Robinhood. Zur Rose. Amazon. Shop Apotheke Europe. Kodak.
Welchen Effekt hat Robinhood auf die Aktienmärkte?
+ aus der Praxis: Warum Sie die Konkurrenz nicht aus dem Blick verlieren sollten
Für einige Wochen nach dem Corona-Crash an den Börsen war eine Story besonders populär: Die Trading App Robinhood und ihre zumeist jungen Nutzer beeinflussen den Markt. Immer mehr Kleinanleger investieren ohne echte Analyse oder Vorkenntnis in gehypte Aktien. Auch in unserem Podcast hatte ich mit Florian König, Alan Galecki und Pascal Andres darüber gesprochen.
Eine Analyse von Barclays läuft dieser Story nun zuwider. Die Studie verglich die Aktien, die Robinhood-Nutzer kauften, mit der Bewegung im S&P 500. Ein Zusammenhang wurde nicht entdeckt. Insbesondere soll es keine Korrelation geben zwischen der Day-to-Day-Veränderung eines Aktienkurses und der Veränderung der Anzahl der Robinhood-Investoren, die diese Aktien halten.
Zwar übten Robinhood-Anleger Einfluss beispielsweise auf den Kurs von Kodak aus, doch das bedeute nicht, dass sie größere Unternehmen (wie Apple oder Amazon) oder den Aktienmarkt insgesamt wesentlich beeinflussen. Es scheint einige Aktien zu geben, bei denen der Robinhood-Effekt real ist, aber bei den meisten Aktien sei dies nicht der Fall.
Das E-Rezept kommt: Gigant Amazon erscheint am Horizont
Jeff Bezos hat mit dem Kauf von Pillpack in den USA seinen Handschuh bereits in den Ring geworfen. Im morgigen Podcast Nummer 20 sprechen wir auch über Zur Rose, das Mutterschiff des Medikamenten-Händlers DocMorris. Die größte europäische Versandapotheke sieht sich für einen möglichen Einstieg von Amazon in den Medikamentenmarkt gut gewappnet. „Wir geben Gas, wir bauen unseren eigenen Online-Gesundheitsmarktplatz auf“, sagt Walter Oberhänsli, Chef der Zur-Rose-Gruppe. Die neue Plattform soll noch in diesem Jahr in Deutschland starten. Die Vision dahinter: Ein Online-Marktplatz, der neben einem E-Rezept-Service und Angeboten stationärer Apotheker auch Serviceleistungen von Krankenkassen, Versicherungsprodukte und Apps zum Gesundheitsmanagement anbietet. Als Plattformbetreiber würde die Zur-Rose-Gruppe an Umsätzen mit rezeptfreien Medikamenten anderer Händler, die dort Dienste anbieten, mitverdienen – wie Amazon auf seiner eigenen Plattform. Das Unternehmen kassiert nach Branchenangaben 15 Prozent.
Auch Gedankenspiele über eine Fusion mit der zweitgrößten Versandapotheke Europas, Shop Apotheke Europe, sind noch nicht vom Tisch.
Künstliche Intelligenz für die Psyche
Der gesamte Gesundheitsmarkt ist hart umkämpft. Mit der Ankündigung eines neuen Sprachüberwachungs-Tools namens Tone versprach Amazon vor wenigen Tagen, dass es sogar wisse, wie sich Glück anhört.
Tone wird ein Bestandteil von Amazons neuem tragbaren Health Tracker mit dem Namen Halo sein. Die Benutzer haben die Wahl, ob sie den ganzen Tag über Ausschnitte ihrer Rede testen möchten oder ob sie das Gerät bis zu 30 Minuten am Stück einschalten möchten, um einen detaillierten Bericht darüber zu erhalten, wie sie in einem bestimmten Gespräch geklungen haben. Basierend auf KI-Algorithmen, die entwickelt wurden, um die „Positivität“ und „Energie“ in menschlichen Stimmen zu erkennen, gibt das Tool vor, den Benutzern Feedback zum Klang ihrer Stimme zu geben, damit sie ihre Kommunikationsfähigkeiten und Beziehungen verbessern können.
„Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass es ein einziges objektives Maß geben könnte“, sagt jedoch Jim Allen, Professor für Psychologie an der State University of New York. Er schreibt und lehrt über die Psychologie des Glücks. Unsere Wahrnehmung, wie eine glückliche Stimme klingt, variiere je nach Kultur, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und anderen persönlichen Faktoren.
Ein Sprecher von Amazon sagte, dass die Entwickler diesen Unterschieden Rechnung getragen hätten, indem sie Stimmproben von Zehntausenden von Stimmen aus verschiedenen Regionen und demographischen Gruppen der USA herangezogen hätten. Ein Team von Amazon-Mitarbeitern hörte sich dann die Aufnahmen an und bewertete die Stimmen als glücklich oder traurig, um „Positivität“ zu bestimmen.
Amazon vs. Zur Rose: Der Gesundheitsmarkt bietet in diesen Tagen spannende Beispiele dafür, worauf wir Anleger achten sollten.
Drehen Sie jeden Stein zweimal um – nein, dreimal!
Als Investor arbeiten Sie wie ein Detektiv. Sie recherchieren gründlich und analysieren alle verfügbaren Daten so präzise wie möglich, um Ihr Geld am Ende effektiv anzulegen.
Wenn Sie das Investitionspotenzial eines Unternehmens bewerten wollen, müssen Sie detaillierte Informationen über das Unternehmen aus allen möglichen Blickwinkeln sammeln.
Nicht nur die Informationen, die Sie auf den Investor-Relations-Seiten des Unternehmens finden, sind relevant. Auch die Konkurrenz kann Ihnen viel verraten über das Marktumfeld, die Branche und die Zukunftsaussichten des Geschäftsmodells.
Wollen Sie heute noch eine Amazon-Aktie kaufen? Dann schauen Sie doch vor mal in die Geschäftsberichte von Zur Rose. Womöglich erkennen Sie dann das volle Potenziale und auch die Risiken des Gesundheitsmarktes. Der Blick auf die Konkurrenz gehört zu jeder guten Fundamentalanalyse.
Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.
Auf gute Investments!
Prof. Dr. Max Otte
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