Schuldenkrise: Es ist 5 vor 12
Die Welt befindet sich nicht nur in der Corona-Pandemie. Wir sind auch mittendrin in einer globalen Schuldenkrise. Schon letztes Jahr haben die Staaten, unterstützt von ihren jeweiligen Zentralbanken, massiv Schulden aufgenommen. Und es ist kein Ende in Sicht. Das Haushaltsdefizit der USA lag 2020 bei 9 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dieses Jahr wird es dank der Maßnahmen von Joe Biden voraussichtlich 14 % betragen. In der Eurozone lag das Defizit im letzten Jahr bei 8,6 % des BIP. 2021 soll es auf 4 % schrumpfen. Japan verschuldete sich 2020 mit 13 % des BIP. Auch hier wird für 2021 ein Rückgang auf 3,9 % prognostiziert.
Während die USA ihren Schuldenberg auch jetzt weiter ansteigen lassen, wird dieser in anderen Ländern und Regionen teilweise zwar leicht reduziert, dennoch kann das alles nicht nachhaltig sein. Wie kriegen wir den Geist wieder in die Flasche? Die Wahrheit: auf normalem Wege ist dies nicht möglich. Nach US-Milliardär und Hedgefonds-Manager Ray Dalio lassen sich Schuldenkrisen nur auf vier Weisen oder mittels einer Kombination davon „wegzaubern“:
Option 1: Sparen und damit einhergehende Insolvenzen
Option 2: Schuldenrestrukturierungen, -streichungen und Währungsreform (auch eine Art Schuldenrestrukturierung)
Option 3: Gelddrucken und Inflation
Option 4: Transfers von denen, die etwas haben, zu denen, die wenig oder nichts haben (z. B. bedingungsloses Grundeinkommen)
Option 1 ist mittlerweile ausgeschlossen. Option 3 scheint mittlerweile ihre Grenzen erreicht zu haben. Bleiben also nur noch Option 2 (Schuldenrestrukturierungen) und 4 (Transfers). Mit Corona, der Digitalisierung und einer möglichen grünen Bundeskanzlerin ist beides wahrscheinlicher geworden.
Wenn die Notenbanken eigene Kryptowährungen herausgeben, wäre zum Beispiel „Geld mit Verfallsdatum“ denkbar. Negativzinsen sind im Grunde nichts anderes. Wir werden gezwungen, zu investieren oder zu konsumieren und können immer weniger „auf der hohen Kante“ behalten. Mit der Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes und der Einschränkung von Föderalismus und Grundrechten werden die Optionen 2 und 4 nur umso wahrscheinlicher.
Euro-Meltdown
Das Geldvermögen der Deutschen von mittlerweile 6,74 Billionen EUR (!) muss abgeschmolzen werden. Neben den oben beschriebenen Zwangsmaßnahmen des Staates wie Schuldenrestrukturierungen und Transfers in Form von Steuern und Grundeinkommen zieht auch die offene und versteckte Inflation an. Auch die Pandemie wirkt da als Beschleuniger.
Die Bürger merken das. Im ersten Quartal 2020 lag die offizielle Inflation in der Eurozone bei 1,1 %, die gefühlte Inflation allerdings bei 4,3 %. Mit dem Einsetzen der Nebenwirkung der Pandemie im zweiten Quartal 2020 stieg die gefühlte Inflation auf 5,0 %, während die offizielle Inflation sogar auf 0,2 % sank. Im April 2021 ist nun auch die offizielle Inflation auf 2,0 % gestiegen – der höchste Stand seit zwei Jahren. Besonders die Energiepreise haben massiv angezogen.
Reale Inflationseffekte
Die Forschungsplattform www.nullzinspolitik.de unter Leitung von Professor Gunther Schnabl zeigt deutliche Beispiele aus dem realen Leben zum Thema Inflation auf: So machen die Mieten nur 6,5 % im harmonisierten Verbraucherpreisindex zur Inflationsmessung aus. Ein Witz, wenn man bedenkt, dass beispielsweise in München mittlerweile über 50 % des durchschnittlichen Haushaltseinkommens für die durchschnittliche Miete draufgehen. Oder Unternehmen treiben die Inflation versteckt nach oben, indem sie die Preise beibehalten, aber die Packungsgrößen reduzieren. Nur ein Beispiel: Toilettenpapier „Happy End“ von Rewe. Seit einiger Zeit sind auf einer Rolle nicht mehr 60 Blatt, sondern 50 Blatt. Das entspricht einem Preisanstieg von 20 %.
