Politik vs. Big-Tech – ein Kampf gegen Windmühlen
Politik gegen die Macht der Tech-Giganten
Naturgemäß richten sich die meisten Klagen und Initiativen gegen die absoluten Giganten der Tech-Branche. Und egal ob es gegen Apple, Facebook, Alphabet oder Amazon geht – die Richtung der Vorwürfe und Beschränkungsversuche ist im Groben stets die gleiche. Die große Konzentration von Vertriebsstrukturen (Online Market Places), Kommunikationsreichweite (Cloud-Dienste und Social Media) und relevanter Kundeninformation (Big Data) begünstigt die Platzhirsche zwangsläufig und macht sie sukzessive immer mächtiger. Aus der dominierenden Marktposition seien fragwürdige Geschäftspraktiken möglich geworden. Wenn beispielsweise Amazon die Daten von externen Verkäufern auf seiner Plattform sammelt und dann selbst als Verkäufer nutzt, um die gleichen Waren zu besseren Bedingungen anzubieten, wird der Wettbewerb verzerrt. Andere Akteure oder alternative digitale Angebote haben so kaum Chancen.
Sowohl die EU-Kommission als auch sogar die dahingehend bislang sehr freizügige US-Regierung – namentlich vertreten durch die Kartellbehörde Federal Trade Commission (FTC) – haben umfängliche Initiativen ins Leben gerufen, um dieser Entwicklung ein systematisches Gegengewicht zu bieten. Die FTC verfolgt aktuell das Ziel der Zerschlagung des Facebook-Konzerns, der nach Argumentation der US-Behörde durch den Kauf der Foto-Plattform Instagram und des populären Messenger-Dienstes WhatsApp eine Monopolstellung erlangt habe. Auch gegen Google und Apple bestehen aktuelle Klagen und gesetzliche Beschränkungsinitiativen seitens der US-Regierung.
Nicht nur die Branchen-Stars stehen unter Beschuss
Im asiatischen Raum geht vor allem die chinesische Regierung derzeit verstärkt gegen Technologiekonzerne wegen Monopolverhaltens und der Verletzung von Verbraucherrechten vor. Dabei stehen in erster Linie chinesische Unternehmen, zum Beispiel Baidu, Tencent Holdings, Didi Chuxing, Softbank sowie ein vom Tiktok-Eigner Bytedance gestütztes Unternehmen, im Fokus.
Auch in Europa trifft es nicht nur die „Big 4“. Viele weitere Unternehmen in zweiter Reihe stehen auf den Beobachtungslisten der nationalen und internationalen Behörden und Verbände. Die EU-Kommission hat in ihrer jüngsten Offensive über 20 Unternehmen im Visier. Die zentrale Idee des sogenannten Digital Markets Act ist, Unternehmen mit besonders großer Marktmacht und vielen Zugängen zu Verbrauchern als „Gatekeeper“ (Torwächter) zu bewerten und mit Wettbewerbsvorgaben zu belegen
Digitale Expansion bleibt ungebremst
Im Moment häufen sich zwar die Wettbewerbsstrafen gegen große Tech-Konzerne, wesentliche Einschnitte für die Geschäftsmodelle von Google und Konsorten bedeuten sie bisher aber nicht, denn einzeln betrachtet sind die Beträge für die Internetgiganten eher „Peanuts“. Bleiben wir beim Beispiel Google: Allein im zweiten Quartal 2021 stieg der Umsatz der Konzern-Mutter Alphabet auf fast 62 Mrd. USD. Das entspricht einer Steigerung von 62 % zum Vorjahreszeitraum. Die Werbeerlöse durch Googles Suchmaschine stiegen auf über 50 Mrd. USD. Da dürfte die ein oder andere Strafzahlung wohl drin sein.
Das Wachstum der Tech-Riesen ist jedenfalls ungebremst, die Investitionen in weitere Expansion und Innovation sprudeln. Amazon eröffnete noch jüngst in Deutschland ein umgebautes Logistikzentrum mit Roboterbetrieb. Am Standort Graben im Landkreis Augsburg werden die dort beschäftigten 1.900 Mitarbeiter künftig von Transportrobotern unterstützt. Der Umbau des Logistikzentrums kostete rund 150 Mio. EUR. Und auch in den USA läuft es weiterhin tadellos. Hier hat der weltgrößte Onlinehändler aktuell den Stundenlohn erhöht. Durchschnittlich beläuft sich dieser nun auf 18,00 USD. Zudem will der Konzern auf seinem Heimatmarkt 125.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Allein diesen Monat will Amazon 100 Lager in den USA eröffnen.
Die politischen Initiativen zur weltweiten Regulierung der Tech-Riesen sind von ihrer grundsätzlichen Stoßrichtung her sicherlich begrüßenswert. Verbraucherschutz auf der einen Seite und transparente Maßnahmenkataloge zur Förderung eines fairen Wettbewerbs sowie die Eindämmung von Monopolbildung sind wichtig. Speziell auf dem Feld von Big Tech und Digitalisierung sind die Kräfte zwischen Politik und Wirtschaft allerdings derart ungleich verteilt, dass die aktuellen Wettbewerbsschranken und Strafzahlungen eher wie ein Kampf gegen Windmühlen wirken. Dennoch ist der dahingehend entstehende Dialog zwischen Politik und Tech-Konzernen ein wichtiger Impuls. An unseren Bewertungen der Tech-Branche hinsichtlich Zukunftspotenzialen ändert sich dadurch freilich nichts.
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