Intel. Amazon. Telefonica Deutschland. EasyJet. Ericsson. Nokia. Huawei. Whitbread.
Telemedizin gewinnt an Fahrt.
+ aus der Praxis: So prognostizieren Sie den Free Cashflow eines Unternehmens.
Die europäische Tourismusbranche liegt am Boden. Im April kamen zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen keine, ganz offiziell null, ausländische Touristen nach Spanien. So zumindest die aktuellen Zahlen des Instituts für Nationale Statistik (INE). Kein Wunder angesichts der geschlossenen Grenzen und strengen Kontaktbeschränkungen.
Während der saisonalen Spitzenzeiten im Juli und August kamen in den vergangenen Jahre rund 10 Mio. Touristen pro Monat nach Spanien. Die saisonalen Talsohlen gruppieren sich um Dezember und Januar mit etwa 4 Mio. Ankünften pro Monat. In den Frühjahresmonaten der Vorjahre lag die Zahl der Gäste bei etwa 7 Millionen.
Für die spanische Tourismusindustrie, die jährlich etwa 180 Mrd. EUR erwirtschaftet, nahezu 15 Prozent des landesweiten Bruttoinlandsproduktes, ist der April in Regelzeiten ein Übergangsmonat. Er ist der Zeitraum, in dem die Umsätze nach den relativ ruhigen Wintermonaten wieder anziehen. Die 7 Mio. Spanien-Touristen im April 2019 beispielsweise gaben gemeinsam 7 Mrd. EUR aus. Diese, von vielen kleinen und großen Firmen fest eingeplanten, Einnahmen brachen 2020 komplett weg.
Und aller Voraussicht nach wird der Mai nicht wesentlich ertragreicher verlaufen sein als der April. Obwohl Bars und Restaurants in allen spanischen Städten ihre Terrassen wieder öffnen dürfen und auch Hotels wieder Gäste, unter strengen Auflagen, empfangen können, werden sie vorerst nur den lokalen Markt bedienen. Reisen zwischen den spanischen Provinzen, aus anderen Gründen als geschäftlichen, bleiben mindestens bis zum 21. Juni verboten.
Spaniens Tourismus ist nur ein Beispiel. Gravierende Folgen hat das Corona-Umfeld auch für zahlreiche börsennotierte Airlines und Hotelketten. Nun muss EasyJet um den Verbleib im Londoner Index FTSE 100 bangen. Am heutigen Mittwoch soll Index-Anbieter FTSE Russell den Abstieg des Billig-Fliegers verkünden. Auch die Hotelkette Whitbread steht auf der Abschussliste.
Rendite von Staatsanleihen weiter auf Talfahrt
Schon vor der Corona-Krise waren die Euro-Staatsanleihen angesichts von Null- und Minuszinsen unattraktiv. Nun hat auch die US-Notenbank die kurzfristigen Zinsen auf eine Bandbreite von 0 bis 0,25 Prozent gesenkt. Damit versiegt auch die letzte vermeintliche Renditequelle auf dem Feld der Staatsanleihen. Es ist kaum zu erwarten, dass die Zinsen hier zeitnah wieder hochfahren werden.
Amazon-Anleihe findet reißenden Absatz
Während auch zahlreiche Unternehmensanleihen von den Rating-Agenturen herabgestuft wurden, punktet Jeff Bezos bei den Anlegern. Trotz eines mageren Zinskupons von 0,4 Prozent wurde ihm die neue Anleihe förmlich aus den Händen gerissen. Sie war dreifach überzeichnet. Insgesamt 10 Mrd. USD frisches Kapital flossen am vergangenen Montag auf diesem Weg in die Amazon-Kasse.
Zum Vergleich: Die letzte Anleihe des Unternehmens musste 2017 noch mit 1,9 Prozent verzinst werden.
Immer wieder Tech: Telemedizin endlich vor dem Durchbruch?
Das Ärztebewertungsportal Jameda vermeldete bereits Ende März, dass es im Vergleich zum Vormonat eine Steigerung um 1.000 Prozent bei der Nachfrage nach Videosprechstunden gegeben habe. Die bundesweite Nachfrage hat sich im April auf hohem Niveau stabilisiert.
Detailliertere Zahlen kommen aus Baden-Württemberg. Rund 9.000 Nutzer verwenden nach Angaben der dortigen Kassenärztlichen Vereinigung (KVBW) inzwischen das Telemedizin-Projekt „Docdirect“. Hier können sich Patienten per Videotelefonie für eine medizinische Beratung an niedergelassene Ärzte wenden. Die absoluten Zahlen sind noch recht niedrig. Doch die steigende Tendenz ist unübersehbar. Vor allem in der Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen gewinnt die digital gestützte Beratung an Akzeptanz.
