies langfristige Planung. Zum anderen zeigt dies, wie ernst Zalando es mit seinem Ziel ist, ganz Europa zu dominieren. Auf dem Weg dahin macht das Unternehmen jedenfalls keine halben Sachen.

Gerade errichtet Zalando zwei neue Logistikzentren in Polen mit einer Gesamtfläche von 240.000 Quadratmetern. Das Logistikzentrum am Standort Białe Błota, mit einer Fläche von 100.000 Quadratmetern, wird voraussichtlich schon im März 2022 seinen Betrieb aufnehmen. Das zweite Zentrum am Standort Bydgoszcz wird eine Gesamtfläche von etwa 140.000 Quadratmetern umfassen. Die Eröffnung wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2023 erfolgen.

Des Weiteren schloss Zalando eine Partnerschaft mit dem tschechischen Lieferdienst Zásilkovna ein. Die Kooperation ist für Zalando von strategischer Relevanz, denn sie ermöglicht, die Marktposition auszubauen. Zásilkovna verfügt in Tschechien nämlich über ein engmaschiges Netzwerk an Abholstationen, sowohl Paketstationen als auch Pick-Up-Stellen. Diese Zustellmethode ist in Tschechien sehr beliebt. Fast schon jeder dritte Kunde, der online bestellt, lässt diese an eine Pick-Up-Stelle liefern.

Auch Nachhaltigkeit kommt nicht zu kurz

Nachhaltigkeit ist derzeit ein Thema, das alle Branchen beschäftigt – auch die Bekleidungsindustrie. Auch Zalando sucht deshalb Wege, seinen Kunden zu zeigen, dass man diesbezüglich Verantwortung übernimmt.

Ein Beispiel ist die Investition in Ambercycle, ein Unternehmen, das Recycle-Textilfasern entwickelt. Für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft werden dabei Textilabfälle genutzt. Wie hoch das finanzielle Engagement von Zalando genau ist, wurde nicht öffentlich. Der Online-Händler war bzw. ist jedoch Teil einer Finanzierungsrunde, zu der u.a. auch die Bekleidungskette H&M angehörte und die Ambercycle insgesamt 21,6 Mio. USD zur Verfügung stellte.

Ausbau des Partnerprogramms Zalando Plus

Exklusives Vorkaufsrecht für limitierte Konditionen – das ist ein Vorteil, den Zalando in seinem Kundenbindungsprogramm Zalando Plus bietet. Doch nicht nur Konsumenten, die sich in dieses Programm einschreiben, kann Zalando dadurch an sich binden. Auch für Modelabels ist dies attraktiv und je stärker die Präsenz von Zalando in ganz Europa wird, desto mehr Modeunternehmen werden sich diesbezüglich auf eine Kooperation mit Zalando einlassen.

Seit 2019 gibt es Zalando Plus in Deutschland und der Schweiz. 2020 ging der Online-Händler damit auch in Frankreich an den Markt, bot dort aber noch nicht den vollen Service-Umfang an. Seit November 2021 ist dies nun der Fall. Gleichzeitig führte Zalando sein Kundenbindungsprogramm Ende letzten Jahres auch in Italien und den Niederlanden ein. Weitere Länder sollen folgen.

Wachstum im Zielkorridor

Zurück zu den ambitionierten Zielen von Zalando. Jährlich mit 20 % und mehr zu wachsen, das ist schon eine Hausnummer. Es gibt Branchen und Unternehmen, da ist dies von vornherein nicht möglich. Zalando jedoch kann das. Das stellte der Konzern nicht zuletzt bei seinen jüngsten Quartalszahlen (Ergebnisse zum dritten Quartal 2021) unter Beweis.

Der Umsatz stieg um 23,4 %. Dazu trugen sowohl im Quartal gewonnene Neukunden bei als auch eine positive Entwicklung bei Bestandskunden. Auch für das Gesamtjahr geht das Management von einem Umsatzwachstum zwischen 26 und 31 % aus. Trotz zunehmender Unsicherheiten in Bezug auf Inflation und Lieferketten zeigte sich Zalando weiter zuversichtlich, beim bereinigten EBIT die obere Hälfte der Spanne von 400 bis 475 Mio. EUR zu erreichen.

Dass Anlegern trotz einer solchen Prognose die Zuversicht fehlt, könnte daran liegen, dass operativer Gewinn und Nettoergebnis zuletzt stark einbrachen. Obwohl der Umsatz zweistellig zulegte, sackte der operative Gewinn von 118,2 Mio. EUR im Vorjahrsquartal auf 9,8 Mio. EUR ab. Beim Nettoergebnis rutschte Zalando sogar in die roten Zahlen (-8,4 Mio. EUR). Natürlich belasteten höhere Logistikkosten. Der Gewinneinbruch im dritten Quartal liegt aber vor allem daran, dass Zalando hohe Investitionen tätigte. Diese Investitionen drücken kurzfristig auf den Gewinn, sie sind jedoch die Saat für künftiges Wachstum.

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Die Wirtschafts- und damit die Investitionslandschaft in Deutschland und Europa ist seit geraumer Zeit starken Veränderungen ausgesetzt. Seit der Finanzkrise 2008 haben sich die Verhältnisse maßgeblich verändert. Durch eine immer expansivere Geldpolitik, die mit der Einführung von Negativzinsen auch Zwangscharakter annahm, sowie jetzt auch eine massive keynesianische Ausgabenpolitik, wurde der ökonomische Ausnahmezustand immer weiter verlängert, bis er durch die COVID-Krise auch in einen politischen Ausnahmezustand überführt wurde.

Hinzu kommen die großen Veränderungen durch die Digitalisierung und die finanz- und wirtschaftspolitischen Transformationen, die sich in vielen Branchen und Bereichen niedergeschlagen haben und weiterentwickeln. Ein Resultat dieser Entwicklungen: DAX-Konzerne haben als Investment an Attraktivität verloren.

Schwacher DAX über die letzte Dekade

Auch wenn wir immer noch große Potenziale in Deutschland verortet sehen, die Zeit der Exportweltmeisterschaft ist vorbei und die stabile Profitabilität wachstumsstarker DAX-Konzerne hat sich verändert. Investments in DAX-Konzerne sind heute nicht mehr so aussichtsreich, wie sie im internationalen Marktvergleich einmal gewesen sind.

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Wenn Sie vor zehn Jahren in den DAX investiert hätten, hätten sie eine Rendite von 161 % erzielt beziehungsweise 10 % pro Jahr. Da spielt das Wunder des Zinseszins eine Rolle: 10 % pro Jahr sind dann eben nach 10 Jahren 160 %, weil sich die Rendite exponentiell vermehrt hat. Das ist natürlich kein schlechter Wert. Wer also nach 2011 in Banken oder Automobilkonzerne investiert hat, kann sich über schöne Gewinne freuen.

Wenn man im selben Zeitraum jedoch in Technologiewerte investiert hätte, wäre man deutlich besser abgeschnitten. Hätte man nur in die großen Tech-Werte investiert, wie beispielsweise Apple oder Alphabet wären die Erträge weit über der Entwicklung der großen DAX-Werte gewachsen. Der technologielastige Aktienindex S&P 500 hat im Vergleich 360 % Rendite im selben Zeitraum gemacht, also ebenfalls über die letzten zehn Jahre. Pro Jahr wären das dann – den Zinsenzinseffekt eingerechnet – 16 % gewesen. Ein riesiger Unterschied! Die Wachstumstrends liegen also heute nicht mehr im DAX.

Unsichere Zukunft der Automobilindustrie

Die deutschen Automobilkonzerne, Herzstück der deutschen Wirtschaft, befinden sich seit dem sogenannten „Abgasskandal“ unter Dauerbeschuss. Gleichzeitig haben sich die strukturellen Schwierigkeiten weiter gefestigt. In der Vergangenheit haben die Automobilhersteller massiv auf die Preise und Margen ihrer Zulieferer Druck ausgeübt und so ihre Machtstellung ausgenutzt, um profitabel zu sein. Bei Innovationen sah es eher mau aus. Nun wackeln viele Zulieferer. In der Krise haben die Konzerne teilweise Verträge nicht erfüllt und zugesagte Abnahmemengen, z.B. von Chips, nicht abgenommen. Jetzt, wo die Chips wieder gebraucht werden, haben sich etliche Chiphersteller umorientiert und produzieren vermehrt für die Unterhaltungs- oder Internetbranche.

So hat VW in den letzten Zehn Jahren nur ein Wachstum von 50 % erreicht, BMW liegt mit 100 % plus immerhin noch doppelt darüber und nur Daimler kratzt mit 150 % Wachstum über die letzten zehn Jahre so grade an der Performance des DAX. Und obwohl die Autokonzerne groß sind und viel produzieren, sind die Zukunftsaussichten alles andere als rosig. Mit der neuen Ampelkoalition werden die Standortbedingungen auch nicht gerade leichter. Teurere Energiepreise und höhere Löhne drohen, dazu kommt die Konkurrenz durch die Elektromobilität. Weitere Belastungen werden auf die deutschen Konzerne zukommen. Auch wenn diese Konzerne immer noch gute Autobauer sind, die viel produzieren, gibt es viele negative Faktoren, die die Zukunftsaussichten eintrüben.

Banken sind kein gutes Investment mehr

Ähnlich sieht es bei den Banken aus. Die beiden großen börsennotierten deutschen Bankinstitute haben kräftig eingebüßt. Die Commerzbank hat einen Verlust von -30 %, die Deutsche Bank von ‑50 % über die letzten 10 Jahre „erwirtschaftet“. Viele Faktoren belasten das Bankwesen. Große Regulierungs- und Gesetzeslast schränkt die Handlungsspielräume der Banken ein, während Fintechs und andere Finanzdienstleister verglichen damit frei agieren können. Außerdem haben Niedrigzinsen die Ergebnisse geschmälert und der Trend zu E-Pay greift das Geschäft der Banken an.

Auch im internationalen Bankensystem liegen strukturelle Nachteile. Europäische Banken, die anders funktionieren als die des angelsächsischen Wirtschaftsraums, werden seit fast 20 Jahren gezwungen, sich den amerikanischen Spielregeln anzupassen. Klar, dass sie da einen Wettbewerbsnachteil haben. Hinzu kommt, dass die europäischen Staaten bei der Bankenrettung nach der Finanzkrise wesentlich ungeschickter agiert haben als die USA und nun nehmen die Fintechs den Banken das Geschäft weg. Auch hier ist keine Trendwende in Sicht.

Die „neuen Consumer“

Auf der anderen Seite stehen die großen Technologiekonzerne. Die Big-Tech-Werte haben über die letzten zehn Jahre fantastische Wachstumsraten erzielt: Facebook (heute: Meta) 870 %, Alphabet 1.000 %, Apple 1.700 % und Amazon sogar 2.000 %. Das sind Zahlen, da wird es einem schwindelig. Das Besondere dabei ist, dass das Kurswachstum tatsächlich durch Gewinn- und Umsatzwachstum untermauert ist. Die Unternehmen sind also tatsächlich gewachsen, nicht nur ihre Kurse. Und diese prominenten Beispiele stellen nur die Spitze einer ganzen Bewegung dar.

Der bekannte Investor, Jeremy Grantham, der seit vielen Jahrzehnten an der Börse agiert und mit seinem Investmentunternehmen GMO rund 150 Mrd. USD managt, sagt: „Tech-Werte sind die neuen Consumer“. Die Produkte und Leistungen der Technologiekonzerne sind heute fest in unseren Konsumgewohnheiten verankert, sodass wir davon ausgehen, dass sie auch weiterhin wachsen werden. Natürlich sind die Aktien dieser Konzerne nicht mehr billig, gnadenlos überbewertet sind sie aber auch nicht, denn die Wachstumszahlen sind nach wie vor enorm.

Auch die Debatte um Regulierung und Zerschlagung von riesigen Tech-Konzernen hat sich im Sande verlaufen. Spätestens seit Kamala Harris, die vorherige Senatorin aus Kalifornien, dem Zentrum der Big Techs, US-Vizepräsidentin ist, ist dieses Thema kaum noch in der öffentlichen Debatte zu finden.