Auch die sogenannte „hedonische“ Preismessung (besser: „Schätzung“) trägt ihren Teil dazu bei. Qualitätsverbesserungen, z. B. neue Funktionen beim Handy oder Auto, oder mehr Rechnerleistung, wirken sich preismindernd aus und dämpfen die Inflation. Verschlechterungen, z. B. beim Service oder in der Produktqualität, werden im Gegenzug jedoch nicht als Preissteigerung berücksichtigt. Während der Verbraucherpreisindex von 2012 bis 2018 nur um 1,3 % p. a. angestiegen ist, wuchsen die Immobilienpreise um 4,9 % und die Aktienkurse um 10,6 % p. a. Auch die Steuereinnahmen des Staates stiegen um 4,1 % p. a.
Gunther Schnabl resümiert: „Hätten wir eine höhere gemessene Inflationsrate, wie dies unsere alternativen Inflationsmaße andeuten, dann wäre die preisbereinigte Lohnentwicklung womöglich schon für einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren negativ.“ Keine Frage: Vielen Lohn- und Gehaltsempfängern der Mittelschicht geht es schlechter als vor zehn Jahren. Und wenn diese Lohn- und Gehaltsempfänger dann noch Ersparnisse auf ihrem Bankkonto haben, werden sie doppelt geschröpft.
Sehen Sie zum Thema Inflation auch diesen aktuellen Privatinvestor-TV-Beitrag:
Vom Sparen zum Investieren
Vor allem bei den immensen Ersparnissen der Deutschen besteht akuter Handlungsbedarf. Doch Vorsicht: Die meisten Deutschen aus der Mittelschicht begehen dabei immer wieder die gleichen Fehler. Sie kaufen zu große Eigenheime in der Pampa und denken, das sei eine Investition, wobei es in Wirklichkeit Konsum ist. Oder sie sparen und lassen das Geld auf dem Konto liegen und investieren gar nicht.
Das Gute: Sie selbst sind hier Handelnder. Sie entscheiden, nicht der Staat und nicht die Zentralbanken. Falls Sie nicht bereits längst dahingehend aufgestellt sind, ist es allerhöchste Zeit, Ihr Geldvermögen vor dem inflationsbedingten Meltdown zu schützen. Wichtig ist dabei, der systematische Transfer vom Sparen (= Konsumverzicht) hin zum Investieren (= Erwerb von produktiven Vermögensgegenständen).
Durch Sachwerte schützen Sie Ihr Vermögen vor Inflation
Ihr Geldvermögen wird durch die aktuellen Inflationsszenarien bedroht. Was können Sie tun, um sich dagegen bestmöglich zu wappnen? Wir bei Der Privatinvestor haben dazu eine klare strategische Haltung: Investitionen in Sachvermögen. Dazu gehören auch Unternehmensanteile in Form von Aktien. Unternehmen produzieren Güter und/oder bieten Dienstleistungen an. Als Aktionär sind Sie daran beteiligt. Sie sind (wenn auch nur zu einem Bruchteil) Miteigentümer.
Solange das Unternehmen existiert und sein Geschäft betreibt, verfügen Sie damit über reale Assets. Diese können nicht durch Geldentwertung in Luft verwandelt werden, wie es bei Anleihen oder Festgeld im schlimmsten Fall passieren kann. Insofern ist eine Geldanlage in Sachvermögen die beste Absicherung gegen drohende Inflation. Und „drohend“ ist dabei eigentlich noch verharmlosend: es ist fünf vor zwölf. Eine nachhaltige Investmentstrategie zur Wert- und Ertragssicherung Ihres Geldvermögens ist wichtiger denn je!
Auf gute Investments!
Prof. Dr. Max Otte
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