„The winner takes it all“: Der Wettlauf um die dominante KI-Plattform

In der Tech-Industrie beherrscht ein Thema die Schlagzeilen: der globale Hype um die Künstliche Intelligenz (KI). Die ganze Welt forscht an entsprechenden Modellen. Milliarden werden in KI-Entwicklungsprojekte gepumpt. Aber getreu dem Motto „The winner takes it all“: Am Ende könnte nur eine einzige große KI-Plattform das Rennen machen.

In den USA kämpfen gleich mehrere Unternehmen um den Spitzenplatz. OpenAI, eine Kooperation von Microsoft, entwickelt Modelle um den derzeit viel diskutierten Chatbot ChatGPT. Meta und Alphabet arbeiten an ähnlichen Entwicklungen für ihre eigenen Sprachmodelle. Mit einigen Einschränkungen gilt dies auch für Apple und dessen Sprachsystem Siri. Amazon arbeitet an maßgeschneiderten Lösungen für seine Kunden.

Die Unternehmen legen im Hinblick auf ihren jeweiligen Entwicklungsfortschritt in Sachen KI wohl kaum alle Karten auf den Tisch. Zudem sind sich selbst Experten uneinig darüber, welche Version der Künstlichen Intelligenz am Ende die Nase vorn haben wird. Daher ist es umso spannender, die zuletzt publizierten Fortschritte der einzelnen Konzerne zu betrachten.

Microsoft in der Pole Position

Bei den auch für „normalsterbliche“ User relevanten KI-Anwendungen erscheint Microsoft zurzeit in der Spitzenposition. Gerade erst hat das Unternehmen bekannt gegeben, dass aktuell mithilfe von „Microsoft 365 Copilot“ entsprechende Funktionen in die Büroprogramme wie Word, Outlook und PowerPoint integriert werden.

In diesem Zusammenhang stellte Microsoft einen neuartigen Business Chat vor. Dieser operiert nicht nur mit den Inhalten eines öffentlich zugänglichen KI-Sprachmodellen, sondern verwendet auch persönliche Inhalte wie Chats, E-Mails, Kalendereinträge und andere Dokumente der User. Der Software-Konzern will mit „Microsoft 365 Copilot“ seine Vormachtstellung auf dem Sektor der Office-Software absichern und weiter ausbauen.

Wie ein Sprecher von Microsoft erklärte, könnten diese Anwendungen auch bedenkenlos in der Europäischen Union eingesetzt werden. Sie erfüllten die Bestimmungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU. Dabei seien die KI-Lösungen auch nicht an die englische Sprache gebunden, sondern funktionierten beispielsweise auch sehr gut auf Deutsch.



Meta mischt mit

Auch der Facebook- und Instagram-Anbieter Meta mischt kräftig mit beim Thema KI. Kürzlich hat das Unternehmen ein Computer-Vision-Model unter der Bezeichnung Image Joint Embedding Predictive Architecture (I‑Jepa) vorgestellt. Mit dieser Anwendung sollen KI-gesteuerte Roboter die Welt so ähnlich wahrnehmen wie Menschen. Das soll effizienter sein als bisherige Verfahren und bessere Ergebnisse liefern.

Demnach kann I-Jepa seine Umgebung nach und nach verstehen. Die Anwendung ergänzt fehlende Informationen in Bildern und kann auf diese Weise vorhersagen, wie das Bild komplett aussehen soll – ganz ähnlich wie sich auch menschliche Augen die Welt um sich herum aufbaut. Vergleichbare Konkurrenz-Modelle arbeiten hier auf Pixelbasis und füllen so jedes Detail aus.

Google mit neuartigem KI-Übersetzer

Reisende oder im Ausland tätige Mitarbeiter nutzen Übersetzer wie Palm bereits längere Zeit. Anwendungen dieser Art dürften dank KI bald in einer ganz neuen Qualität verfügbar sein. Die Alphabet-Tochter Google hat ein neues Modell mit dem Namen Audio-Palm präsentiert, das sowohl Sprache als auch Text erkennen, verar­beiten und erzeugen kann. Und das sogar mit der eigenen Stimme des jewei­ligen Nutzers. 

Wie Wissenschaftler erklärten, übertreffe Audio-Palm bestehende Systeme für Sprach­über­set­zungs­auf­gaben erheb­lich. Zudem genüge bereits eine kurze gespro­chene Auffor­derung, damit das Modell die eigene Stimme des Users auf verschiedene andere Spra­chen über­tragen könne. Bei Model von Google handelt es sich um die Zusam­men­füh­rung des KI-Audio­gene­rators Audio-LM und dem KI-Sprach­model Palm. Letzteres findet etwa auch im Chatbot Bard von Google Verwendung.

Apple etwas zurückhaltender

Apple gibt sich beim Thema KI zurückhaltender als die Konkurrenz. CEO Tim Cook erklärte im Zuge der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen, dass generative künstliche Intelligenz „sicherlich sehr interessant“ sei. Allerdings fügte er noch hinzu, dass es bei Anwendungen wie ChatGPT „eine Reihe von Problemen gibt, die geklärt werden müssen, worüber an verschiedenen Stellen gesprochen wird“.

Bei der Integration von generativer KI in seine Plattformen geht Apple beinahe schon „traditionell“ vorsichtig und mit Bedacht vor. Unter dem Eindruck der rasanten Entwicklungen der zurückliegenden Monate scheint der Konzern aber unter Zugzwang zu stehen. Er darf dabei nicht den Anschluss verlieren. Einiges deutet darauf hin, dass es dazu nicht kommen wird.

Insgesamt hat Apple seit März über 80 Stellen mit Bezug auf KI (AI) ausgeschrieben. Den Stellenausschreibungen zufolge baut das Unternehmen ein „engagiertes Kernteam“ auf, das die Gestaltung der Vorgehensweise skizzieren soll, wie generative KI-Technologien die mobilen Computerplattformen von Apple verändern soll.

Amazon investiert in AI Innovation Center

Amazon Web Services (AWS) stärkt um seine Präsenz auf dem Markt für generative KI. Der führende Anbieter von Cloud-Diensten investiert 100 Mio. USD in die Gründung des AWS Generative AI Innovation Center. Durch diese Initiative sollen Kunden mit Experten für KI und maschinelles Lernen zusammengebracht werden.

Dabei herauskommen sollen die Entwicklung und Bereitstellung maßgeschneiderter Anwendungen für verschiedene Branchen. Warum AWS den Kunden den Zugang zur neuesten KI-Technologie ermöglicht? Der Konzern möchte seinen Marktanteil in diesem Geschäftsfeld erhöhen und die Wettbewerber übertreffen.

Wer wird das Rennen machen?

Insgesamt bleibt es spannend. KI-Anwendungen lassen sich in den unterschiedlichsten Bereichen integrieren und so werden die Lösungen der Big Tech Konzerne viele Abnehmer finden. Experten wie der Bloomberg-Analyst Mandepp Singh schätzen, dass der Markt für generative KI bis 2032 ein Umsatzvolumen von 1,3 Billionen USD erreichen wird. Trotz des aktuellen Wettlaufs wäre der Markt also groß genug, dass hier mehrere große Konzerne dauerhaft mitmischen.

Für unsere Leser und Mitglieder von Der Privatinvestor behalten wir deshalb sowohl Amazon als auch Alphabet, Microsoft und Apple im Auge. Wir stellen diese Unternehmen regelmäßig unserer Königsanalyse und unsere Datenbank verrät, zu welchen Kursen Sie in diese Aktien einstiegen bzw. aussteigen sollten.

Auf gute Investments

Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor


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