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Die Notenbanken treiben den Bullen: Warum hält sich Warren Buffett zurück?

+ Kurz-Analyse: Biotech-Unternehmen CSL (WKN: 890952)

Die Notenbanken treiben den Bullen vor sich her. Allein die Anleihekäufe der EZB bis zum Jahresende belaufen sich auf 750 Mrd. EUR. Die Geldhüter der Fed haben ein Limit gar nicht erst eingerichtet. Sie kauften im April Staatsanleihen für 931 Mrd. USD – so viel wie 12 Prozent der gesamten Staatsausgaben der USA im Jahr 2019. Dazu kommen gigantische Hilfs- und Rettungspakete der Regierungen für die Realwirtschaft.

Die Bank of England hat kürzlich eine Liste der 53 Unternehmen veröffentlicht, denen sie im Rahmen ihrer Coronavirus Corporate Financing Facility (CCFF) mehr als 16 Mrd. GBP zu sehr niedrigen Zinssätzen geliehen hat. Zu den Unterstützten zählen u.a. British Airways (300 Mio. GBP), Ryanair (600 Mio. GBP), Nissan Motor Company (600 Mio. GBP), Rolls Royce (300 Mio. GBP), Chanel (600 Mio. GBP) und Easyjet (600 Mio. GBP).

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Wie hoch ist die Inflationsgefahr?

Auf der anderen Seite haben Corona und die Lockdowns für Lieferengpässe und begrenzte Angebote gesorgt. Entsprechend sind einige Verbraucherpreise in den vergangenen Wochen signifikant gestiegen.

Auf den Aktienmärkten ist die Euphorie im Schlepptau des frischen Geldes deutlich zu spüren. Die Tiefstände vom April liegen größtenteils hinter uns. Das führt zu einer gewissen Sorglosigkeit, die aktuell bereits wieder in Risikofreude umschlägt. Gegen die steigende Inflation schützen erfahrungsgemäß Sachwerte am besten, also Unternehmensbeteiligungen in Form von Aktien. Aber auch Gold und Silber gehören zum Mix dazu. Auch und gerade in Zeiten von Corona.

Zu den aktuellen Bewertungen einzusteigen, gestaltet sich schwierig. Wir haben einige starke Unternehmen auf der Watchlist. Doch ihre Kurse sind in den letzten Tagen und Wochen wieder deutlich gestiegen.

Unsere treue Abonnentin Monika S. hat uns einen Vorschlag unterbreitet, den ich an dieser Stelle gerne besprechen möchte.

Es handelt sich um das Biotech-Unternehmen CSL (WKN: 890952). Das australische Unternehmen wurde bereits 1916 gegründet. 1994 erfolgte der IPO an der australischen Börse ASX. Das operative Geschäft wird von CSL Behring (Pharmazie) und Seqirus (Impfstoffe) geführt. CSL Behring entspringt der Übernahme des deutschen Unternehmens Aventis Behring aus dem Jahr 2004.

CSL ist ein Wachstumstitel. Der Umsatz stieg in den letzten 10 Jahren um 10 Prozent pro anno, der Nettogewinn um 9 Prozent, der Gewinn pro Aktie um 12 Prozent. Auch der Buchwert des Unternehmens wurde Jahr für Jahr gesteigert. Der Free Cashflow jedoch entwickelte sich sehr volatil. Bezogen auf die letzten 12 Monate steht er bei fast 1,3 Mrd. AUD (Australische Dollar) – ein Rekordwert. CSL konnte seine Margen in den letzten Jahren recht konstant steigern. Für 2019 liegt die Bruttomarge bei 55,8 Prozent, die EBIT-Marge bei 27,5 Prozent und die Operative Marge bei 29 Prozent.

CSL ist sehr solide finanziert. Der Zinsdeckungsgrad liegt für 2019 bei 11. Gerade einmal 9 Prozent des Gewinns müssen für den Schuldendienst aufgewandt werden. Das Current Ratio liegt bei sehr gesunden 2,53, der Verschuldungsgrad bei noch vertretbaren 0,8. Für ein forschendes Pharmaunternehmen sind dies gute Werte.

