Veranstaltungs- und Reisemarkt ziehen massiv an

Es wurde aber auch Zeit – so lange stand unsere Erde gefühlt noch nie still. Veranstaltungen, Events, Konzerte auf der einen, Reisen, Kongresse und Urlaube auf der anderen Seite: Die Zeit des Däumchendrehens und In-Die-Luft-Starrens (nichts anderes blieb den Reise- und Event-Veranstaltern im letzten Jahr übrig) scheint langsam dem Ende zuzugehen.

Die Pandemie ist zwar noch nicht vorbei und die mittel- bis langfristigen wirtschaftlichen Folgeschäden sind für viele Akteure der betroffenen Branchen noch nicht absehbar, dennoch verzeichnen die Schlüssel-Player einen klaren Aufschwung. Dieser zeigt sich deutlich in den Ergebnissen der ersten beiden Quartale 2021 – vor allem aber auch in den perspektivischen Investitionen und Geschäftsanbahnungen der letzten Zeit.

Die Veranstaltungsbranche ist insgesamt eine der Branchen, die unter den Corona-Beschränkungen am meisten gelitten haben. Zu ihr zählen nicht nur die Konzertveranstalter, sondern auch Messeunternehmen, Kongressveranstalter und Eventagenturen. Mit einem Umsatz von knapp 130 Mrd. EUR und etwa 1,5 Mio. Beschäftigten ist sie die sechstgrößte Branche in Deutschland.

Die ganze Welt der Veranstaltungen

Nehmen wir das Beispiel CTS Eventim: Der Entertainment-Gigant ist nahezu allgegenwärtig, wenn es um Veranstaltungen geht. Egal, ob Sie auf ein Konzert gehen, ein Festival besuchen, ein Musical, einen Comedy-Auftritt, das nächste Formel-1-Rennen oder sonst irgendeine Veranstaltung: die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie Ihr Ticket – als physische Eintrittskarte, selbstausgedruckt von zuhause oder als elektronische Variante mit QR-Code auf dem Smartphone – über eine Verkaufsstelle oder ein Onlineportal von CTS Eventim erstanden haben.

Daneben ist das Unternehmen selbst als Veranstalter und Betreiber etlicher großer Veranstaltungshallen in Europa aktiv. Das Geschäftsmodell von CTS Eventim bespielt also quasi sämtliche Stationen der Veranstaltungsbranche. Und wenn auch die Durchführung von Veranstaltungen selbst aktuell noch erst zaghaft ins Leben zurückzukehren beginnt – das Ticketing, der Vorverkauf für die verschiedensten Event-Formate in den nächsten Monaten bzw. im nächsten Jahr ist im vollen Gange.

Es geht bergauf durch die Tickets für die Zukunft

Gerade präsentierte CTS Eventim neue Zahlen. Im zweiten Quartal 2021 verdreifachte sich der Umsatz auf 45,7 Mio. EUR. Vom Vorkrisenniveau mit mehr als 400 Mio. EUR zwischen April und Ende Juni 2019 ist das Unternehmen zwar noch weit weg, aber immerhin werden wieder schwarze Zahlen geschrieben. Im zweiten Quartal 2020 wies CTS Eventim einen operativen Verlust in Höhe von 16,2 Mio. EUR aus, jetzt verbuchte das Unternehmen ein Plus von immerhin 99,1 Mio. EUR. Diese Angaben beziehen sich auf das bereinigte EBITDA.

Dass auch CTS Eventim selbst den positiven Trend als Auftakt der langfristigen Wiedererstarkung begreift, zeigen die jüngsten Schlagzeilen. Europas größter Ticketanbieter plant für die Zukunft nach Corona und setzt mit strategischen Expansionen klaren Kurs auf Wachstum.

CTS Eventim baut größte Multifunktionsarena Italiens

Der Ticketverkäufer und Eventexperte macht Nägel mit Köpfen und fügt seinem Portfolio eine neue Multifunktionsarena hinzu. Es handelt sich hierbei um die in Mailand geplante MSG Arena. Diese soll ihre Türen 2025 öffnen. CTS Eventim wird den kompletten Bau übernehmen und die Arena anschließend betreiben. 2026 ist dort die Austragung der Olympischen Winterspiele geplant. Die Arena wird zudem die größte Multifunktionsarena Italiens werden.

Das Außengelände ist mehr als 10.000 Quadratmeter groß und kann für großangelegte Open-Air-Veranstaltungen genutzt werden. In der Halle selbst sollen 16.000 Menschen Platz finden. Die Investitionssumme beträgt rund 180 Mio. EUR. Das neue Objekt reiht sich damit in die Liste der prominenten Veranstaltungsorte des Entertainment-Riesen ein wie beispielsweise die Lanxess-Arena in Köln, die Waldbühne Berlin, die Apollo Hall in London und viele andere.

