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Die Nachfolger von Wirecard unter der Lupe

+ aus der Praxis: Die besten Geschäftsmodelle liegen auf der Straße!

Spannend werden heute die neue Zahlen von Walmart und morgen der Quartalsbericht von Target. Die bis Ende Juli gezahlte US-Sonder-Arbeitslosenhilfe hat den Konsum ordentlich stimuliert. Dieser Faktor bricht nun weg und könnte die vom Konsum abhängige US-Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen. Goldman Sachs sieht dennoch 3.600 Punkte für den S&P 500 bis Ende des Jahres in Reichweite. Die Gewinne der Unternehmen in diesem Index sollen im kommenden Jahr um 30 Prozent steigen.

Morgan Stanley erwartet einen Anstieg der Renditen von Staatsanleihen, konkret beim 10-jährigen US-Bond um 20 Basispunkte. Nicht allzu viel, sollte man meinen. Doch es wäre ein prozentualer Anstieg vom jetzigen Niveau um mehr als 30 Prozent. Und er soll nach Meinung der Morgan Stanley-Analysten nicht der letzte bleiben in den kommenden Monaten.

Warren Buffett hat derweil seine Beteiligungen an JP Morgan und Wells Fargo deutlich reduziert. Nur das Aktienpaket der Bank of America blieb unangetastet. Gleiches gilt für Apple. Goldman Sachs flog komplett aus dem Portfolio von Berkshire Hathaway. Einen großen Goldförderer, den auch wir bereits seit vielen Monaten in unseren Fonds führen, hat Buffett aufgestockt.

Nvidia wird am morgigen Mittwoch seine Quartalszahlen melden. Alibaba folgt am Donnerstag. Der chinesische Konzern steht aktuell ebenso am US-amerikanischen Pranger wie Bytedance mit TikTok und Tencent mit WeChat. Nicht zu vergessen ist Huawei: Die Trump-Administration verschärfte am gestrigen Montag die Sanktionen gegen den IT-Konzern. Nun dürfen an diesen grundsätzlich keine Chips mehr geliefert werden, die mithilfe amerikanischer Software entworfen oder mit amerikanischer Technik gefertigt wurden. Auch Produkte europäischer Halbleiterfirmen sind von dieser Regelung betroffen.

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BVB mit zweistelligem Fehlbetrag

Während Konkurrent Bayern München in der Champions League brilliert, weist die börsennotierte Borussia aus Dortmund einen Verlust von 43,9 Mio. EUR für das Geschäftsjahr 2019/20 aus. Durch Corona sei vieles in Schieflage geraten, so Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Gründe für den Verlust sind die ausbleibenden Ticketeinnahmen sowie Minderungen bei Werbe- und VIP-Hospitality-Erlösen.

Aus Anlegersicht bleibt der BVB nicht viel mehr als eine Wette auf goldene Fußballjahre und neue Titel. Im 5-Jahres-Durchschnitt wuchs der Umsatz um 13 Prozent pro anno, der Nettogewinn um 8 Prozent. Operative Marge und Bruttomarge sind mit jeweils 4 Prozent eher gering. Die Eigenkapitalrendite liegt bei 5 Prozent. Ein positiver Free Cashflow wurde in den letzten Jahren nur selten erwirtschaftet. Die Dividende ist als Bonus für die Fans zu sehen. Die Payout Ratio lag stets um die 10 Prozent. Das Fußball-Business ist und bliebt investitionshungrig. Verlässliches Wachstum gibt es in dieser Branche nicht.

Sanofi buhlt um US-Konzern

Der französische Pharmakonzern will mit einer Milliardenübernahme sein Geschäft mit Medikamenten gegen Autoimmunerkrankungen und Allergien stärken und bietet für Principia Biopharma 100 USD je Aktie. Dies entspricht einer Unternehmensbewertung von rund 3,7 Mrd. USD. Der Deal soll bereits im vierten Quartal dieses Jahres vollzogen werden.

Principia Biopharma ist erst seit 2016 an der Börse und investiert hohe Summen in die Forschung. Für die Anleger sprang bislang nicht viel heraus. Die Bilanz mit einem Current Ration von 17 und einem Verschuldungsgrad von 0,04 ist jedoch grundsolide und bietet ein stabiles Fundament für weitere Forschungsleistungen.

