Papier für Haushalt, Gesundheit und Hygiene

Auf das letzte Jahr geblickt waren die spektakulärsten Börsenstürmer klar bei den Tech-Werten zu finden – dem pandemiebedingten Digitalisierungs-Boost sei’s gedankt. Viele andere Bereiche wirkten für „Mr. Market“ dagegen blass, selbst wenn auch hier solide Wachstumsraten und zukunftsgerichtete Unternehmensentwicklungen zu verzeichnen waren. Mit der neuen Zinspolitik der FED kündigt sich nun eine veränderte Investitionslandschaft an.

Klassische Konsumgüterunternehmen und sonstige Dividendenwerte werden plötzlich wieder interessant. Eine gesetzte Marktposition, relativ gut vorhersehbare Geschäftsentwicklung, verlässliche Dividenden – das alles sind in unruhigen Börsenzeiten gute Argumente für die Anleger. Zwar sind hier keine plötzlichen Wachstumsexplosionen zu erwarten, dafür aber kontinuierliche und stabile Erträge. Denn: Das Geschäft mit Konsumgütern ist krisenresistent, da die Produkte immer ge- und verbraucht werden.

Konsumgüter mit kontinuierlichem Bedarf

Einen sehr erfolgreichen Player auf dem Konsumgütermarkt kennen die meisten Privatanleger wahrscheinlich zumindest nicht namentlich. Seine Produkte hingegen hat jedoch jeder schon benutzt. Die Rede ist von dem schwedischen Konzern Essity, einem der weltweit führenden Hersteller von Haushalts- und Hygienepapieren. Zewa, Tempo, Leukoplast und DEMAK’UP (Wattepads) sind nur vier der bekanntesten Marken im Portfolio des Unternehmens.

Außer Toilettenpapier, Küchenrollen, Taschentüchern und Servietten hat Essity auch Babywindeln, Inkontinenz- und Wundversorgungsprodukte im Portfolio. Das Unternehmen ist auf einem guten Weg, zu einem umfassenden Gesundheits- und Hygieneunternehmen zu werden – und das nicht nur bei Endverbrauchern. Es herrscht hoher Bedarf im B2B-Bereich. Zu den Kunden dort zählen öffentliche Einrichtungen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Reinigungsfirmen ebenso wie ganz grundsätzlich jedes Unternehmen. Sanitäre Anlagen gibt es schließlich branchenübergreifend und weltweit.

Essity ist in Europa stark und ebenso in Nordamerika. Mittlerweile ist aber auch die Marktposition in den Schwellenländern beachtlich. 38 % der Nettoumsätze des Unternehmens stammen bereits aus der Region Emerging Markets. Dies ist auch deshalb spannend, weil die Märkte dort noch nicht so gesättigt und deshalb höhere Wachstumsraten möglich sind.

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Solides Geschäftsjahr mit Aufschwung gen Ende

Letztes Jahr im November hatte die Aktie einen recht guten Lauf, seitdem hat sie aber wieder nach unten korrigiert. Dabei entwickelt sich das Geschäft trotz gestiegener Rohstoffpreise solide. Dies belegen die Zahlen für das Geschäftsjahr 2021. Seinen Bericht hierzu hat das Unternehmen vor kurzem veröffentlicht. Im Schlussquartal 2021 weist Essity in seiner Erfolgsrechnung einen Umsatz in Höhe von 34,2 Mrd. SEK (ca. 3,3 Mrd. EUR) aus.

Gegenüber dem Vorjahr konnten die Erlöse damit um 10,6 % zulegen. Das organische Wachstum betrug 8 % und fiel damit fast so hoch aus, wie das gesamte Umsatzwachstum im dritten Quartal. Dank des sich wieder stabilisierenden und beschleunigenden Wachstums konnten die Umsatzrückgänge im ersten Halbjahr bis Jahresende ausgeglichen werden. Mit 121,8 Mrd. SEK zog der Jahresumsatz 2021 mit dem vom Vorjahr gleich.