Strategische Zukäufe und Großprojekte in der Pipeline

CTS Eventim versteht nur zu gut, die Krise der Veranstaltungsbranche zu nutzen, um die eigene Position zu stärken. Die Einkaufstour des Ticketing-Riesen geht daher weiter. Nun erwarb CTS Eventim die Mehrheit an Simply-X. Dabei handelt es sich um einen Anbieter von Scan-Säulen und Drehkreuzen zur digitalen Einlasskontrolle. Wie hoch genau die Beteiligung von CTS Eventim ist, wurde nicht öffentlich. Ebenso machten die Unternehmen keine Angaben zu finanziellen Details.

Den Investitionen auf der einen, stehen jedenfalls riesige Geschäftspotenziale für die Zukunft auf der anderen Seite gegenüber. Aktuell verhandelt CTS Eventim über den Zuschlag für das Ticketing bei Olympia 2024. Dies könnte der größte Deal für den deutschen Ticketing-Anbieter bis heute sein. Als Teil eines Konsortiums, dem auch France Billet SA und Business Services SA angehören, bewirbt sich CTS Eventim um die komplette Abwicklung des Ticketverkaufs für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Der Zuschlag könnte dem deutschen Ticketing-Spezialisten Umsatzerlöse in zweistelliger Millionenhöhe einbringen.

Wenn aktuell auch vieles noch auf zukünftige Erwartungen gestützt ist: Die gesamte Branche und alle damit verbundenen Akteure schöpfen neue Hoffnung und bereiten sich auf die sukzessive immer weiter gehende Öffnung und Erholung des Marktes vor. Der aktuelle Kurs der Aktie von CTS Eventim zeigt, dass die Anleger ähnlicher Ansicht sind: mit 66,54 EUR (Stand 14.10.2021) ist das Unternehmen so hoch bewertet wie noch nie zuvor. Nicht nur wir erwarten also hier für die Zukunft noch einiges.

Ob Reise, Urlaub oder Event – Übernachtungen sind wieder stark gefragt

Unmittelbar verbunden mit der Veranstaltungsbranche in all seinen Facetten ist die Reisebranche. Wenn die Welt sich wieder öffnet, steigt auch das Reiseaufkommen. Als Gradmesser für diese Entwicklung brauchen wir uns nur den Branchenprimus Booking.com anschauen. Das größte Online-Reise-Portal der Welt meldet einen sprunghaften Anstieg bei Reisereservierungen. Die Zahl der Zimmerreservierungen stieg im zweiten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um sage und schreibe 458 %. Und noch etwas ist uns aufgefallen: Die Preise für Urlaubsreisen haben im Vergleich zu der Zeit vor Corona spürbar angezogen. Booking.com profitiert auch davon.

Das Volumen der Bruttoreisebuchungen kletterte im zweiten Quartal 2021 um 852 % auf 22 Mrd. USD. Das operative Ergebnis war zwar immer noch negativ, –56 Mio. USD sind aber schon deutlich besser als –484 Mio. USD, die das Unternehmen ein Jahr zuvor ausweisen musste. Um seine Finanzierung muss sich Booking.com weiterhin keine Sorgen machen. Per Ende des zweiten Quartals standen dem Konzern 11,2 Mrd. USD zur Verfügung. Gegenüber dem Vorjahr (10,6 Mrd. USD) hat sich das Polster also sogar wieder erhöht.

Insgesamt hat die Buchungsplattform für die Zukunft gute Karten. Das schlanke Geschäftsmodell ließ Booking.com besser durch die Krise kommen als klassische Reisebüros. Zudem passt das Geschäft perfekt in die „neue digitale Welt“. Dies hat auch der Markt längst erkannt: Mit über 2.514 USD hat der Titel ein neues Allzeithoch erreicht.

Markt im Aufschwung, Anleger erwartungsvoll

Beide Bereiche – die Veranstaltungsbranche und die Tourismussparte – mussten lange Zeit viel einstecken. Und auch wenn Corona mit all seinen Einschränkungen noch nicht vorbei ist, die Zeichen stehen auf Erholung und Wachstum. Inwieweit die aktuellen Erwartungshaltungen und damit verbundenen Kurssteigerungen mit den tatsächlichen Entwicklungen und Ergebnissen auszubalancieren sind, kann nur die Zukunft zeigen. Wir bleiben in jedem Fall mit Argusaugen dran und halten unsere Analysemethodik scharf geschaltet.

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