Nestlé – kein „kalter Kaffee“
Auf zu neuen Ufern
Ein so großes Unternehmen wie Nestlé kann auch behäbig und träge wirken. Tatsächlich ist das Wachstum bei dem Schweizer Konzern zwischenzeitlich fast zum Erliegen gekommen. Das wird aber auch daran liegen, dass Nestlé den Markt seit Jahrzehnten dominiert. Sicherlich ist es bei einer derart exponierten Marktstellung schwierig, das Wachstum immer weiter auszudehnen.
Ulf Schneider, der 2017 die Führung übernahm, brachte frischen Wind. Seither siebt er das Produkt- und Markenportfolio konsequent aus. Weniger lukrative Marken oder Geschäftsbereiche werden abgestoßen. Die Wachstums- und Expansionsstrategie konzentriert sich auf drei vielversprechende Bereiche: Tiernahrung, Kaffee und vegetarische oder sogar vegane Alternativen zu Milch und Fleisch. Der einstige Slogan des Konzerns „We feed the world“ ist von der Realität nicht weit entfernt.
Neue Kaffee-Trends
Nestlé hat bereits mit Nespresso die Kaffee-Branche aufgemischt und sich eine eigene Kultmarke erschaffen. Diese bringt dem Konzern hohe Margen ein. Auch am neuen Trend zum „High-End-Kaffee“ will Nestlé verdienen – zum Beispiel mit der Café-Kette Blue Bottle, die der Konzern 2017 aufkaufte.
Ein weiterer Coup: 2018 erwarb Nestlé für rund 7 Mrd. USD das Handelsgeschäft von Starbucks. Der Kauf umfasste nicht nur umfassende Vermarktungsrechte im Einzelhandel sondern auch das B2B-Geschäft (Gastronomie). Einzig die Starbucks-Cafés sind von dem Deal ausgenommen. Diese werden weiterhin von Starbucks selbst betrieben.
2020 setzte Nestlé mit Starbucks-Produkten 2,7 Mrd. CHF um. In den USA und Europa ist die Marke in Supermärkten mittlerweile schon recht präsent. Jetzt soll das Geschäft auf Südostasien und Lateinamerika ausgeweitet werden. Wie der Konzern jüngst mitteilte, ist dort die Markteinführung von Ready-to-Drink-Produkten unter dem Starbucks-Label geplant. Mit derartigen Fertigkaffeegetränken zielt Nestlé auf neue und jüngere Konsumenten ab. Außerdem rückt der Schweizer Konzern in Asien der noch eigenständigen Café-Kette Starbucks mit Blue Bottle Filialen allmählich auf die Pelle.
Enorme Wachstumsperspektiven bei pflanzlicher Ernährung
Vegetarische und vegane Produkte fristen in unseren Supermarktregalen schon lange nicht mehr nur ein stiefmütterliches Dasein. Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis werden bei Verbrauchern aus zwei Gründen immer beliebter. Erstens besteht ein Megatrend zur „gesunden Ernährung“. Und zweitens: Ethik und Umweltschutz werden im Bewusstsein der Menschen immer wichtiger. Denn Alternativen zu Fleisch haben in der Produktion einen deutlich geringeren Klima-Fußbadruck. Darüber hinaus lehnen immer mehr Verbraucher die Massentierhaltung ab.
Nestlé rangiert in Deutschland in diesem Segment mit Garden Gourmet derzeit bereits auf Platz 2. Bald könnte die Marke den Thron erobern, den aktuell noch das nicht börsennotierte Unternehmen Rügenwalder Mühle beansprucht. Die Wachstumsraten in diesem Sektor sind fulminant. Schon 2019 lag der Zuwachs des Schweizer Konzerns auf diesem Gebiet bei 67 %.
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Eine weitere Wachstumskomponente: Tiernahrung
Haustiere haben – auch und gerade während der Pandemie – in unserer modernen Gesellschaft enorm an Stellenwert gewonnen. Tierhalter geben heute viel mehr Geld für ihre vierbeinigen Freunde aus, als noch vor zehn oder zwanzig Jahren.
Durch die Übernahme von Purina in 2002 ist Nestlé als Tierfutterhersteller schon lange einer der großen Player, denn auch hier ist das Markenportfolio, das unter dem Dach des Schweizer Konzerns vermarktet wird, groß. Bekannte Namen sind neben Purina unter anderem Felix und Gourmet. Um auch im Luxussegment mitzumischen, erwarbNestlé die britische Edelmarke Lily’s Kitchen samt Vertriebsnetz.
Neue Marktchancen durch kreative Produkte
Zusätzlich zu einer bestehenden Institution in Lausanne eröffnete Nestlé ein neues Kreativitätslabor in Bern. Ziel ist es, neue Milchprodukte aber vor allem pflanzenbasierte Milchalternativen zu entwickeln. Nach Möglichkeit sollen Produkte innerhalb von sechs Monaten zur Marktreife gebracht werden.
Ein Beispiel für eine neue Marke und Produktlinie, die Nestlé selbst entwickelt hat, ist nesQino. Dabei wird das Erfolgsrezept von Nespresso auf den Smoothie-Trend übertragen. nesQino ist ein praktischer Smoothie-Zubereiter, zu dem es gleich die vorportionierten Geschmacksrichtungen gibt. Die Markteinführung erfolgte in China, es ist aber zu erwarten, dass nesQino früher oder später auch in anderen Regionen erhältlich sein wird.
Überzeugende Dividendenhistorie und glänzende Aussichten
Viele der „echten“ Dividendenaristokraten finden sich in den USA. Europäische Unternehmen, die seit über 25 Jahren ihre Dividende jährlich steigern, sind erheblich seltener. Nestlé gehört jedoch dazu. In den zurückliegenden 27 Jahren erhöhte der Lebensmittelkonzern seine Dividende jedes Jahr – ohne Ausnahme. Die Steigerungsrate der letzten zehn Jahre beträgt 4,3 % p.a. Auch was das zukünftige Dividendenwachstum angeht, sind die Aussichten alles andere als schlecht..
Nestlé legt nach Wachstumssprung Messlatte höher
Jüngst hat sich Nestlé nach einem Wachstumsspurt im ersten Halbjahr 2021 höhere Ziele gesetzt. Nach Angaben des Managements betrug das organische Umsatzwachstum 8,1 % – mehr als Analysten erwartet hatten. Der berichtete Umsatz stieg um 1,5 % auf 41,8 Mrd. CHF. Der Nettogewinn erhöhte sich um gut 1 % auf 5,9 Mrd. CHF.
Der Schweizer Lebensmittelriese profitierte in diesem Zeitraum von einer hohen Nachfrage nach Kaffeeprodukten, Heimtiernahrung, Süßigkeiten und vegetarischen Produkten. Nun rechnet Konzernchef Mark Schneider für 2021 mit einem organischen Umsatzwachstum von 5 bis 6 %.
Bislang hatte Nestlé hier ein Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt.
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