„Docdirect“ dient der baden-württembergischen Landesregierung auch zum Aufbau von „Gerda“, einem E-Rezept-Dienst. „Gerda“ steht hier für „geschützter E-Rezept-Dienst der Apotheken“. Noch befindet sich das Projekt in der regionalen Modellphase, soll aber alsbald landesweit ausgerollt werden und bundesweit als Blaupause dienen.
Intel stampft seinen „Coffee Lake-S“ ein
Das Kundeninteresse habe sich weiter und von der CPU-Serie Core i-8000 weg entwickelt, so das Management rund um CEO Robert Swan. PC-Hersteller und Händler können die Prozessoren noch bis zum 18. Dezember 2020 bestellen. Die letzte Auslieferung erfolgt am 4. Juni 2021.
Inzwischen verkauft Intel den Core i5-10600K mit ebenfalls sechs CPU-Kernen und 12 Threads (Hyper-Threading) sowie mit höheren Taktfrequenzen zu einem günstigeren Preis als den i-8000.
Kick-off für deutsche 5G-Infrastruktur
5G steht vor der Tür. Und hier will auch Telefónica Deutschland mitmischen. Mit Komponenten des schwedischen Ausrüsters Ericsson soll der Netzausbau nun an Fahrt gewinnen. Hintergrund sind auch die politischen Bedenken gegen die starke Präsenz von Huawei auf dem europäischen Markt.
Im O2-Netz wird weiterhin auf die Unterstützung von Nokia und Huawei gesetzt. Das 5G-Kernnetz jedoch soll zu wesentlichen Teilen von Ericsson gebaut werden. Telefónica will bis 2021 ein eigenständiges 5G-Kernnetz mit vollständiger Cloud-Kompatibilität aufbauen.
Für uns Anleger sind die Architekten der IT-Infrastruktur weiterhin sehr interessant. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen verzeichnet die Telekommunikationsbranche auch während der Corona-Krise eine steigende Nachfrage. Umsätze, Gewinne und Dividenden sind äußerst robust. Natürlich profitieren nicht alle Anbieter. Auch in dieser Branche beobachten wir Konzentrationsprozesse. Daher sollten Investoren einzelne Investments genau prüfen. Doch die Detailanalyse kann sich lohnen.
So prognostizieren Sie den Free Cashflow eines Unternehmens
Vor der Rendite hat der liebe Gott den flinken Bleistift gesetzt. Und die Prognose des Cashflows ist eines der Herzstücke der fundamentalen Unternehmensanalyse.
Möchten Sie wissen, wie die Berechnung funktioniert?
Bevor wir beginnen, sollten wir zuerst definieren, was der Cashflow, auf Deutsch der „Kapitalfluss“, überhaupt ist.
Der Free Cashflow (FCF) ist der Betrag an Bargeld, der übrig bleibt, nachdem ein Unternehmen seine Rechnungen bezahlt hat, um das Tagesgeschäft am Laufen zu halten.
Diese Rechnungen umfassen Löhne und Gehälter des Personals, Versorgungsleistungen, Lieferungen und alle anderen Betriebsausgaben. Im Allgemeinen ist ein Unternehmen desto besser dran, je mehr Free Cashflow generiert wird. Das macht Sinn, denn es bedeutet, dass das Unternehmen mehr Geld verdient, als es zum Betrieb benötigt, dass sich also seine Produkte auf dem Markt gut verkaufen und das Unternehmen seine Kosten unter Kontrolle hat.
Nun zu Schritt Nummer 1:
Besorgen Sie sich die Kapitalflussrechnung des Unternehmens!
Für börsennotierte Unternehmen können Sie die Kapitalflussrechnung kostenlos von Websites wie Google Finance oder Yahoo Finance erhalten, oder aber von der Website des Unternehmens selbst. Schauen Sie einfach mal auf die Seite „Investor Relations“. Hier werden Dokumente für Investoren, wie Jahresberichte und Jahresabschlüsse, veröffentlicht.
Die Kapitalflussrechnung enthält viele Informationen, aber die Teile, die bei der Berechnung des FCF besonders wichtig sind, hören auf diese englischen Namen:
Cash from Operating Activities
Capital Expenditures
Schritt 2:
Berechnen Sie den Free Cashflow!
