Paukenschlag zum Jahresbeginn

Anders als die Corona-bedingt stillen, deutschen Silvesternacht begann das Börsenjahr für Apple mit einem Knaller. Am 03.01. des neuen Jahres erreichte Apple als erster Konzern der Welt eine Marktkapitalisierung von drei Billionen USD. Das ist höher als das Bruttoinlandsprodukt einiger G7-Nationen.

Im August 2018 hatte Apple erstmals eine Marktkapitalisierung von einer Billion USD erreicht. Im Vergleich zu ihrem Tief nach dem Börsen-Crash vom März 2020 gewannen die Papiere des Unternehmens fast 250%. Dank des Trends zu Video-Telefonaten oder Online-Shopping gehört Apple wie zahlreiche andere Technologiefirmen auch zu den Profiteuren der Pandemie.

Erstmals wurden damit wieder Bewertungen an der Börse erreicht wie um das Jahr 2000, als das US-Unternehmen CISCO Systems zum ersten Mal die halbe Billion überschritt und sich der Billionenmarke näherte. Danach folgte das Platzen der Technologieblase und der Aktienblues. Bis 2002 verlor die CISCO-Aktie über 80 % ihres Wertes. Heute – 22 Jahre später – nähert sich die Marktkapitalisierung langsam wieder der alten Bewertung an.

Wird sich diese Entwicklung bei der Apple-Aktie und anderen Technologiekonzernen wiederholen? Oder ist die Situation diesmal eine andere? Tatsächlich ist heute einiges anders, als damals. Obwohl viele Techkonzerne hoch bewertet sind, befinden wir uns aktuell nicht in einer Blase.

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Was ist heute anders?  

Erstens: Die relative Marktkapitalisierung der Tech-Schwergewichte ist heute noch einmal größer als damals – während CISCO damals ungefähr auf ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts Großbritanniens kam, hat Apple heute das Land überholt. Mit 3,15 Billionen USD lag Apple am 4.01.2022 über dem BIP der Briten von 2,7 Billionen USD. Die Bundesrepublik liegt mit 3,8 Billionen noch leicht darüber.

Bitte bedenken Sie bei diesen Zahlen, dass in gewisser Weise Äpfel mit Birnen verglichen werden. Die Marktkapitalisierung ist eine Bestandsgröße: Wieviel sind alle Aktien eines Unternehmens zu diesem ZeitPUNKT wert? Das Bruttoinlandsprodukt ist eine Stromgröße: Waren (auch Vorprodukte) zu welchem Wert auch immer werden in einem ZeitRAUM (im Laufe eines Jahres) in einem Land hergestellt?

Microsoft bringt 2,5 Bio. USD und Amazon 1,7 Mrd. USD auf die Waage. Im Jahr 2000 machte die Marktkapitalisierung von CISCO in der Spitze ungefähr 6 % des US-BIP aus, heute bringt Apple 15 % des US-BIP auf die Waage. Das sind stolze Zahlen. Der Bitcoin liegt bei 880 Mrd. USD (rund 4,5 %). Der amerikanische Verteidigungshaushalt (eine Stromgröße) liegt bei 741 Mrd. USD, das Budget der Vereinten Nationen bei 3 Mrd. (Kein Wunder, dass die Vereinten Nationen von privaten Geldgebern und Sponsoren abhängig sind, u. a. ironischerweise der Gates-Stiftung.)

Zweitens: Um das Jahr 2000 waren CISCO, Microsoft & Co. zwar auch schon große Unternehmen, aber in der Gesamtwirtschaft deutlich weniger wichtig als heute, wo sie zu sehr mächtigen, alles durchdringenden Konzernen geworden sind, deren Produkte und Dienstleistungen unser Leben massiv bestimmen.

Wir sind vom Smartphone abhängig. Bankdienstleistungen und viele andere Dinge kann man sich ohne fast nicht mehr vorstellen. Wer kann schon auf sein Smartphone verzichten? Google ist ein Produkt des täglichen Bedarfs, die Videos der Google-Tochter YouTube ebenfalls. Die jüngere Generation schaut fast kein Fernsehen mehr, dafür aber YouTube. Technologiewerte sind die neuen Konsumgüterunternehmen, wie der Investor, Unternehmer und Fondsmanager Jeremy Grantham schon vor einigen Jahren sagte.

Drittens: Das schlägt sich auch in den Bewertungen nieder. Während Microsoft und CISCO um das Jahr 2000 zum Teil Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 100 hatten, liegen die Bewertungen heute noch deutlich darunter. Apple liegt bei ca. 30, ebenso Alphabet. Microsoft bei knapp 40. Das ist nicht billig, aber angesichts der dominierenden Stellung dieser Unternehmen und des weiteren Wachstumspotenzials noch vertretbar.

Auch Warren Buffett ist dabei

BigTech sollte im Moment in keinem Portfolio fehlen. Auch Warren Buffett, der sich viele Jahre von Technologie-Aktien komplett fernhielt, ist mittlerweile in Technologiewerte wie Apple und Amazon investiert. Bereits 2016 ging er über seine Investmentholding Berkshire Hathaway ein Engagement in Apple ein. Es brauchte dann aber noch drei weitere Jahre, bis er 2019 in Amazon einstieg.

Die Aktie hatte da schon eine gute Entwicklung hinter sich und das Geschäft war alles andere als eine Neuheit. Sowohl das Geschäftsmodell als auch die Aktie entwickelten sich seitdem weiter hervorragend. Das Investment hat sich also schon deutlich ausgezahlt. Dennoch sagte Buffett in einem Interview gegenüber der Financial Post, es sei einer seiner größten Fehler gewesen, „die Aktie nicht schon früher gekauft zu haben“.

Irgendwann können auch Amazon, Alphabet und Co. zu teuer sein. Wie bereits geschrieben, sind viele dieser Unternehmen mitten in unserem Leben angekommen, und ihre Bewertungen sind zwar hoch, aber noch nicht zu hoch. Rückschläge von 30, auch 50 % sind drin (wie IMMER am Aktienmarkt), aber nicht 70 bis 80 % über viele Jahre. Irgendwann werden allerdings auch diese Werte zu teuer, noch ist dies aber nicht der Fall.

Und angesichts steigender Inflation und zunehmend unsolider Geld- und Haushaltspolitik erscheinen diese Unternehmen als der bessere Wertspeicher, selbst wenn sich ihre Kurse (inflationsbereinigt) einige Zeit nicht vom Fleck bewegen sollten.

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Prof. Dr. Max Otte

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