CSL zahlt eine halbjährliche, seit 1994 stetig steigende Dividende. 2019 wurden 2,66 AUD pro Aktie ausgeschüttet. Für 2020 werden insgesamt 3 AUD angepeilt. Allerdings stieg der Aktienkurs in den letzten 10 Jahren um gut 580 Prozent. Die aktuelle Dividendenrendite liegt damit lediglich bei rund 1 Prozent. Die Ausschüttungsquote ist relativ niedrig. Auch 2020 wird sie wahrscheinlich nicht mehr als 52 Prozent betragen. Dies aus gutem Grund: Forschung kostet Geld. Wir sollten skeptisch sein, wenn forschende Unternehmen auf dem Wachstumspfad allzu viel ihres Gewinns an die Anteilseigner ausschütten.

So viel an dieser Stelle zum Aktien-Tipp unserer Abonnentin. Wir werden CSL auf der Watchlist behalten und für unseren Börsenbrief womöglich eine tiefergehende Analyse inklusive Königstest und Berechnung des Inneren Wertes vorbereiten.

Corona-Impfstoff: Die dritte Phase entscheidet

Über das folgende Biotech-Unternehmen hatte ich Ihnen an dieser Stelle bereits letzte Woche berichtet: Moderna vermeldete kürzlich, sein RNA-basierter Impfstoff gegen den Corona-Virus habe sich in ersten klinischen Tests als verträglich erwiesen und bei allen 45 Studienteilnehmern eine Immunreaktion hervorgerufen. Ob sich die Vakzine auch in der zweiten und dritten Phase als sicher und wirksam erweisen werden, bleibt abzuwarten.

Klinische Tests der dritten Phase gelten als der entscheidende und langwierigste Teil der Impfstoff-Entwicklung. In dieser Phase wird er Hunderten bis Tausenden von Menschen verabreicht. Und erst wenn die Testergebnisse aus dieser Phase vorliegen, kann ein Impfstoff durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) bzw. die Food and Drug Administration (FDA) in den USA zugelassen werden. Den bisherigen Rekord für die schnellste Entwicklung bis zur Zulassung hält derzeit ein Impfstoff gegen Mumps. Vier Jahre nur hat hier der komplette Durchlauf bis zur Massenproduktion gedauert.

Doch es existieren auch Viren, an denen sich die Forscher die Zähne bislang ausgebissen haben: HIV oder Hepatitis C beispielsweise. Bisherige Studienergebnisse mit Rhesusaffen sprechen gegen die Vermutung, dass das SARS-CoV-2 ähnliche Probleme bereiten wird, doch der Weg ist noch lang.

Neben Moderna arbeitet aktuell auch der britische Konzern AstraZeneca an einem Corona-Impfstoff. Gerüchten zufolge soll das Unternehmen erste Fusionsgespräche mit seinem Konkurrenten Gilead Sciences begonnen haben. Die Marktkapitalisierung von AstraZeneca beläuft sich auf 140 Mrd. USD. Gilead Sciences ist am Markt rund 96 Mrd. USD wert.

Konjunkturhilfe für die Brennstoffzelle

In der vergangenen Woche hatte die Bundesregierung weitere finanzielle Hilfen in Höhe von 130 Mrd. EUR versprochen. Mit 9 Mrd. EUR sollen auch Forschungen und Produkte aus dem Bereich Wasserstoff gefördert werden.

Gutes Timing: Wenig später, am gestrigen Montag verkündete Daimler eine Kooperation mit Volvo auf dem Feld der Brennstoffzellen-Technologie für schwere Nutzfahrzeuge. Ein neues Unternehmen namens „Daimler Truck Fuel Cell GmbH & Co. KG“ wurde gegründet, das später in das geplante Joint Venture mit der Volvo Group übergehen soll.

