Sehr geehrte Privatanleger,
„gut Ding will Weile haben“ – dies gilt ab und an auch an der Börse. Uns ist bewusst: emotional ist es nicht immer leicht durchzuhalten, wenn sich der Kurs einer Aktie längere Zeit nicht in die gewünschte Richtung bewegt. Das Wissen um ein starkes Geschäftsmodell und ein exzellentes Management kann hierbei enorm hilfreich sein.
Denn ist die Qualität eines Unternehmens hoch, stehen die Chancen gut, dass Ihre Geduld eines Tages belohnt werden wird. Ein Unternehmen, das wir nach ausgiebiger Analyse in diese Kategorie einordnen, ist Central Japan Railway (WKN: 908593).
Das Unternehmen betreibt das legendäre Shinkansen-Streckennetz in Japan. Die Züge sind wegen ihrer Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit berühmt. Herzstück des Streckennetzes ist die Tōkaidō-Shinkansen-Linie. Sie verbindet auf einer Länge von über 500 km die Städte Osaka und Tokio miteinander und gilt als die am stärksten frequentierte Hochgeschwindigkeitsstrecke der Welt.
Im Geschäftsjahr 2020/21 musste das Unternehmen coronabedingt starke Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Züge, in denen sonst kein Sitzplatz leer blieb, waren nicht annähernd ausgelastet. Während des Lockdowns standen einige Züge ganz auf dem Gleis. Von zuvor 1,84 Billionen JPY brachen die Erlöse auf 823 Mrd. JPY ein. Das ist ein Rückgang von 55 %. Im Geschäftsjahr 2021/22 setzte sich diese Geschäftsflaute fort.
Eine harte Situation auch für Aktionäre. Der Kurs brach seit Februar 2020 um mehr als 40 % ein und hat sich bis jetzt davon nicht erholt. Für uns ist Central Japan Railway dennoch keine Aktie, die wir aufs Abstellgleis stellen. Wir wissen um die Wettbewerbsvorteile ebenso wie um die langfristigen Geschäftsperspektiven.
Das Streckennetz stellt für das Unternehmen ein natürliches Monopol dar. Kein anderes Unternehmen könnte ein ebenbürtiges Streckennetz danebensetzen oder irgendwo anders in Japan aufbauen. Die Zugverbindungen von Central Japan Railway sind zudem essenzieller Bestandteil der Infrastruktur des Landes.
Ein für uns ebenfalls wichtiger Punkt ist, wie sich das Management in der Krise verhalten hat: Es hat an seinen langfristigen strategischen Zielen festgehalten. Wenn auch das eine oder andere (weniger relevante) Investitionsprojekt vorerst verschoben wurde, das wichtige Schwebebahnprojekt setzte Central Japan Railway fort.
Damit stellt sich das Unternehmen für die Zeit nach der Krise auf. Central Japan Railway wird dann dank seiner Investitionen noch stärker aufgestellt sein als zuvor. Die jüngsten Zahlen, die das Unternehmen vorlegte, zeigen bereits eine deutliche Erholung des Geschäfts.
Der Umsatz stieg in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2022/23 um 48,5 %. Noch ist das Vor-Corona-Niveau nicht ganz erreicht, aber immerhin knackte das Unternehmen wieder die Erlösmarke von 1 Billion JPY. Es geht also vorwärts.
Im Moment notiert die Aktie bei 15.735 JPY (28.03.23). Eine weitere Kurserholung kann unter Umständen dauern. Ausharren bzw. „ganbatte“, wie die Japaner in vielen Lebenslagen zu sagen pflegen, kann sich bei diesem Titel jedoch früher oder später auszahlen.
Auf gute Investments!
Ihre
Kerstin Franzisi
Chefredakteurin Der Privatinvestor
Hinweis: Diese Kolumne ist ein Auszug der vollständigen Kolumne in „Der Privatinvestor 07/2023“.