Wirecard: Delivery Hero übernimmt den freiwerdenden Platz im DAX

Der Lieferdienst soll bereits ab kommenden Montag in den Deutschen Aktienindex aufsteigen. Abgesehen vom DAX muss ab dem 24. August auch Wirecards Platz im TecDAX neu besetzt werden. Das Kopf-an-Kopf-Rennen hat hier nach Meinung mancher Experten bereits die LPKF Laser & Electronics AG, ein Hersteller für Lasersysteme aus Garbsen, für sich entschieden. Das Wachstum ist ordentlich. Die Umsätze wuchsen in den letzten 10 Jahren um 10,7 Prozent pro anno, der Nettogewinn um 10,75 Prozent und der Gewinn pro Aktie um 2,3 Prozent. Die EBIT-Marge mit fast 10 Prozent ist ordentlich. Die Eigenkapitalrendite lag 2019 sogar bei 15 Prozent. Seit 2017 ist auch der Free Cashflow positiv. Die Bilanz ist sauber. Das Current Ratio liegt bei guten 2,54 und der Verschuldungsgrad bei nur 0,07.

Delivery Hero hingegen muss seinen enormen Cash Burn in den Griff bekommen – eine schwere Aufgabe angesichts des personalintensiven Geschäftsmodells. Das Management will in den kommenden 2 bis 3 Jahren den Break Even erreicht haben. Während Corona stieg zwar die Nachfrage, gleichzeitig verlor die Angebotsseite an Boden, da immer mehr Restaurants immer größere Probleme bekamen. Delivery Hero betreibt keine eigenen Restaurants, konzentriert sich allein auf die Logistik zwischen eigenständigen Gaststätten und den zahlenden Kunden. Das Geschäft lohnt sich fast nur für einen Monopolisten. Der Konsolidierungsprozess ist europaweit, zumindest bis zur Corona-Krise, gut vorangekommen. Nicht nur aufgrund der Krise brauchen interessierte Anleger hier aber noch viel Geduld.

Die besten Geschäftsmodelle liegen auf der Straße

Die Kuriere von Delivery Hero sehen Sie, liebe Leser, sicherlich auch fast täglich auf den Straßen deutscher Großstädte. Gehen Sie mit offenen Augen durch Ihre private und berufliche Welt, so können Sie sicherlich zwei bis drei Mal pro Jahr eine lukrative neue Aktie finden. Davon war und ist nicht nur Peter Lynch überzeugt.

Lynch legt stets viel Wert auf eine saubere Analyse von Profitabilität und Bilanz. Daneben hat er aber auch ebenso verständliche wie wichtige Grundsätze für die qualitative Analyse von Unternehmen definiert, die für Klein- und Privatanleger eine ebenso große Bedeutung entfalten wie für die großen institutionellen Investoren – wenn auch Letztere sie aus verschiedenen Gründen allzu oft ignorieren:

  1. Investieren Sie nur in Geschäftsmodelle, die Sie auch wirklich verstehen. Wenn Sie sich allein auf Hochglanzprospekte der Investor-Relations-Abteilungen verlassen, aber nicht nachvollziehen können, was das Unternehmen überhaupt produziert bzw. anbietet, ist Ihr Investment in den meisten Fällen auf Sand gebaut. Das Durchdringen von Produkten und Dienstleistungen ist ihr Investment-Fundament.
  2. Lassen Sie sich auch nicht von modern klingenden Firmennamen ablenken. Während der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende gingen Aktien von Unternehmen mit dem Internetkürzel „.com“ weg wie warme Sammeln. 99 Prozent von ihnen stürzten nach wenige Monaten gnadenlos ab. Aktuelle Hypes tragen oft „Cannabis“ oder „Cloud“ im Namen. Generell gilt: Einfache und langweilige Produkte sind manchmal besser als hochmoderne Technologien, die ihre Praxistauglichkeit noch nicht unter Beweis gestellt haben.
  3. Nischengeschäfte können sehr lukrative Investments bieten, insbesondere wenn sie sich eine Monopolstellung in einem Segment oder einer Region erarbeitet haben.
  4. Kurzlebige Verbrauchsgüter sind oft lohnenswerter als langlebige Produkte. Lebensmittel und Haushaltswaren beispielsweise beinhalten von Natur aus ein Abo-Modell.

Zugegeben: Dieser Blick auf das Geschäftsmodell hat viel mit dem individuellen Bauchgefühl zu tun. Er kann und darf nicht das einzige Werkzeug der Unternehmensbewertung sein. Weitere Tools wie die quantitative Fundamentaldatenanalyse sind unabdingbar für ein langfristig erfolgreiches Investment. Mehr zu dem gesamten Inhalt der Anleger-Toolbox finden Sie auf unserem Blog.

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Prof. Dr. Max Otte

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