Chance: Hidden Champions

Nicht nur die großen US-Technologiekonzerne sorgen für Rekord-Ergebnisse. Mit der ATOSS Software AG haben wir auch hierzulande ein deutsches inhabergeführtes, mittelständisches Unternehmen, das eine spektakuläre Entwicklung in den letzten zehn Jahren hingelegt hat. Das Software-Unternehmen aus München ist in dieser Zeit um sage und schreibe 4.000 % gewachsen! Auch in Deutschland und Europa findet man also gute und mit Blick auf die Zukunft erfolgversprechende Unternehmen, aber nicht in der ersten Reihe.

Immer wieder finden wir spezialisierte Unternehmen, Mid Caps, kleinere und inhabergeführte Unternehmen, die Geschäftsmodelle und Managementteams haben, die auch im allgemein schlechten Umfeld hervorragende Zahlen und Wachstum erzielen können. Weitere Beispiele dafür sind Bechtle, Sixt oder CTS Eventim. Alle diese Unternehmen haben, auch in den aktuell schwierigen Zeiten, herausragende Entwicklungen und Ergebnisse zu verzeichnen.

Value Investing für langfristigen Vermögensaufbau

Ständige Analyse der Märkte und Unternehmen sowie dahingehende Anpassungen des Anlageportfolios hinsichtlich langfristiger Trends und Entwicklungen sind die elementaren Bestandteile unserer Investmentphilosophie. Wichtig ist dabei, gerade in Zeiten des Wandels oder von Krisen die Nerven zu bewahren und die langfristigen Perspektiven im Blick zu behalten. Die Corona-Pandemie hat nahezu überall zu Kurs-Einbrüchen geführt. Die gut aufgestellten Unternehmen in den Wachstumsbranchen haben sich jedoch meist schnell wieder erholt und in vielen Fällen direkt an vorherige Wachstumstrends angeknüpft.

Das ist das entscheidende an den Kapitalmärkten. Jeder macht Fehler, wer jedoch stets lernfähig bleibt, die Märkte beobachtet und die richtigen Unternehmen identifiziert und analysiert, kann auch heute noch stabile Erträge erzielen. Wir bleiben deshalb für Sie weiterhin am Puls der Börse und folgen den Prinzipien einer wertbasierten Anlagestrategie.

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Anders als die Corona-bedingt stillen, deutschen Silvesternacht begann das Börsenjahr für Apple mit einem Knaller. Am 03.01. des neuen Jahres erreichte Apple als erster Konzern der Welt eine Marktkapitalisierung von drei Billionen USD. Das ist höher als das Bruttoinlandsprodukt einiger G7-Nationen.

Im August 2018 hatte Apple erstmals eine Marktkapitalisierung von einer Billion USD erreicht. Im Vergleich zu ihrem Tief nach dem Börsen-Crash vom März 2020 gewannen die Papiere des Unternehmens fast 250%. Dank des Trends zu Video-Telefonaten oder Online-Shopping gehört Apple wie zahlreiche andere Technologiefirmen auch zu den Profiteuren der Pandemie.

Erstmals wurden damit wieder Bewertungen an der Börse erreicht wie um das Jahr 2000, als das US-Unternehmen CISCO Systems zum ersten Mal die halbe Billion überschritt und sich der Billionenmarke näherte. Danach folgte das Platzen der Technologieblase und der Aktienblues. Bis 2002 verlor die CISCO-Aktie über 80 % ihres Wertes. Heute – 22 Jahre später – nähert sich die Marktkapitalisierung langsam wieder der alten Bewertung an.

Wird sich diese Entwicklung bei der Apple-Aktie und anderen Technologiekonzernen wiederholen? Oder ist die Situation diesmal eine andere? Tatsächlich ist heute einiges anders, als damals. Obwohl viele Techkonzerne hoch bewertet sind, befinden wir uns aktuell nicht in einer Blase.

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Was ist heute anders?  

Erstens: Die relative Marktkapitalisierung der Tech-Schwergewichte ist heute noch einmal größer als damals – während CISCO damals ungefähr auf ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts Großbritanniens kam, hat Apple heute das Land überholt. Mit 3,15 Billionen USD lag Apple am 4.01.2022 über dem BIP der Briten von 2,7 Billionen USD. Die Bundesrepublik liegt mit 3,8 Billionen noch leicht darüber.

Bitte bedenken Sie bei diesen Zahlen, dass in gewisser Weise Äpfel mit Birnen verglichen werden. Die Marktkapitalisierung ist eine Bestandsgröße: Wieviel sind alle Aktien eines Unternehmens zu diesem ZeitPUNKT wert? Das Bruttoinlandsprodukt ist eine Stromgröße: Waren (auch Vorprodukte) zu welchem Wert auch immer werden in einem ZeitRAUM (im Laufe eines Jahres) in einem Land hergestellt?

Microsoft bringt 2,5 Bio. USD und Amazon 1,7 Mrd. USD auf die Waage. Im Jahr 2000 machte die Marktkapitalisierung von CISCO in der Spitze ungefähr 6 % des US-BIP aus, heute bringt Apple 15 % des US-BIP auf die Waage. Das sind stolze Zahlen. Der Bitcoin liegt bei 880 Mrd. USD (rund 4,5 %). Der amerikanische Verteidigungshaushalt (eine Stromgröße) liegt bei 741 Mrd. USD, das Budget der Vereinten Nationen bei 3 Mrd. (Kein Wunder, dass die Vereinten Nationen von privaten Geldgebern und Sponsoren abhängig sind, u. a. ironischerweise der Gates-Stiftung.)

Zweitens: Um das Jahr 2000 waren CISCO, Microsoft & Co. zwar auch schon große Unternehmen, aber in der Gesamtwirtschaft deutlich weniger wichtig als heute, wo sie zu sehr mächtigen, alles durchdringenden Konzernen geworden sind, deren Produkte und Dienstleistungen unser Leben massiv bestimmen.

Wir sind vom Smartphone abhängig. Bankdienstleistungen und viele andere Dinge kann man sich ohne fast nicht mehr vorstellen. Wer kann schon auf sein Smartphone verzichten? Google ist ein Produkt des täglichen Bedarfs, die Videos der Google-Tochter YouTube ebenfalls. Die jüngere Generation schaut fast kein Fernsehen mehr, dafür aber YouTube. Technologiewerte sind die neuen Konsumgüterunternehmen, wie der Investor, Unternehmer und Fondsmanager Jeremy Grantham schon vor einigen Jahren sagte.

Drittens: Das schlägt sich auch in den Bewertungen nieder. Während Microsoft und CISCO um das Jahr 2000 zum Teil Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 100 hatten, liegen die Bewertungen heute noch deutlich darunter. Apple liegt bei ca. 30, ebenso Alphabet. Microsoft bei knapp 40. Das ist nicht billig, aber angesichts der dominierenden Stellung dieser Unternehmen und des weiteren Wachstumspotenzials noch vertretbar.

Auch Warren Buffett ist dabei

BigTech sollte im Moment in keinem Portfolio fehlen. Auch Warren Buffett, der sich viele Jahre von Technologie-Aktien komplett fernhielt, ist mittlerweile in Technologiewerte wie Apple und Amazon investiert. Bereits 2016 ging er über seine Investmentholding Berkshire Hathaway ein Engagement in Apple ein. Es brauchte dann aber noch drei weitere Jahre, bis er 2019 in Amazon einstieg.

Die Aktie hatte da schon eine gute Entwicklung hinter sich und das Geschäft war alles andere als eine Neuheit. Sowohl das Geschäftsmodell als auch die Aktie entwickelten sich seitdem weiter hervorragend. Das Investment hat sich also schon deutlich ausgezahlt. Dennoch sagte Buffett in einem Interview gegenüber der Financial Post, es sei einer seiner größten Fehler gewesen, „die Aktie nicht schon früher gekauft zu haben“.

Irgendwann können auch Amazon, Alphabet und Co. zu teuer sein. Wie bereits geschrieben, sind viele dieser Unternehmen mitten in unserem Leben angekommen, und ihre Bewertungen sind zwar hoch, aber noch nicht zu hoch. Rückschläge von 30, auch 50 % sind drin (wie IMMER am Aktienmarkt), aber nicht 70 bis 80 % über viele Jahre. Irgendwann werden allerdings auch diese Werte zu teuer, noch ist dies aber nicht der Fall.

Und angesichts steigender Inflation und zunehmend unsolider Geld- und Haushaltspolitik erscheinen diese Unternehmen als der bessere Wertspeicher, selbst wenn sich ihre Kurse (inflationsbereinigt) einige Zeit nicht vom Fleck bewegen sollten.

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Corona, Delta, Omikron – die Pandemie hat uns nach wie vor im Griff. Die Entwicklung und kontinuierliche Weiterentwicklung von Impfstoffen und Medikamenten haben globale Priorität. Umso größer sind auch die unternehmerischen Anreize für die beteiligten Pharma-Konzerne, mit höchstem Aufwand und unter immensem Zeitdruck Lösungen zu generieren.

Am anderen Ende der Pharma-Forschung stehen die „Exoten-Krankheiten“, also seltene Erkrankungen oder Störungen, unter denen weltweit nur verhältnismäßig wenige Menschen leiden. Eine solche ist die genetisch bedingte und bislang unheilbare Krankheit Erythropoetische Protoporphyrie (EPP).

Weltweit wird geschätzt, dass es zwischen 5.000 und 10.000 Betroffene gibt. Wenn diese Schätzung stimmt, wären das weit weniger als 1 Promille der Weltbevölkerung. Große Pharmakonzerne scheuen die sehr zeit- und kostenintensive Entwicklung. Für sie stehen leider häufig diese Forschungskosten in keinem Verhältnis zu späteren Einnahmen, die auf den Gesamtumsatz kaum einen Einfluss hätten (trotz oftmals hoher Behandlungskosten für den einzelnen Patienten).

Dies ist für Patienten, die an einer solchen seltenen Krankheit leiden, sehr, sehr bitter. Sie können nur hoffen, dass sich irgendwann ein Unternehmen doch dieser Krankheit widmet und eine Therapie oder einen Wirkstoff entwickelt. Häufig sind dies kleine Unternehmen, die für sich hier eine geeignete Nische entdecken.

Nischenfokus: Seltene Hautkrankheiten

EPP ist eine seltene, aber schwerwiegende, genetisch bedingte Lichtunverträglichkeit. Betroffene Patienten können sich weder Tageslicht noch künstlichem Licht aussetzen. Jeder Kontakt der Haut mit Licht führt zu Schmerzen, die sich wie Stiche oder auch Brennen anfühlen können. EPP-Patienten müssen daher in ständiger Dunkelheit leben oder ihre Haut vollständig abdecken, sogar wenn sie sich tagsüber in Räumen aufhalten. Besonders im Sommer, wo die Tage länger und die Strahlkraft der Sonne stärker sind, wird die Krankheit zur unerträglichen Qual. Die Selbstmordrate bei Patienten ist daher sehr hoch.

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Das australische Unternehmen Clinuvel hat von Anfang an auf die Nische Seltene Hautkrankheiten gesetzt – und als erster Pharma-Konzern der Welt mit Scenesse ein Medikament gegen EPP entwickelt. Für EPP-Patienten beutet eine Behandlung mit Scenesse nicht weniger, als wieder am normalen Alltag teilhaben zu können.

In der Gewinnzone angekommen

Die Entwicklung neuer Medikamente ist eine sehr zeit- und kostenintensive Angelegenheit. Für Megakonzerne wie zum Beispiel Novartis, die eine sehr breite Medikamentenpalette aufweisen und damit Milliarden-Umsätze einfahren, ist dies zwar auch kein Klacks, aber sie können diese natürlich viel besser verdauen als kleine Unternehmen, die noch (fast) nichts vorzeigen können. Aller Anfang war daher auch für Clinuvel schwer. Die Durststrecke dauerte vom Gründerjahr 2001 bis zum Geschäftsjahr 2017 an. Dann aber schaffte das Unternehmen seinen Break Even.

