Die Kirschen aus Nachbars Garten
„Our favorite holding period is forever“
Kurz nach seinem Einstieg bei dem Getränkekonzern schrieb Buffett 1989 im Jahresbrief von Berkshire Hathaway sinngemäß: „Wenn wir Anteile an herausragenden Unternehmen mit herausragendem Management besitzen, ist unsere bevorzugte Haltedauer ewig.“ Dafür ist sein Investment bei Coca-Cola ein Paradebeispiel.
Zweifellos kann die Coca-Cola-Aktie in Sachen Kursentwicklung nicht mit Tech-Werten konkurrieren. In den vergangenen fünf Jahren hat die Aktie immerhin ein Plus von rund 50 % erzielt (Börse NYSE, in USD). Was manch ein Investor als „langweiliges“ Papier bezeichnen würden, entspricht exakt dem Beuteschema von Warren Buffett. Dass der Konzern darüber hinaus auch noch sein Lieblingsgetränk herstellt, dürfte für den Langfristinvestor der Eiswürfel in der Cherry-Coke sein.
Selbst Corona bremst Coke nur kurz
Das Jahr 2020 war nicht einfach für Coca-Cola. In vielen Teilen der Erde brachen die Umsätze im Gastronomie- und Eventsektor über Monate fast vollständig weg. Zwar wurde dafür mehr Cola, Fanta und Co. zuhause getrunken, dies konnte das Umsatzloch im „Außer-Haus-Geschäft“ jedoch nicht kompensieren. Unterm Strich ging der Umsatz um 11,4 % zurück. Das Nettoergebnis büßte 13,5 % ein. Als größter Softdrink-Hersteller der Welt kann Coca-Cola dennoch so einiges wegstecken. Derzeit hat der Kurs des Konzerns fast wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht.
Unsere Kernthese besteht fort: Coca-Cola ist ein Langfristinvestment, das von nichts und niemandem unterzukriegen ist. Vor allem Dividendenfans kommen bei diesem Unternehmen dauerhaft auf ihre Kosten. Und das gilt auch für Warren Buffet, für den im bisherigen Verlauf der Pandemie das Thema „(Teil)-Verkauf“ niemals auf der Tagesordnung gestanden hat.
Nicht nur kalter Kaffee
Verbraucher sind heute wesentlich ernährungsbewusster und möchten den Zuckerkonsum reduzieren. Passen zuckerhaltige Limonaden also überhaupt noch ins Konzept? Coca-Cola ist sich der Herausforderung bewusst und hat diese auch angenommen. Viele Rezepturen nahm sich der Konzern im letzten Jahr erneut vor, um den Zuckergehalt weiter zu reduzieren.
Die Marketingstrategie wurde bereits vor Jahren grundlegend umgekrempelt. Zudem werden Cola, Fanta & Co. mittlerweile auch in kleineren Portionen angeboten. Retroflaschen aus Glas machen das Luxusgefühl – für den Verbraucher, der sich einfach mal was gönnen möchte – perfekt.
Der Konzern hat mit seinem gigantischen Marken- und Produktportfolio zudem längst viel mehr zu bieten als nur „Zuckerbrause“. Unter den 200 Marken, die der Konzern im Zuge seiner aktuellen Portfolio-Verschlankungen beibehalten will (vorher waren es über 400, die jetzt schrittweise reduziert werden), befinden sich auch zahlreiche Mineralwassersorten, Sportgetränke, Fruchtsäfte und Milchgetränke. Selbst Kaffee (Marke Costa) und Teegetränke (z. B. Fuze Tea) sind mit an Bord.
Die Dividende steigt und steigt und steigt …
Einer der wichtigsten Gründe für Warren Buffett an Coca-Cola festzuhalten, ist die überragende Ausschüttungsstrategie. Denn Coca-Cola ist ein Dividendenaristokrat der ersten Stunde. Es gibt nur wenige Unternehmen, die länger ausschütten und noch geringer ist die Zahl der Firmen, die ihre Dividende schon seit Langem jedes Jahr steigern: Im März 2021 steigerte Coca-Cola seine Dividende das 59. Jahr in Folge. Seit 1920 wird eine Gewinnbeteiligung ausgezahlt, die seitdem noch nie unterbrochen wurde.
Trotz der schwächeren Ergebnisse in 2020, bleibt der Konzern seiner Linie auch weiterhin treu. Dadurch ist die Aktie von Coca-Cola im Portfolio von Warren Buffett eine besondere Beteiligung. Da das „Orakel von Omaha“ schon einige Jahrzehnte investiert ist, bringt ihm dies bis heute eine mehr als ansprechende Dividendenrendite von knapp über 50 % gemessen am initialen Kaufpreis ein. Das führt klar vor Augen, dass sich langfristig orientiertes Investieren in eine starke Dividendenaktie wirklich lohnt.
Pläne für die Zukunft
Coca-Cola erweitert seinen Radius bei alkoholhaltigen Getränken. Nachdem der Limonadenhersteller bis vor kurzem ausschließlich auf Softdrinks setzte, will Coca-Cola nun ganz offensichtlich stärker in das Alkohol-Segment vordringen. Der Konzern schließt eine Partnerschaft mit Constellation Brands. Gemeinsam mit diesem strategischen Verbündeten soll eine neue Produktlinie mit Namen Fresca Mixed aufgebaut werden.
Der Markenname orientiert sich bewusst an der bereits stark wachsenden Coca-Cola Marke Fresca, die jedoch bislang ohne Alkohol angeboten wurde. Unter dem Namen Fresca Mixed werden künftig verzehrfertige Cocktails in Dosen verkauft.
Vorteile von „long only“
Das Beispiel Coca-Cola zeigt deutlich, dass es Warren Buffett seinen Grundsatz „Our favorite holding period is forever“ ernst nimmt und auch in die Praxis umsetzt. Die Coca-Cola-Aktie hat sich als Prototyp eines Buffett-Investments erwiesen. Das Geschäftsmodell des Konzerns ist einfach zu verstehen und die Wachstumsaussichten sind ungebrochen gut. Außerdem ist Coca-Cola Marktführer in seiner Branche.
Das Unternehmen hat in der Vergangenheit regelmäßig Aktien zurückgekauft. Dadurch wuchs der Anteil von Buffett zuverlässig, ohne dass er aktiv neue Anteile kaufen musste. Und nicht zuletzt: Der Softdrink-Hersteller aus Atlanta verfolgt eine verlässliche Dividendenpolitik: Anleger erhalten seit rund 50 Jahren regelmäßige Ausschüttungen. Außerdem wurde die Dividende immer wieder angehoben.
Ein weiterer Vorteil von Buffetts Langzeitstrategie: Als Privatinvestor sparen Sie Steuern, die wie immer bei Gewinnrealisierungen anfallen. Da schmeckt die Cola mit Kirschgeschmack aus Nachbars Garten besonders gut.
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