Amazon: iRobot ist der nächste Coup

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Die Meldungen rund um den Technologieriesen Amazon reißen nicht ab. Erst kürzlich berichteten wir von anhaltenden Wachstumsinvestitionen des Konzerns – den aktuellen Herausforderungen der Weltwirtschaft und an den Finanzmärkten zum Trotz. Jetzt betritt der Internetgigant die nächste Bühne: Haushaltsroboter. Der Internetriese gab vor knapp zwei Wochen bekannt, das Unternehmen iRobot zu übernehmen.

Wir sehen darin den nächsten cleveren Coup von Amazon. Mit der Akquisition schlägt der Online-Gigant gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn mit der Integration der Wisch- und Saugroboter à la iRobot in das Amazon-Universum erweitert der größte Online-Händler der Welt nicht nur seine Produktpalette sondern auch sein Datenvolumen.


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Für 1,7 Mrd. USD in 40 Mio. Haushalte

Amazon hat für die Übernahme von iRobot ein Kaufangebot von 1,7 Mrd. USD ausgerufen. iRobot ist weltweit die Nr. 1 am Markt für Heim- und Haushaltsroboter. Die Saug- und Wischroboter mit Namen Roomba und Brava putzen bereits in über 40 Millionen Haushalten. Tendenz steigend. Um ihrem Zweck möglichst optimal nachkommen zu können, machen die smarten Geräte neben ihrer Arbeit vor allem eins: Daten sammeln.

Die Roboter verfügen über Lasersensoren und Kameras, um sogenannte Smart Maps der zu reinigenden Räume zu erstellen. Die Geräte wissen also nach einiger Zeit der Nutzung viel über das Zuhause ihrer Besitzer. Wie groß ist die Wohnung oder das Haus? Wo stehen welche Möbel? Wie viele Bewohner gibt es und wann sind sie daheim, wann nicht? Sogar der Besitz von Haustieren wird aufgrund der zu beseitigenden Tierhaare erfasst.

All diese Daten werden nicht etwa auf den Geräten von iRobot selbst gespeichert, sondern an die angeschlossenen Server übertragen. Amazon als einer der größten Datensammler der Welt würde auf diese Weise – sollte die Übernahme gelingen – eine erhebliche Menge an neuen Informationen über die Lebensgewohnheiten seiner Kunden und Zielgruppen erhalten. Die Auswertung und Analyse dieser gesammelten Daten sind für Amazon von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht seine Kunden mit immer passgenaueren Angeboten zu adressieren. 

Der Schlüssel zum Smart Home

Das Segment Heimroboter ist schon für sich interessant, weil die Gesellschaft immer älter wird und Haushaltsroboter perspektivisch einen attraktiven Zukunftsmarkt darstellen. Ein mindestens ebenso wichtiger Kaufgrund liegt für Amazon aber möglicherweise noch woanders: Die smarten Heimroboter von iRobot könnten zukünftig einer der wichtigsten Bausteine im Wettbewerb um den heiß umkämpften Smart-Home-Markt sein.

Die datentechnische „Invasion“ durch Amazon läuft schon seit vielen Jahren und nährt sich aus immer mehr Quellen: Nach welchen Produkten suchen wir im Netz, was kaufen wir, was schauen wir uns an? Welche Musik hören wir bei Amazon Music Unlimited? Welche Fragen stellen wir Alexa? Die Liste ist schier endlos. Die Ergänzung durch das Datenpotenzial via iRobot ist der logische nächste Schritt für den Big-Tech-Konzern auf dem Weg ins smarte Heim seiner Kunden.

Guter Zeitpunkt

Amazon hat keinen schlechten Zeitpunkt für sein Übernahmeangebot gewählt. Der Aktienkurs von iRobot geriet in den letzten zwölf Monaten ordentlich ins Straucheln. Die Aktie stand am 05.08.2022, also vor Bekanntgabe der Übernahmepläne auf Jahressicht über 40 % im Minus.

Für Amazon hingegen läuft es bestens und der ausgerufene Übernahmepreis von 1,7 Mrd. USD ist für den Konzern lediglich „Peanuts“. Amazon generierte im letzten Jahr einen Umsatz von knapp 470 Mrd. USD. Mit einem Umsatzwachstum von 7 % auf 121 Mrd. USD im zweiten Quartal 2022 übertraf Amazon zudem die vorherigen Schätzungen von Analysten.

Die Cloud-Sparte AWS generierte einen Umsatz in Höhe von 19,7 Mrd. USD – die Erlöse wuchsen hier um 33,2 %. Mittlerweile stehen die Cloud-Einnahmen für 16,3 % des Konzernumsatzes. Unterm Strich fuhr der Konzern zwar einen Nettoverlust in Höhe von 2 Mrd. USD ein, dies ist jedoch vor allem auf die starke Wertminderung der Rivian-Beteiligung zurückzuführen. Die Aktie des E-Autobauers musste seit Jahresbeginn Kurseinbußen von rund 67 % hinnehmen. Für das dritte Quartal erwartet Amazon einen Umsatz zwischen 125 und 130 Mrd. USD. Das würde einem Wachstum von 13 bis 17 % entsprechen.

Letzte Hürde: US-Kartellamt

Per Express ins Smart Home – die Übernahme von iRobot durch Amazon könnte ein mehr als cleverer Schachzug für den Technologiegiganten sein. Noch ist der Deal aber nicht in trockenen Tüchern. Die US-Kartellbehörden könnten einen Strich durch die Rechnung machen. Es geht dabei um potenzielle Wettbewerbsverzerrung.

Man möchte verhindern, dass Amazon in der Folge seine nun eigenen Roboter (dann ehemals iRobot) im hauseigenen Marketplace bevorzugt anbieten könnte. In der Vergangenheit wurde dies Amazon schon in mehreren Fällen bei anderen Produkten vorgeworfen.

Dies gilt es noch in einem Prüfverfahren zu klären, bevor die Übernahme unter Dach und Fach gehen kann.

Strategisches Match mit Zukunftspotenzial Der geplante Zukauf des Roboterherstellers passt sehr gut in die grundsätzliche strategische Entwicklungsrichtung des Technologiegiganten. Sowohl auf Hardware- als auch Datenerfassungsebene ist das Thema Haushaltsroboter im Smart Home ein sinnvolles weiteres Puzzleteilchen für den „Verbraucher-Profiler“ Amazon.

Auf gute Investments!

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Ihre Kerstin Franzisi

Chefredakteurin Der Privatinvestor

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