Nestlé: Wenn ich nur eine Aktie kaufen könnte, dann diese!

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Sehr geehrte Privatanleger,

einmal angenommen, Sie könnten nur eine Aktie kaufen, welche wäre es? Ich habe mir diese Frage in den letzten Wochen intensiv gestellt. Für mich lautet die Antwort: Nestlé (WKN: A0Q4DC). Seit Jahrzehnten setzen wertorientierte Investoren langfristig auf den Schweizer Lebensmittelriesen. Sie holten sich damit einen Garanten für Stabilität ins Haus. Dies sowohl in Bezug auf die Geschäfts-, Kurs- und Dividendenentwicklung.

Doch gilt das auch künftig? Aktuell scheinen die steigende Inflation sowie weitere Faktoren das Bild zu trüben. Ende Juli titelte die FAZ: „Stabile Nestlé-Aktie? Das war mal.“ In der Tat gleicht die kurzfristige Kursentwicklung mehr einer Achterbahn als einer Rolltreppe. Statt kontinuierlich und gemütlich nach oben, ging es zwischendurch rauf und runter. Auf Sicht der letzten sechs Monate steht die Aktie im Moment 3,5 % im Minus. Journalisten und Anleger fürchten nicht nur, dass die Gewinne in Folge der Inflation und den damit verbundenen, für Nestlé gestiegenen, Produktionskosten zurückgehen. Sie haben auch Sorge, dass die Umsätze sinken werden. Auch dies als Folge der Inflation – weil Konsumenten infolge der gestiegenen Preise seltener zu Nestlé-Produkten greifen werden, was zu einer Absatzschwäche führen würde.

Kurzfristig könnte dies eintreten. Wer deshalb aber in Bezug auf Nestlé in Panik gerät, übersieht das große Ganze.

Krisen kommen und gehen – Nestlé bleibt.

Selbstbewusst reagierte CEO Marc Schneider bereits zu Beginn des Jahres mit Preiserhöhungen. Durchschnittlich um 6,5 % hob Nestlé die Verkaufspreise seiner Produkte im ersten Quartal 2022 an. Dies ist die stärkste Preiserhöhung des Konzerns seit mehr als einem Jahrzehnt. Von einer Absatz- und Umsatzschwäche ist bislang jedoch nichts zu spüren. Das Umsatzwachstum soll dieses Jahr 8 % betragen. Der Konzern hat seine Prognose damit sogar erhöht. Zuvor ging die Führungsetage nur von einem Umsatzplus von rund 5 % aus. Dies zeigt: Das Geschäftsmodell von Nestlé ist krisenresistent. Das hat das Unternehmen in über 150 Jahren Firmengeschichte immer wieder bewiesen. Immer wieder ist Nestlé auch Kritik ausgesetzt. Die Vorwürfe: Nestlé verstoße gegen Umwelt- und Sozialstandards. So veröffentlichte der YouTuber „Rezo“ vor etwa drei Monaten einen Rundumschlag gegen Nestlé der mittlerweile fast 2 Millionen Mal angesehen wurde. Nestlé hatte gerade das Gewürz-Startup Ankerkraut übernommen.

Der Trend zu „nachhaltigen“ Geldanlagen könnte Nestlé durchaus noch beschäftigen, da gerade große Vermögensverwalter ihre Entscheidungen zunehmend „ESG-konform“ ausrichten. Doch ich bin überzeugt, die Endverbraucher werden weiter Nestlé-Produkte kaufen. Im Handel wartet das Unternehmen mit derart vielen bekannten und beliebten Marken auf, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass beim Einkauf irgendwelche Produkte von Nestlé dabei sind. Nicht bei allen Marken ist es sofort ersichtlich, dass sie zu Nestlé gehören, dies auch, weil Nestlé sein Portfolio stetig erweitert und Zukäufe tätigt. So wird es sicherlich manchem Konsumenten bisher gar nicht bewusst sein, dass er, wenn er im Supermarkt-Regal zu Starbucks-Kaffee greift, ebenfalls Kunde von Nestlé ist. Vor einigen Jahren erwarb der Konzern die globalen Vermarktungsrechte für das gesamte Einzelhandelsgeschäft dieser Marke. Und jetzt gehört eben auch Ankerkraut dazu. Das Management strengt sich an, ein ESG-positives Image zu verankern. Im Jahr 2021 war Nestlé laut Dow-Jones-Nachhaltigkeitsindex der „weltweit nachhaltigste“ Lebensmittelkonzern. Medienwirksame Kritik wie sie unter anderem von Rezo vorgebracht wird, läuft somit weitgehend ins Leere.

