Der Chip-Champion aus der Schweiz
Automobilsektor bleibt wichtiges Kundensegment
Rund ein Viertel des Umsatzes generiert u-blox mit Kunden aus dem Automobilsektor. Mit dem Thema „Konnektives und Autonomes Fahren“ bietet sich ein spannendes Wachstumsfeld. Trotz der ersten unbemannten Robo-Taxis, die Alphabet in seiner dafür auserkorenen Teststadt Phönix fahren lässt, steht die Entwicklung hier noch recht am Anfang. Die Weichen werden gerade erst gestellt. Bis wir jedoch tatsächlich alle ein vollautonomes KI-Roboter-Auto à la K.I.T.T. aus der 80er-Jahre-Serie Knight Rider haben, müssen noch viele Hürden genommen werden. Je weiter die Entwicklung ist, desto höher und komplexer werden die Anforderungen an Chipmodule sein. Wenn u-blox seine Technologieführerschaft hier hält, sind dies beste Voraussetzungen für das Unternehmen, davon zu profitieren.
Aktuell belastet der Nachfrageeinbruch des Automobilsektors jedoch erst einmal. Die gesamte Branche befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Hersteller haben wegen zwischenzeitlicher Produktionsunterbrechung und schleppendem Fahrzeugabsatz ihre Bestellungen für Kommunikationschips gesenkt. Infolge haben sich Auftragseingang und Umsatz bei u-blox verringert. Dies jedoch ist nur eine Momentaufnahme. Fahrzeuge werden auch in Zukunft immer benötigt werden – unabhängig vom Mobilitätskonzept. Denn mit der Antriebsfrage hat die Nachfrage nach den Produkten von u-blox nichts zu tun. Egal mit welcher Technologie Autos künftig auf den Straßen fahren werden, Positionierungschips werden dabei in jedem Fall verbaut werden.
Keine Abhängigkeit von Einzelbranchen
Über 60 % der Umsätze generiert u-blox mit Kunden anderer Branchen als der Automobilsparte. Großes Potenzial steckt auch hier im IoT-Bereich. Im Konsumgeschäft direkt, also B2C, ist u-blox kaum tätig. Die Kunden sind vor allem Industrieunternehmen. Darunter sind aber auch viele Hersteller von Konsumprodukten, beispielsweise Husqvarna. Der skandinavische Hersteller von Rasenmährobotern setzt in seine Produkte Positionierungschips von u-blox ein. Auch in der Mobilfunkbranche sind die Produkte von u-blox sehr gefragt.
Die Einsatzmöglichkeiten sind schier unendlich. Deshalb sind die Industriekunden außerhalb der Automobilsparte auch sehr unterschiedlich. Miet-Fahrräder oder E-Scooter, die via App lokalisiert und genutzt werden können, gehören heute zum Beispiel in vielen Innenstädten längst zum Alltag. Weitere Anwendungsbereiche sind Wearable-Produkte wie smarte Pulsuhren, für die das Unternehmen Leikr auf u-blox-Module zugreift. Auch das Unternehmen NetModule, ein führender Anbieter von Kommunikationsprodukten in den Bereichen M2M (Gerätekommunikation „Maschine zu Maschine“) und Telematik, ist Kunde von u-blox. NetModule verwendet die WiFi-Module von u-blox, ebenso wie dessen GNNS-Chips.
Vorteil: Schlanke Kostenstruktur
Wie auch NVIDIA, der bekannte Entwickler von Grafikkarten und GPU-Einheiten, produziert u-blox seine Chips und Module nicht selbst, sondern konzentriert sich rein auf deren Entwicklung. Die kapitalbindende Produktion wird lizenzierten Vertragspartner überlassen. Einer davon ist der taiwanische Halbleiterhersteller TSMC. Nach Intel und Samsung ist TSMC der drittgrößte Halbleiterproduzent der Welt.
u-blox ist für dieses Unternehmen ein vergleichsweise (noch) kleiner Auftraggeber. Oft ist es so, dass kleinere Auftraggeber bei einem solchen Big Player hintenanstehen und nur zweitrangig behandelt werden. Bei u-blox ist dies aber nicht der Fall. Das Schweizer Unternehmen pflegt eine langjährige und sehr intensive Geschäftsbeziehung zu TSMC und auch zu seinen anderen Produktionspartnern. Auf diese Weise kann sich u-blox hohe Fixkosten der Produktion vom Leib halten und sich ganz auf seine Forschung konzentrieren.