Seitdem kommt die Kommerzialisierung von Scenesse zur Behandlung der Lichtkrankheit EPP gut voran. Nachdem im September 2019 die Zulassung in den USA – dem für Clinuvel größten und wichtigsten Markt – erfolgte, wurde Scenesse vor kurzem auch (endlich) am Heimatmarkt Australien zugelassen. Zusammen mit den schon zuvor erteilten Zulassungen in Europa (2016) und Japan (2019) erreicht Clinuvel nun schon weite Teile unseres Globus.

Junges Unternehmen mit riesigen Wachstumsraten

Im Vergleich zu den großen Tankern der Branche ist und bleibt das australische Unternehmen ein absoluter „Winzling“. Im Geschäftsjahr 2020/2021, das am 30. Juni 2021 endete, erwirtschaftete Clinuvel einen Umsatz von 48,5 Mio. AUD (knapp 30,9 Mio. EUR). Zum Vergleich: Der Umsatz von Novartis liegt bei über 48 Mrd. EUR. Dafür schafft Clinuvel aber im Moment Wachstumsraten, von denen die Großen nur träumen können. Und auch die Margen sind top. Die Nettomarge betrug im Geschäftsjahr 2020/2021 satte 50,9 %.

Clinuvel hat nach wie vor nur das Medikament Scenesse auf dem Markt. Damit geht es aber steil nach oben. Der Umsatz stieg um 42,9 % – ein neuer Rekord für das Pharmaunternehmen. Um den Anwendungsbereich von Scenesse auszuweiten und bald auch andere Wirkstoffe auf den Markt zu bringen, investiert Clinuvel weiter kräftig in die Forschung. Dennoch blieben die Gesamtkosten auf dem Vorjahresniveau, weshalb sich der Gewinn überproportional zu den Umsatzerlösen entwickeln konnte. Er stieg um 64,3 %. Die Nettomarge verbesserte sich so auf 52,1 %.

In den USA dem Plan voraus

Seit der US-Zulassung von Scenesse zur Behandlung der Lichtkrankheit EPP sind nun fast zwei Jahre vergangen. (Die Zulassung erfolgte im Oktober 2019.) Das Geschäftsjahr 2020/21 war das erste volle Jahr seit dem „OK“ der FDA. Die Fortschritte, die Clinuvel seitdem machte, sind beeindruckend. Die Ziele, die sich das Management für diesen wichtigen Markt vornahm, konnten damit sogar früher als erwartet erreicht werden – und das, obwohl die Corona-Pandemie das Geschäft und die Expansionspläne zwischenzeitlich beeinträchtigten.

Denn während Clinuvel zunächst davon ausging, bis Ende des Geschäftsjahres 2020/21 in den USA 30 Behandlungszentren eingerichtet zu haben, sind es tatsächlich nun schon 40. Diese sind strategisch im ganzen Land verteilt, um Patienten aus allen Bundesstaaten einen so kurzen Anfahrtsweg wie möglich bieten zu können.

Auch was die Anerkennung und Kostenübernahme der Therapie durch Krankenkassen betrifft, gab es große Fortschritte. Schon über 60 Versicherungsgesellschaften haben zugestimmt, die Behandlungskosten zu tragen. Um mit Scenesse Erfolg zu haben und weiter wachsen zu können, war und ist die Kostenübernahme durch Krankenkassen ein wichtiger Teil der Gleichung. Da je Therapiesitzung etwa 16.500 USD anfallen, könnten sich viele Patienten die Behandlung ansonsten gar nicht leisten.

Um das ganze Jahr über möglichst die mit EPP verbundenen Beschwerden in Schach halten zu können, sind jährlich vier bis fünf Behandlungen erforderlich. Die jährlichen Behandlungskosten je Patient können also über 80.000 USD betragen.

Scenesse ist nach wie vor das einzige Medikament, welches zur Behandlung von EPP international zugelassen ist. Weltweit wurden beziehungsweise werden bisher über 1.400 Patienten behandelt. Nach jetzigem Stand ist eine lebenslange Behandlung erforderlich. Für Clinuvel bedeutet dies gut kalkulierbare Einnahmen.

Gute Perspektiven zur Diversifikation

Die Spezialisierung von Clinuvel auf Hautkrankheiten ist strategisch sehr klug. Auf diesem Gebiet ist der Wettbewerb viel entspannter als in anderen Bereichen. Clinuvel kann sich hier als Marktführer und Platzhirsch positionieren. Sehr vielversprechend ist derzeit unter anderem die Ausweitung von Scenesse auf die Krankheit Vitiligo. Die auch als „Weißflecken-Krankheit“ bekannte Pigmentstörung ist global sehr weit verbreitet.

Gelingt hier die Zulassung, erweitert sich der Patientenkreis für Clinuvel auf einen Schlag deutlich. Dies könnte mittel- bis langfristig auch dazu führen, dass das Medikament und damit die Behandlung mit dem Wirkstoff für Patienten kostengünstiger wird. Dies wäre auch für EPP-Patienten, die sich nach jetzigem Stand ein Leben lang behandeln lassen müssen, und für deren Krankenkassen von Vorteil. Das wiederum erhöht die Chancen, dass sich weitere Krankenkassen anschließen, die Behandlung zu übernehmen.

Sollte es Clinuvel schaffen, den Anwendungsbereich von Scenesse auf weitere Hautkrankheiten auszuweiten, oder es gelingt, einen neuen Wirkstoff auf den Markt zu bringen, würde dies die Unternehmensentwicklung weiter beflügeln. Noch befindet sich aber die geplante Anwendung von Scenesse bei der Hautkrankheit Vitiligo in der Studienphase II. Andere Projekte sind erst in Phase I.

Kleine Dividende, große Aussichten

Am 17. September 2021 gab es die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr. Je Aktie zahlte Clinuvel 0,025 AUD aus. Tatsächlich ist es das dritte Jahr in Folge, in dem das Unternehmen eine Dividende zahlte. Es ist ein gutes Signal, dass das Management damit schon in dieser frühen Phase der noch jungen Unternehmenshistorie zeigt, dass es auf eine stetige Ausschüttungspolitik wert legt.

Wer vorhat, an Clinuvel langfristig beteiligt zu sein, kann sich früher oder später sicher über steigende Dividenden freuen. Noch ist die jetzige Dividende aber eher eine nette Geste als der Rede wert. Zum jetzigen Kurs beträgt die Dividendenrendite 0,07 %. Die Ausschüttungsquote beträgt etwa 5 % des Gewinns.

Clinuvel befindet sich nach wie vor in einer sehr frühen Wachstumsphase. Für uns ist es deshalb nachvollziehbar, dass der Fokus derzeit auf Investitionen und Wachstum liegt und nicht auf einer möglichst satten Dividende. Für Forschung und Entwicklung gibt das Unternehmen jährlich rund 30 % seines Umsatzes aus.

Aktuell liegt der Kurs der Aktie mit 16,75 EUR (Stand: 12.01.2022) wieder relativ weit unter dem Allzeithoch von 26,69 EUR Ende September letzten Jahres. Wir werden die weitere Entwicklung von Kurs und Unternehmen – nicht nur deshalb – weiterhin gespannt verfolgen.

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In vielen Bereichen des täglichen Lebens hat die Digitalisierung längst alteingesessene Abläufe und Prozesse ersetzt. Zum Beispiel bei Banküberweisungen. Füllen Sie noch Überweisungsbelege händisch aus und bringen diese zur Bank? Die meisten Menschen dürften längst die komfortablen Möglichkeiten des Online-Bankings nutzen. Bestellvorgänge, der Versand von Rechnungen und auch sonstige „Formulartätigkeiten“ – so gut wie alles, was früher nur über den Papierweg möglich war, geht heute digital. Selbst Versicherungspolicen können online abgeschlossen werden.

Nur im Gesundheitswesen, zum Beispiel bei Arztrezepten für Medikamente, herrscht noch eine Zettelwirtschaft. Damit sollte eigentlich ab dem 1. Januar 2022 Schluss sein. Das E-Rezept sollte flächendeckend in Deutschland eingeführt werden. Daraus wurde nun aber nichts. Die Einführung des E-Rezepts wurde aufgrund von „nicht unerheblichen Problemen in der Umsetzung“ verschoben. Dies teilte der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kurz vor den Weihnachtsfeiertagen mit. Laut Ministerium stehen „die erforderlichen technischen Systeme noch nicht flächendeckend zur Verfügung“.

Dämpfer für die Pioniere

Für Online-Apotheken ist dies vorerst ein herber Rückschlag. Sie haben durch die Umstellung auf des E-Rezept einen ordentlichen Schub für ihr Geschäftsmodell erwartet. Eines dieser Unternehmen ist die Schweizer Zur Rose-Gruppe, zu der auch DocMorris gehört. Das Unternehmen wirkte sogar selbst über seine IT-Tochter eHealthTec an den Prozessen zur Einführung des E-Rezepts in Deutschland mit.

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Bei Zur Rose und anderen Pionieren im Online-Medikamentenhandel liegt es also nicht. Viele Kliniken, Arztpraxen und Präsenzapotheken haben es noch nicht geschafft, sich technisch auf den Stand zu bringen, um sich dieser neuen Digitalisierungsstufe anschließen zu können.

Ist das E-Rezept damit gescheitert? Sieht man sich die Kursreaktion bei den Aktien der Online-Apotheken Zur Rose und Shop-Apotheke an, könnte man dies glatt meinen.

Überzogene Reaktion von Mr. Market?

Die Verzögerung bei der Einführung des E-Rezepts kurz vor den Weihnachtsfeiertagen sorgte in direkter Folge für Panik bei Investoren. Die Aktie der Zur Rose-Gruppe brach um mehr als 20 % ein. Der aktuelle Kurs der Aktie der Schweizer Zur Rose-Gruppe von 218 EUR (Stand: 07.01.2022) liegt weit unter dem Allzeithoch im Februar 2021 von 452 EUR. Übertreibt „Mr. Market“ mit seiner Reaktion?

Was Zur Rose (und auch andere Online-Apotheken) betrifft, steht die Infrastruktur für das E-Rezept längst. Die „nicht unerheblichen technischen Umsetzungsprobleme“, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach einräumte, liegen anderswo.

Von allen Online-Apotheken, die auf dem europäischen Markt vertreten sind, ist Zur Rose zudem am breitesten aufgestellt. Das Geschäftsmodell geht weit über den reinen Versandhandel mit Medikamenten hinaus. Die Firmengruppe ist auch im Bereich der Telemedizin engagiert und hat über seine deutsche Tochtergesellschaft die neuen digitalen Prozesse für das E-Rezept mitgestaltet.

Dazu gehört unter anderem Abrechnungs- und Verwaltungssoftware für Arztpraxen. Zudem entwickelte Zur Rose eine softwareübergreifende Schnittstelle, die es allen Arztpraxen, Apotheken und Kliniken ermöglicht, sich dem neuen E-Rezept-Prozess anzuschließen, egal welche Software sie bisher verwenden und ohne, dass sie diese wechseln müssen. Dennoch scheinen viele Leistungsträger im Gesundheitswesen damit noch überfordert.

Das mag teilweise auch der Pandemie geschuldet sein. Viele Kliniken und Arztpraxen arbeiten erneut seit Monaten an der Belastungsgrenze. Da bleibt keine Zeit und Kapazität für eine Systemumstellung. Mancher Präsenzapotheke wiederum mag die Verschiebung des E-Rezepts gerade recht kommen. Viele Apotheker befürchten eine Abwanderung ihrer Kunden hin zu den reinen Online-Anbietern. Dabei bringt das digitale Rezept viele Vorteile. Zudem ist eine Co-Existenz von traditionellen Präsenz- und neuen Online-Apotheken aus unserer Sicht sehr viel wahrscheinlicher.

