Tesla. Netflix. Gilead Sciences. Sanofi. Daimler. BMW. Novavax. Nvidia. Adobe.
Ist Tesla uneinholbar vorn?
Deutschland steckt nun auch offiziell in einer dicken Rezession. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 1. Quartal 2020 um 2,2 Prozent gegenüber dem 4. Quartal 2019. „Der stärkste Rückgang seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und der zweitstärkste Rückgang seit der deutschen Vereinigung“, so das Statement der Statistiker. Da das BIP bereits im letzten Quartal 2019 um 0,1 Prozent geschrumpft war, sprechen sie nun von einer „technischen Rezession“.
Die Stimuli der Zentralbanken treiben die Börsen
Die Fed kauft aktuell mehr US-Staatsanleihen, als Washington herausgibt. Japan will seine Fiskalpakete weiter ausbauen. Der chinesische Volkskongress und die Zentralbank sind sich ebenso einig über weitere Liquiditätshilfen und Zinssenkungen. In Singapur sehen wir bereits das vierte Konjunkturpaket. Und es gibt Gerüchte, dass die EZB trotz des Urteils des Bundesverfassungsgerichts weitere deutsche Bundesanleihen kaufen wird.
Wichtig: Am heutigen Mittwoch wird der 500 Mrd. EUR schwere Wiederaufbauplan der EU-Kommission erwartet.
Wir können uns also kaum wehren: Das Geld kommt gerade von allen Seiten. Und auch dieses sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstands
Wo fließt es nun hin?
Was unternehmen beispielsweise die US-Amerikaner mit ihren Staatsschecks? Ein wesentlicher Teil fließt auch in den Aktienmarkt.
Vermeintliche Fortschritte bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs bescherten Novavax gestern einen Kurssprung. Der Aktienkurs der Pharmafirma steig um knapp 18 Prozent. Was war der Grund für den Kurssprung? Die simple Meldung, dass nun rund 100 Probanden für eine erste klinische Testphase gesucht werden. Nicht mehr…
Wie die Erfolgsaussichten der Impfstoffforscher aussehen, erkennen wir womöglich an dieser Meldung: Sanofi verkauft seinen Anteil, rund 21 Prozent, an Regeneron Pharmaceuticals. Zuletzt hatte hier die Hoffnung auf eine „Antikörper-Cocktail-Therapie“ für Verzückung bei den Anlegern gesorgt. Bei Sanofi zumindest scheint die Skepsis nun zu überwiegen.
Forscher der Oxford University stufen die Erfolgsaussichten der eigenen Impfstoff-Ambitionen auf nur noch 50 Prozent ein.
Und auch Gilead Sciences musste etwas kleinlaut zugeben, dass sein Medikament Remdesivir nur solchen Patienten weiterhilft, die bereits beatmet werden. Eine alleinige Therapie mit dem Wirkstoff erscheint nicht erfolgversprechend.
Doch mit dem schleichenden Ende des Lockdowns steigt die Hoffnung. Die Menschen wollen wieder raus und etwas erleben. Und so auch die Anleger. Viele wittern womöglich Chancen, wo keine sind.
Auch manche Industriewerte erleben ein leichtes Comeback
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und viele andere holen Idee der Autokaufprämie wieder aus der Mottenkiste, um Volkswagen, Daimler, BMW und Co. angesichts der einbrechenden Nachfrage auf den Beinen zu halten.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron macht bereits Nägel mit Köpfen, kündigte an, seiner heimischen Autoindustrie mit einem Hilfspaket von mehr als 8 Mrd. EUR unter die Arme zu greifen. Er will nicht weniger als 1 Mio. „saubere Autos“ binnen der kommenden 5 Jahre bauen lassen. Frankreich soll damit zu Europas Top-Autobauer heranwachsen.
Düstere Aussichten für deutsche Autobauer
In wie weit solche Hilfsmaßnahmen der in Europa strauchelnden Branche helfen werden, bleibt abzuwarten. Zumindest um die deutschen Autobauer sieht es meiner Meinung nach düster aus. Tesla wächst und wächst. Nicht nur Batterien lässt Elon Musk in den eigenen Fabriken herstellen. Mittlerweile hat man auch die Kooperation mit Grafikprozessorenhersteller Nvidia beenden können, da die eigenen Prozessoren sehr viel leistungsfähiger sind. Gerade in puncto Autonomes Fahren gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Tesla hat in den letzten Jahren bereits Abermillionen von Daten und Insights sammeln können. Gerade die deutschen Konkurrenten liegen hier meilenweit zurück. Sie haben zudem keine eigene Infrastruktur, keine eigenen Prozessoren, keine eigenen Batterien. Ich fürchte, diese Tür hat sich für den Industriestandort Deutschland bereits geschlossen.
Corona gefährdet auch die Digitalwirtschaft
In den letzten Wochen schrieb auch ich an dieser Stelle oft von den Krisengewinnern aus der Digitalwirtschaft. Doch auf lange Sicht sind diese Unternehmen natürlich keineswegs gegen Probleme in der realen Welt gefeit.
Denn auch große Teile ihrer Infrastruktur liegen außerhalb der virtuellen Räume. Ihr daily business geschieht im echten Leben. Netflix beispielsweise ist abhängig von Produktionsteams und Film-Sets. Seit Mitte März ruhen die Aktivitäten an den Produktionsstandorten.
Auch Adobe, Entwickler von Software für Kreative und Künstler, leidet darunter, dass seit Beginn der Krise das kulturelle Leben nahezu vollkommen brach liegt. Es gibt keine Events, auf denen gefilmt wird. Clubs, die sonst Flyer produzieren, sind geschlossen. Online-Marketing ist stark zurückgefahren.
Hinzu kommt, dass auch all diese und viele andere Internetkonzerne eine physische Infrastruktur pflegen müssen. Techniker aus Fleisch und Blut müssen sich um Rechenzentren und Glasfasernetze kümmern.
Insolvenz trotz Gaming-Boom
Ein gutes Beispiel liefert auch die Spiele-Industrie. Die Big Player der Spiele-Software-Branche zählen gemeinhin zu den aufstrebenden „Bleib-zu-Hause-Aktien“. Das Papier von Activision Blizzard zog seit März 2020 um gut 30 Prozent an.
Und auch im April hat sich der Trend des weltweit gestiegenen Spieleraufkommens laut neuester Zahlen des Marktforschungsinstituts Superdata Research weiter fortgesetzt. Die Analyse der rein digitalen weltweiten Umsätze ergab ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem April 2019. Insgesamt konnten 10,5 Mrd. USD mit PC-, Konsolen- und Mobile-Spielen eingenommen werden. Den größten Zuwachs vermeldet dabei die Konsolen-Branche mit einem satten Plus von 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Und dennoch kommt es auch in diesem Sektor zu Problemen. Ein deutscher Mittelständler und Hersteller von Gaming-Zubehör steckt tief in die Krise. Die Jöllenbeck GmbH hat am 5. Mai 2020 den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Jöllenbeck stellt unter der Marke Speedlink zahlreiche Produkte mit Gamern als Zielgruppe her, von Tastaturen über Lenkräder bis Headsets.
Ganz so einfach ist es also nicht. Corona hat die Welt nicht monochrom gefärbt.
Für uns Investoren heißt es weiterhin, nicht den breiten Trends bedingungslos zu folgen. Stock Picking bleibt eine Kunst, die ein gutes Auge für Geschäftsmodell, Management, Profitabilität, Bilanz und zukünftige Erträge verlangt.
Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.
Auf gute Investments!
Prof. Dr. Max Otte
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