Globale Bremse: steigende Rohstoffpreise

Der operative Gewinn ging im vierten Quartal um knapp ein Drittel zurück. Im Gesamtjahr ergab sich ein Rückgang von 20 %. Der Nettogewinn ging um 27 % (viertes Quartal 2021) beziehungsweise 16 % (Gesamtjahr 2021) zurück. Der Grund: steigende Rohstoffpreise. Die Erzeugerpreise für Holz zogen im letzten Jahr massiv an, seit der zweiten Jahreshälfte hatte sich die Preissteigerung nochmals spürbar beschleunigt. Allein im Dezember stieg der Preis für Holz um 54,1 %. Dadurch stieg bei Essity auch der Einkaufspreis für Frischfasern, was die Produktionskosten steigert und die Gewinnmarge schmälert.

Essity rechnet auch im aktuellen Geschäftsjahr mit Auswirkungen. Um diesen Effekt etwas abzufedern, sind weitere Preiserhöhungen geplant. Schon letztes Jahr erhöhte Essity seine Verkaufspreise im Konsumgütergeschäft. Akzeptanzprobleme hat Essity dabei keine: Toilettenpapier, Küchenrollen und Papiertaschentücher werden nun mal benötigt. Selbst wenn die Kunden wegen weiter steigender Preise irgendwann verstärkt zu den Discount- und Handelsmarken greifen sollten – auch diese werden zu einem Großteil von Essity produziert.

Stroh statt Holz

Neben Rohstoffpreisen und Aktienkursen ist auch sonst bei dem Hersteller von Haushalts- und Hygienepapier im Moment einiges in Bewegung. Durch alternative Rohstoffe, die zum einen günstiger sind und zudem schneller nachwachsen, will Essity nicht nur die Umwelt schonen, sondern gleichzeitig den Effekt steigender Holzpreise etwas abfedern. Eine Lösung könnten Strohfasern sein. Im deutschen Produktionsstandort Mannheim startete Essity im letzten Jahr die Produktion von Haushaltspapier aus diesem Material. Bei Erfolg wird das Unternehmen dies auf andere Produktionsstätten ausweiten.

Der durch das neue Verfahren produzierte Zellstoff ist in der Qualität mit Frischfaserzellstoff aus Holz vergleichbar, der Produktionsprozess ist aber nachhaltiger, da weniger Wasser und Energie eingesetzt werden. Gleichzeitig wird mit Stroh ein nachwachsender Rohstoff verwendet, der die Rohstoffbasis um eine nachhaltige und skalierbare Faserart erweitert. Das Stroh wird von landwirtschaftlichen Betrieben aus dem Umkreis beschafft. Verwendet wird der Halm, der übrig bleibt, nachdem das Getreide geerntet wurde. Essity ist der erste Haushaltspapier-Hersteller, der auf ein solches neues Verfahren setzt.

„Grünes Papier“

Nicht nur die Rohstoffe, aus denen Küchenrollen, Papiertaschentücher und Toilettenpapier künftig hergestellt werden, sollen die Umwelt schonen. Essity will seinen gesamten Produktionsprozess künftig CO2-neutral gestalten. Statt Erdgas will das Unternehmen dafür grünen Wasserstoff in seinem Herstellungsprozess verwenden. Ein Pilotprojekt läuft in Deutschland gerade an. In seinem Werk in Mainz-Kostheim wird bei laufendem Betrieb der Einsatz von Erdgas sukzessive durch umweltfreundlich erzeugten Wasserstoff ersetzt. Essity investiert 4 Mio. EUR (ca. 40 Mio. SEK) in dieses Vorhaben. Ab Herbst 2022 soll die Produktionsanlage dann zu 100 % mit grünem Wasserstoff betrieben werden.

