Amazon: schöne Bescherung?
Stapelte das Management um den noch recht neuen CEO Andy Jassy einfach nur tief und wenn ja, warum? Oder müssen wir uns bei Amazon darauf einstellen, dass die Wachstumsära vorbei ist? Es gibt nachvollziehbare Gründe, warum die Wachstumserwartungen diesmal verhaltener ausfallen.
Beeinträchtigte Lieferketten
Amazon sieht sich höheren Kosten ausgesetzt. Aufgrund der Pandemie sind Lieferketten beeinträchtigt. Andererseits dürfte die aktuelle Situation bei Verbrauchern erst recht dafür sorgen, dass Geschenke und sonstige Einkäufe online bestellt werden.
Beispiel Deutschland: Einer Umfrage von E&Y zufolge waren 2015 noch 75 % der Konsumenten davon überzeugt, ihre Geschenke direkt im Laden zu kaufen. 2020 waren es nur noch 42% und dieses Jahr wollen nur noch 35% der Deutschen ihre Weihnachtseinkäufe im stationären Einzelhandel erledigen.
Budget für Weihnachtsgeschenke sinkt
Die Online-Einkäufe nehmen insgesamt zu. Die aktuell wieder verschärften Corona-Maßnahmen und die Angst vor der neuen Virusvariante Omikron dürften hier als zusätzlicher Katalysator wirken. Dem Online-Marktplatz von Amazon spielt dies zweifelsohne in die Karten.
Gut möglich also, dass sich die bisherigen Prognosen des Konzerns zum Schlussquartal doch als zu vorsichtig erweisen. Lieber so als umgekehrt. Doch gleichwohl könnte noch ein anderer Faktor das Wachstum dämpfen. Was nämlich, wenn die Verbraucher ihr Budget für Weihnachtsgeschenke und die sonstigen Ausgaben für die Feiertage zurückschrauben?
Tatsächlich ist auch dies das Ergebnis der diesjährigen E&Y-Weihnachtsumfrage. Die Konsumlust der Deutschen zu Weihnachten ist unter das Niveau von vor drei Jahren gesunken. Planten die Deutschen in den Jahren 2018 bis 2020 für Weihnachtsgeschenke im Durchschnitt jeweils Ausgaben von rund 280 EUR ein, sind es 2021 nur 273 EUR. Dies ist immerhin ein Rückgang der geplanten Pro-Kopf-Ausgaben um 3 %.
Branchenprimus ist unantastbar
Nichtsdestotrotz behält Amazon seinen starken Rückenwind durch die zunehmende Digitalisierung. Das Unternehmen profitiert sowohl von steigenden Online-Bestellungen als auch vom Cloud-Boom. Die globale Marktführerschaft in beiden Bereichen ist unantastbar. Die Cloud-Umsätze, die Amazon Web Services in einem Jahr einfährt, sind mehr als doppelt so hoch als die der Nr. 2 (Microsoft). Und auch wenn es vielen Verbrauchern Angst macht, dass sich der Konzern wie ein Krake fast in allen Branchen und Bereichen unseres Alltags festsetzt, deutlich mehr Kunden akzeptieren es. Amazon Prime gewann im vergangenen Jahr so viele neue Nutzer wie nie zuvor.
Cloud-Umsätze generieren Löwenanteil am operativen Gewinn
Das Cloud-Geschäft ist einer der größten Wachstumsmotoren und der mit Abstand größte Profitbringer von Amazon. Millionen von Firmen lagern ihre ausufernden Datenbestände in „die Wolke“ aus. Netflix, Facebook, BBC und viele andere Großkonzerne nehmen die Cloud-Dienste der Amazon-Tochter AWS in Anspruch.
Im Geschäftsjahr 2020 wuchs das Cloud-Geschäft um 30 %. In den ersten neun Monaten 2021 hat sich das Wachstum sogar auf 36 % beschleunigt. Noch macht der Cloud-Umsatz nur 13,4 % der Konzernerlöse aus. Dafür generiert Amazon mit dieser Sparte über 60 % des operativen Gewinns.
Cloud-Dienste werden in der Zukunft noch viel wichtiger werden. Neben dem weiter zunehmenden Online-Handel steckt vor allem auch in diesem Bereich noch viel Wachstumsmusik. Die langfristigen Perspektiven für Amazon sehen daher weiter gut aus.
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