Zukunftsmarkt Wasserstoff

Die Energiewende ist im vollen Gange. Insbesondere nachdem nun endlich auch „grüne“ Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff existieren, könnte es mit dieser Technologie etwas werden. Die denkbaren Einsatzgebiete sind vielfältig. Sie gehen weit über die Automobilindustrie hinaus. Wasserstoff könnte fossile Brennstoffe in (fast) allen Bereichen ersetzen – sei es nun in Fahrzeugen, sonstigen mit Motor betriebenen Maschinen oder als Energiequelle für Haushalte.

In Japan sind bereits mehr als 400.000 Haushalte mit Wasserstoff-Brennstoffzellen ausgestattet. Diese werden mit Wasserstoff gespeist und erzeugen Strom und Warmwasser für die Heizung. Auch in der Landwirtschaft gibt es Verwendung für Wasserstoff. Aus dem Gas kann Ammoniak gewonnen werden – eine chemische Grundsubstanz für die meisten Stickstoffdünger.

All dies zeigt: Wasserstoff kann in der Tat Zukunft haben. Dennoch halten wir „reinrassige“ Wasserstoff-Aktien von diversen Start-ups wie Ballard Power oder NEL ASA für überbewertet. Selbst wenn die Bewertungen gemäßigter wären, ist uns ein anderer Weg lieber, um von dem möglichen Potenzial zu profitieren.

Breit aufgestellt – der Allround-Spezialist für Gase

Der französische Konzern Air Liquide ist mit 64.500 Mitarbeitern in 80 Ländern und über 3,8 Millionen Kunden das zweitgrößte Gasunternehmen der Welt. Das Gaseportfolio ist daher sehr breit und geht weit über Wasserstoff hinaus. 2020 lag der Konzernumsatz bei 20,5 Mrd. EUR. Das Kompetenz-Spektrum reicht von der Produktion und Lieferung technischer Gase über den Bau von Industrieanlagen bis hin zu Tauchausrüstungen. In Deutschland beispielsweise beliefert das Unternehmen 900 von 2.000 Krankenhäusern mit medizinischen Gasen.

Das ist aus unserer Sicht als Investoren ein hoher Sicherheitsaspekt. Denn sollte die Wasserstoff-Technologie künftig doch nicht so großflächig eingesetzt werden, wie wir uns dies derzeit vorstellen können, stünde nicht gleich die Existenz des Unternehmens (und damit Ihr Investment) auf dem Spiel. Bei einem kleinen Start-up, das ausschließlich auf dieses eine Thema setzt, wäre dies in einem solchen Szenario sehr wahrscheinlich der Fall.

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Auch für Air Liquide wäre ein Scheitern der Wasserstoff-Technologie schade. Außer dass ein Bereich wegfiele, könnte der Konzern aber seinen Geschäften nachgehen wie bisher. Air Liquide nimmt hinsichtlich Gase und damit verbundenen Dienstleistungen eine global führende Rolle ein. Und das sowohl im Industrie- als auch im Gesundheitswesen.

Energieträger mit Riesenpotenzial

Air Liquide ist seit über 50 Jahren im Wasserstoff-Sektor unterwegs und erzielt damit bereits einen Umsatz von über 2 Mrd. EUR. Das reicht dem Konzern jedoch bei weitem aber noch nicht aus. Das Management setzt bei seinen Investitionen konsequent auf den Hoffnungsträger Wasserstoff als einen zentralen Stoff, mit dem die Energiewende gemeistert werden kann.

Das Unternehmen betreibt schon jetzt mehr als 50 Wasserstoff- und/oder Karbonmonoxid-Produktionsanlagen. Auch die bislang größte Wasserstoff-Tankstelle der Welt wurde von Air Liquide errichtet. Zahlreiche weitere Projekte sind angepeilt. Fokus und Timing sind vielversprechend, denn die Energiewende begünstigt alternative Formen der Energieerzeugung, während die staatliche Förderung in diesem Bereich – jetzt verstärkt auch durch den „Green Deal“ der EU – deutlich zunimmt und bereits in die Milliarden geht. Zudem wächst die Zahl der Anwendungen für Wasserstoff und die Nachfrage dürfte in den kommenden Jahren kräftig steigen.

Eine Studie des Hydrogen Council und des Beratungsunternehmens McKinsey hat im Juli vorgerechnet, dass angesichts beschleunigter Klimaziele allein seit dem Februar 2021 weltweit 131 Wasserstoff-Großprojekte angekündigt wurden und sich die Gesamtinvestitionen entlang der kompletten Wertschöpfungskette bis 2030 auf etwa 500 Mrd. USD summieren.

Next Level: „grüner“ Wasserstoff

So wie Elektrizität ist auch Wasserstoff kein Primärenergieträger. Er muss zuerst gewonnen werden. Wenn man das mit konventionellen, sprich fossilen Energieträgern wie Erdöl oder Gas macht, wird von „grauem“ Wasserstoff gesprochen. Wird er aber mit regenerativ erzeugtem Strom, der aus Wind, Wasser oder Sonne stammt, von Wasser abgespalten, spricht man von „grünem“ (CO2-armen) Wasserstoff. Hier greift ein Elektrolyseverfahren.