In diesem sollen sämtliche Aktivitäten von Daimler rund um die Brennstoffzelle gebündelt werden. Ziel sei es, in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts in eine Serienproduktion einzusteigen. Daimler plant zudem eine Kooperation mit Rolls-Royce Power Systems im Bereich von stationären Brennstoffzellen-Systemen. Bis Ende des Jahres soll auch hier ein Kooperationsvertrag unterzeichnet werden.

Wachsender Energiebedarf auch im Internet

Wäre das World Wide Web ein Land, läge es in Sachen Strombedarf auf Platz 3 hinter den USA und China. Server und Rechenzentren benötigten im Jahr 2017 insgesamt 350 Terrawattstunden – 20 Prozent mehr als noch 2015. Eine aktuelle  Studie von Huawei kalkulierte eine Worst-Case-Szenario, in dem allein die Rechenzentren bis 2030 rund 8 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs ausmachen könnten.

Zunächst gute Aussichten für den Energiesektor. In nächster Zeit jedoch will der Ölkonzern BP weltweit 10.000 Arbeitsplätze streichen – vor allem auf den Führungsebenen. Ein Drittel der Gruppenleiter soll gehen. Auch die Auszahlung von Boni rückt in weite Ferne. Der Ölpreisverfall sorgte im ersten Quartal für einen starken Gewinneinbruch. Während Konkurrent Shell die Dividende kappte, hielt BP an seiner Ausschüttung an die Aktionäre fest. Die Payout Ratio war bereits in den letzten Jahren außerordentlich hoch. 2019 lag sie bei 175 Prozent. Die Verschuldungsrate ist mit 0,73 dennoch recht solide. Das Current Ratio liegt bei mageren 1,01.

Wettbewerbshüter untersuchen Amazon

Sie hegen den Verdacht, Amazon habe Daten von seinen Marktplatz-Händlern dazu genutzt, eigene Produkte zu entwickeln und erfolgreicher zu bewerben. Dass Amazon als Plattform und gleichzeitig als Händler auftritt, wird in Brüssel kritisch beäugt. Die EU-Wettbewerbsbehörde kritisiert, dass auf diesem Wege deutliche Preisgestaltungsvorteile für den Online-Riesen entstehen. Derzeit führt Amazon 45 Eigenmarken mit insgesamt 243.000 Produkten auf der Plattform. Diese Produkte tauchen in den Suchergebnissen oft oben auf, während Konkurrenten bis zu 30 Prozent ihrer auf Amazon generierten Einnahmen für entsprechende Marketing-Maßnahmen aufwenden.

Auch Investment Manager von Berkshire Hathaway haben vor einiger Zeit in Amazon investiert. Warren Buffett bedauert mittlerweile, die Aktie nicht selbst schon viel früher gekauft zu haben.

Warum scheut Warren Buffet in dieser Zeit neue Investments?

Mit jedem neuen Dollar, der in die Kassen von Berkshire Hathaway fließt, schrumpft das Feld möglicher neuer Deals. Buffett kann seinen enormen Cash-Berg nicht entscheidend abtragen, ohne dabei enorme Kurs-Rallyes zu provozieren und sich den eigenen Einstiegskurs zu vermiesen.

Bei Konzernen mit einer Marktkapitalisierung von 20 Mrd. USD und mehr sind zudem ETFs stark investiert. Wenn die großen passiven und aktiven Fonds nicht verkaufen, kann Buffett nicht kaufen.

Am Ende bleiben ihm nur die ganz großen, aber rar gesäten Brocken. Doch auch bei ihnen muss alles stimmen: verlässliches Management, profitables Geschäftsmodell, solide Bilanz und letztlich auch günstiger Preis. Ist er hier in der jüngeren Vergangenheit fündig geworden, waren andere Investoren, mit Taschen voller billigen Fremdkapitals, oft schneller. Und vor allem auch spendabler. In ihren Augen war der Preis weniger wichtig als für Buffett.

Und so sucht das „Orakel aus Omaha“ weiter…

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Prof. Dr. Max Otte

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