In der Papierindustrie ist Essity damit ein Vorreiter. Wenn das Pilotprojekt im Werk Mainz-Kostheim erfolgreich ist, sollen schrittweise sämtliche Werke des Konzerns auf eine CO2-neutrale Produktion umgestellt werden. Bis 2050 will Essity eine vollständig emissionsfreie Produktion erreichen. Um dies zu erreichen, testet Essity auch andere Produktionsverfahren aus. In Neuseeland investiert das Unternehmen gerade in eine Papierproduktionsanlage, die mithilfe von geothermischem Dampf betrieben werden soll. Auch dies wäre die weltweit erste Papierproduktion dieser Art.

Klarer Kurs Richtung Expansion

Trotz des herausfordernden Marktumfelds (Stichwort: Rohstoffkosten) investiert Essity fortlaufend in den Ausbau seines Geschäfts. Im letzten Jahr war das Unternehmen fleißig auf Einkaufstour. Sechs Akquisitionen kamen dazu: In Australien verleibte sich Essity das Hygieneunternehmen Asaleo Care ein. In Lateinamerika übernahm Essityfast alle Anteile des Hygienekonzerns Familia (die Beteiligung liegt nun bei 95,8 %).

Des Weiteren gab es noch vier kleinere Übernahmen im medizinischen Bereich. Insbesondere im Gesundheitsbereich werden sich wohl auch künftig noch interessante Potenziale für das schwedische Unternehmen eröffnen. Essity etabliert sich in diesem Markt immer weiter und entwickelt sich dadurch mehr und mehr von einem Papierhersteller zu einem ganzheitlichen Gesundheits- und Hygieneunternehmen.

Verlässliche Dividendensteigerungen

Da Essity noch nicht so lange als eigenständiges Unternehmen an der Börse ist, ist die Dividendenhistorie noch recht kurz. Dafür hat sich das Management von Anfang an für seine langfristige und stetige Dividendenpolitik ausgesprochen. Die Dividende soll immer mindestens stabil zum Vorjahr gehalten und wann immer möglich gesteigert werden. Eine Steigerung wird es für das Geschäftsjahr 2021 in jedem Fall geben.

Der Konzern schlägt 7,00 SEK vor. Gegenüber der letzten Dividende (6,75 SEK) entspricht dies einer Anhebung um fast 4 %. Bezogen auf den aktuellen Kurs ergibt sich eine Dividendenrendite von 2,7 %. Wissend, dass auch in Zukunft Steigerungen möglich und wahrscheinlich sind, ist dies schon mal etwas, worauf man aufbauen kann.

Nerven schonen mit Konsumgütern

Die Investitionen und vor allem auch Akquisitionen der letzten beiden Jahre zeigen: Essity will sich immer mehr zu einem ganzheitlichen Gesundheitsunternehmen weiterentwickeln. Dabei bleibt das Unternehmen den Tugenden des Konsumgüterbereichs treu: Essity ist keine Wachstumsmaschine, bietet dafür aber ein sehr krisenrobustes Geschäftsmodell mit Produkten, die immer gebraucht werden. Zusätzlich stehen regelmäßige Dividendensteigerungen in Aussicht.

Mit aktuell 23,47 EUR (Stand: 21.02.2022) liegt der Kurs von Essity derzeit um einiges unter dem letzten Hoch von 30,11 EUR Ende November. Trotz eines möglichen Revivals von Konsumgüteraktien hat der große Run noch nicht begonnen. Dies kann Chancen eröffnen.

Wir halten es grundsätzlich, aber auch gerade in Zeiten großer Schwankungen an der Börse, für intelligent, sein auf langfristigen Vermögensaufbau ausgerichtetes Portfolio mit Anteilen gut aufgestellter Konsumgüterunternehmen zu diversifizieren. Das schont die Nerven, vor allem, wenn es in anderen Anlagebereichen mal wieder drunter und drüber geht.

Wir bleiben für Sie am Ball und analysieren kontinuierlich Märkte und Unternehmen, um wertbasierte Anlagegelegenheiten zu identifizieren und das in ruhigen wie in stürmischen Börsenzeiten.

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Ihre Kerstin Franzisi, Chefredakteurin

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