Vor allem Patienten, die gerade von einer Arztkonsultation kommen, mit einem Rezept in der Tasche (egal ob in klassischer Papierform oder elektronisch auf dem Smartphone), werden höchstwahrscheinlich weiterhin die Apotheke aufsuchen, die sich in unmittelbarer Nähe zur Praxis befindet. Denn warum sollten sie ihr Medikament online bestellen, wenn sie es dort direkt mitnehmen können? Für chronisch Erkrankte, die regelmäßig die gleichen Medikamente benötigen, wäre es hingen sehr praktisch, wenn die Online-Bestellung mithilfe des E-Rezepts endlich erleichtert würde.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. Auch nicht im Gesundheitswesen. Komplett gekippt werden könnte das E-Rezept in Deutschland nur durch eine Gesetzesänderung. Dies kann in niemandes Interesse sein. Die neue Regierungskoalition hatte sich während ihrer Konsolidierungsgespräche zudem grundsätzlich für eine schnellere Digitalisierung des Gesundheitswesens ausgesprochen – und dies explizit im Koalitionsvertrag verankert (nachzulesen unter dem Punkt „Digitalisierung im Gesundheitswesen “).

Der verpflichtende bundesweite Start der elektronischen Verordnung zum Jahresbeginn wurde zwar ausgesetzt, an den grundsätzlichen Plänen hat sich jedoch nichts geändert. Statt eines verpflichtenden Hauruck-Starts zu Jahresbeginn ist nun ein sukzessiver Roll-out geplant, sobald die Prozessketten stabil laufen. Die Einführung des E-Rezepts bleibt das Projekt des Jahres 2022. Der kontrollierte Test- und Pilotbetrieb wird schrittweise fortgesetzt und ausgeweitet.

In seinem Schreiben an die beteiligten Akteure betonte das Ministerium, dass „deutliche Verbesserungen in der Unterstützung und Verbindlichkeit der Testprozesse“ notwendig seien, „mit klaren Verantwortlichkeiten“ und einer „höheren Transparenz über den Projektfortschritt seitens aller Beteiligten“.

Einführung wohl noch in diesem Jahr

Trotz Verzögerung rechnet die Versandapotheke Zur Rose mit der Einführung des digitalen Rezepts in Deutschland in diesem Jahr. Man will „den maximalen Beitrag dazu leisten, dass die flächendeckende, verpflichtende Einführung zügig voranschreitet und umgesetzt wird“, so Unternehmenssprecherin Lisa Lüth.

Auch die mittelfristige Zielsetzung bleibt unterändert. Demnach visiert Zur Rose in drei bis fünf Jahren einen Umsatz von 4 Mrd. CHF an. Im vergangenen Jahr generierte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 1,75 Mrd. CHF. In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 waren es 1,5 Mrd. CHF.

Wachstumsperspektiven auch ohne E-Rezept intakt

Ein mit dem E-Rezept erwarteter zusätzlicher Wachstumsschub mag bei Zur Rose jetzt erst einmal ausbleiben, solange aber das bisherige Umsatzwachstum nicht zum Erliegen kommt – und dafür gibt es derzeit keine Anzeichen – bleiben die Zukunftsaussichten für den Schweizer Zur Rose-Konzern weiterhin vielversprechend, auch wenn Investitionen vorerst noch auf die Gewinne drücken.

Als Nettoergebnis weist Zur Rose im ersten Halbjahr 2021 einen Verlust in Höhe von 77 Mio. CHF aus. Statt sich zu verringern, erhöhte sich der Fehlbetrag um rund 25 Mio. CHF. Auch das operative Ergebnis (EBIT) bleibt vorerst defizitär: Vor einem Jahr waren es –42,0 Mio. CHF, jetzt sind es –73,1 Mio. CHF. Uns macht der Verlustanstieg allerdings keine Sorgen. Dafür gibt es nämlich einen guten Grund: Investitionen. Im ersten Halbjahr investierte Zur Rose massiv in den Bereich des E-Rezepts und margenstarke Zukunftsthemen wie Telemedizin und PaaS (Platform as a Service).

Auch die Marketingausgaben wurden erhöht. DocMorris kristallisiert sich immer mehr als europäische Dachmarke des Konzerns heraus. Mit Blick auf die planmäßige Einführung des E-Rezepts zum Jahresbeginn 2022, startete DocMorris im Februar eine umfangreiche Werbekampagne (Slogan: „Das neue Gesund“). Insgesamt stiegen die Investitionsausgaben um 20 Mio. CHF – fast der Betrag, um den sich auch der Nettoverlust erhöhte.

Angesichts der zwar verzögerten, nichtsdestotrotz aber unaufhaltsamen Transformationsphase, in der sich das deutsche Gesundheitswesen befindet, ist dies nicht nur nachvollziehbar, sondern enorm wichtig. Nur wer jetzt sät, wird später auch ernten können.

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Die Börse schwankt, manchmal stark. Keiner kann die nächste Zukunft voraussehen. Dafür spielen einfach zu oft starke Emotionen mit hinein. Das kann mitunter ganz schön an den Nerven zerren. In einer solchen Situation aber Ruhe zu bewahren und die Schwankungen auszuhalten, lohnt jedoch – wenn die Wachstumsperspektiven eines Unternehmens intakt sind.

Viele US-Techaktien haben im Dezember korrigiert. Sogar bei Alphabet und Amazon, zwei der Top-Performer im Jahr 2021, gab der Kurs letzten Monat kurzfristig um bis zu 7 % nach. Deshalb solche Digitalisierungs-Gewinner aus dem Portfolio zu streichen, halten wir für falsch. Vieles was in Sachen Digitalisierung seit Corona angestoßen wurde, wird bleiben. Auch nach der Pandemie.

Wir befinden uns mitten in einem gesellschaftlichen wie auch wirtschaftlichen Umbruch. In Unternehmen investiert zu sein (und es auch unter Schwankungen zu bleiben), die von diesem Umbruch profitieren, wird sich auszahlen. Bei Alphabet jedenfalls dauerte es nicht lange. Die Zwischenkorrektur von Dezember ist wieder ausgeglichen.

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Geduld ist die Tugend des Investors: Beispiel Trupanion

Nicht bei jedem Unternehmen geht es so schnell. Manchmal ist auch Geduld gefordert. So beim US-Tierversicherer Trupanion. In der Datenbank unseres Börsenbriefes „Der Privatinvestor“ haben wir die Aktie seit Herbst 2020 unter Beobachtung. Unsere These lautete damals wie heute: Das Potenzial für Trupanion ist groß.

Das Unternehmen ist ein einer spannenden Wachstumsbranche tätig. In einigen europäischen Ländern – allen voran Großbritannien und Schweden – boomen Krankenversicherungen für Hund oder Katze bereits seit einigen Jahren. In den USA entdecken die Tierbesitzer die Vorteile gerade. Anbieter wie Trupanion erfreuen sich deshalb einer stetig steigenden Zahl von Policen und Neuabschlüssen.

Dennoch mussten Anleger in den letzten zwei Jahren einige Aufs und Abs erleben. Seit Herbst 2020 gab es zweimal eine längere Korrekturphase. So mancher Anleger wird deshalb die Flinte ins Korn geworfen haben. Dass dies jedoch ein Fehler war, zeigt die jüngste Kursentwicklung. Im Dezember sprang die Aktie zwischenzeitlich auf über 140 USD. Aktuell notiert sie bei rund 123 USD (05.01.22). Trotz zwischenzeitlicher Schwankungen steht die Aktie gegenüber Anfang Oktober 2020 nun 55 % im Plus. Gegenüber dem Kurs vor zwei Jahren hat sie sich vervierfacht.

Kooperation mit Chewy trieb den Kurs

Im Dezember sprang der Aktienkurs von Trupanion innerhalb eines Tages um fast 40%. Was hat diesen Anstieg ausgelöst?

Chewy, ein großer US-Online-Händler für Tiernahrung gab eine Kooperation mit Trupanion bekannt. Das Unternehmen wird auf seiner Plattform künftig auch Tierversicherungsdienstleistungen von Trupanion anbieten. Das ist ein für Trupanion vielversprechender Deal. Chewy hat rund 20 Millionen Kunden.

Perspektiven intakt

Wir sehen für das Geschäft von Trupanion weiterhin sehr viel Potenzial. Trupanion ist ein Wachstumstitel ganz nach unserem Geschmack.

Haustiere werden für viele Menschen immer wichtiger. Für einige sind sie sogar Kinderersatz und so manchem ist der eigene Hund wichtiger als der Partner. Selbst ohne dieses extrem sehen viele Tierbesitzzer ihren vierbeinigen Begleiter als vollwertiges Familienmitglied. Auch gesundheitlich soll es dem Tier deshalb an nichts fehlen. Wer schon einmal mit seinem Haustier beim Tierarzt war weiss, das kann bisweilen teuer werden. Tierversicherungen werden deshalb immer beliebter.

Bis jetzt war Trupanion ausschließlich am US-Markt aktiv. Das soll aber nicht so bleiben. Tatsächlich streckt das Unternehmen seine Fühler schon in andere Regionen aus. Ende Oktober schloss der Versicherer eine Vertriebskooperation mit dem Versicherungsmakler Aflac. Dieser ist neben den USA auch in Japan präsent.

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Monatelang hatten Tech- und Internetaktien an der Börse einen guten Lauf. Es liegt auf der Hand: die beschleunigte Digitalisierung gibt diesen Unternehmen Rückenwind. Doch selbst diese Gewinner der Pandemie sind nicht dauerhaft vor Korrekturen gefeit. Etliche US-Techwerte erlebten im Dezember 2021 Einbrüche von 20 % oder mehr. Die Aktie von PayPal befindet sich schon seit Sommer in einem Sinkflug und das, obwohl sich die Geschäfte an und für sich gut entwickelten.

Damit ist klar: eine Garantie an der Börse gibt es nicht. Selbst die Aktien von zukunftsstarken Unternehmen können Rücksetzer erleben. Auch eine flächendeckende Korrektur – ein Crash, wie wir ihn im Frühjahr 2020 erleben mussten, kann jederzeit wieder geschehen. Mit den richtigen Aktien können Sie selbst dann profitieren. Es gibt tatsächlich Unternehmen, die sich genau dann eine goldene Nase verdienen, wenn an der Börse Panik herrscht.

Ein solches konträres Investment ist Flow Traders. Das Unternehmen aus den Niederlanden ist einer der führenden Market Maker im ETF-Handel. Als solcher Market Maker agiert Flow Traders im Hintergrund. Das Unternehmen ist zwischen Käufer und Verkäufer geschaltet, vermittelt also zwischen beiden Parteien und macht so einen liquiden Handel von passiven Produkten überhaupt erst möglich. Das Unternehmen hat Zugang zu mehr als 90 Handelsplätze in über 30 Ländern auf der ganzen Welt und stellt Geld- und Briefkurse für mehr als 4.000 ETPs (Exchange Trades Products) der verschiedensten Kategorien.

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Während eines Crashs klingeln bei Flow Traders die Kassen

Der Handel mit passiven Produkten, seien es ETFs, ETCs, oder auch ETNs, boomt. Und genau aus diesem Grund betrachten wir Flow Traders als mögliche Absicherung für eine Krise. Bei einer flächendeckenden Korrektur kann auch diese Aktie erst einmal nachgeben. Dafür bietet dieses Unternehmen aber einen Krisenschutz der anderen Art: Genau dann nämlich, wenn es an der Börse besonders hektisch zugeht, klingelt bei Flow Traders die Kasse so richtig.

Dies lässt sich beispielhaft an der Geschäftsentwicklung und Dividende für das Geschäftsjahr 2020 anlesen. 2020 war für Flow Traders das bisher beste und erfolgreichste Jahr seiner Unternehmensgeschichte. Nehmen Sie sich die Geschäftsentwicklung der einzelnen Quartale vor, werden Sie feststellen, vor allem die Rekordumsätze im ersten und zweiten Quartal 2020 waren dafür verantwortlich. Genau also während des Corona-Crashs schrieb Flow Traders Rekordgewinne.

Handelsvolumen und Spread sei Dank

Warum verdient sich Flow Traders ausgerechnet in einem Crash eine goldene Nase? Dies liegt an den Einnahmequellen des Unternehmens. Als Market Maker verdient Flow Traders am Handel von passiven Produkten auf zweierlei Weise: am Handelsvolumen und an den Spreads, also der Differenz zwischen An- und Verkaufspreis. Beides ist in einer hektischen Börsenphase und demzufolge während eines Crashs, ganz besonders hoch.

