Amazon bleibt am Ball

Der Onlinehändler Amazon ist nach wie vor gut im Geschäft. Der IT-Gigant aus Seattle konnte vor Kurzem seine Marktkapitalisierung auf über 2 Billionen USD steigern und befindet sich damit in bester Gesellschaft. Denn neben Amazon zählen hierzu aktuell nur die Technologieschwergewichte Apple, Microsoft, Alphabet und Nvidia.

Gut lief es auch für Investoren, die bislang auf Amazon gesetzt haben. Auf Sicht von 12 Monaten stieg der Aktienkurs des Unternehmens um etwa 50 % und erreichte am 05. Juli mit exakt 200 US-Dollar pro Aktie einen historischen Höchststand. Gründe dafür gibt es viele. Zunächst steht der Onlinehandel im Fokus.

Dieser gilt zwar als margenschwaches Geschäft, allerdings spricht die schiere Größe der entsprechenden Aktivitäten des Konzerns für sich selbst. In den letzten vier Quartalen generierte Amazon in diesem Bereich Umsätze in Höhe von insgesamt 375,5 Mrd. USD. Als größter Onlinehändler der Welt kann Amazon von starken Skaleneffekten profitieren.

Zwar hat der Kurs seit dem Hoch zu Beginn des Monats um rund 9 % nachgegeben (Stand 31. Juli 2024). Diese Korrektur war aufgrund der extrem hohen Bewertungen und Erwartungen im Tech-Sektor aber vorhersehbar – sie ändert nichts am langfristigen Ausblick. Sehen wir uns daher also die aktuellen Zahlen an:


Rekordhoch und kurzfristige Korrektur: Amazon hat Investoren beim richtigen Einstiegszeitpunkt eine hohe Rendite gebracht (Chart: Google Finance)


Cloud-Sparte extrem wachstumsstark

Die Cloud-Computing-Plattform AWS von Amazon gilt als der größte Wachstumstreiber des Unternehmens. Der Umsatz stieg in dieser Sparte im letzten Quartal um 17,2 % auf 25 Mrd. USD. Der operative Gewinn in diesem Bereich lag bei 9,4 Mrd. USD. Das Cloud-Geschäft war damit für 61,5 % des gesamten operativen Gewinns in Höhe von 15,3 Mrd. USD verantwortlich. Zudem konnte die Cloud-Sparte mit einer operativen Marge von 37,6 % glänzen.

Amazon rechnet nach wie vor mit einem starken Wachstum bei AWS. Laut CEO Andy Jassy werden noch immer über 85 % der globalen IT-Ausgaben von Usern selbst getätigt, was Cloud-Dienstleister wie AWS ein großes Potenzial verspricht. Außerdem geht der Konzern davon aus, dass der Siegeszug von KI-Anwendungen die Nachfrage nach Cloud-Diensten anheizen wird.

Werbesektor floriert

Die Sparte Werbung ist der Amazon-Geschäftsbereich, der ein noch stärkeres Wachstum als das Cloud-Segment generieren kann. Denn im Hinblick darauf konnte das Unternehmen seine Umsätze im zurückliegenden Quartal um 24,3 % auf 11,8 Mrd. USD im Vergleich zum Vorjahr steigern. Das Wachstum der Werbesparte lag im gesamten Geschäftsjahr 2023 bei einem Umsatz von 46,9 Mrd. USD ebenfalls bei 24,3 %.

Hinter Alphabet und Meta gilt Amazon im Onlinewerbemarkt inzwischen als drittgrößtes Unternehmen weltweit. Obwohl Amazon die Profitabilität des Geschäftsbereichs nicht getrennt ausweist, lohnt ein Blick auf die Daten der Konkurrenz. Zuletzt erreichte Meta Platforms im Sektor Werbung eine operative Marge von 49,6 %. Wenn das beeindruckende Wachstum im Bereich Onlinewerbung weiter anhält, könnte dies auch den Gesamtgewinn von Amazon nachhaltig beeinflussen.

Amazon reagiert auf Konkurrenz aus China

Der chinesische Billig-Onlinehändler Temu hat seine Werbeinitiative und IT-Präsenz in den vergangenen zwölf Monaten derart stark ausgebaut, dass User bei der Produktsuche im Netz kaum noch um Angebote von Temu herumkommen. Amazon holt nun zum Gegenschlag aus. Amazon will auf seiner US-Seite bald einen eigenen Discounter-Shop mit Ware aus China einführen. Einen Prototyp der neuen China-Sparte stellte der Konzern auf einem exklusiven und nicht-öffentlichen Event ausgewählten chinesischen Händlern bereits vor.

Die meisten Artikel, die im neuen China-Shop angeboten werden sollen, sollen unter 20 USD kosten. Schon diesen Herbst soll es damit auf dem US-Markt losgehen. Der wichtigste Grund dafür dürfte sein, dass die Zahl der chinesischen Händler sowie des Warenangebots aus China auf der Amazon-Plattform merklich gestiegen ist. Weil die Nachfrage im eigenen Land schwächelt, sitzt China auf gewaltigen Überkapazitäten. China schickt den USA aber auch Europa deshalb viele Waren zu Schleuderpreisen.

Für Amazon werden Verkäufer aus dem Land der Mitte zu einer immer wichtigeren Kundengruppe (auf der Angebotsseite). Folglich lohnt es sich für den Konzern, mit dieser wachsenden Gruppe bessere Deals auszuhandeln. Dadurch kann Amazon die Händler langfristig an sich binden. Amazon schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn zum einen gewinnt der Konzern neue Lieferanten. Und zum anderen müssen auch Schnäppchenjäger keinen anderen Webshop als den von Amazon aufrufen.

Uns zeigt dies, wie Amazon auf jede neue Marktsituation schnell reagieren kann und diese erneut zum Vorteil für das eigene Geschäft nutzen kann. Diese Eigenschaft gepaart mit einem starken Geschäftsmodell, das jeder Konkurrenz erhaben ist sind es, die Amazon – wenn einmal zu einem attraktiven Preis eingestiegen – zu einem potenziellen Dauerkandidaten im Portfolio machen.

Auf gute Investments

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Kerstin Franzisi

Chefredaktion Der Privatinvestor

Titelbild: Skorzewiak / shutterstock.com

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