Am Anfang waren die Streichhölzer
Der Firmenname „Swedish Match“ kommt nicht von ungefähr. Die Erfolgsgeschichte nahm tatsächlich mit Streichhölzern (engl.: „match“) ihren Anfang. Das Unternehmen hat zudem einen prominenten Gründer, nämlich den Börsenspekulanten Ivar Kreuger. Als Unternehmer war er spitze, denn er schuf mit Swedish Match ein regelrechtes Zündholzimperium mit Monopol in verschiedenen Ländern Europas. An den Kapitalmärkten hat er sich jedoch am Ende völlig verspekuliert. Sein Aufstieg und tragischer Fall wird in „Der Zündholzkönig“ anschaulich geschildert.
Swedish Match hat die Investment-Sperenzchen seines Gründers nicht nur überlebt, sondern ist heute viel breiter aufgestellt als damals. Mit Streichhölzern alleine ist nämlich nicht mehr so viel zu verdienen. Dies ist im Unternehmen nur noch ein Randgeschäft. Noch etwa 7 % der Umsätze werden damit generiert. Zudem ist das Geschäft das margenschwächste (EBIT-Marge 19,3 %). Nur 4,1 % des operativen Gewinns entfallen auf das Segment Streichhölzer.
Es geht auch ganz ohne Tabak
Die Nachfrage nach rauchfreiem Tabakkonsum nimmt weltweit zu. Dies zeigt nicht zuletzt der Erfolg von IQOS (PMI und Altria) und Glo (BAT). Die Kautabakvarianten von Swedish Match bieten eine denkbare Alternative zu diesen Verdampfersystemen. Gerade in den USA, wo Kautabak schon seit jeher beliebt ist, bieten sich dem Unternehmen interessante Wachstumschancen – auch komplett ohne den Einsatz von Tabak. Während in Europa Snus das Hauptprodukt ist, finden vor allem in den USA die neuartigen Nikotin-Pouches großen Anklang. Diese sind deshalb besonders, weil sie – außer in Norwegen – gar keinen Tabak enthalten.
Damit geht Swedish Match noch einen Schritt weiter: Das Unternehmen bietet das Gefühl von Tabakgenuss, ohne dass Tabak im Spiel ist. Wichtigste Marke in diesem neuartigen Geschäft ist ZYN. Swedish Match kann von seinem First-Mover-Vorteil profitieren. Insbesondere in den USA verschaffte sich das Unternehmen einen großen Vorsprung. Die Pouches von Swedish Match wurden als erste tabakfreie Nikotinprodukte von der FDA zugelassen. Noch dazu erhielten die Produkte die Einstufung als „weniger gesundheitsschädlich“. Dies kann Swedish Match seitdem geschickt in seine Werbung verpacken. Im Segment Pouches verfügt Swedish Match in den USA über einen Marktanteil von 75 %. Auch bei klassischem Kautabak ist Swedish Match in den USA mit einem Marktanteil von 42 % führend.
Allgemein verfolgt das Management von Swedish Match die Strategie, mit diesen neuartigen Pouches seine „schwedische Erfolgsstory“ (die Raucherquote liegt in Schweden nur noch bei rund 5 %) in die Welt zu tragen. Das Unternehmen erwartet, dass in den nächsten Jahren stetig mehr Menschen das Rauchen aufgeben und auf Pouches umsteigen, die zwar Nikotin, aber keinen Tabak mehr enthalten. Das Unternehmen stützt sich dabei auf Studien. Diese sollen aufzeigen, dass Nikotin, abgesehen von der suchtbegünstigenden Wirkung, nicht gesundheitsschädlich sei. Das Problem sei stattdessen das Verbrennen von Tabak und das Inhalieren des Rauchs.
Noch kein Marktzugang für Nikotin-Pouches in der EU
Der größte Absatzmarkt für Nikotin-Pouches sind zurzeit die USA. Dort startet ZYN gerade richtig durch. Überhaupt erweisen sich die Pouches, überall dort, wo sie zugelassen sind, als Erfolg. Die Ab- satzmenge stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast 50 %. Dies verdeutlicht, welches Potenzial noch in Swedish Match steckt, sollte die EU ihre Regulierung des Tabakmarktes irgendwann ändern.
Außer in Schweden, Norwegen und der Schweiz sind die Produkte von Swedish Match im Rest Europas seit 1992 nämlich weitestgehend verboten. Im letzten Jahr wurde in Deutschland sogar der Kautabak von Swedish Match verboten. Hiergegen geht Swedish Match gerade gerichtlich vor. Aktuell ist nicht absehbar, ob oder wann sich daran etwas ändert. Sollte sich eines Tages die Gesetzeslage aber tatsächlich ändern, stünden Swedish Match auf einen Schlag völlig neue Märkte zur Verfügung.
Stabile Dividendenentwicklung seit 25 Jahren
Eine Dividende gibt es bei Swedish Match seit vielen Jahren. Seit 1996 wurde diese noch nie gekürzt, regelmäßig gab es Erhöhungen. Bei der Ausschüttungspolitik orientiert sich das Unternehmen am Free Cashflow. Die Ausschüttungsquote pendelt hier zwischen 40 und 60 %. Im April zahlte Swedish Match die Dividende für das Geschäftsjahr 2020. Je Aktie gab es 15,00 SEK. Jetzt nach dem erfolgten Split (1:10) bedeutet dies 1,50 SEK je Aktie. Aufgrund der positiven Historie würde es eher überraschen, wenn es nicht bei der nächsten Dividende für das Geschäftsjahr 2021 (erwartet im April 2022) erneut zu einer Steigerung kommen sollte.
Vorsicht ist jedoch die Mutter der Porzellankiste. Solange der Konzern sich dazu nicht äußert, wissen wir dies nicht mit Sicherheit. Doch selbst wenn die Dividende auf dem jetzigen Niveau bleiben würde, wäre die aktuelle Rendite passabel. 1,50 SEK auf den jetzigen Kurs von 76,90 SEK (31.05.2021) bedeuten immerhin knapp 2 %.
Aktiensplit 1:10
Anfang Mai führte Swedish Match einen Aktiensplit im Verhältnis 1:10 durch. Die Aktienzahl hat sich dadurch verzehnfacht, der Kurs je Aktie entsprechend um den Faktor 10 reduziert. Swedish Match erreicht damit, dass die Aktie für potenzielle Neuinvestoren optisch günstiger aussieht.
Doch ist die Aktie auch tatsächlich noch für einen Einstieg geeignet?
Mit rund 7,59 EUR notiert sie auf einem All Time High (der angesprochene Aktiensplit hat darauf keinerlei Einfluss). Ob sich ein Investment dennoch lohnt, hängt maßgeblich vom intrinsischen Unternehmenswert und seinen Zukunftsaussichten ab. In unserem Kapitalanlagebrief Der Privatinvestor haben wir beides im Detail analysiert und den Inneren Wert errechnet sowie sinnvolle Kauf- und Verkaufsschwellen ermittelt. Auf diese Weise zeigen wir Ihnen transparent auf, unter welchen Umständen Sie über eine Aufnahme dieses Titels in Ihr Anlageportfolio nachdenken könnten.
In unserer Datenbank finden Sie im Kundenbereich darüber hinaus mindestens 60 bis 70 weitere interessante Aktientitel unter fortlaufender Beobachtung und Analyse.
Auf gute Investments!
Ihre Kerstin Franzisi
Chefredakteurin Der Privatinvestor