Im Gesamtjahr 2020 hat sich der Umsatz (bei Flow Traders als „Net Trading Income“ bezeichnet) mehr als vervierfacht. Die Voraussetzungen dafür waren bestens: Das Marktvolumen für ETFs hatte sich 2020 um 48 % gesteigert. Das Handelsvolumen, das dabei von Flow Traders abgewickelt wurde, stieg sogar um 50 %. Das Unternehmen konnte also auch seine Marktanteile ausbauen.

Aktionäre bekommen ein großes Stück vom Kuchen ab

Bei der nächsten Dividendenauszahlung, die aufgrund der halbjährlichen Ausschüttung bereits im August 2020 stattfand, bekamen Aktionäre prompt ein ordentliches Stück vom Kuchen ab. Flow Traders zahlte damals 4,00 EUR aus. Zusammen mit der Schlussdividende, die dann im April 2021 floss, gab es insgesamt für das Geschäftsjahr stolze 6,50 EUR an Dividenden. Je nach Einstiegskurs bedeutete dies für Aktionäre eine Dividendenrendite von teilweise 20 % oder sogar noch höher.

Das Börsenjahr 2021 verlief trotz so mancher Turbulenzen um einiges ruhiger. Infolgedessen konnten die Umsätze und Gewinne des Vorjahres nicht erreicht werden. Auch die Dividende wird deshalb nicht so eine fette Ausbeute sein. Dennoch sollte sie auf hohem Niveau bleiben. In jedem Fall ist Flow Traders ein Titel, bei dem eine jährliche Ausschüttung recht sicher ist.

Im August 2021 gab es als Zwischendividende schon mal 1,00 EUR. Noch ist die Schlussdividende, die am 2. Mai 2022 fließen wird, nicht deklariert. Doch selbst wenn diese nur halb so hoch wie diese erste Zwischendividende ausfallen würde, ergäbe dies mit dann insgesamt 1,50 EUR je Aktie beim jetzigen Kurs immer auch dann noch eine Dividendenrendite von stattlichen 4,6 % (Schlusskurs per 04.01.2022).

Insgesamt stufen wir Flow Traders als recht großzügigen Dividendenzahler ein. Hinsichtlich Ausschüttungsquote setzt sich das Management eine Zielmarke von mindestens 50 %. Vom Gewinn 2020 schüttete Flow Traders sogar 63 % aus. Damit wird deutlich: Wenn Flow Traders gut verdient, ist das Management sehr gerne bereit, dies an die Aktionäre weiterzugeben.

Geschäftsentwicklung auch im Jahr 2021 positiv

Ende November veröffentlichte Flow Traders das Trading-Update für das dritte Quartal und damit auch die Umsatzentwicklung der ersten neun Monate 2021. Mit kumulierten 303,7 Mio. EUR (Q1 bis Q3) können die Erlöse nicht mit denen aus dem Vorjahr (803,1 Mio. EUR) mithalten. Für das gesamte Jahr 2021 geht das Unternehmen von einem Umsatz von ca. 363 Mio. EUR aus. Der große Unterschied zum Vorjahr liegt vor allem daran, dass sich der Börsenverlauf in diesem Jahr wesentlich ruhiger dargestellt hat.

Von einer flächendeckenden Panik fehlte in diesem Jahr jede Spur. Im Gegenteil, die Börse kannte fast nur eine Richtung: nach oben. Dass dies jedoch nicht immer so weiter gehen kann und wird, sollte jedem Anleger klar sein. Irgendwann wird es wieder eine Korrektur geben. Genau davon wird Flow Traders profitieren und neue Rekordergebnisse erzielen.

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Diabetes ist in den Industrienationen die Volkskrankheit Nr. 1 und die Zahl der Betroffenen steigt immer weiter an. Für diese bedauerlicherweise Entwicklung spricht schon allein das Bevölkerungswachstum und die Alterung unserer Gesellschaften. In Deutschland stieg die Zahl der über Hundertjährigen im letzten Jahr erstmals über 20.000. Zudem erkranken auch immer jüngere Menschen an der „Zucker-Krankheit“.

Laut Statista litten 2019 weltweit rund 9 % der 20- bis 79-Jährigen an Diabetes. Das waren damals 463 Millionen. Nicht nur die absolute Zahl der Patienten, sondern auch die Prävalenz, also der Anteil der Betroffenen innerhalb dieser Bevölkerungsgruppe, steigt. 2030 sollen schon knapp 580 Millionen aller 20- bis 79-Jährigen Diabetespatienten sein – mehr als jeder zehnte. Auch die Zahl der Glukosetoleranzstörungen nimmt zu.

Diabetes – ein riesiger Markt für Pharmakonzerne

Der weltweite Marktführer für Diabetespräparate ist Novo Nordisk. Das dänische Pharmaunternehmen vertreibt sein gesamtes Portfolio an Medikamenten mit großem Erfolg in 169 Ländern. Der Anteil der Diabetesmedikamente ist dabei überproportional groß. Sie machen nach wie vor rund 80 % der Konzernumsätze aus. Zuletzt hatten jedoch negative Absatzprognosen auf dem chinesischen Markt für Insulinpräparate Schlagzeilen gemacht. Die niedrigeren Insulinpreise in China wirken sich bremsend auf die Umsatzentwicklung von Novo Nordisk aus. Der negative Effekt auf das weltweite Umsatzwachstum wird im kommenden Jahr auf etwa 3 % geschätzt.

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Auch geringere Verkaufsmengen in China werden sich leicht dämpfend auf das Geschäft auswirken, so eine aktuelle Prognose von Novo Nordisk. Ausgangspunkt der Prognose sind die Ergebnisse der Beschaffungsausschreibung für das in Krankenhäusern verkaufte Insulin durch die chinesische Gesundheitsbehörde (National Healthcare Security Administration). Doch auch wenn die Insulinbestellungen aus China derzeit zurückgehen, sind die langfristigen Wachstumsperspektiven global gesehen intakt, denn das dänische Pharmaunternehmen verfolgt seit einiger Zeit erfolgreich die Strategie, seine Abhängigkeit von Insulinpräparaten und dem Diabetesgeschäft im Allgemeinen zu reduzieren.

Strategie: Wachstum durch Diversifizierung

Neue Medikamente entwickeln und auf den Markt bringen ist für einen Pharmakonzern das A und O. Wir finden es gut, dass Novo Nordisk seit einiger Zeit auch in andere Richtungen als nur Diabetes denkt. Ein Bereich, auf den der Konzern derzeit besonders abzielt, ist Adipositas. Das Unternehmen macht hier gute Fortschritte. Im Juni 2021 erhielt Novo Nordisk die US-Zulassung für sein neues Diät-Medikament Wegovy.

Dieses neue Medikament hat großes Potenzial, denn der Markt bietet dem Unternehmen eine riesige Zielgruppe, weil äußerst viele Menschen in den USA an starkem Übergewicht und Fettleibigkeit leiden. Der Vorteil von Wegovy gegenüber anderen Medikamenten liegt in der patientenfreundlicheren Anwendung: Es muss nur einmal wöchentlich verabreicht werden. Wir sind daher überzeugt, dass es bei Betroffenen hohen Zuspruch finden wird, was für Novo Nordisk wiederum einen hohen Absatz bedeutet.

Der schwedische Finanzdienstleister Skandinaviska Enskilda Banken schätzt, dass Novo Nordisk mit dem Medikament Wegovy bereits im vierten Quartal 2021 Umsätze in Höhe von 1,7 Mrd. DKK (entspricht 0,23 Mrd. EUR) einfahren könnte. Wir sind schon gespannt, was Novo Nordisk in seinem Schlussreport zum Geschäftsjahr 2021 dazu berichten wird.

Intelligente Kooperationen und Übernahmen

Eine Forschungskooperation unterhielt Novo Nordisk zu Dicerna Pharmaceuticals schon. Nun will der dänische Pharmakonzern seinen Partner für rund 3,3 Mrd. USD schlucken. Je Dicerna-Aktie bietet Novo Nordisk dazu 38,25 USD. Mit der Übernahme sichert sich Novo Nordisk eine interessante RNAi-Technologieplattform, die der Konzern künftig für alle seine therapeutischen Schwerpunkte einsetzen kann. Kurzfristig kann die Übernahme zu einem Anstieg der Forschungs- und Entwicklungskosten führen, was das Wachstum des Betriebsgewinns zunächst schmälern würde. Dafür investiert Novo Nordisk aber clever in zukünftiges Wachstum.

Auf eine Plattformstrategie setzt Novo Nordisk nicht nur in der Forschung. Auch auf der Vertriebsseite probiert das Unternehmen dies derzeit aus, wie an der noch recht frischen Kooperation mit der Schweizer Online-Apotheke Zur Rose im Bereich von Adipositas zu erkennen ist. Diese Kooperation gingen die beiden Unternehmen im Januar 2021 ein.

Drei starke Quartale in Folge

Bereits im Oktober hob Novo Nordisk seine Jahresprognose an. Die mittlerweile veröffentlichten Neunmonatszahlen bestätigen das intakte Wachstum: Der Nettogewinn stieg um 12 %, der operative Gewinn legte in DKK um 5 % zu. Um Währungseffekte bereinigt, lag das EBIT-Wachstum ebenfalls bei 12 %. Der Umsatz konnte um 8 % (währungsbereinigt 13 %) gesteigert werden. In den USA wurde dabei ein Plus von 6 % erzielt. Außerhalb der USA wuchsen die Erlöse um 10 %.

Als Wachstumstreiber erwiesen sich dabei unter anderem die GLP-1-Präparate Ozempic und Rybelsus. Sehr erfreulich: Das Wachstum hat sich im dritten Quartal zudem beschleunigt. Hier gab es ein Umsatzplus von 15 %. Dazu trug auch bereits das neue Medikament Wegovy bei. Für das Gesamtjahr geht Novo Nordisk von einem Umsatz- und EBIT-Wachstum jeweils zwischen 12 und 15 % aus. Sein Aktienrückkaufprogramm weitert der Konzern von 2 auf nun 20 Mrd. DKK (entspricht 2,69 Mrd. EUR) aus.

Dividendenhistorie mehr als stabil

In Sachen Dividende erweist sich Novo Nordisk als „sichere Bank“. Wir haben die Dividendenhistorie bis 2008 zurückverfolgen können. Seitdem hat die Dividende eine steile Entwicklung hingelegt. Der Ausschüttungsbetrag je Aktie wurde jedes Jahr erhöht, die annualisierte Steigerungsrate liegt bei 25 %. Novo Nordisk zahlt dabei halbjährlich aus. In der Regel gibt es für das dann noch laufende Geschäftsjahr im August eine Zwischendividende. Im März des Folgejahres folgt dann die Schlussdividende für das abgeschlossene Jahr.

Für das Geschäftsjahr 2020 gab es je Aktie 9,10 DKK (1, 22 EUR). Dies setzte sich zusammen aus einer Zwischendividende in Höhe von 3,25 DKK (0,44 EUR, ausgezahlt im August 2020) und einer Schlussdividende in Höhe von 5,85 DKK (0,79 EUR). Bei dem aktuellen Kurs entspricht dies einer Dividendenrendite von 1,2 %. Mittlerweile ist schon die Zwischendividende für das bald zu Ende gehende Geschäftsjahr 2021 geflossen. Da diese mit 3,50 DKK (0,47 EUR) schon höher war als die Zwischendividende vor einem Jahr, kann damit gerechnet werden, dass auch die Gesamtdividende für 2021 höher liegen wird.

Ein Investment für die Ewigkeit

Auch wenn die Aktie von Novo Nordisk mit aktuell 96, 70 EUR (Stand 23.12.2021) bereits recht hoch bewertet ist, kann man trotzdem mit Fug und Recht den Standpunkt vertreten, den Titel zu halten – sofern man ihn bereits in seinem Anlageportfolio hat. Es gibt Aktien, die Sie, wenn einmal zu einem guten Preis gekauft, „für immer“ in Ihrem Depot halten können – oder zumindest sehr, sehr lange. Dabei handelt es sich um Anteile von Unternehmen mit Top-Qualität, deren Geschäftsmodell einfach zu gut ist, als dass Sie sich leichtfertig davon trennen sollten. Selbst dann nicht, wenn die Bewertung hoch ist.