Die Formel lautet:
FCF = (Cash from Operating Activities) – (Capital Expenditures)
Auf den ersten Blick recht einfach, doch wenn Sie den FCF zur Berechnung des inneren Wertes einer Aktie verwenden möchten, dürfen Sie sich nicht nur auf das letzte Geschäftsjahr verlassen. Stattdessen müssen Sie die Konsistenz über mehrere Jahre hinweg betrachten, um sicherzustellen, dass das letzte Jahr kein Zufall oder etwas Außergewöhnliches war.
Schritt 3 lautet daher:
Achten Sie auf Konsistenz beim Free Cashflow!
Um ein langfristig zuverlässiges Bild zu erhalten, ist es die Mühe wert, Daten aus 10 Jahren zu recherchieren. Die Zahlen erhalten Sie auf den „Investor Relations“-Seiten des zu analysierenden Unternehmens.
Apropos: An diesem Punkt erkennen Sie bereits erste Anzeichen für die Qualität des Managements. Gute Vorstände und Manager kommunizieren transparent und verständlich. Sie scheuen sich nicht, die Daten langer Zeiträume leicht auffindbar zu präsentieren.
Die Berechnung des prozentualen Anstiegs im Vergleich zum Vorjahr ermöglicht es Ihnen, das zukünftige FCF-Wachstum zu prognostizieren. Die Formel lautet:
Prozentualer Anstieg = ( FCF1 – FCF0) / FCF0 * 100
FCF0 ist hier das Basisjahr, FCF1 das Folgejahr.
Diese Berechnung führen Sie für mindestens 10 aufeinanderfolgende Jahre durch. Stieg der FCF durchweg an, ist dies ein großartiges Zeichen. Ein solches Ergebnis bedeutet, dass es dem Unternehmen nicht nur gelungen ist, einen konstant positiven Free Cashflow zu generieren, sondern dass es auch in der Lage war, den erwirtschafteten FCF-Betrag Jahr für Jahr zu erhöhen.
Schritt 4:
Überprüfen Sie die aktuelle Leistung!
Zur Abrundung dieses Teils der Analyse sollten Sie sich auch ansehen, wie das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr abschneidet, um sicherzustellen, dass sich die positive Entwicklung auch fortsetzen kann. Dazu benötigen Sie die aktuellen Quartalszahlen zum Cashflow.
Schritt 5:
Ist die Fortentwicklung des Free Cashflows realistisch?
Stellen Sie sich abschließend die folgenden Fragen:
Sind nach dem, was Sie über das Unternehmen nun herausgefunden haben, Ihre Annahmen überhaupt realistisch?
Wie wahrscheinlich ist es, dass das Unternehmen diese Höhe von Free Cashflow weiterhin erzielen kann?
Der beste Weg, diese Fragen zu beantworten, ist ein Blick in den Jahresbericht des Unternehmens. Suchen Sie nach einer Beschreibung des Geschäftsmodells und des Produktportfolios sowie nach einer Akquise-Strategie.
Gibt es neue Konkurrenten, die in den Markt eintreten und einen Anteil an den zukünftigen Gewinnen haben werden?
Ist mit einem Anstieg der Rohstoff- oder Arbeitskosten zu rechnen?
Verfügt das Unternehmen über eine stabile Managementstruktur?
Hat das Management-Team eine lange Amtszeit hinter sich, und sind die bisherigen Pläne erfolgreich gewesen?
Die Eigenkapitalrendite dient oft als Messgröße für die Effektivität des Managements. Auch die Höhe der Schulden ist relevant.
Hat das Unternehmen neben dem wachsenden Free Cashflow eine starke Bilanz und eine stabile Managementstruktur könnte die Annahme richtig sein, dass das Unternehmen auch zukünftig in der Lage sein wird, seine Leistungen der Vorjahre zu wiederholen.
Doch seien Sie vorsichtig!
Vergangene Leistungen sind kein Indikator für zukünftige Leistungen. Tatsächlich ist es nicht ratsam, langfristig Wachstumsraten von 10 Prozent oder mehr vorherzusagen. Höhere Werte sind äußerst selten.
Das liegt in der Natur der Sache: Wenn ein Unternehmen sehr groß wird, wird seine Wachstumsrate sinken, da die schiere Größe des Unternehmens es wesentlich erschwert, hohe Wachstumsraten zu erzielen. Aus diesen Gründen sollte die langfristige FCF-Wachstumsrate fast immer unter 10 Prozent liegen. Ein immer noch sehr stolzer Wert.
Keine Kosten. Kein Risiko. Keine Abofalle.
Auf gute Investments!
Prof. Dr. Max Otte
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