Aufschwung nach Pandemie-Jahr
Das Gesamtjahr 2020 wurde durch die Covid-19-Pandemie erheblich beeinträchtigt. Der Umsatz ging insgesamt um 13 % auf 333,5 Mio. CHF zurück. Beim Betriebsgewinn (EBIT) wurde ein Verlust von 64,8 Mio. CHF verbucht. Bereinigt um Einmaleffekte resultierte indes ein operativer Gewinn von 18,0 Mio. CHF. Unterm Strich blieb ein Verlust von 64,6 Mio. CHF. u-blox setzt die Dividende deshalb vorerst vollständig aus. Im Vorjahr hatten Aktionäre zumindest noch 0,60 CHF erhalten.
Umso hoffnungsvoller sah das erste Halbjahr 2021 aus – u-blox hob daraufhin kürzlich sogar die Umsatzprognose an. Bisher hatte der Halbleiterhersteller ein Umsatzwachstum zwischen 5 und 15 % angestrebt. Neu will das Unternehmen beim Umsatz zwischen 11 und 19 % wachsen. Bei der EBIT-Marge hingegen, korrigiert u-blox seine Erwartungen leicht nach unten von 9 bis 15 % auf 9 bis 11 %. Die EBITDA-Marge soll sich weiterhin zwischen 16 und 22 % bewegen. Während die positiven Nachfragetrends ermutigend seien, habe das Unternehmen jedoch weiterhin mit der knappen Komponentenverfügbarkeit zu kämpfen. Dieses Problem betrifft derzeit allerdings die gesamte Branche.
Ungebremstes Wachstumspotenzial
Die zunehmende Konnektivität von Alltagsgegenständen stellt gleichzeitig auch immer komplexere Anforderungen an die Kommunikation mit Geräten und von Geräten untereinander. Insofern erzeugt gerade der Innovationsdruck einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil für den Technologieführer aus der Schweiz. Die Entwicklungsstärke von u-blox ist das größte Asset im stark umkämpften Zukunftsmarkt IoT. Diesen Vorsprung verteidigt das Unternehmen sowohl durch große Inhouse-Kompetenz als auch durch strategische Kooperationen und Übernahmen.
Die Kundenstruktur ist stabil diversifiziert, Abhängigkeiten gegenüber einzelner Schlüsselbranchen bestehen somit nicht. Und auch die schwächelnde Automobilbranche bleibt ein grundsätzlicher Abnehmer von u-blox-Produkten, da diese völlig unabhängig von Antriebs- und Mobilitätskonzepten zukunftsrelevant bleiben.
Aktienkurs noch angeschlagen
Aus unserer Sicht ist u-blox ein Unternehmen mit langfristig interessanter Perspektive. Der aktuelle Kurs von 57,15 CHF (Stand 06.10.2021) ist jedenfalls immer noch recht niedrig nach dem Kurseinbruch im letzten Jahr als Folge einer unglücklichen Abschreibung von eingestellten Forschungsprojekten in Höhe von 74 Mio. CHF. Bilanzierungspolitisch kann man dieses Ereignis durchaus kritisch betrachten, unüblich ist ein derartiges Vorgehen allerdings nicht. Wir sehen das Geschäftsmodell von u-blox nach wie vor als vielversprechend an.
Zuletzt noch ein kleiner Hinweis an interessierte Anleger: Bitte beachten Sie unbedingt das Handelsvolumen und gehen Sie bei u-blox bei jeder Transaktion mit einem Limit vor, da u-blox ein marktenger Titel ist.
Der Privatinvestor – Ihr kostenloser Testbezug
Testen Sie unseren Börsenbrief Der Privatinvestor – für einen Vermögensaufbau nach den Erfolgsprinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing).
Durch unsere systematische und auf Langfristigkeit und Kontinuität ausgerichtete Anlagestrategie spüren wir Qualitätsaktien mit angemessenem Chance-Risiko-Profil auf.
Der Testbezug umfasst 4 Ausgaben unseres Kapitalanlagebriefs Der Privatinvestor und ist ab dem Zeitpunkt der Anmeldung vier Wochen lang gültig. Sie gehen damit keine Verpflichtungen ein. Eine Notwendigkeit einer Kündigung besteht somit nicht.
Ihre Kerstin Franzisi
Chefredakteurin Der Privatinvestor
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!