Novo Nordisk ist so ein Unternehmen. Angesichts des jetzigen Kurses können Sie im Falle einer sehr großen Position natürlich durchaus über eine kleine Teilrealisierung nachdenken, aber für einen Komplettverkauf sind die Langfristperspektiven dieses Pharmakonzerns aufgrund der global starken Marktposition, der hohen Gesamtqualität sowie der attraktiven Dividende aus unserer Sicht einfach zu gut. Auch über einen Einstieg kann man zumindest nachdenken, immerhin sind wir gerade nach einem kurzen Mini-Dip wieder etwas vom erst kürzlich erreichten Allzeithoch von 103,56 EUR am 16.12.2021 entfernt. In jedem Fall lohnt es sich, dahingehend wachsam zu bleiben, um keine Gelegenheit zu verpassen.

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Die Energiewende ist im vollen Gange. Insbesondere nachdem nun endlich auch „grüne“ Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff existieren, könnte es mit dieser Technologie etwas werden. Die denkbaren Einsatzgebiete sind vielfältig. Sie gehen weit über die Automobilindustrie hinaus. Wasserstoff könnte fossile Brennstoffe in (fast) allen Bereichen ersetzen – sei es nun in Fahrzeugen, sonstigen mit Motor betriebenen Maschinen oder als Energiequelle für Haushalte.

In Japan sind bereits mehr als 400.000 Haushalte mit Wasserstoff-Brennstoffzellen ausgestattet. Diese werden mit Wasserstoff gespeist und erzeugen Strom und Warmwasser für die Heizung. Auch in der Landwirtschaft gibt es Verwendung für Wasserstoff. Aus dem Gas kann Ammoniak gewonnen werden – eine chemische Grundsubstanz für die meisten Stickstoffdünger.

All dies zeigt: Wasserstoff kann in der Tat Zukunft haben. Dennoch halten wir „reinrassige“ Wasserstoff-Aktien von diversen Start-ups wie Ballard Power oder NEL ASA für überbewertet. Selbst wenn die Bewertungen gemäßigter wären, ist uns ein anderer Weg lieber, um von dem möglichen Potenzial zu profitieren.

Breit aufgestellt – der Allround-Spezialist für Gase

Der französische Konzern Air Liquide ist mit 64.500 Mitarbeitern in 80 Ländern und über 3,8 Millionen Kunden das zweitgrößte Gasunternehmen der Welt. Das Gaseportfolio ist daher sehr breit und geht weit über Wasserstoff hinaus. 2020 lag der Konzernumsatz bei 20,5 Mrd. EUR. Das Kompetenz-Spektrum reicht von der Produktion und Lieferung technischer Gase über den Bau von Industrieanlagen bis hin zu Tauchausrüstungen. In Deutschland beispielsweise beliefert das Unternehmen 900 von 2.000 Krankenhäusern mit medizinischen Gasen.

Das ist aus unserer Sicht als Investoren ein hoher Sicherheitsaspekt. Denn sollte die Wasserstoff-Technologie künftig doch nicht so großflächig eingesetzt werden, wie wir uns dies derzeit vorstellen können, stünde nicht gleich die Existenz des Unternehmens (und damit Ihr Investment) auf dem Spiel. Bei einem kleinen Start-up, das ausschließlich auf dieses eine Thema setzt, wäre dies in einem solchen Szenario sehr wahrscheinlich der Fall.

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Auch für Air Liquide wäre ein Scheitern der Wasserstoff-Technologie schade. Außer dass ein Bereich wegfiele, könnte der Konzern aber seinen Geschäften nachgehen wie bisher. Air Liquide nimmt hinsichtlich Gase und damit verbundenen Dienstleistungen eine global führende Rolle ein. Und das sowohl im Industrie- als auch im Gesundheitswesen.

Energieträger mit Riesenpotenzial

Air Liquide ist seit über 50 Jahren im Wasserstoff-Sektor unterwegs und erzielt damit bereits einen Umsatz von über 2 Mrd. EUR. Das reicht dem Konzern jedoch bei weitem aber noch nicht aus. Das Management setzt bei seinen Investitionen konsequent auf den Hoffnungsträger Wasserstoff als einen zentralen Stoff, mit dem die Energiewende gemeistert werden kann.

Das Unternehmen betreibt schon jetzt mehr als 50 Wasserstoff- und/oder Karbonmonoxid-Produktionsanlagen. Auch die bislang größte Wasserstoff-Tankstelle der Welt wurde von Air Liquide errichtet. Zahlreiche weitere Projekte sind angepeilt. Fokus und Timing sind vielversprechend, denn die Energiewende begünstigt alternative Formen der Energieerzeugung, während die staatliche Förderung in diesem Bereich – jetzt verstärkt auch durch den „Green Deal“ der EU – deutlich zunimmt und bereits in die Milliarden geht. Zudem wächst die Zahl der Anwendungen für Wasserstoff und die Nachfrage dürfte in den kommenden Jahren kräftig steigen.

Eine Studie des Hydrogen Council und des Beratungsunternehmens McKinsey hat im Juli vorgerechnet, dass angesichts beschleunigter Klimaziele allein seit dem Februar 2021 weltweit 131 Wasserstoff-Großprojekte angekündigt wurden und sich die Gesamtinvestitionen entlang der kompletten Wertschöpfungskette bis 2030 auf etwa 500 Mrd. USD summieren.

Next Level: „grüner“ Wasserstoff

So wie Elektrizität ist auch Wasserstoff kein Primärenergieträger. Er muss zuerst gewonnen werden. Wenn man das mit konventionellen, sprich fossilen Energieträgern wie Erdöl oder Gas macht, wird von „grauem“ Wasserstoff gesprochen. Wird er aber mit regenerativ erzeugtem Strom, der aus Wind, Wasser oder Sonne stammt, von Wasser abgespalten, spricht man von „grünem“ (CO2-armen) Wasserstoff. Hier greift ein Elektrolyseverfahren.

Durch die Elektrolyse wird Wasser unter Strom gesetzt, um die Bindung zwischen Wasserstoff und Sauerstoff zu lösen. Die Verwendung ist dann annähernd oder ganz klimaneutral. Bislang gibt es lediglich Pilotprojekte zur Herstellung von grünem Wasserstoff, welcher aber noch teuer ist. Dies soll sich ändern. Gemeinsam mit Siemens Energy baut Air Liquide deshalb große Elektrolyseanlagen für die Produktion von grünem Wasserstoff.

Vorreiter für die deutsche Industrie

In Oberhausen nimmt Air Liquide zusammen mit Siemens Energy das Projekt Trailblazer (dt.: Vorreiter) in Angriff. Es handelt sich um einen Elektrolyseur mit einer Leistung von 30 Megawatt zur Erzeugung von klimaneutralem Wasserstoff. Es ist das erste Projekt, das im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie des Bundes einen Förderbescheid erhalten hat. Trailblazer wird an die bestehende Wasserstoff-Pipeline von Air Liquideangeschlossen. Der grüne Wasserstoff, der dort erzeugt wird, soll an Raffinerien sowie an Kunden in der Stahl- und Chemieindustrie geliefert werden.

Die Kooperationspläne zwischen Air Liquide und Siemens Energy reichen aber noch viel weiter. Gemeinsam wollen die Unternehmen ein regelrechtes europäisches Ökosystem für Elektrolyse und Wasserstofftechnologie initiieren. Die Regierungen in Berlin und Paris unterstützen die Kooperation. Eines der gemeinsamen Vorhaben ist das „H2V“-Projekt in der Normandie mit einer Leistung von 200 Megawatt. Hier wird der Anspruch deutlich, die Skalierung auf industrielle Größen zu bringen.

Schon im Januar 2021 hat Air Liquide im kanadischen Québec die weltweit größte membranbasierte Produktionsanlage für kohlenstoffarmen Wasserstoff eingeweiht. Hier werden bis zu 8,2 Tonnen grüner Wasserstoff pro Tag hergestellt. Dadurch sichert sich Air Liquide nicht nur den Zugang zu großen Mengen erneuerbarer Energie von Hydro-Québec, es profitiert außerdem von der Nähe zum Wasserstoff-Mobilitätsmarkt im Nordosten des Kontinents.

Treue-Dividende als Anreiz für Langfristanleger

Das Thema „Nachhaltigkeit“ schreibt Air Liquide nicht nur bei seinen Wasserstoff-Projekten groß, sondern auch bei seiner Dividendenpolitik. Wenn möglich, hebt der Konzern die Ausschüttung je Aktie von Jahr zu Jahr an. Zudem sind Air Liquide langfristige Investoren enorm wichtig. Deshalb bietet das Unternehmen Aktionären, die Air Liquide lange die Treue halten, die Möglichkeit einer Bonusdividende an.

Regelmäßig bietet Air Liquide Aktionären an, sich als Langfristinvestoren beim Unternehmen registrieren zu lassen und die regulär an der Börse gehandelten Aktien in registrierte Aktien zu tauschen. Immer wieder sind Anleger darüber verunsichert, weil diese alternative Aktiengattung nicht an der Börse gehandelt werden kann. (Dazu müssen die Aktien vorher wieder zurückgetauscht werden.) Dafür bieten sie aber den Vorteil einer 10 %-igen Bonusdividende für all diejenigen, die die registrierten Aktien länger als zwei Jahre halten.

Für Anleger, die von Anfang an vorhaben, bei Air Liquide langfristig dabei zu sein, kann sich dies lohnen. Zuletzt gab es (Mai 2021) 2,75 EUR je Anteilsschein. Anteilseigner, die zum Bezug der Bonusdividende berechtigt waren, erhielten zusätzlich 0,275 EUR und damit insgesamt 3,025 EUR je Aktie.

Kontinuierlicher Wachstumskurs setzt sich fort

Die Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Air Liquide kennt quasi nur eine Richtung: nach oben. Das zeigen – nach einem überaus erfolgreichen ersten Halbjahr (hier konnte das Unternehmen seinen Umsatz um 9,2 % steigern, das operative Ergebnis legte um 17,1 % zu) – auch die Zahlen zum dritten Quartal 2021. Der Konzernumsatz ist verglichen zum Vorjahreszeitraum um 7,1 % auf 5,834 Mrd. EUR gestiegen. Verglichen mit Q3 im Vor-Corona-Jahr 2019 sprechen wir immer noch von starken 6 % Umsatzwachstum. Die Marke von 21 Mrd. EUR Umsatz dürfte dieses Jahr jedenfalls geknackt werden.

Die EBIT-Marge lag in den letzten zehn Jahren nur ein einziges Mal (2017) ganz knapp unter 15 %. Ansonsten bewegte sie sich stets zwischen 16 und 17 %. Der Dekadenschnitt von 16,9 % ist damit kein Durchschnittswert aus ständigen Aufs und Abs, sondern das Ergebnis beeindruckender Stetigkeit.

Mit einem aktuellen Kurs von knapp 149,72 EUR (Stand: 21.12.2021) ist die Aktie von Air Liquide kein Schnäppchen. Gemessen am immensen Zukunftspotenzial und mit Blick auf ein langfristiges Investment kann sich jedoch auch jetzt noch eine Aufnahme des Titels ins Anlageportfolio lohnen. Wir behalten die Entwicklungen von Markt und Unternehmensbewertung in jedem Fall weiterhin für Sie unter Beobachtung.

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Ohne Cloud geht in der heutigen Welt so gut wie nichts mehr. Daten werden nicht mehr lokal abgespeichert, sondern in der Cloud. Filme, Musik und TV-Sendungen werden gestreamt. Selbst Software-Programme sind heute cloud-basiert und erfordern keine lokale Installation auf dem Rechner mehr. Möglich ist all dies nur dank entsprechend schneller und hochleistungsfähiger Netzwerkstrukturen. Getrieben von der voranschreitenden Digitalisierung, steigt das Datenvolumen „in der Wolke“ dabei kontinuierlich. Dies erzeugt ständig neue technologische Herausforderungen.

