Alternativlose Aktieninvestments

Alternativlos“ ist ein Modewort und manche Zeitgenossen bemühen das Adjektiv nicht immer an den wirklich passenden Stellen. Dagegen gibt es einen kausalen Zusammenhang, zu dem der Begriff zwangsläufig gehört: nämlich zu Aktieninvestments. Selbst jetzt, da die Zinswende Gestalt annimmt und womöglich bald wieder mehr oder weniger erkleckliche Anleiherenditen winken.

Erstmals seit 2018 hat die US-Notenbank Fed diesen März ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,25 bis 0,5 % angehoben. Angesichts der derzeit stark steigenden Inflation (in den USA liegt diese schon bei 7,9 %, in Deutschland bei 7,3 %) wird es dabei nicht bleiben. Fed-Chef Jerome Powell kündigte letzten Monat bereits an, dass in diesem Jahr noch mehrere weitere Zinsschritte folgen sollen.

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http://leitzinsen.info/

Renaissance der Anleihen?

Wie die Entwicklung der großen Indizes zeigte, hat die erste, kleinere Leitzinserhöhung an den Aktienmärkten eine Signalwirkung. Der Dow Jones verlor zwischen Mitte Februar und Mitte März 2022 etwa 6 %, der NASDAQ sogar rund 13 % und auch der DAX sank im gleichen Zeitraum um ca. 10 %.

Kommt es aufgrund steigender Zinsen nun zu einer Renaissance der Anleiheinvestments? Eher nicht, jedenfalls nicht auf absehbare Zeit. Bei dem jetzigen Zinsniveau sind Anleihen noch weit davon entfernt, attraktiv zu sein. Vor dem Hintergrund der aktuellen Inflationsraten bietet die Anlageform Anleiheinvestments weiterhin nur eines: die Vernichtung von Vermögen.

Die Krux liegt zudem im Prozess der Leitzinserhöhungen. Die US-Leitzinsen werden scheibchenweise angehoben. Und das bedeutet auch, dass die Emittenten von Staats- und Unternehmensanleihen immer wieder neue, höher verzinste Wertpapiere ausgeben werden.

Dadurch werden Investoren immer wieder gezwungen sein, „alte“ (schlechter verzinste und daher im Kurs gefallene) Papiere auszutauschen. Dabei müssen – egal, ob Institutionelle oder Privatinvestoren – gewisse Verluste in Kauf nehmen. Dadurch können sich Anleger weder bei Einzelanleihen noch bei Anleihefonds an der zu dem entsprechenden Zeitpunkt üblichen Umlaufrendite orientieren, sondern sollten eher mit 1, 2 oder gar 3 % weniger Ertrag rechnen. Somit bedeuten steigende Anleihezinsen nicht automatisch auch steigende Zinserträge für Investoren.

Zinserhöhung in kritischen Zeiten

Die Fed startet in eine riskante Mission. Einerseits zwingt die steigende Inflation die Notenbank zum Handeln, andererseits hat sich das Umfeld für Zinsschritte zuletzt stark eingetrübt. Die Fed geht für dieses Jahr nun nur noch von einem Wirtschaftswachstum in den USA von 2,8 % aus. Dies ist eine deutliche Anpassung. Im Dezember 2021 lautete die Prognose für das BIP-Wachstum 2022 noch auf 4,0 %.


Das Wachstum hat sich weltweit verlangsamt. Das Institut für Weltwirtschaft hat seine Wachstumsprognose für Deutschland, den Euroraum und die globale Wirtschaft am 17. März ebenfalls deutlich gesenkt. Die BIP-Prognose für Deutschland für das laufende Jahr wurde sogar fast halbiert. Chinas Nationaler Volkskongress hat vor zwei Wochen die niedrigste Wachstumsprognose seit Jahrzehnten gestellt.

Mit ihrer Zinsstrategie bewegt sich die Fed damit auf dünnem Eis. Mit anderen Worten: Sie muss äußerst behutsam vorgehen. Das gleiche gilt für die Notenbanken anderer Länder. Damit wird es auch noch sehr lange dauern, bis die Verzinsung von Anleihen annährend an die Renditen, die Aktien bieten können, herankommt.

Alleine schon die Dividendenrenditen sind bei vielen Aktien deutlich höher. Etwa erwirtschafteten Investoren bei der Chevron-Aktie im Jahr 2021 eine Dividendenrendite von rund 4,5 %. Auch andere Ölkonzerne oder auch Konsumgüterunternehmen bieten aktuelle Dividendenrenditen zwischen 3,5 und 5 %.

Hinzu kommt: Anleihen sind Geldvermögen. Die Geldentwertungseffekte der Inflation treffen Anleihen damit ungebremst. Aktien sind hingegen Sachvermögen und bieten schon deshalb einen gewissen Inflationsschutz. Bei Anleihen sind Sie Gläubiger. Sie haben dem Emittenten Geld geliehen, bekommen dafür während der Laufzeit der Anleihe Zinsen und bei Laufzeitende (hoffentlich) ihren ursprünglichen Einsatz zurück. Ist Geld dann wertlos, ist auch Ihr Investment „futsch“. Bei Aktien sind Sie hingegen Mitinhaber eines Unternehmens – wenn auch nur zu einem Bruchteil. Solange das Unternehmen existiert mit seinen Fabriken, Maschinen etc. und seinem Geschäft nachgeht, wird Ihr Investment immer einen Wert haben.

Aktien noch längst nicht passé

Aktien bleiben im aktuellen Marktumfeld weiterhin die beste Form der Kapitalanlage. In einem inflationären Umfeld schlägt Sachwert immer Geldwert. Haben die Unternehmen zudem Marktmacht, können sie steigende Preise auf der Einkaufsseite bis zu einem gewissen Grad an ihre Kunden weitergeben – indem sie die Verkaufspreise anheben. Dies erleben wir gerade an allen Ecken. Lebensmittel, Energiepreise, Rohstoffe – alles wird teurer.

Mineralölkonzerne gelingt die Preisanpassung besonders gut – vor allem an ihren Tankstellennetzwerken. Vor diesem Hintergrund erscheinen Aktien von Erdöl- und Erdgasförderern im Moment aussichtsreich. Dieser Ansicht ist auch Starinvestor Warren Buffett, wie seine jüngsten Investmentaktivitäten zeigen. Wie das „Orakel von Omaha“ gerade sein Portfolio umbaut, haben wir uns vor kurzem bereits angeschaut.

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Kerstin Franzisi

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