Durch die Elektrolyse wird Wasser unter Strom gesetzt, um die Bindung zwischen Wasserstoff und Sauerstoff zu lösen. Die Verwendung ist dann annähernd oder ganz klimaneutral. Bislang gibt es lediglich Pilotprojekte zur Herstellung von grünem Wasserstoff, welcher aber noch teuer ist. Dies soll sich ändern. Gemeinsam mit Siemens Energy baut Air Liquide deshalb große Elektrolyseanlagen für die Produktion von grünem Wasserstoff.

Vorreiter für die deutsche Industrie

In Oberhausen nimmt Air Liquide zusammen mit Siemens Energy das Projekt Trailblazer (dt.: Vorreiter) in Angriff. Es handelt sich um einen Elektrolyseur mit einer Leistung von 30 Megawatt zur Erzeugung von klimaneutralem Wasserstoff. Es ist das erste Projekt, das im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie des Bundes einen Förderbescheid erhalten hat. Trailblazer wird an die bestehende Wasserstoff-Pipeline von Air Liquideangeschlossen. Der grüne Wasserstoff, der dort erzeugt wird, soll an Raffinerien sowie an Kunden in der Stahl- und Chemieindustrie geliefert werden.

Die Kooperationspläne zwischen Air Liquide und Siemens Energy reichen aber noch viel weiter. Gemeinsam wollen die Unternehmen ein regelrechtes europäisches Ökosystem für Elektrolyse und Wasserstofftechnologie initiieren. Die Regierungen in Berlin und Paris unterstützen die Kooperation. Eines der gemeinsamen Vorhaben ist das „H2V“-Projekt in der Normandie mit einer Leistung von 200 Megawatt. Hier wird der Anspruch deutlich, die Skalierung auf industrielle Größen zu bringen.

Schon im Januar 2021 hat Air Liquide im kanadischen Québec die weltweit größte membranbasierte Produktionsanlage für kohlenstoffarmen Wasserstoff eingeweiht. Hier werden bis zu 8,2 Tonnen grüner Wasserstoff pro Tag hergestellt. Dadurch sichert sich Air Liquide nicht nur den Zugang zu großen Mengen erneuerbarer Energie von Hydro-Québec, es profitiert außerdem von der Nähe zum Wasserstoff-Mobilitätsmarkt im Nordosten des Kontinents.

Treue-Dividende als Anreiz für Langfristanleger

Das Thema „Nachhaltigkeit“ schreibt Air Liquide nicht nur bei seinen Wasserstoff-Projekten groß, sondern auch bei seiner Dividendenpolitik. Wenn möglich, hebt der Konzern die Ausschüttung je Aktie von Jahr zu Jahr an. Zudem sind Air Liquide langfristige Investoren enorm wichtig. Deshalb bietet das Unternehmen Aktionären, die Air Liquide lange die Treue halten, die Möglichkeit einer Bonusdividende an.

Regelmäßig bietet Air Liquide Aktionären an, sich als Langfristinvestoren beim Unternehmen registrieren zu lassen und die regulär an der Börse gehandelten Aktien in registrierte Aktien zu tauschen. Immer wieder sind Anleger darüber verunsichert, weil diese alternative Aktiengattung nicht an der Börse gehandelt werden kann. (Dazu müssen die Aktien vorher wieder zurückgetauscht werden.) Dafür bieten sie aber den Vorteil einer 10 %-igen Bonusdividende für all diejenigen, die die registrierten Aktien länger als zwei Jahre halten.

Für Anleger, die von Anfang an vorhaben, bei Air Liquide langfristig dabei zu sein, kann sich dies lohnen. Zuletzt gab es (Mai 2021) 2,75 EUR je Anteilsschein. Anteilseigner, die zum Bezug der Bonusdividende berechtigt waren, erhielten zusätzlich 0,275 EUR und damit insgesamt 3,025 EUR je Aktie.

Kontinuierlicher Wachstumskurs setzt sich fort

Die Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Air Liquide kennt quasi nur eine Richtung: nach oben. Das zeigen – nach einem überaus erfolgreichen ersten Halbjahr (hier konnte das Unternehmen seinen Umsatz um 9,2 % steigern, das operative Ergebnis legte um 17,1 % zu) – auch die Zahlen zum dritten Quartal 2021. Der Konzernumsatz ist verglichen zum Vorjahreszeitraum um 7,1 % auf 5,834 Mrd. EUR gestiegen. Verglichen mit Q3 im Vor-Corona-Jahr 2019 sprechen wir immer noch von starken 6 % Umsatzwachstum. Die Marke von 21 Mrd. EUR Umsatz dürfte dieses Jahr jedenfalls geknackt werden.

Die EBIT-Marge lag in den letzten zehn Jahren nur ein einziges Mal (2017) ganz knapp unter 15 %. Ansonsten bewegte sie sich stets zwischen 16 und 17 %. Der Dekadenschnitt von 16,9 % ist damit kein Durchschnittswert aus ständigen Aufs und Abs, sondern das Ergebnis beeindruckender Stetigkeit.

Mit einem aktuellen Kurs von knapp 149,72 EUR (Stand: 21.12.2021) ist die Aktie von Air Liquide kein Schnäppchen. Gemessen am immensen Zukunftspotenzial und mit Blick auf ein langfristiges Investment kann sich jedoch auch jetzt noch eine Aufnahme des Titels ins Anlageportfolio lohnen. Wir behalten die Entwicklungen von Markt und Unternehmensbewertung in jedem Fall weiterhin für Sie unter Beobachtung.

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