Die Cloud-Anbieter müssen ihren Kunden zu jedem Zeitpunkt schnelle und zuverlässige Datenübertragungsraten bieten können. Nichts ist für den Anwender ärgerlicher als eine nicht funktionierende Internetseite oder lange Ladezeiten beim Abruf oder Speichern von Cloud-Daten. Der Idealzustand ist für den Nutzer erreicht, wenn alles gefühlt in Echtzeit funktioniert – wir also gar nicht merken, dass die Daten und Programme unter Umständen tausende Kilometer entfernt von dem Standort sind, von wo aus wir diese abrufen. Je mehr Anwender ihre Daten in der Cloud speichern und je mehr Nutzer ihre Daten gleichzeitig abrufen, desto höher sind die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Cloud-Technologie.

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Schnelle Technik für Big Data

Der Ausbau von Cloud-Diensten erfordert auch den Ausbau von Cloud-Infrastrukturen. Immer komplexere Aufgaben und immer höhere Datenströme sollen schließlich bewältigt werden. Ein Stau in der „Datenautobahn“ wäre der Supergau. Damit genau dies nicht passiert, braucht es hochleistungsfähige Switches. Switches sind also so etwas wie das Nervensystem einer Cloud. Als Schaltzentralen in den Cloudstrukturen verankert, koordinieren sie die Datenflut und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Ein führender Anbieter solcher Switches ist Arista Networks.

Arista Networks produziert sogenannte Layer-3-Switches. Das ist eine Kombination von Routern und Switches. Typische Anwendungsgebiete dieser Switches liegen in den Hochleistungscomputern innerhalb der Rechenzentren von Cloud-Anbietern wie beispielsweise Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google. Ausgestattet mit der hauseigenen linux-basierten Software EOS, können Arista-Switches beeindruckend schnell riesige Datenströme transportieren und verarbeiten. Die Switches lassen sich zudem leicht in die Unternehmensstruktur der Kunden einbinden.

Das US-amerikanische Unternehmen Arista Networks wurde im Jahr 2004 gegründet mit Hauptsitz in Santa Clara im Silicon Valley südlich von San Francisco. Der Hersteller von Netzwerktechnik ging 2014 an die Börse (NYSE) und hat heute Entwicklungsniederlassungen in Nashua (New Hampshire), Bangalore, Dublin und dem kanadischen Vancouver.

Goldene Zeiten für Hightech-Zulieferer

Die Cloud-Branche wächst wie (fast) keine andere. Wir haben uns einmal die Umsatzentwicklung im Bereich Cloud-Computing angesehen. Der Begriff Cloud-Computing beschreibt die Verlagerung von Speicherplatz, Rechenkapazität oder Software-Anwendungen vom lokalen PC in die Cloud.

2020 lag das weltweite Umsatzvolumen bei rund 270 Mrd. USD, in diesem Jahr geschätzt schon bei 332 Mrd. USD. Dies entspricht einem Wachstum von 23 %. Für nächstes Jahr wird der Umsatz im Cloud-Computing auf fast 400 Mrd. USD geschätzt.

Tatsächlich ist auch dies das Ergebnis der diesjährigen E&Y-Weihnachtsumfrage. Die Konsumlust der Deutschen zu Weihnachten ist unter das Niveau von vor drei Jahren gesunken. Planten die Deutschen in den Jahren 2018 bis 2020 für Weihnachtsgeschenke im Durchschnitt jeweils Ausgaben von rund 280 EUR ein, sind es 2021 nur 273 EUR. Dies ist immerhin ein Rückgang der geplanten Pro-Kopf-Ausgaben um 3 %.

Die Nummer 1 in Technologie und Wachstum

Als Anbieter von essenziellen Bauteilen einer leistungsfähigen Cloud-Infrastruktur steht Arista Networks im Hintergrund. Die Produkte von Hightech-Zulieferern wie Arista Networks und anderen in zweiter Reihe agierenden Unternehmen sind dabei jedoch unverzichtbar für die Anbieter von Cloud-Diensten. Von diesen „Helden im Hintergrund“ ist Arista Networks der am schnellsten wachsende Anbieter. Dies hat seinen Grund: Das Unternehmen bietet dank seines Technologievorsprungs die schnellsten und leistungsfähigsten Switches am Markt.

Ein weiterer Wachstumstreiber von Arista Networks liegt in einem wichtigen Schlüsselkunden: Microsoft. Microsoft baut seine Cloud-Kapazitäten zurzeit stark aus. Überall auf dem Globus eröffnet der Konzern regionale Cloud- und Server-Zentren. Doch nicht nur von diesem Expansionskurs profitiert Arista Networks. Bestehende Cloud-Strukturen brauchen regelmäßige Wartung und Upgrades – schließlich müssen sie zu jeder Zeit den immer höheren Leistungsanforderungen gerecht werden.

Wenn Arista Networks seinen Technologievorsprung dauerhaft halten kann, ist dem Unternehmen nicht nur die Kundentreue von Microsoft sicher, auch die anderen großen Cloud-Anbieter werden eine Zusammenarbeit anstreben.

Starke Entwicklung setzt sich fort

Mit einem Umsatz von 748,7 Mio. USD gelang Arista Networks ein Wachstum von 23,7 % gegenüber dem Vorjahr. Die Bruttomarge (nach GAAP) liegt mit 63,9 % weiterhin in der Zielspanne von 63 bis 65 % für das Gesamtjahr. Das Nettoergebnis stieg um 33,2 % von 168,4 auf 224,3 Mio. USD. Damit setzt der Konzern die Entwicklung aus den Vorquartalen fort.

Im Neun-Monatszeitraum stellen wir ein Umsatzplus von 27,2 % fest, beim Gewinn verzeichnet Arista Networksein Wachstum von 33 %. Auf diesem Niveau will der Konzern auch im Schlussquartal wachsen. Damit bleiben die bisherigen Prognosen bestätigt.

Hoch im Kurs und in den Erwartungen

Arista Networks ist einer der großen Gewinner der voranschreitenden Digitalisierung. Ohne die Produkte des Hightech-Herstellers wären Cloud-Lösungen von heute gar nicht möglich. Das Geschäftsmodell ist grundsolide, die Marktpositionierung könnte kaum besser sein. Vor diesem Hintergrund ist das Unternehmen aus dem Silicon Valley ein spannender Investment-Kandidat.

Mitte November führte Arista Networks einen Aktiensplit im Verhältnis 1:4 durch. Die Anzahl der Aktien hat sich dadurch vervierfacht, der Anteil am Grundkapital und Kurs hat sich entsprechend geviertelt. An der grundsätzlichen Bewertung des Unternehmens ändert das jedoch nichts.

Genauso wie sich Arista Networks hoher Wachstumsraten erfreuen kann, ist auch die Kursentwicklung auf steilem Niveau. Aktuell rangiert der Titel mit 131,12 USD (Stand: 15.12.2021) nur knapp unter dem Allzeit-Hoch von Anfang November. Mit Blick auf die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten des Technologieführers bleiben wir in jedem Fall mit großem Interesse am Ball.

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Mit großen Schritten naht die Zeit des guten Essens, der festlich geschmückten Tannenbäume und nicht zuletzt der Geschenke: Weihnachten steht vor der Tür. Nicht nur für viele von uns, auch für Amazon ist dies in der Regel die schönste Zeit des Jahres. In keinem anderen Zeitraum klingeln die Kassen des Online-Händlers so sehr wie im Weihnachtsquartal. Doch wird dies auch dieses Jahr so sein? Als Amazon im Oktober seine Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal veröffentlichte, gab der Konzern auch eine Prognose für das vierte Quartal. Darin gibt sich der Tech-Gigant ungewohnt vorsichtig.

Zwischen 130 und 140 Mrd. USD soll sich der Umsatz in den Monaten Oktober bis Dezember diesmal bewegen. Einerseits wäre dies ein neuer Höchststand, doch das Wachstum gegenüber dem Vorjahresquartal (125,6 Mrd. USD) läge bei gerade mal 3 bis 11 %. Der operative Gewinn soll sogar nur zwischen 0 und 3 Mrd. USD betragen. Im vierten Quartal 2020 wies die Bilanz einen operativen Gewinn von fast 7 Mrd. USD aus.

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Stapelte das Management um den noch recht neuen CEO Andy Jassy einfach nur tief und wenn ja, warum? Oder müssen wir uns bei Amazon darauf einstellen, dass die Wachstumsära vorbei ist? Es gibt nachvollziehbare Gründe, warum die Wachstumserwartungen diesmal verhaltener ausfallen.

Beeinträchtigte Lieferketten

Amazon sieht sich höheren Kosten ausgesetzt. Aufgrund der Pandemie sind Lieferketten beeinträchtigt. Andererseits dürfte die aktuelle Situation bei Verbrauchern erst recht dafür sorgen, dass Geschenke und sonstige Einkäufe online bestellt werden.

Beispiel Deutschland: Einer Umfrage von E&Y zufolge waren 2015 noch 75 % der Konsumenten davon überzeugt, ihre Geschenke direkt im Laden zu kaufen. 2020 waren es nur noch 42% und dieses Jahr wollen nur noch 35% der Deutschen ihre Weihnachtseinkäufe im stationären Einzelhandel erledigen.

Budget für Weihnachtsgeschenke sinkt

Die Online-Einkäufe nehmen insgesamt zu. Die aktuell wieder verschärften Corona-Maßnahmen und die Angst vor der neuen Virusvariante Omikron dürften hier als zusätzlicher Katalysator wirken. Dem Online-Marktplatz von Amazon spielt dies zweifelsohne in die Karten.

Gut möglich also, dass sich die bisherigen Prognosen des Konzerns zum Schlussquartal doch als zu vorsichtig erweisen. Lieber so als umgekehrt. Doch gleichwohl könnte noch ein anderer Faktor das Wachstum dämpfen. Was nämlich, wenn die Verbraucher ihr Budget für Weihnachtsgeschenke und die sonstigen Ausgaben für die Feiertage zurückschrauben?

Tatsächlich ist auch dies das Ergebnis der diesjährigen E&Y-Weihnachtsumfrage. Die Konsumlust der Deutschen zu Weihnachten ist unter das Niveau von vor drei Jahren gesunken. Planten die Deutschen in den Jahren 2018 bis 2020 für Weihnachtsgeschenke im Durchschnitt jeweils Ausgaben von rund 280 EUR ein, sind es 2021 nur 273 EUR. Dies ist immerhin ein Rückgang der geplanten Pro-Kopf-Ausgaben um 3 %.

Branchenprimus ist unantastbar

Nichtsdestotrotz behält Amazon seinen starken Rückenwind durch die zunehmende Digitalisierung. Das Unternehmen profitiert sowohl von steigenden Online-Bestellungen als auch vom Cloud-Boom. Die globale Marktführerschaft in beiden Bereichen ist unantastbar. Die Cloud-Umsätze, die Amazon Web Services in einem Jahr einfährt, sind mehr als doppelt so hoch als die der Nr. 2 (Microsoft). Und auch wenn es vielen Verbrauchern Angst macht, dass sich der Konzern wie ein Krake fast in allen Branchen und Bereichen unseres Alltags festsetzt, deutlich mehr Kunden akzeptieren es. Amazon Prime gewann im vergangenen Jahr so viele neue Nutzer wie nie zuvor.

Cloud-Umsätze generieren Löwenanteil am operativen Gewinn

Das Cloud-Geschäft ist einer der größten Wachstumsmotoren und der mit Abstand größte Profitbringer von Amazon. Millionen von Firmen lagern ihre ausufernden Datenbestände in „die Wolke“ aus. Netflix, Facebook, BBC und viele andere Großkonzerne nehmen die Cloud-Dienste der Amazon-Tochter AWS in Anspruch.

Im Geschäftsjahr 2020 wuchs das Cloud-Geschäft um 30 %. In den ersten neun Monaten 2021 hat sich das Wachstum sogar auf 36 % beschleunigt. Noch macht der Cloud-Umsatz nur 13,4 % der Konzernerlöse aus. Dafür generiert Amazon mit dieser Sparte über 60 % des operativen Gewinns.

Cloud-Dienste werden in der Zukunft noch viel wichtiger werden. Neben dem weiter zunehmenden Online-Handel steckt vor allem auch in diesem Bereich noch viel Wachstumsmusik. Die langfristigen Perspektiven für Amazon sehen daher weiter gut aus.