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Die Fundamentaldaten zeigen, weshalb Nestlé nach wie vor eine Königsaktie ist

Nestlé ist nicht nur den aktuellen Herausforderungen mehr als gewachsen, sondern auch langfristig ein attraktives Investment. Dafür sprechen neben dem krisenresistenten Geschäftsmodell auch die langfristige Kursentwicklung und die Dividendenpolitik. In den vergangenen 20 Jahren ist die Aktie von 31 CHF auf nun knapp 116 CHF gestiegen.

Kursentwicklung der Nestlé-Aktie, Quelle: wallstreet-online.de

Wenn Sie 2002 eingestiegen sind und bis heute durchgehalten haben, wurden Sie mit einer Wertsteigerung um über 270 % belohnt. Ihr ursprünglicher Einsatz hätte sich fast vervierfacht. Hinzu kommen die Dividenden, die Sie seitdem jährlich erhalten haben. Im Moment zahlt Nestlé jährlich 2,80 CHF je Aktie aus. Auf Ihren damaligen Einstiegskurs bedeutet dies eine jährliche Dividendenrendite von 9 %.

Nestlé erweist sich bisher als echter Dividendenaristokrat. Der Konzern steigert seine Dividende bereits seit 26 Jahren in ununterbrochener Folge. Natürlich sind für Ihre Anlageentscheidungen nicht vorrangig historische, sondern zukünftige Entwicklungen relevant. Auch diesbezüglich sieht es gut aus. Nestlé investiert unter Mark Schneider kontinuierlich in vielversprechende Wachstumssegmente – z. B. vegane Milch- und Fleischersatzprodukte, Kaffee und Tiernahrung. Nicht zuletzt wächst der globale Markt für Lebensmittel vor dem Hintergrund der steigenden Weltbevölkerung sowie des steigenden Lebensstandards in Ländern wie China weiter. An diesen Fakten und Trends wird sich auch auf absehbare Zeit nichts ändern.

Erstklassige Qualität zu einem akzeptablen Preis.

Wie sieht es mit der Bewertung aus? Ist Nestlé jetzt ein Kauf? Wir finden den Preis im Moment moderat. Das aktuelle KGV steht bei 20. Das ist für ein Unternehmen dieses Kalibers nicht schlecht. Zudem ist auch die historische Entwicklung des KGVs sehr aufschlussreich:

Trotz steigenden Kursen sinkt das KGV, Quelle: finanzen.net

Während in den vergangenen Jahren die Aktienkurse deutlich anstiegen, sank gleichzeitig das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Dies kann nur bedeuten, dass die Gewinne überproportional gestiegen sind. Wenn Sie nach „der einen“ Qualitätsaktie für Ihr Depot suchen, sollten Sie über Nestlé nachdenken. In unseren Fonds jedenfalls ist Nestlé mittlerweile wieder eine Position.

Auf gute Investments!

Ihre Kerstin Franzisi

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Chefredakteurin Der Privatinvestor

3 Kommentare
  1. T.W.
    T.W. sagte:

    Wer Nestlè unterstützt, in dem er die Artikel kauft oder sich an deren Aktien beteiligt, sollte sich zuerst informieren. In wie fern der Verein zu hohen Gewinnen kommt. In meinen Augen menschenverachtend und unmoralisch, wie sie in anderen Länder das Wasser beziehen. Und den armen Menschen verkaufen.

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  2. N.W.
    N.W. sagte:

    Der Kursanstieg bei Nestle, aber auch anderen Big Playern kam unter anderem auch durch die massive Geldschwämme der Notenbanken und das Investieren müssen der globalen Finanzindustrie wie BlackRock, Vangarde …zustande. Das viel Geld muss irgendwo geparkt werden. Und große Unternehmen bieten da gute Anlagemöglichkeiten. Die Mitarbeiter von Nestle würden ihre Produkte eher nicht kaufen. Das sagt vieles aus…..

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  3. J.B.
    J.B. sagte:

    In Krisenzeiten brauche ich keinen ETF. Nestle reicht. So habe ich vor 2 Jahren gegenüber einem erfolgreichen deutschen Bankier argumentiert. In dem Ort, indem ich aufgewachsen bin, wohnen Großaktionäre von Nestlé. Das Aktienpaket stammt von einer eingeheirateten Schweizerin, die in den 70er Jahren verstorben ist. Sie denken in Jahrhunderten. Der CEO heißt übrigens Ulf Schneider und kommt aus Neuwied.

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