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Der Online-Handel explodiert mehr und mehr. In den vergangenen anderthalb Jahren erfreute sich die „Internet-Einkaufsstraße“ eines noch nie dagewesenen Stroms an Neukunden. Sehr beliebt ist mittlerweile auch das Konzept „click and collect“. Kunden bestellen Online, holen die Ware aber in einer Filiale in ihrer Nähe ab. Und das Wachstumspotenzial ist auch weiterhin enorm. Erst 10 bis 15 % aller Einkäufe werden weltweit online abgewickelt. Corona hat hier natürlich ordentlich Schub gegeben: Für die kommenden Jahre rechnen Analysten der UBS bei den digitalen Zahlungslösungen am US-Markt mit einer jährlichen Wachstumsrate von 7 bis 8 %. Global erwarten die Experten sogar einen Anstieg um jährlich 8 bis 10 %.

Mit steigendem Online-Geschäft steigen zwangsläufig auch die Nutzungszahlen von digitalen Zahlungsdiensten. In diesem Zusammenhang bemerkenswert: Die im Online-Handel genutzten Bezahlungsmöglichkeiten haben einen starken Netzwerkeffekt. Je mehr Verbraucher einen digitalen Zahlungsdienst nutzen, desto mehr Händler bieten diese Option an der Kasse an und wiederum desto mehr Verbraucher nutzen den Dienst in der weiteren Folge. Der Netzwerkeffekt führt zu einer Aufwärtsspirale, die sich von selbst antreibt.

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Geschäftsmodell: digitales Bezahlen

Digitale Zahlungsdienstleistungen sind ein attraktiver Wachstumsmarkt. Als Pionier der Branche, der das Potenzial für digitale Bezahllösungen früh erkannt hat, war PayPal lange Zeit (fast) allein auf weiter Flur. PayPal wurde 2000 von eBay gegründet und gehörte bis zur Abspaltung im Jahr 2015 zu dem Konzern. Im Jahr der Trennung vom Internet-Auktionshaus erfolgte auch direkt der Börsengang. PayPal ist mittlerweile eine so starke Marke und global derart präsent, dass der eingangs genannte Netzwerkeffekt kaum noch zu bremsen, geschweige denn zu stoppen ist.

Die Anzahl der Nutzer des Online-Bezahldienstes ist seit Gründung kontinuierlich gestiegen. Nach eigenen Angaben registrierte PayPal im dritten Quartal 2021 rund 416 Mio. aktive Kundenkonten. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Zahl der aktiven PayPal-Accounts damit um etwa 15 %. PayPal profitiert rund um den Globus von dem ausgeprägten Boom beim Online-Shopping. Die Anzahl der Transaktionen über den digitalen Bezahldienstleister belief sich im dritten Quartal 2021 auf rund 4,9 Mrd.

Die Konkurrenz schläft nicht

Im Internet spielen digitale Zahlungsmittel schon lange eine entscheidende Rolle, aber auch außerhalb des „Netzes“ nimmt dies zu. Das lockt auch die Konkurrenz. Mittlerweile haben sich diverse weitere Akteure hinzugesellt: Klarna (Zahlungsanbieter aus Schweden), Apple Pay, Amazon Pay, Google Pay. Immer neue Anbieter kommen auf den Markt. In der Schweiz wird beispielsweise „getwintet“ (das Bezahlsystem Twint ist eine gemeinsame App der Schweizer Postfinance, der UBS, Zürcher Kantonalbank sowie der Schweizer Börse SIX), in den USA erfreut sich vor allem die Cash-App von Square steigender Nutzerzahlen und einer immer größeren Präsenz in den Medien. Das Unternehmen wurde 2009 in San Francisco gegründet. Seit 2015 ist es an der New Yorker Börse. Square ist damit zwar neun Jahre jünger als PayPal, die Börsenhistorie ist aber genauso lang.

PayPal vs. Square – Wachstum ist relativ

Lange Zeit fristete Square bei Investoren eher ein unbekanntes Dasein. Jetzt sind Unternehmen und Aktie in aller Munde. Dabei verlief die Kursentwicklung in den letzten zwölf Monaten eher turbulent. Es gab ein munteres Auf und Ab. Vom Fleck bewegte sich das Papier auf Jahressicht dabei nicht. Betrachten wir nur den Verlauf im November, ging es 16 % nach unten. Dabei war die Geschäftsentwicklung sensationell. 2020 konnte Square seine Erlöse mehr als verdoppeln. Und auch das Wachstum, das uns die Geschäftszahlen der letzten zwölf Monate (Zeitraum: 01.10.2020 bis 30.09.2021) zeigt (+76 %), ist spektakulär.

Mit einem Umsatzplus von 21 % (2020) beziehungsweise 15 % (letzte zwölf Monate) sieht PayPal dagegen fast schon wie eine „lahme Schnecke“ aus. Nachdem Square bis jetzt ausschließlich in den USA tätig war, streckt das Unternehmen nun auch seine Fühler nach Europa aus. Muss PayPal sich also warm anziehen? Wird Square der bisherigen Nr. 1 demnächst den Rang ablaufen?

Noch ist Square beim Umsatz ein gutes Stück weg von PayPal. Doch das Unternehmen holt auf. Aktuell steht es 24,6 zu 16,7 Mrd. USD. Wir sind dennoch überzeugt, dass PayPal die Nase vorne behalten kann. Der Vorteil von PayPal: das Unternehmen ist bekannter und viel breiter aufgestellt. Bei dem aktuell fulminanten Wachstum von Square müssen Sie zudem berücksichtigen, dass dies von einem zunächst viel niedrigeren Umsatzlevel ausging. Bei kleinerer Ausgangsbasis ist es relativ betrachtet leichter, hohe Wachstumsraten zu generieren, schließlich fällt das Wachstum stärker ins Gewicht.

Wettbewerbsvorteile: Größe und Vertrauensvorsprung

In einer Sache könnte sich Square tatsächlich auf dem europäischen Markt schneller durchsetzen – mit seiner App, die einen schnellen und unkomplizierten Geldtransfer von Nutzern untereinander ermöglicht. Während sich PayPal mit seinem Dienst Venmo offensichtlich vorerst weiterhin auf den US-Markt zu konzentrieren scheint, ist Square bereits dabei, nach Europa vorzupreschen. Dafür gelang es PayPal, Venmo nun auf dem US-Marketplace von Amazon zu platzieren und damit endlich einen ersten Fuß in die Tür des größten Online-Shops der Welt zu bekommen.

Ab 2022 will Amazon auf dem US-Markt Zahlungen mit dem digitalen Bezahldienst Venmo anbieten. Dieser gehört seit 2013 zu PayPal und ist in den USA gerade bei der jüngeren Generation extrem beliebt. Venmo zählt bereits 70 Mio. Nutzer. Die Bezahlmöglichkeit auf Amazon wird die Bekanntheit und Reichweite auf einen Schlag deutlich erhöhen. Auch Amazon erhofft sich dadurch selbstverständlich Vorteile. Das Unternehmen zeigt der jungen Generation, wie „hip“ es ist und am Ende geht es natürlich immer um die Gewinnung neuer Kunden und mehr Umsatz. Und im wahrscheinlichen Erfolgsfall wird es bestimmt nicht lange auf sich warten lassen, bis Venmo auch auf dem europäischen Markt Einzug hält.

Die neue Kooperation mit Amazon ermöglicht PayPal daher eine ganz andere Expansionsmöglichkeit. Dies zeigt gleichzeitig: es sind nicht nur die unterschiedlichen Größenproportionen, die PayPal einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Square verschaffen. PayPal ist ein global dominanter Player. Alle Welt kennt und nutzt PayPal. Das Vertrauen, das sich PayPal über die Jahre bei seinen Kunden aufgebaut hat, müssen sich Square und andere Anbieter noch erarbeiten.

Wo soll die Reise hingehen?

PayPal hat eine klare Strategie: Das Unternehmen will sich von einem reinen digitalen Bezahldienst zu einem umfassenden Finanzdienstleister weiterentwickeln. Mit seiner komplett überarbeiteten App für iOS und Android kommt der Konzern seinem Ziel wieder ein ganzes Stück näher. Mit der neuen „Super-App“ sind quasi alle Geldgeschäfte des täglichen Lebens wie Überweisungen, Daueraufträge, Abbuchungen oder die Bezahlung von Rechnungen möglich. Nutzer können die App mit ihren Bank- und Kreditkartenkonten verknüpfen und sehen damit immer ihren aktuellen Kontostand. Ebenso bietet die App eine digitale Geldbörse („Wallet“) und die Verwaltung von Kryptowährungen an. In den USA bietet PayPal zudem bereits Sparkonten an (jährliche Verzinsung aktuell bei 0,4 %). Das ist zwar mager, damit bietet PayPal aber dennoch deutlich mehr als die meisten anderen US-Banken (Durchschnitt bei 0,06 %). Damit wird der Konzern immer mehr zum Konkurrenten für mobile Direktbanken.

Square hingegen scheint seine „strategische Vision“ entweder noch nicht ganz gefunden zu haben oder kommuniziert diese zumindest nicht so eindeutig. Jedenfalls kaufte Square in diesem Jahr für knapp 300 Mio. USD den Musik-Streaming-Anbieter Tibal. Was hat Square vor? Will das Unternehmen künftig noch stärker in die digitale Medienwelt vorstoßen? Uns sind die Beweggründe dieser Akquisition noch nicht so ganz schlüssig. Letztes Jahr meldete Square über Twitter, dass man 50 Mio. USD in Bitcoin investiert habe. Auch diesbezüglich bleiben bei uns Jubelrufe aus. Unsere Ansicht zu Bitcoin & Co. als Investitionsobjekt ist kritisch.

Sein Firmenkapital in Bitcoin zu investieren und dies auch noch als Publicity zu nutzen, ist eine Sache. Eine völlig andere ist es, stattdessen an dem allgemeinen Bitcoin-Hype mitzuverdienen, indem man seinen Kunden eine Handelsplattform dafür zur Verfügung stellt. Diesen Weg ist PayPal gegangen. PayPal-Kunden in den USA und seit kurzem auch in Großbritannien können mittlerweile über ihr PayPal-Konto Kryptowährungen halten und handeln. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis PayPal dies auch in anderen Ländern anbietet.

Bei den Margen muss Square noch aufholen

Das operative Ergebnis von Square war im letzten Jahr erstmals leicht positiv. PayPal hingegen fährt seit langem satte Gewinne ein. Auch was die Cashflows betrifft hat Square noch Aufholbedarf. Die Free Cashflowmarge steht bisher nur bei 4 % und auch die operative Cashflowmarge schafft es gerade mal auf 5 %. PayPal hingegen hat Margen von 20 % (FCF) und 24 % (op. CF).

Markt groß genug für beide

Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Der Markt erscheint uns grundsätzlich groß genug für beide. Sowohl PayPal als auch Square sind gut positioniert in einem perspektivisch vielversprechenden Wachstumsmarkt. Dennoch hat PayPal aus unserer Sicht die Nase vorn. Der Platzhirsch überzeugt bei Strategie, Wettbewerbsvorteilen und Margen. Das Geschäftsmodell erfreut sich wachsenden Verständnisses und steigender Akzeptanz, auch unter älteren Semestern. Die jungen Generationen bezahlen sowieso mit der „digitalen Geldbörse“. Mit Venmo hat PayPal gute Möglichkeiten, in Zukunft noch spezifischer auf die Bedürfnisse der jungen Verbraucher einzugehen.

Für uns ist das Unternehmen aus Kalifornien der inoffizielle „Goldstandard“ des digitalen Zahlungsverkehrs. Kaum ein Online-Shop kann es sich leisten, seinen Kunden diese Bezahloption zu verweigern. Die Entwicklung, die PayPal in den letzten Jahren als Unternehmen selbst, aber auch am Aktienmarkt hinlegte war fulminant. Ausgeschöpft ist bei diesem Tech-Wert aber noch gar nichts. Nicht zuletzt aus demographischen Gründen bietet sich noch sehr interessantes Wachstumspotenzial.

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Prof. Dr. Max Otte

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